DA SITZEN SIE, zwei Herren im gesetzteren Alter, und streiten lautstark. Es geht weder um Politik, um Geschäft oder um ein amouröses Abenteuer. Beileibe nein, man möchte es nicht glauben, es geht um — Bierdeckel. Ja, um diese simplen Pappendeckelchen, auf die der Kellner die Biergläser stellt, damit sie durch ihre Feuchtigkeit das Tischtuch nicht verschmutzen, just um diese wogt der Streit. Die Herren sind keine Ober, die vielleicht einen Berufszwist austragen, es sind vielmehr nur Menschen, die ihre Freude im Sammeln von verschiedenartigen Bierdeckeln gefunden haben, es sind Menschen,
TÜREN KNALLEN INS SCHLOSS. Wien, Westbahnhof, 11.39 Uhr. Der Lautsprecher sagt gerade sein Sprüchlein her. Ein letztes Händeschütteln, gute Ratschläge — dann pünktlich um 11.40 Uhr rolLt der „Transalpin“ aus dem Westbahnhof. Gleich einer blauen Schlange züngelt sich der „TS 13“, wie dieser internationale Triebwagenschnellzug in der Fachsprache heißt, zwischen den Signalanlagen und Masten aus dem Betonviereck des Westbahnhofes hinaus auf die freie Strecke. Auf dem Bahnsteig winken die Begleitenden mit ihren Taschentüchern ein letztes Lebewohl nach, die Taschentücher, die aus
ARBEITSHAUS IST DER SCHREK-KEN JEDES VERBRECHERS. Bei einem, der dort eingeliefert wird, kann man nicht mehr entschuldigend sagen, er habe eine „Dummheit“ begangen, wäre das Opfer eines Justizirrtums oder einer unglücklichen Affäre geworden. Arbeitshaus wird vom verurteilenden Gericht ausgesprochen. Laut Gesetz verbüßt der schuldig Gesprochene, ehe er in ein Arbeitshaus eingeliefert wird, eine Mindeststrafe von einem halben Jahr. In der Regel aber kommen die notorischen Verbrecher erst nach fünf Vorstrafen in das Arbeitshaus Suben, wo sie mindestens achtzehn Monate zu „sitzen“