Mazedoniens Staatschef Kiro Gligorov plädierte vor exakt einem Jahr (FURCHE 47/1991) für die Beteiligung aller nationalen Minderheiten an Polit-Institutionen seines Landes. Eine Reportage schildert, wie es diesbezüglich wirklich in der noch nicht anerkannten Republik ausschaut.
Sattelschlepper fahren pausenlos über den Donaudamm, Polizisten riegeln weiträumig ab. Tonnenweise wird Gestein und Beton in die Donau südöstlich von Preßburg geschüttet. Hunderte Planierraupen, Sattelschlepper, berittene Sicherheitskräfte und Hubschrauber sorgen für „reibungslose Bauarbeiten".
Sie sind eine Mediensensation in Kroatien. 1.500 Männer aus dem bosnischen Internierungs-lager Prijedor wissen Horror-und Schaudergeschichten zu erzählen, die keine kroatische Zeitung ihren Lesern vorenthalten will.
Viele Bürger Albaniens sehen keinen Unterschied zwischen den alten und den neuen Herren im Land. Unzufriedenheit und in ihrem Gefolge Gewalttaten nehmen zu.
Nicht nur, daß sie brutal vergewaltigt werden, ihre Schicksale müssen auch noch zu Propagandazwecken herhalten. Das Los dieser Frauen kümmert niemanden. Zudem haben sie mit kulturellen Vorurteilen zu kämpfen.
Machen die Vertreter „Großkroatiens" mit jenen „Großserbiens" auf der Londoner Jugoslawien-Friedenskonferenz diese Woche gemeinsame Sache und teilen Bosnien-Herzegowina auf? Kann diese Teilung Voraussetzung für ein Schweigen der Waffen sein? Dann bliebe die Gerechtigkeit auf der Strecke.
Seit Monaten bemüht sich die ehemals „Sozialistische Republik Mazedonien" um internationale Anerkennung. Die Regierung glaubt, verfassungsmäßig alles getan zu haben, um nicht in den Verdacht zu geraten, einen gegen die im Land lebenden Minderheiten - vor allem Albaner - gerichteten neuen Nationalstaat geschaffen zu haben. Aber die internationale Staatengemeinschaft zögert. Alles hängt an Griechenland.
Glaubt man der Sarajewoer Zeitung „Oslobodjenje" (sie gilt als seriöses Blatt), so sind es die kroatische und serbische Regierung, die allein über Frieden und Krieg entscheiden:Anfang letzter Woche habe es ein Geheimtreffen zwischen Spitzenpolitikern aus Zagreb und Belgrad gegeben, die in einem „Friedensdokument" festgelegt hätten, eigentlich habe man die jeweiligen Kriegsziele erreicht, man müsse nur die Beute sichern. Den Norden Bosniens würde Serbien zugestanden bekommen, den Süden um Mostar und das Hinterland von Dubrovnik Kroatien. Mit dem Wissen um diese Abmachung
Die Wahlergebnisse in (Klein)-Jugoslawien lagen noch nicht vor und schon ließ sich am Sonntag der amtierende Präsident Serbiens, Slobodan Milosevic, als Sieger feiern. Trotz des Krieges in Bosnien, trotz des Wahlboykotts der Oppositionsparteien, trotz Demonstrationen gegen die „Neokommunisten" lief das Wahlvolk zu den Urnen.
Die Feierlichkeiten waren begrenzt. Kein Feuerwerk, kein schulfreier Tag, als am Montag, 27. April, in Belgrad das „Dritte Jugoslawien" aus der Taufe gehoben wurde, ein Staat, dessen Ende schon bald wieder bevorstehen könnte.
Weder Kroaten noch Serben nehmen die vor zwei Wochen von der EG ausgesprochene Anerkennung der Integrität Bosnien-Herzegowinas zur Kenntnis. In der früheren zentraljugoslawischen Republik tobt ein Propagandakampf und ein Krieg zur Sicherung von Machtsphären.
Der Krieg läuft im Fernsehen. Rund um die Uhr. In Visegrad an der Drina schlief kaum jemand in der Nacht auf Montag. Eine ganze Stadt hing am TV-Gerät. Auf den Straßen herrschte Totenstille. In Visegrad wurde am Wochenende auch schon geschossen - zwischen militanten Serben und radikalen Moslems.Die Bilder aus Sarajewo zeigen. Krieg - auch nach einem vereinbarten Waffenstillstand zwischen den nationalen Konfliktparteien am Sonntag abend. Er hat anscheinend ebensowenig bewegt wie die unzähligen Reden namhafter Politiker im bosnischen Femsehen und die mahnenden Worte des Kommandierenden der
Trotz erbitterter Flügelkämpfe hat sich am Wochenende die übermächtige rumänische Regierungspartei, die „Front zur Nationalen Rettung", nicht gespalten. Auf dem Parteitag der „Front" blieb, trotz der Auseinandersetzungen zwischen dem ehemaligen Premier Petre Roman und seinem politischen Ziehvater, Staatspräsident Ion Iliescu, zumindest nach außen, anes beim alten.Petre Roman wurde mit 64 Prozent der Stimmen als Parteichef bestätigt und das neue „radikale Reformstatut" der Partei trägt seine Handschrift. Demnach wird sich die Front von „kommunistischen Altlasten
Des Wahnsinns müde sind Kroaten und Serben nach Aussage des serbischen Oppositionsführers Vuk Draskovic im dieswöchigen „Spiegel". Gleichzeitig steigt aber die Kriegsgefahr sowohl in Kroatien als auch in Bosnien-Herzegowina, wenn die UN-Friedenspläne nicht greifen. Auch Österreichs Außenminister befürchtet eine Explosion, sollte man bei Teillösungen steckenbleiben.
Nun doch Blauhelme. Was Serbien seit Wochen als eine „feindliche Einmischung" abstempelte, wird nun gefordert: UNO-Truppen sollen im kroatischen Krieg intervenieren. Ist das mehr als ein Polit-Spiel Belgrads?
Schwere Anschuldigungen gegenüber Kroatien und der EG hat der Informationsminister der „autonomen Region Krajina" in Kroatien, M. Manzura, parat. Als Konfliktpartei, sagt er gegenüber der FURCHE, seien die Vertreter der Krajina nicht einmal nach Den Haag zum Friedenstreffen eingeladen worden. Deswegen sei es „lächerlich".Man werde nicht eingeladen, aber aufgefordert, die Waffen zu strecken; dabei - so Manzura -werde der Waffenstillstand immer wieder von den Kroaten gebrochen. „Wenn sich Tudjmans Nationalgarde an eine Feuerpause hält und er uns seriöse Friedensgespräche
Ein reger Grenzverkehr zwischen Ungarn und Jugoslawien kennzeichnete bis vor kurzem die kroatische Region Slawonien. Heute herrscht Angst in dem gemischten Gebiet. Tschetniks, Jugendbanden und kroatische Nationalgardisten haben den Tod gebracht.
Erstmals seit Tagen löste ein Auslandsthema die innenpolitischen Schlagzeilen in den Medien Jugoslawiens ab. Die Zeitungen vom Montag informierten in großen Aufmachern über den Sturz Gorbatschows. Neben sachlichen Informationen und Bildern über eine erhöhte Militärpräsenz in sowjetischen Städten wagte sich sogar ein Autor im Zagreber Massenblatt „Vecernij list" bereits zu der bangen Frage vor: „Wird der Machtwechsel in Moskau die jugoslawische Generalität ermutigen, noch stärker in der Innenpolitik mitzumischen?"Die Politiker verhalten sich vorerst abwartend. Bis
Das nächste Pulverfaß in Jugoslawien wird sichtbar: Mazedonien. Alle Parteien des dortigen Republiksparlamentes bekräftigten in einer Erklärung, dem Beispiel Slowenien folgen und sich von der jugoslawischen Staatsidee verabschieden zu wollen.
Die Zahl der KSZE-Staaten ist wieder 35. Nach der Vereinigung der beiden Deutschländer kehrte vergangene Woche Albanien in den Schoß Europas zurück. Der Aufnahme des Landes in die Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa muß jetzt die innere Umgestaltung des seinerzeitigen Gefängnisses folgen.
„Das vergossene serbische Blut kann nicht ungesühnt bleiben." So spricht Serben-Führer Vojislav Seselj. Und seine Rede vor dem Tito-Mausoleum in Belgrad flimmerte vor kurzem kommentarlos über die Bildschirme des serbischen Staatsfernsehens.
Ein Handelskrieg zwischen Kroatien und Serbien erschüttert Jugoslawien. Das schlechte Beispiel machte Schule. Jede Teilrepublik reklamiert jetzt einen großen Teil des Wirtschaftskuchens für sich, Schulden sollen jedoch die anderen bezahlen. Kopfzerbrechen bereitet auch die Aufteilung der Volksarmee.
Hier die' bösen Serben, dort die bedrohten Kroaten - das Klischee gab sich am letzten Wochenende wieder alle Ehre. Im kroatischen Slawonien, im Kleinstädtchen Pakrac, spielte man Stellvertreterkrieg. Die Zagreber Regierung hatte paramilitärische Polizeieinheiten entsandt, da „terroristische Serbenbanden” - so Radio Zagreb -angeblich versuchten, aus der serbischen Enklave heraus „die demokratisch gewählte kroatische Regierung zu destabilisieren”. Hintergrund war die Ausrufung eines „Freistaates” Pakrac am letzten Donnerstag.In einem Schildbürgerstreich erklärte der
Als sich am Vorabend des Kriegsbeginns am Golf ein paar hundert Demonstranten am Budapester Vörösmarty-Platz einfanden, mußten sie Hohn und Spott über sich ergehen lassen. Die Presse schrieb tags darauf, es sei unangebracht, hier in Ungarn gegen die Amerikaner und NATO-Truppen zu protestieren, als seien diese die Aggressoren und der Diktator Hussein ein „Friedensengel". Die seriöseste Tageszeitung Ungarns, „Nep-szabadsäg", kommentierte: „ Nach dem Krieg wird der Nahe Osten nicht mehr ein solch gefährliches Machtzentrum sein, das die internationalen Verhaltensformen
Manche Abgeordnete des ungarischen Parlaments bleiben dabei. Sie wollen gehört haben, wie ein Abgeordneter der „Partei der Kleinen Landwirte" vor einiger Zeit gebrüllt haben soll: „Juden in die Mülltonne", als sich der Fraktionsvorsitzende des oppositionellen „Bundes Freier Demokraten" (SZDSZ), P6ter Tölgyessy, zu Wort melden wollte. Im Volksmund wirdSZDSZ schon seit längerem als „Judenpartei" verunglimpft, nur weil einige ihrer Repräsentanten aus bekannten Familien des ungarischen Judentums entstammen. Auch tauchen in der Landeshauptstadt immer wieder
Wer geglaubt hätte, Ismail Kadare, der große alte Mann der albanischen Literatur, oder ein anderer bisher verfolgter Dissident hätte etwa ein Leitwort geschrieben oder einen spannenden Essay geliefert, der irrt. In der ersten legalen oppositionellen Wochenschrift Albaniens findet sich nichts, was nach Provokation riechen könnte. Rein äußerlich unterscheidet sich die „Rilindijademokratike" (Demokratische Wiedergeburt) zudemkommunistisch beherrschte Volkskammer füllen Seiten.Ist das Statut sehr allgemein gehalten und unterscheidet es sich nicht zu sehr von den Bekundungen der
Erstmals seit 40 Jahren durfte am vergangenen Freitag der verfolgte Erzbischof von Shkoder, Simon Jubani, der zudem bis 1989 eine 22jährige Haft wegen „illegaler religiöser Betätigung" absaß, an seine albanischen Landsleute appellieren:„Ich bitte um Gottes Willen, verhaltet Euch ruhig." Der Hintergrund: In gleich vier albanischen Städten - Shkoder, Kavaje, Dürres und Elbasan - war es zu schweren Ausschreitungen und Plünderungen gekommen.Und das totalitäre Regime in Tirana ist nervöser denn je. Auf der einen Seite laufen seit Tagen Hetzkampagnen im besten stalinistischen Stil gegen
Für viele ist er noch immer ein Betrüger, Hochstapler und Mafioso. Fikret Abdic heißt der Mann, der jetzt Präsident der jugoslawischen Teilrepublik Bosnien-Hercegovina zu werden scheint. Bei den ersten demokratischen Wahlen seit Kriegsende vor zwei Wochen ging seine moslemische "Partei der de-mokratischen Aktion" als Wahlsieger hervor. Abdic selbst erhielt als einer der sieben direkt zu wählenden Kandidaten für den Präsidentensessel die weitaus meisten Wählerstimmen (40 Prozent). Aber was soll dieser moslemische Politiker alles auf dem Kerbholz haben?In einer der ärmsten
Noch keine drei Jahre ist es her, als der marxistische Dissident und mit Berufsverbot belegte Belgrader Professor Ljubomir Tadic auf ei- nem informellen Symposion von osteuropäischen Freunden gefragt wurde: „Sag mal, Ljubo, wir Balten wollen unabhängig werden, die Ukrainer wollen weg von Moskau - und glaubst du denn wirklich, der Vielvölkerstaat Jugoslawien ist mehr als ein Provisorium, das 1918 entstand, weil keines der Völker sich damals in der Lage sah, einen eigenen Nationalstaat zu errich- ten?" Tadic lachte und antwortete mit einer Gegenfrage: „Kennt ihr aus der Geschichte einen
Man braucht sich nichts vorzu- machen. Auch bei Österreichs öst- lichem Nachbarn hat das Verständ- nis für Flüchtlinge einem zwiespäl- tigen Verhältnis zum Fremden Platz gemacht. Vorbei sind die Zeiten, als sich die paar tausend waschechten Rumänen in Budapest als Opposi- tion zum Ceausescu-Regime ver- stehen konnten, Siebenbürgener Ungarn als „leidende Schwestern und Brüder" unter der Hand Arbeit und Wohnraum fanden.Ein Jahr nach der Grenzöffnung für Zehntausende DDR-Bürger denkt man als Magyare doch erst einmal wieder an sich - und viel später erst an andere. Unter der neuen
Die warme Sonne, die hohen Berge, das Meer, die Einschlä- ge islamischer Kultur, orthodoxes Christentum, der Katholizismus der Kroaten, die durch ungarische Gewürze scharfen Speisen - die Stereotypen ließen sich fortsetzen rund um Jugoslawien; das war die Alternative zum real existierenden Sozialismus.Schwärmereien und Träume ver- banden die Menschen jenseits desEisernen Vorhanges, man wollte da einmal hin, Anteil haben an einer Entwicklung, die man sich für sein eigenes Land - Ungarn, Polen, CSSR - nur wünschen konnte. Und die Jugoslawen, die lächelten nur: Wir sind eben
„Solidarnoäc" bedeutete einst
Freiheit, Arbeiterautonomie
und Pluralismus. Vor zehn
Jahren begannen die Polen,
als erste in Osteuropa, die
kommunistischen Fesseln
abzustreifen.
Hilflos stehen Menschen in
(Süd)Osteuropa vor gäh-
nend leeren Geschäften. Ein
halbes Jahr „Kapitalismus"
hat den ehemaligen Ost-
blockstaaten vorerst nur
große Ängste beschert.
„Die Revolution entläßt ihre Kinder." Das Buch von Wolf gang Leonhard findet keinen Absatz. Es ist mit 20 D-Mark einfach zu teuer. In aller Eile noch in einem SED- treuen Verlag herausgebracht, wirkt das aktualisierte Vorwort des Autors „an die DDR-Bürger" anti- quiert. Leonhard, dieser erste gro- ße Dissident, der 1948 anläßlich des Bruchs Titos mit Stalin selbst mit seiner eigenen kommunistischen Vergangenheit brach und mit sei- ner Autobiografie einen Welterfolg landete, dieser greise Herr hat nichts mehr mitzureden.Zumindest nicht mehr im zusam- meneilenden Deutschland. Schon
Schon Otto von Bismarck hatte den Balkan nicht durchschaut, der buntfleckige Vielvölkerteppich blieb ihm immer fremd - und unheimlich. Als 1878 beim Berliner Kongreß die Grenzen der südosteuropäischen Staaten neu gezogen wurden, weigerte er sich, eine albanische Delegation aus Prizren zu empfangen. „Eine albanische Nation? Die existiert nicht'', soll der deutsche Reichskanzler gesagt haben, „das sind doch alles ,Bergtürken"'.Fast hundert Jahre später und dem europäischen Bewußtsein längst nicht mehr gegenwärtig, meldeten sich die „Bergtürken" wieder zu W-0rt. Z:war nur für
Wer die Täter nicht denunziert, denunziert die Völker. Das gilt auch für Gorbatschow. 50 Jähre mußte man warten, bis die Sowjetunion eingestand, daß die Ermordung von 15.131 polnischen Offizieren in den Wäldern von Katyn 1940 auf das Konto ihres stalinistischen Geheim- dienstes und nicht, wie stets treu- herzig beteuert, auf das deutscher Faschisten gehe. „Neue Dokumente" belegten dies, bekannte vergan- gene Woche der Kremlchef gegen- über Polens Präsidenten Wojciech Jaruzelski. Dabei tat er so, als komme erst jetzt ein entsetzliches Massaker ans Tageslicht, das Jahr- zehnte
Der Drang der Rumänen,
einen Nationalstaat zu schaf-
fen, führt ins Chaos. Sieben-
bürgener Magyaren pochen
auf ihre Minderheitenrechte
und werden dafür geprügelt
und erschlagen.
Stadtpläne osteuropäischer Me- tropolen haben es in sich. Wäh- rend der „Orientierungsplan der Hauptstadt der DDR“ in naher Zu- kunft nur mehr im Museum zu be- wundern sein wird, in Moskau außerhalb des engeren Zentrums gar nichts mehr stimmt, soll auch in Budapest vieles anders werden. Gleich nach den ersten freien Wahlen am 25. März. Darin sind sich die mehr als 50 Parteien einig, die seit Wochen um die Wähler- gunst ringen. Der Marx-Engels- Platz, der Lenin-Ring, aber auch der Moskau-Platz sollen verschwin- den. Hunderte solcher Straßen sol- len ihre“Namen lassen und so man-
Die nicht endende Aussiedlerwelle aus der DDR macht auch der Bundesrepublik zunehmend Sorgen. Die Wahlkämpfe in den beiden Deutschland verstärken die Probleme miteinander.
Ein Phönix stieg aus der Asche, nennt sich „Sozialdemokratische Partei der Republik Polen" und läßt alles hinter sich, was nach Kommunismus riecht. Man brauchte zwar drei Tage, bis man die alte „ Polnische Vereinigte Arbeiterpartei (PVAP)" am Wochenende zu Grabe getragen hatte, aber man hat es geschafft.Gleich einem besseren Zaubertrick lösten sich Polens Kommunisten über Nacht auf. Nach 41 Jahren der führenden Rolle an der Weichsel begingen die Jaruzelskis und Rakowskis kollektiven politischen Selbstmord. Eine späte Konsequenz der betäubenden Wahlschlappe vom
Was kommt zuerst, Europa
oder Deutschland? Diese
Frage bewegt die Deut-
schen in Ost und West. Jetzt,
da ein Nationalgefühl hoch-
kommt, reagieren Politiker
eher mit Zurückhaltung.
Julid, der Fußballaltmeister von Brasov/Kronstadt, ist nicht mehr ansprechbar. Seit Tagen bechert er Alkohol wie Wasser in sich hinein. Er verflucht sein Idol Doina Cornea, die unerschrockene Ceauses-cu-Kritikerin, die in den letzten Jahren immer wieder - trotz aller Arten subtiler Repression - in öffentlichen Briefen gegen den Tyrannen wetterte, als Kollaborateurin der „neuen Roten". Er wünscht seine Mitstreiterin Gabriela Parvu (die Gattin des Dissidenten Virgil Parvu, siehe FURCHE 3/1989) zum Teufel, da sie vor wenigen Monaten das „Geschenk" der Securitate annahm und mit einem
Kim II Sung, der rote Tyran -► nenmonarch Nordkoreas, wußte sehr wohl, wohin er seine Landsleute zur Kaderausbildung schickte: Entweder in das Reich des Conducators Nicolae Ceausescu oder eben zum Busenfreund Todor Schiwkoff. Seitdem der Bulgare aber entmachtet und letzte Woche sogar aus der KP ausgeschlossen wurde, fordert Sung alle Studenten und Arbeiter umgehend auf, nach Hause zu kommen.Aber sie wollen nicht. Einmal dem koreanischen Stalinismus entronnen und zum ersten Mal in ihrem Leben Zeugen einer demokratischen Rebellion bitten sie nun in Bulgarien um Asyl. Und die gerade erst
Die Genossen trafen sich in einer Sporthalle. Schlicht und einfach ohne selbstsichere Arroganz verlief der außerordentliche Parteitag. Gregor Gysi, der neue Chef, Hans Modrow, der neue Ministerpräsident, Klaus Berghofer als Vizepräsident, das sind Hoffnungsträger für die Genossen, Saubermänner, denen man zutraut, die Partei von Korruption und Willkür zu befreien.Mit einer Mischung von sozialdemokratischen, marktwirtschaftlichen, grünen und pseudo-religiö-sen Elementen, auch mit Träumen eines „neuenWeges zum demokratischen Sozialismus“, will man zum Aufbruch blasen. Der von
Auf der Basis von Helsinki, Europas Hausordnung, präsentierte Bundeskanzler Kohl einen Zehn-Stufen-Plan zur deutschen Einheit. Deutschland als Vorreiter eines „größeren Europa“?
Das Schandmal mitten durch (West-) Berlin hat Löcher bekommen. Was wird aus der ehemaligen Hauptstadt, aus beiden Deutschländern? Im Rausch fragt noch niemand danach.
Ob in Karl Marx Stadt, in Plauen, Jena, Dresden, Leipzig oder in Berlin - die Tausenden auf den Straßen demonstrierten: Das Regime in den Händen der SED hat abgewirtschaftet; politisch ebenso wie moralisch. Worum es gehe, sei Erich Honeckers Abtreten vom Herrscherthron und ein vergleichsweise stiller Tod von „denen da oben“.Auf die Rufe nach „Freiheit“ und „Demokratie“, auf die Parolen „Wir bleiben hier“ und „Ein freies Land für freie Bürger“ folgten Prügelorgien der Stasis und Kampftruppen. Im Westen konnten sie vor dem Fernseher miterlebt werden. Doch wer merkte,
Man sitzt im Kreis beisammen in einer Neubauwohnung im westdeutschen Ruhrpott. Man spricht über Ankunft, über Bleiben und Rückfahrt. Deutsche unter Deutschen.Aber sind sie das? Zum Beispiel die Tante aus Karl-Marx-Stadt, die „mal fahren durfte“, zu Besuchszwecken, weil ein Neffe gerade eingeschult wurde. Ein hohes Fest in der DDR, da dabei die Sechsjährigen zu kommunistischen Pionieren ernannt werden, doch in der Bundesrepublik ein Tag ohne gesellschaftliche Bedeutung.Aberwas soll's, gefahren wird von Ost nach West eh nach Gutdünken der Oberen. Der eine bekommt das Glück,
Die Dissidenten sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren. Diesen Eindruck gewinnt man stellenweise beim Lesen von Rolf Henrichs „Der vormundschaftliche Staat“. Der DDR-Rechtsanwalt veröff entlichte gerade seine Abrechnungen mit dem Ostberliner Regime, seine Enttäuschungen, seine verlorenen Träume als einst überzeugter Parteifunktionär beim Nachbarn, in der Bundesrepublik. Und was kommen mußte, kam: ein politisches Berufsverbot.Ob der mutige Henrich noch mehr zu erleiden haben wird, Gefängnis und Freikauf, wird sich noch zeigen. Jedenfalls landete er einen Bestseller für die
Noch vor zwei Jahren wußte kaum jemand, daß es sie gibt: Rumänienflüchtlinge in Budapest. Wer es geschafft hatte, aus dem Reich des Diktators Nicolae Ceausescu hinüber ins experimentierfreudige Bruderland Ungarn zu flüchten, der hielt sich versteckt. Der versuchte sich mit Hilfe der (damals noch „illegalen“) Oppositionscliquen eine neue Existenz aufzubauen oder bei einer westlichen Botschaft in Budapest einen Asylantrag durchzuboxenMittlerweile wandelte sich das Bild, sind die Rumänienflüchtlinge eine politische Realität.Anders verhält es sich mit einem neuen Flüchtlingsschwall,
Einen haushohen Wahlerfolg verzeichnete am Sonntag die polnische Solidarnosc. Mit absoluter Mehrheit gewann sie die bisher freiesten Wahlen in Osteuropa gegen die „Hausherren -KP“.
Orte, Zeiten, Namen — welchem Polen wirbeln sie nicht durch den Kopf? 1794, 1863, 1956, 1971, 1981. Lwow, Katyn, Gdansk.Nicht nur Jahreszahlen und historische Orte, auch einzelne Tage haben ihre Bedeutung. Der 1. August, der 3. Mai, der 13. Dezember. Die Polen sind wahre Spezialisten der Erinnerung. Keinen Aufstand, keine Rebellion läßt das patriotische Gedächtnis aus.Und der 5. April 1989?Man runzelt die Stirn. Es war doch keine Revolution, die den Abschluß der sechswöchigen Rundtischgespräche zwischen Solidaritätsführern auf der einen und gottlosen Kommunisten auf der anderen Seite
Die DDR erträgt ihr eigenes Bild nicht.“ Er darf es sagen. Heiner Müller, Ostberlins Nationalpreisträger erster Klasse, zur Zeit meistbeschäftigter Theaterregisseur dies- und jenseits des Brandenburger Tors.Der 60jährige, der hinter dem „antifaschistischen Schutzwall“ arbeitet - wie die Mauer, dieses scheußliche Bauwerk, das Berliner von Berlinern trennt, von den Erbauern nach wie vor bezeichnet wird - dieser Künstler beteuert, ohne die Mauer könne er gar nichts zu Papier bringen.Ein Schabernack? Oder einfach ein Lebenskünstler? Denn kein Geringerer als sein
Als einziges europäisches Land beteiligt sich Albanien nicht am KSZE-Pro- zeß. Die Situation der Albaner im Kosovo und ein historischer Anlaß - vor 600 Jahren wurden die Serben auf dem Amselfeld (Kosovo polje) von den Türken geschlagen - lenken die Aufmerksamkeit auch auf die Volksrepublik, die langsam ihre Fenster öffnet.
Können die Sowjetdeutschen (FURCHE 13/1989) von Glück reden, daß man sich ihrer erinnert, verfolgt die „Moldawier“ seit Jahrzehnten eine Pechsträhne. Nicht anders als die Wolgadeutschen und zahlreiche andere Minderheiten des großen Sowjetreiches kennen auch sie Massentötungen, Deportationen und Zwangsassimilierungen.Doch als sie Anfang des Jahres (FURCHE 5/1989) ihre Stimme erhoben, ähnlich wie Armenier, Esten, Letten oder Litauer, auf die Straße gingen und riefen „Wir sind keine Moldawier, wir sind Rumänen“, war kein westliches Fernsehteam zur Stelle, um den Protest
Von Unrecht sprechen die Ostberliner Genossen. Zwar nicht direkt, aber durch das SED- Zentralorgan verraten sie, daß die zwei Millionen Sowjetdeutschen die ersten waren, „die seitens Stalins und seiner Gefolgsleute grundlos Repressalien ausgesetzt“ waren. So das „Neue Deutschland“ vom 13. März. Und kaum zwei Tage später sind die Landsleute in den entfernten Wüstengebieten Kasachstans wieder Gesprächsthema in der Parteizeitung.Seit der Regentschaft Katharinas II. hätten Deutsche an derWolga gesiedelt und nach der Oktoberrevolution habe man das 28.000 Quadratkilometer große Gebiet
Die Zeiten scheinen vorbei zu sein, da man auf nächtlichen Exkursionen zu Dissidentenwohnungen angeblich große Dinge erfahren konnte. Einen Monat „Round-table-Gespräche“ in Warschau — und schon gibt’s ernstzunehmende Resultate.Nein, der „alte Lech“ ließ sich am Verhandlungstisch nicht als ein polnischer Chamberlain von den gottlosen Kommunisten einwickeln und das Rückgrat verbiegen. Der Elektriker von der Dan- ziger Leninwerft mauserte sich zum begabten Politiker.Wenn Walesa in Breslau, Lodz oder Kattowitz vor Tausende arg-wöhnische Arbeiter trat, um für einen
Zwei Millionen Arbeitslose; eine Inflation, die auf die 400-Prozent-Marke zuschreitet; eine irrationale Nationalitätenpolitik: Das ist Jugoslawien heute - ohne erkennbare Zukunft.
Die Kommunisten entdek- ken jetzt die Aristokratie. Was dabei herauskommt, geht über das alltägliche Tratsch- und Klatschbedürfnis der Bevölkerung hinaus.Wie er es denn rückblickend beurteile, fragte der Interviewer Herrn Karadjordjevic, ob die Kommunisten nach der Machtergreifung die Monarchie als politisches System weiterhin gefürchtet hätten? Aber nein, antwortete der Angesprochene, die Monarchie sei in Jugoslawien doch mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs endgültig beseitigt gewesen. Dennoch treffe es zu, daß die neuen kommunistischen Machthaber nicht nur verächtlich auf die
Das ZK-Plenum der jugoslawischen Kommunisten sucht einen Ausweg aus der Spaltung des Landes. Der Süden fordert Rückkehr zu sozialistischen Idealen, der Norden endlich neue politische Perspektiven.
Die Akteure sind die gleichen. Wojciech Jaruzelski, Mieczyslaw Rakowski, Lech Walesa. Sie reden wieder miteinander. Wie 1981, sagen die Polen. Doch die alten Männer beteuern: Nein, es hat sich viel geändert.In der Tat. Der General zieht seine Uniform nur noch selten an, und seine dunklen Brillengläser tauschte er gegen gewöhnliche aus. Der Ministerpräsident distanziert sich nun davon, daß er vor acht Jahren eine treibendeKraft zur Zerschlagung der Solidarnošc und ein Befürworter des Kriegsrechtes war. Und der Arbeiterführer wirkt besonnener, er geht nicht mehr „aufs Ganze“.Obwohl
Viel hat er zu erzählen, der langjährige Chef der rumänischen Auslandsspionage und Staatssekretär im Bukarester Innenministerium, Ion Mihai Pace-pa. Von Staats- und Parteichef Nicolae Ceausescu weiß er zu berichten, daß der zur Sanierung seines „osteuropäischen Armenhauses“ die Devise ausgibt: „Wir haben dem Westen dreierlei zu verkaufen: öl, Juden und Deutsche.“ Mit den Juden und den Deutschen treffe man zwei Fliegen mit einer Klappe: Man werde sie los und kassiere noch dafür.Der größte Teil der Kopfgelder, so der Ex-Geheimdienstler weiter - er ist mittlerweile zu den
Sarkasmus und Verzweiflung kennzeichnen die Lage in Rumänien ein Jahr nach dem Kronstädter Aufstand. Hiereine Reportage aus dem Land des „großen Ceausescu“.
Tagebucheintragungen aus Berlin-Ost, Februar 1985, Gefühle von Freya Klier, der „ausgereisten“ DDR-Thea-terregisseurin, verheiratet mit dem Barden Stefan Krawczyk, der vergangenen Freitag erstmals in Wien gastierte, nun veröffentlicht als Buch im Oktober 1988.„Brigitte ist verurteilt und nach Hoheneck transportiert worden. Zwei Jahre und zwei Monate, Republiksflucht, dazu sechs Monate für Verschiebung von Kulturgut: Sie hatte vor Fluchtantritt ihre Bilder von Freunden mit in den Westen nehmen lassen. Sind wir so abgestumpft, daß wir diese Unmenschlichkeit ohne jeden Protest
Sie sind die heimliche Attraktion in der anderen Hälfte Europas. Ob sich Dissidenten unter der Schirmherrschaft von Lech Walesa zu einer Menschenrechtskonferenz zusammenfinden wie Ende August in Krakau oder zu einer Umweltdemonstration zum Schutz der Donau Anfang September in Budapest, die „Bewegung für ein freies Rumänien“ mischt sich mit ein.Und wenn die Gruppe am rumänischen Nationalfeiertag einenHungerstreik gegen das Ceauses-cu-Regime ausruft, sendet die polnische Tagesschau darüber einen Filmbericht. Uber mangelnde Publizität in den sozialistischen Bruderstaaten können sich
Kosovo ist das Armenhaus Jugoslawiens. Durch politische Mobilisierung der Serben gerieten die Albaner schwer unter Beschuß. Der Vielvölkerföderation droht der Zerfall.
Haben die in den Westen gegangenen DDR-Oppositionellen ihre Ideale verraten? Die Diskussion um die „schwachen Revolutionäre“ wird in der DDR sehr emotionell geführt.
Aktionskünstler in Orange verunsichern seit Wochen die Straßen im polnischen Breslau. Als Stadtstreicher verkleidet und unter den Klängen einer Blasmusikkapelle zogen sie am 15. Februar erstmals durch die Breslauer Innenstadt und sangen:„Die zweite Etappe der Reform ist der Fasching, die dritte wird Aschermittwoch sein.“Die Polizei habe das gar nicht lustig gefunden, erklärte einer der Happeners der FURCHE. „Aber wir werden keine Ruhe geben. Wir wollen Spaß haben. Die Politik überlassen wir den Kommunisten und Alt-Oppositionellen.“Man will mit dem bunten Treiben, das in Breslau
Milorad Todorovic, jugoslawischer Altkommunist, von Tito seinerzeit mit dem Beinamen „der Kleine“ belegt, ist heute einer von vielen im Laibacher Altersheim, wo er aus politischen Gründen von den anderen Heiminsassen gemieden wird. Todorovic gehört nämlich zu jenen Kommunisten, die die Loslösung Jugoslawiens 1948 von den real-sozialistischen Bruderstaaten nie als Befreiung empfanden.Wie beurteilt er den heute zu Ende gehenden Besuch Michail Gorbatschows in Jugoslawien? Sieht er denn keine Veränderungen? „Sehr wohl, beide Seiten sagen sich, Ideologie beiseite, misch dich nicht in die
Wer die Redaktionsräume des Wochenmagazins „Mladina“ in Laibach betritt, dem springt ein Plakat in die Augen, eine Bilderfolge in vier Teilen. Da ist zunächst nichts als ein großer Sandhaufen. Aus ihm erwächst im zweiten Bild eine Natursteinmauer in Form von Hammer und Sichel, in deren Schatten zwei Teenager schmusen. Doch allmählich bilden sich in der Mauer Risse, Hammer und Sichel brökkein ab. Zuletzt bleibt wieder nichts, alles zerfällt zu einem großen Sandhaufen wie am Anfang.Das Gefühl, Jahrzehnte vertan zu haben, einer Illusion nachgelaufen zu sein, ist in der Nordwestecke
Die Außenminister der sechs Balkanstaaten konferieren bis heute in Belgrad. Zum ersten Mal seit mehr als 40 Jahren kamen die Außenminister Albaniens, Bulgariens, Griechenlands, Jugoslawiens, Rumäniens und der Türkei an einen Tisch. Es lag nicht am widerspenstigen Albanien, das sich von allen Weltereignissen abschließt und noch immer Stalin hochleben läßt, daß ein solches Gipfeltreffen bisher scheiterte.Jedes Land boykottierte auf seine Weise die Zusammenarbeit mit dem Nachbarn.Die NATO-Partner Griechenland und Türkei fanden bis heute keine Einigung, wie in der Ägäis die Grenze für
„Die Deutsche Demokratische Republik hat getreu den Interessen des Volkes auf ihrem Gebiet den deutschen Nazismus ein für allemal ausgerottet.“ So stand kürzlich im Zentralorgan „Neues Deutschland“ zu lesen. Die Wirklichkeit ist anders.Die neueste Ausgabe des kircheninternen Monatsmagazins „Umweltblätter“ befaßt sich mit dem Phänomen des Neonazismus in der DDR. Anlaß: ein Rock-Konzert in der Ostberliner Zions-kirche vor etwa 1.000 Leuten, das vor nicht allzu langer Zeit von etwa 400 „Skin heads“ unter „Sieg HeiT'-Rufen aufgelöst wurde. Die „Umweltblätter“
Ein Augenzeuge berichtet über die gespannte Situation im rumänischen Brasov. Die Verhaftungswelle hat begonnen. Trotzdem regt sich so etwas wie Opposition.
In der letzten Novemberwoche schlug die DDR-Staatsgewalt massiv zu: 20 Oppositionelle wurden festgenommen. Beginnt eine neue Phase der Einschüchterung?
In Jugoslawien überschlagen sich die staatlich kontrollierten Medien mit Enthüllungen. Als größte, „die allein der Presse zu verdanken ist“ — so Ministerpräsident Branko Mikulic -, gilt augenblicklich der Skandal um „Agrokomerc“.Im Wert von 14 Milliarden Schilling hatte der bedeutendste Lebensmittel-Riese Jugoslawiens in den letzten fünf Jahren ungedeckte Wechsel ausgestellt und so 63 einheimische Banken in den „finanziellen Selbstmord“ getrieben. So der slowenische Spitzenpolitiker Jöze Smole, der im Worteifer die Platitüde von sich gab: „Die Bosnier können einfach
„Ach Italien, traumverklärtes Stückchen Sehnsucht, gerne hätte ich deinen Stiefelschaft geküßt, doch eifersüchtig sind die Herren hier der Ansicht, daß ich erstmal ihre Stiefel küssen müßt“, klagt der Ostberliner Liedermacher Stefan Krawczyk in diesen Tagen ganz freimütig über die Unmöglichkeit, nach Westeuropa reisen zu dürfen.Und niemand belästigt den Barden mit der Ziehharmonika bei seinen Auftritten in den einschlägigen Gemeindehäusern der Evangelischen Kirchengemeinden. „Es herrschen eben herrenlose Zeiten, wenn der Herr Staatsratsvorsitzende Erich Honecker im
Noch schweigt das offizielle Ungarn, noch wissen es die wenigsten Budapester: in ihrer Stadt halten sich mindestens 500 rumänische Staatsbürger illegal auf. Und von Tag zu Tag werden es mehr.In der Mehrzahl sind die Flüchtlinge Angehörige der zwei Millionen Menschen zählenden ungarischen Minderheit Siebenbürgens. Doch nicht nur sie kommen aus Unzufriedenheit mit der wirtschaftlichen Situation im Reiche Nicolae Ceausescus und aus Wut über die Zwangsassimilierung, der sie unter dem roten Monarchen ausgesetzt sind. Zunehmend finden sich unter den Enttäuschten auch Rumänen ohne ungarische
Die jugoslawische Arbeiterselbstverwaltung ist bankrott. Systemkritiker fordern nicht Glasnost, sondern Demokratie. Was wird aus der Vielvölker-föderation?
Selbstbewußt stellen sich DDR-Jugendliche gegen Staat und Kirche. Der Ausbruch zu Pfingsten (FURCHE 24/1987) war kein Einzelfall. Man verlangt mehr Freiheit.
In Slowenien ist er fast schon eine Persönlichkeit. Dort erwarb sich Dobroslaw Paraga unter Studenten und Intellektuellen den Ruf eines „Verfechters der Menschenrechte“ . In seiner kroatischen Heimat hingegen hat kaum jemand seinen Namen im Gedächtnis behalten. Paraga steht in Zagreb vor Gericht. Er muß sich „wegen Verbreitung lügenhafter Nachrichten, die zur Beunruhigung der Öffentlichkeit führen“ , verantworten.Paragas Fall erregte 1980 weltweites Aufsehen. Der gebürtigeZagreber hatte das „Verbrechen“ begangen, daß er in „studentischem- Leichtsinn“ eine Petition