Perestrojka heißt wörtlich Umbau und signalisiert Hoffnung, neuen Anfang. „Der Stein, den die Bauleute verwarfen, ist zum Eckstein geworden, Alleluja“ jubeln wir in der Osterliturgie, und viel andächtiger, lebendiger noch empfinden die Auferstehung seit Jahrhunderten unsere Brüder im Osten.Selbst der düstere Skeptiker Nikolaj Gogol zum Beispiel hat knapp vor seinem Tod noch „Betrachtungen über die göttliche Liturgie“ verfaßt. Darin heißt es „Lasset uns zu denen, die uns hassen, sprechen: Brüder, ob der Auferstehung wollen wir uns alles verzeihen, und so lasset uns denn
1982 bekam die Badener Gründerzeitsynagoge noch ein neues Dach. Jetzt droht der Abbruch. Oder ist er doch noch abzuwenden? Die Chance, etwas gutzumachen.
Friedrich Heer hat die österreichische Gesellschaft nach 1945 einmal als „Verdrängungsgemeinschaft“ charakterisiert. Die Reaktionen in Österreich auf die Attak-ken des Jüdischen Weltkongresses in Richtung Kurt Waldheim zeichnen das Bild einer unbewältig-ten Vergangenheit.
Den Autor Eue Wiesel habe ich persönlich kennengelernt, als er in seiner Heimatstadt Härmarossziget vor einem kleinen Häuflein schäbiger jüdischer Uberlebender und wenigen ausländischen Gästen erzählte, wie 1944, drei Wochen vor Kriegsende, zwei Deutsche und fünfzig ungarische Gendarmen 15.000 immer noch hoffnungsvolle Juden aus derStadt trieben. Die Russen standen dreißig Kilometer vor der Stadt. Nur ein paar Tage Versteck hätten sie vor der Hölle gerettet, der schließlich aber fast keiner von ihnen entkam. Die Türen aller NichtJuden blieben verschlossen.Mich erfaßt der blanke
In Jugoslawien brechen in der Geschichte wurzelnde nationale Gegensätze auf. In Kroatien füllt das die Gotteshäuser und - verschärft die Angriffe gegen Episkopat und Kirche.
Überschattet vom Fall Re-der/Frischenschlager tagte vom 26. bis 28. Jänner erstmals der Gouverneursrat des Jüdischen Weltkongresses in Wien. Der sich zu einer schweren innenpolitischen Krise entwickelnde „Heldenempfang” des NS-Kriegsver-brechers ließ hiesige Medien die eigentlichen Anliegen des Kongresses übersehen.
„Schenken", sagt Mephisto in Goethes Faust, „das ist brav, da wird er reüssieren!" Ob er nicht auch hochzufrieden mit uns ist, wenn wir jetzt durch die Straßen eilen, arg im Streß, sorgsam abwägend, ob das Geschenk für diesen oder jenen auch genau so viel wert ist, wie das, was wir von ihm erwarten?War da nicht eine Idee, die Liste einmal justament umzudrehen, die Kleinigkeiten wichtig zu nehmen, sich etwa den Kopf darüber zu zerbrechen, womit man der einsamen alten Dame im Hause eine Freude machen könnte, ohne sie in Verlegenheit zu bringen. Der jugoslawischen
Drehen wir den Spieß doch einmal um; versuchen wir uns vorzustellen, Männer nützten die tatsächlich bestehenden Chancen, aus dem Berufsleben auszusteigen, und widmeten sich der Familie und den Kindern. Muten wir ihnen nicht gleich zu, daneben auch noch Geld zu verdienen.Herr Rehak wird also Hausmann. Er ist nicht der einzige seines Standes in Wien, Kontakt mit Schicksalsgenossen aufzunehmen ist ihm aber so gut wie unmöglich. Herrn Rehak steht nämlich kein Auto zur Verfügung, das hat die Frau, die steht ja im Berufsleben und muß dort alle Chancen nützen. Zudem sind die, sagen
Bei seinem Amtsantritt um Vorschläge befragt, habe ich versucht, den neuen Chefredakteur der FURCHE von der Wichtigkeit einer Frauenseite zu überzeugen. Damals ist mir nicht gelungen, klarzumachen, daß ich dabei keineswegs an Kochrezepte und Strickmuster dachte. Immerhin wurde diese Spalte daraus, in der ich die Möglichkeit habe, immer wieder auf den Themenkreis einzugehen, der mir so sehr am Herzen liegt.Jetzt im Sommer schien es mir nun höchste Zeit, endlich einmal auf die Sonnenseiten des Schicksals von meinesgleichen einzugehen. Im Grunde gibt es deren so viele. Ich bin sogar der
Wir müssen Herzen aus Stein im Leib haben, sonst könnten sich Geschichten wie diese nicht soeben in Österreich abspielen. Müssen bei uns die Berge zu weinen beginnen oder die Winde erstarren, bevor so etwas wenigstens eine ernsthafte Diskussion auszulösen vermag, die uns die Augen öffnet?Frau N. lebte getrennt von ihrem Mann, als sie zum 2. Mal schwanger wurde. Bald darauf versöhnten sich die Eheleute, die Frau aber blieb entschlossen, das Kind auszutragen. Dann wollte sie es aus Rücksicht auf ihren Mann zur Adoption freigeben. Alles war vorbereitet. Die Adoptiveltern warteten
Minderheiten haben auch in unserer Demokratie ein zweifelhaftes Schicksal. Man gewährt ihnen eine Art Gnadenbrot, das vor Wahlen mit etwas fetteren Brocken gewürzt ist. Wechselwähler sind eben oft wahlentscheidend. Diese Brocken haben aber auch dann noch mehr optische als sonst irgendwelche Qualitäten aufzuweisen. Um die wahren Bedürfnisse der Stiefkinder kümmert man sich sogar guten Gewissens kaum, weil sie sich ja der Mehrheit anschließen könnten.Nach genau denselben Regeln wird in unserem Lande erstaunlicherweise aber auch mit einer Mehrheit verfahren - mit denFrauen. Die
Die Verfasserin dieses Beitrags, Journalistin des deutschen Fernsehens (ARD) in Wien, ist eine der wenigen Ausländer und gar Journalisten, die in das am stärksten isolierte Land Europas einreisen durften. Was sie sah und hörte, war in mehrfacher Hinsicht überraschend.
Es gibt niemanden in Österreich, dessen Thesen ich in aller Öffentlichkeit schärfer angegriffen habe als Primarius Rockenschaub. Bis heute erschüttern mich die Argumente, mit denen er sein Eintreten für die Fristenlösung rechtfertigte. Bis heute kann ich vor allem nicht verstehen, wie ein Arzt, ein Geburtshelfer die Meinung vertreten kann, ungeborenes Leben sei kein Mensch und Abtreibung eine durchaus vertretbare Methode der Geburtenregelung.Dennoch habe ich mich immer bemüht, Diskussionsgegner zu verstehen und in ein echtes Gespräch mit ihnen zu kommen. Bei Primarius Rockenschaub ist
Vor nunmehr dreieinhalb Jahren ist in Österreich die Fristenlösung in Kraft getreten. Die Forderungen des Volksbegehrens, das viele FURCHE-Leser unterschrieben haben, wurden im Parlament niedergestimmt. Dazu hörte man noch einige Wochen lang mehr oder weniger gut begründete Kommentare -seither aber ist es um das Thema still geworden.Abtreibungsgegner leben mit dem Gefühl ungestört weiter, getan zu haben, was möglich war. Sie spenden gelegentlich noch ein kleines Sümmchen, um ihr Gewissen total einzuschläfern. Von dem, was sich vor unseren Haustüren abspielt, ahnen wir alle nichts.
Wir leben in einer Zeit umwälzender Veränderungen. Unser Leben wird von Faktoren bestimmt, von denen noch unsere Eltern kaum zu träumen wagten. Institutionen wie zum Beispiel die Ehe, an deren Definition prinzipiell niemand zweifelte, sind wirklich ins Wanken geraten, ob uns das nun paßt oder nicht. Es ist nicht zu übersehen, daß etwa Entfernungen eine ganz andere Rolle spielen, die Welt kleiner geworden ist, daß Großfamilien in der städtischen Gesellschaft von heute nicht mehr miteinander leben können usw.All das wirft Probleme auf, die nach alten Regeln nicht mehr gelöst werden