Sind wir eitel? fragten wir unsere Leser in der Weihnachtsausgabe vor zwei Jahren, als wir in diesem Blatt unter dem Titel „Kleiner Furche-Almanach“ die Chronik unserer Zeitung von ihrer Gründung durch Dr. Friedrich Funder bis Weihnachten 1966 aufrollten. Wir glaubten, diese Frage mit Fug und Recht verneinen zu dürfen. Die ungewöhnliche Vorgeschichte, die abenteuerliche Gründung der Zeitung, ihre eigentümliche Form und Thematik haben bisher nicht nur das Interesse der Leser, sondern auch der Fachwelt des In- und Auslandes sowie der Zeitungsstudierenden beansprucht. Besonders das
Dieses Bild! Vor mir liegt ein Dutzend anderer, jüngerer und älterer: dieses Bild aber der nunmehr am 27. Juni siebzigjährigen Alja Rachmanowu = v. Hoyer, der rassige Pagenkopf, die Augen voll Leid und Liebe, ein Ab- und Sinnbild der Zeit, wird eingehen in die Literatur- und Kulturgeschichte unserer Tage.Geboren im Kaukasus, österreichische Staatsbürgerin als Gattin des Salzburger Latinologen Prof. Dr. Arnulf v. Hoyer (der als Übersetzer ihrer russischen Urmanuskripte an ihrem literarischen Werk hervorragenden Anteil hat), seßhaft zuletzt in der Schweiz (Ettenhausen bei Aadorf, Kanton
Die obligate HalbjahrskriseEs ist ein eigentümliches Gesetz für neu gegründete Zeitungen, häufig nach sechs bis zwölf Monaten in eine Bestandeskrise zu treten, die viele Blätter überhaupt nicht überleben. In der Krise machte das „Kleine Volksblatt” keine Ausnahme. Viele Umstände wirkten dabei mit, daß das „Kleine Volksblatt” nach sechs Monaten in dieses Fieber hineinschlitterte. Darüber berichtet der nachmalige Verwaltungsdirektor Dr. Prochazka:„In dieser prekären Situation wurde an Stelle des pensionierten alten ein neuer Direktor auf dem Inseratenwege gesucht. Unter 29
IV .Der DruckfehlerteufelDie Geschichte der Presse begleiten zwei Teufelchen, von denen dęr erstere, der Druckfehlerteufel, vermutlich so alt wie die Zeitung selbst . ist.Über sein boshaftes Wirken kursieren allerorts unzählige Anekdoten. Sie zeigen — eine Fundgrube für den Psychologen! — die merkwürdige Tatsache auf, daß der Druckfehlerteufel, hierin ein waschechter Teufel, einen deutlichen Hang zu sexueller Zweideutigkeit hat.So war in einer vielgelesenen Wiener Zeitung noch vor der Jahrhundertwende über die Teilnahme des Kronprinzen an einer Veranstaltung zu lesen: „Unter den
Mitarbeiter und RubrikenNach dem Konzept des Chefredakteurs Mailler war dem Kunstteil der Zeitung ein — mit Ausnahme der von ihm früh erkannten „Massenkunst" Film — begrenzter Raum zugedacht. Trotzdem erstaunt heute, wie viele Mitarbeiter von Rang und Namen ihre Feder dem „Kleinen Volksblatt“ zur Verfügung stellten: im Theaiterfach Prof. Dr. Waller Neuwirth (von 1929 bis 1937), dem auch die undankbare Aufgabe zufiel, das neue Blatt in den mißtrauischen Sekretariaten der Wiener Theater zur Rezensionskartenbelieferung einzuführen: der früh verstorbene Dr. Rolf Kindermann und lange
Die RedaktionDie Chronik einer Zeitung ist nicht selten auch diie Geschichte der Persönlichkeiten und Personen ihrer Redakteure und Mitarbeiter. Die Schwerpunkte einer volkstümlichen Zeitung wie des „Kleinen Volksbiat- tes“ zur Zeit seiner Gründung lagen bei dem Hirn des Blattes: dem Chefredakteur, dem Herzen: dem Zeichner und seinem Stab, der Lunge des Blattes: der Lokalredakition, und dem Nerv: der Werbung. Es möge sich ailso niemand verletzt fühlen, wenn der Chronist gerade an diesen Stellen länger als anderswo verweilt. Die enormen Verdienste der rührigen Verwaltung sind
Dieser Veröffentlichung, die durch die Diskussion um das „Volksblatt" zur Jahreswende aktuell ist, liegen neben den persönlichen Erinnerungen des Verfassers auch dankenswert ausführliche Dokumentationen noch lebender Mitarbeiter des „Kleinen Volksblattes“ von 1929 bis 1944 zugrunde. Sie konnten natürlich nur auszugsweise verwendet werden, bilden jedoch einen wertvollen Bestand des Herold-Archives und einen Beitrag zur Zettungs- und Zeitgeschichte.JL.Die Nacht zum 27. Jänner 1929 ist nicht wie jede andere. Sie ist eine der kältesten des Jahrhunderts — zwei Wochen später wird das
Wenn wir auf die sprachliche Wurzel des Wortes „katholisch“ (griechisch ,,kath' holous“ = für alle) zurückgreifen und die (heutige) Bedeutung des Wortes „pluralistisch“ als die gegenseitige Duldung beziehungsweise Achtung verschiedener Lebenskreise und Gestaltungskräfte der Gesellschaft ansehen, die sich nicht total in eine einzige Grundordnung pressen lassen, so fällt eine gewisse Berührung ins Auge. Eine völlige Identifikation ist nicht möglich, nicht etwa wegen der Mission der „alleinseligmachenden Kirche“, sondern, weil eben auch die anderen Meinungen und Weltbilder
Festgelegte Begegnungen der Presse irniit Filmdarstellern haben ihre Geschichte. Die Pressechefs der Verleihfirmen zittern davor, denn sie wissen niemals, ob und wieweit auch eine bestens vorbereitete Veranstaltung gelingt. Dahinter steht die Frage auf, was denn eigentlich der Künstler vor solchem Forum au sagen hat, noch schärfer: ob er der beste Beurteiler seines eigenen Werkes ist oder nicht gerade hierin der Bef angernste ist.Als Emil Jannings noch labte, schickte es sich einmal, daß er im Wiener Deutschen Volkstheater auftrat und sein jüngster Film „Stürme der Leidenschaft“
Der untenstehende Brief entstand aus der Korrespondenz des Unterzeichneten mit einem Freundschaftsehepaar der Dichterin, das für Paula Grogger viel Geduld und Liebesmühe aufbringt, jeweils große Postschulden abbaut und Manuskripte ins reine tippt. Die Bitte um neue Informationen für den 75. Geburtstag Paula Groggers am 12. Juli wurde mit vierzehn (!) tadellos geschriebenen Maschinschriftseiten beantwortet, die Paula Grogger anfangs diktiert, später handschriftlich entworfen hat. Sie wendet sich damit an eine „Freundschaftsredaktion“, die schon seit Staatsrat Dr. Funder viele
Der Tod des österreichischen Filmregisseurs Georg Wilhelm Pabst trifft uns in einem Augenblick, da unsere wenigen anderen Großen des Films heimgegangen sind oder grollend im Hintergrund stehen, der Nachwuchs sich aber vor leeren Wiener Hallen sieht, soweit diese noch nicht verramscht sind.Pabst gehört mit Sternberg, Stro-heim und Lang zu den großen alten Vier des österreichischen Films von Weltrang — er hat in Wien, Deutschland, Frankreich und Italien gefilmt, in Amerika geschauspielert und Theaterregie gelerntaßibxii; tutGeboren ist er als echter Wiener im alten Böhmen (27. August