1958 erschien in Deutschland unter dem Titel „Wesen und Organisation der Landesplanung“ eine Dissertation in Buchform, in der erstaunlicherweise die einstige österreichische Militärgrenze als Vorläufer modemer Landesplanung bezeichnet wurde. Verfasser war der damalige Direktor des Ruhrsiedlungsverbandes, Dr. Umlauf, der auch in engerer Wahl als Stadtplaner für Wien zur Debatte stand. Diese Einbeziehung des einstigen territorialen Schutzgürtels der österreichischen Monarchie in moderne Landesplanungsideen ist wohl eine der interessantesten Ausstrahlungen dieses längst Geschichte
Allmählich wird es Zeit, daß man sich Rechenschaft gibt über die Hintergründe des Währungstheaters und sich bewußt wird, worum es sich wirklich handelt, nämlich um einen frisch- fröhlichen Handelskrieg. Es geht gar nicht uhi das Geld und die Währung, sondern um die Ware. Und darum, daß züviel Ware produziert werden kann und produziert wir(i. Wir stehen vor dem Problem der Überproduktion, ob man es wahrhaben oder nicht.
Der Turn- und Sportplatz für die heranreifende Jugend neben der großstädtischen Riesenkreuzung hat entschieden zukunftsweisende Dimensionen und Qualitäten. Wenn die Buben und Mädel mit angestrengtem Gesicht beim Wettlauf in tiefen Zügen die über den Gehsteig von der sechsbahnigen Autostraße hereinwehenden Dieselwolken einatmen, dann ist das ein vollendeter Ausdruck unseres Zeitalters. Man scheint gute Erfahrungen damit zu machen. Denn während der Niederschrift dieser Zeilen entsteht an einer Schnellstraße ein Sport- und Erholungszentrum, bei dem die zugehörigen Gebäude sich in raffinierter Architektonik atriumartig zur Straße hin öffnen, so den vom Westwind hereingetragenen Benzindünsten keine Ausweichmöglichkeit gebend. Ein Beispiel für vieles, besser gesagt, für alles.
Die Kommentare zur SALT-Kon-ferenz erklären in internationaler Übereinstimmung das Funktionieren dieses Abrüstungsgesprächs mit dem Umstand, daß man bei den Verhandlungen grundsätzlich von der atomaren Parität der beiden Atomsupermächte ausging. Diese sieht man darin begründet, daß jede der beiden Mächte heute befähigt ist, einen Atomanschlag mit einem atomaren Gegenschlag zu beantworten. Diese Rechnung scheint zwar primitiv wie die eines steinzeitlichen Zweikampfes, aber unbestritten. Sie sagt: Führt Atommacht A einen Atomschlag gegen Atommacht B, ist heute Atommacht B in der
Für die „Concorde“ finden sich keine Käufer. Das ist eine der seltsamsten Sensationen dieser Tage. Diese erste, von Frankreich und England mit Milliardenaufwand gemeinsam entwickelte Uberschallverkehrs-maschine stößt bei keiner einzigen Luftverkehrsgesellschaft auf Interesse. Sie ist mit ihrem Fassungsraum von 132 Personen mit Rücksicht auf ihre enormen Herstellungskosten zu klein und mit ihrem Zuschnitt für große Entfernungen zu wenig elastisch im Einsatz, um rentabel zu sein. Außerdem beschränkt sich der Wunsch des fliegenden Publikums, in einem Tag rund um die Erde fliegen zu
Wieder Fahrt zum Mond! Wieder beweist der Mensch, zu welchen technischen Großtaten er befähigt ist. Dennoch darf darüber eine andere Tatsache nicht übersehen werden, die etwas Erschreckendes an sich hat: Das Mondgestein ist dreieinhalb Milliarden Jahre alt. Moderneres haben die erstmals gelandeten Menschen dort nicht gefunden und werden auch künftige Astronauten nicht finden. Fahrten zum Mond sind somit ab nun eigentlich keine Reise in die Zukunft, sondern ein Sturz in die Vergangenheit. Denn dort lockt kein jungfräulicher Boden, kein Neuland.Dies ist eine der bitteren Erkenntnisse
Eine Überprüfung der heute gebräuchlichen wirtschaftlichen Schlagworte würde in vielen Fällen eine erstaunliche Hohlheit zutage fördern — erstaunlich deswegen, weil gar nicht zu begreifen ist, wie angesichts der Härte wirtschaftlicher Realitäten sich eine solche wortreiche und gedankenarme Dunstglocke über dem wirtschaftlichen Geschehen ausbreiten kann. Der Leere der Phraseologie steht auf der anderen Seite die Kritiklosigkeit gegenüber, mit der diese Slogans aufgenommen und hartnäckig bewahrt werden. Eines der Modeworte heißt Fusion. Wir sind heute im Zeichen dieses Schlagworts
Dia Landwirtschaft setzt ihren Umbau unbeirrt von den Haßtira-den und Neidsymphonien, die in letzter Zeit gegen sie angestimmt werden, fort. Sie hat den „Butterberg' auf einen Halb-wochenvorrat reduziert, die Produktionsumschichtung von Milch auf Fleisch in der Viehzucht zum produktionswirtschaftlichen Trend erhoben, die Umstellung von Brotgetreide- zum Futtergetreidebau weithin vollzogen und gesetzlich organisatorisch die strukturellen Grundlagen für das heute und künftighin durch Maschine, Markt und Kapitalintensität erforderliche Gefüge geschaffen. Gegenüber der mühseligen Diskussion um die Konzentration in der Stahlindustrie nehmen sich Art und Tempo, mit denen sich selbständige Bauern zu überbetrieblichen Wirtschaftsgemeinschaften zusammenschließen, geradezu als Wunder einer Fortschrittsbeschleunigung aus.
Der Anstieg des freien Goldpreises in den letzten Wochen auf die Krisenhöhe von 44 Dollar pro Unze läßt das ungehemmte Weiterwirken der Krisenkräfte im Untergrund des Wirtschafts-gefUges erkennen. Wer die Zwjschenkriegszeit erlebt hat, erinnert sich mit Unbehagen an die optimistischen Morgenzeitungen des 24. Oktober 1929, an dem mittags nach fast 20 MilliardenDollar Spekulationsverlusten in der Wallstreet das anscheinend so fest gefügte Gebäude der damaligen Weltwirtschaft in wenigen Stunden wie ein Kartenhaus einstürmte. Pfundkrise und Pfundabwertung, die der Weltwirtschaftskrise
Bescheidene Zurückhaltung ist. kein Wirtschaftsfaktor. Ware muß verkauft werden. Um Ware an den Mann zu bringen, muß aber der Kunde wissen, daß es die Ware gibt und dazu ist es nötig, mit ihm zu reden.Wir bemühen uns zur Zeit to Österreich um eine-modern! Indu- striepolitik. Sofern man überhaupt schon weiß, was im Rahmen dieser neuen Welle produziert werden soll, scheint man sich keinen Kummer darüber zu machen, wie, wo und wann man diese Produkte verkauft. Man denkt an Produktion, Arbeitsplatz und Gewerkschaftspolitik, aber reagiert sehr erstaunt auf den Hinweis, daß es auch
Die erste Reaktion war Entrüstung. Begreiflich, daß sich zuständige Steilen nicht vorstellen konnten, wie sich eine der wissenschaftlichen Forschung geweihte Institution mit industrieller Produktion und gar mit ihrer kommerziellen Auswertung befassen soll.Anders war die Reaktion der Wirtschaft. Ein Ideenhinweis genügte, um bei leitenden Persönlichkeiten aus diesem Sektor ein positives Echo auszulösen. Eine Aussendung des Pressedienstes der Industrie mitten im Hochsommer machte die Öffentlichkeit zum erstenmal mit den neuen Seibersdorfer Plänen vertraut, wurde aber nur von wenigen
Bei der Erörterung landwirtschaftlicher Sozialprobleme muß man mit Dementis beginnen. Denn wann und wo immer zum Beispiel das Milchproblem in der Öffentlichkeit behandelt wird, wird sofort die Behauptung aufgestellt, die „Milchsubventionen“ kommen nur den „Großagrariern“ zugute, während der Kleine nichts bekommt. Dabei wird selbst von wirtschaftlich relativ gut orientierten und gebildeten Leuten die Behauptung angeschlossen, daß es in Österreich mindestens 20.000 bis 50.000 Großbauern, Großagrarier und Großgrundbesitzer mit mehr als 100 Kühen pro Betrieb gibt. Die
Das Paradies ist auf dem Marsch. Darüber kann kaum noch ein Zweifel bestehen: „Eine ganz neue Gesellschaft ist im Entstehen begriffen. Noch bevor die Männer, die heute 30 Jahre alt sind, sich zurRuhe gesetzt haben, wird sie verwirklicht sein. Diese Gesellschaft wird nicht nur sehr viel reicher sein als die unsere. Wenn man eine bestimmte Schwelle überschritten hat, zeigt sich Reichtum nicht mehr in einem gehobenen Lebensstandard, sondern in einer anderen Lebensform: fast völliges Verschwinden der manuellen Arbeit, mehr Freizeit als Arbeitsstunden, Überwindung der Entfernungen,
Die Dämpfung des Fremdenverkehrs im Jahre 1967 hat weit über die eigentlichen Wirtschaftskreise hinaus einen Schock verursacht, der tiefe Nachwirkungen zeigt. Man hat, allerdings mehr gefühlsmäßig als mit Hilfe umfassender wirtschaftlicher Untersuchungen, erkannt, daß es sich bei dem Rückschlag um mehr als um eine kleine Konjunktureinbuchtung handelt, und wittert nun mit einigermaßen nervöser Reaktion überall Gefahren für die weitere Entwicklung. Diese Überängstlichkeit ist jedoch nicht durch kommerzielle Überlegung gedeckt, sondern nur das Ergebnis einer langen
„Am besten wäre es, die Österreichische Mineralölverwaltung würde das Reaktorzentrum Seibersdorf auf kaufen!“ Diese Äußerung, unverbindlich in einem Gespräch hingeworfen, kennzeichnet vielleicht am besten die Situation, in der sich eine unserer wichtigsten und international bedeutendsten Forschungsstätten in Österreich befindet. Am anderen Ende des öffentlichen Meinungsspektrums steht eine andere Äußerung, nämlich die in letzter Zeit öfters gehörte Frage nach der Höhe des Defizits von Seibersdorf. Diese Frage scheint unter dem derzeitigen Defizitalalpdruck entstanden zu
Man arbeitet zur Zeit in Österreich an einem Plan, Geld der Landwirtschaft (und des Gewerbes und des Fremdenverkehrs) in industrielle Gründungen hineinzupum- pen. Befreit man die Ideen von dem Bankchinesisch, in dem sie vorgetragen werden, so stellen sich die Pläne folgendermaßen dar:In Österreich werde mehr Investitionskapital aufgewendet als in Westeuropa, aber dieses Kapital „versickere“ in Investitionsmaßnahmen der Landwirtschaft, des Gewerbes und des Fremdenverkehrs. Es fehle dort, wo es heute besonders notwendig sei, nämlich bei der Förderung und beim Aufbau von
Gemeinhin läßt man das Spiel als einen einzelnen Kulturfaktor unter vielen gelten und bekundet schon aus dieser quantitativen Voraussetzung kein allzu großes Interesse am Wesen und an der Funktion des Spiels. Spärliche Untersuchungen über Einzelheiten erschöpfen die Beschäftigung mit dem Gegenstand. Der wissenschaftlichen Forschung, Betrachtung, Deutung und Erkenntnis ist das Spiel als universale Erscheinung aber vor allem deswegen entgangen, weil es unserem rationalistischen Zeitalter wesensfremd und unverständlich ist. Homo ludens, der spielende Mensch, ist für das ökonomisierte