Nach zwanzig Jahrhunderten Christentum, Himmeldonnerwetter, da dürfte es doch keine Schande mehr bedeuten, arm zu sein! Oder aber ihr habt euren Christus verraten! Ich komme davon nicht los. Herr Gott mal! Ihr verfügt doch über alles, was man braucht, um den Reichen zu demütigen und ihn auf Trab zu bringen. Die Reichen dürsten doch nach Achtung, je reicher sie sind, umso mehr.Ihr hättet doch bloß mal den Mut aufbringen müssen, sie in die letzte Reihe hinten beim Weihwasserkessel zusammenzudrängen oder meinetwegen sogar aus der Kirche hinaus auf den Vorplatz, das hätte sie zum
Pater Hermann Groer wird am 14. September im Wiener Stephansdom zum Bischof geweiht und „ergreift Besitz“ von der Erzdiözese Wien. Damit kommen viele Anliegen und Aufgaben auf ihn zu.
Als mich vorige Woche die Lisi-tant' vor der Frühmesse mit „Gelobt sei Jesus Christus, Herr Moderator“ begrüßte, dachte ich noch an eine plötzliche Sinnesverwirrung. Schließlich ist die Li-sitant* schon 85 und schaut meines Erachtens viel zu viel fern.Aber als mich auch mein lieber Mitbruder und Mitarbeiter im Weinberg des Herrn, Hochwürden Alfons Maria Schadenfroh, mit derselben Bezeichnung in Verbindung brachte, wurde ich stutzig.„Rat' einmal, was Du geworden bist?“„Du wirst es mir sicher gleich verraten“, antwortete ich.„Du bist zum Moderator ernannt worden“, sagte
Steckt hinter der römischen Skepsis gegenüber der Theologie der Befreiung Angst um die eigene Autorität? Diese provokante Frage sei hier zur Diskussion gestellt.
Mein Freund, Monsignore M., liebt lustige Gesellschaftsspiele. Er spielt leidenschaftlich gerne Tarock, Canasta und einiges mehr. Seit kurzem huldigt er einem Spiel, das er selber erfunden hat und das ihm und seiner Umgebung sehr viel Spaß bereitet. Es heißt „Bischofraten“.„Du hast keine Ahnung“, sagte er zu mir, „wie viele Wetten ich bereits abgeschlossen habe.“ „Worüber?“ fragte ich.„Nun, darüber, wer der neue Erzbischof von Wien wird. Alle Welt rätselt seit Wochen herum, wer der Nachfolger Kardinal Königs wird. Das hat mich auf die Idee gebracht, einen Totoschein zu
Vor einigen Wochen suchte mich ein junger Mann auf. Er wolle beichten, sagte er. Ich sah sofort, daß es um seinen Seelenzustand äußerst schlecht stand. Er schlotterte vor Angst, auf seiner Stirne standen Schweißperlen. Als sekundäre Merkmale seines desolaten Innenlebens stellte ich abgebissene Fingernägel fest.Er trug eine ausgebeulte Jeans- Hose, eine schmutzige Parka, lange unfrisierte Haare, einen eben solchen Bart und eine Nickelbrille. Kurz: selbst wenn er es nicht gesagt hätte, wußte ich sofort, daß ich es mit einem linken Vogel zu tun habe.„Ich heiße Vogel und bin eigentlich
Bedrängte Sandinisten, ein zur „Abwehr des Kommunismus“ entschlossener US-Präsident, Spaltungstendenzen in der Kirche: Stoff genug für engagierte Diskussionen während der Lateinamerika-Wochen 83 im Wiener Messepalast (bis 26. Juni), bei denen Nikaragua ein Schwerpunktthema bildet.
In zwei Jahren soll Wiener Neustadt dem Erdboden gleichgemacht werden. Nach den Urhebern dieses wahrhaft teuflischen Planes, sollen am Neujahrstag 1984 über der Stadt einige Neutronenbomben abgeworfen werden, die zwei Drittel der Einwohnerschaft binnen Minuten töten, den Rest zu lebenslangem Siechtum verurteilen sollen.Eine Horrorvision, zugegeben. Doch sie gibt es in der Wirklichkeit. Denn jedes zweite Jahr wird die Kirche Österreichs durch Austritte — rund zwanzigtausend Katholiken im Jahr — um die ungefähre Einwohnerzahl von Wiener Neustadt entvölkert. Ein Ende dieser Entwicklung
Es lag nicht nur am frühlings-haften Wetter, daß das Konstanzer Literaturgespräch 1982 in einer Atmosphäre des Optimismus stattfinden konnte. Das religiöse Buch - Thema der Tagung — befindet sich, laut Untersuchungen, im kräftigen Aufwind der Lesergunst Religion als Antwort auf die Sinnfrage und als nachvollziehbare Lebenspraxis, ist wieder gefragtWer hätte können davon ein fröhlicheres Lied singen, als die Psychagogin Christa Meves, die mit ihren Lebenshilfe-Büchern Auflageziffern in den Traumhöhen von 1,2 Millionen erzielt.Freilich: sosehr auch eindeutig feststeht daß die Leser
„Geheimnis der Auferstehung" hieß ein Beitrag von P. Focke in Nr. 14, der auch „pastorale Redseligkeit" aufs Korn nahm. Nun schießt ein Pfarrer zurück: eine wichtige Diskussion
Durch stark abweichende, mitunter widersprüchliche Nachrichten und Interpretationen über die Vorgänge in Mittel- und Südamerika ist es für den europäischen Beobachter äußerst schwierig, sich ein einigermaßen objektives Urteil zu bilden. Ein Musterbeispiel dafür bietet die Kontroverse über die wirklichen Verhältnisse im mittelamerikanischen Staat Nikaragua. Was ist in diesem Land wirklich los?
An der vietnamesisch-chinesischen Grenze sind wieder verstärkte Kämpfe aufgeßammt. Artillerieduelle werden von einem propagandistischen Schlagabtausch begleitet, ein neuerlicher Grenzkrieg zwischen den beiden Staaten wie im Februar 1979 scheint nicht ausgeschlossen. Möglich, daß den kommunistischen Machthabern in Hanoi diese Konfrontation nicht einmal so ungelegen kommt: Detin sie erlaubt es ihnen, von ihren inneren Problemen abzulenken, von denen es mehr als genug gibt.
Tücher, Planen, Dek-ken, zerrissene Kleidungsstücke als Dach gegen den unbarmherzigen Monsunregen, Resignation, ja asiatischer Fatalismus als Schutz gegen Selbstmordgedanken: ein Bild, das der Dichtkunst eines Dante würdig wäre. Ein fernöstliches Inferno von Gestank, Hunger, Kindergeschrei, Ungewißheit und Hilflosigkeit.Vietnamesische Flüchtlinge, zusammengepfercht am Deck eines Frachtschiffes, von den Wellen des Meeres, zwischen Hoffnung und Hoffnungslosigkeit hin- und hergeschaukelt.Flüchtlinge, die niemand haben will.Denn sie sind keine Reichen, kein Thieu, kein Ky, keine Prominenz.
Über die Behandlung Andersdenkender in der Sowjetunion gibt es eine umfangreiche Literatur. Eine Reihe in letzter Zeit erschienener Publikationen weitet das Erscheinungsbild des GULAG jedoch in beängstigendem Maße aus. Der Verfasser des folgenden Beitrages befaßt sich anhand dieser Literatur mit den Schweigelagern der anderen kommunistischen Diktaturen. Wenn man überdies die Konzentrationslager nichtkommunistischer Terrorregimes zwischen Chile und Uganda, Persien und Indonesien und wie sie alle heißen, einbezieht, ergibt sich tatsächlich das grauenhafte Bild einer den Erdball umspannenden Lagerwelt.
Auf einer Konferenz von Parteiaktivisten in Budapest sagte Jänos Kädär, Chef der ungarischen KP, Ende August: „Ich darf auch hier erwähnen, daß wir uns in bezug auf die gläubigen Menschen und die Kirchen in einer gänzlich anderen Situation befinden als vor fünf oder zehn Jahren. Die Kirchen sind ausnahmslos loyal zu unse- rem’System, sie akzeptieren den Sozialismus, als Ziel und Programm des Volkes. Es kann sein, daß die Kirchen damit ihr Leben verlängern. Auch sie leben innerhalb der sozialistischen Gesellschaft Aber wir müssen, um die Ziele der Revolution zu erreichen, mit
Während rund 80 Prozent der Österreicher kaum als Christen im Sinne des Gründers bezeichnet werden können und der Rest in einer zwar gläubigen, aber zu individueller Heilserwartung zurückgestutzten, vorpfingstli- chen Haltung verharrt, Kirche mehr aus gutem Willen als aus bekenntnis- haftem Eifer trägt, gibt es zum Glück bereits eine wachsende Schar von Christen, die sich dieses Mangels an reflektierter und verinnerlichter Gläubigkeit bewußt sind und sich in einer wie Neugeburt erlebten Taufe des Heiligen Geistes, zu einem mit Hirn und Herz, mit Wort und Tat bekennenden Christen
Binnen zwei Jahren verließen zwei Chinesen die politische Bühne, deren Wirken entscheidend für die ganze weltpolitische Konstellation war: Tschiang Kai-schek und Mao. Während über Mao alle Welt genügend informiert ist herrscht über das Leben und Wirken seines Gegenspielers weitverbreitete Unkenntnis. Friedrich Wilhelm Schlomann, Redakteur der Deutschen Welle, und Paulette Friedlingstein unternahmen die schwierige Aufgabe, Tschiang Kai- schek sachlich zu porträtieren. Es entstand ein rund 350 Seiten starkes Werk, daß an Gründlichkeit geschichtlicher Analyse nichts zu wünschen übrig