Eine Enzyklopädie des frühmittelalterlichen Christentums in Hinblick auf dessen mentale, soziale und institutionelle Wandlungen unternimmt Arnold Angenedt. Dem Kirchenhistoriker ist es um eine primär staatsbezogene Darstellung zu tun, die sich von jeder ethnischen Unterscheidung gewollt distanziert. Das Christentum wird als Urbane Bildungsreligion begriffen, das die Brücke zwischen dem römischen Imperium und dem karo-lingischen „Großreich" schlägt. Angenedt hat jedenfalls ein interdisziplinäres Grundlagenwerk geschaffen, das durch reichhaltige Illustration ebenso besticht, wie
Fränkisch-deutsche Herrscherbilder vermittelt ein wertvoller Sammelband des schlesischen Historikers Karl R. Schnith. Von Karl dem Großen bis zu Konradin, 1268 in seiner Jugendblüte ermordet, schlingt sich die Kette von Kurzbiographien, welche die Herausbildung des mitteleuropäischen Groß-reiches von der Nordsee bis nach Sizilien verdeutlichen. Dieser Versuch einer Entmythologisierung der mittelalterlichen Imperiums vermag unzeitgemäße Legenden aufzuheben, läuft aber Gefahr, eine unterscheidungslose Nebeneinanderfügung des Geschehenen ohne jegliche Wertung und Stufung
Nach chauvinistischen Mißgriffen des Nationalismus und den Verzerrungen der Re-education scheint der Staufenkaiser Friedrich I. nunmehr einer eher nüchternen Deutung ausgesetzt. Die Biographien von Franco Cardini und Emst W. Wies dokumentieren die tragische Spannung der Ära Barbarossas (1152-1190): eine politik- undmilitär-historische Betrachtungsweise, die freilich allzuleicht über die geistige Dynamik des sakralen mittelalterlichen Herrschertums hinweggleitet.Größe und Versagen Friedrichs I. müßte wohl am abendländisch-universalistischen Anspruch des Heiligen Römischen Reiches
Die eher ungewohnte Methode einer Sammlung historischer Urteile verwendet Klaus Ebert, um die Aktualität der Auffassungen des religiösen Reformators Thomas Müntzer für die Gegenwart zu erweisen. Dürftig kommentiert finden sich in chronologischer Reihe unterschiedliche, aus dem Zusammenhang gerissene Bewertungen einer Persönlichkeit, die wohl nur auf dem Hintergrund chilia-stischer Tradition beziehungsweise der von Joachim di Fiori begründeten Drei-Reiche-Theorie zu verstehen ist.Der Herausgeber, so muß man annehmen, steht im Banne des historisch bereits abgeklungenen Marxismus, wenn er
Der römisch-deutsche Kaiser Karl V., in dessen Reich „die Sonne nicht unterging” verkörpert mit höchster Machtentfaltung zugleich aufbrechende Krisen und weittragende Konflikte. Unter seiner Herrschaft wurde Martin Luther gebannt, sind deutsche Bauern- und spanische Bürgeraufstände blutig erstickt worden, eroberten goldgierige Desperados die gewaltigen Indianerreiche Mexikos und Perus. All diese mit dem Kern Europas verbundenen oder weltumspannenden Kämpfe mit dem Lebensbild Karls überzeugend dargestellt zu haben, ist das Verdienst Otto von Habsburgs.Teilt man auch manche Bewertung
Friedrich Schiller setzte ihr in seiner „Maria Stuart" ein wenig schmeichelhaftes Denkmal; die schottische Romantik prangerte ihren imperialen Herrschaftswillen an: Elisabeth! (1533-1603) forcierte nicht nur die politische Vereinheitlichung Britanniens, sondern baute den Inselstaat auch zu einem protestantischen Bollwerk gegen die universalistischen Ansprüche des Papsttums und die Interventionsversuche der katholischen Staaten aus.Jasper Ridley, Verfasser unter anderem von Biograf ien über Heinrich VIII. und Lord Palmerston, Napoleon III. und Kaiserin Euge-nie, betrachtet die
Aus der Eisesstarre, die das Kai-sertum unter dem umnebelten Ru-dolf II. und seinem verräterischen Bruder Matthias erfaßt hatte, loderte im Jahre 1619 eine düstere Flamme auf. Der Jesuitenzögling Ferdinand II. hatte die Macht übernommen, seine Residenz von Prag in das zwangsrekatholisierte Graz verlagert und begann nun, im Reich den lutheranischen und calvinisti-schen Aufruhr zurückzudrängen.Johann Franzi erzählt in seiner packenden Biografie vom vergebe-nen, für das Reich verderblichen Wirken eines Imperators, der wie kein anderer zur konfessionellen Spaltung und damit zum
Gekürzt und, wie es verschämt heißt, "revidiert" ist nun auch in deutscher Sprache ein Werk Ana-tolij Frenkins erschienen, in welchem der sowjetische Wissenschaftler und Journalist den sogenannten Konservativen - von Richard von Weizsäcker bis Franz Schönhuber -die Ehre gibt. Weit entfernt von nur mehr glossarisch anklingendem marxistischen Floskel werk wird da um Verständnis für eine weitere deutsch-russische Annäherung geworben, in der kränkelnde Nachbarn schon ein weltbeherrschendes Machtzentrum vom Rhein bis Japan wittern.Wie beschwörend wirkt Frenkins Schluß, daß bei den
Verspieltheit und Luxus, Mätres- senwesen und Willkürherrschaft kennzeichnen den deutschen klein- und mittelstaatlichen Absolutis- mus. So auch die Regierung Fried- rich Augusts von Sachsen, der un- ter dem hämischen Beinamen „der Starke" in die Reichsgeschichte ein- ging. Festkultur, Bauten und Kunst- sammlungen, die Schönheiten Dres- dens und Leipzig stellt der Histori- ker Karl Czok in den Mittelpunkt seiner Ehrenrettung des Fürsten.Das prachtvoll illustrierte Werk dokumentiert die Verfeinerung ei- ner auf Machtdarstellung bedach- ten höfischen Kultur, die leichte Lockerheit einer
Kaum eine andere germanische Wehrgemeinschaft der Völkerwan- derungszeit hat mit größerer Kraft die verfallenden römischen Formen erneuert, keine hat in politischerund religiöser Hinsicht zu einer wirkungsmächtigeren Synthese gefunden. Die Goten erzeugten eine geistige Verbindung, die nach vor- übergehendem Abfall zum Funda- ment des Römisch-deutschen Rei- ches wurde.Eine in dritter, verbesserter Auf- lage vorliegende Ethnographie Herwig Wolframs geht der Namens- und Stammesgeschichte dieses Volkes nach, berichtet über Wan- derung und Reichsbildung der Westgoten, die erst im beginnen-
GideonErnstLaudon(1717-1790) war als General Maria Theresiasund Josefs II. ein strategisch weit- blickender und taktisch kluger Verteidiger des Reiches gegen preu- ßischen Ehrgeiz; noch kurz vor sei- nem Tode schlug er einige erfolg- reiche Schlachten gegen die Tür- ken. Fritz Pesendorfer legt nun, leider unter Zurückdrängung mili- tärischer Sichtweise, eine Biogra- phie des Soldaten vor.Die Familiengeschichte der Lau- dons führt in den baltischen Raum, nach Livland. Dort erhielt der jun- ge Gideon erste Ausbildung und nahm an den russischen Kriegszü- gen gegen Polen und das Osmani-
Aus einer Tagung der Katholi- schen Freiburger Akademie im Oktober 1988 entstand eine Sam- melschrift über die Wirkungen der französischen Revolution im deut- schen Südwesten. Der interdiszi- plinär angelegte Band, der bereits auf etliche Jubiläumswerke zu rea- gieren vermag, erfaßt im Regiona- len auch das Allgemeine: ein grund- legendes Werk zur Geistesgeschich- te Deutschlands.Die revolutionäre Entwicklung Frankreichs galt den Deutschen als Krise. Um diese zu lösen, forderten Friedrich von Schiller, Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Hölderlin, Novalis oder Georg Wilhelm
Das Heilige Römische Reich deutscher Nation bestand Jahrhundertelangals imperium der Mitte, Verbindung von Nord und Süd, germanischem und romanischem Raum, von Christentum und antiker Welt. Sein Einwohner ist, wie Friedrich Wolters sagt, auch geistig ein Mensch der Mitte, der sich weder an das Stoffliche verliert noch sich darob verflüchtigt. Er ist bestimmt durch ein „frommes, tätiges Innestehen in gotterfüllter Welt".Ein neues Werk über das Kaisertum der Neuzeit, gemischt aus 1 7 Historikerfedern, übersieht diese Kontinuität. Höchst willkürlich ist die Auswahl von biographischen,
Er löste das Staatswesen von den Banden einer erschlafften Ordnung und gab es der Berechnung und dem Fortschrittsdenken preis. Eine entgeistigte Welt suchte er in das zwängende Korsett von Schema und Staatsraison zu pressen: Sechstau- send Gesetze entspringen dem Jahr- zehnt seiner Regierung.Obwohl zwei Jahrhunderte seit dem Tod Josephs II. vergangen sind, steht der habsburgische Herrscher noch immer im Reliquienschrein des Progressismus. Dies belegt eine ehr- erbietige Biographie des Histori- kers Karl Gutkas, während der Journalist Humbert Fink einige kri- tische Nuancierungen
Der gedruckt vorliegende Ertrag einer Konstanzer Vortragsreihe be- harrt aus der Perspektive von Phi- losophie, Theologie und Physik auf einer getrennten Anschauung der Natur. Damit versteht sich die Pub- likation als rationalistische Ant- wort auf die wieder erstehendenganzheitlichen Weltmodelle, wie sie von Fritjof Capra, Ken Wilber und neuerdings dem Österreicher Franz Moser verfochten werden.Die ideologischen Leitfiguren der Veranstaltung, Klaus Mainzer und Jürgen Mittelstraß, behaupten in ihren skizzenhaften Aufrissen kos- mologischer Deutungen die Ver- selbständigung szientistischer
Nach dem Tod des großen Augu- stus kündigten die Niederlagen der römischen Heere im rechtsrheini- schen Gebiet nicht nur vom Verfall des Imperiums, sondern auch von Vitalität und Widerstandskraft der dort lebenden germanischen Stäm- me.Diesem Ringen ist ein faszinie- rendes Zeitgemälde gewidmet, in welchem der deutsche Pädagoge, Dichter und Sprachforscher Heinz Ritter-Schaumburg antike Tradi- tionen und moderne Interpretatio- nen kritisch würdigt und verbin- det. Im Bemühen, den Ort der Schlachten zu rekonstruieren, macht der Autor etwa die lippische Stadt Horn im Teutoburger Wald als
Das Elend einer „Psychologie", die sich vom Begriff des Seelischen getrennt hat, tritt neuerdings in einem Sammelband vornehmlich psychoanalytischer Provenienz zu Tage. Dieser gilt negativen Verän- derungen in Verhalten und Welt- anschauung, die nicht zuletzt unter dem Diktat dieser familien- und gruppenzersetzenden rationalisti- schen Ideologie erfolgten.Der Begriff der Intimität, um wel- chen die Reflexionen der Verfasser kreisen, wird nie erklärt. Einschnei- dende Verfallsformen - wie der alar- mierende Rückgang der Fertilität - werden ausgeklammert. Weder finden die verheerenden
Außer der Wiederholung geläufiger Forschungsresultate, Konfusionen und Banalitäten hat der Historiker Eric Hobsbawm zur letzten Jahrhundertwende wenig zu vermelden. Der Totalentwurf des achtzigjährigen Marxisten scheitert bereits an den Begriffen. So etwa, wenn Moderne zur puren Negation erklärt, Sozialismus mit Marxismus identifiziert oder das Spannungsfeld von Nationalismus und Imperialismus breiig verschmort wird.Der Vulgarisierungen sind Legion: Da figuriert der analytische Romancier Thomas Mann als roher „Teutone", der dekadente Schönheitssucher Oscar Wilde als
Wogegen der Dichter Peter Ro-segger seine Stimme erhoben hatte, ist in unseren Tagen zur bitteren Wirklichkeit geworden: Der großflächige Niedergang jener sozialen Schichte, die als Hüter und Heger der Kulturlandschaft zugleich den Gesamtbestand jedes Staatswesens sichert: der Bauernschaft. Ihr Los im oststeirischen Raum durch eineinhalb Jahrhunderte hindurch gewissenhaft verfolgt zu haben, ist Verdienst zweier junger Grazer Historiker.Bezeichnet Karl Käser zuerst Stagnation und Abgeschlossenheit als Wesen der Zeit von 1848 -1938, so beschreibt Karl Stocker jenen Prozeß, der seitdem
Während des Mittelalters führte die rigide Sexualmoral im Bunde mit einer umfassenden Abwertung des Weiblichen zum verbreiteten Ausschwären fauliger Gesellschaftsteile. Diesen Zusammenhang ignoriert diese Studie zur Prostitution des Spätmittelalters.Für den Strukturalisten Jacques Rossiaud wird die Durchsetzung der von ihm als „käufliche Liebe“ vorgestellten Erscheinungen zum Maßstab von Freiheit und Glück. Entsprechend den Gepflogenheiten der sogenannten Mentalitätsgeschichte wird dabei eine sozial und regional beschränkte Untersuchung (in diesem Fall der städtischen Gebiete
Sein „Don Quichote“, Hohelied und Abgesang des europäischen Rittertums, ist zu einem festen Bestand der Weltliteratur geworden. Doch wer ist eigentlich der Verfasser dieses zwiespältigen und schillernden Zeitgemäldes?Der französische Wissenschaftler Jean Canavaggio legt nun, im Lichte zahlreicher und unterschiedlicher Bewertungen der jüngeren Geschichtsschreibung, eine umfassende Biographie des Miguel de Cervantes (1547 bis 1616) vor. Cervantes war Abenteurer und Diplomat, Soldat und Erzähler. Er zeichnete sich in der Seeschlacht von Lepanto 1571 aus und schmachtete vier Jahre lang
Kein Besucher des ostmitteleuropäischen Raumes wird sich dem eigenartigen Zauber entziehen können, den dessen endlose Weiten und langgestreckte, sanfte Bergrücken auf den Betrachter ausüben. Ebensowenig wird er einem tiefen Eindruck von Ödnis entgehen, die aus der jüngeren Geschichte dieser Kulturlandschaft rührt.Von all dem ist in der „Spurensicherung“ Roman Schnurs wenig zu verspüren. Jene Sammlung von Gesprächen, Briefwechseln und Reiseerfahrungen, die der Rechtsgelehrte vorlegt, leidet spürbar an Gegenwartsferne und Zukunftsab-gewandtheit. Die Kriegs- und Nachkriegsgeschichte
Wer immer sich vermißt, Antrieb und Wirkung einflußreicher Persönlichkeiten im geschichtlichen Raum darzulegen, wird deren Verwobenheit mit den Läufen der jeweiligen Epoche zu erläutern haben. Daraus allein läßt sich Bedeutung und Begrenztheit des historisch wirksam gewordenen Menschen erhellen.Wenn ein Anhänger der sogenannten politischen Wissenschaft nun seinen „Essay“ über Adolf Hitler mit der Meinung beschließt, allein der „böse Zauber“ des Reichskanzlers habe das deutsche Volk betört, wenn er weiter dessen Mitarbeiter als „Zyniker und Nihilisten“ bezeichnet, so mag
Mit einem Loblied auf die vorgeblich ungebrochene Vitalität der sogenannten westlichen Kultur beendet der Berliner Soziologe Joseph Huber seine langatmige Verteidigung des Atlantismus. Er zertrennt willkürlich die jahrtausendealte ethnische und kulturelle Einheit des eurasischen Kontinents, ignoriert die grundlegenden Einflüsse orientalischer Geistigkeit auf den Okzident, um dessen autonome Entwicklung darzustellen.Der intellektuelle Hochmut, den Huber in dieser Abgrenzung und der unverkennbaren Aburteilung östlicher Kulturen demonstriert, ist allerdings wenig berechtigt Schon seine
Einen Bück auf bedeutsame Entwicklungen österreichischer Vorzeit wirft das jüngste Heft der militärhistorischen Schriftenreihe des Bundesverlags. Leicht faßlich, plakativ, wenn auch nicht in all ihren Voraussetzungen und Folgen, schildert der junge Historiker Walter Pohl die Awarenkriege Karls des Großen am Ende des 8. Jahrhunderts.Zurecht beurteilt der Autor die Kampfhandlungen als Ausdruck einer allgemeinen Expansion des Frankenreichs, begleitet von dem Willen zur Christianisierung Europas. Sie waren ermöglicht durch Unterwerfung des nach Selbständigkeit strebenden Bayernherzogs
In den politischen und militärischen Wirren nach Cäsars Ermordung konnte sich vorübergehend im Osten des Römischen Reiches ein hervorragender Stratege, aber egoistischer und sittlich verworfener Staatsmann etablieren: Marcus Antonius. Die Seeschlacht bei Ac- tium im Jahre 31 v. Chr. besiegelte nicht nur das Ende der ehrgeiziger Pläne dieser der römischen Tradition wenig verbundenen Persönlichkeit; sie beendete auch eine Periode der Zersplitterung und des Nepotismus, in der Randstaaten des Imperiums (wie das von Kleopatra beherrschte Ägypten) weitgehenden Einfluß über dessen Geschicke
Zahlreiche Inschriften, die über weite Teile des Mittelmeerraumes verstreut sind, sind Zeugnisse der römischen Hochkultur, im beson deren ihrer politischen, rechtlichen und religiösen Wesenszüge. In seiner handlichen und preiswerten Auswahl demonstriert Leonhard Schumacher die grundlegenden Typen der erhaltenen Dokumente. Vers tändlich nicht nur dem Historiker und Philologen, wird die mögliche Entschlüsselung der Epigramme prinzipiell erörtert und an Beispielen vollzogen.Kalender und Gesetze, Ehreninschriften und Aufzeichnungen von Rechtsgeschäften werden in lateinischer Urschrift und
Der 15. Band der „WienerBeiträge zur Geschichte der Neuzeit“ ist der Würdigung des 1986 verstorbenen Historikers Heinrich Lutz gewidmet Dreizehn Wissezischaftler verschrieben sich der Aufgabe, die Auffassungen des langjährigen Ordinarius am Wiener Institut für Geschichte darzustellen. Derart gelangen pohtische und religiöse Phänomene aus der frühen Neuzeit sowie dem 19. und 20. Jahrhundert in den BUckpunkt.So enthält der Sammelband Beiträge zum politischen Wandel Deutschlands und Materiahen zur Papst- und Kirchei]geschichte des 16. Jahrhunderts. Uber die mitteleuropäischen
Schließen künstlerisches Schaffen und marktgerechte Verwertung einander aus? Welche wirtschaftlichen Impulse geben kulturelle Ereignisse einer Region? Sponsor oder Mäzen? Weniger öffentliche Gelder für die Kultur? - Ein Dossier zu diesen Fragen.iS unst war und ist imtrennbarer IV Wesenszug jedermenschlichen Kultur. Die Debatte um Notwendigkeit, Zielsetzungen und Modalitäten von Kunstförderung darf daher a priori als bedenkliches Omen für den Zustand der gegenwärtigen Gemeinwesen begriffen werden.Von ihrer existenziellen Bedingtheit her ist die Kunst eine unersetzliche Waffe im Kampf
Mit seiner weitreichenden Untersuchimg der religiösen Voraussetzungen antiker Hochkulturen schlägt Johannes Hof er eine Bresche in das strukturalistische Gestrüpp etabUerter Geschichtswissenschaft. Sein Studium indianischer und orientalischer Völker führt den jungen Historiker und Forstmann zu einer vergleichenden Darstellung poUtischer Machtträger und deren spiritueller Legitimationen.Kultureller Aufstieg oder Nieder^ gang, so impliziert Hof ers Werk, ist nicht primär wirtschaftlichbedingt, sondern entspricht der mehr oder weniger erfolgreichen Verwirklichung von mit esoterischem
Auf die Spuren der deutschen Romantik beginnt sich Wolfgang Müller-Funk. Daß er selbst sich in bisweilen peinlichster Weise dieser mentalen Strömung zugeordnet wissen will, soll wohl jenen Subjektivismus begründen, mit dem der Autor seine im Detail lesenswerten Aufsätze entwertet. Demnach sieht sich Müller-Funk weder veranlaßt, seine These zu begründen, wonach die Romantik lediglich in Deutschland um ihre Wirkung gebracht worden sei, noch zu erklären, weshalb ganzheitliche Bestrebungen in Totalitarismus, lebensreformatori- sche Absichten in Asketismus münden, wie er leichthin
Aus optimistischer Sicht betrachtet Wolfgang Bergsdorf die neuen Medien: Erfreut konstatiert er die wachsende Übernahme des Femsehens durch Kapitalgruppen; vom T^deoboom erwartet sich der Liberale eine wesentliche Verbessenmg der Sprache.Schreckbilder wie die Gegenutopien Orwells, Samjatins oder Hux-leys vermeint der Autor nur auf die Sowjetunion bezogen. Die bisweilen anklingende Rede vom desinf or-mierenden Charakter der Nachrichtenflut ist weder neuartig noch präzise ausgeführt.OBER DIE MACHT DER KULTUR. Koamunlkatlon als Gebot der Politik. Van WoUgmg Beigsdorf. Deutichl Veriapansiak.
Nach dem Tod des großen Augustus kündeten die Niederlagen römischer Heere im rechtsrheinischen Gebiet nicht nur vom Verfall des Imperiums, sondern auch von Vitalität und Widerstandskraft der dort lebenden germanischen Stämme.Diesem Ringen ist ein faszinierendes Zeitgemälde gewidmet, in welchem der deutsche Pädagoge, Dichter und Sprachforscher Heinz Ritter-Schaumburg antike Traditionen und moderne Interpretationen kritisch würdigt und verbindet. Im Bemühen, den Ort der Schlachten zu rekonstruieren, macht der Autor etwa die lippische Stadt Horn im Teutoburger Wald als Stätte jenes
Wo die Überzeugung eines Fortlebens nach dem Tode, zudem auch das Vertrauen an die Fortpflanzung eigenen Wesens in Kindern und Kindeskindern verlorengeht, wird im Angesicht des drohenden Sterbens Verzweiflung zur zwingenden Haltung.Ein Büchlein Jean Amėrys, der sich 1978 das Leben nahm, belegt dies nur allzu drastisch: Der Autor empfindet die Zeit lediglich als Fallen ins Ungewisse, das Altem als tragisches Ungemach, den Tod als Horror. Dieser Tod hat nichts Lösendes noch Erlösendes, erzeugt nur panische,schrankenlose Angst, die Arnery aus dem Empfinden der Atemnot deutlich macht.Das Werk
Nach dem Abschluß des Versailler Vertrages setzte eine strategische wie kulturpolitische Öffnung des Deutschen Reiches nach dem Osten ein, in deren Rahmen seine Metropole zum Zentrum sowjetischer Einflußnahme wurde. Eine Anthologie dieser Einwirkung und ihres Niederschlags hat nun der DDR-Wissenschaftler Fritz Mierau vorgelegt.In der Fülle der publizierten, leider unkommentierten Aufsätze und Briefdokumente wird mancher etwas finden — und zweifellos vermitteln die Debatten um Alexej Tolstoi und Wassili Kandinsky, um Fjodor Glad- kows „Zement“ und Sergej Eisensteins „Panzerkreuzer
Die Sezession der republikanischen Generalstaaten von ihren habsburgischen Bedrückern im Jahre 1581 leitete Hollands goldenes Zeitalter ein, dessen sozialemGrundriß der englische Historiker Simon Schama nachspürt. Die detailreiche, mentalitätsgeschichtlich orientierte Untersuchung gilt einer Gesellschaft, die zwischen 1550 und 1650 ihre Bevölkerungszahl , verdreifachte und neben einem auf Handel beruhenden Wirtschaftsleben wissenschaftliche, religiöse und künstlerische Großtaten hervorbrachte.Nicht zum wenigsten erklärt sich diese kulturelle Blüte, wie Simon Schama zu belegen vermag,
• Die Französische Revolution wird durch den Freiburger Historiker Ernst Schulin kenntnis- und faktenreich beschrieben, ohne daß ihr eigentliches Wesen erörtert würde. Eine vorwiegend politisch, ökonomisch und soziologisch orientierte Untersuchung vermittelt die Phänomenologie des Zeitgeschehens von 1788 bis 1799. Von großem Wert ist Schulins Überschau bisheriger Geschichtsschreibung auch deshalb, weil sie auch den Verfall marxistischer und progressistischer Interpretationen genau widerspiegelt. DIE FRANZÖSISCHE REVOLUTION. Von Ernst Schulin. Verlag C. H. Beck, München 1988. 285
Wenige Jahre nach seinem Tode zeigte das steinerne Ehrenmal des Bildhauers Fritz Klimsch zu Berlin das schmale, hoffnungsfrohe Gesicht Rudolf Virchows (1821—1902). Der gebürtige Pommer kämpfte als Pathologe, Hygieniker und Anthropologe für die Volksgesundheit.Der medizinische und naturwissenschaftliche Neuerer suchte während seiner über vier Jahrzehnte dauernden politischen Tätigkeit auch zur Hebung der Lebensqualität der breiten Massen beizutragen: ein Liberaler und Bismarckgegner, welcher die Periode konservativer Sozialreform mitgestaltet hat.Dieser vielseitigen Persönlichkeit
Im Jahre 1798 unternahm der norddeutsche Bauernsohn und spätere Historiker Ernst Moritz Arndt eine Reise durch Bayern und die Donaumonarchie nach Frankreich. Seine Beschreibung dieser Studienfahrt zeigt den Verfasser der bekannten Hymne „Was ist des Deutschen Vaterland?“ als einfühlsamen Kosmopoliten und Globetrotter, dessen Urteil über Land und Leute von hellsichtiger Aufgeklärtheit ist.In der Wiener Residenz, die Arndt auf der Donau erreichte, beeindrucken den damals Neun- undzwanzigjährigen insbesondere die durch Josef II. geschaffenen medizinisch-sozialen Einrichtungen.
Nach dem Zusammenbruch fränkischer Hegemonie über das westliche Europa entfaltete der germanische Stamm der Normannen seine kulturbildende Kraft: Er errichtete politische und soziale Strukturen im Norden Frankreichs, unterwarf England, drang nach Wales und Schottland vor. Im Süden entriß die schlagkräftige normannische Ritterschaft den zur Jahrtausendwende dominierenden Großmächten, dem Islam und Byzanz, das imtere Italien mit der InselSizilien und stellte sich - in Verbindung mit dem Papsttum — an die Spitze des ersten Kreuzzugs.In der lebendigen Darstellung des Londoner Historikers
Welch prachtvolles Werk hätte hier entstehen können! Uwe Schultz, Abteilungsleiter beim Hessischen Rundfunk, hat drei Dutzend Historiker, Ethnologen und Journalisten versammelt, um eine Kulturgeschichte des Festes zu entwerfen. Das Ergebnis: ein wüster Parforceritt von Altägypten nach Woodstock; ein Kulissenschieben, kein geistiges Durchdringen der Problematik.Daß Feste ihre Funktion aus dem Göttlichen und dem Kreislauf der Natur gewinnen, daß sie untrennbar mit Volkskultur verwoben sind, erhellt lediglich aus exotischen Exempeln: faszinierende Berichte über balinesischeTotenfeiern und
Von Schmutz und Ungeziefer gepeinigt, drangsaliert von vulgären Wärtern und sadistischen Aufseherinnen, in Not und Krankheit, von bohrendem Hunger und eisiger Kälte gequält — so vegetieren sie dahin: Frauen, dem roten Imperium mißliebig, wegen ihres Glaubens, ihrer Gesinnung oder ihrer Volkszugehörigkeit verfolgt.Die Ukrainerin Irina Ratu-schinskaja, verhaftet wegen des Verfassens religiöser Gedichte, hat nun einen eindrucksvollen, unprätentiösen und nüchternen Bericht aus dieser Hölle vorgelegt. Ihr Leidensweg durch sowjetische KGB-Gefängnisse, Zuchthäuser und Arbeitslager
Europäisches Geschick als universalen Geschichtsablauf mißverstanden zu haben, ist der keineswegs originelle Grundzug eines erneut aufgelegten Werks des Juristen Eugen Rosenstock-Huessy (1888 bis 1973).Seine Darstellung sieht den (europäischen) Menschen von verfremdeter Naturhaftigkeit die Stufen einer gottdurchdrungenen Entwicklung emporklimmen. Als heilsgeschichtliches movens gilt ihm ein im Mittelalter einsetzender fortwährender Revolutionsprozeß, als dessen letztes Ergebnis sich die Vorherrschaft russisch-amerikanischer Wirtschaftsgesinnung zeigt.Der Autor des im Jahre 1931
Die politische und militärische Konfrontation zwischen den Staaten Indochinas bildet den Hintergrund einer universalgeschichtlichen Studie des Südostasienspezialisten Benedict Anderson. Der Autor, Bruder des bedeutenden marxistischen Historikers, schildert meisterhaft die ambivalente Rolle des Nationalismus seit seiner Entstehung im 18. Jahrhundert: als Legitimation und Gefährdung von Herrschaft, als Systemsicherung europäischer Dynastien ebenso wie als Basis revolutionärer Bewegung.In Abgrenzung zu marxistischer und liberalistischer Doktrin leistet Anderson eine psychosoziale Begründung
Sein hundertster Todestag wurde zum Anlaß einer kritischen Würdigung gegenwärtiger Historiker: Leopold von Ranke (1795 bis 1886), der neben Jakob Burckhardt und Theodor Mommsen wohl größte deutsche Geschichtsschreiber des 19. Jahrhunderts, dessen Bilder der Reformation von mythischerLeuchtkraft waren, erregte mit seiner Forderung, zu „zeigen, wie es eigentlich gewesen“, den Widerstand der hegelianischen und nationalliberalen Historiographie.Rankes Auffassung von einer göttlichen Wurzel allen Geschehens wurde von den Symposiumsteilnehmern überwiegend weder geteilt noch grundhaft
In einer Zeit überbordender Sachlichkeit und entmenschter Technik ist Destruktion historischer Größe zum einträglichen Geschäft geworden. Das banale Pathos des Antiheroischen ersetzt künstlerischen Aufbau, differenzierte Personen- und Handlungszeichnung.So torkelt in der ersten — und hoffentlich letzten — „satirischen Erzählung“ des Geisteswissenschaftlers Pierre Ryckmans ein außer Rand und Band geratener Pappkamerad, der entflohene und durch einen Doppelgänger (!) auf Helena ersetzte Napoleon nach Waterloo und nach Paris, wo er gemeinsam mit einer feinsinnig als „Stute“
Im Jahre 1610, am Vorabend eines neuen militärischen Abenteuers, zeigt ihn ein monumentales Gemälde des Barockkünstlers Peter Paul Rubens: zu einem Zeitpunkt, da Heinrich IV. von Bourbon-Navarra bereits dem Messerattentat eines Besessenen zum Opfer gefallen war.Mit dem Tod des Herrschers endet eine Epoche der Rivalität feudaler Gewalten mit dem Königtum, eine Periode kurzer religiöser Versöhnung, die der 1593 zum Katholizismus Konvertierte der in Glaubenskämpfen zerrissenen Heimat verschaffte.Der jüngste Biograph des Monarchen, Andre Castelot, stellt denn auch — wie einst Heinrich
Allan Bloom, Professor für So-zialgeschichte und politische Philosophie in Chicago, fällt ein vernichtendes Urteil über die gegenwärtige Kultur der Vereinigten Staaten: Vorbereitet durch die Ideologie deutscher Emigranten der dreißiger Jahre, war die antiautoritäre Wende 1965 bis 1975 Auftakt zu massivem Verfall individueller Bildung und sozialer Bindung.Aus eigener Anschauung als Universitätslehrer schildert Bloom die verheerenden Folgen des eingekehrten Nihilismus: Entfremdung und Einsamkeit; Persönlichkeitsverlust durch jene Sexualisierung aller Lebensbereiche, die ein dem Marxismus
Auf die Spuren deutscher Rußlandbilder des 18. Jahrhunderts begibt sich der zweite Band einer von Lew Kopelew edierten Reihe „West-östliche Spiegelungen“, deren erster sich mit Dokumenten aus dem 9. bis 17. Jahrhundert auseinandersetzte. Siebzehn Autoren berichten über politische, wirtschaftliche, kulturelle Reflexionen und Interpretationen, die sich schwerpunkthaft um die Modernisierungspolitik Peters des Großen anordnen.Besonders wertvoll sind die Analysen der durch den Gottsched-Kreis betriebenen literarischen Vermittlung und die Veränderungen in den Auffassungen Johann Gottfried
Der dritte Band einer Geschichte Englands, verantwortet durch den Mannheimer Historiker Gottfried Niedhart, zeichnet vom ökonomischen und politischen Standpunkt die Geschicke des Inselreichs im 19. und 20. Jahrhundert. Schon die Eroberungen des bis 1763 dauernden Siebenjährigen Krieges leiteten die militärische Hegemonie Englands ein, deren Krise im ausgehenden 19. Jahrhundert eintritt und die das Staatswesen schließlich in Abhängigkeit von seinen ehemaligen amerikanischen Kolonien bringt.Diesen Aufstieg und diesen Niedergang schildert der Autor, um in der europäischen Integration
Sein Charakterbild zeigt einen jagdbegeisterten, von unbezähmbarer Eßlust und wenig delikaten Manieren bestimmten Herrscher, der doch dem Lotterleben an Europas Höfen ein tadelloses Eheleben präsentierte und die Tugenden der Sauberkeit, der Sparsamkeit und des Fleißes pflegte: Friedrich Wilhelm I. (1688 bis 1740) regierte Brandenburg mit harter Hand und legte solcherart die Grundlage eines später weithin bewunderten Staatswesens.In gewohnter Sprachfertigkeit schildert der Preußenkenner Wolfgang Venohr Leben und Werk des von Zeitgenossen wie Heutigen unterschätzten Königs, den selbst
In seinem epochalen Werk „Der Untergang des Abendlandes“ warnt Oswald Spengler davor, europäische Geschichte auf den Lichtbogen von Altertum und Neuzeit zu beschränken und lange Jahrhunderte des angeblich düsteren Mittelalters außer acht zu lassen: Eine derart skizzierte Haltung kennzeichnet das nunmehr aus dem Schwedischen übertragene Werk des greisen Politikers und Journalisten Rolf Edberg.Ausgehend von einem kulturhistorischen Panorama der griechischen Antike, entrollt der Autor einen linearen Ablauf naturwissenschaftlichen Fortschritts. Er skizziert Entdeckung und koloniale
Auch in ihren beiden jüngsten Werken spinnt die Psychologin Alice Miller den Faden kindlicher Unschuld und elterlicher Verbrechen, in denen sie die alleinige Wurzel negativen Lebensverlaufs und unliebsamer Ideologien sieht. An Fallstudien über Friedrich Nietzsche, Pablo Picasso, Käthe von Kollwitz und Buster Keaton wird die Kindheitshölle auf getan: Hätte der kleine Fritz nur einmal schluchzen dürfen, der Welt wäre seine Philosophie erspart geblieben (die Miller nur aus der geläufigen Zitatenkiste rekonstruiert).Alternativen zu repressiver Pädagogik weiß die Autorin keine anzubieten.
Wo die Laster der Herrschenden höher geschätzt werden als deren Tugenden, ist die Welt dem Bösen näher als dem Guten. Derart bündelt der antike Geschichtsschreiber Tacitus jene Verfallskritik, die lange vor dem tatsächlichen Untergang des römischen Imperiums dessen Entartung beklagte und für Erneuerung warb.Die Ambivalenz von Niedergang und Innovation, von Dekadenz und Regeneration, aufgehoben in einem zyklischen Geschichtsbegriff, hat die nunmehr veröffentlichte Dissertation Karl Dietrich Brachers aus dem Jahre 1948 zum Gegenstand. Aus der präzisen und färbigen Diktion des
An der Spitze dieses Werkes steht eine erschütternde Auflistung von politischem Mord und Selbstmord, die in den Reihen einer ursprünglich kritischen, dann in den Bannkreis marxistischer Ideologie geratenen Schriftstellern furchtbar wüteten: Jürgen Rühle, ehedem Wortführer intellektueller Opposition in der DDR, vermittelt in seinem neu aufgelegten und erweiterten Buch ein vielschichtiges und tiefgründiges Panorama einer Tendenz, die, ausgezogen zur Weltumwälzung, an ihren eigenen Widersprüchen zerbrach.Rühles differenziertes und detailreiches Werk, aus dem eigenes Erleben spricht,
Licht auf die jüngsten Geschik-ke des westlichsten österreichischen Bundeslands wirft der fünfte Band einer „Geschichte Vorarlbergs“, die der achtzigjährige Historiker und Geograph Benedikt Bügeri geschaffen hat.Aus Landtagsakten, Zeitungen und Forschungsarbeiten, nicht zuletzt aus eigenem Erfahren gestaltet der Autor ein subjektives Panorama der Periode von der 1918 erlangten Selbständigkeit bis zum Abzug der französischen Besatzungsmacht im Jahre 1953.Schwerpunkte der Veröffentlichung bilden die Darstellung der Anschlußbewegung an die Schweiz, welcher Bügeri mit wenig
Drei Jahrzehnte sowjetischer Geistesgeschichte aus der Sicht zweier bedeutsamer Emigranten: Lew Kopelew und seine Lebens-gefahrtin Raissa Orlowa haben aus Brief en und Tagebucheintra-gungen ein Protokoll intellektuel-len und emotionalen Erlebens ge-schaffen.Vom Ende der Stalin-Ara bis in die jiingste Gegenwart reicht die nachtraglich ausgefeilte Kette niichterner Berichte, die auch li-terarische Vorlieben, geistige Pragungen und die kosmopoliti-sche Weltanschauung der Auto-ren sichtbar machen. Verzeichnet werden Aspekte der literatur-und kulturpolitischen Diskussion der fiinfziger Jahre bis
Sie wurde achtzehnjahrig, mit einer Korpergrobe von knapp, 1,50 Meter Konigin. Victoria (1819 bis 1901). benannt nach der jungfraulichen romischen Siegesgottin, Herrscherin wahrend sechs Jahrzehnten, steht, zunehmend ubergeswichtig und koperlich leidend, fur die Krankheit einer Epoche, der sie den Namen gab.Von der Verbindung zwischen Person und Periode, Psyche und Kultur ist in der jüngst veröffentlichten Biographie des Amerikaners Stanley Weintraub freilich wenig spürbar. Die durchaus nuancierten Beobachtungen des königlichen Lebens, aus Briefwechsel und Tagebuchaufzeichnungen Victorias
1841 griff ein Roman des Jungdeutschen Theodor Mündt sein Schicksal auf; den Naturalisten Schlag und Alberti schien er ein Held des Fin de siecle, schwankend und uneins in sich selbst; der Expressionismus säkularisierte seinen Versuch, einem geistlichen Prinzip gewaltsam zum Recht zu verhelfen.Daß der Reformator Thomas Müntzer, nach der Niederlage der Mühlhausener Aufständischen im Mai 1525 hingerichtet, bis in die Gegenwart zur Symbolfigur radikaler Widerständigkeit wird, belegt erneut die Darstellung des evangelischen Theologen Klaus Ebert. Auch wenn der Versuch des Autors, Müntzers
Die Politisierung der deutschen Gerichtsbarkeit setzte lange schon vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten ein. Erst diese schufen aber mit dem .Volksgerichtshof ein Instrument politischer Machterhaltung.Hansjoachim W. Koch, Historiker an der Universität York, hat nun eine solide, um deutliche Nuancierung bisheriger Forschung bemühte Geschichte dieser Institution verfaßt. Der Wissenschaftler, der sich im übrigen von einem „Festival der Zerknirschung“ abgrenzt, verweist auf die fortwirkende Tradition der zentralisierenden preußischen Verfassung sowie auf das erstmalige
In der Reihe biographischer Bemühungen um bedeutende historische , Frauengestalteh erweckt eine Studie über Johanna Schppenhauer (1766 bis 1838) Interesse, die als Mutter des großen deutschen Philosophen nicht zum wenigsten die Entstehung dessen Lebenshaltung und theoretischer Maximen beeinflußte.Das Bestreben der Psychologin Gertrud Dworetzki, Problematik und Tragik der Beziehung zum unverstandenen und mit dem Bild des ungeliebten Gatten verknüpften Arthur zu erhellen, ist allerdings ebenso wenig gediehen als der Versuch, das literarische Werk Frau Schopenhauers mit ihrer intellektuellen
Zeigt die Ausbreitung der Lesegewohnheit um 1800 zugleich den Verlust emotionaler Ergriffenheit im Lesepublikum an? Erich Schön, Literatursoziologe aus Konstanz, berichtet in seiner auf den deutschen Sprachraum beschränkten Untersuchung von Rationalisierung und Normierung des Lese-Erlebens, das ur-sprüngüche, noch im 18. Jahrhundert ausgemachte, sinnliche Erfahrungswerte verschüttet habe.Diesen Verfall belegen ihm zahlreiche, ausführlich zitierte Quellen: Offenbar machen sich die reduzierte Naturbeziehung des Lesers, zunehmende Verwendung des — freilich keineswegs nur ernüchternden!
Aus den Arbeiten von zehn Historikern hat Geof frey Parker ein ereignisgeschichtlich orientiertes Ubersichtswerk des Dreißigjährigen Krieges geschmiedet. Dabei ist seiner ordnenden Hand nicht nur die formale Synthese unterschiedlicher Federführung gelungen, sondern auch die Integration verschiedener nationaler Sichtweisen.Parker unterstreicht somit in Anschluß an Moriz Rittners dreibändige „Deutsche Geschichte“ (1889) die europäische Dimension, in welche die Auseinandersetzung nach einer konfessionell bestimmten Bürgerkriegsphase eingetreten ist. Zudem bezeichnet der Autor in
Wiederum ist, nach der Publikation des Sammelbandes „Europa um 1400“ vor drei Jahren, eine bedeutsame Jahrhundertwende zum Gegenstand wissenschaftlicher Debatte geworden: Die „Zwischenlage“ um 1500 war Auftakt zu einer Kette reformatorischer und revolutionärer Prozesse.Der Aufbruch in die Neuzeit vollzog sich — worauf die unterschiedlichen Erörterungen Wert legen — als Folge von Integration auf staatlicher, ständischer und regionaler Ebene. Zudem provozierte die osmanische Bedrohung die Einbeziehung der jagielloni-schen Dynastie in das europäische Geschehen — und damit die
In seinem jüngsten Roman schreibt der 1959 in Zürich geborene Autor Dante Andrea Fran-zetti von Elementen seines Lebens, die zugleich von der mit ihm herangewachsenen Generation erfahren wurden: das Gefühl tiefer Fremdheit und verlorenes Taumeln zwischen Anpassung und Aufbäumen.Diese Elemente läßt Franzetti in den ungleichen Kindern einer italienischen Einwandererfamilie fortwuchern. Amelio und Gianluca, deren Entwicklung einen unterschiedlichen Verlauf nimmt, agieren letztlich vergeblich im verzweifelten Versuch der Selbstfindung. Zwischen bösartigem schulischem Drill und dem stupiden
Im jüngsten Werk von Friedrich Weissensteiner entfaltet sich vollends jene bedenkliche Grundhaltung, die schon seine letzten Habsburger-Biographien gekennzeichnet hat: die behauptete Wesensgleichheit von Aufklärung, Liberalismus und Sozialismus zum eigentlichen Kriterium der Bewertung des Hauses Österreich zu machen.Wenn der Autor versucht, zwölf Mitglieder der Dynastie einer derartig schematischen Zuordnung zu unterwerfen, so vernachlässigt er nicht nur die spezifisch emotionale und intellektuelle Prägung so verschiedener Persönlichkeiten wie Joseph IL, Maximilian von Mexiko, Kaiserin
Während die,Aufklärer Schiller und Lessing sich anschickten, das deutsche Theater zur Stätte sittlicher Erneuerung zu gestalten, vollzog sich das Leben eines Mannes, der, wurzellos durch Europa irrend, zur Typenbildung geschlechtlicher Libertinage entschieden beitrug. Dieser Giacomo Girolamo Casanova (1725 bis 1798) hat in seinem jüngsten Biografen Heinz von Sauter einen beredten Anwalt gefunden, dem zur Beurteilung des Mannes nur dessen eigene Memoiren taugen.Solcherart gelangt der Leser zwar zu einem gedrungenen Lebensbild des gebürtigen Venezianers, der als Diener vieler Herren und als
Von der mythischen Begründung der Stadt durch die sagenhaften Söhne des Mars, Romulus und Remus, bis zum Ende ihrer faschistischen Verwaltung reicht die Darstellung des englischen Historikers. Der Autor führt durch das monarchische, republikanische und imperiale Rom, schildert den Niedergang der Stadt zur Zeit der Völkerwanderung und ihre Metamorphose zur geistlichen Metropole, die doch dem mitteleuropäischen Reich Glanz verlieh; er begleitet den Weg Roms als Zentrum von Renaissance und Barock bis hin zu den Wirren napoleonischer Besetzung und des Risorgimentos.Man mag des Autors Hang zu
Sein Selbstmord erschütterte den österreichischen Liberalismus, dessen Speerspitze er war: ein entschiedener Kritiker der Despotie, des Aberglaubens und der nationalen Affekte.Kronprinz Rudolf litt zutiefst an einer Natur, die ihn enterbt hatte. Er war Opfer jahrhundertelanger Degeneration und der nahen Blutsverwandtschaft seiner Eltern. Zudem litt er an chronischer Bronchitis, ergab sich nach einem Reitunfall dem Morphiummißbrauch; eine erworbene Geschlechtskrankheit griff auf Gelenke und Augen aus.Daß der fortwährende körperliche Verfall auch von seelischer Zerstörung begleitet war,
Dieses Werk von Tibor Simä-nyi ist mehr als die mitreißende Studie über einen Herrscher, der geschichtlich im Schatten seines mächtigen Bruders, Karl V., verschwand. Es zeigt nicht nur Ferdinands I. (1503 bis 1594) dynastische Treue im Dienste der kraftvollen Mehrung des Reichs; das Buch ist auch ein Hohelied auf das zwischen missionarischen Ansprüchen zweier Mächte um Selbstbehauptung ringende Ungarn.Es schildert den heldenhaften Mut der Kämpfer von Mohäcs (1526) gegen die türkische Flut, welche dem religiös, sozial und national zerrissenen Europa erst die strategische Bedeutung des
Der hochgejubelte Aufsatzband des in München lehrenden Historikers Thomas Nipperdey bringt nichts Neues zur deutschen Geschichte. Wie könnten auch die vielfältigen Erscheinungen - von Luther bis Hitler -, denen sich der Autor widmet, mit seinen monotonen Rastern erfaßt werden?Da ist zum einen ein überzeitlicher Deutschland-Begriff, der — niemals genau bestimmt oder eingegrenzt - vom Mittelalter bis in unsere Gegenwart Kontinuität vorgaukelt. Zum anderen hält Nipperdey „Modernisierung“ für das einzige Kriterium historischer Ereignisse und Prozesse.Indem der Autor dringenden
Elena Skrjabin, Tochter eines konservativen Abgeordneten der zaristischen Duma, hat schon einmal — durch ihr „Leningrader Tagebuch“ — von sich reden gemacht. Zeichnete sie damals auf ergreifende Weise die Lebensbedingungen in der hungernden, von der deutschen Wehrmacht eingekesselten Stadt, so greift sie in ihrer jüngsten Publikation weiter aus.Ein halbes Jahrhundert, die Zeitspanne von 1912 bis 1962, führte Elena Skrjabin aus einer behüteten Kindheit durch Krankheit, politische Verfolgung und wirtschaftliches Elend wiederum in die gesicherten Verhältnisse der amerikanischen
Theophile Gautier hat als Beispiele seiner Auffassung, daß große Menschen sich jenseits moralischer Maßstäbe verwirklichen, neben Sardanapal und He-liogabal auch Kleopatra genannt.Die erotische Selbstpreisgabe der ägyptischen Herrscherin, die vorübergehende politisch-militärische Durchsetzung ermöglichte, war tatsächlich nur ein Aspekt ihres Scheiterns und des Niedergangs ihres Reichs. Die Verbindung Kleopatras mit Cäsar, später mit Antonius, schildert neuerdings Philipp Vandenberg, dessen historischer Anspruch eher salopp umgesetzt wird.Vandenberg spannt den Bogen seines
Als er mit seiner Frau Magda und den sechs Kindern in den Tod ging, folgte Dr. Joseph Goebbels dem Auftrag eines Mannes, dem er sich zwei Jahrzehnte zuvor unterstellt hatte. Den gewandten Germanisten aus dem sich verselbständigenden linken Parteiflügel gebrochen zu haben, war eine der Voraussetzungen zum Machtantritt Hitlers.Wilfried von Oven, ab 1943 persönlicher Pressereferent Goebbels', zeichnet in seiner jüngst veröffentlichten Biographie eine Geschichte dieser eigentümlich engen Beziehung im Kern nationalsozialistischer Organisierung. Inmitten der Darstellung persönlicher und
Der Anlaß ihres historischen Rückblicks ist offenkundig; umso merkwürdiger, daß der Mediziner Jean-Charles Sournia und sein Koautor Jacques Rufflie zum Thema AIDS nur lapidare Phrasen auftischen.Dagegen ist ihr Uberblick zur Wirkung der Pest, von Darmkrankheiten, Lepra und Tuberkulose durchaus informativ. Bemerkenswertes wissen die beiden Schreiber auch über den oft kontraproduktiven Effekt der Maßnahmen zur Eindämmung von Malaria und Parasitenerkrankungen zu berichten. Und sie vermögen die unstreitige Tatsache darzulegen, daß ein Zusammenhang zwischen interkultureller Begegnung und
In einer Epoche erneut ausufernder Seuchen erregt ein Zeugnis von heuendem Eingreifen in naturhaftes Geschehen Erstaunen und Betroffenheit. Somit darf die wiederum aufgelegte Übertragung von Taylor Cald-wells Lukasroman berechtigte Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen.Die, 1985 in hohem Alter verstorbene, Schriftstellerin führt mit dem magischen Wirken des Evangelisten zugleich eine bestimmte Sicht christlichen Glaubens vor: Das Kreuz symbolisiert nicht nur göttliche Hingabe, sondern auch kosmische Ordnung, welche seelische und körperliche Harmonie bewirkt.Unter der Last dieses esoterischen
Im Lothringer Mentalitätshistoriker Francois Bluche hat das „grand siede“ Ludwigs XIV. einen entscheidenden Preissänger gefunden. Der Autor, der kritische Erwägung als „deutsche Schwerfälligkeit“ abtut, fühlt noch den letzten Winkel seiner Alltagsgeschichte durch den absoluten Herrscher (1661-1715) illuminiert.Bluche verkennt, daß die letztlich erfolglosen Raubkriege sowie die schwer zerrütteten Finanzen, die der Sonnenkönig nach seinem Tod zurückließ, letztlich entscheidende Voraussetzungen der Französischen Revolution büdeten.In zwölf Kapiteln vermittelt der Autor einen
Aus der Veröffentlichung österreichischer Ministerratsprotokolle der Zeit von 1848 bis 1867 ist das Erscheinen zweier Bände anzuzeigen.Im dritten Band der fünften Abteilung dieses Unternehmens, den Ministerien Erzherzog Rainer und Alexander von Mens- dorff gewidmet, scheinen insbesondere die Versuche auf, den durch neoabsolutistische Finanzpolitik eingetretenen Währungsverfall umzukehren und die Ordnung des Staatshaushaltes herzustellen. Erstmals hatte das Staatsbudget einem gewählten Parlament, dem 1861 eingeführten Reichsrat, vorgelegt zu werden; dieser
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts zeitigten Schwäche und Willenlosigkeit der habsburgischen Fürsten schlimme Früchte; Verfallszeichen mehrten sich im Familienverband selbst. Ein Jahr nach dem Selbstmord des Thronfolgers ging fern der Heimat, am Kap Horn, Erzherzog Johann Salvator — Johann Orth — zugrunde.Mit seinem Vater Leopold II. im Alter von sieben Jahren aus der aufständischen Toskana vertrieben, hatte sich für Johann Salvator eine enge Bahn sozialen Aufstiegs eröffnet. Zum tüchtigen und klugen Offizier herange reift, erkannte er früh die Schwächen des Reichs.Der Erzherzog, der
Im einsetzenden Barockzeitalter, der Blütezeit des neueren Einsiedlerwesens, entstand die Innsbrucker Eremitage Erzherzog Maximilians des Deutschmeisters. Aus Anlaß ihrer durch die Messerschmitt-Stiftung ermöglichten Generalsanierung re-flektiert eine vorzüglich gestaltete Publikation Entstehung, Gestaltung und zeitgenössisches Umfeld dieses Bauwerks. Manie- ristische Architektur, Baudetails der Renaissance und barocke Porträts vermitteln der geistlichen Zufluchtsstätte ihr eigentümliches Gepräge: wohl wert, Schauplatz gelungener Denkmalpflege zu sein.Franz von Hye schildert unter den
Seit Antoine Saint-Exuperys Schilderungen vermag das Bild des Kampffliegers ein Gleichnis von Todesnähe und Lebenstiefe vermitteln. Auch unter militärgeschichtlichem Aspekt verdient eine Publikation Beachtung, die den deutschen Jagdfliegern des Zweiten Weltkriegs nachspürt.Mit dem Autor Franz F. Winter meldet sich kein Unbelehrbarer zu Wort. Wer da als einer der vielzitierten Zeitgenossen pak- kende und authentische Information vorlegt, führt den verlorenen Kampf nicht weiter, sondern sucht zu seiner Bewältigung beizutragen.Von den Abenteuern der jungen Luftwaffe im Ersten Weltkrieg bis
Friedrich Ebert: Als einen „Stalin der Sozialdemokratie" dämo-nisiert ihn der US-Historiker Schorske; für Karl Kautsky war er „in nicht rein proletarischen Dingen etwas beschränkt". Seinen Porträts haftet xmverkenn-bar das Flair des Bremer Schankwirtes an, der sich hemdsärmlig an die Parteispitze diente und der schließlich - durch Verfassungsbruch - Reichskanzler der Weimarer Republik wiirde.Organisationsvermögen und Stumpfheit gegenüber weltanschaulichen Auseinandersetzungen kennzeichneten diesen Politiker, auch geringe Konzilianz -wie ihm zumindest Bremer Genossen ankreideten.
Dieses Buch liest sich als Antwort auf die (nicht zuletzt österreichische) marxistisch orientierte Zeitgeschichte Mitteleuropas; zugleich ist es eine faktenreiche Aufbereitung kultureller und politischer Prozesse des ungarischen Nachbarvolkes.Jozsef Varga, 1956 heimatvertrieben, seitdem hierzulande unermüdlich in der Bildungsarbeit tätig, hat sein zeitgeschichtliches Werk dreigeteilt: Zunächst schildert er Gestaltungsprobleme des Donauraums und würdigt kritisch die habsburgische Synthese; ein zweiter Part gilt der gerafften Darstellung des großrussischen Griffs ins Herz Europas, dessen
Durch eine bedenkliche Auswahl der „preußischen Profile" leisten Wolf gang Venohr und Sebastian Haffner der beabsichtigten und notwendigen Ehrenrettung des versunkenen Staates einen Bärendienst. Die Staatslenker - vom Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. bis zum letzten Hohenzollernherrscher, Wilhelm II. - sind ebenso überrepräsentiert wie Militärs: Neidhardt von Gneisenau, Helmuth Graf Molt-ke, Erich Ludendorff und der Hitler-Gegner Henning von Tresckow.Daß die preußisch-deutsche Staatsphilosophie völlig ignoriert wird, daß unter den Künstlern einzig Theodor Fontane eine
Die wechselhaften Geschicke der inmitten rivalisierender Mächte liegenden Klein- und Mittelstaaten Griechenlands lösen Assoziationen an den aus der neueren Geschichte geläufigen Begriff des „Dritten Deutschland" zwischen Preußen und Osterreich aus. Hans-Joachim Gehrke untersucht die Grundbedingungen der zwischen Athen und Sparta gelegenen Staatenwelt, um diese vornehmlich wirtschaftliche, soziale und politische Analyse durch einen typologi-schen Vergleich abzurunden. Besonderes Gewicht verleiht er den jeweils unterschiedlichen Versuchen zur Bewältigung der Krise des 7. Jahrhunderts,
Ende 1983 fand im Zentrum für Interdisziplinäre Forschung der Universität Bielefeld ein Arbeitsgespräch zum Thema „Höfische Literatur - Hofgesellschaft - höfische Lebensformen um 1200“ statt. Zwanzig Beiträge vornehmlich deutscher Philologen und Historiker dieser Tagung sind nun, ergänzt durch etwas verkürzte Aufrisse der Diskussion, in einer Edition der Germanisten Gert Kaiser und Jan-Dirk Müller veröffentlicht worden.Der erste Abschnitt des Bandes sucht den Begriff des hochmittelalterlichen Hofes zu umreißen, ein zweiter Teil nimmt die Abgrenzung von Unhöfischem und
In geraffter Abfolge aus Quellentexten und Kurzbiografien, Kommentaren und Illustrationen führt ein salopp geschriebenesBändchen in die deutsche Geschichte des 19. Jahrhunderts. Das Werk Manfred Görtemakers, das wohl als Lehrbehelf gedacht, darüber hinaus Interesse erweckt, vermittelt in fünf Abschnitten einen Eindruck von den mannigfaltigen Umwälzungen dieser Zeit.Der Bogen spannt sich von dem im Zeichen französischer Bedrückung erwachenden Nationalgefühl zur Reichsgründung des Jahres 1871 und dem anschließenden politischen und wirtschaftlichen Aufschwung.In dieser Periode
Er durchbrach, im zu Ende gehenden 16. Jahrhundert, das mittelalterliche Bild der Stadt - seltsam unschlüssig und uneinheitlich; er verfaßte eine kluge „Biblische und christliche Kriegsordnung” — und leitete seinen Niedergang mit erstaunlichen militärischen Fehleinschätzungen ein; als Fürsterzbischof unterstützte er die heraufdämmernde „Ecclesia triumphans”, ohne sich im gegenreformatorischen Eifer sehr hervorzutun.Wolf Dietrich von Raitenau (1559-1677) war eine jener singu-lären Persönlichkeiten des alpen-ländischen Raumes, deren Spannkraft und Eigenwilligkeit der
Zu den Anfängen österreichischen Landesbewußtseins will sich Stefan Vajda in seinem der babenbergischen Herrschaft gewidmeten Büchlein wenden. Ihm ist es weniger um die Grenzfunktion der östlichen Mark des Römischen Reichs zu tun, als um eine spezifische Darstellung ihrer Kulturlandschaft, einer als eigenständig betrachteten politischen und kulturellen Geschichte.Der Verfasser geht damit nicht nur in den Spuren einer Suche nach möglichen historischen Wurzeln einer österreichischen Identität, er schreibt auch — was interessanter ist — mitteleuropäische Geschichte. Daß Vajda aus
Ludwig Gumplowicz > (1838-1909), ein Begründer der wissenschaftlichen Soziologie im deutschsprachigen Raum, der nun vermittels ausgewählter Texte durch Emil Brix in Erinnerung gerufen wird, ist zweifellos ein moderner Denker.Geprägt durch Schopenhauer und Nietzsche, durch Fechners Psychophysik, zweifellos auch die nationalen Kämpfe Altösterreichs, suchte der im Krakauer Getto Geborene nach Gesetzmäßigkeiten jener Prozesse und Ereignisse, die ihn umgaben. Gumplowicz, der — wie Otto Weininger — vom mosaischen zum protestantischen Bekenntnis konvertierte, fand diese in einer
Vor hundertsechzig Jahren unternahm der preußische Baukünstler Karl Friedrich Schinkel in Begleitung seines Freundes Peter Beuth eine mehrmonatige Reise durch Frankreich nach Großbritannien. Sein auf dieser Fahrt entstandenes Tagebuch liegt nun, ergänzt durch Briefe an Frau Susanne, erneut vor.Es war keine sentimentale, noch weniger eine romantische Reise, die der Geheime Oberbaurat aus Berlin im Frühjahr und Sommer 1826 unternahm. Sie verfolgte das pragmatische Ziel, ausländische Erfahrungen in der Aufstellung antiker Plastiken zu untersuchen. Schilderungen der Landschaft oder der
Für den amerikanischen Altertumsforscher Moses I. Finley war das politische Leben der griechischen und römischen Antike demokratisch bestimmt. Monarchische, oligarchische oder tyrannische Herrschaft blendet er aus; die militaristische Uberwucherung der Stadtstaaten scheint ihm gleichsam das Ende von Politik überhaupt.Finley will in seinem neuesten Werk Strukturen der Demokratie sichtbar werden lassen: das Zustandekommen politischer Entscheidungen, die Rolle klassenübergreifender Weltanschauungen und die Grundsätze politischer Tat. Die von zeitgenössischen Kritikern abgewertete
Für seine habsburgische Konkurrentin war er ein „Unmensch“, ein „Monstrum“, ein „Ungeheuer“; deutschen und französischen Aufklärern erschien er als Verwirklicher ihrer kühnen Ideengebäude. Im Jahre 1786 ist ein Herrscher verstorben, dessen „Antimacchiavell“ (1739) die Grundlagen einer neuen, naturrechtlichen Politik legte: Friedrich II. von Preußen.Dieser wohl bedeutendste König seines Landes war zugleich auch großer Bauherr. Hans-Joachim Giersberg, der DDR-Verwalter der Potsdamer Schlösser und Gärten, hat nun eine Ubersicht der architektonischen Leistungen Friedrichs
Unter dem Eindruck der blutigen Bartholomäusnacht, als vom 23. auf den 24. August 1572 anläßlich der Hochzeit Heinrichs von Navarra mit Margareta von Va-lois die Pariser Hugenotten niedergemetzelt wurden, schrieb der Rechtsgelehrte Jean Bodin seine „Six livres de la Republique“ — ein monumentales Werk, das in mehreren Auflagen verbreitet in ganz Europa diskutiert wurde.Nachdem der Verlag vor fünf Jahren die ersten drei Bücher auflegte, ist nun die wohlkommentierte Ausgabe durch die noch fehlenden Bücher ergänzt worden. Damit liegt die erste moderne Edition des späthumanistischen
In den wenigen Zeilen des Matthäus-Evangeliums, die von der Reise der sogenannten „Magier“ handeln, ist die ganze Spannung des Menschenlebens vermittelt: Hoffnung, Freude, Ahnungen, Todesgefahr. Freilich ist die Rede von außergewöhnlichen Menschen, von Trägern alten Wissens und großer Einbildungskraft, erfüllt von eigentümlicher Naivität, wenn sie dem blutigen Despoten den Grund ihrer langen Fahrt angeben, die, gewitzigt durch Ahnungen und Träume, „auf einem anderen Wege in ihr Land zurückkehrten“ (wie eine möglichst wortgetreue Ubersetzung des griechischen Textes lautet).Im
Es ist ein notwendiges Buch: Es schildert die Geisteswelt der zerfallenden Donaumonarchie aus ungarischer Sicht; doch macht es zugleich hemmende Grenzen der Erkenntnis offenkundig.Mit seinem Werk „Der Tod der k. u. k. Weltordnung in Wien“ steht der Historiker Endre Kiss in der Tradition von Karl Mannheims Soziologie des Wissens. Die geistigen Strömungen der Vergangenheit — Barock, Josephinismus und die philosophische Tradition des 19. Jahrhunderts — erklären ihm kulturelle Prozesse der Jahrhundertwende.Kiss ist im besten Wortsinn Dilettant: Abgeschnitten von den zahlreichen
Während Oswald Spenglers Visionen vom „Untergang des Abendlandes“ drohend näherrücken, wächst die Lust der Gegenwärtigen an der Erforschung antiker und mittelalterlicher Wurzeln Europas.So mag die Idee des Beck-Verlages, eine großangelegte Quellensammlung zur vormaligen Europäisierung der Welt herauszugeben, auf fruchtbaren Boden fallen. Während der zweite Band des siebenteiligen Werks über „Die großen Entdeckungen“ bereits erhältlich ist, wurde nun der Band I zum Thema mittelalterlicher Ursprünge der europäischen Expansion nachgereicht.Dieser schildert zunächst die
Sie wurden zersäbelt, erschossen, oft bei lebendigem Leibe in ihren dürftigen Häusern verbrannt: Viele Bewohner des dem Alpenwall vorgelagerten steiri-schen Landes wurden zu Opfern jener kriegerischen Auseinandersetzungen, die als „Kuruzzen-aufstände“ höchst unterschiedliche Bewertungen erfahren haben.Von der ungarischen Historiographie vielfach als Freiheitskämpfer gefeiert, gelten die Ku-ruzzen hierzulande weithin als mit den Türken gleichgesetzte nationale Bedrohung. Fritz 'Posch, der kenntnisreiche Autor-des anläßlich der Steirischen Landesausstellung neu aufgelegten Werkes
Der Westen zerstörte 1918 ein wirtschaftlich erfolgreiches Staatengebilde im Herzen Europas. „Feudale“ Schichten waren vielfach treibende Kraft des ökonomischen Aufstiegs der Donaumonarchie, den der Wirtschaftswissenschaftler David F. Good nachgezeichnet hat.Auf liberale Paradigmen gestützt, untersucht der Autor zunächst die Wachstumsperiode des 18. Jahrhunderts, um dann die Innovationen der Biedermeierzeit zu schildern und mit der frappierenden Meinung aufzuwarten, daß die Reformen des Jahres 1848 — zumindest in den westlichen Kronländern — keine meßbaren wirtschaftlichen
An der Schwelle der fünfziger Jahre hat der christliche Philosoph, Arzt und Psychologe Karl Jaspers (1883-1969) vor den modernen Entartungen der Heilkunst gewarnt, die seitdem bedeutend ausgewuchert sind. Sein Appell für behutsame Pflege, für das Hinhorchen auf den Menschen wendet sich gegen eine rücksichtslose Technisierung des Heilens ebenso wie gegen das Einströmen nicht hinterfragter Weltanschauung.Jaspers warnt vor den beflissenen Adepten der Ersatzreligion Sigmund Freuds. Er stellt die psychotherapeutische Scheinwelt in Frage, die im Wechselspiel von Autorität und Gehorsam,