EU-Europa war ursprünglich eine Kopfgeburt politischer Eliten. Die Motive bei den damals führenden deutschen und französischen Köpfen oder den "Beneluxvertretern" mögen unterschiedlich gewesen sein. Vielfach waren es nationale wirtschaftliche Interessen -"Kohle" im Wortsinn bei den einen, Zähmung von Nationalismus bei anderen.Rudolf Burger, der sich mit Europa gründlich und unpolemisch befasst hat, schrieb 2003: "Die wirtschaftliche Vereinigung, ausgegeben als ein Mittel politischer Ziele, war das Ziel der Politik und diese deren Mittel. Die deklarierte politische Ethik hat erfolgreich
Noch bevor die Massenmigration zum dominierenden europäischen Thema
wurde, hat der britische Ökonom Paul Collier sein Buch "Exodus"
vorgelegt. Nun ist es als Taschenbuch erschienen - und Colliers
Überlegungen erweisen sich als brennend aktuell.
Selbstständigen, Landwirten und Angehörigen "freier Berufe“ ist sie schon lange vertraut: die Berufstätigkeit jenseits des offiziellen Pensionsantrittsalters; und es gibt erste Anzeichen, dass sich der Hang zur Frühpension abschwächt. Er war hierzulande besonders ausgeprägt; er wurde oft diagnostiziert, kaum analysiert, bisweilen gefördert, selten bekämpft.Mittlerweile mehren sich die Studien, die die positiven Folgen längeren Arbeitens aufzeigen: für die Gesellschaft, den Staat und das Individuum. Dennoch gehen in Österreich noch immer sehr viele Menschen lange "vor der Zeit“
Information, so hört man sinngemäß oft, sei für das Leben in einer Demokratie unverzichtbar. Dieser Gemeinplatzformulierung kann man schwer widersprechen. So manche Detail-Information trägt aber selbst für einen Medienkonsumenten, der "sinnerfassend lesen“ (bzw. hören/sehen) kann, bestenfalls zur Verwirrung auf höherem Niveau bei.So werden beispielsweise im Tagesrhythmus in vielen Medien die Schwankungen der Aktienkurse "erklärt“. Dabei wird für jede Veränderung an den Börsen im Nachhinein ein "Grund“ erfunden. Wenn es hochgeht, sind es zwei. Einmal ist es die "gedrückte
Noch nie in der Menschheitsgeschichte (!) haben so viele Generationen neben- und miteinander in derart großer Zahl gelebt. Das liegt an der zunehmenden Langlebigkeit. Das legt nahe, dass man die Rollen überdenkt, die Vertreter der einzelnen Generationen füreinander spielen bzw. spielen können. Soziale Innovationen und nicht nur technische sind gefragt; und politische Fantasie. Gelegentlich gibt es sie. Vom Seniorenbund wurde kürzlich ein Konzept vorgestellt, das Orientierungskurse vor/zum Pensionsantritt vorsieht. Das klingt wenig spektakulär. Aber es trägt dem Umstand Rechnung, dass
Unter der rhetorischen Täuschungsfrage "Was ist dem Österreicher seine Gesundheit wert?“ ließ Bruno Kreisky dereinst die Bevölkerung befragen. Gegenstand der Meinungssondierung war die Haltung zu einer höheren Besteuerung von Zigaretten und harten Getränken. Da die große Mehrheit nicht raucht bzw. Hochprozentiges trinkt, war das Ergebnis absehbar: Nichts ist leichter zu ertragen als die Abgaben anderer Menschen.Die Liebe zu höheren Steuern hat besonders bei SPÖ und Grünen Tradition. Wenn diese Parteien über eine Schuldenbremse "nachdenken“, fällt ihnen reflexartig eine höhere
Wir wollen alle Tage sparen, und brauchen alle Tage mehr“ (Goethe, "Faust II“). Die alte Diagnose gilt immer noch. Die Schlussfolgerungen stehen allerdings noch aus. Zwar hat der Rat der EU-Regierungschefs beschlossen, dass alle Länder eine "Schuldenbremse“ einführen sollen, aber vom Wunsch bis zur Wirklichkeit ist es ein weiter Weg.Der Bundeskanzler hat dem Vorschlag persönlich zugestimmt; wohl wider Willen - denn kurz zuvor war er noch gegen eine von der ÖVP vorgeschlagene Maßnahme dieser Art. Der Widerstand in seinen eigenen Reihen wächst - schließlich hatte man sich dort
Die Vorschläge für verpflichtende(!) Kindergartenjahre (Plural) häufen sich. Die Motive dafür scheinen höchst verschieden zu sein. Die einen versprechen sich davon bessere Sprachkenntnisse für Kinder mit Migrationshintergrund oder solchen aus "bildungsfernen Schichten“, die anderen glauben dadurch kognitive, schulrelevante Fähigkeiten allgemein heben zu können; wieder andere haben die dadurch erleichterte Frauenberufstätigkeit und die Erreichung der "Barcelona-Ziele“ im Auge. Vorsicht!Empirische Befunde bezüglich der Folgen einer frühen, intensiven und langjährigen
Auswählen zu können wird im Allgemeinen als angenehm empfunden; Wahlmöglichkeiten zu haben gibt ein Gefühl der Freiheit. Es gibt allerdings auch die Qual der Wahl. Sie macht sich bemerkbar, wenn zu viele Alternativen zur Verfügung stehen oder wenn man glaubt, dass die Wahlentscheidung schwerwiegende Konsequenzen haben kann.Früher hatte man wenig "Chancen“, seine Religion zu wählen. Man wurde in sie hineingeboren (oder musste sie mit der politischen Herrschaft wechseln). Der moderne Mensch - so der Religionswissenschaftler Peter L. Berger - könne alles wählen, nur nicht, ob er
Dass die Züge der Bahn "hinter Leoben versickern“, ist seit Herzmanovsky-Orlando literaturbekannt; dass sie gelegentlich gar nicht abfahren, ist eine persönliche Erfahrung, die der Autor dieser Zeilen mit anderen Leidtragenden kürzlich teilte.Quelle des Übels war am 27. 5. eine Stromstörung (Kabelbrand?). So etwas bringt den Fahrplan gehörig durcheinander; aber nicht nur ihn, sondern auch das Informationssystem - so ein solches existiert. Noch eine Stunde vor der Planabfahrt des Zuges nach Graz (11:02) wurde im "Reisezentrum“ bestätigt, dass dieser Zug (mit Diesel-Lok) pünktlich
Die Aufregung über Tat und Täter war kurz; die öffentliche Aufmerksamkeit beschränkt. Beim Betroffenen handelte es sich um einen Militär, den Chef des Generalstabs, Entacher; doch der Fall sollte betroffen machen - vor allem die Art und Weise, wie Entacher endgültig zu Fall gebracht werden soll. Der zuständige Minister, Norbert Darabos, ließ, nachdem er Entacher als Generalstabschef abgesetzt hatte, ein Dossier anfertigen, in dem frühere Verfehlungen und Verhaltensweisen des zu Verfolgenden penibel aufgelistet sind. Auf 90 Seiten (in Worten: neunzig). Mit der Verfassung des Dossiers
Im Regierungsprogramm findet sich keine Spur davon. Die Idee tauchte Krone-bedingt auf: die Abschaffung der Wehrpflicht. Bürgermeister Häupl war von ihr kurz vor der Wiener Landtagswahl ergriffen worden, der Kanzler, der offenbar nichts anderes zu tun hatte, griff sie auf, und der Verteidigungsminister, für den die Wehrpflicht kurz davor noch "in Stein gemeißelt“ war, erwies sich als Wendehals (mit anschließender Starrköpfigkeitsphase). Man könnte dieser selbstinszenierten Groteske etwas Komisches abgewinnen; allein - die Zeiten sind nicht danach, überflüssige Fleißaufgaben zu
Die demografische Entwicklung ist eine Größe, mit der man rechnen kann; ziemlich genau sogar. Seit Jahren zeigt die Statistik, dass die Zahl älterer Menschen zunimmt; und für die nähere Zukunft wird ein Arbeitskräftemangel(!) für manche Branchen vorausgesagt, weil "starke Jahrgänge“ in Pension gehen und ihnen "schwache“ nachfolgen. Immer noch liegt allerdings das tatsächliche Pensionsantrittsalter weit unter dem gesetzlichen. Die Notwendigkeit, dies zu ändern, wird auch von ministerieller Seite eingesehen, und Pensionisten- wie Wirtschaftsverbände fordern Anreize für einen
Man sollte PISA nicht so ernst nehmen. Schon vor der Veröffentlichung der Ergebnisse wurde dieser Rat gegeben - befolgt wurde er leider nicht. Dabei kam er von leitender OECD-Stelle. Diese hatte erklärt, dass ein Vergleich mit den vorangegangenen PISA-Daten für Österreich nur "mit Vorbehalt" möglich sei.Diesen Satz sinnerfassend lesen zu können fiel schwer. Die vage Andeutung der bedingten Vergleichbarkeit hinderte offensichtlich kaum jemanden, einen "Absturz" zu diagnostizieren. Geflissentlich wurde auch übersehen(?), dass ein solcher "Vorbehalt" einen Quervergleich mit anderen
In der Schuldiskussion gehen oft zwei Personengruppen unter: die Kinder und die LehrerInnen. Erstere werden vielfach nur als Pisatest-Absolventen gesehen; letztere sind Objekte von Organisations- und Dienstrechtsfragen oder von Burnout-Studien. Seit einiger Zeit macht man sich Sorgen um den Lehrernachwuchs – zumindest für bestimmte Fächer und Schultypen. Die nachlassende Attraktivität des Berufs wird etwa auf das schlechte Image (obwohl Umfragen nach wie vor ein hohes Ansehen zeigen) zurückgeführt oder auf ungenügende Bezahlung, bürokratische Überfrachtung, die schwierigere
Der Bundeskanzler hat sich erregt. Hörbar und sichtbar. Typischerweise vor der burgenländischen Landtagswahl. Er, der seinerzeit plakativ befand, „Genug gestritten“, findet nun, dass die Junktimierung von Mindestsicherung (SPÖ-Wunsch) und Transferkonto (ÖVP-Wunsch) einer Erpressung gleichkomme. Er ist empört: „Es ist eine Schande, die Armutsbekämpfung zum Tauschobjekt zu machen.“Dabei hat er diese Abmachung erst im März in einer Regierungsklausur mitbeschlossen; inklusive der Regelung für Zuwendungen an die Landwirte (im Transferkonto sollen „alle monetären Leistungen ohne
Das Buch ist interessant: „This Time Is Different. Eight Centuries of Financial Folly“ von C. R. Reinhart und K. S. Rogoff. Was ist, so fragt Paul Krugman in seinem Artikel in der New York Review of Books, dessen Botschaft? Sie lautet: „Zu viel Schulden sind immer gefährlich. Es ist gefährlich, wenn sich eine Regierung im Ausland schwer verschuldet – aber es ist ebenso gefährlich, wenn sich eine Regierung von den eigenen Staatsbürgern zu viel Geld leiht.“ „Die beste Art, mit Schuldenkrisen umzugehen, ist keine (Schulden) zu haben.“ Wahre Worte aus der Feder eines
Sie raten wieder – die Rating Agenturen. Gerade haben sie Österreich wieder ein Triple-A verpasst und die Deutsche Bank heruntergestuft. Es sind dieselben Agenturen, jene, die die toxischen Finanzprodukte mit Bestnoten versehen hatten, die daraufhin von vielen Bankhäusern unbesehen übernommen worden waren. Sie heißen immer noch „Moody’s“ und „Standard & Poor“ (Namen, die sich ein angelsächsischer Nestroy für sie ausgedacht haben könnte). Lange wurde eine europäische Rating-Agentur gefordert. Aber auf allen Gipfeln ist – diesbezüglich – Ruh’. Unklar ist auch, ob die
Österreich ist ein Zuwanderungsland. Zumindest de facto. Zugegeben wurde das freilich bisher nie; obwohl seit 1945 mehr als vier Millionen Menschen eingewandert sind – die meisten davon sind weitergezogen (und haben hoffentlich gute Erinnerungen an ihren Aufenthalt mitgenommen).Noch im Jahr 2001 lebten mehr als eine Million Menschen in Österreich, die nicht hier geboren sind. Ohne „Zuwanderung“ wäre die Bevölkerungszahl längst gesunken; diese Befürchtung hatte vor etwa 30 Jahren Politiker so sehr beunruhigt, dass Werbekampagnen gestartet wurden – so sprächen Menschen auf diese
Der langlebige Mensch wird zum Regelfall. Er ist im sogenannten dritten Lebensabschnitt relativ gesünder und aktiver als in früheren Zeiten. Er hat mehr Chancen, aus der „späten Freiheit“ (eine begriffliche Schöpfung von Leopold Rosenmayr) etwas zu machen. Er könnte auch länger arbeiten; in Österreich geht er – der langlebige Mensch – im Durchschnitt mit 58,3 Jahren in Pension; lang vor dem Regelpensionsalter.Dazu wird der heute länger lebende Mensch teilweise gedrängt – ältere Arbeitnehmer sind relativ teuer; teilweise wird er zu diesem Schritt in die Pension ermutigt,
Er hat es wieder getan. Aus purer Unnotwendigkeit. Bundeskanzler Werner Faymann hat erneut eine Volksabstimmung zum neuen EU-Vertrag erwogen – für den Fall, dass dieser in der vorliegenden Form nicht von allen Mitgliedsstaaten ratifiziert werden sollte. Das war nach dem zweiten irischen Referendum, das diesmal mit einem klaren „Ja“ geendet hat und noch bevor der polnische Präsident unterschrieben hatte.Der massive Stimmungsumschwung in Irland hätte ihm eigentlich vor Augen führen sollen, wie sehr Abstimmungsergebnisse eine Tochter der Zeit sein können (diesfalls der Krise).Der
Die Zeit schreitet vorwärts und Änderungen sind ihr zahlloses Gefolge“ (Nestroy).Manche Auguren glauben, dass ein Ende der Krise in Sicht sei. Viele Menschen beginnen sie erst zu spüren: in Form von Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit, Umsatz- und Gewinneinbrüchen. Viele bewegt die Sorge, welche Folgen die notwendigen Rettungsaktionen haben werden. Kürzungen? Steuern? Inflation? Die Krise kam asynchron. Sie traf nicht alle zur gleichen Zeit. Es gilt nicht die Gewitterregel „bald ist alles wieder klar, sonnig wie es früher war“. Statt auf eine Wiederkehr des Status quo ante zu hoffen,
Die Krise ist zwar in aller Munde, aber zwei Drittel der Bevölkerung haben persönlich noch keine Auswirkungen verspürt. Das sagen jüngste Umfragen. So manche/n erwartet sie noch, trotz der leisen Konjunkturhoffnungen, die da und dort geäußert werden, aber sofort von lauten negativen Wirtschaftsmeldungen übertönt werden. In diesem Jahr, in dem des Falles des Eisernen Vorhangs vor 20 Jahren gedacht wird, sollte man sich auch daran erinnern, welche Krisen jene Bevölkerungen zu durchleben hatten, denen nur kurze Zeit blieb, den Fall des Kommunismus zu feiern. Praktisch überall schrumpfte
In Mexiko brach eine neue Form der Grippe aus. Die Folgen waren anfänglich unklar. Die Massenmedien nahmen sich mit ihren Methoden des Themas an.Ursprünglich wurden 150 Todesopfer der Schweinegrippe gemeldet (Sky News, 28. April). 19 waren es auf ARD am 3. Mai. Neben dem wirklichen Virus H1N1 geht weltweit ein Medienderivat um, das ansteckend ist. Dieses toxische Produkt, mit Rating "sehr wichtig" führt u. a. dazu, dass Menschen mit mexikanischen Pässen in chinesischen Hotels festgehalten werden (Angst um die Schweine!?). In Ägypten - bisher ohne Grippefall - werden die Schweine
EU-Europa war ursprünglich eine Kopfgeburt politischer Eliten. Die Motive bei den damals führenden deutschen und französischen Köpfen oder den "Beneluxvertretern" mögen unterschiedlich gewesen sein. Vielfach waren es nationale wirtschaftliche Interessen - "Kohle" im Wortsinn bei den einen, Zähmung von Nationalismus bei anderen.Rudolf Burger, der sich mit Europa gründlich und unpolemisch befasst hat, schrieb 2003: "Die wirtschaftliche Vereinigung, ausgegeben als ein Mittel politischer Ziele, war das Ziel der Politik und diese deren Mittel. Die deklarierte politische Ethik hat erfolgreich
Vom "Krisengerede der ÖVP" hat die SPÖ vor der Wahl gesprochen. Jetzt ist eine Krise da. Jetzt wissen es alle. Fast alle.Viele Staaten der EU haben nach einigen Schrecktagen reagiert. Zwar nicht konzertiert, aber verhältnismäßig koordiniert. Das Vertrauen zwischen den Banken sollte gestärkt, das Vertrauen der Sparer und Anlegen (langsam) zurückgewonnen werden. Zerbrochen ist schnell etwas, Kitten braucht Zeit."Good old Europa" hat in diesem Drama, für das es kein Drehbuch gibt, gar keine schlechte Rolle gespielt. Man sollte meinen, dass in diesen Wochen viele Menschen froh sind, dass
Anmerkungen zur Idee der Nachhaltigkeit.Nachhaltigkeit meint, die Bedürfnisse der Gegenwart in einer Weise zu erfüllen, welche die Fähigkeit künftiger Generationen, ihre Bedürfnisse zu erfüllen, nicht beeinträchtigt. Nur wenn man die langfristigen Konsequenzen eigenen Handelns, die Folgen gegenwärtiger Wirtschaftspraktiken einigermaßen präzise einschätzen kann, vermag man zu prüfen, ob man nachhaltig vorgeht, ob sich das, was man tut, langfristig durchhalten lässt, oder ob absehbar ist, dass man Verhalten und Strategie ändern muss, soll das Ganze nicht mit einem "Crash" enden.Nun
Beneidenswert, wieviele Politikkritiker - spaltenauf, kolum-nenab- um die Zukunft der Koalition Bescheid wissen. Auch nach der „großen Veränderung" bleibt die Konstante des Verdrusses, die ihren tieferen Grund offensichtlich nicht nur in den Köpfen der Regierenden, sondern auch in der Stimmung der politischen Beobachter hat. Viele diagnostizieren „Siechtum" und ein Ende vor der (Wahl) Frist. Wenns so kommt wie sie gesagt haben, können sie später auf ihre prognostischen Fähigkeiten verweisen; wenn nicht, wird sie niemand belangen. Spekulationen ä la baisse gehört ja zur
Steigender Wohlstand macht nicht immer glücklicher. Trotzdem wollen die meisten mehr als sie haben. Konsum- und Freizeittrends sind Thema eines Symposiums in Wien (siehe Kasten).
Die Jugend hat keine Vorbilder, meinen die einen, sie wolle auch keine haben, vermuten andere. Gedanken über den Stellenwert von Vorbildern im folgenden Beitrag.
Äußerlich hat sich die Welt in den letzten 15 Jahren enorm verändert. Aber wie steht es mit der inneren Einstellung der Menschen? Dazu die Antwort eines Meinungsforschers.
„Werte sind abstrakt, Preise sind konkret“, pflegen Ökonomen zu sagen. Werte sind nicht sichtbar, sie lassen sich nur aus Handlungen und Äußerungen von Menschen erschließen. Trotzdem gehört das Reden vom Wertewandel schon zur öffentlichen Diskussion, ohne daß deshalb die Begriffe klarer geworden sind. Umfangreiche Daten über die Österreicher gibt es aber im Zusammenhang mit ihrer Einstellung zur Arbeit.
Im Schlagabtausch mit Umfragedaten bleibt die Wahrheit meist auf der Strecke. Nicht nur die Demoskopie selbst, auch die politische Kultur des Landes nimmt dabei Schaden.
Politik und Lebensgefühl der Österreicher: Drei Meinungsforscher versuchten jüngst bei einem Arbeitsgespräch im „Forum 90" der ÖVP Zusammenhänge darzustellen.
Im Jahre 1979 schrieb Ralf Dahrendorf vom „Ende des sozialdemokratischen Konsensus”. Er meinte damit nicht ein eng definiertes parteipolitisches Dogma, sondern Haltungen, über die weitgehende Einigkeit herrschte: „In der Wirtschaftspolitik zweifelt diese Haltung nicht an der Notwendigkeit des Wachstums durch Steigerung der Produktivität…. Gesellschaftspolitisch steht im Vordergrund ein Motiv derGleichheit Politisch nehmen diese Sozialdemokraten die demokratischen Institutionen als Instrument der Veränderung hin Im Bereich der Werte, derKultur im weiten Sinn schließlich, sind diese
Die Paul-Lazarsfeld-Gesellschaft veröffentlichte am 22. Juni eine Untersuchung, die sich mit der Einstellung der österreichischen Bevölkerung zu Fragen der Entwicklungshilfe befaßte. Kurz einige Ergebnisse:Rund ein Viertel der Befragten (26 Prozent) vertrat die Ansicht, Österreichs Beitrag zur Entwicklungshilfe solle eingeschränkt oder eingestellt werden. 58 Prozent sprachen sich für die Beibehaltung der gegenwärtigen Leistungshöhe und nur neun Prozent für eine Steigerung derselben aus.Dabei geht man allerdings von völlig falschen Vorstellungen bezüglich der österreichischen
Prof. Hans Seidel war noch nicht Staatssekretär, da kam er schon als Gast in die ORF-Pressestunde. Im Verlauf des Gesprächs deutete er die Möglichkeiten höherer Besteuerung des Urlaubs- und Weihnachtsgeldes im Rahmen einer Steuerreform an. Mehr hat er nicht gebraucht...Die Kommentare und Proteste bezogen sich nicht nur auf die mögliche Erhöhung der direkten Steuern oder auf Widersprüchlichkeiten in der Argumentation des Wirtschaftsprofessors, sie erstreckte sich auch auf seine Person und Rolle. Sein Vorschlag wurde als „grotesk“ gewertet, als Ausrutscher, der nur einem
Aufgefordert, als Sozialforscher schriftlich bekanntzugeben, was die Österreicher an ihrem Land und „an und für sich" für verteidigungswert halten, neigte ich zunächst zur Resignation. Eine bloße Ansammlung von Bevölkerungsurteilen zu verschiedenen Phänomenen Österreichs ist weder räumlich möglich, noch würde sie Wertigkeiten widerspiegeln. Und überdies haben wohl nur wenige Menschen wirklich klar reflektierte Vorstellungen davon, weshalb sie so sehr an diesem Land hängen, welche Bedeutung es für sie hat und welche Veränderungen es sich und ihnen entfremden würden.Solche
Der Begriff „politische Kultur" bezieht sich nicht - wie man vielleicht meinen möchte - auf die Art und Qualität der politischen Institutionen eines Landes (z. B. auf das Funktionieren des parlamentarischen Systems, den Mechanismus der Sozialpartnerschaft, das Wahlrecht etc.), sondern vor allem auf Einstellungen der Bevölkerung zu diversen Elementen des politischen Systems, auf Werthaltungen, auf das innere Verhältnis der Bürger zu den Einrichtungen ihres Staates.„Politische Kultur" wird analog zum Begriff „Eßkultur" gebraucht. Ihre Qualität ist nicht durch den
„Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, daß du es sagen darfst" (Voltaire). Wie Honig rinnt dieser Satz - gar oft - aus Politikermund; die angeblichen Hüter der Demokratie („Sozialismus ist vollende Demokratie") können in Sonntagsreden gar nicht genug betonen, wie erxist es ihnen mit der Herstellung politischer Öffentlichkeit ist. Der Bürgermeister von Wien betonte, allerdings schon vor Jahren, daß er sich mehr Kritik wünsche. In einem Anfall von Aufklärungssehnsucht brach er eine Lanze für das öffentliche politische Wort. Er, der Demokrat, der leidenschaftliche Parlamentarier (Selbsteinstufungen).
Bei geringer Distanz zu einem Ereignis ist eine exakte Analyse schwer. Steht man einem Objekt sehr nahe, so sieht man es unscharf - so man nicht kurzsichtig ist...Die folgenden Ausführungen sind daher Hypothesen vor einer genauen Nachwahlanalyse, deren Ergebnisse erst dann vorliegen werden, wenn das öffentliche Interesse längst erlahmt ist.Es ist mit den zur Verfügung stehenden Verfahren der Wahlforschung leichter zu erheben, wo bzw. durch welche Bevölkerungsgruppen eine Wahl entschieden wurde, als auszusagen, weshalb bestimmte* Wählerentscheidungen zustande kamen.Angesichts der geringen
Der Verfasser dieser Zeilen, leitender Mitarbeiter des Fessel-Instituts, spricht aus Erfahrung: aus der des Sozialwissenschafters, der er ist, und aus der des einstigen NichtWählers, der er bekennt, gewesen zu sein.