99. FortsetzungAuch Herr von Trapp stimmte diesem Plane bei, ja er war überzeugt, daß die Kaiserin, wenn sie erst den Widersinn des in ihrem Namen ergangenen Auftrages erführe, sogleich den Stich der alten Karte anordnen und den- bewährten Feldmesser Peter Anich beloben und belohnen werde. Sie schrieben auch über das Gubernium an die kaiserlidie Kanzlei, daß man von einer Vorlage des Kartenwerkes bis zur Klärung einiger Unstimmigke:ten leider abstehen müsse, dennoch aber den Feldmesser der Kaiserin vorstellen werde. Von der alten Karte schrieben sie nichts. Es kam keine Antwort auf
5$. Fortsetzung4000 Gulden habe man nun auf die Karten bereits aufgewendet, und am Ende bleibe doch nur ein sehr unvollkommenes Fragment übrig. Schließlich habe jeder Mensch, vor allem der begabte, der Künstler, sein Kreuz zu tragen und er bewähre steh an der Art, wie er es trage, mehr als an seinem Werk selbst.^dt. wann schreibt ihr euch Briefe“, fragte Leni, „ich tat halt an deiner Stell mit dem Herm von Weinhart reden. Der hat noch immer einen Ausweg gewußt.“Peter nickte, aber es war ihm wohl, daß er diesmal nicht nur ans eigenem Entschluß nack Innsbruck ging.Der Professor
57. Fortsetzung„Nach allem, was ich von ihr annehme und weiß und wie ich sie mir vorstelle und wenn sie dir gleicht, wäre sie bald ein höchst unglücklicher Mensch. Du hast nicht bloß für deine Karte, auch für dein eigenes Leben hast du einen anderen Maßstab gewählt. Jetzt ist es darauf angelegt und du mußt ihn durchstehn, willst du dein eigenes Leben nicht verpfuschen. Der gewöhnliche Maßstab für ein glückliches Leben gilt da nicht mehr. Überdies ist es nicht so weit, und es kommt auch gar nicht dazu. Sie können dir weder das südliche Tirol aufhalsen, denn das kostet wieder
5. Fortsetzung„Was wollt ihr?“ sagte er, „wir werden unsere jCarte vollenden, wenn nicht kn diesem Jahr, so kn nächsten, sonst hätte uns alle miteinander der Blitz erschlagen.“ Sie mochten dagegen einiges vorbringen, doch er blieb dabei, und war zuversichtlicher denn zuvor. Freilich mußten sie bis Wörgl einen Wagen aufnehmen, so schwach war er nooh auf den Beinen;Herr von Weinhart erschrak, als er ihn wiedersjah, und schickte ihn mit dem alten Obermbser sogleich zum Medikus. Herr von Bruneck empfing ihn auch sehr freundlich, prüfte seinen Atem und ließ ihn zur Ader. Im übrigen
Es waren aber damals Wochen ohne Regen und Sturm, und sie vermaßen ahes Land über Innsbruck hinaus bis nach Schwaz hinunter. Erst Anfang Juli fiel schlechtes Wetter ein, und da Peter sich für den Hochsommer den westlichen Landesteil vorgenommen hatte, kehrten sie wieder in Oberperfuß ein. Er sah nach den Feldern und zeichnete an den regnerischen Tagen die ersten Blätter ins reine. Doch als er die Gegend um Oberperfuß auf dem Papier hatte, fand er seine heimliche Besorgnis reichlich bestätigt. Das war keine Karte mehr, sondern ein wüstes Durdieinander von Namen und Zeichen und Strichen,
Auch auf den alten Burglechner könne man sich nicht verlassen, er gebrauch in seiner Karte und in seinem Geschichtsbuch Der Tiroler Adler“ Oberperfas, schreibe aber an einer anderen Stelle, nur ein paar Seiten weiter rückwärts, Ober-Perfueß. Er habe sich für die Karte für Oberberfus entschieden und könne auch Gründe dafür angeben, aber sicher sei er noch lange nicht, auch könne er doch nicht in jedem Dorf erst die Pfarrbüdier und Kaufbriefe studieren. In zwei bis drei Jahren getraue er sich auch wohl eine Karte des nördlichen Teiles herzustellen und zu stechen, aber nur sofern er
Zusammenfassend sei also zu sagen: Eine gediegen gearbeitete Landkarte sei die Grundlage jeglicher Verwaltung und eines geordneten Aufbaues. Die.se ' Karte zu schaffen, brauche man sich jedodi bloß des Mannes bedienen, den die Vorsehung dem Lande geschenkt habe, wunderbar und selbst allen Zweiflern erkennbar im schlichten Rocke des Bauern. Jnes Mannes, der nun als der seit aller Zeit beste Mechanikus und Geodät genannt werden dürfe, aber auch ein unvergleichlicher Kartograph und Kupferstecher. Zum dritten sei, wenn man diesen Mann vorschlage, auch in Wien kaum ein Hindernis zu befürchten,
52. Pol isetavagEr ging dann in sein Stube und, da ihn auch die jücher nicht beruhigten, Kur Mutter hinauf. Ihr mußte er immer wieder von der Marie erzählen. Als er wieder in den Hausflur kam, stand der Erhardt vor ihm. Da wußte er, daß die Leni mit ihm über alles gesprodien hatte. Er folgte ihm vor das Haus, und sie schritten lang in der klaren Nacht vor dem Hause auf und nieder. „Man muß die Dinge klar ansehn“, sagte der Erhardt, „das hab ich dir schon damals auf dem Heimweg von Innsbruck auseinandergesetzt. Du hast es nur nicht glauben wollen. Jetzt ist es so weit.“ Wenn er
51. Fortsetzung„Ich weiß nicht, wie das alles gemeint war“, sagte Peter, „aber ich glaub dir schon, und das eine weiß ich auch, daß du mich wieder gesund gepflegt hast und daß es ein großes Glück ist, wenn man in einem fremden Lande von daheim reden kann, gar wenn mao krank ist. Ich bin auch froher und frischer, als du dir denken kannst, und wenn wir dann im Fasching alle beisammen sind, wird es ganz schön sein.“ Dann saß er den ganzen Abend wieder über seinen Zeichnungen. Zwei grof-.- Blätter entwarf er, und als das neue Papier die Sepiafarbe leicht annahm und sauber
M. Port„Die Vroni ist eine kluge Person“, sagte dann der Erhardt daheim, „sie denkt an all-s, und wenn sie den eigenen Hof nur verpachtet, hat sie ganz recht. Der Peter braucht auch eine solche Frau.“Aber erst als er alles berichtet hatte, sagten sie ihm, daß ein Bote aus Innsbruck da gewesen war. Der Freiherr sei nun eingetroffen und erwarte ihn für den nächsten Tag, aber schon so zeitig, daß sie sogleich nach Klausen reisen könnten.Sie verwunderten sich dann bloß, wie wenig ihn diese so heiß erwartete Nachricht erregte und daß er an jenem Abend viel mehr und immer wieder nur
49. Fortsetzung18. KapitelVon dem Freiherrn von Sperges traf keine Antwort ein. Auch der ihm nachgeschickte Bote kehrte nicht zurück. „Der gute Mann hat die böse Nachricht vielleicht schon“ er fahren“, sagte Herr von Weinhart, „jetzt nutzt er die schönen Tage und macht uns die Karte vor der Nase fertig. Oder sie haben ihn einfach wieder zu irgendeiner Gesandtschaft fortgeholt. Anno 55 war es so. Ich glaubte, er arbeite in der Gegend von Cortina, und er, der Herr Sekretär, saß seit Monaten in Mantua.“ Er wolle aber weiter über diese Nebenbeschäftigung nicht schelten, fügte er
4B. Foi tsetzong„Jetzt müßt ich aber doch zur Vorsicht noch fragen, wo da ein Platzerl für die Vroni bleibt?“„Man kann doch nur gleichartige Zahlen miteinander vergleichen“, sagte er und lachte und dann rasch: „ich denk, auch zwischen den Sternen wäre noch genug Platz und hinter ihnen, dort, wo es noch für uns ganz dunkel ist, und zwischen der Erde und dem Himmel und überall.“Da war sie mit einem Sprung bei ihm und nahm sein noch schmales Gesicht in ihre Hände und küßte ihn auf den Mund. Ein einziges Mal. Er kam erst gar nicht dazu, daß er sie festhielt, so seltsam
W. FortsetzungGegen Mitternacht erwachte die Schwester von einem dumpfen Fall. Sie fand den Peter dann vor dem offenen Fenster liegen. Ohne Besinnung und im kalten Schweiß lag er da. Sie rief den Erhardt, und miteinander trugen sie den Bewußtlosen ins Bett zurück. Mit Essigtüchern und Wacholderschnaps brachten sie ihn dann so weit, daß er endlich ruhiger atmete und das Irr-Reden ein Ende hatte. In der Morgendämmerung schlug er endlich die Augen auf, aber er wußte auch jetzt noch nicht, was mit ihm geschehen war.Erst in der zweiten Woche seiner Krankheit konnte Peter ein wenig in der
46. FortsetzungDaheim merkten sie dann kaum einen Schein des ernsthaften Gespräches, so fröhlich gab sich Peter, und so froh waren sie alle drei, daß sie nicht erst weit und lang berichten brauchten. Nur die Geschichte mit dem auswärtsgebogenen Krebsen gab der Blasius zum besten und wie nett und freundlich und rührend in ihrer Art die Herren gewesen seien, just so, als seien sie alle zum Empfang eines Grafen angerückt oder mindestens eines Hofrates, und wie der Peter unter den hohen Herren sich betragen und mehr geschwitzt habe als alle andern miteinander. Ja, es zeigte sich, daß dem
45. FortsetzungVergnüglich freilich nur im Gegensatz zur vorangegangenen. Denn ein Vergnügen sei die ganze Landmesserei nicht zu nennen, eher ein Kriegsdienst, ein tag- ' liches Gefecht mit Wetter, Wind und Dummheit, mit Quadranten und Stellschrauben und schlechten Meßbändern, mit kleinen Meßfehlern, die einen Ort gleich um ein paar Meilen verrückten, mit den plötzlichen Schneestürmen des Hochgebirges und den Fieberdünsten in den Niederungen und mit all den Zufällen und Bosheiten, die eben jedem menschlichen Werke auflauerten. Aber auch all diese Schwierigkeiten brachte der Freiherr
44. FortsetzungEr habe diesen Mangel schon in aller Frühe bemerkt, sagte er, und da er kein Freund der üblichen großen Sprüche sei, einen knappen lateinischen Spruch ausgedacht, der mit seinen vier Worten knapp und vielsagend und wohl auch eindeutig sei. Selbstverständlich müsse man diesen Spruch in eine kleine Messingtafel graben, einige Sternlein dazu und die beiden bäuerlichen Vertreter unter den Sternbildern des Tierkreises, den Stier und den Widder. Hernach auch die Jahrzahl und den Namenszug des Künstlers. Als Spruch aber schlage er vor: „Accessit Stellis Or-natum
43. FortsetzungAls sie die Kugel sachte auf das Gestell hoben, standen die Leni und der Franz in der Tür, Hand in Hand standen sie da. Dann riß sich Leni los und brachte ein geblümtes mächtiges Tuch. Wenn es feucht würde, sollten sie die Kugel schön damit zudecken.„Nicht bloß wenn es feucht wird“, sagte Peter, „es ist auch besser, wenn die Leut in Kematen und Völs das Ding nicht sehn, und erst recht in Perfuß.“Ob er sich denn schäme, gar jetzt, wo es fertig sei? Sie stürmten auf ihn ein, der Spiegl und der Polten voran, oder ob es gar eine Strafe sef für die Leut?„Ach
42. FortsetzungEs war aber schon spät geworden, und die Vroni hieß den neuen Knecht die alte Uhr auf einen Schlitten schnallen und bis gegen Sellrain mit dem Peter gehn. Weiterhin bedurfte dieser der Hilfe nicht. Sie hatten aber bereits den Hof verlassen, als Peter noch einmal zurückkam. „Wie soll ich dir aber dann den Schlitten zurückstellen?“ fragte er.„Solang noch der Schnee liegt“, sagte sie ernsthaft, „später tat es schwierig sein. Denn zur Hochzeit von der Leni werd ich ja nicht kommen dürfen, wie mein Mann bei-samm ist.“„Ja“, sagte Peter, „ich will dir auch die
41. Fortsetzung„Jeden Samstag arbeite ich beim Professor von Weinhart“, sagte Peter darauf, „man kann das auch eine Lehre nennen, wenn man will.“Der Feldmesser aber verzog das Gesicht. „Beim Professor Weinhart also, seit wann bilden sich die Professoren Lehrbuben heran? Haben kein Patent, verstehen auch einen Schmarren davon. Überdies hab ich den Namen nur einmal gehört, mehr weiß ich nicht über den Mann.“Dann schritt er rüstig voran. Der zweite Gehilfe mit dem Esel folgte, und am Ende kam Peter mit den Latten. An die hundert Buben und Burschen und Dirndeln aber schwärmten
40. FortsetzungSo rasch stürzte diese Predigt über den Peter, daß er kaum zum Denken kam, geschweige zu einem Wort der Entgegrfung, und als er sich endlich erfangen hatte, war der Kurat auch schon wieder fort. Der Hörtnagl wartete jetzt. „Es ist schon recht, daß der Kura| sich um dich so annimmt“, sagte der Schmied im Weitergehn, „wenigstens sehn die Leut, Was sie an dorn Anich haben. Anders täten sie's ja niemals glauben.“„Ja“, sagte Peter, „alle nehmen sich jetzt um mich an, aber sie haben schon recht. Ich mach es ihnen nicht leicht. Ohne böse Absicht, mein ich, aber es
39. Fortsetzung„Den will ich ja“, sagte der Pater und stellte den nürnbergischen wieder auf den Tisch zurück. „Kleine und mäßige haben wir genug. Einen großen will ich, der eine Zier sein kann für unser Kabinett. Drechseln kannst du, das Schreiben und Stechen wirst du lernen, dafür hab ich Bücher, dafür hast du deinen Fleiß. Deine Auslagen schreib auf, wir rechnen jeden Monat ab. Auch die Stunden, die du darauf verwendest, werde ich bezahlen. Und weshalb soll euer Kurat allein so ein künstliches Werk haben?' Eine Sonnenuhr ist's freilich nicht. Den Himmelsatlas aber kannst du
38. Fortsetzung„Dieser Mann rät uns“, fuhr der Professor fort, „die Erde zu denken und ein Staubkorn neben die Erde zu legen, kannst du das? Ein Staubkorn, wie es auf diesem Tische sich z;u Millionen umtreibt, neben die ganze gewaltige Erde? Ebenso winzig, nicht um ein Jota größer, vielleicht noch kleiner nimmt sich die Erde, unsere riesige bevölkerte Erde samt allen Gebirgen und Ozeanen im Welträume aus. Auch Herr Leibniz ist davor nicht zu Tode erschrocken, er hat sich hinter seine Hefte gesetzt und gerechnet und wieder gerechnet, und er war stolz und demütig, daß er auf dieser
37. FortsetzungDer Kurat aber predigte am nächsten Sonntag über das Schaff und das Licht. Da Licht sei von Gott in die Welt gebracht, daß es leuchte. Den Menschen aber sei es anheimgegeben, ob sie das Licht unter das Schaff stellten und auf diese umständliche Art verlöschten, oder ob sie es auf das Schaff stellten und leuchten ließen. Wohl gebe es Leute genug, denen das Licht nicht fromme, sei es, daß es nicht ihr eigenes Licht sei oder daß sie sich ängstigten, das neue und fremde Licht tat ihr eigenes trüb erscheinen lassen, oder daß sie überhaupt eine Wut auf jegliches Licht im
36. Fortsetzung13. KapitelAm zweitnächsten Samstag nach der Unterredung mit dem Kuraten geschah das Unerhörte: Peter verschlief. Er erwachte erst um die Zeit, da er sonst bereits Kematen hinter sich hatte. Auch die Leni und die Mutter waren nicht aufgewacht. Die Nacht über hatte es stark geregnet, schwere Wolken hingen noch tief in die Wälder.Diesmal lief Peter sogleich in die Universität. Der Pater kam ihm schon in der Tür entgegen. „Hat dich der Regen doch nicht abgehalten“, rief er, „war auch schad gewesen. Heut brauchen wir den Peter.“Doch den ganzen Vormittag über tat oder
35. FortsetzungEs waren aber auch winzige Uhren abgebildet, die in einer kleinen Schüssel Platz fanden, auch in Bechern und halben Zylindern, in kleinen Büchsen. Aber auch Tabellen waren abgedruckt, die das Auffinden der nötigen Elemente nach der gemessenen Polhöhe erleichtern konnten, schließlich zeigte ein riesiges Blatt, wie man eine Maueruhr entwerfen, genau berechnen, an die Wand pausen und ausmalen konnte, wahrhaft ohne jeden anderen Lehrmeister als die eigene Geschicklichkeit.Am nächsten Samstag brachte denn auch Peter nebst der selbstgemessenen Polhöhe von Oberperfuß und einem
34. FortsetzungDas sei richtig gesagt, aber auch nicht. Auch die Herren Studenten blieben ja nicht af einer Hohen Schule und bei nur einem Professor, sie zögen reichlich herum und suchten sich die besten und angenehmsten Professoren, aber am Ende doch immer wieder nur die weite Welt. Und das Kartenmachen werde er in Nürnberg etwa in der Offizin des Herrn Hommann sicher leichter und rascher erlernen denn in Innsbruck. Gar wenn einer in der gelehrten Welt berühmt sein wolle, brauche er die Fremde, soviel wisse auch er. Ein Quentchen Neues und Fremdes genüge dann oft, um einen daheim berühmt
33. FortsetzungDas begriff er nicht, und da er es begriff, war er doch nicht froh darüber. Ja, als er dann wieder allein über seinen Formeln saß, ertrug er die schreckhafte Stille nicht länger. Selbst der Wind war aus den Birnbäumen genommen, auch die Vögel flogen nicht mehr. Wie einer, der sich in einen verzauberten Wald gewagt hat und nun selber den Zauber spürt und sich seine Liebsten und Nächsten nicht mehr vorstellen kann, kam er sich vor. Als er sie dann draußen mit den Kühen schelten hörte, ließ er alle Rechnerei und eilte in den Stall. „Wenn ich erst wieder mit den
32. FortsetzungAuch der Vater habe nicht den ganzen Tag gedrechselt, sondern am Feierabend und zumeist im Winter. Und seien nicht die Sterne im Winter am reinsten zu betrachten? Von der Leni und von der Kathi erzählte er, von seinem Sdiwager und von der Marie, mehr aber von der Leni, von der Kleinen, die nun auch schon ins zwanzigste Jahr ging und um einen Kopf größer sei als er selbst. Doch als der Pater dann noch um dies und jenes fragte, ob die Leni nicht schon einen Verlobten habe, wie er sich mit dem Schwager vertrage und ob dann die Marie, wenn sie in Hötting ohnedies ein
31. Fortsetzung„Ich denk halt, mit den Büchern werd ich allein auch fertig, zu den Sternen aber brauch ich dich. Auch das ist dumm gedacht“, setzte er rasch hinzu, „wo ich kaum ein Buch rechtschaffen geschmeckt hab und vor all den anderen genau so dumm dasteh als vor der Milchstraßen.“„Wenn Er das nur einsieht“, der Pater setzte wiederum sein weniger gestrenges Gesicht auf, „das'Einsehen ist bei aller Gelehrsamkeit das Wichtigste. Ich kenn sehr studierte Herren, die sich ihres Nichtwissens schämen, für sie ist die große Welt eine geometrische Formel oder ein riesiges
30. FortsetzungSie habe ja, seit die Mutter krank liege, die Arbeit von zwei Frauen auf sich. Der offene Fuß der Mutter sei wohl auf die Salbe hin in drei Tagen verheilt, jetzt aber hege sie noch schwächer in ihrem Bett und klage über Schmerzen in den Gelenken. „Bloß die im Büchlein abgedruckten Uhrenzahlen stimmen nicht“, setzte er im gleichen Atem hinzu.„Hat er sie vielleicht gar nachgerechnet?“„Ausprobiert hab ich sie.“Herr von Weinhart schob die Papiere von sich und griff nach dem Buch. Er überflog die Zahlenkolonnen. „Hast leicht all diese Uhren verfertigt?“Er habe
29. FortsetzungWenn Peter dazu in Innsbruck Wohnung nahm, konnte er ihn in zwei, drei Jahren so weit haben, vielleicht sogar früher. Ein Quartier und das nötige Stipendium waren leicht aufzutreiben.Doch ehe der Professor Hall erreichte, hatte sich, ein zweiter und, wie ihm schien, fruchtbarerer Plan vorgedrängt. Der alte Obermoser war gewiß eine tüchtige und gewissenhafte Kraft. Seine in zehn Jahren erworbene Kenntnis der physikalischen und astronomischen Literatur war unschätzbar, wenigstens soweit es um die Titel und die Einordnung der Druckwerke ging, auch hielt er im Armarium Zucht
Nächstens werde er noch wie ein Krautwurm den Kirchturm hinankriechen, vielleicht erfinde er bei seiner Kunst, die Schwerkraft aufzuheben, das Fliegen.Herr von Weinhart hatte indes das verschollene Blatt längst zurückgelegt und auch die restlichen Blätter überflogen. Dann wog er den Packen und warf ihn auf den Tisch: „Die Rechnungen stimmen bis auf zwei Subtraktionsfehler bei der letzten Kubikwurzel.“ Dem Burschen stand der Mund offen, schier blöde starrte er ihn an. Doch es war auch etwas wie Andacht in seinem unbändigen Staunen.„Das hast du alles schon durchgerechnet?“ sagte
27. FortsetrunsStöße von Briefen, Eingaben an die hoheRegierung, Einladungen aus allen Teilen des Landes zwangen Herrn von Weinharr., mit seiner freien Zeit zu wuchern. Zumal die Samstage, außer einern einstündigen Colle-gium mechanicum für Anfänger, als freie Tage anzusprechen, waren seit Jahren mit mathematischer Peinlichkeit geordnet. Die Stunde von neun bis zehn Uhr gehörte dem neuen Armarium. Mit dem alten Famulus Christian Obermoser ward dann abgerechnet, was sich an strittigen Fragen des Sichtens und Einordnens die Woche über ergeben hatte. Die Zeit nach dem Kolleg und vor dem
26. FortsetzungAuch über die Sterne hatten sie nicht geredet, und die Frage um das Rechenbuch hatte Petet vergessen und den Bruder als einen schwatzhaften Diener hingestellt, alles nur dieser einen ungelösten Frage wegen.Wunderliche Dinge fielen ihm ein, da er ' so zwischen Regen und Sonnenschein dahin-schritt. Auch das Märlein vom Froschkönig und dem Eisernen Heinrich, das ihm der Vater als sein liebstes so oft erzählt hatte. Der Leni hatte dann der Froschkönig gar wohl gefallen, die goldene Kugel, die prächtige Hochzeit, auch noch der anmaßende Frosch, wie er glitschnaß auf die
25. FortsetzungMit der Pi, wie Peter ehedem gedacht hatte, kam er jetzt freilich nicht zurecht. Er hatte wohl die beiden Stücklein des im großen fortgewischten Kreises vor sich, aber sonst auch nichts, keine Zahl, keine Hilfslinie, keinen Winkel, kein Verhältnis oder irgendwelche Angabe, die da ein Zuzählen oder Radizieren oder sonst welche Rechnerei gestattete. In dieser Eigenart, das erschien ihm sogleich sehr deutlich, glich das dritte Exem-pel eher dem ersten. Es kam nur auf den rechten Weg an, nicht auf irgendwelche Rechenkunst. Diese Erkenntnis erleichterte wohl vorerst sein Herz.
24. FortsetzungSeither nannten sich die Weinhart von Thierburg und Volandsegg. Auch dessen Sohn, der Vater des Pater Ignaz, sei ein gar berühmter Arzt gewesen, Hof- und Leibarzt, dabei kaiserlich königlicher Rat, und wenn der Enkel als erster nicht mehr die ärztliche Kunst ausübe, sondern geistlich geworden sei, so habe er doch den Sinn für alles Praktische geerbt und die Hilfsbereitschaft eines Doktors. In den Kollegien des Pater Ignaz werde weniger philosophiert und mehr experimentiert, er habe eine ganz neue Art, die jungen Herrn zu unterrichten, ausgebildet. Seit er die neue Luftpumpe
23. FortsetzungDer Professor warf jetzt den Mantel um und nahm etliche Papiere und ein Buch an sich. Will Er noch etwas wissen?“ fragte er dann, „wozu bleibt Er noch sitzen?“ v „Ich will die Aufgaben lösen!“„Jetzt?“ Herr von Weinhart staunte den Burschen ehrlich an.„Wenn ich darf, will ich es jetzt gleich versuchen.“„Wie Er glaubt. Aber dann muß Er jetzt mit mir ins Kolleg hinüber. Hier kann Er allein nicht bleiben. Und noch eins: Wenn Er so fürwitzig ist und dann die Lösungen nicht zustande bringt...“ Der Professor setzte aber den angefangenen Satz nicht zw Ende,
22. FortsetzungEine gute Landtafel pressiert aber auch nicht, sie braucht mehr Zeit, als ich jetzt für Ihn hab. Ich soll längst drüben im Kollegium sein.“„In dem großen Haus mit den vierzig Fenstern?“Ob er denn schon dort gewesen sei und die Fenster gezählt habe, fragte der Pater. Das sei er nicht! gab Peter zur Antwort, er habe aber die Fenster von Hötting aus gezählt. Das Zählen und Schätzen sei so seine Gewohnheit.„Und wie alt ist Er?“„Siebenundzwanzig.“„Da kann Er doch nicht mehr auf der Schulbank sitzen!“ *„Freilich nicht. Wer tat denn auch daheim die
21. FortsetzungPeter trat nun schon sehr viel sicherer an die Schaukästen heran. Da lagen nun freilich Dinge hinter Glas, die er kaum geträumt, geschweige auch nur dm hellen Tage gedacht hatte, so überaus künstlich warefi sie gefügt, so seltsam und dunkel in ihrer Form und Art. Manches Ding schien allein ein Gewirr von messingenen Scheiben und Platten und Bogen, darunter stand dann etwa das Wort: Astrolabium. Andere wiederum waren sehr zierlich anzusehn, und bei einem dieser kleineren Instrumente tat Peter wahrhaftig einen gemessenen Juchzer: Auf einer Messingplatte waren zwei schön
20. Portsettang„Dann ist er mein'Mann“, rief Peter und lachte so laut wie die anderen auch. Bei sich aber dachte er: Wenn sie mich auch zum Unrichtigen führen, der wird mir dann schon weiterhelfen.Sie hatten indes die Herrengasse erreicht, und Peter erblickte nun ein langgestrecktes Gebäude, das wohl die Hohe Schule sein mochte. Die Burschen wurden auch merklich stiller, und als nun ein älterer Herr, wohl ein Kleriker, aus dem Hause trat, blieben sie zurück. Etliche verdrückten sidi audi rasdi. Der Mann aber trat auf Peter zu 'und fragte ihn scharf, was das1:' Geschrei bedeute und was
19. FortsetzungDa packte er seinen Korb aus und legte, was noch darin war, auf den Tisch. Es war nicht mehr viel. Sie aber schimpfte auch über das wenige und verschlang es mit einer Gier, daß dem Peter das Weinen kam. „Wenn ich ' wiederkomm, und es wird wohl öfters der Fall sein, will ich dir jedesmal einen Korb voll mitbringen, mehr als heut“, sagte er. Er aß aber keinen Bissen, obgleich ihn bereits wieder hungerte. Auch den Wein stellte er auf den Tisch, suchte einen brauchbaren Becher, wusch ihn beim Brunnen und schenkte ein. Einen zweiten fand er nicht, so trank er denn nach ihr.
18. Fortsetzung„Ich meine, es gibt doch nichts Schöneres auf der Welt als die Rechenkunst.“„So, glaubt Er?“„Die Sterne sind freilich noch schöner.“Der andere lachte hell auf und schlug nach einem überhängenden Kirschenzweig, daß die weißen Blüten auf den Weg hinschneiten. Dann schwiegen sie wieder.Das Glück in Peter aber war zu mächtig, als daß er es schweigend tragen konnte. „Ist es nicht seltsam, daß ich dich angetroffen habe?“ sagte er nach einer Weile. „Wenn du gestern diesen Weg gegangen wärst, wüßte ich jetzt nichts von dir, auch wenn die Mutter heut früh
17. FortsetzungHatte sich Peter erst an der hochtönenden Rede des Soldaten belustigt, jetzt trat ihm der Angstschweiß auf die Stirn. Der Kerl . rief seine heimlichsten eigenen Befürchtungen wach, all jene Ängste und Fragwürdigkeiten, die er bisher immer nur sehr schmächtig in seinem hintersten Herzwinkel geduldet hatte. Das sei wohl so, sagte er nun, aber ganz richtig sei es doch wiederum nicht. Er habe wohl keine rechte Schule besucht und entbehre schmerzlich manche Weisheit, die ein Stadtbub schon als Kind erwerbe, dafür hätten sie in Oberperfuß den schönsten, den weitesten Himmel
16. FortsetzungDiese Leute täten sonst gar durch ein allzu anstrengendes Denken ihren geringen Verstand verwüsten. Peter redete dabei umständlicher, als ihm lieb war, und ärgerlicher, als er sich selbst zugestand. Es kam ihm plötzlich auch sehr seltsam vor, daß er nun so leichthin einem Fünfzehnjährigen den Verstand absprach. Dabei blickte ihn der Blasius treuherzig an und tat, als begriffe er die zornige Rede des Älteren nicht. Sie klang längst auch weniger sicher. Ihn gelüste allein nach den seltsamen Strichen, sagte er, und es sei gewiß eine sehr schwierige Rechnung, die Peter
15. Fortsetzung7. Kapitel.Sie hatten beschlossen, daß Peter eine Stunde tot Tag das Haus verlasse. Die Mutter schlief jedoch an jenem Morgen um erstenmal wieder bis in die Frühe hinein. Sie hatte wohl die Nacht über schlaflos gelegen. „Geh nur“, sagte Leni, „der Mutter ist es lieber, du bist am Abend wieder zeitig daheim.“ Aber Peter wartete in der Stube, bis er von oben her seinen Namen rufen hörte. „Ein gutes Wort tsnd der Segen der Mutter sind heut wichtiger als eine Stunde früher oder später“, sagte er.„Daß sich der Herr Bruder nur nicht allzuwichug vorkommt“, rief
14. FortsetzungMan kann doch das eine tftn und braucht das andere nicht lassen. Ich an deiner Stelle käme mit meinem Gewissen schon zurecht. Du bist der Bauer, du hast es deshalb schwerer als die gelehrten Herrn in der Stadt. Aber wenn du aus deinem Pfund nur so viel herauswirtschaftest, als dir der Herrgott Zeit und Gelegenheit gibt, so kann er dir darum doch nicht bös sein. Und wenn er es nicht ist, darfst du nicht noch gestrenger mit dir umgehn.“Uber sein Antlitz flog ein leichtes Lachen. „Wenn du ein Mannsbild gern hast, Leni“, fragte er langsam, „willst du es dann ganz gern
13. FortsetzungAuch der Schwager schwieg ein gutes Jahr lang über seine Pläne. Der Flachshandel hatte sich indes als ein gefährliches Geschäft erwiesen. In jedem Ort saß nun ein Händler. Die Bauern aber hatten, durch die guten Preise verlockt, mehr Haar gebaut, als die Weber übernehmen konnten, und selbst spinnen und weben, dazu langte nicht ihre Zeit. So kam es, daß das Kramersche Haus in Zirl noch immer ohne Verputz dastand und daß der junge Mann auch mit Vieh und Wein Handel trieb. Zu Peter freilich redete er immer noch groß und seiner selbst sicher. Wie der alte Hueber kam er dem
12. For-tSet-zungDie Mutter griff nach seiner Hand. „Die Vroni kann doch nichts dafür, daß das Unglück so jäh über uns gekommen ist. Es ist auch keine Sünd, wenn der Herrgott uns in so bitteren Tagen ein Lichtlein ins Herz stellt. Das war wirklich keine Sünde, Peter, auch keine Schande vor deinem Vater. Soweit ich es weiß und mit ihm darüber zu reden war, war ihm unter allen Mädchen die Vroni die liebste gewesen.“„Er ist deshalb auch mit mir nach Gries gegangen“, sagte Peter nach einer Weile. „Doch bloß auf dem Hinweg hat er über die Vroni geredet, auf dem Heimweg nicht
tl. Fortsetzung„Aach über die Leute wollte ich dir noch fett Wörtlein sagen. Laß sie reden und bereden und bleib ihnen deshalb doch ein guter Nachbar. Sie wissen es nicht anders, und wenn sie gegen alles sind, das aus ihrer Art gerät, dann ist das nicht das Schlimmste, Peter. Es ist etwas Großes um Stand und Braach. Sie hüten ihn. Das noch Größere aber mag sich auch dagegen durchsetzen, sofern es wirklich das Größere ist. Auch mich haben sie als einen Zugereisten und Handwerker viele Jahre lang mißachtet und später, da der Hof längst mein war, als einen Luftzauberer und üblen
10. FortsetzungWenn man nämlich die verschiedenen Punkte auf diese Art bestimmt und verzeichnet habe, dann brauche man bloß eine dieser Linien, die einfachste, genau abmessen und ihre wirkliche Länge mit der auf dem Papier in das rechte Verhältnis setzen. Habe man auf diese Art den genauen Maßstab festgestellt, so könne man mit der gewonnenen Verhältniszahl nunmehr auf dem Papier jede beliebige Entfernung zwischen zwei Punkten mit dem Zollstab nachmessen, ja selbst die noch nicht eingezeichneten Strecken. Die Verhältniszahl sei ja für alle Punkte des Blattes die nämliche. Auf diese
9. FortsetzungDeshalb sei auch der Feldmesser ein höchst ehrenwerter und nutzbringender Beruf, der sich jedoch am wenigsten für einen Bauern selber eigne, so sehr er dem Bauernstände ich fromme. Seiner wohlwollenden Meinung nach sei es für den kleinen Peter besser und erspare ihm und den Eltern sicherlich manche Enttäuschung, wenn er weiterhin wie bisher af seinem wohlbestellten Hofe arbeite, zum Nutzen des Anichhauses und zur Zierde seines Standes. Ansonsten werde er, Pater Bernhard, so gut wie sicher im Verlaufe der nächsten Wochen, sobald es sein Zustand gestatte, nach Innsbruck
8. Fortsetzung„Ich bin der Peter Anich aus Oberperfuß“, setzte er hinzu, „und mit meinem Vater bei euch einen neuen Ochsen besehn.“ War es nun die Rede von dem Ochsen oder auch nur die Art, wie er das alles herausstieß, die also Angeredete ward blutrot, ihre jüngeren Kameradinnen kicherten in ihre Hände, und am Ende prusteten alle drei heraus, daß es den Burschen eiskalt überlief.„Wieso hast du mich denn sogleich erkannt?“ fragte die Vroni später, als die beiden allein den schmalen Steig zwischen den Flachs- und Haferfeldern niederstiegen, „wir haben einander doch noch
7. Fortsetzung„Seltsam, seltsam“, sagte der Vater dann im Weitergehn. „Jeder andere Bursch fragt, ob die Dirn eben ist oder uneben und ob sie ein schönes Stück Vieh mit in die Ehe bringt und was es bei einem jungen Weibsbild eben zu fragen gibt. Du willst, scheint es, erst diese Sachen in der Klosterbibliothek in Stams studieren und in Innsbruck deinen Verstand prüfen lassen. Seltam, seltsam.“ Er rang jetzt wieder nach Luft, und Peter wußte nicht, ob der Vater vom Steigen so außer Atem war oder vor Verwunderung. „Wenn einer ein Weib heimführt, soll er wohl die Sache mit klarem
6. FortsetzungDer Vater wußte gleichfalls von einer geheimnisvollen Zahl, die da mitspiele, doch ob es just und genau die Drei sei, wußte er nicht. Er als Drechsler, sagte er, bedürfe ihrer ja auch nicht, er mache eine Kugel so und so groß und aus diesem und jenem Holze, und daß sie ohne Tadel gerate, das sei eben seine Kunst. Im übrigen werde Peter diese Berechnungen in Innsbruck erlernen neben anderen nötigen und nutzlosen, vorausgesetzt, daß es ihn im Herbst noch nach Innsbruck verlange.Diese Andeutung berührte den Burschen weiter nicht. Die Kugeln und noch mehr das Sonne-, Mond-
8. FortsetzungDie Mutter aber hatte noch genug Zeit, daß sie ihre Verwunderung ausgiebig kundtat. Der Vater sei zum erstenmal recht für seinen Buben und nicht gegen ihn eingetreten, das erfreue ihr Herz wahrhaftig, zum anderen aber betrübe es sie, daß er das Heiratsgered des Kuraten nicht nur ohne Widerspruch angehört, sondern ihm noch zugestimmt habe. Sie sei jetzt wahrlich weniger um ihren Buben in Angst denn um ihren Mann, den sie doch als einen sonst durchaus klugen und rechtschaffenen Menschen achte. Es sei doch, auch wenn Peter eine Braut wüßte und sie bereits heimführen wolle,
Peter ließ das nicht gelten, aber was er auch dagegen vorbrachte, es bekümmerte ihn selber höchst wenig, so sehr hatte ihn die Erzählung der Mutter erregt. Es war aber auch ein kühler Wind aufgekommen, wie sie erst jetzt merkten, und er hatte Angst, daß die Mutter sich erkälte. Sie gingen deshalb langsam auf das Haus zu. Es sei ja nun alles Nötige besprochen, sagte die Mutter, sie werde mit dem Vater darüber noch reden, heute wohl nicht mehr, aber sicher in den nächsten Tagen, wenn sein Zorn verflogen sei. Und wenn er in diesem, einen Punkt nicht einen ganz besonderen Plan habe,
„Erst als Bauer hat er sie gefunden, und deshalb ist er jetzt Bauer mit Leib und Seel. Nicht weil er kein anderes Ding treiben könnte, er arbeitet ja auch noch an der Drechselbank, aber das eine ist für ihn die Arbeit, das andere Rast und Vergnügen zugleich, so wie ein anderer im Wirtshaus sitzt oder auf den Schießstand geht. Und glaub mir, er wünscht sidi auch heute noch oft in den Wald zurück oder auf die Alm. Er läßt solche Wünsche nur vor uns nicht scheinen, und man darf ihm auch nicht darüber reden oder nur merken lassen, daß man darum weiß. Ich aber seh es ihm an, wenn sie
rfem Beginn: Schauplatz: Das Dörfchen Ohtrperfuß, drei Stunden westwärts von Innsbruck. Im Anichhofe warten Väter, Mutter, Kathi, die ältere Tochter und die kleine Leni abends vergeblich auf die Heimkunft des neunjährigen Peter; umsonst sucht ihn der zornige Vater, begleitet von dem Schwesterchen des Buben, draußen im Garten, findet ihn auch nicht auf dem hohen Birnbaum, in dessen Krone der närrische Sterngucker oft seine Himmelswarte zu nächtlicher Zeit aufgeschlagen hat. Verdruß und väterliche Sorge mischen sich beim Vater Anich, der, heimgekehrt,.-.eine schlaflose Nacht