Die Frage „nach dem Verhältnis des Denkens zum Sein, des Geistes zur Natur“ bezeichnet Friedrich Engels, der Begründer des naturwissenschaftlichen Zweiges des dialektischen Materialismus, als die „höchste Frage der gesamten Philosophie“, und wir müssen ihm hierin voll und ganz zustimmen; denn davon, ob wir alles Seiende in Abhängigkeit von einem denkenden Wesen sehen oder umgekehrt alles Denken als ein Produkt einer zunächst ungeistigen „Natur“, wird unsere Einstellung zu der Welt und zum Leben in dieser Welt abhängen: unsere Weltanschauung wird die Grundlage unserer Le b e
Es unterliegt keinem Zweifel, daß gewisse Ergebnisse der neuzeitlichen theoretischen Physik auch bei Nichtfachleuten Aufsehen erregten und ein Interesse gefunden haben, das weit über eine auf allen Kulturgebieten feststellbare Anteilnahme wissenschaftlich interessierter Kreise hinausgeht. Diese Einstellung wurde — wie sich leicht feststellen läßt — durch Fachgelehrte von Rang hervorgerufen. Die Physiker selbst sind dafür verantwortlich zu machen, daß aus den Ergebnissen ihrer Spekulationen, die sie auf Grund gewisser Experimente anstellten, weltanschauliche Konsequenzen gezogen
Josef Gredt definiert die Naturphilosophie als „die vollkommene Wissenschaft vom veränderlichen Seienden“. Kein Vertreter einer modernen Naturwissenschaft wird sich erkühnen, zu sagen, daß seine Wissenschaft in diesem Sinne „eine vollkommene“ sei. Er wird im Gegenteil bestrebt sein, den Geltungsbereich der von ihm erforschten Naturgesetzlichkeit streng zu umgrenzen. Und er tut recht so, denn er kann sich stets nur auf eine begrenzte Erfahrung berufen. Unberechtigt aber wäre die Behauptung, daß der menschliche Verstand nicht imstanäe sei, hinter den der Erfahrung allein