„Wir Katholiken“ kann ich nicht sagen. Denn ich gehöre der Evangelischen Kirche A. B. an — und bin seit mehr als 20 Jahren trotzdem Mitglied der Furche-Redaktion. Das kam so: Am 25. Mai 1946 starb plötzlich der erste Chefredakteur der „Furche“, Dr. Emil Mika. Zwei Tage darnach wurde ich telephonisch zu Dr. Funder, dem Gründer und Herausgeber der „Furche“, in die Strozzigasse eingeladen. Dr. Funder wußte, daß ich mit Dr. Mika befreundet war und einige literarische Essays sowie ab und zu eine Musikkritik für sein Blatt geschrieben hatte. Das etwa einstündige Gespräch
Die Merkwürdigkeiten beginnen mit der Geburt und dem Namen des „Carmen“-Komponisten. Als dieser nämlich am 25. Oktober 1838 in Paris zur Welt kam, erhielt er den kriegerischen Namen Alexandre-Cesar-Leopold. Aber als Bizet — erst anderthalb Jahre später — in der Kirche Notre-Dame de Lorette getauft wurde, nannte man ihn kurz und bescheiden Georges. Der Familienname der Mutter lautete Delsarte. Man findet diesen Namen auch als Delzarte und del Sarte. Wahrscheinlich stammt sie von einem Spanier, der im 16. Jahrhundert mit der Invasionsarmee Karls V. in das Gebiet der heutigen
BRIEFE 1948—1955 UND NACHLESE. Von Thomas Mann. 654 Seiten. Preis DM 34.—. — REDEN UND AUFSÄTZE I und II. Von Thomas Mann. 789 und 826 Seiten, Preis je DM 38.—. — THOMAS MANN. EINE CHRONIK SEINES LEBENS. Von Hans Bürgin und Hans-Otto Mayer. 283 Seiten. Preis DM 29.50. Alle im S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main.
Dieser Artikel ist am 31. Oktober 1947 unter dem Titel „Aufgaben und Schwierigkeiten der Musikkritik“ in der 43. Folge des 3. Jahrgangs der „Furche“ erschienen. Sein Autor hat seither Erfahrungen sammeln können, die nicht immer von positiver Art waren. Er würde heute einiges anders sagen, aber er bekennt sich, nach 18 Jahren, zu allem Grundsätzlichen dieses Beitrags.Die Musikkritik steht zwischen dem Kunstwerk, dem Geschaffenen, und dem Publikum, den Aufnehmenden. Diese Bezeichnung ihres Standortes möge nicht dahin mißverstanden werden, als schöbe sich der Kritiker zwischen das
Die durch Prag fließende Moldau heißt Vitava. Aber das an ihrem Ufer liegende Rudolflnum, offiziell an „Haus der Künstler“ umbenannt, heißt immer noch „Rudolflnum“. Hier ist der Sitz der Tschechischen Philharmonie und damit eines der musikalischen Zentren Prags. In dem großen amphi-theatralischen Saal wurde am 28. Oktober 1918 die Republik ausgerufen. Von 1918 bis 1938 tagte hier das tschechische Parlament. Heute finden im Rudolflnum wieder Konzerte statt. Der größere Saal ist freilich der des „Obecni dum“, des Gemeindehauses, auch Repräsentationshaus genannt. Es liegt in
Entscheidende Phasen des Kampfes um das Musikdrama haben sich in Wien abgespielt. Im Vorwort seines zweibändigen Werkes „Wagners Kampf und Sieg, dargestellt in seinen Beziehungen zu Wien“ klagt Max Morold darüber, daß gerade die auf Wagner bezüglichen Dokumente der Hoftheaterbehörden zum geringsten Teil auffindbar gewesen seien. Diese Lücke wurde im Jahr 1950 wenigstens zum Teil durch einen unerwarteten Fund geschlossen: Im Zuge einer Sichtung des Archivs der Bundestheater, die Direktor Egon Hilbert, deren damaliger Leiter, angeordnet hatte, wurde ein „Akt der Hohen
Zum 100. Geburtstag Debussys am 22. August 1962Claude de France“ nannte ihn nach Vollendung des gemeinsamen Werkes „Le Martyre de Saint-Sebastien“ der Dichter Gabriele d'Annunzio. Und „Musicien francais“ steht auf dem einfachen Grabstein auf dem Friedhof von Passy, wo Debussy gemeinsam mit seiner Frau und seinem TöcfTterchen Chouchou, die ihren Vater nur um ein Jahr überlebte, begraben liegt. Und doch war dieser typisch französische Musiker ein Künstler von europäischem Rang, mehr noch: eine säkulare Erscheinung, durch dessen Werk die gesamte europäische Musik nachhaltig
Gäbe es eine Zeittafel, eine Art synchronistischer Tabelle, auf der die maßgeblichen Werke der Dichtung, des Theaters, der Oper und der bildenden Künste verzeichnet sind, so müßte man wohl feststellen, daß die Oper, das Musiktheater, infolge seines luxuriösen und sehr komplexen Charakters, das „konservativste“ Genre ist. Das durch die moderne Naturwissenschaft, die Tiefenpsychologie im besonderen, die neuere Philosophie und die Dichtung (sowohl in der Lyrik als auch in Roman und Sprechstück) erarbeitete und dargestellte neue Menschenbild findet auf der Opernbühne nur zögernd und
ALLJÄHRLICH IM FRÜHLING erseheint der gtoße Sammelprospekt der „Europäischen Vereinigung der Musikfestspiele“, die ihren Sitz in Genf hat, und zu deren Mitgliedern 22 Festspielstädte aus 12 Ländern gehören. In dem Geleitwort des Heftes für die Saison 1960 hat Denis de Rougemont die folgende Definition gegeben:„Bin Festival ist zunächst ein Fest, etwas Außergewöhnliches, das sich aus der Programm-Routine des Winters heraushebt und eine ganz besondere Atmosphäre zu bilden . hat, zu der nicht nur die Qualität der einzelnen Werke und die ihrer Wiedergabe beitragen, sondern auch
Als im Oktober 1956 die Hunderttausend aus dem brennenden Budapest flüchteten, hätte ein überirdisches, von oben herabblickendes Auge in dem sich westwärts bewegenden Strom als winzige schwarze Punkte auch einige hundert Musiker, manche von ihnen mit Instrumenten im Arm, wahrnehmen können. Sie alle strömten über die burgenländische Grenze nach Oesterreich herüber, für die meisten war das Ziel Wien. — Hier, an einem grauen Vormittag, begegneten wir den ungarischen Musikern zum erstenmal, und zwar in einem Proberaum der Wiener Philharmoniker im Musikverein. Da standen sie, meist
Hofmannsthal war der Erbe des reichen und vielgestaltigen Kulturbesitzes der alten Monarchie. Zu diesem gehörten Italien und Spanien nicht weniger als das Wien des 17. und 18. Jahrhunderts. Unter den Dichtern der Romanitas, mit denen er sich beschäftigte und die für sein Werk Bedeutung hatten, nimmt Calderon eine besondere Stellung ein: Vom „Kleinen Welttheater” bis zum „Turm” kann man Calderons Einwirkung auf Hofmannsthal nachweisen.Bereits in einer gereimten Epistel des jungen Hofmannsthal an Richard, Beer-Hofmann aus dem Jahre 1892 finden wir den Vers des großen Spaniers, den
Es war ein großer Augenblick, eine Sternstunde der deutschen Operngeschichte, als am Abend des 12. Juni 1917 unter Bruno Walters Leitung zum erstenmal im Prinzregententheater zu München die „Palestrina”-Musik erklang. Im vorletzten Jahr eines Krieges, der für die wissenden Deutschen schon verloren war, wird, nach Ueberwindung unzähliger Schwierigkeiten, einem ergriffenen Publikum das opus magnum eines noch nicht 50jährigen Komponisten vorgestellt. „Wir haben gestern”, so schrieb unter dem unmittelbaren Eindruck des Ereignisses Münchens bester Musikkritiker, der unvergeßliche
Allgemeine Enzyklopädie der Musik. Unter Mitarbeit zahlreicher Musikforscher des In- und Auslandes herausgegeben von Friedrich Blume. — Band 5 (Ge bis Ha). Mit 80 Bildtafeln, 3 Farbtafeln, 590 Textabbildungen, 143 Notenbeispielen und 6 Tabellen. Im Bärenreiter-Verlag, Kassel und Basel. I bis X Seiten Abkürzungen, 1952 Spalten Text, XI bis XVIII Inhaltsverzeichnis
Die „Kleinen Geschenkbücher” des bekannten Münchner Verlages, deren Texte von wählerischer Hand zusammengestellt und bibliophil ausgestattet werden, bedürfen keiner Präsentation und kaum mehr einer Empfehlung. Es ist die Reihe für den geistig und ästhetisch anspruchsvollen Leser. Erfreulich, daß man sich nicht auf Belletristik beschränkt, sondern den literarischen Essay, das Porträt, die Künstlermonographie und ausgewähltes Musikschrifttum einbezog.„Streich leise Saiten, Musikant” enthält durch die Musik inspirierte Lyrik aus allen Weltsprachen und Epochen, hochberühmte,
Verlag und Herausgeber haben sich, als sie diese zweibändige Dünndruckausgabe projektierten, eine fast unlösbare Aufgabe gestellt. Das gesammelte Werk Hauptmanns umfaßt (in der Ausgabe letzter Hand) 17 Bände, in denen sich nur wenig Fragmentarisches und zu Bagatellisierendes findet (hierin dem Goetheschen nicht unähnlich). Eine volkstümliche Auswahl wird vor allem die „berühmten” Werke vollzählig und vollständig bringen — und daher zwangsläufig auf viel Hochinteressantes verzichten müssen, das der dichterischen Gestalt erst alle Farben und Dimensionen verleiht. Wie also hat
„Zar Igor“ — so hat einmal der Freund und Kollege Arthur Honegger den Komponisten Strawinsky genannt. 1913 hatte dieser mit dem „Sacre du Printemps“ die Satztechnik, den gesamten Stil einer Musikergeneration umgeworfen. Seither herrscht „Zar Igor“, der „weiseste und willensstärkste“ aller zeitgenössischen Komponisten. „Mit immer neuen Waffen lieferte er Schlachten, mit denen er seinen Widersachern Niederlagen bereitete, seinen Verbündeten aber neue Durchblicke eröffnete.“ Diese phänomenale, das heißt unmittelbarsinnlich in Erscheinung tretende Wandlungsfähigkeit
Begegnungen mit Menschen, Büchern und Städten. Von Stefan Zweig. S.-Fischer-Verlag. 449 Seiten. Preis 19.50 DM.Diese Sammlung von 42 Essays wurde noch von Stefan Zweig selbst, und zwar 1937 in London, zusammengestellt. Er unterzog sich der Arbeit, wie er im Vorwort schreibt, nach langem Zögern. Es lag ihm fern, eine Einheit vorzutäuschen, die nur bei Aeußcrungen einer „zeitüberdauernden Persönlichkeit“ gegeben wäre. Diese sich selbst zuzuerkennen, sei er nie eitel genug gewesen, aber „dreißig Jahre literarischer Weltbetrachtung bedeuten in sich einen geschlossenen Block Zeit.
Das Mannsche Haus war kinderreich. Drei „Pärchen“ wuchsen dort auf und starteten, zu verschiedenen Zielen, in die Welt. Klaus und Erika, die beiden Aeltesten, haben da und dort einiges Familiäre zum besten gegeben (Klaus vor allem, das Sorgenkind, in dem Lebensbericht „Der Wendepunkt“). Von Monika Manns Schriftstellerei war bisher nichts bekanntgeworden. Sie nennt ihr Buch „Vergangenes und Gegenwärtiges“ und meint damit das eigene Leben. Aber es ist ganz natürlich, daß sie vor allem vom Vater berichtet. Wichtig zu wissen ist jedenfalls, daß dieses Buch vor Thomas Manns Tod
Im April 1945 schrieb Richard Strauss aus Garmisch an Dr. Karl Böhm einen sechs Seiten langen Brief, den er „als eine Art Testament: mein künstlerisches Vermächtnis“ bezeichnet und der sich mit der „Bedeutung der Oper und ihrer von mir erhofften -Zukunft, besonders in Wien, dem Kulturzentrum Europas“ befaßt. (Eine Faksimile-Wiedergabe dieses Schriftstückes findet sich in der zur Wiedereröffnung der Wiener Oper im November 195 5 herausgegebenen Festschrift.) Im ersten Teil gibt Strauss „im Lapidarst“ eine Uebersicht über die Entwicklung der abendländischen Musik:„Von Joh.
Der zweiten Auflage seines „Deutschen Lesebuches“ hat Hofmannsthal, vor genau dreißig Jahren, eine Reihe „Gedenktafeln“ beigefügt, „in der Hoffnung, durch diese kurzen biographischen Angaben und den Hinweis auf ihre Hauptwerke manche edle geistige Gestalt, ehe ihre Umrisse für die Nation völlig verdämmern, ins Gedächtnis der Aufnehmenden kräftiger zurückzurufen, damit der Reichtum, der noch unser Besitz ist, den heraufkommenden Generationen nicht als eine Armut überantwortet werde“. Im Sammeln, Heraufholen, Beschwören und Verlebendigen des Vergangenen treffen sich der
Vor etwa fünf Jahren zitierte Frank Martin in einem Essay über die „Erfahrung des Schöpferischen“* ein Wort Paul Valerys: „Was nur für einen allein Wert hat, ist nichts wert.“ Damals schon war eine ganze Reihe Martinscher Werke, etwa das weltbekannte Oratorium „Der Zaubertrank“, seine Vertonung der „Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“, die „Petite Symphonie Concertante“ oder die geistlichen Oratorien „In Terra Pax“ und „Golgotha“ für viele Menschen von Wert. Diese Erfolge in den Konzertsälen vieler Länder sind um so erfreulicher, da Martin
Musik. Geschichte ihrer Deutung. Von Dr. Hermann Pfrogner. Verlag Karl Alber, Freiburg. XIV und 420 Seiten. Preis 26 DM.Das in der Reihe „Orbis Academicus, Problemgeschichte der Wissenschaft in Dokumenten und Darstellungen“ erschienene Werk beinhaltet eine Auslese der wesentlichen Aussagen über die Musik von den Anfängen (China) bis in die jüngste Vergangenheit (Arnold Schering), verbunden durch knappe, inhaltsreiche Einleitungen und kurze Zwischentexte. Da in der Frage nach dem innersten Wesen der Musik immer auch die nach dem Wesen des Menschen mitschwingt, spiegelt sich in diesen
Im Jahre 1936 erschien in einem Schweizer Verlag ein Buch mit dem merkwürdigen Titel „Nachlaß zu Lebzeiten“. Der Herausgeber seiner eigenen posthumen Schriften, Robert Musil, war damals 56 Jahre alt, und es bleibt offen, ob Selbstironie und Verbitterung ihn diesen Titel wählen ließen oder eine grundsätzliche Abneigung gegen richtige „Nachlässe“, deren Veröffentlichung häufig von Geschäftigkeit und Geschäftsgeist unter dem .Vorwand einer — freilich übel angebrachten — Ehrfurcht veranlaßt wird. Nicht umsonst habe das Wort „Nachlaß“ einen verdächtigen Doppelgänger
Vierzig Jahre nach der Uraufführung im Deutschen Theater in Berlin (1911) wurde jetzt — im Theater in der Jo6ef6tadt — zum erstenmal Hofmann6thals Lustspiel „Cristinas Heimreise“ vollständig gegeben, das heißt: m i t dem vierten Bild (dritten Akt), den Max Reinhardt seinerzeit gestrichen hatte, wodurch die Tendenz de6 ganzen Stückes nicht nur verändert, sondern geradezu verfälscht worden war.Will man die Bedeutung der Lustspiele im Gesamtwerk Hofmannsthals richtig würdigen, so mag man sich zunächst vergegenwärtigen, daß neben dem Bogen der Dramen und Tragödien (angefangen
Spezialistentum und Zweckstudium, die Trennung der Naturwissenschaften von den Geisteswissenschaften, die Hilflosigkeit neuauftauchenden Disziplinen gegenüber, schließlich die Lücken im Allgemein- und Grundwissen haben an den westdeutschen Universitäten eine lebhafte Diskussion darüber ausgelöst, wie diesen Mängeln abzuhelfen sei. Im Hintergrund steht — mehr als die Sorge um Allgemeinbildung! — der Vorwurf, daß die Universität zu wenig dazu beisteuere, um Menschen heranzubilden, die ein begründetes eigenes Urteil zu fällen befähigt sind, wenn eine verantwortliche Stellungnahme
Ein sehr lebhaftes und vielstimmiges Edio löste das dem Unterrichtsministerium unterbreitete „Forderungsprogramm österreichischer Komponisten“ aus, welches folgende Hauptpunkte beinhaltet: In unseren Konzert- und Opernspielplänen, einschließlich denen der Salzburger Festspiele, ist das Schaffen der lebenden einheimischen Komponisten mehr zu berücksichtigen, als bisher. Für die Durchführung dieser Forderung wird eine „gesetzliche Regelung“ vorgeschlagen, nach der bei Aufführungen ernster Musik die Hälfte der urheberrechtlich geschützten Werke österreichischen 'Ursprungs sein
„Das Salzburger Land ist das Herz vom Herzen Europas. Es liegt halbwegs zwischen der Schweiz und den slawischen Ländern, halbwegs zwischen dem nördlichen Deutschland und dem lombardischen Italien, es liegt in der Mitte zwischen Süd und Nord, zwischen Berg und Ebene, zwischen dem Heroischen und dem Idyllischen; Salzburg liegt als Bauwerk zwischen dem Städtischen und dem Ländlichen, dem Uralten und dem Neuzeitlichen, dem barocken Fürstlichen und dem lieblich ewig Bäuerlichen. Mozart ist der Ausdruck von alledem. Das mittlere Europa hat keinen schöneren Raum, und gerade hier mußte
So wie nach dem Dreißigjährigen Krieg die Sonette des Gryphius, die Gedichte Paul Gerhardts und die Musik von Heinrich Schütz die Unzerstörbarkeit des Geistes in allen Untergängen bezeugten, so klingt auch heute, nach Jahren des Verstummens, die reine Stimme der Dichtung wieder auf. Unter dem Himmel der Schmerzen, in der Verzweiflung und der Verlassenheit, war diese Stimme nicht ganz verstummt. Sie war nur leiser und dunkler geworden. Doch sie rief und mahnte, tröstete und verdammte darum nicht weniger eindringlich; ja, man kann sagen, daß den Stimmen der Dichter — den wenigen, 'die
„Um angemessen über Claudel zu sprechen, müßte man alles auf einmal sagen und sein gesamtes Werk ausbreiten: in seinem Reichtum, in seiner unendlichen Vielfalt und seiner tiefen Einheit. Besser freilich wäre es, zu schweigen.“ So schreibt einer der frühesten Biographen und Landsmann des Dichters, Jacques Riviere. In der Tat ist Claudels Person und Werk, welches fremdartig wie ein Findlingsblock in der französischen, ja in der gesamten neuen europäischen Literatur steht, mit wenigen Worten nicht zu umschreiben. Der 1868 Geborene wuchs in aufklärerischer Umwelt auf; als er 1883 mit
In dem Zyklus „Ausländische Meisterdirigenten“ interpretierte der englische Dirigent italienischer Abstammung John Barbirolli mit den Philharmonikern die „En i g rh a“ - Va r i a t i o n e n von Edward Elgar. 1857 geboren und 1934 gestorben, steht Elgar zwischen zwei musikalischen Epochen. Die vor allem während der Klassik und Romantik beliebte Form der Variation bereichert Elgar um ein sehr gepflegtes Stück, das allerdings, mehr durch die Qualität seiner Dar-stellungsmittcl als durch Ursprünglichkeit und Genialität der Eingebung fesselt. Neu an dem unter Hans Richter 1899. in
Unter den romanischen Literaturen nimmt die rumänische eine besondere Stellung ein. Wer ihr Wesen erkennen und ihre auf den ersten Blick fremdartigen Züge richtig deuten will, muß sich ihre Grundlagen und ihre Entwicklung vergegenwärtigen. Das Gebiet des heutigen Rumänien war ursprünglich von Dako-Thraziern bewohnt und wurde von den Römern kolonisiert. Seit dem 5. Jahrhundert wurde der kulturelle Einfluß Roms sdiwächer, und Byzanz begann auf die Dako-Romania einzuwirken. Der griechisch-orthodoxe Glaube war ein Wall gegen westliche Strömungen, und orientalisch-byzantinische
In dem ersten Konzert, bei dem uns französische Musik durch einen französischen Dirigenten vermittelt wurde, erklang auch ein Werk des vor wenigen Monaten bei uns noch völlig unbekannten Olivier M e s-s i a e n. Ein Werk, das schon durch seinen Titel auffiel und sich keiner uns bekannten Richtung oder Schule der französischen Musik einordnen ließ. Nach einer Einleitung, die „tumultuoso“ alle chaotischen und dämonischen Kräfte zu beschwören schien, legte der Dirigent den Stab plötzlich aus der Hand und zelebrierte den folgenden reinen Streichersatz wie eine Vokalkomposition. Und es
Um die Jahrhundertwende kam, ähnlich wie bei ihren Schwenerkünsten Malerei, Tanz und Dichtung, Bewegung in das ver hältnismäßig stabile Gebäude der Musik. Nicht, als ob dies zum erstenmal oder plötzlich geschehen wäre: immer schon hat es Neuerungen und ' Revolutionen gegeben, in jeder Epoche wurden neue Räume entdeckt und erschlossen. Diesmal aber wurden die Fundamente erschüttert und verändert. Wir sagen dies nicht, nachdem wir neue Partituren studiert oder in musiktheoretischen Werken nachgelesen haben, was denn eigent lieh geschehen sei, sondern wir gehen von dem Eindruck und dem