Aufrichtig und vorbehaltlos kön- nen und wollen auch wir Österrei- cher unsere Glückwünsche zur Verwirklichung der deutschen Einheit entbieten. Zehn Jahre lang waren wir selbst von der Gefahr einer Teilung entlang der inner- österreichischen Demarkationslinie bedroht. Wir verstehen daher die Freude, die das deutsche Volk in diesen Tagen erfüllt.Daß mit der Wiederherstellung der deutschen Einheit auch die Mauer in Berlin und der Eiserne Vorhang entlang der deutsch-deut- schen Grenze endgültig, ver- schwunden sind und die Men- schenrechte und Grundfreiheiten uneingeschränkt auch
Kann Recht Schuld sühnen? fragte Alt-Bundespräsident Kirchschläger in seinem Vortrag und legte den Finger auf eine Wunde unserer Zeit: das Problem von Schuld und Sühne, Leid und Rache.
Gott hat — so glauben wir Christen — in Jesus von Na-zaret, den Christus, die Gnade Gottes leibhaftig in dieser Welt erscheinen lassen. Deshalb konnte und kann Jesus auch Gnade über Gnade verströmen.Wie kleinherzig erscheinen dagegen jene Mitmenschen, denen nach staatlichem Recht die Gnadengewährung zusteht und die ihre Gnade nur zögernd und eingebettet in strenge Richtlinien gewähren oder überhaupt versagen. Diese Meinung wird gar nicht so selten von Menschen geteilt, die für sich oder für Mitmenschen Gnade erbitten. Und in einem mögen sie auch recht haben: gar manchmal mag Gott
Am 13. März 1938 beschloß eine Regierung, die sich in Zusammenhalt mit einem militärischen Ultimatum die Funktion einer österreichischen Bundesregierung angeeignet hatte, das sogenannte „Bundesverfassungsgesetz über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich“. Als formalrechtliche Grundlage für dieses Bundesverfassungsgesetz über eine Wiedervereinigung mit einem Reich, mit dem Österreich nie vereinigt gewesen war, diente das 1934 von einem Rumpfparlament beschlossene und als Regierungsverordnung erlassene sogenannte Bundesverfassungsgesetz vom 30. April 1934 über
Die geistige Grundhaltung der Toleranz ist eine jener Grundtugenden, die, rechtlich kaum erzwingbar, die Qualität des Lebens innerhalb einer Gemeinschaft, von der Familie bis zum Staat, entscheidend bestimmen. Voraussetzung hiefür aber ist wohl, daß sie über das Gefühlsmäßige hinauswächst und auf eine klare Konzeption dessen begründet ist, worin die Geisteshaltung der Toleranz besteht.Wenn das Wort „tolerare“ ursprünglich nur auf das Erdulden und Ertragen eines anderen Menschen oder einer anderen Gesin-nung abgestellt war, so hat Johann Wolf gang von Goethe schon in seinen
Vielleicht sollen wir überhaupt nicht nur im Recht auf Kritik, sondern in allen Bereichen unseres Lebens nicht jede Freiheit und jedes Recht, das wir besitzen, bis zur tiefen Neige, ja bis zum Exzeß ausnützen. Uns scheint allgemein in vielen Dingen das Maß verlorengegangen zu sein, in der Freude am Genießen ebenso wie inder Ausübung der Rechte, die uns die Demokratie gewährt. Wir verraten mit dieser Praxis allzu leicht nicht nur unsere Schaufensterfunktion für unser demokratisch-freiheitliches gesellschaftliches System, die uns hier in Mitteleuropa zukommt, wir zerstören damit auch
Politiker und Journalisten unterliegen oft der Versuchung der Macht. Eine freie Berichterstattung verlangt aber hohes Verantwortungsbewußtsein aller Mitarbeiter in den Medien.
Wir brauchen gegenwärtig mehr denn je österreichische Selbstdarstellung. Sie ist notwendig für uns selbst, für unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger, und sie ist notwendig für unser Ansehen in der Welt. Wir können es uns einfach nicht leisten, alle fünf Jahre durch große und dazwischenliegend durch kleinere, aber dadurch nicht weniger verwerfliche Skandale von uns reden zu machen und damit alle großen Leistungen und Erfolge österreichischer Arbeit und österreichischer Politik zu überdecken.Diese großen Leistungen österreichischer Arbeit und österreichischer Politik existieren,
Es wäre zu bequem, wollten wir in stolzer Genugtuuung darüber, daß diese gemeinsame Gedenkstunde möglich ist, vermeinen, daß das gesellschaftliche Zusammenleben in unserer Republik für uns und für jene, die nach uns kommen, zwangsläufig in jene sicheren Bahnen gelenkt wäre, aus denen es nie mehr einen Rückfall in die Totalität eines politischen Systems, nie mehr einen Rückfall in eine Diktatur und auch nie mehr die Gefahr eines Bürgerkrieges geben könne.Die Politikergeneration des Jahres 1945 hat unter schweren äußeren Begleitumständen, jedoch getragen und gestützt von der
Es gibt allerlei Beispiele dafür, daß eine unmittelbare Einflußmöglichkeit der Autoritäten der Kirchen auf die Mehrheit der Mitglieder der Gesellschaft in moralisch-politischen Grenzsituationen gegenwärtig nur beschränkt besteht. Dies mag damit Zusammenhängen, daß das persönliche Leben des einzelnen sich im Zuge eines vieljährigen Säkularisierungsprozesses von den strengen Lebens- und Sittenvorschriften der Religion entfernt hat.Eine Untersuchung der Situation in den Nachbarländern Österreichs hat ergeben, daß die Län-der mit den höchsten Pro-Kopf- Einkommen die geringste
Bundespräsident Rudolf Kirchschläger nahm in seiner Eröffnungsrede bei der Welser Landwirtschaftsmesse am 29. A ugust erstmals auch zu dem Thema Stellung, das in diesem Sommer Österreich überschattete: zum AKH-Skandal. Seine Worte weisen aber weit über den konkreten Anlaßfall hinaus: Sie sind eine unüberhörbare Mahnung, im politischen, wirtschaftlichen und privaten Leben wieder mehr nach Gesichtspunkten der Moral zu handeln. Die FURCHE veröffentlicht diesen A bschnitt der Rede des Bundespräsidenten im Wortlaut.
Die Organisation der Vereinten Nationen hat sich in den 30 Jahren seit der Existenz der Universellen Deklaration für Menschenrechte und in allen 33 Jahren seit dem Bestand der Vereinten Nationen redlich und ehrlich bemüht, die Würde des Menschen und die dem Menschen angeborenen Rechte zum Durchbruch zu bringen.Daß wir noch keinen befriedigenden Zustand haben, ist nicht Schuld der Organisation der Vereinten Nationen oder irgendeiner anderen Organisation; es ist Schuld der Staaten und Schuld der Menschen. Denn übersehen wir eines nicht: es ist mit den Menschenrechten so wie mit dem Frieden.
Der Nationalfeiertag erinnert uns an die grundsätzliche Frage, was wir, jeder von uns, bereit sind, für unsere Republik Österreich, also für unsere Heimat und für unser Volk zu tun. Er stellt uns die Frage, ob wir die übrigen Angehörigen unseres Volkes, unsere Mitbürger also, wirklich als Mitmenschen betrachten und behandeln oder nur als solche, die eben auch da sind, vielleicht sogar sehr zu unserem Mißbehagen, wenn sie nicht unsere Auffassungen teilen.Ich glaube, es wäre unwahr, wollte ich sagen, daß wir seit unserem letzten Nationalfeiertag im Jahre 1977 näher