Jeder der heutigen Österreicher steht im Schatten des Jahres 1945. Die einen haben dieses Jahr als Erwachsene oder auch als Kinder erlebt. Aber auch die Menschen, die nach 1945 geboren wurden, stehen im Schatten dieses Jahres.Im Schatten von 1945 steht auch das neue Buch des Universitätsprofessors Dr. Ludwig Jedlicka, dem Vorstand des Instituts für Zeitgeschichte, das den Titel trägt „Vom alten zum neuein Österreich“.Das Buch Jedlickas greift allerdings weit über das Jahr 1945 hinaus. Denn das Jahr 1945 wäre nicht gewesen, wäre vorher nicht das Jahr 1938 gewesen. Und dieses Jahr
Der verstorbene Karl-Kraus-Freund und -Herausgeber, hat einmal in einem Gespräch gesagt: „Es gibt dreihundertprozentige Kraus-Anhänger. Ich bin nur ein hundertprozentiger Kraus-Anhänger“.Die Dreihundertprozentigkeit soll damit nicht abgewertet, der Anspruch des Absoluten darf nicht in Frage gestellt werden. Es muß für jede Lehre (und die Botschaft Kraus' ist eine Lehre) Streiter geben, um die Reinheit zu erhalten, unbeugsam, rücksichtslos, konsequent bis zur Selbstgefährdung.Helmut Arntzen, Germanist der Universität in Münster, ist solch ein Prophet des Propheten „ohne
20 Jahre ist Österreich wieder ein freier Staat. 20 Jahre auch ein vollkommen neutraler Staat. Am 15. Mai 1955 unterzeichneten Österreich und die vier Großmächte den sogenannten „Staatsvertrag betreffend die Wiederherstellung eines unabhängigen und demokratischen Österreichs“. Der Welt erschien es wie ein Wun-der, daß dieses Österreich wieder frei geworden war. Aber dieses Wunder kam nicht von ungefähr. 12 Jahre wurde um diesen Vertrag gerungen, der vielleicht längste Zeitraum, der je für die Abfassung eines derartigen Vertrages benötigt wurde. Die grundlegende Voraussetzung
Seitdem es in Spanien ein bourbo-nisches Regime gibt — und das Franco-Regime ist in einer gewissen Art die Fortsetzung desselben — haben die verschiedenen Nationen wie Katalanen, Basken und Galicier keinerlei nationalen Rechte. Das ganze Land wird kastilisch regiert, obwohl die Kastilier nicht einmal die Hälfte der Bevölkerung ausmachen. Seit jeher haben die Basken, die das nördliche Spanien bewohnen viel unter nationaler Unterdrückung zu leiden. Sie sind ein rätselhaftes Volk, dessen Herkunft bis heute noch nicht geklärt ist. Sie sprechen! eine Sprache,die nur derjenige beherrscht,
Der Winter ist fast vorbei. Ein Winter, der eigentlich keiner war. Sehr zum Mißvergnügen der Ölscheichs, die nur durch Preiserhöhungen den durch die warme Witterung erzeugten Ausfall wettmachen konnten. Das Ahnen des kommenden Frühlings verleitet so manchen, große Reisepläne für den Sommer zu schmieden, aber auch, sich Gedanken zu machen, welche Schönheiten in der Zeit bis zum Sommer in der eigenen Heimat entdeckt werden könnten. Und da beginnt so mancher zu sinnieren. Am besten geht dies, wenn man vorher gut gegessen hat. Wie gut man in Österreich essen konnte und auch noch kann,
Noch ist es zwar Winter, aber gerade dies ist ein günstiger Augenblick, um sich auf die Reisen des Sommers vorzubereiten. Die Benzinkrise scheint gebannt. Und somit sind Überlegungen, wohin eine Reise gehen soll, nicht absurd. Bücher über Länder und Reisen sind zu Dutzenden und Hunderten neu erschienen und geben einen guten Ratgeber ab, um an gemütlichen Winterabenden, in den Freizeitstunden der Wochenenden, künftige Reisepläne zu schmieden. Nur auf einige wenige dieser Rätgeber sei hingewiesen:Da ist ein schönes Buch über den Bodensee im Schroll-Verlag mit vielen Bildern und gutem
Er war hinreißend, dieser Schlager „April in Portugal“, der Ende der fünfziger Jahre aufkam. Die Musik animierte die Tänzer, so daß sie geradezu über das Parkett dahin-schwebten. Er wird kaum noch gespielt, dieser Schlager, aber ein Hauch von seiner Schönheit weht aus einem der neuesten Bücher des Pre-stel-Verlages, das Portugal gewidmet ist. Bei dem wachsenden Interesse, das dieses Land am Rande Europas heute findet, erscheint das Buch zur rechten Zeit. Es bietet eine umfassende Biographie dieses schönen Landes und stellt die landeskundlichen, geschichtlichen und
Wien ist In eine neue, dynamische Entwicklungsphase getreten: Das Stadtbild wird in naher Zukunft weitreichende Veränderungen erfahren. In diesem Augenblick erscheint ein grundlegendes Werk der Stadtkunde: Adalbert Klaar, Pionier der Siedlungsformenlehre, legt erstmals in monographischer Form eine siedlungstechnische Analyse Wiens vor, wie es sie in ähnlicher Art für kaum eine andere Großstadt gibt. Adalbert Klaar beantwortet die Frage nach dem Zustand der Stadt in der „dunklen Zeit“, in den sieben Jahrhunderten vom Beginn der Völkerwanderung bis zum Ende der Ungarnherrschaft, über
Am 23. April fanden in Baden-Württemberg Landtagswahlen statt. Die Wahl brachte der CDU, SPD und FDP allesamt einen Stimmenzuwachs ein. Dies geht sicherlich in erster Linie auf die Aufteilung der Stimmen der nicht kandidierenden NDP zurück. Die CDU errang von allen drei Parteien den größten Vorsprung: sie erhielt mehr als 53 Prozent aller wahlberechtigten Stimmen und damit die absolute Mehrheit im baden-württembergischen Landtag.
Jahrzehnte etwas scheel als ein seltsames Konglomerat von historisierenden Prachtbauten angesehen wird seit einiger Zeit als das erkannt was sie wirklich ist: als eine dei größten städtebaulichen Leistunger des späten 19. Jahrhunderts, vergleichbar nur noch den Pariser Boulevards von Haussmann. Diese bauliche Großtat findet nun auch ihre literarische Würdigung. Als „Spurenfahrer“ betätigte sich hier mit großem Erfolg der Wiener Burgschauspieler und Historiograph der Stadl Wien, Fred Hennings, der in seinem dreibändigen Werk „Ringstraßen-Symphonie“ nicht nur einen Bestseller
Wer kennt die Nation der 32 Millionen zwischen Bug und Neiße, zwischen den Karpaten und derOstsee?Polen: das war das slawische Land des fanatisch-brennenden Katholizismus in der Abwehr gegen Ordensritter, Zaren und protestantische Preußen. Das Land, das heute nicht weiß, ob sein so intensiv erlebter Vaterlandsbegriff überhaupt eine Schöpfung der Polen sei; das zwischen Verrat und Treue, zwischen Selbstverständnis und Angst vor Überfremdung durch die Jahrhunderte ging. Polen ist Mythos, nicht exakte Historie. Bis heute.Witold Wirpsza, 53 Jahre alt, Pole auch vom Lebensschicksal her,
Tirol 1st ein von Natur- und Kunstschätzen überreich gesegnetes Land. Vielleicht spielt dies mit eine Rolle, daß es sich innerhalb Österreichs zwar nicht de jure, aber de facto eine Sonderstellung erringen konnte. In einer gewissen Beziehung spielt es eine ähnliche Rolle wie seinerzeit Ungarn in der Gesamtmonarchie. Dem Mythos von der Stephanskrone entspricht derMythos vom heiligen Land Tirol. Neben der gemeinsamen Armee, dem Bundesheer, besitzt es eine eigene Honved, die Standschützen, deren Bewaffnung und Adjustierung im Landesbudget jährlich viele Millionen ausmacht. Ein Tiroler, der
In der Reihe der Wiener Geschichtsbücher, herausgegeben vom Paul-Zsolnay-Verlag, Wien, dem dieses Unternehmen nicht hoch genug angerechnet werden kann, erschienen zwei sehr interessante Werke. Das eine behandelt die Geschichte des sogenannten Schwarzspanierhauses, das andere die aite Wiener Universität.Jeder Wiener kennt die Schwarzspanierstraße im 9. Bezirk, in der Nähe des Allgemeinen Krankenhauses, und die wenigsten Wiener wissen, warum diese Straße diesen Namen trägt. Mitten im Dreißigjährigen Krieg berief Kaiser Ferdinand II. spanische Benediktiner aus dem berühmten Kloster
Als am 15. November 1970 das „Volksblatt“ eingestellt wurde, wurde als erste Reaktion erklärt, daß eine angeblich nicht gute Redaktionsführung und eine angeblich nicht gute Wirtschaftsführung die Ursachen der Einstellung gewesen seien. Als kaum 14 Tage später die Existenz des „Express“ gefährdet war und dieser nur noch durch einen Wechsel des Eigentümers gerettet werden konnte, fast gleichzeitig aber auch die „Neue Zeitung“ von einer Tageszeitung zu einem Wochenblatt umfunktioniert wurde, war jedermann klar, daß sich auf dem Wiener Zeitungsmarkt Vorgänge abspielten, die
Der bisherige Erste Sekretär der Kommunistischen Partei in der Tschechoslowakei, Alexander Dubcek, ist von seinem Posten zurückgetreten und durch Husak ersetzt worden. Eine Entwicklung, die schon lange befürchtet worden war, ist endlich eingetreten, und alle Welt hatte das Gefühl, daß der „Prager Frühling“ vom vorigen Jahr endgültig erfroren sei.Der „Prager Frühling“, der das Ende der Novotny-Ära bedeutete, war zunächst aus wirtschaftlichen Gründen „erblüht“. Die Tschechoslowakei, eines der reichsten Länder Europas, war unter dem Novotny-Regime an den Rand des
Die Umbildung der Regierung Klaus, von der so lange gemunkelt und auch offen geredet wurde, ist Wirklichkeit geworden. Zwar — da diese Zeilen in Druck gehen — ist die offizielle Bekanntmachung über die neue Ministerliste noch nicht herausgekommen, aber soviel ist über die Zusammensetzung der neuen Regierung doch schon durchgesickert, daß die Absichten, die mit dieser Regierungsumbildung verfolgt werden, zu erkennen sind.Zwei Jahre hat die ÖVP-Regierung hinter sich, zwei Jahre bis zu den nächsten Wahlen noch vor sich. Zwei Jahre, die sie nützen muß, um die nächsten Wahlen so gut wie
Südfrankreich, sie dichten und komponieren. Ihre umstrittenen Wurzeln liegen nach wie vor dm dunkeln. Wichtig ist die Kunstform, die sie prägen, und die neue Thematik: das Rühmen und Besingen der Domina, der Herrin. Der Inhalt dieses neuen Dichtens unterscheidet sich wesentlich von der römischen Liebeslyrik, er ist Frauenlob, und dieses Thema, diese Verherrlichung edler, unnahbarer Weiblichkeit, bleibt auf Jahrhunderte Kennzeichen der italienischen wie der europäischen Lyrik. Als bekanntester Name sei Arnaut Daniel genannt, der um 1200 wirkt.Von dieser unitalienischen, die italienische
DER KARIERTE CHRIST UND ANDERE GLOSSEN UND BEITRÄGE. Von Ida Fr'e-derike Corres Verlag Josef Knecht, Frankfurt a. M., 10(14 . 320 Seiten. Preis DM 19.80.Die Autorin ist uns bekannt als gewandte Essayistin und scharfsinnige Kritikerin. In ihren verschiedenen Büchern, die sich mit der christlichen Heiligkeit und den großen Gestalten der Theresia von Lisieux, Maria Ward und anderen befassen, sucht sie immer kritisch zu scheiden zwischen dem genuin Christlichen und Heiligen und den Übermalungen und Klischees des Christlichen und Heiligen. Dies tut sie mit unerbittlicher Schärfe.Dasselbe Thema
ALLER SPASS DIESER WELT. Von Bernard G r u n. Verlag; Albert Langen-Georg Müller. München-Wien, 1965. 432 Selten, Preis DM 16.80Die Kulturgeschichte des Humors und der großen Spaßmacher zu schreiben war ein guter Gedanke. Der Autor Bernard Grun, ein Österreicher, der als Komponist und Dirigent in Berlin, Prag und Wien wirkte und dann als musikalischer Leiter an ein Londoner Theater berufen wurde, hat schon einige Bücher veröffentlicht. Das vorliegende Werk beweist eine gute Kennerschaft und ist eine sehr anregende Lektüre. Mit psychologischen Erklärungen „jener unbesiegbaren
Wenn Sie in die Wiener Oper gehen, dann denken Sie an folgendes:1. Seien Sie sich bewußt, daß Sie nicht ins Kino oder zu einem Fußballmatch gehen, sondern n u r in die Wiener Oper, das heißt mit anderen Worten: zu gar keinem besonderen Ereignis.2. Ziehen Sie sich infolgedessen ja nicht festlich an. Sind Sie ein Mann, dann nehmen Sie sich vor allem kein weißes Hemd, auch wenn Sie dutzende zu Hause im Schrank liegen hätten. Am besten ist es, Sie gehen in lichter Hose und Pullover und mit ungeputzten Schuhen in die Oper.3. Waschen Sie sich auch einige Tage vor der Vorstellung nicht,
Meine sehr verehrten Herren! Ich, der Ururenkel des Barbiers von Sevilla, suche mich zu verändern. Konkreter gesagt, ich suche einen neuen Posten, richtiger gesagt: eine neue Lebensaufgabe. Denn die Welt macht derzeit eine Revolution durch, die mich, den Nachkommen des Barbiers von Sevilla, und allen, die dem gleichen Beruf angehören, hinwegzufegen beginnt. Ich und alle meine Berufskollegen fangen an, überflüssig zu werden. Grund: die langsame, aber stetige Verbreitung des elektrischen Rasierapparates. Wer von Ihnen, meine Herren, benötigt noch meine Dienste? Es werden immer weniger.
Die meisten Leute behaupten, der erste Eindruck, den man von einem Menschen oder einer Sache bekomme, sei der ausschlaggebende. Er sei entscheidend, da er sich nicht mehr verwischen lasse. Die gleichen guten Leute aber, die auf diesen Grundsatz schwören, negieren ihn sofort — wenn es sich um die „Vorzimmer“ ihrer Wohnifngen handelt, also jene Räume, die alle Besucher zuerst betreten müssen. Den Eindruck, den die Besucher nämlich von diesen „Vorzimmern“ bekommen, ist meist ein schrecklicher, da diese Räume sich fast immer in einem desolaten Zustand befinden. Zur Entschuldigung
Seitdem das Auto zu einem allgemeinen Verkehrsmittel geworden ist, gibt es Autonummern. Sie dienen in erster Linie dazu, Polizisten die Möglichkeiten zu verschaffen, zu schnell rasende Fahrer aufzuschreiben. In zweiter Linie Steuerbehörden und Versicherungen ihre Taxen beim richtigen Mann ein-zuheben. Drittens können sie von Autodieben ausgetauscht werden, um die Polizei an der Nase herumzuführen. Viertens vermitteln sie Spaßvögeln die Gelegenheit, schamlose Witze zü reißen. Und fünftens eröffnen sie Autobesitzern ein kleines Ventil, durch das ihre Eitelkeit entweichen und offenbar