Daß im Rahmen des Jubiläums „150 Jahre Akademie für Musik und darstellende Kunst in Wien" der zwar jüngsten, aber in rasantem Aufschwung zu einer ihrer wichtigsten Sparten gewordenen „Abteilung für Kirchenmusik" besondere Bedeutung zukommt und auch zugemessen wird, betonte Präsident Dr. Hans Sittner in der Eröffnungsrede der von dieser Abteilung veranstalteten Woche der Musica sacra; der Verlauf der Veranstaltungen, die als Ereignisse bezeichnet werden können, rechtfertigte in überzeugendster Weise diese Wertung. Gottesdienste, Konzerte, Vorträge, Orgelvorführungen und
Kaum ein Gebiet der Musik ist so sehr von Problemen und Widersprüchen erfüllt wie die Kirchenmusik. Einerseits zur Mitgestaltung des Gottesdienstes (nicht etwa bloß zur Verschönerung) berufen und selbst ein Bestandteil der Liturgie, ist sie anderseits den sehr Weltlichen Prozessen zeitlicher Formund Stilentwicklung und schon darin sehr verschiedenen Beurteilungen ausgesetzt. Ihr kirchliches Wertmaß steht in ihrer Beziehung zum gregorianischen Choral, der Eigenmusik der Kirche, unverrückbar fest, wird aber samt den daraus erfließenden Ergebnissen oft nur mit dem Munde anerkannt,
Von Anfang an hat die liturgische Erneuerungsbewegung die Kirchenmusik grundlegend beeinflußt, nie aber stärker als gegenwärtig, da aus den schüchternen Versuchen und Erprobungen Gültiges gewachsen ist und unaufhaltsam durchbricht. Unbeirrbarer Wille zur Teilnahme des Volkes an den liturgischen Gesängen, nicht nur in der Volkssprache, sondern auch beim lateinischen Amt, zwingt die Komponisten zu einfacherer Struktur, zu schlichten musikalischen Formen, die neben den symphonischen Gebilden Mozart- scher und Brucknerscher Kirchenmusik sich, unscheinbar ausnehmen, weshalb sie vielerseits
Auf der ersten Seite des Geleitbuches zum IV. Internationalen Kongreß für katholische Kirchenmusik in Köln standen, an die Kirchenmusiker gerichtet, die Petrusworte: „Ihr seid ein auserwähltes Priestertum und ihr sollt die Wundertaten dessen verkünden, der euch aus der Finsternis zum Licht berufen hat.” Durch diese hohe Voraussetzung, ebenso wie durch die ihr entsprechende geistige Haltung und Dynamik wuchs der Kongreß schon bei seiner Eröffnung hoch über den Rahmen einer bloß musikalischen Angelegenheit hinaus. Man begriff mit Ehrfurcht, daß über Kirchenmusik nicht
Das Wiederaufgreifen alter Formen ist eine der wichtigsten Quellen musikalischer Erneuerung. Nach der nahezu bis zur Auflösung reichenden Lockerung formaler Elemente, die seit den Tagen der Romantik und des Impressionismus sich immer mehr ausbreitete, sind seit geraumer Zeit gegenteilige Strömungen wirksam, die im energischen Zurückgreifen auf formale Strenge die Musik, die vor allem „tönend bewegte Form“ ist, wieder in ihrem eigentlichen Sinn erneuern, aus ihrem eigenen Wesen heraus beleben wollen.An diesem bewegten Leben einer nicht immer geradlinig verlaufenden Entwicklung hat die
Die rapide Neulanderoberung der Musik, ihr Vordringen in Gebiete, die dem musischen Zentrum mehr oder weniger ferne sind, ihre technische Ueberrundung, ja ihre stilistische Spezialisierung in serielle, punktuelle, elektro- gene Komposition, in Systeme, darin wohl noch gleichsam das Uhrwerk vom Komponisten erfunden wird, sein Ablauf jedoch außerhalb seines Willens sich vollzieht und Klang nur noch Zufall wird — eine solche Entwicklung berechtigt gewiß zu der Frage, wie weit die Kirchenmusik, vor allem die gottesdienstliche, daran Anteil hat, haben kann und haben darf. Gewiß soll und darf
Das Ideal des kirchenmusikalischen Schaffens der Jungen ist eine Musik, die in Voraussetzung und Wirkung dem Gregorianischen Choral möglichst nahekommt; die eine liturgische Funktion ausübt (nicht Dekoration), sich als liturgisches Gebet ihrer Funktion bewußt ist, dem Worte dient und es nicht als Vo-kalise mißbraucht. Daß damit keinem Puritanis-mus das Wort geredet ist, beweisen die melis-matischen Gesänge, Jubilationen usw. des Chorals. Dabei darf und soll die Kirchenmusik auch im Rahmen ihrer liturgischen Funktion mit allen gottgegebenen Mitteln, also auch mit den modernsten der Musik,
In dfr Summe und Vielfalt nicht weniger als in der Auswahl scheint diese Jahresernte des Musikverlages Alfred Coppenrath eines der bedeutendsten Editionswerke sakralmusikalischen Lebens der Gegenwart darzustellen; ist gleichsam ein Spiegel der Qualitätsreihen wie der praktischen Bedürfnisse, seigt die Vorderfront der Entwicklung ebenso auf als den Mittelweg der chorischen Verhältnisse und übergeht uch die kleinen Voraussetzungen nicht, mit denen kleint Landchöre eben auskommen müssefc.Pachelbel (gestorben 1706) „Tröste uns, Gott“ und „Singet dem Herrn“ (beide für Doppelchor),
In den repräsentativen Räumen des Palais Auersperg tagte, wie bereits berichtet, vom 22. bis 27. April der Weltkongreß der Katholischen Internationalen Vereinigung für Rundfunk und Fernsehen (UNDA). Delegierte aus aller Welt, von Paris und Amsterdam bis zu den Antillen und Chile, waren in diesen Tagen zu verantwortungsvollen Vorträgen und Beratungen versammelt, dem Worte Gottes die modernen Verkündigungsmittel zu sichern. Bereits in der Eröffnungsansprache betonte Kardinal-Erzbischof Dr. Innitzer die Forderungen der Kirche an Rundfunk und Television, während Unterrichtsminister Dr.
UNDA bedeutet keine Abkürzung, sondern ist das lateinische Wort für Welle, das die Katholische internationale Vereinigung für Rundfunk und Fernsehen als leicht übersetzbare Titelbezeichnung gewählt hat. Diese junge, zahlenmäßig nicht große Vereinigung sieht ihre Aufgabe in der Herstellung von Verbindungen zwischen den katholischen Arbeitsgruppen der verschiedenen Länder und deren Austausch von Erfahrungen zu gegenseitiger Hilfsbereitschaft. Sie vertritt Rundfunk und Television auf internationalem Gebiete und fördert die Zusammenarbeit mit ähnlich ausgerichteten Institutionen des
Neue Schubert-Dokumente. Von Otto Erich Deutsch. Verlag Hug & Co., Zürich. 40 Seiten.Dies Heftchen ist in erster Linie eine Ergänzung zu des Verfassers 1914 erschienenem Buch „Franz Schubert. Die Dokumente seines Lebens und Schaffens“. Es faßt die seither entdeckten, meist noch unveröffentlichten Funde zusammen und ist als erstes Heft einer Fortsetzungsreihe gedacht. Da sie ohne Zusammenhang mit dem Buche nicht ohne weiteres verständlich wären, sind ihnen kurze Erläuterungen beigefügt. Damit bilden sie auch für den neu hinzukommenden Leser eine Fundgrube interessantester
Aus der Fülle sakralmusikalischer Veranstaltungen, die sich um das engere Programm des II. Internationalen Kongresses für katholische Kirchenmusik gruppierten, sind einige ihrer besonderen Bedeutung wegen hervorzuheben. Friedrich R er dingers Oratorium „Der siebenfache Strom" (Uraufführung) behandelt die Gnadenwirkung der sieben Sakramente. Die gesunde und sehr gekonnte Musik, mit schönen Gesanglinien und farbenreicher Instrumentation, bleibt leider im Romantischen stecken und weist keine neuen Wege. Noch viel weniger tut dies der Text, eine unbekümmerte Mischung von naiven Reimen und
Wissenschaftliche und künstlerische Ergebnisse des 2. Internationalen KirchenmusikkongressesMit der Auszeichnung, als erste Stadt nach Rom (1951) zu einem Internationalen Kongreß für katholische Kirchenmusik einladen zu dürfen, wurde Wien die große Aufgabe anvertraut, die geistigen, religiösen und künstlerischen Voraussetzungen für eine so weltumspannende Veranstaltung zu schaffen. Soweit die Lösung dieser Aufgabe in menschlichen Kräften gelegen ist, kann gesagt werden, daß Wien ihr gerecht geworden ist. Die Huldigung der Nationen für Pius X., den heiligen Vater des Motu proprio,,
Der Begriff „N e u e Kirchenmusik" will weder einschränkend, noch verallgemeinernd gedeutet werden. Er bezeichnet nicht die Neutöner als solche, noch das zeitgenössische Schaffen als solches, sondern vor und über allem andern die sich im Sinne der liturgischen Erneuerung vom Dekorativen und rein Gefühlsmäßigen wieder zum Kultisch-Funktionalen neigende Ausdrucksweise, wie sie im gregorianischen Choral vollendet vorgebildet ist und sich in der altmeisterlichen Polyphonic räumlich auslebt. Damit sind bereits die geistigen und künstlerischen Quellen genannt, von denen sie ihre
Der bereits im Editionswerk des Vorjahres profilierte Grundgedanke, vor allem den kleinen, in ihren Möglichkeiten begrenzten Kirchenchören eine gegenwartsverbundene Erneuerung ihrer Programme und Archive zu ermöglichen, tritt in der Jahresernte 1953 noch stärker und bestimmender in Erscheinung. Es geht nicht um Spitzenwerke des kirchenmusikalischen Schaffens, sondern um praktisch-erzieherische, vom Festgefahrenen zum Neuen brückenschlagende Musik, nicht um das höchste Ziel, sondern um die Bewegung dahin. Diese gebieterische Notwendigkeit der Entwicklung erkannt und gefördert zu haben,
Seit 1939 in Dresden unter Dr. Karl Böhm Heinrich Sutermeisters Erstlingsoper „Romeo und Julia" uraufgeführt wurde, steht der 1910 geborene schweizerische Pfarrersohn, der in München bei Courvoisier, Pfitzner und Orff seine Studien vollendet hatte, als eine der verheißungsvollsten Musikerpersönlichkeiten der mittleren Generation im hellen Licht der Rampen und der Scheinwerfer. War auch die „Zauberinsel" nach Shakespeares „Sturm", die 1942 in Dresden herauskam, nicht ganz so erfolgreich wie „Romeo und Julia", so wiederholte sich doch deren aufsehenerregender Erfolg 1948 in
Mozart ist immer der modernsten Komponisten einer, was gelegentlich sogar klanglich zu beweisen ist wie in der Komposition „Ein musikalischer Spaß", K. V. 522, die gerade in ihren „spaßigsten" Stellen über das bloß Spaßige weit hinausreicht, wozu es allerdings einer so geistreichen Wiedergabe bedarf wie durch das Kammer- Orchester der Konzerthausgesellschaft unter Michael Gielen. „Spaßig" übrigens zu denken, welch klangliche Kombinationen Mozart unter den heutigen, Voraussetzungen ..gefunden hätte. Er. .würde gewiß ebenso beschimpft wie andere Zeitgenossen — und sich
Für die Erstaufführung von Monteverdi „Magnificat" in den Philharmonischen Konzerten hat der Dirigent Mario Rossi die Bearbeitung von Ghedini gewählt, die der barocken Grandezza dieser Musik manche Feinheiten und allen Duft opfert und in der ständigen Ueberschwertheit von Orchester und Chor das eigentümliche Profil verwischt. Allerdings schuf das ausgewogene Wechselspiel zweier einmaliger Klangkörper Philharmonisches Orchester und Staatsopernchor einen erlebnishaft starken Eindruck. — Dem Persönlichen und Unmittelbaren zugewandt, somit im Gegensätzlichen gesteigert, wurde das
Die Kantate „Von deutscher Seele" ist aus einem Liederspiel nach Eichendorff-Gedichten für Singstimmen und Klavier entstanden und kann, neben „Palestrina", als das charakteristischeste Werk Pfitzners gelten. In Eichendorfl begegnet der Komponist jener Welt, der er wahlverwandt und von eh und jeh verbunden war, es ist — nach einem Wort des Pfitzner-Biographen Hans Rutz — „jene ewige, jenseits einer geschichtlichen Periodik stehende Romantik als eine künstlerische Grundstimmung", die sich zusammensetzt aus Vergänglichkeitsgefühl und Todesahnung, poetischer Schwärmerei und
Ein Schubert-Festkonzert der Chorvereinigung „Ju n g -W i en" unter Professor Leo Lehner vermochte in der Tat durch unbekannte Schubert-Chöre zu überraschen, wie „Entra Puomo..und die durch Dr. Fritz Racek glücklich ergänzte Introduktion aus der Oper „Sakuntala", darin man bereits der Kopfmelodie aus der D» » ’vhcn Messe begegnet. Bedeutender war die sehr repräsentative Wiedergabe der F-dur-Messe, der ersten großen Kirchenmusik des Siebzehnjährigen, die zugleich den ersten vollen Akkord sakraler Romantik darstellt. Der mehr allgemein-frommer Stimmung als liturgischer Funktion
Der Tag der Kirchenmusik stand dieses Jahr im Zeichen einer besonderen Feierlichkeit: dem goldenen Jubiläum des „Motu proprio“, jener Bulle Papst Pius X., die man als das kirchenmusikalische Gesetzbuch bezeichnen kann. Ihre säkulare Bedeutung, die, der gottesdienstlichen Musik wiedergab, was ihrer ist, und was ihr durch die Einflüsse ihrer weltlichen Schwester vielfach verloren gegangen war, findet im sakralmusikalischen Schaffen der letzten 50 Jahre überzeugenden Ausdruck, und spiegelt sich nicht zuletzt in den kirchenmusikalischen Veranstaltungen anläßlich ihres Jubiläums. Die
Der nachfolgende Beitrag enthält die Grundgedanken eines bei den letzten Salzburger Hochschulwochen gehaltenen Vortrages. Sein Autor, den Lesern der „Furche“ wohlbekannt, wurde vor kurzem mit dem Orden „Pro ecclesia et pontiiice“ ausgezeichnet und ist als Musikrelerent tür Kirchenmusik bei der Ravag tätig
Eine Nasenlänge hinter den Festwochen präsentierte die Staatsoper in der Volksoper die wienerischeste all der bunten Veranstaltungen: die Operette „Wiener Blut“ von Johann Strauß, die übrigens gar nicht komponiert, deren Musik vielmehr im Auftrag des todkranken Meisters von Adolf Müller als ein Bukett Straußischer Melodien zusammengestellt wurde. Nichtsdestoweniger: das Wienerische ist hier in seinem scharmantesten Sinne lebendig, vom fröhlichen Leben und Lebenlassen der eleganten Welt zu der gemüt- und humorvoll angepaßten Weise der bürgerlichen und kammerdienernden Kreise und
Vor Antritt ihrer Gastspielreise zeigte sich die Staatsoper den Wienern in vollem Glänze. Wir sahen noch einmal „W o z z e c k“ von Alban Berg: musikalische Gestaltung und Inszenierung ebenso gewandt und packend wie die rasche Verwandlung der Bühnenbilder. Die ausgezeichnete Besetzung stellte in jeder Figur eine künstlerisch runde und bedeutende Leistung, allen voran Josef Hermann und Christi Goltz, deren realistische Lebensechtheit von ungeheurer Spannung ist. Größer und bewundernswerter jedoch ist ihre Kunst als „F 1 e k t r a“ von Richard Strauß, darin sie die Bühne vom
Johann Sebastian Bachs „Weihnachtsoratorium“, obligater Bestandteil der Konzertprogramme, präsentierte sich in einer von Anton Hei 11 er inspirierten und geleiteten Wiedergabe in glücklich abgerundeter Form, die durch verständnisvolle und sinngemäße Kürzungen an Dichte und Substanz gewann. Die sechs aneinandergereihten Kantaten des Werkes erschienen dadurch gleichsam als eine einzige, an Intensität bis zum Schlußchoral sich ständig steigernde, als ein formal und ausdrucksmäßig nicht historisches, sondern unmittelbares geistliches und künstlerisches Erlebnis. An den
Längst erwartet, erlebten wir nach einer Pause von Jahren wieder ein Orgelkonzert von Karl Walter. Sein mit Sorgfalt gewähltes, sehr profilierte Programm, eine tönende Chronik des Unverbrauchten, bot Werke von Frescobaldi, Pachelbel, Buxtehude und J. S. Bach. Nach Regers d-moll-Sonate eine freie Improvisation zu wagen, legitimiert die formale und inhaltliche Meisterschaft der letzteren von selbst. Walter wußte weihnacht-liehe Choral- und Liedmotive in immer engere kontrapunktifiche Verbindung zu stellen, deren Anmut auch den dynamischen Steigerungen treu blieb. Sein Spiel ist vertiefte
Hans Pfitzners WeihnaAtsoper klingt und füttert bereits im Theater an der Wien. Grimmscher MärAenwald bevölkert si mit allerlei bunten, eigentli allzubunten Gestalten. Neben dem Tannengreis rückt der Kne t Ruppre t ruppig an, zwis en Elfe und Christkind gibt es eine kusinenhafte Begegnung, ohne daß zunächst viel dabei herauskommt — und ein paar MensAen geraten in diese gemisAte Traumwelt, die mehr naA Klitterung als naA DiAtung aussieht. Am Ende darf die sAon gestorbene Traute wieder weiterleben, weil die Elfe ihre soeben vom Christkind erhaltene Seele sogleiA zugunsten des kranken
Der neueste Versuch, J. S. Bachs „Kunst der Fuge" ausführend gerecht zii werden, diesmal auf vier Orgelpositiven, scheint uns trotz des überraschend guten ersten Eindrucks im Grunde nicht besser gelungen als die verschiedenen vorh.ergegangenen. Von der Schwierigkeit des einwandfreien Zusammenspiels auf vier Instrumenten (das denn auch nicht immer klappte) abgesehen, steht der Hauptvorteil einer solchen Exekution, die kontrastierende Färbung der Stimmen, einigermaßen im Widerspruch zu Bachs Spätstil. Die vier Positive klangen in den Gedacktregistern wesentlich besser als in den
Styria-Verlag, Graz-Wien-AItöttingInnerhalb kürzester Zeit hat dieser Verlag, dessen vierte Jahresernte vorliegt, sich zum führenden Kirchenmusikverlag Österreichs und einem der bedeutendsten überhaupt emporgearbeitet; zu einem Editionsunternehmen, _ dessen großräumige und zukunftweisende Planung sowohl dem Schaffen als der Pflege heimischer Kirchenmusik im Sinne des „Motu proprio“ kräftige Impulse vermittelt und aus dem österreichischen Raum nicht mehr fortzudenken wäre.Waren die ersten Jahre hauptsächlich der Ausgabe alter und neuer mehrstimmiger Messen gewidmet — allein das
Daß die Begegnung der Geister in dem, Streben nadi Überwindung des zur tödlichen Gefahr konzentrierten Materialismus durch Wiedererstarkung der metaphysischen Kräfte, mit anderen Worten: der religiösen Haltung, in der sakralen Musik die ersten und zunächst überzeugendsten Erfolge aufzuweisen hat, erscheint wohl aus der metaphysischen Fähigkeit der Musik, übersinnliches auszudrücken, begründbar, ist es letztlich aber doch nur durch die gleichzeitige Überwindung des Materialismus in der Musik selbst. War man vor einem Menschenalter noch stolz, „jeden Suppenlöffel" komponieren zu
Die musikalische Gestaltung der Gottesdienste des österreichischen Katholikentags ergibt in zusammenfassender Rückschau ein interessantes Korrektiv landläufiger Meinungen über Kirchenmusik und damit einen entscheidenden Wegweiser der Entwicklung. Man hat bei den Hauptgottesdiensten auf künstlerische Mitwirkung verzichtet und das Volk selbst singen lassen; mit Recht, nicht nur im Sinne seiner aktiven Teilnahme, sondern auch seiner Singfreude, Denn das Volk Österreichs sang Betsingmesse und Choralamt mit aus dem Herzen kommender Beteiligung — und korrigierte dabei die irrige Meinung,
Nicht nur als Pendant und Ergänzung zu Leopold Nowaks im gleichen Verlag erschienenem Buch über Joseph Haydn, dem es in Anlage und gediegener Ausstattung brüderlich gleicht, ist dieses Buch von Bedeutung. Die Entdeckung dieses „vergessenen“ Meisters hat neben dem musik- und kulturhistorischen einen eminent erzieherischen Wert als Beispiel und Vorbild bescheidener Einordnung in gegebene Verhältnisse und deren Meisterung ohne den Zug zu ihrer Zerstörung! sowie als Beweis, wie Außerordentliches aus der Ordnung unbeirrbarer, stärker und sicherer erwächst als aus dem Umsturz. Es ist das
Als besondere Bereicherung des Festwochenprogramms bot das Collegium musicum italicum einen reizvollen Rückblick von den Höhenwerken der neuen Musikentwicklung in die italienische Kammermusik des 17. und 18. Jahrhunderts mit ihrer lebendigen Rhythmik und ihrem eleganten spielerischen Kontrapunkt, ihren guten melodischen Manieren und ihrer etwas dürftigen harmonischen Substanz) eines Mueikstils, der damals eben die großen Formen eroberte und uns eine ungezählte Fülle von Meisterwerken bescherte. Die Ausführung dieser karamermusikalischen Kostbarkeiten wurde zum Ereignis durch die
Hindemiths Oper „Mathis der Maler“ ist in dreifacher Hinsicht bedeutsam.-Sie bezeichnet —’mifsik & lisch’— einen ersteh Höhepunkt im Schaffen des Komponisten) in dem selbstverfaßten’Text setzt sich Hindemith mit dem immer wieder aktuellen Problem „Kunst und Leben“, „Künstler und Welt auseinander (und zieht unmittelbar nach Vollendung der Oper, 1934, die Konsequenzen, indem er seine Heimat verläßt); schließlich vollzieht 6ich in diesem’ Werk nach einer Periode des Sturms und Drangs die Rückwendung zu jenen Werten und Quellen, aus denen die Kunst der älteren
Die diffizilere Wirkung 6olistischer Kunst vor dem Ensemble beruht über verfeinertes und gesteigertes technisches Können hinaus auf subtileren seelischen Spannungen und der sie (und damit die Intensität des Erlebnisses) vermittelnden Persönlichkeit des Interpreten. Letztere allein vermag beispielsweise verstaubte, überlebte Verse in vollendeter Gesangskunst, die immer auch eine Kunst der Textgestaltung ist, wieder gegenwärtig zu machen, wie es Dietrich Fischer- Dieskąu in Schuberts Zyklus „Die schöne Müllerin“ so überzeugend gelang, daß man wieder einmal versucht war, Schubert
Der „Chor der finnischen Polytechniker (Helsinki) besuchte Wien und vereinte sich mi den Philharmonikern zu einem festlichei Abend finnischer Musik. Disziplin ohne Dril könnte man die Haltung dieses Studenten chors nennen, die sich in vollkommen geord netem, doch unzelebralem Auftreten sowie ir der absoluten Konzentration auf dem Podiun erwies. Sauberste Intonation, sorgfältige Aus gewogenheit der Stimmen und ein unfluidaler doch bestrickend frischer Klang hoben die klei nen Männerchorlieder, ohne ihre Schlichthei' zu verschleiern, in ein helleres Licht als das der Romantik, so
Wie eine schöne und kultivierte Stimme, wenn ihre Trägerin zu den großen Künstlerinnen gehört, Verse, Empfindungen, Gestalten und Schicksale in ihr tönendes Leben hebt und dem Fluidum ihrer Persönlichkeit verbindet, erlebte man in einem Lieder- und Arienabend mit Orchester von Irmgard Seefried. Sie wählte ein auf Volkstümlichkeit bedachtes Programm und wußte in Gesängen von Gluck bis Mozart ebenso zu überzeugen wie in solchen von Richard Strauß, Marx und Puccini. Ihr Höhepunkt wird immer Mozart sein, daß spricht mehr für sie als jedes Lob. Und so war auch der eigentliche
Da bereits die dritte Jahresernte des Verlages vorliegt, kann zunächst über das gesamte bisherige Editionswerk Entscheidendes gesagt werden; vor allem, daß es sich hier um Kirchenmusik im kirchlichen Sinne handelt und daß das mit der ersten Vorlage gleichsam gegebene Versprechen sich im zeitlichen Aufbau ohne Abstriche erfüllt. Die Besonnenheit der Planung im großen wie im einzelnen will uns als der besondere Vorzug erscheinen. In der Summe der edierten Werke ist dem Universalitätsgedanken der Kirchenmusik ebenso Rechnung getragen wie der Erziehungsarbeit an den Kirchenchören, dem
Das jährliche Kirdienmusikertreffen in Mätrei am Brenner, die mu6ikliturgische Werkwoche, hat längst über die heimischen Grenzen hinaus lebhaftes Echo und Interesse gefunden; kaum aber konnte ihre geistige Wirkung überzeugender bestätigt werden als durch die wahrhaft europäische Teilnehmerschaft in diesem Jahre, die bedeutende und verantwortungsbewußte Kirchenmusiker aus Deutschland, der Schweiz, aus Holland, Frankreich und Italien mit den heimischen Teilnehmern zum gewaltigen Erlebnis der Heiligkeit, Allgemeinheit und künstlerischen Berufung der Mu6ica ecclesia in weltweiter Schau
Von all der spritzigen, amüsanten, aus Internationalen Stilelementen und Wiener Parfüm gebrauten Musik ist allein das Duett .Hab ich nur deine Liebe“ volkstümlich geworden und geblieben. Daß es musikalisch sentimental und textlich frivol ist, fiel gar nicht auf, denn die Textverständlichkeit war nicht überragend und die Mu6ik dem Gefühls-prünat durch die Eleganz ihrer Wiedergabe entzogen — wie denn überhaupt von allen Operettenbearbeitungen seit 1945 uns diese als eine der geschmackvollsten erscheint, weil sie Derbheiten und Gemeinplätze meidet und in der ständigen Bewegung der
Joseph Haydns .Jahreszeiten“ eröffneten, ein fröhliches Preislied der Heimat, die Reihe der musikalischen Veranstaltungen im Rahmen der Wiener Festwochen. Mit unbetonter, um so festerer Hand führte Volkmar Andreae die ausgezeichnet klingenden Chöre (S i n g v e r e i nj und das diesmal etwas sprödere Orchester der Symphoniker, von einem glänzenden Solistenterzett (Seefried, Patzak, Bayl6) unterstützt, dessen überlegene Leistungen begeisterten und denen der Haydnsche Humor aus Stimmen und Augen sprühte, wa6 die Begeisterung noch erhöhte.— Die Tonkünstler (Chor und Orchester,
Mit dankenswerter Aufgeschlossenheit hat die Wiener Ordensprovinz der Franziskaner zum Festgottesdienst ihrer Fünfhundertjahrfeier der zeitgenössischen Kirchenmusik das Wort gegeben. Joseph Lechthalers Missa „Gaudens gaudebo“, das Werk kirchenmusikalischen Durchbruchs zur Moderne, 1931 entstanden, wurde aufs neue zur Diskussion gestellt und erwies sich in seiner sakralen wie in seiner künstlerischen Aussage als höchst heutig. Die runde und stimmlich sehr ausgewogene Wiedergabe durch den Akademiekirchenchor (Prof. Dr. Gillesberger) vermochte der besonders reizvollen und
Den Stilwandel des musikalischen Theaters seit der Jahrhundertwende konnte man an drei Werken studieren, die Höhepunkte dieser ersten Musikfestwoche markierten — oder doch hätten werden können. Bela Bartoks einzige, bereits 1911 beendete einaktige Oper .Herzogs Blaubarts Burg“ auf einen Text des bekannten Filmschriftstellers Bela Baläsz ist — vor allem ihrem Sujet und dessen Gestaltung nach — noch ganz im Bann des symbolistischen Theaters, etwa im Stile Maurice Maeterlincks. Bartoks Musik wurde an dieser Stelle anläßlich der Grazer Premiere des Werkes ausführlich gewürdigt. Die
Dragica Martinis ist zunächst in der großen Arie noch besser daheim als im kleinen Bogen des Liedes, obgleich ihr in volkstümlichen Liedern ihrer Heimat eine ausgezeichnete Leistung gelang, darin der dem Liede so unabdingbare Unterton des Gemüts wie eine heimliche Glocke schwang. Groß und weitgespannt wie ihre Stimme war ihr Programm, das die junge Sängerin auch als Sprachenkünstlerin zeigte, wobei die klare Solmisation des Deutschen angenehm auffiel.Elisabeth Schwarzkopf holte sich mit ältesten Schlagern der Opernliteratur ihren ersten, mit einem gewählten Liederprogramm, das manche
Zwei Werke französischer Kirchenmusik standen im Mittelpunkt eines geistlichen Konzerts des Akademie-Kirchenchors unter Leitung Prof. Dr. Hans Gillesbergers. Andre Caplets Messe für dreistimmigen Frauenchor a cappella, von apartem klanglichem Reiz, versucht zum Teil mit Glück, den liturgischen Forderungen innerhalb seiner impressionistischen Stiltechnik gerecht zu werden, läßt aber im ganzen kühl und mutet stellenweise überholt an. Tiefer greifen Francis Poulencs „Vier Motetten für eine Bußzeit“, obwohl die Schwierigkeit der Intonation oft widerchörig wirkt und die Bedeutung der
Irmgard Seefrieds gereifte Liedkunst entfaltete ihre Meisterschaft in Gesängen von Mozart und Pfitzner. Ausdruck, Tönung und Stilbeherrschung der beliebten Künstlerin sind mehr als gekonnt, sind aus der musikalisch-seelischen Substanz erfühlt, wodurch der gemüthafte Unterton ebenso „sitzt“ wie der melische und dynamische Bogen. Darauf beruht die Wärme ihres Tones und das un-' mittelbare Erlebnis ihrer Interpretation, dessen spürbare Trägerin — ein im Letzten doch wieder dramatischer Zug — immer sie selbst im subjektivsten Sinn ist. Dadurch auch wächst ihre Spannkraft mit der
leben, Bedeutung, Werk. Von Leopold Nowak. Mit 175 Textbildern, Abbildungen, Notenbeispielen, Faksimiles, Karten und 105 Vignetten. Amalthea,Verlag, Zürich-Leipzig-Wien
Robert Schumanns fünf Lieder auf Gedichte der Maria Stuart in ihrem ergreifenden dichterischen Gehalt, dem der kompositorische kaum gerecht wird, von Elisabeth Höngen vorbildlich interpretiert, hörte zumindest die jüngere Generation zweifellos zum erstenmal im Konzertsaal. Dennoch wirkten die folgenden bekannten Schumann-Lieder ungleich stärker als die unbekannten. Nicht alles Vergessene großer Meister ist es zu Unrecht. Vollends mit immer wieder gehörten Liedern von Brahms und Hugo Wolf ersang sich die Künstlerin den gewohnten großen Erfolg, was durchaus die Qualität ihrer Leistung
Im Ablauf des Jahres gibt es einige „Tage“, die in einer zwischen Erinnerungsruf und Warnungstafel geteilten Funktion auf den immerhin noch vorhandenen Besitz geistiger und seelischer Güter hinweisen. Zu ihnen gehört der Tag der Kirchenmusik und erinnert, wie der Tag des guten Willens, der Tierschutztag und vor allem der Muttertag, zunächst an eine Zeit, die dieser „Tage“ nicht bedurfte, weil das durch sie Bezeichnete nicht Erinnerung, sondern lebendigste Gegenwart war, Vordergrund des Lebens und unver-drängbar aus der seelischen Haltung. Die innere Ruhe und Sicherheit jener Zeiten
Ist der Kirchenmusik durch eine litur-gisdie“ Aufführung von Mozarts Großer Messe in c - m o 11 (K. V. 427) so gut wie kein Dienst erwiesen, da eine solche über ein „liturgisches Konzert“ (um bei der liturgiefremden Terminologie zu bleiben) nicht hinauskommt, so stellte die Aufführung dieses Werkes im Konzertsaal ein spannendes Erlebnis und eine willkommene Bereicherung der nicht allzu vielfältigen oratorischen Programme dar. Das in Kantatenform geschriebene, durchaus konzertante, übrigens Torso gebliebene Werk, dessen Musik schon zu Momarts Zeit ganz andere Texte unterlegt wurden
Dr. Sorokin lebt seit 27 Jahren in den Vereinigten Staaten, wo er heute als Professor an der Harvard-Universität und an anderen wissenschaftlichen Instituten tätig ist. Aber schon in seiner russischen Heimat bekleidete er eine Reihe wichtiger Posten: er lehrte Soziologie und Rechtswissenschaft an der kaiserlichen Universität von St. Petersburg, wurde nach der Februarrevolution Regierungsmitglied im Kabinett Kerenski und diente auch noch unter dem bolschewistischen Regime als Delegierter in der Konstituierenden Versammlung und im Allrussischen Bauernsowjet, bis er 1922 das Land verließ —
Die kirchenmusikalische Werkwoche in Matrei am Brenner hat sich in wenigen Jahren zu einem sakralmusikalischen Faktor von zentraler Bedeutung entwickelt. Längst ist ihr Ruf über die Grenzen der österreichischen Diözesen hinausgedrungen, wofür die ständig wachsende Anteilnahme des Auslandes, insbesondere der benachbarten Schweiz, erfreulicher Beweis ist. Denn der Geist -'on Matrei ist der Geist der Erneuerung kirchenmusikalischen Lebens, der Besinnung auf die geistliche Aufgabe, das Durchgreifen eines neuen Ausdrucks gottesdienstlicher Musik, der sich erstmals bereits vor zwanzig Jahren
Seine Musik — sein Leben. Glocken-Verlag, Wien-London. 272 Seiten.Dieses Buch liest sich wie ein Roman, obwohl es sich durchaus an die Wirklichkeit hält, soweit sie die Verfasserin selbst erlebte oder aus Lehars persönlichen Schilderungen wußte. Man staunt allerdings, wie schnell man die 272 Seiten durch hat — und wie wenig Wirkliches man darin aufnimmt. Denn so flüssig und elegant der Stil, so temperamentvoll geplaudert der Inhalt ist und sosehr es der Autorin, besonders im ersten Teil des Buches, gelingt, eine vergangene Zeitepoche (und wie gründlich sie uns vergangen ist!) in
Es war ein überaus glücklicher Gedanke, das internationale Bach-Fest und seine Internationalen Besucher in die österreichische Landschaft und ihr musikalisches Hochland hinauszuführen, es gleichsam darein zu betten: lebendige Umrahmung zum Bildnis des lebendigsten aller Komponisten und doch ungleich mehr: Aufleuchten sonst nicht immer bewußter Zusammenhänge einer musikalischen Entwicklung des abendländisch christlichen Geistes, der im feierlichen Gottesdienst seinen erhabensten Ausdruck findet und dem die Gipfelwerke Bachscher Kunst ebenso wie jene der österreichischen Meister dienen.
Das immer stärker betonte Interesse an geistlicher Musik manifestiert sich zwangsläufig in erhöhter Bedeutung des Chorgesanges und gesteigertem Leistungsniveau der Chöre. Ein geistig profiliertes Programm hat mehr denn je ein eindrucksfähiges Publikum, das zwar gleichmäßigen Beifall spendet, nichtsdestoweniger aber scharf zu differenzieren weiß. — Unter der Devise „Preiset den Herrn, alle Völker“ wählte der WienerKammer-chor (Prof. Dr. Reinhold Schmid) alte und neue, leider auch starke und schwache'Chorkompositionen (bedauerlicherweise zumeist Fragmente) aus aller Welt in
Wer das Wiener Publikum einmal erobert hat, dem bleibt es treu, nimmt persönlichen Anteil nicht nur an seiner Kunst, sondern auch an seinem Leben. Er wird zum verwöhnten Lieblingskind der Familie, stets mit besonderer Freude begrüßt, deren herzlicher Unterton das Beste und Höchste ist, das die Wiener zu vergeben haben. Davon durfte sich Irmgard Seefried überzeugen, als sie nach längerer Pause erstmals wieder im Konzertsaal erschien und an einem Abend des Schneiderhan-Quartetts Respighis „II Tramonto“ sang. Wir haben zu diesem Werk (Impressionismus aus zweiter Hand) nicht allzu viel
Die Vortragsabende der Orgelklasse Prof. Karl Walters sind durch ebenso kurze als bedeutsame historische und thematische Einführungen des Lehrers zu den von den Schülern gespielten Werken charakterisiert. Das damit erreichte viel verständnisvollere Miterleben der Zuhörer drückt sich in einem gesteigerten Verbundenheitsgefühl aller Anwesenden aus. Daß die Programme im Bach-Festjahr den Werken des Thomaskantors gewidmet sind, bedeutet für Organisten, deren Grundsubstanz aller Programme sie bilden, keine Umstellung. Die Spannung in der Kunst der Vortragenden besteht denn auch weniger in
Anton Heiller, dessen Orgelspiel sich immer mehr zum großen Stil formt und damit über den Typ des modernen Organisten hinaus zum Ausdruck schöpferischer Persönlichkeit wird, erwies die Tragfähigkeit dieses Stils in einem Konzert mit Werken Johann Sebastian Bachs, deren teilweise kühne Interpretation zu Debatten unter den Fachleuten führte. Das Neuartige erwuchs indes- aus keinerlei Sensationsbedürfnis, sondern aus dem überaus ernsten Versuch, Bach nicht nur durch die Tradition allein, sondern auch durch die eigene Persönlichkeit zu erfassen; ein Versuch, zu dem gerade Heiller trotz
Beethovens Missa solemn is, in ihrer Monumentalität den liturgischen Rahmen sprengend, bedarf zu ihrer Entfaltung nichtsdestoweniger des gottesdienstlich inspirierten Geistes und bleibt, da dieser im Konzert kaum erreicht wird, auf ihre ora- torische Wirkung allein beschränkt, ein Torso. Auch die Wiedergabe unter Dr. Karl Böhm (Symphoniker-Singakademie-Schubert- bund) kam darüber nicht hinaus und war der Riesenmesse, obgleich sie stellenweise einen hohen Grad der Vergeistigung erreichte, an manchen Stellen nicht einmal technisch einwandfrei gewachsen. Dem Solistenquartett fehlte
Wie eine subtile Einzelleistung die große Linie zu erreichen, dagegen eine chorische innerhalb ihres weitgespannten Bogens der kleinsten Phrase gerecht zu werden vermag, konnte man an zwei Abenden erleben, die, obgleich voneinander unabhängig, fast auf diesen Gegensatz abgestimmt schienen. Duso Ii n a Giannini, als künstlerische Persönlichkeit das Musterbeispiel eines in strengster Selbstzucht gebändigten Temperaments, sang Arien und Lieder alter und neuerer italienischer Komponisten und mitten drin vier Gesänge von Brahms mit einer Klarheit der Tongebung und natürlicher, nur
Der Salzburger Wiederbelebungsversuch von Mozarts vergessener Festoper zur Krönung Leopolds II., „La clemenza di Tito („Die Güte des Titus“) wird nun im Theater an der Wien wiederholt. Trotz der ernsten an die Wiederbelebung gewendeten Arbeit scheint eine längere Lebensdauer des Werkes wenig wahrscheinlich. Denn die Güte des Titus ist leider nicht die Güte der Oper, die bekanntlich nicht dem inneren Schaffensdrang Mozarts, sondern einem äußeren Anlaß entsprang, der ihn zwang, ein in seinem Sinne schon damals veraltetes Textbuch in achtzehn Tagen zu komponieren. Eine Fülle
Styria — Steirische Verlangsanstalt: Kirchenmusik. Messen von G. P. Palestrina, O. Lasso, H. L. Haßler, J. Lechthaler, H. Bauernfeind, V. Goller, E. Tittel, R. A. Klafsky. — Proprien und diverse Kompositionen von H. Kronsteiner, J. Kronsteiner, A. Heiller, I. Stögbauer
„Die verschiedenen Arten, Chopin zu spielen", hätte man das von der Gesellschaft der Musikfreunde im Verein mit der Österreichisch-Polnischen Gesellschaft veranstaltete Konzert der österreichischen Teilnehmer am Ersten Internationalen Pianistenwettbewerb in Warschau be. zeichnen können, denn jeder der fünf jungen Küntler suchte, mit gediegenem technischem Können ausgerüstet, auf seine Art, nach seinem Wesen und Temperament an den Genius Chopin heranzukommen. Dies ist zunächst ein Erfolg: nichts Verkrampftes und Verkünsteltes trat in Erscheinung und, was mehr wiegt: nichts
Unser Erbe ist reicher, unser Leben ärmer geworden. Richard Strauß, wie ein Berg in die Gegenwart ragend, entschwand gleichsam als ein Gipfel in den Wolken. Mit seiner irdischen Vollendung schließt sich eine klare, fest umrlssene, höchst persönlich bestimmte Tonwelt für die Gegenwart und gehört als ein Ruhendes der Vergangenheit, wieviel Leben daraus auch noch auf uns überströmen mag. Und dies ist der Fall, obgleich einerseits sein Schaffen, bereits dem Heute und seinen Spannungen entrückt, kaum Beziehungen zu den Problemen der Jungen zeigt und in seiner so betont bürgerlichen
Matrei, Haus St. Michael, am 26. AugustIn großer Bergstille liegt nun das Haus, das vor ein paar Stunden noch wie ein Bienenstock voller Leben und schwirrender Bewegung war. Kirchenmusiker aus allen Teilen Österreichs und darüber hinaus hatten ich versammelt, um wie jedes Jahr ihre musikliturgische Werkwoche zu begehen, deren Wirkung sich im Kirchenmusikleben Österreichs immer deutlicher einzeichnet. Der Geist von Matrei ist zur Quelle seiner Erneuerung geworden. Zur Quelle, die aus den Tiefen kommt und nicht im Herkömmlichen versandet, sondern von Grund auf ändert und befruchtet. Was
Die chorischen Aufführungen des Musikfeste , an Zahl gegen die rein instrumentalen zurückstehend, ergaben durch das Gewicht ihrer Programme dennoch einen massiven Unterbau. Sie galten, von der Hälfte eines Konzerts abgesehen, durchaus der geistlichen Musik. Der in den vergangenen Jahren durch Honeggers „Johanna auf dem Scheiterhaufen“ und Hin- demiths „Requiem“ bestimmte Höhepunkt wurde diesmal in der von Paul Sacher glänzend interpretierten „Psalmensymphonie“ von Igor Stra- w i n s k y erreicht. In ihren wuchtigen lapidaren Linien etwa dem „Ödipus Rex“ nahestehend,
Im Unterschied zu den letzten beiden Jahren standen auf den meisten Programmen des heurigen Musikfestes zeitgenössische und ältere, klassische Werke nebeneinander. Das gab oft harte Kontraste, bot aber auch interessante Vergleichsmöglichkeiten und trug dazu bei, die Basis dieser Veranstaltungen zu verbreitern, ein zahlreicheres Publikum anzulocken. Es ist vor allem der strenge Ausleseprozeß, der gegenwärtig das Gesicht des Musiklebens bestimmt, andererseits der Versuch zahlreicher moderner Komponisten zur Synthese, welche dazu beitragen, das Publikum von der Angst vor der neuen Musik zu
Am schwer mit amusischen Wolken verhangenen Himmel der Zeit leuchtet der bedingungslose Ernst einer künstlerisch begabten Jugend als einer der trostreichen Sterne. Neben keineswegs mangelnden irr- und abwegigen Erscheinungen erfreut immer wieder das durch keinen Publikumserfolg verminderte, sehr bewußte und selbstkritische Streben an sich sehr bescheidener — und dadurch eben um so berufenerer — junger Künstler, die es im Vergleich zu den meisten ihrer ausländischen Kollegen schwer genug hatten und noch haben, ihr Studium zu sichern und damit die Voraussetzung zur Leistung zu schaffen.
Sichtbar findet die heimische Kammermusik aus dem bunten Chaoi der ersten Nachkriegsjahre wieder zur gepflegten Vielfalt von ehedem. Alte und neue Quartettvereinigungen teilen sich als erbliche Hüter in das unerschöpfliche Erbe, in selbstgewählter Isolation verharrend oder di® Grenzen bis in unbekanntes Neuland erweiternd. Und wenn ihnen allen — vorderhand zumindest — das einmalige Klangerlebnis des Pariser Pascal. Qartetts, uns noch in Ohr und Traum, in seiner unvergleichlichen Differenziertheit unerreichbar bleibt, geben sie doch unserem Musizieren wieder Gestalt und Fülle und den
Im Kontrapunkt der Zeiten entfaltet das kanunermusikalische Geschehen die stärksten, wenn auch nicht die lautstarksten Spannungen. Tiefste Bindung an Traditionelles und kühnster Vorstoß ins Neuland werden vielfach zu erregendster Wirkung in die Nachbarschaft eines Abends geballt. Janusgesichtig, nach Gestern und Morgen weisend, musizierte uns Paul Hindemith in französischen Danserien und deutschen Ghoriiedern (Kostbarkeiten, die ihm als Bearbeiter besonders am Herzen liegen), das 16. Jahrhundert, gleichsam als Gobelin zu seinen eigenen Werken, vor, deren Interpretation wesentlich
Über die Aufgaben des Radio und den Wert der Sendungen sind die Meinungen ebenso geteilt und vielfach gegensätzlich als etwa über Presse, Bühne und Film. Die einen wollen Kunst, die anderen Unterhaltung, die einen Kultur, die anderen Spaß, die einen Anregung, die andern Entspannung. Begreiflicherweise hängt die Hauptschwierigkeit der Programmbildung an dem Versuch, allen Wünschen tunlichst zu entsprechen und dabei den bildnerischen und repräsentativen Aufgaben des Staates und Volkes gerecht zu werden. Der Grundsatz „Für jeden etwas" wird sich, räumlich gedacht, zweifellos
Matrej a. Br., Anfang SeptemberZum ersten Male in der Geschichte der neueren Kirchenmusik haben hundert ihrer Werkleute über alle Vielfalt der Strömungen und Stilarten hinaus ihre unerschütterliche Einheit manifestiert; nicht auf einer Tagung mit Konferenzen und gutgemeinten Ratschlägen, auch nicht auf einem Kongreß mit demonstrativem Schaugepräge, sondern in einer Werkwoche ohne Publikum und Proklamationen, einem richtigen Herrgottsingen. Es wurde nicht behauptet, sondern ausgeführt, nicht theoretisiert, sondern praktiziert. Aus in- und ausländischen Diözesen kamen sie in den
Je bedeutender ein Mensch in seiner Zeit ist, desto schwerer ist sein Persönliches zu erkennen, zu verstehen. Denn es tritt hinter die erkannte Aufgabe zurück, die, je stärker die Begabung, um so verpflichtender erscheint und ihren Träger in immer steigendem Maße beansprucht. Das persönliche Wohlergehen eines Großen wird oft auf einen Grad zurückgeschraubt, den Durchschnittsmenschen unverständlich und wenig begehrenswert finden. Die Feststellung, „sein Beruf hat ihn aufgezehrt", entspricht in einem höheren Sinne der Wahrheit, ist gleichsam letzte Formel, nicht des Berufes, doch der
Martin Gusinde: Urwaldmenschen am Huri — Anthropo-biologische Forschungsergebnisse bei Pygmäen und Negern im östlichen Belgisch-Kongo aus den Jahren 1934 35. — Mit 99 Abbildungen im Texte und 2 Karten. VIII, 420 Seiten, Lex. 8", 1948. Preis S 115.—. Springer-Verlag in Wien
Im vorausgeworfenen Schatten der Internationalen Musikwochen verlor sich die heimische Konzertsaison nahezu unbemerkt, obgleich insbesondere die Kammermusik Gipfelleistungen aufzuweisen hatte, deren einige als Erfüllung des Jahres gelten können und — ihnen ebenbürtig — auch nach den glanzvollen Festtagen ihre fortwirkende Bedeutung behalten. Dies gilt in erster Linie von Elisabeth Höngen, die in ihrem Liederabend, auf bestakkreditierte Starnummern verzichtend, durch vier Zyklen von Richard Wagner (Wesendonck-Lieder), Gustav Mahler (Kdndertotenlieder), Arnold Schönberg (Gesänge aus1
Als das pianistische Erlebnis dieses Jahres darf Wilhelm Backhaus’ Beethoven- Abend bezeichnet werden. Im Spiel dieses Meisters ist die Materie schlechthin überwunden. Ohne alle äußeren Attribute der Klavierlöwen — weder das gestische Pathos noch das genialische Wogen des Oberkörpers sind vorhanden —, mit ruhigsten Händen, aber bewegtestem Geist gestaltet, nicht interpretiert er Beethoven in drei gewaltigen Variationen seiner Sonatenkunst (op. 31, 57, 106) in ebensolcher Wahrheit des Ausdrucks als formaler Vollendung und unbetonter und doch um so stärker wirksamen
Das bildnerische, wenn man will, erzieherische Moment öffentli-her Vorfühtungen ist im Musikleben von größter Bedeutung und seine gelegentliche Betonung daher berechtigt. Ist es doch nie der Lernende allein, der lernt, vielmehr rückwirkend der Lehrende in gleichem Maße. Dieser Erkenntnis trägt, zunächst als hübsches Geschenk für unsere Kleinen, das Sammelwerk „Die Sonatine“ Rechnung, aus dessen drittem Band (Zeitgenössische Komponisten) der Mitherausgeber Erwin Christian Scholz in einem Hauskonzert des Verlages Döblinger einige Proben spielte. Die leichtfaßliche und
In Antonio Lottis achtstimmigen „Gruci- fixus“ erreicht, wohlklang- und kontrapunktgesättigt, die alte Kirchenmusik einen ihrer letzten Gipfel. Künstlerische Meisterschaft und liturgische Weihe bilden noch jene vollkommene Einheit, die schon damals sich zu lockern begann und etwa in Antonio Caldaras „Regina coeli" bereits ein zwiespältiges Gesicht zeigt. Beide Motetten bildeten den Goldgrund einer bis in die Gegenwart reichenden Chorbilderreihe, die dtr Akademiekammerchor, von Ferdinand Großmann zu erstaunlicher Hochleistung geführt, in einem Konzert entrollte. Bei aller
Das päpstliche Rundschreiben „Mediator Dei” vom 20. November 1947 enthält in nachdrücklicher Betonung der kirchenmusikalischen Gesetze die klaren Worte: „Der gregorianische Gesang, den die Kirche als ihren ureigenen Besitz betrachtet und den sie den Christgläubigen immer wieder als den ihnen in besonderer Weise zukommenden Gesang vorlegt und in verschiedenen Teilen der Liturgie verbindlich vorschreibt, bewirkt nicht nur, daß die Feier der heiligen Geheimnisse an Würde und Feierlichkeit gewinnt, sondern vor allem auch, daß der Glaube und die Frömmigkeit der Teilnehmer am heiligen
Eine vom Bildungswerk der Katholischen Aktion veranstaltete Aufführung von Franz Lisz« Oratorium ..Christus“ machte uns mit einem Werke bekannt, das in den Konzertsälen kein Heimatrecht zu erwerben vermochte, obgleich es mehrfache Ansätze einer Erneuerung des geistlichen Dramas in sich birgt und eine Fülle musikalischer Schönheiten aufweist, die eine Aufführung rechtfertigen. 1866/67, in der Zeit von Liszts römischem Aufenthalt entstanden, da der Meister sich viel mit Kirchenmusik befaßte, greift das auf liturgische, als«? lateinische Texte komponierte Opus auch auf die
Nachkriegszeiten sind der Kammermusik nicht günstig. Auserlesene Vorführungen sammeln nur zögernd die gering gewordene Zahl ihrer Freunde, das Streichquartett, einst Mittelpunkt häuslichen Musizierens und öffentlichen Interesses, hat sich ins Ausgedingstübchen zurückgezogen und darin hinreichenden Platz für seine Besucher.Das durchschnittlich Gebotene steht eindeutig über dem Durchschnitt, doch nur unbestrittene Spitzenleistungen bringen es zu mehr als halbgefüllten Sälen. So das Nuovo Quartetto italiano (Rom), das neben einer spanischen Impression Joaquin Turinas (Oracion del