7 6 Jahre alt war Kardinal Roncalli, als er zum Papst gewählt wurde. Ein Uebergangspapst, meinten viele. Und sie glaubten ein besonderes Zeichen der Weisheit der Kirche darin zu sehen, daß sie in diesen Zeiten ungeheurer Veränderungen vorsichtig einen Mann zu ihrem Oberhaupt bestellte, der bloß den Platz halten sollte für einen späteren Papst, der dann für die Kirche die Folgerungen aus dieser Zeit der Veränderung ziehen sollte. [ ]Nun hat der Heilige Vater ein neues Konzil angekündigt. Ein neues Konzil? Oder die Fortsetzung des nicht ordnungsgemäß geschlossenen Konzils von 1869?
In Mariazell hätte sich ein Pfingstwunder neuerer Art ereignen sollen. Es hat sich nicht ereignet. Bischöfe aus allen Ländern Mitteleuropas hätten in diesem Ort, der durch Jahrhunderte hindurch auch ihren Völkern Wallfahrtsort und Gnadenstätte war, gemeinsam das Meßopfer feiern und in einem gemeinsamen Geist, aber in verschiedenen Sprachen reden sollen. Es ist nicht dazu gekommen. Alle sind sie eingeladen gewesen, die Bischöfe aus der Tschechoslowakei, aus Ungarn, aus Polen, aus Jugoslawien. Gekommen ist nur der Erzbischof von Agram, Kardinal Seper. Er stand am Altar mit dem Erzbischof
Der Erzbischof von Wien, Kardinal Franz König, hat am 3. August sein 60. Lebensjahr vollendet. Er hat diesen Tag fern der Heimat in Frankreich begangen, wohin er sich zu mehrwöchigen Exerzitien zurückgezogen hat. Er hat diesen Tag gewiß nicht gefeiert, und es war sein ausdrücklicher Wunsch, daß man auch in Wien und in Österreich von diesem Tag kein Aufheben mache. Es hat keine Feiern, keine Veranstaltungen, keine Gratulationscour gegeben. [...] Kardinal König ist alles andere denn ein "Kirchenfürst" feudaler Ausprägung, er ist kein "Würdenträger", der auf seine Würde bedacht
Es bleibt beim Gespräch, es bleibt beim Dialog, die Tür bleibt offen! Ja, das Gespräch mit der Welt wird in seinen Grenzen, den weitesten, die nur überhaupt denkbar sind, erst recht abgesteckt, der Papst selbst stellt seinen Fuß in die offene Tür, daß niemand sie zuschlagen kann!Das ist der stärkste Eindruck, den die erste Enzyklika Papst Pauls VI. ("Ecclesiam suam"; red.) beim Lesen erweckt. Wer den Weg des neuen Papstes verfolgte, für den ist der Inhalt dieser Enzyklika nicht überraschend, vielleicht aber für jene, die im frühen Tod des Johannes-Papstes ein "Werk der Vorsehung"
„Denn eben wo Begriffe fehlen, da stellt zur rechten Zeit ein Wort sich ein”, heißt es im „Faust”. So ein Wort ist Linkskatholizismus. Schon beim Katholizismus beginnt es. Katholizismus, so hat einmal ein kluger Mann gesagt, ist die Ideologie der Katholizisten. Und wenn es schon Katholizisten gibt, dann mag es auch Links-oder Rechtskatholizisten geben. Haben wir uns mit denen zu befassen. Ich glaube kaum ... Man wird keine fünf Menschen in Osterreich treffen, die eine einheitliche Definition des Linkskatholizismus geben können. Aber auch keine fünf, die damit einen einheitlichen
Seit Jahren war er mit dem Tod vertraut. Er stand auf mit ihm und legte sich mit ihm nieder, er lebte mit ihm und arbeitete mit ihm. Nun hat der Tod ihm ans Herz gegriffen. Erzbischof Franz Jachym, Koadjutor sedi datus des Erzbischöflichen Stuhles von Wien, ist am 29. November plötzlich, aber nicht überraschend, gestorben.Franz Jachym war ein Priester aus Wien, ein Kind der WienerVorstadt, ein Waisenbub aus dem 10. Bezirk, wo er am 23. September 1910 geboren wurde. Die Barmherzigen Schwestern haben sich des Frühverwaisten angenommen, die gleichen Barmherzigen Schwestern, die dem
Die österreichischen Katholikentage haben eine Tradition. Wie sollte es anders sein in einem Lande, wo alles Tradition hat? Die deutschen Katholikentage werden viel häufiger abgehalten, zuerst jedes Jahr, nunmehr alle zwei Jahre. In dieser kurzen Abfolge ist alles schon eingespielt, manche Überlegungen kann man sich da ersparen.Die österreichischen Katholikentage, in Abständen von zehn bis zwanzig Jahren abgehalten, können auf diese Art von Tradition nicht zurückblicken. Hier ist immer eine neue Generation am Werk, die meint, die Welt, Himmel und Erde, neu erschaffen zu müssen. Vielen
Wahl in Österreich. Was ist das? Ein Schauspiel, ein Spektakel wie alles in diesem Lande, rasch von der Vorderbühne in den Hinterhof gerutscht auf die Pawlat- schen, mit den deftigen Tönen der Wiener Hanswurst-Komödie? Eine Satire zu schreiben auf österreichische Zustände ist picht schwer, schwer aber ist es diesen Knäuel von Trägheit und Entartung zu entwirren, schwer ist es, eine Analyse des österreichischen Wahlkampfes zu geben.Fangen wir anders an. Was sollen Wahlen sein?Wohl dies: Entscheidung über Sachfragen, worüber Erwachsene mit durchschnittlichem politischen Verständnis
Während Wien im Schnee versank, feierten die Deutschen ihren Karneval. Sie haben ja leicht lachen, in drei Wochen haben sie’s überstanden. Nicht den Karneval, sondern den Wahlkampf. Wir müssen noch acht Wochen warten.Vielleicht beleben die Ergebnisse der deutschen Wahl auch das, was man in Österreich Wahlkampf nennt. Eine solche Belebung würde man hierzulande schon brauchen. Vom „härtesten aller Wahlkämpfe" ist bisher noch nicht viel zu spüren. Noch geht es um Zahlenspiele.Spricht die ÖVP von den -zig Milliarden, die sie aus dem Budget streichen will, so die SPÖ vori den
Einen Wahlsonntag, „der sich gewaschen hat“, prophezeite der ÖVP-Generalsekretär Graff. Und der Bundeskanzler sprach von einem Wahlkampf, wie ihn Österreich noch nie gesehen habe.Die Österreicher sind derlei verbale Kraftausdrücke gewohnt, sie schrecken sie nicht sonderlich. Bisher hat der Wahlkampf nur gezeigt, wie sehr die Parteien den Kontakt mit dem Volk verloren haben.Der große alte Mann der österreichischen Politik wird immer starrer, seine Partei immer selbstherrlicher — so, als könnte ihr nichts passieren. Daß der Bundeskanzler kommende Belastungen schon vor der Wahl
64 Jahre nach dem Verlassen Wiens setzte Exkaiserin Zita dieser Tage ihren Fuß wieder auf Wiener Boden, von Tausenden respektvoll begrüßt. Am 20. November nun wird ihr Sohn Otto 70 Jahre alt: Anlaß zum Nachdenken ...
Vor wenigen Tagen war im österreichischen Fernsehen eine alte Frau zu sehen, im schwarzen Kleid mit dünnen Haaren. Mit klarer Stimme erzählte eine Neunzigjährige, daß sie froh sei, wieder in ihrer Heimat zu sein, die sie vor 60 Jahren verlassen mußte.Die frühere Kaiserin Zita hat zum Unterschied von ihren Kindern, vor allem vom ältesten Sohn Otto, niemals den in der österreichischen Verfassung verlangten „Thronverzicht" geleistet und konnte daher nicht nach Österreich einreisen. Eine durch ein Verwaltungsgerichtshofurteil möglich gewordene neue Auslegung der gesetzlichen
Dem jungen Juristen war eine glänzende Laufbahn als Anwalt vorausgesagt worden; er besaß Witz, Intellekt, Charme, eine an Karl Kraus geschulte, geschliffene Sprache.Da trat Leopold Ungar nach seiner Promotion in das Wiener Priesterseminar ein. Zum Priester geweiht wurde er 1939 in der Emigration in Frankreich, das Kriegsende erlebt er in England.Der sprachgewandte Theologe kehrte nach Wien zurück, wurde Sekretär, dann Leiter der Wiener Caritas und ist seit 18 Jahren Präsident der Caritas Österreichs. In der mit wenigen Ausnahmen eher provinziell geprägten österreichischen Kirche wirkt
„Am 1. Mai begann und am 4. Mai endete in Mariazell die Studientagung des österreichischen Katholikentages 1952. Zum ersten Male waren über alle organisatorischen und diözesanen Schranken hinweg Priester und Laien zusammengekommen, um in voller Freiheit zu beraten, um zu erkennen, um zu prüfen, um zu urteilen und um Grundlagen zu schaffen, auf denen das kommende Handeln basiert."Mit diesen Worten begann der schriftliche Bericht über diese Studientagung und deren Ergebnisse, der als „Ma-riazeller Manifest" in die Geschichte eingegangen ist und der oft auch als die .Magna
Hüten wir uns vor allzu schnellen Urteilen! Damit schließt Rupert Gmoser seine Fragen an Kirche und SPÖ. Ich möchte daran anknüpfen und es noch deutlicher sagen: Hüten wir uns überhaupt vor Urteilen, vor Vorurteilen und vor Nachurteilen!Ich möchte aufrufen zu einem Moratorium, zu einem Stillstand, zu einem Aufhören jeder Polemik, jeder Rechtfertigung, jeder Replik, jedes Tieferschürfens und jedes Weitergrabens, auch jedes öffentlichen Selbstgespräches.Den Wortlaut der Rede Kreiskys haben die wenigsten gekannt. Die- öffentlichen Reaktionen bezogen sich auf jene Passagen, die im
Die Kirchenbeitragsvor- schreibung als Anlaß für den Kirchenaustritt, falsche Vorstellungen vom Reichtum der Kirche: das Verhältnis der Kirche zum Geld empfinden gerade auch Fernstehende als Stein des Anstoßes.
Schon der Raum ist symbolisch. In einer aufgelassenen Wiener Straßenbahnremise, in einer durch die Entwicklung funktionslos gewordenen Halle, werden Bilder, Montagen. Plakate, Erinnerungsstücke aus einer Zeit gezeigt, die noch voller Hoffnung war: „Mit uns zieht die neue Zeit".
Ich habe meine Arbeit bei Kathpress im Sommer 1955 nicht mit einem ausgefeilten Programm angetreten, ich habe mir nicht genaue Pläne zurechtgelegt. Was aus der Kathpress geworden ist, ist nicht einer Systematik, sondern dem Leben entsprungen. Ich habe nur einige ganz wenige Leitlinien gehabt, die ich durchzuhalten versucht habe: 1. Bindung an die Kirche, 2. freie Berichterstattung, 3. politische Unabhängigkeit.1. Bindung an die Kirche, Verbundenheit mit der Kirche: Das heißt Mitfühlen, aber auch Mitdenken mit dieser Kirche und schließlich auch Mitreden; Bindung nicht an eine
Am 18. Mai sind die Österreicher aufgerufen, ihren Bundespräsidenten für die nächsten sechs Jahre zu wählen. Rudolf Kirchschläger, am 23. Juni 1974 erstmals in dieses Amt gewählt, bewirbt sich, von der SPÖ nominiert, um eine Wiederwahl. Die FPÖ hat Botschafter Willfried Gredler als Kandidaten nominiert. Hier schreiben drei Mitbürger, was ihnen die Wahl leicht bzw. schwer macht.
Wie republikanisch sind die Österreicher? Keine leichte Frage - wobei die Schwierigkeit weniger in dem liegt, wonach gefragt wird, also die republikanische Gesinnung der Österreicher, sondern in der Überlegung, wie sind die.Österreicher überhaupt?Sind sie gemütlich oder grantig, sind sie entgegenkommend oder abweisend, höflich oder unhöflich, selbstlos oder voll „uneigennütziger Gemeinheit“, sind sie offen oder sind sie falsch, aufmüpfig oder servil, gläubig oder skeptisch, treu oderdoppelzüngig, geradlinig oder immer nach einem Hintertürl schauend, arbeitsam oder faul,
Einer der ganz Großen in der katholischen Publizistik dieses Landes, der so tragisch bei einem Flugzeugunglück ums Leben gekommene Renė Marcic, hatte vor Jahren bei einer Ratstagung der UCIP in Rom drei Voraussetzungen für eine lebendige katholische Publi zistik in einem Lande angeführt. Erstens: eine möglichst große Anzahl katholischer Journalisten in möglichst vielen Zeitungen des Landes. Zweitens: eine starke katholische Wochenpresse, und drittens: eine gut funktionierende katholische Nachrichtenagentur.
Abgesehen vom konkreten Anlaß, äer eher auf einer Reihe von Pannen beruhte, erscheint es notwendig zu sein, das Wort Doppelstrategie und das ivas dahinter an Vorwürfen steht, jinmal genauer zu untersuchen. Das Wort Doppelstrategie wird immer iann verwendet, wenn ein Partner sich vom anderen getäuscht glaubt, wenn er fürchtet, nicht mehr auf die absolute Bündnistreue bauen zu können, wenn er den Partner verdächtigt, multilaterale Beziehungen anzustreben. Nun gibt es zwischen der Kirche und politischen Parteien keine Bündnistreue, mit der Kirche lassen sich keine „Geschäfte” machen. Die Kirche wird immer ein Arrangement mit den Mächtigen suchen, ob das nun Fürsten, totalitäre Systeme, politische Parteien, Unternehmer oder Gewerkschafter sind. Dies kann nur der verurteilen, der eine über den Wolken schwebende elitäre Geistkirche haben will. Eine Kirche aus Menschen und unter den Menschen, eine Kirche der Öffentlichkeit und nicht der Katakomben wird alles tun, um in der Öffentlichkeit ihre einzige Aufgabe erfüllen zu können, das Evangelium zu verkünden. Die „Kolloboration”, mit dem jeweils herrschenden System kann aber nur bis zu einem gewissen Grade gehen. Die Kirche wird jedes System, daß sie anscheinend unterstützt, gleichzeitig auch bekämpfen müssen, wenn es um letzte unveräußerbare Rechte des Menschen geht. Wenn man will, kann man dazu Doppelstrategie sagen. Aber die Kirche hat nie ein Hehl daraus gemacht, daß sie jedes Bündnis brechen wird, wenn sie der einzigen Verpflichtung treu bleiben will, Gott und den Menschen zu dienen.
Nichts ist leichter zu handhaben als das vorgeprägte Wort. Nichts ist verführerischer, nichts fließt gefälliger von den Lippen, nichts rinnt angenehmer ins Ohr, als die durch Wiederholung glatt und geschmeidig gewordene Phrase, nichts ist allerdings auch gefährlicher und tödlicher als die Phrase. Am gefährlichsten ist die religiöse Phrase. Nichts ist davor gefeit, zur Phrase zu werden, niemand darf sich sicher wähnen vor der Phrase. Zur Phrase kann alles werden, was gedankenlos gesagt wird. Wenn der Gedanke, der einmal Wort geworden war, tot ist, bleibt eine leere Lauthülse übrig.
Vor wenigen Tagen brachten Zeitungen eine Meldung: „Kirche berät über Waffenhändler.“ Beim näheren Hinsehen erwies es sich, daß ein hartnäckiger Reporter so lange einem Bischof mit Fragen zugesetzt hatte, bis er eine Meldung und die Zeitung ihre Schlagzeile hatte. Für die Zeitungen war die Meldung attraktiv genug, in einer Zeit, wo es fast täglich Meldungen über geplante, durchgeführte, nicht geplante, nicht durchgeführte österreichische Waffenlieferungen gibt.Ohne dem Wahrheitsgehalt einer solchen Meldung auf den Grund zu gehen, scheint sie doch sehr symptomatisch zu sein für
Vielleicht ist das letzte Wort zum Volksbegehren der Aktion Leben noch nicht gesprochen, vielleicht wird das bestehende Gesetz zur Fristenlösung doch noch abgeändert. Abgeändert, aber wie? Daß die Strafbestimmungen nicht wieder eingeführt werden, wird niemand überraschen; alle sagen übrigens, es gehe ihnen gar nicht um Strafen. Aber ob Änderungen anderer Art den Befürwortern und Protagonisten der Aktion Leben genügen würden, weiß man nicht. Natürlich ist dies eine sehr ernste Angelegenheit, natürlich besteht die Gefahr, daß ein sehr beträchtlicher Teil unseres Volkes am Wert
Der vergangene Sonntag war der Tag der Massenkommunikation, aber auch der Tag der Menschenrechte. Die Sendereihe „Orientierung“ hat sich der Menschenrechte angenommen und dazu einen Beitrag geliefert. Die „Orientierung“-Sendungen haben immer einen sehr zugkräftigen Titel, der dann allerdings von der Sendung nicht immer ganz aufgewogen wird. Diesmal lautete der Titel „Allen Menschen recht getan?“ Die Sendung versuchte, das Thema in vier Abschnitten zu gestalten. Einem einleitenden Nachrichtenteil folgte ein eher kurzer Filmbericht, der Bilder aus dem Krieg und Bilder von
„Großer Gott wir loben dich, Herr wir preisen deine Stärke...“ Zögernd hatte der Lobgesang begonnen, klar und mächtig endete er. Er war nicht geplant gewesen. Vielleicht wurde das Lied in zwei Sprachen gesungen, ich habe nur eine gehört: die Sprache des Dankes, der Zuversicht, des Mutes und des Vertrauens. Ein großes Werk ist zu einem guten Ende geführt worden. An der Stirnseite des Klagenfurter Konzerthaussaales war in zwei Sprachen, in Deutsch und Slowenisch, zu lesen: „Kirche für die Welt.“ Unter dieses Wort hatte sich die Kärntner Diözesansynode gestellt. Und hier war ein
Es lichtet sich immer mehr und es wird immer dunkler. Dei Tod hat in diesem Jahr reiche Ernte gehalten, in die Lücken, die er gerissen, fällt das Dunkel der Zeit. Nun ist einer der letzten großen Männer, die die Zeit von 1920 bis 1960 wesentlich mitbestimmt haben, gestorben: Karl Maria Stepan. Mit dem Namen Karl Maria Stepan ist ein großes Stück österreichischer Geschichte verbunden, auch der Geschichte der katholischen Publizistik in diesem Lande. Stepan ist nicht nur ein Symbol für diese Geschichte, er hat diese Geschichte auch gemacht. Er hat für das alte Österreich gekämpft, er
Innerhalb weniger Wochen hat sich das Antlitz des österreichischen Episkopates sehr wesentlich gewandelt. Mit Johann Weber wurde ein schlichter Stadtpfarrer und früherer Arbeiterseelsorger, ein Mann, der nicht aus dem kirchlichen Apparat und nicht von der Wissenschaft kommt, zum Bischof von Graz ernannt, ein junger Mann, unbelastet von der Vergangenheit. In Salzburg ist ein alter Mann, Träger großer Traditionen, zurückgetreten: Erzbischof Andreas Rohracher. Die beiden Männer sind nach Alter, Herkunft, Tradition und Persönlichkeit nicht miteinander zu vergleichen. Beide aber werden
Als „tintenklecksendes Sdculum“ hat Schiller das 18. Jahrhundert bezeichnet, ein feuilletonisches Zeitalter hat man das Ende des 19. Jahrhunderts genannt. Und wo stehen wir heute? Der österreichische Rundfunk, im besonderen das österreichische Fernsehen, scheint in eine journalistische Ära eingetreten zu sein. Was die gegenseitige Durchdringung der Massenmedien betrifft, so haben anscheinend die Journalisten den Sieg davongetragen. Es ist hoch an der Zeit, die anscheinend veraltete Meinung zu revidieren, das Metier des Journalisten sei das Schreiben. Heute scheint es in erster Linie das
DER VATIKAN UND DIE SOWJETUNION. Von Maxime M o u r 1 1 n. Nymphenburger Verlagshandlung. 384 Seiten. DM 24.—.Maxime Mourlin, ein Spezialist für neue Probleme der Diplomatie und Zeitgeschichte, legt hier sein neuestes Werk vor, das die Beziehungen zwischen der kommunistischen Welt und dem Heiligen Stuhl zum Gegenstand hat. Es ist ein wechselvoller Ablauf, der allerdings immer von einer Grundvoraussetzung her sich gestaltet hat, nämlich von der Unvereinbarkeit der beiden. Trotzdem haben beide Mächte, der Kreml wie der Vatikan, es in der realpolitischen Wirklichkeit mitunter für notwendig
Die Krankheit des Papstes liegt als dunkler Schatten auf der Bischofssynode, die am 29. September in Rom zu ihrer ersten Session zusammentreten wird. Es scheint, als ob diesem Papst, der die Last schwerster Verantwortung in einer Zeit zu tragen hat, in der sich in vielem das weitere Schicksal der Kirche entscheiden wird, auch die Prüfung von Schmerz und Krankheit nicht erspart bleibt. Man spricht von einer Operation im November.Mit dieser Bischofssynode wird ein weiterer Abschnitt des Konzils verwirklicht werden. Viele meinen, die Bischofssynode sei überhaupt das entscheidendste Ergebnis des
Der Papst verläßt den Vatikan. Das war einmal eine Sensation... Paul VI. reist viel, er wird sicherlich auch noch eine Reihe weiterer Reisen unternehmen. Die Kommentatoren halben es da schwer. Zuerst war es eine Sensation, Film, Fernsehen, Rundfunk, Zeitungen und Illustrierte, alle stürzten sich auf eine Papstreise. Die vierte oder fünfte Papstreise ist naturgemäß für die Schaulust der Welt keine solche Sensation mehr. Auch mit weit- oder kirchenpolitischen Interpretationen kommt man nicht immer weiter. Es ist nicht alles Politik, was die Kirche unternimmt, mit politischen Motiven
Dieser fapst ist nur aiaieKtascn zu verstehen. Was widerspruchsvoll bei ihm scheint, wenn man seine einzelnen Aktionen betrachtet: einmal links, einmal rechts, einmal vorwärts, einmal rückwärts, einmal progressiv, einmal konservativ, enthüllt seinen Sinn erst in der Gegenüberstellung, im Zusammenspiel, in der Synthese. Man kann diesem Papst gewiß vieles nachsagen, eines aber nicht, daß er kein Ziel hätte und daß er dieses Ziel nicht mit einer unendlichen Beharrlichkeit verfolge; aber eben dialektisch. Als er sein Amt antrat, sagte er, daß er den Weg seines Vorgängers weiter
Zu den Erklärungen des Generalsekretärs der ÖVP über das Verhältnis von Partei und KircheMan soll die Hoffnung nie aufgeben, auch in Österreich nicht. In einem Land, in dem sich die Linke revolutionären Schwung von einer „Rückkehr zu den Vätern“ verspricht, sind auch Denkvorgänge konserviert, in bestimmte Bahnen fixiert, aus denen auszubrechen nur ganz wenigen gelingt. Wenn ein solcher Durchbruch aber gelingt, dann muß man diese Tatsache feststellen, da muß man auch den Mann preisen und anerkennen, dem solches gelang.Der Generalsekretär der ÖVP, Dr. Hermann Withalm, hat in
In Mariazell hätte sich ein Pfingst-wunder neuerer Art ereignen sollen. Es hat sich nicht ereignet. Bischöfe aus allen Ländern Mitteleuropas hätten in diesem Ort, der durch Jahrhunderte hindurch auch ihren Völkern Wallfahrtsort und Gnadenstätte war, gemeinsam das Meßopfer feiern und in einem gemeinsamen Geist, aber in verschiedenen Sprachen reden sollen. Es ist nicht dazu gekommen. Alle sind sie eingeladen gewesen, die Bischöfe aus der Tschechoslowakei, aus Ungarn, aus Polen, aus Jugoslawien. Gekommen ist nur der Erzbischof von Agram, Kardinal Seper. Er stand am Altar mit dem
In einem mittelgroßen, nüchternen Arbeitszimmer, unter den Bildern von Lenin und Marx saßen wii Österreicher und unsere beiden russischen Dolmetscherinnen Herrn Pjotr Wlassowitsch Makarzew gegenüber, einem der drei stellvertretenden Vorsitzenden dieses Rates für Kirchenfragen. Er sah aus wie der Betriebsratsobmann eines Großbetriebes, mit dem offenen Gesichl des Arbeiters, aber auch mit dem Selbstbewußtsein des Vertreters eines Staates von mehr als 200 Millionen Einwohnern, dem dieser Staat die Aufgabe übertragen hatte, sich mii Fragen zu befassen, die es nach seiner und des Staates
Der Zeiger auf der Uhr vor uns, der sich in der letzten halben Stunde stetig gedreht hatte, wurde in seinen Bewegungen immer langsamer, 9000, 9-100, 9200. Bei 9300 blieb die Nadel zitternd stehen. 9300 Meter zeigte der Höhenmesser in der Kabine des Flugzeuges. Durch die Fenster drang milchiges, diffuses Licht herein, wir hatten die Wolkendecke doch Jucht zur Gänze durchstoßen können. Aber was macht das schon aus, wenn nur der Kurs richtig war. Und der hieß: Richtung Heimat. Vor einer Woche waren wir in der umgekehrten Richtung geflogen. Voll Spannung, voll Erwartung, voll Neugierde, der
Habemus — wir haben ihn, den Generalintendanten! Wir werden mit ihm ein neues Kapitel des österreichischen Rundfunks beginnen, nicht nur des Rundfunks, sondern auch ein neues Kapitel der Meinungsbildung und Meinungsbeherrschung in Österreich. Ein kleiner Staat mit nicht sehr großer Erfahrung in demokratischen Erfahrungen, mit einer ebenfalls nicht sehr starken und noch dazu immer wieder von allen Seiten angenagten staatlichen Autorität hat das bedeutendste Mittel der Information, der Meinungsbildung und Meinungsbeeinflussung aus seiner Hand entlassen. Andere Länder sind damit gut
Zu den vielen wohlmeinenden Fehleinschätzungen gehört auch die Ansicht, wir Österreicher verstünden uns besonders auf Psychologie. Freud wird dabei zitiert und unsere Dichter, von Grillparzer über Schnitzler bis zu Doderer. Und dann unsere Lebensart, wie wir mit den Menschen und ihren Problemen umzugehen verstünden! Mit uns selbst und unseren eigenen Problemen aber scheinen wir nicht fertig zu werden. Begonnen hat es damit, daß wir glaubten, einen Teil unserer Vergangenheit, jenen, der uns unangenehm ist, nicht zur Kenntnis nehmen zu müssen. Der Nationalsozialismus, der Krieg, die
Zunächst könnte man fragen: Ist es überhaupt sicher, daß der sowjetische Staatspräsident Podgomi Papst Paul VI. im Vatikan besuchet wird? Feststeht, daß er auf Staatsbesuch nach Italien kommt. Der Vatikan hüllt sich in Schweigen. Wie immer, muß man hinzufügen. Auch jene Prälaten der Kurie, die die nicht immer dankbare Aufgabe haben, den Journalisten Rede und Antwort zu stehen, konnten pflicht- und traditionsgemäß nur sagen: Hieramts nicht bekannt.Wollen wir einmal annehmen, so wie die ganze Welt annimmt, daß es zu einem solchen Besuch kommen wird. Was sind die Voraussetzunigen,
Vor zwei Jahren wurde das Abkommen zwischen dem Vatikan und der ungarischen Regierung geschlossen: Es soll hier nicht untersucht werden, was dieses Abkommen brachte, was es nicht brachte, welche Hoffnungen sich daran knüpften und welche Enttäuschungen sich schließlich einstellten. Ein „Jubiläum“ zu feiern liegt kein Anlaß vor, aber auch kein Anlaß für bittere Enttäuschung. Das Abkommen hat das gebracht, wozu es geschlossen wurde: die Ernennung von fünf Bischöfen. Es hat in einem Land, wo die Hierarchie zum Teil ausgeschaltet war, wo die Gefahr bestand, daß der Staat durch ihm
Pfingsten, das ist die Stunde der Weltkirche, die Stunde, da ein kleines Häuflein versprengter, verängstigter Juden, deren Führer man wegen Gotteslästerung hingerichtet hatte, ihre Berufung erfuhr. Im Brausen des Windes, im Feuer, das sich von oben her auf sie senkte, erfuhren sie den Geist, den Heiligen Geist, den zu senden der Herr ihnen versprochen hatte, von dem sie meinten, daß Er gekommen sei, das Reich Israel wiederaufzurichten, das Gottesreich auf Erden, der aber in der Stunde ihrer größten Verzweiflung, als Er vor den Richtern stand und sie Ihn verleugneten, vor lauter Angst,
Es hat katholische Traumer gege- ben und es gibt sie wahrscheinlich immer noch, die in ihren Visionen von dem Tag schwarmten, an dem im Damasushof des Vatikans die Internationale erklingt und wo der Papst, das Oberhaupt der katholischen Christenheit und der Fiihrter des Weltkommunismus einander umarmen,. dem Tag, da zwischen Kirche und Kommunismus Friede geschlossen wird und ein neues Zeit- alter beginnt. Und es gab auf der anderen Seite Katholiken, die von dem Angsttraum geplagt werden, der Antichrist in Person kbnnte in Gestalt eines kommunistischen Emmis- sars im Vatikan empfangen werden
Nichts wirkt so befreiend wie Unlustgefühle, eigene Schuld und eigenes Versagen objektivieren zu können, einen Sündenbock zu finden, auf den man all das abladen kann, mit dem man selbst nicht fertig wird.Es soll hier der Versuch unternommen werden, einer Objektivation eigenen Versagens dadurch die Spitze abzubrechen, daß man sie vorwegnimmt. Wahlkommentare werden normalerweise nach den Wahlen geschrieben. In Österreich kann man sie auch schon vorher schreiben mit Variationen a, b, c, und manche unter Zeitdruök stehende Journalisten sollen dies auch tun. In Österreich aber führen Wahlen
Vor kurzem wurde im Österreichischen Fernsehen eine Diskussion abgehalten, die sich mit dem Thema „Die Welt nach dem Konzil” befaßte. Zwei Tage später erschien in zwei Wiener Tageszeitungen eine gleichlautende kritische Stellungnahme zu dieser Sendung. Darin wurde erklärt, „die Feststellung, daß man heute von einer Annäherung zwischen Kirche und Kommunismus sprechen könne, sei ein deutlicher Fehlschuß”. Diese Stellungnahme, und das gibt ihr erst Gewicht, bezog sich ausdrücklich auf „maßgebliche katholische Kreise”.Nun kann man zu diesem in Frage stehenden Forumgespräch
Die Abreise aus Rom glich einer Flucht. Die Fluglinien in alle Welt waren für Tage ausgebucht, in Flugzeugen, Zügen und Autos vollzog sich der große Aufbruch. In den kurzen Begrüßungsreden der Konzilsväter in ihrer Heimat schwang die Erleichterung mit, daß die Tage in Rom nun endlich vorüber waren und daß sie nun endlich wieder in der Heimat seien. In einer letzten ganz großen, von all der Würde des päpstlichen Roms getragenen Feierlichkeit war das Konzil zu Ende gegangen. Millionen Menschen in aller Welt hatten es in Rundfunk und Fernsehen miterlebt. Die aber, die dabei waren,
Rom ist zur Zeit kein Ort der Ruhe, und der Beschaulichkeit, gerade nicht für einen Bischof. In dieser letzten Woche vor dem Konzilsende hat sich für die Konzilsväter so viel zusammengedrängt, daß es verständlich ist, wenn ihre Zeit und ihr ganzes Sinnen und Trachten von den letzten Entscheidungen des Konzils okkupiert ist. Wenn sich die österreichischen Bischöfe gerade in- diesen Tagen aber veranlaßt gesehen haben, von Rom aus einen Hirtenbrief an die österreichischen Katholiken zu richten, so müssen sie von der Notwendigkeit einer Stellungnahme überzeugt gewesen sein.Diese
Dieser Artikel erschien am 18. Jänner 1958.Der Chefredakteur der Kathpress schildert darin die Bedeutung der Antwortnote unsererRegierung an den Heiligen Stuhl, auf dessenSchreiben im Jahr 1956. Zugleich wird jenes„neue Klima“ in den Beziehungen Kirche undStaat, Kirche und Parteipolitik angesprochen, das sich seither vielen Widerständen zumTrotz durchgesetzt hat.Als der österreichische Botschafter beim Heiligen Stuhl dieser Tage das Staatssekretariat im Vatikan aufsuchte, trug er in seiner Mappe ein Schriftstück, das ihn diesen Gang angenehmer erscheinen ließ, als so manchen
„Dem Boten gleich, der nach langer Reise das ihm anvertraute Schreiben überreicht, so haben auch Wir das Bewußtsein, den — wenn auch noch so kurzen — privilegierten Augenblick zu erleben, da sich ein Wunsch, den Wir seit fast 20 Jahrhunderten im Herzen tragen, erfüllt. Ja, Sie wissen es. Seit langem sind Wir unterwegs, Wir sind Träger einer langen Geschichte. Wir feiern hier den Epilog einer mühsamen Pilgerfahrt auf der Suche nach einem Zwiegespräch mit der ganzen Welt, seit dem Tag, da Uns aufgetragen ward: ,Gehet, überbringt allen Nationen die Frohe Botschaft!' Sie vertreten
Der Erzbischof von Wien, Kardinal Franz König, hat am 3. August sein 60. Lebensjahr vollendet. Er hat diesen Tag fern der Heimat in Frankreich begangen, wohin er sich zu mehrwöchigen Exerzitien zurückgesogen hat. Er hat diesen Tag gewiß nicht gefeiert, und es war sein ausdrücklicher Wunsch, daß man auch in Wien und in Österreich von diesem Tag kein Aufheben mache. Es hat keine Feiern, keine Veranstaltungen, keine Gratulationscour gegeben. Daß er davon nichts wissen wollte, ist keine Pose bemühter Bescheidenheit, sondern entspringt dem innersten Wesen dieses Mannes, dem jedes Getue,
Das Vatikanische Konzil steht zwei Jahre nach der Eröffnung vor seiner schwersten Krise. Mit diesen ernsten Worten leitet CIC-Roma, die römische Redaktion der katholischen Nachrichtenagenturen, einen Bericht über die dramatischen Vorgänge beim Konzil zu Beginn dieser Woche ein. Von Krisen hat man schon früher gelegentlich gesprochen, und wenn man das Wort Krise nicht zu tragisch nimmt — Kardinal König hatte die katholischen Journalisten Wiens vor seiner Abreise gebeten, in der Konzilsberichterstattung vorsichtig mit allzu starken und sensationellen Ausdrücken zu sein —, dann sind
Es bleibt beim Gespräch, es bleibt beim Dialog, die Tür bleibt offen! Ja, das Gespräch mit der Welt wird in seinen Grenzen, den weitesten, die nur überhaupt denkbar sind, erst recht abgesteckt, der Papst selbst stellt seinen Fuß in die offene Tür, daß niemand sie zuschlagen kann!Das ist der stärkste Eindruck, den die erste Enzyklika Papst Pauls VI. beim Lesen erweckt. Wer den Weg des neuen Papstes verfolgte, für den ist der Inhalt dieser Enzyklika nicht überraschend, vielleicht aber für jene, die im frühen Tod des Johannes-Papstes ein „Werk der Vorsehung” erblicken wollten und
Sechs Tage lang war Kardinal König als Gast des Kardinals Wyszyn-ski in Polen. Diese Reise war weniger geheimnisumwittert als der Blitzbesuch Kardinal Königs in Budapest. Aber da sie kurz nach diesem erfolgte und da hier wieder ein Land unter kommunistischer Herrschaft Ziel der Reise war, schienen Kombinationen, Vermutungen, ja auch Phantasien unvermeidlich zu sein.Nun, diese Reise war tatsächlich ein privater Besuch. Die polnischen Bischöfe, wenn sie nach Rom fahren — und sie fahren in den letzten Jahren öfter nach Rom — kommen alle über Wien. Übrigens nicht nur sie allein. Was
Das Konzil war als ökumenisches Konzil angekündigt. Wir wissen von den Mißverständnissen, die bald entstanden und die, eine Entwicklung von Jahrzehnten, vielleicht von Jahrhunderten vorwegnehmend, von diesem Konzil faktisch die Herstellung einer konkreten Einheit aller christlichen Kirchen erwarteten. Aber als die großen außerkatholischen christlichen Gemeinschaften eingeladen wurden, zu diesem Konzil Beobachter zu entsenden, haben die meisten dieser Einladung entsprochen. Seit Wochen nun sitzen diese Beobachter bei den Generalkongregationen und hören jedes Wort, das dort gesprochen
Was wird aus dem Konzil? Diese Frage wird dem gestellt, der nach kurzem Aufenthalt aus der Konzilsstadt wieder zurückgekehrt ist. In dieser Frage schwingt viel mit, skeptische Neugier, ehrliches Wissenwollen, gläubiges Interesse, aber auch manche bange Sorge. Was wird aus dem Konzil? Diese Frage muß sich auch der- stellen, an den sie oft von anderen gerichtet wird. Diese Frage durchzieht die Gespräche in Rom, Gespräche mit Konzilsvätern, Beobachtern und Journalisten ebenso wie Gespräche mit Gläubigen hier und dort, mit Halb-, Rand- und Unchristen in West und Ost, in Europa ebenso wie
Gibt es einen Linkskatholizismus in Österreich? Diese Frage wird dem Österreicher manchmal gestellt, wenn sich Ausländer über die politische Haltung der österreichischen Katholiken erkundigen. Oft mag es dabei vorkommen, daß der Ausländer schon ein fertiges Urteil zut Hand hat und sich nur bestätigen lassen will, daß diese oder jene Persönlichkeit in Österreich diese oder jene Gruppe oder Zeitschrift doch eigentlich Exponenten des Linkskatholizismus seien. Und wenn dann der Österreicher, den man mitunter selbst, natürlich ungefragt, den Linkskatholiken zuzählt, etwas verlegen
Die österreichischen Bischöfe haben bei ihrer letzten Konferenz vorige Woche in Wien beschlossen, sich an die zuständigen Stellen in Rom mit dem Ersuchen zu wenden, in verstärktem Maße Laien als Fachexperten zur Vorbereitung des Konzils heranzuziehen. Schon früher hatte Kardinal König in seiner Rede vor katholischen Journalisten erklärt, er halte eine offizielle Einschaltung der Laien bei der Vorbereitung des Konzils für wünschenswert, da die Laien heute den weltlichen Arm der Kirche repräsentieren. Kardinal König hatte in seiner Rede den Schweizer Theologen Küng zitiert, der
Wenn das Kalbfleisch teurer wird und die Eier wieder im Preis steigen, wenn in den Warenhäusern langohrige Hasen herumhopsen, wenn in den Zeitungen steht, daß eine Verkehrskatastrophe zu befürchten sei, dann weiß der Zeitgenosse, daß Ostern vor der Tür steht. Für tiefere Bedeutung sorgen verlegene Leitartikel, die vom Erwachen der Natur, vom Siegeszug des Frühlings sprechen — „Vom Eise befreit sind Strom und Bäche vom ewigen Vergehen undWerden in der großen und kleinen Welt, von Tod und Auferstehung, natürlich nur ganz symbolisch, so. wohltemperiert, daß es niemandem zum
Am 9. Dezember 1959 begann vor einem Wiener Schöffensenat der Prozeß gegen Josef Wimmer, der angeklagt war, mehr als 16 Millionen Schilling der Finanzkammer der Erzdiözese Wien und 600.000 Schilling der Oesterreichischen Bischofskonferenz veruntreut zu haben. Mitangeklagt waren der ehemalige Rechtsberater der Erzdiözese Wien, Dr. Josef Schmid, der beschuldigt wurde, von den Veruntreuungen Wimmers gewußt und selbst 300.000 Schilling unterschlagen zu haben, ferner Adolf Swoboda, ehemals SS-Mann, ehemals KZ-Häftling, ehemals Mitbesitzer einer Backofenfabrik, ehemals Herausgeber einer
78 Jahre alt war Kardinal Roncalli, als er zum Papst gewählt wurde. Ein Uebergangspapst, meinten viele. Und sie glaubten ein besonderes Zeichen der Weisheit der Kirche darin zu sehen, daß sie in diesen Zeiten ungeheurer Veränderungen vorsichtig einen Mann zu ihrem Oberhaupt bestellte, der bloß den Platz halten sollte für einen späteren Papst, der dann für die Kirche die Folgerungen aus dieser Zeit der Veränderung ziehen sollte. Wenige Monate sind seither vergangen. Und die Welt, wir alle, kommen aus dem Staunen nicht heraus. Wie hat der Papst uns allen bewiesen, daß die Kraft der
Pfingsten ist die Geburtsstunde der Weltkirche. Was der Herr den Seinen, die mit Ihm waren, gesagt hatte, sie hatten es nicht immer verstanden. Sein Tod hatte sie auseinandergerissen, verstört und irre gemacht, Seine Auferstehung sie mit Freude und Glück erfüllt und — wo sie gezweifelt hatten — beschämt, Seine Himmelfahrt sie allein gelassen. „Gehet hin und lehret alle Völker“ hatte der Herr ihnen aufgetragen. Sie aber waren in Jerusalem geblieben, ein kleines Häuflein gar nicht heldenhafter Männer, hütend ihren persönlichen Glauben, aber ängstlich und furchtsam der Umwelt
Als der österreichische Botschafter beim Heiligen Stuhl dieser Tage das Staatssekretariat im Vatikan aufsuchte, trug er in seiner Mappe ein Schriftstück, das ihn diesen Gang angenehmer erscheinen ließ, als so manchen früheren: die Antwortnote der österreichischen Bundesregierung an den Heiligen Stuhl auf dessen Schreiben im Jahr 1956. Mit dieser Antwortnote sollen die durch Jahre hindurch blockierten und gestörten Beziehungen zwischen Oesterreich und dem Vatikan wieder in geregelte und freundschaftliche Bahnen gewiesen werden. Die Note ist in ihrem Wortlaut noch nicht bekannt. Ihr Text
Introibo ad altare Dei.Langsam steigt der Bischof die Stufen des Altars hinan. Zu Hunderten stehen sie dichtgedrängt in der Kirche und sehen zum erstenmal ihren Bischof, angetan mit den Kleidern seines heiligen Amtes, mit Mitra und Hirtenstab. Als er vor wenigen Minuten durch die Mitte der Kirche geschritten war, hatten sie ,kniend seinen Segen empfangen. Nun strecken sie die Hälse, nun heben sie die Köpfe, nun halten sie ihre kleinen Kinder hoch. Ihr Bischof ist zum erstenmal bei ihnen, zum erstenmal, seitdem er vor wenigen Wochen erst sein Amt angetreten hat, das Hirtenamt des Bischofs
Eine der bemerkenswertesten Erscheinungen des gesellschaftlichen Lebens besteht in der Beharrsamkeit, um nicht zu sagen Trägheit, menschlicher Lebensformen, politischer Anschauung und gewohnter Denkbahnen, in ihrem Nachhinken gegenüber geistigen Entscheidungen. Die Tatsache des Nachhinkens des gesellschaftlichen und politischen Lebens gegenüber den Entscheidungen im geistigen Raum bringt es mit sich, daß wir uns von Zeit zu Zeit mit Problemen befassen müssen, die in Wirklichkeit gar keine mehr sind, da sie schon längst gelöst wurden, daß wir uns mit Gespenstern längst abgeschiedener