Der Betrug ist eine Wachstumsbranche. Das Geschäft mit Heilsversprechen aller Arten blüht. Angst, Gier und Lust bereiten den Boden.Sie tun es nicht, und Sie auch und Sie auch nicht? Schön. Willkommen in einer statistischen Minderheit. Denn sechzig Prozent der Zeitungsleser lesen ihr tägliches Horoskop in (mindes-tens) einer Tageszeitung. Ist es gut, freut man sich, ist es schlecht, denkt man - so ein Blödsinn. Also können Sie es ruhig zugeben … Es ist allerdings ein Unterschied, ob Sie es als vergnüglichen Teil eines vielfältigen Medienangebots zu sich nehmen, oder ob Sie Ihr
DeutschstundeIm romantischen Schneegestöber durch die Straße stapfend, entsteht vor dem inneren Auge bereits die Vorstellung, wie es wenige Tage später sein wird, wenn Gatsch und Matsch das Trottoir bedecken. Zugleich erhebt sich die Kindheitserinnerung an die Wonne, durch eben diesen Gatsch und Matsch zu patschen, und es ist eine Sinfonie in Klängen, die sich zu mehreren Sätzen türmt. Ehe man daheim die nassen Latschen gegen trockene Patschen austauscht - nicht in der Datschen, das bleibt dem Russen vorbehalten. Denn bei uns wird es dann bald auch wieder Frühling. Und da enthüllt sich
Deutsch-StundeFalls denn der Weihnachtsmann es doch schaffen sollte, vor dem Glücksboten der Online-Wir-verkaufen-dir-gerne-jeden-Ramsch-Firma durch den Schornstein zu plumpsen, dann liefe er radikale Gefahr einer Sinnesverwirrung. Denn er täte sich zunehmend schwer, den Platz unter dem Weihnachtsbaum (den Ältere noch als Christbaum in Erinnerung haben) als den Ort der Bescherung zu erkennen. Denn dort, unter dem Baum, wo vor gar nicht so langer Zeit Päckchen lagen, bescheiden oder üppig, aber allemal von Gestalt und Volumen, dort gähnt jetzt das Nichts.E-Books, heruntergeladene Musik,
Was passiert, wenn Musikstars die Opernbühne und den Konzertsaal
verlassen und sich aufmachen zu den Menschen, die vielleicht noch nie
Klassik gehört haben? Sie machen eine Liederreise ... Und sie haben
was zu erzählen!
In jedem Wort steckt ein Ort. Ein Ort, der einem Gedanken Heimat bietet, einem Gefühl, einem Ausdruck. Sprache hat die Präzision chirurgischen Bestecks oder einer stumpfen Axt - dies zu entscheiden, ist Sache derer, die sich ihrer bedienen. Es ist aber wie bei jedem Werkzeug, der rechte Gebrauch will erlernt und geübt sein. Und so wird das, was immer wieder vernehmbar wird, zur Gefahr: die Sprachlosigkeit vieler Jugendlicher. Hier versagt die Gesellschaft. Also wir. Denn hier wird Menschen jenes Werkzeug vorenthalten, mit dessen Hilfe sie ganz konkret ihr Leben verbessern, bereichern,
Zwei Bücher erzählen von der Möglichkeit, sich auf den Weg zu machen und seiner inneren Wahrheit zu begegnen. Es gibt auch das Recht auf Sommerlektüre mit Anspruch und Tiefgang.Madonna war in Wien. Zehntausende Menschen unterschiedlichsten Alters sind ins Praterstadion gepilgert, jawohl gepilgert, um der "Hohen Priesterin des Pop“ (DER SPIEGEL) ihre Reverenz zu erweisen. Die Bühne als sakraler Raum, dominiert von einem gewaltigen Weihrauchfass. Hier ist nicht der Ort für eine Musikkritik, wohl aber für eine Wahrnehmung: Die in den folgenden zwei Stunden unaufhörlich und Sinne
DeutschstundeSommerzeit ist Festspielzeit. Hinter jeder Burgzinne springt ein Schauspieler hervor, jede halbwegs taugliche Gurgel wird auf ihre Geläufigkeit geprüft, wackelige Kulissen werden vor der Silhouette ehrwürdiger Stifte und Schlösser zu künstlerischen Großtaten promoviert. Doch Sommerzeit ist auch mehr - sie ist Ferienzeit, Spielzeit.So sei hier an eine Urform des Spiels erinnert, an etwas, das immer und überall geht, das nie langweilig wird und das zusammenführt: das Wort-Spiel. In der Sprache liegt ein Schatz, den es gemeinsam zu heben gilt. Das beginnt bei "Ich seh, ich
Ein alter Brauch darf nicht verwesen, die letzte Stund’ wird vorgelesen!“ Also, liebe Freunde der Deutsch-Stunde - "ja, Sie beide meine ich!“ -, hingesetzt und zugehört. Doch das, was früher so selbstverständlich war, ist heute gar nicht mehr so einfach. Denn was mag es denn sein, das eine möglichst große Menge an Menschen gemeinsam hören möchte, nicht nur so irgendwie, sondern aus ganzem Herzen und mit weit offenem Ohr? Literatur? Bäh. Gedichte? Ächz. Also ein Drama, mit verteilten Rollen, etwa … Ach so, das auch nicht. Was darf es denn sein? Alles klar, Sport. Ein
Am Worte hängt, zum Worte drängt, als wäre es die Tränke, an der die Durstigen sich laben. Es ist ein neuer Kulturkampf ausgebrochen, in dem mancher fordert, frank und frei zugreifen zu dürfen auf alles, was sich andere ausgedacht haben. Frei, das ist noch leicht verständlich - das meint dann ja wohl gratis, so wie bei einem eingeschlagenen Schaufenster, aus dem einem entgegenlacht, was man schon lange haben wollte. Aber bei frank, da versagt der Wissenstempel der Digitalzeit, Wikipedia kennt allerlei Namensvarianten und Bezüge, bis hin zum heiligen Frank, pardon Franz von
Im Jahr 1990 bedauerte der schon sehr alte Ernst Jünger in seinem Tagebuch das allmähliche Verschwinden ihm seltsam erscheinender Wörter. Seltsam wohl deshalb, weil Herkunft und Zusammenhang in Vergessenheit geraten seien. Eines davon ist das Wort Voyeuse. Keine Sorge, auch Minderjährige dürfen nun unbehelligt weiterlesen, denn die Voyeuse ist ein Möbelstück - ein Stuhl mit einer verkehrten Lehne und zwei bequemen Armstützen, auf dem der Kiebitz im Kaffeehaus beim Kartenspiel saß, höchstens halblaut Anmerkungen murmelnd, und den Spielern eben dabei zusah - als ein Voyeur reinsten
In den letzten Wochen durfte man erleben, dass das Theater keineswegs eine aussterbende Kunstform ist. Im Untersuchungsausschuss des Nationalrats machte sich so mancher, der da kam, um sich der Aussage zu entschlagen, den ehrwürdigen Budgetsaal zur Kasperlbühne. Da wurde nicht ausgesagt, sondern verhöhnt. Bemerkenswerterweise spielen die Medien mit, und es wird regelmäßig vom "Auftritt“ gesprochen, wenn mit großer Geste nichts gesagt wird, weil man sich für unangreifbar hält und darauf vertraut, dass einen das System schon nicht im Stich lassen wird. Nach dem "Auftritt“ kommt der
Manchem mögen Flasche und Glas kommunizierende Gefäße sein, steigt der Pegel in dem einen, sinkt er in dem anderen, bis er schließlich in beiden auf Null ist - dafür ist der Trinkende voll. Und wes Magen voll ist, dem geht der Mund über. Das nennt man einen kreisförmigen Lauf der Natur, der allerdings dem Kreislauf mehr schadet als nützt.Die guten Vorsätze, die allneujährlich gefasst werden, haben etwas unglaublich Beruhigendes. Sie treten mit der nämlichen Beharrlichkeit auf wie weiland der Gaskassier und sinken wie eben dieser rasch wieder hinab in den "Brunnen der
Wenige Tage vor dem Erscheinen ihres großen neuen Romans ist die preisgekrönte Dichterin Elisabeth Hauer gestorben. Ein wehmütiger Nachruf ihres Verlagslektors.Eine persönliche Einstiegssentenz sei gestattet, nicht um der Betroffenheit willen, sondern als ein Fenster in das Funktionieren einer literarischen Welt, die nicht nur aus lärmenden Bestsellerlisten, Selbstbespieglerinnen und manichäisch denkenden Glücksverheißern besteht.Als vor fast einem Jahr durch Vermittlung des eminenten Literaturwissenschafters (und selbst nicht genug zu lobenden Autors) Klemens Renoldner der neueste
Mit dem Tod von Rolf Kutschera ist eine Epoche zu Ende gegangen, ein wahrlich finaler Vorhang gefallen: Er war der Letzte, der noch als Schauspieler vor dem Zweiten Weltkrieg an der Wiener SCALA engagiert war und Erinnerungen an die das österreichische Theater der Zwischenkriegszeit prägenden Persönlichkeiten wie Rudolf Beer bewahrt und leidenschaftlich weitergegeben hat.Leidenschaft - das zeichnete seine gesamte künstlerische und die damit untrennbar verwobene private Biografie aus. Das Wiener Arbeiterkind hat einen Beruf gelernt: Er wurde Fleischhauer. Aber er lernte auch Klavier
Es steht der Deutsch-Stunde nicht an, sich in das politische Geschäft zu mischen. Doch sei einmal darüber nachgedacht, welche Wertverschiebung sich durch die Vertauschung einiger Buchstaben ergeben kann. Vor nicht allzu langer Zeit war der Begriff des Rentiers etwas durchaus Anzustrebendes. Von der Karikatur unterhalb der Reizschwelle des bösen Kapitalisten angesiedelt, schnitt der Rentier vergnügt seine Coupons, sog an seinem Zigarrl, ließ sich als Hausherr grüßen, wusste dass das, was er veranlagt hatte, genügend Zinsen abwerfen würde, ihm den Lebensabend zu übersonnen und auch
DeutschstundeMehr Licht!“ wird gerne als Goethes letzte Worte kolportiert - ungeklärt bleibt, ob er die Vorhänge aufgezogen wissen wollte oder doch schon den Blick in eine andere Welt richtete. "Mehr Licht!“, so möchte man staunen beim Gang durch mittlerweile fast jede Geschäftsstraße, die vorweihnachtlich lichtgeflutet wird wie ein kleineres Fußballstadion.Licht ist sichtbare elektromagnetische Strahlung. Auf manchem Haupt ist das nämliche Haar licht geworden. Licht ist es auch im Wald, wenn die Bäume weiter stehen, das Unterholz gelichtet ist, eine Lichtung sich auftut. Licht und
Am Anfang war das Wort, logos, und wenig später kam der Dekalog. Das war das, was auf die zwei Steintafeln Mose passte. Also die Zehn Gebote. Zu drei und sieben verteilt, wie sich auf zahlreichen Abbildungen sehen lässt, fein säuberlich unterteilt in die drei auf Gott bezogenen und die sieben dem Menschen zugewandten. "Du sollst nicht töten!“ hielt das 5. unumstößlich fest. Mit den Geboten und ihrer Einhaltung ist das ja so eine Sache. Aber noch ist Hoffnung …Die Sprache erwies sich als treffliches Instrument, das Gebot zu umgehen. Zwischen Mord und Hinrichtung, zwischen Totschlag
Gert Voss, einer der ganz Großen des Theaters, feiert am 10. Oktober seinen 70. Geburtstag. Ein neu erschienenes Buch gibt Einblicke in die Laufbahn dieses Ausnahmedarstellers.Die Spatzen pfeifen es von den Theaterdächern, dass einer der ganz Großen der Schauspielkunst demnächst, genauer: am 10. Oktober, seinen 70. Geburtstag feiert. "Naturgemäß“, wie einer seiner Lebensautoren gesagt hätte, tut er dieses dort, wo er seit mehr als 40 Jahren herrscht: auf der Bühne. Diesfalls ist es die Bühne des Burgtheaters, doch es könnte auch in Berlin sein. Oder in Stuttgart. Oder in Bochum.
Die Sonne scheint auf Gerechte und Ungerechte, die einstmals soziale Errungenschaft des Ferragosto - also des vom Kaiser selbst zum hitzefrei erklärten Tag der Arbeitsbefreiung, auch für Sklaven - macht milde. Und so sei in der heutigen Deutsch-Stunde auch einmal ein Plädoyer gehalten für Wildwuchs und Dekorsettierung. Rechtschreibung ist wie Rechtsprechung. Zwar ist man nicht auf hoher See, aber der Verlauf ist oft verblüffend, das Ergebnis oft ebenso umstritten wie Glückssache, und überhaupt dringen in die Tiefe der Sache nur wenige Spezialisten vor. In der Justiz bleibt der
Zum 35. Todestag des wirklichen Dichters Alexander Lernet-Holenia am 3. Juli. | Roman Rocek bewährte sich als unermüdlicher Herausgeber und Biograf.Die Krone Polens dem, der noch weiß, wer Alexander Lernet-Holenia war. Besser: der weiß, wer Alexander Lernet-Holenia ist. Richtig, der mit der "Standarte“! Und sonst? Schweigen. "Dieses Stück, dieses Weltkriegsstück - 2. Oktober 1918!“ Fast richtig. Erstens heißt das Stück "3. November 1918“ und zweitens ist es von Franz Theodor Csokor. Auch so ein Großer, dessen Werk von den Zwergen des Literaturbetriebes eifrig vergessen wird. Und
Manche Menschen lieben es, das, was sie sagen, mit Zitaten zu würzen. Mag es der Bekräftigung dienen, dem Bildungsnachweis, möge es beeindrucken oder Freude machen - es macht Sprache lebendig, es bereichert. Und es ist ein harmloses Vergnügen. Viele der meistverwendeten Zitate sind von Goethe. "Faust“. Oder aus der "Glocke“. Von Schiller. Also beinahe Goethe. Wenn es weder noch, dann Shakespeare. Shakespeare passt immer. Die ganze Welt ist eine Bühne. (Shakespeare!) Wir spielen immer, wer es weiß, ist klug. (Shakespeare? Schnitzler!)Anders ist das freilich im politischen oder im
Er wurde zur Legende, sein Werk zum Steinbruch, aus dem sich Ghostwriter, Zwergpolemiker und Stadtmarketing so schamlos wie ungestraft bedienen. Zum 75. Todestag von Karl Kraus.In wenigen Jahren, wenn die Jubiläumstage des Ersten Weltkrieges für eine entsprechende Publikationsflut sorgen, die jetzt schon aus den editorischen Startlöchern quillt, wird allenthalben auf den Spielplänen "Die letzten Tage der Menschheit“ auftauchen. Das überdimensionale Theaterstück von Karl Kraus, eigentlich "einem Marstheater zugedacht“, hat seine fulminante Bühnenwirksamkeit hinlänglich bewiesen.
"Ein rotes Meer“, schüttelte der Deutschlehrer den Kopf, als er die Arbeit retournierte. "Kommasetzung ist Glückssache.“ Er hatte ja so Recht, auch wenn es ganz anders gemeint war. Das Komma ist das Glückskeks der Sprachformung, des Satzbaues, der Sinnstiftung, all der geschmeidigen Gestaltungsmöglichkeiten, die unsere Sprache anbietet. Wer sich nur dem Duden und seinem Regularium überlässt, vergibt die Chance, dem geschriebenen Wort den Atem des gesprochenen einzuhauchen. Für Sprachgourmets zieht das Komma - der Beistrich! - den Vorhang der starren Regelung zur Seite, schafft
Der Offizier Anatoly N. Tkachuk überlebte die Mission ins Innere des havarierten Reaktors des Atomkraftwerks Tschernobyl. Nun sind seine Erinnerungen in Buchform erschienen.Der 25. Jahrestag der Ereignisse von Tschernobyl und der noch lange nicht (ob je, sei dahingestellt) ausgestandene GAU von Fukushima sind praktisch zusammengefallen. Die weltweite Aufmerksamkeit oszilliert zwischen dem rückwärtsgewandten Erschrecken und der Sensibilität für japanische Zwischentöne. Die Bilder gleichen sich - rauchende Reaktoren, kreisende Hubschrauber, die irgend etwas abzuwerfen versuchen, ehe sie
Vor 20 Jahren starb der österreichische Dichter aus Ungarn und Literaturermöglicher György Sebestyén. Wenn es einen Literaturhimmel gibt, hat er dort einen Fensterplatz. Über anderthalb Jahrzehnte hat er das Feuilleton der FURCHE geprägt wie keiner vor und nach ihm. Am 6. Juni jährt sich sein Todestag, im Oktober sein 80. Geburtstag.Wäre er noch unter uns, er hätte dem vor wenigen Tagen über 90-jährig verstorbenen Franz Richter einen bewegten Nachruf nachgeschickt, den Lyriker und ewig-unermüdlichen Literaturarbeiter für andere verabschiedet; wäre er noch unter uns, er würde
Existenzangst befällt den Kunsthistoriker Gottlieb Müller. Mitten in den heiteren Frieden seiner Stellung als Universitätsassistent werden Einsparungsmaßnahmen angekündigt. Die ruhige Arbeit an der Habilitation, die kleinen Freuden des wissenschaftlichen Alltags, das Buhlen um Professorengunst -all das soll zu Ende sein? Wut ist Müllers erste Reaktion, doch sie weicht bald dem Schweinemut.Schweinemut, die alte deutsche Form von Melancholie - genau das ist die Gemütsverfassung des Eigenbrötlers. Er fährt ziellos umher, düstere Zukunftsaussichten verschmelzen mit unangenehmen
Nach dem Zusammenbruch der Stauferherrschaft, als im Osten Ottokar von Böhmen seine Macht erweiterte und festigte, trat Meinhard IV. (IL), Graf von Görz, ins Licht der Geschichte. Im Streit mit dem Papsttum stets ein treuer Anhänger der Staufer, mehrmals gebannt und auch im Bann gestorben, war er, der Stiefvater Konradins, ein entschiedener Verfechter der Reichsidee. Er vereinigte die durch Erbschaft und kluge Familienpolitik erworbenen tirolerischen Gebiete zu einem unabhängigen Reichslehen, dessen politische Konturen bis 1918 Geltung hatten.Fanny Wibmer-Pedit rückt vor allem die
Georges Danton, königlicher Advokat und Revolutionär aus Leidenschaft, war einer der Geburtshelfer des Zeitalters der Massen. Die eigentümlich sprunghafte Rasanz der französischen Revolution brachte ihn 1792 auf den Gipfel der Macht. Zwar blieben ihm nur mehr eineinhalb Jahre zu leben, doch in dieser kurzen Spanne liegen Höhepunkt und Tiefe seines Schicksals, gründet seine historische Bedeutung.Die Revolution zu retten, und damit das bedrohte Frankreich, war sein politisches Ziel, Mäßigung nach außen und Ausschaltung der Radikalen im Inneren der Preis,den er zu zahlen bereit war. Der
„Es tut gut, in diesen Zeiten ehrlos zu sein.” Dieser Satz aus dem Abschiedsbrief einer zum Tod verurteilten Sozialistin zeigt auf, was den sieben Frauen, deren Schicksal geschildert wird, gemeinsam war. Aus rassischen, religiösen oder politischen Gründen dem NS-Regime im Weg, wurden sie verfolgt, gequält, gedemütigt und getötet.Der Bogen spannt sich von der Dichterin Alma Johanna König zur namenlosen Zigeunerin, von der kleinen Schneiderin zur stillen Klosterschwester, die da verstand, „daß es hieß, ungehorsam zu sein”. Wie zahllose andere Frauen traten sie für ihre
Menschen, schon zu Lebzeiten Legenden, hinterlassen Stätten, zu denen ihre Verehrrrpilgern;>>i. um ihnen zu huldigen. Dietmar Grieser suchte sie auf, undjsein u neues Buch gibt Zeugnis von der Sehnsucht unserer Zeit nach Leitbildern und Idolen, und von den Irrwegen, die dabei aufgesucht werden. Kaum ein schärferer Gegensatz läßt sich denken als jener zwischen der lauten Hysterie der Elvis-Presley-Fans und der stillen Achtung für den Läufer Paavo Nurmi, die in Helsinki zu finden ist.Doch hart an der harmlosen Spinnerei siedeln Geschäftstüchtigkeit und Geschmacklosigkeit, die ein