Das Recht auf den eigenen Bauch ist nichts anderes als das Recht des Stärkeren gegenüber dem Schwächeren: Vehementes Plädoyer einer Mutter gegen die Abtreibung.
Liebe und Verständnis für das Werk von Friederike Mayröcker sind nur demjenigen gegeben, der sich in der Kunst auf Außergewöhnliches einläßt: Auf Geschichten ohne Story, Sätze ohne Syntax, auf anonym Subjektives, exemplarisch Individuelles, mädchenfrisch Melancholisches, auf poetische A bstraktionen, grammatikalische Paradiese und assoziative Utopien. F. M. wird in diesen Tagen 60 Jahre alt. Wie unglaublich!Seit es mit der österreichischen Literatur nach 1945 wieder begann, ist sie ganz vorne dabei. Die radikale Kleinschreibung hat sie wieder verlassen, ihren radikal aufs
Muß es nicht zu denken geben, wenn so viele Frauen als Spitzenfunktionäre, Sympathisanten oder Wähler bei den Grünen sind? Die Grünen als vielleicht glaubwürdigste ideologische Heimat der Frauen?Mögliche Antwort: In der grünen Bewegung kommen viele Qualitäten zum Tragen, die man gemeinhin als „weibliche Qualitäten" bezeichnet, weil man sie fälschlicherweise in der Geschichte nur den Frauen zuschrieb, wiewohl ebensogut Männer diese Eigenschaften besitzen.Es geht nicht mehr um die Sicherung von Arbeitsplätzen und Löhnen allein, sondern um jene Eigenschaften, die dem Schutz des
Die Gesundheits- und Personalpolitik der Wiener Gebietskrankenkasse geht mitunter seltsame Wege. So ist es ihr gelungen, in den letzten drei Monaten drei ihrer Kinderambulatorien zu ruinieren.Im einzelnen: Die Kinder-fachärztin des Ambulatoriums in der Possingergasse im 16. Wiener Gemeindebezirk ging im Frühjahr 1984 in Pension. Für Ersatz wurde vom Eigentümer und Betreiber, der Wiener Gebietskrankenkasse, nicht vorgesorgt. Das Ambulatorium Possingergasse ist daher sei Ende März geschlossen.Ende April dieses Jahres wird dann der Kinderfacharzt Ferdinand Sator, tätig im Ambulatorium
Das frische GriM des Umschlages läßt die neuen Kinderbücher des Dachs-Verlages so richtig knackig und appetitlich aussehen. Noch dazu, wenn dann^ines „Würstel mit Kukuruz" heißt. Es handelt vom Besuch des Stadtkindes Sonja auf einem Bauernhof, der doch etwas anders aussieht als ihr Spielzeug.In den Augen des Bauernbuben Peter macht Sonja zunächst auch gar keine gute Landfigur, hat dann aber doch Gelegenheit, ihre Qualitäten ins Spiel zu bringen. Der gutleserliche Druck läßt auch langsame Leser rasch vorankommen, und auch die schönen Bleistiftillustrationen von Franz Sales
Erfreulicherweise spielen in der Fantasy-Literatur neuester Prägung Mädchen eine sehr emanzipierte Rolle. In dem köstlichen, witzigen Jugendbuch „Lukas Kasha“ ist zwar ein Halb-wüchsiger der sympathische Held, doch ist ihm ein gleichaltriges Mädchen durchaus ebenbürtig.Durch den Trick eines Gauklers wird Lukas Kasha in ein fernes Land versetzt, wo er plötzlich König zu sein hat. Er soll mit dem Nachbarland Krieg führen, will das aber nicht, zumal ihm die wilde Königin von dort eher gefällt. Nun umgeht er mit Charme, Verschmitztheit und List tausend Gefahren und verhindert sogar
Wohin gehört das sanfte, verirrte, häßliche Weltraummonsterlein E.T.? Den tausendjährigen Botaniker, der auf die Erde kam, um hier mit Gleichgesinnten aussterbende Pflanzen zu retten, gibt es nun auch bei uns als Buch und als Film. Im Zsolnay- Verlag erschien der von W. Kotzwinkle dem Film nacherzählte Roman, bei C. Ueberreuter vom gleichen Autor ein Bilderbuch.Um es vorwegzunehmen: Das in Schweden ausgesprochene Filmverbot für Kinder unter 10 Jahre hat seine Gründe. Können denn bei diesen Kindern Kenntnisse über Weltraum, Telepathie, elektronische Kraftfelder usw. vorausgesetzt
Die Meinung, daß Kind und Fernsehen trotz aller Verteufe-lung doch etwas miteinander zu tun haben könnten, wußten verantwortungsvolle Eltern schon lange. Genaues war darüber bisher allerdings nicht klar.Schaden TV-Strahlen den Kinderaugen? Erzeugt das Fernsehen Ängstlichkeit, Aggressivität, Unkonzentriertheit, Lern- und Lesefaulheit?,Oder kann es in angemessenen Dosen nicht doch auch für die Kleinen schon informativ und unterhaltsam sein?Sehr präzise, mit Ausflügen in die Wissenschaft belegte Antworten sind nunmehr in der handlichen Broschüre des Medienverbundes Immer dieses
Einstiegsopern könnte man „Zauberflöte", „Zar und Zimmermann" und „Freischütz" nennen, mit denen Kindern Geschmack auf Klassisches geweckt werden soll. Querschnitte durch diese Opern in guter Besetzung und verständlichem Deutsch sind nun auf Kassetten erhältlich und mit entsprechenden Erläuterungen kunstvoll zwischen Buchdek-keln gefaßt. Der Wiener Musikkritiker Franz Endler sorgt mit einer Reihe von Co-Autoren und Graphikern für den mühelos kindgerechten Ton.DIE ZAUBERFLOTE. ZAR UND ZIMMERMANN. DER FREISCHUTZ. Serie „Opern für Kinder". Arena Verlag,
Was Annemarie E. Moser uns in ihrem neuesten Band „Vergitterte Zukunft” vorlegt, ist ein berührender, zur Einsicht verhelfender Bericht über das Innere eines psychiatrischen Krankenhauses: ein Mosaiksteinchen auf dem Weg zum besseren Verstehen der psychisch Kranken.Dramaturgisch geschickt ist der Auftakt der Erzählung, ein Fall von Schizophrenie. Ines, die Hauptperson, die teils dargestellt wird, teils in der Ich-Person redet — Spaltung auch hier! —, fühlt sich eines Tages wieder im Zentrum ihrer geistigen Anomalie. Sie hört Stimmen, sieht sich beobachtet, beobachtet ihrerseits
Polen macht derzeit bei uns keine Schlagzeilen mehr. Die Anliegen des polnischen Volkes sind dort in den Untergrund, bei uns in den Hintergrund gedrängt. Dennoch geht alles weiter. Barbara Coudenhove-Kalergi ließ anläßlich einer Vortragsreihe .Polnischer Untergrund” wissen, daß Zahl und Ausdauer der in der verbotenen Sölidarnocs weiterj hin tätigen Werktägigen größer seien als den Medien bewußt ist.Vom 17. bis 28. Mai waren im Internationalen Kulturzentrum in Wien 1., Annagasse, polnische Bilder, Fotodokumentationen, im Untergrund erscheinende Bücher und Zeitschriften zu sehen,
Der Erzählband „Erdgeschichten” von Graziella Hlawaty ist kein Buch, das der Leser im Schnellverfahren bewältigen sollte. Er sollte sich viel Zeit lassen, wie sich die Autorin bei ihren alltäglichen Beobachtungen nicht von der Hektik unseres Jahrhunderts hat begreifen lassen.Das Buch ist in zwei Teile gegliedert. „Auf der Erde” und „Ausflüge”. Beide Teile bestehen aus einer Vielzahl von Beobachtungen und Erlebnissen in Österreich und in Schweden (den beiden Lebensorten der Autorin), die entweder in realistische oder phantastische Erzählungen gekleidet sind.Menschliches wird
(Secession, Wien 1, Friedrichstraße 12, bis 14. Februar) Die Ausstellung „Künstler im Weinviertel" ist zweifellos ein Höhepunkt aller kulturellen Bemühungen in diesem eher stillen Landesteil. Hier ist es gelungen, die Quellen seiner seit Traditionen eigenständigen künstlerischen Qualität offenzulegen und zu manifestieren.Ein bisher in mehrfacher Hinsicht als „Grenz"-gebiet, zu bezeichnendes Land fand sein geir stiges Uber-Ich möchte man fast sagen, womit nicht verleugnet wird, daß die Vielfalt der Kreativität in jeweils inspirierender Wechselwirkung mit dem nahen Wien
Allen zuletzt vernommenen Unken-Rufen um das „Cafe Central“ zum Trotz: Das letzte Gespräch zur Frage ,Jst Wagner ein Nazi?“ war sensationell spannend und hochinformativ. (Mi, 11. 11., 2015 Uhr, FS 2.)Was Karl Löbl lieferte, war Spitzenmoderation. Er lenkte straff, spornte an, bremste, war das spöttische Zünglein an der Waage. Wie ein To- rero stand er zwischen den beiden (gut besetzten) jüdischen Kampfstieren Graetz und Mehta.Fast akrobatisch geschickt entzog er dem einen das Wort und spielte es dem anderen zu. Ohne seine exzellente Moderation wäre es in dieser Arena unbewältigter
Die Idee, das Jahr hindurch Astrologen per Bildschirm zu Wort kommen zu lassen, finde ich gut. In den Sternen lesen ist ein verbreitetes, meist harmloses Gesellschaftspiel, für viele Mitmenschen ersetzt das Gespräch mit den Himmelzeichen wahrscheinlich den Dialog mit einem lieben Freund. So wie bei meiner guten Nachbarin, die öfters zum Fernsehen herüberkommt.Ihr zuliebe saßen wir diesmal vor Dr. Fidelsbergers ,Astrologie für jedermann“ (Di., 3.11., 21.03 Uhr, FS 2), in der diesmal der Skorpion an der Reihe war, als welcher sich meine Nachbarin verstanden fühlt. So nickte sie zu
Schon nach der zweiten Folge von .Familienrat“ war mir klar, nach der dritten Folge aber wußte ich gewiß, daß mir die Reicherts (jeweils Donnerstag, 2015 Uhr FS 1) sympathisch sind.Eine Familie im Mittelfeld des gesellschaftlichen Fortschritts: ein liebenswürdig beharrender Vater, eine temperamentvoll aktive Mutter, zwei herangewachsene Kinder, für die ,J&rziehung“ eigentlich schon gelaufen ist — sie verfügen im angenehmen Maße bereits über fast alle Fähigkeiten, sich in der Gesellschaft zurechtzufinden — und das Nesthäkchen Hiasi, für dessen ,Sozialisation“ ebenso
Der Roman „Moos auf den Steinen“ von Gerhard Fritsch gehört zu den wichtigsten der österreichischen Nachkriegsliteratur. Er ist so wichtig, so schön und begreiflich zugleich, daß kein Maturant an ihm Vorbeigehen dürfte. Er war viel zu lange vergriffen. Jetzt gibt es ihn wieder.Das Schloß Schwarzwasser ist ein aus vielen Marchfeldschlössern zusammengedichtetesSchloß, das von einem Baron und seiner Tochter bewohnt wird. Sie verkörpern die Gedankenwelt von einst, die mit dem politischen Begriff Monarchie nur teilweise umschrieben wird. Es ging damals um eine größere Ordnung, eine
Dokumentationen über das Innenleben der KZs rührten heute die Leute nicht mehr, sagen die einen. Den Spielfilm „Holocaust" verurteilten die anderen wegen seiner angeblichen kommerziellen Sentimentalität.Keinen Einwand kann es demnach gegen die Fernsehspiel-Dokumentation „Der weibliche Name des Widerstands" (Do., 22. 10., 21J5 Uhr, FS 1) geben, in dem eine Aufarbeitung dieses grauenvollen Geschichtsabschnittes auf hohem Niveau gelang.Das gleichnamige Buch von Marie-Therese Kersch-baumer verwandelte nüch-temeFaktendes Widerstand-archives in dichte Literatur. Die Regisseurin Susanne Zanke
Im Vorjahr erschienen vom selben Autor im selben Verlag zauberhafte Aphorismen: „Mit leeren Kopf nickt es sich leichter“. Nun feiert der 1929 geborene, als Regisseur in Laibach tätige Slowene Zarko Petan sein deutschsprachiges Debut als Prosaschriftsteller.Auch hier bleibt er seinem liebsten Gefährten treu, der Satire: „Die Satire tanzt am Hande des Abgrunds, der Sarkasmus einen Schritt weiter“.Am Rand vielleicht nicht des Abgrunds, aber jedenfalls des in einem Ostblockland Erlaubtem bewegt sich der Inhalt der Prosastücke („Himmel in Quadraten“), in dem kleine Beobachtungen aus
Picasso ist für einen verschmitzten Genuß allemal gut. Das Porträt (Mi 14.10., 22.20 Uhr, FS 2) wirkte inso-feme äußerst angenehm nach, als es die verschwörerische Freude darüber vermittelte, daß wieder einer den Zwängen und Beschwerden des banalen,Lebens entkommen zu seiA scheint.Zumindest der ältere Picasso hat sich Freiräume geschaffen, die mit Sicherheit größer sind, als die Freiräume, die sich unsereiner zu schaffen vermag. Und das finde ich schon schön.Ob er in die Kunstgeschichte nun als größerer Maler, Grafiker oder Keramikdekorateur eingeher} wird - die Kritiker sind
Ein Mädchen spaziert in einem Zoo, bestaunt eine Antilope, stolpert und findet sich hinter dem Zaun - hinter der Grenze! - wieder. Es ist in einer anderen Welt und erlebt Seltsames. Die Tiere um es herum sprechen und sind überhaupt viel gescheiter als das Menschenkind.Sehr viele Tiere mit sehr vielen Phantasienamen sprechen sehr viel, das sich im wesentlichen gegen eines richtet: Gegen die Ordnung, den Zwang in der Welt der Menschen.Man sollte meinen, Diana Kempff wollte nach Art Michael Endes in „Momo" oder „Endlose Geschichte" eine verlockende Gegenwelt der Phantasie skizzieren; nur
Was -passieren könnte, wenn sich ein Juniorchef in seiner Fabrik heute so verhielte wie Jesus im Gleichnis vom Weinberg, zeigte uns auf recht anregende Weise die Femseh-Parabel ,J)er Fall Rombach" (Di, 13. 10., 21.00. FS 1).Der junge Erbe Bernhard Rombach will allen seinen Arbeitern den gleichen Lohn geben, den jahrelang dienenden ebenso wie den eben erst eingestellten.Es kommt zum Aufstand der alten Betriebsangehörigen. Die göttliche Gerechtigkeit (lautet nicht auch die des theoretischen Kommunismus so?) stößt auf Parolen der Gewerkschaft und auf Kollektivvertragslimits. Gerechten,
Es gab Anfang dieses Jahrhunderts einen Dichter namens Georg Trakl. Nach ihm wurde ein Literaturpreis benannt, der Georg-Trakl-Preis. Den erhielt eines Tages der Salzburger Autor Christian Wallner, der sich ab da für den Namenspatron seiner Auszeichnung zu interessieren begann. Es folgten ein Hörspiel, dann ein FS-Porträt über Trakl (30. 9., 21 Uhr in FS 2). Titel: ,Jemand hat diesen schwarzen Himmel verlassen".Christian Wallner macht in Salzburg sehr gute Gedichte und sehr gutes Kabarett. Diese Begabungen hat er dem Drehbuch am deutlichsten mitgegeben. Sehr locker und sympathisch wirkten
Der späte Sendetermin betonte es noch mehr: Geisteskranke sind Randgruppen, Randprobleme unserer Gesellschaft. Daher also Randtermine. Dabei wäre das Thema der Dokumentation aus der Landesheilanstalt Gugging ,!Zur Besserung der Person" (Mi., 2220 Uhr, FS 2) einem Hauptabendpublikum zuzumuten gewesen. Nicht allerdings in dieser Form. Die Kamera schien mir einfach nur hingestellt, das völlige Fehlen jeglicher gestalterischen Ambition war schließlich doch ein Mangel.Auch wenn passagenweise dabei Szenen herauskamen, die in ihrer Ungeheuerlichkeit an den Kinofilm „Einer flog übers
Daphne du Maurier wurde prophezeit, daß die Kritiker ihr nie verzeihen würden, „Rebecca" geschrieben zu haben. Soll ,fiebecca" etwa ein schlechtes Buch sein?Für mich war es so etwas wie die Umsteigdroge von der Kinder- zur Weltliteratur, von der ,fleidi" etwa zur „Maria Stuart".Die BBC-Verfilmung hat mich vier Abende vor den Bildschirm gebannt. Vielleicht wegen meiner Jugendliebe zu diesem Buch, eher aber wegen der hohen schauspielerischen Qualität. Die zweite Mrs. de Winter (Joanna David) war von ungemein spürbarer, meisterhafter Unsicherheit.Als sie im zweiten Teil in dem viel zu
Ein Vater, von Beruf Hochschuldozent, monierte vor dem Schultor, zu dem er seine Sechsjährige brachte: „Und dieser ganze Aufwand nur, damit sie mit 10 und 12 ihre Micky-Maus lesen." Und jetzt auch noch die Bibel als Comics!In der Sendung ,Moses Superman" (Orientierung, Di., 8. 9., 18 Uhr, FS 1) wurden sie vorgestellt. Im Grunde handelt es sich bei diesen in Prinz-Eisenherz-Manier gemalten und getexteten Heften um Heiligenbildchen mit Sprechblasen.Wir haben früher die Hochglanzkommunionsbildchen gesammelt. Sollte dieser Kitsch erlaubter gewesen sein?Mich schreckt der Gedanke nicht, daß
Hugo Portisch ist ein beispielhaft fleißiger Journalist, ein interessierter Reisender in Sachen Weltpolitik. Hätte der ORF doch mehrere von seinem Kaliber! Das Sympathische ist, daß er Pohtik immer im Zusammenhang mit dem Menschen auf der Straße sieht, nach ihrem Lächeln sucht er, ob sie genug zum Anziehen, zum Essen, zum (Coca-Cola?) Trinken haben.Was ist es nur, das mir bei manchen (nicht allen) seiner Dokumentationen den Eindruck vermittelt, als handle es sich um sehr gute Lichtbildervorträge eifriger Fremdenverkehrsstellen? Bei seinem zweiteiligen China-Report (Di., 1. und 8.9.,
Im 1. Teil der amerikanischen Dokumentationsserie „Logik des Schreckens“ (Di., 18. 8., 20.15 Uhr, FS, 1) haben wir erfahren, was beim ersten Abwurf nur einer einzigen A-Bombe passiert: Eine Groß-’ stadt würde in Flammen aufgehen, sämtliche Einwohner würden verbrennen, noch im Umkreis von 25 krn würden alle Menschen mit Verbrennungen 2. Grades zu Grunde gehen oder mit Radioaktivität verseucht.Plausibel haben wir vernommen, daß hier zum ersten Mal in der Geschichte man nicht überleben würde, wenn man den Feind getötet hat, und dennoch folgte dem 1. Teil ein zweiter zum Thema
Henri Troyat, der Autor hinter der neuen Serie „Das Licht der Gerechten“ (Mi, 5.8. und Do., 6.8. FS 2, 18.30 Uhr), ist Mitglied der Academie fran- caise, dem Literaten- und Gelehrtenhimmel der Franzosen. In seinen Romanen gibt er einen flotten Literaturbegriff zu erkennen, einmal wurde er sogar gleichzeitig mit Jean Paul Sartre geehrt.Ins Fernsehen will mir die ins Rüschenkleid verpackte Geschichtsdarstellung allerdings besser passen als in eine Akademie, denn: Das Volk will immer ein bißchen Schinken mit Schnulze, zumal deren Üppigkeit im vorliegenden Fall durch gute Inszenierung und
Unser Nachbarbub auf dem Land - 1. Klasse Hauptschule - hat noch nie ein Buch gelesen. Dabei steht zum Beispiel auch die neueste Fassung und Bebilderung des Tom Sawyer in seinem Schrank.Vor der neuen Serie - „Die Abenteuer des Tom Sawyer und Huckleberry Finn“, jeden Freitag, FS 1, 17.30 Uhr erinnerte ich ihn, doch gerade in den Ferien jetzt zu lesen. Die Bilder, die dann in seinem Kopf entstünden, wären noch tausendmal schöner als die auf der Scheibe. „Abgesehen von der Rechtschreibung, die Du beim Anschauen der gedruckten Wörter trainierst“, mahnte ich. Doch das beeindruckte ihn
(Impulshaus Maria Schutz: „Die Versatzstücke“ von Friederike Mayröcker). Maria Schutz ist ein Wallfahrtsort, der trotz herrlicher Kirche und idyllischer Ruhe auf dem Weg über den Semmering meist links liegen gelassen wird. Dies muß für die kommenden zwei Wochenenden (1., 2. und 8., 9. August) ein Ende haben, wenn alle Freunde professionellster Pantomime und phantasievollster Inszenierlust zu diesem Stück von Friederike Mayröcker pilgern werden, das von der Gruppe „Theater Brett“ kongenial umgesetzt ist. Seinen Untertitel „So hat der Tag doch noch einen Sinn gehabt“ ist in
Lieber würde ich heute über die fabelhafte Dokumentationsserie „Religionen der Welt“ referieren, in der am 15. Juli um 21.05 Uhr in FS 2 das „Judentum“ an der Reihe war. Lieber hätte ich adsgeführt, daß ich nun endlich eine Antwort erhielt auf meine ewige Frage, weshalb es denn ausgerechnet eine so typische jüdische Intelligenz gibt. Daß ich endlich unterrichtet wurde in der Bedeutung von Gebetsbuch, Stirnkästchen, Armschnur, Wiegegesang, die ich jeden Sabbat von ferne sehe, weil meine Wohnungsfenster in die der Talmudschule in der Wiener Grünangergasse gehen. Ich werde auf
Eine eigenwillige Fernsehserie hat begonnen: Die Bitten des „Vater unser“ sollen ins politische, gesellschaftliche und kulturelle Heute übertragen werden. Begonnen wurde mit „Vergib uns unsere Schuld“, zu dem ein griechisch-ungarisches Team den Beitrag „Das Wunschkind" (Die. 23. 6. 21.00 Uhr FS 1) gedreht hat.Es war sehr eigenartig. Ständig war mir zumute, als hätte ich den Anfang versäumt. Ort der Handlung, Personen, Story waren im Verhältnis zur Kompliziertheit der Geschichte nicht genügend dargelegt. In diesem Teil der europäischen Geschichte - der kretische Partisanenkrieg
Bemerkenswert ist, daß die Kulisse vieler Attentate ein Bahnhof ist. Zuletzt der von Bologna, doch die historische Kette der Schüsse, Bombenexplosionen, Mordanschläge in Zugshallen ist lang. Sucht der politische Attentäter größtmögliche Öffentlichkeit auf dem Weg aus dem eigenen bedeutungslosen Ich? Oder reizt der Bahnhof wegen der raschen Untertauchmöglichkeit?„Teleobjektiv“ zeigte am 16. 6. (FS 1, 20.15 Uhr), wie der Kanzler der 1. Republik, Prälat Ignaz Seipel, am Nordwestbahnhof von einem bis dato Unbekannten angeschossen wurde. Karl Jawurek, ein Irrer, ein Außenseiter, aus
Ich habe mich an dieser Stelle vor wenigen Nummern über die dürftige Art des Porträtierens im ORF alteriert. Da wurde Fritz Hochwälder zu seinem Siebzigsten einfach auf einen Sessel gesetzt, auf laue Dissidentenmanier befragt und abfotografiert. Außer einigen unzusammenhängenden Statements nichts über Leben und Werk.Nun gilt es ein Porträt zu rühmen, das ebenfalls einem Siebziger, einem Dramatiker, einem in der Schweiz Lebenden gilt: „Max Frisch - Journal I bis III". Da hat es sich Regisseur Richard Dindo beim Filmen samt Drehbuch ebenso schwergemacht wie der Porträtierte mit
Der abgesetzte literarische Rätselkrimi „Steckbrief - Autor"‘gesucht" kann gut mit seiner Nachfolgesendung „Spiegelbilder" (Mi., 3.6., 21,40 Uhr FS I) verglichen werden, handelt es sich doch um dieselbe Redaktion, Absicht, Intensität und Ziel(gruppen)scheibe. Nur die Einschaltziffern der neuen Sendung sind nicht so hoch wie bei der früheren.
(Burgtheater, dritter Raum am Schwarzenbergplatz, „Reigenskandal" - Collage) in ein Ringstraßen-pala’is wurde zu einem politischen Lehrstück gebeten: „Saustück -Reigenskandal in Wien 1921". Aus Pressezitaten, Gutachten, Parlaments- und Prozeßberichten wurde das Debakel rekonstruiert, das immerhin schon in der 1. Republik rund um die Aufführung dieses heute so großartig anmutenden ■ Schnitzler-Werkes passierte. Um die Stellen ging es, die im Textbuch mit Gedankenstrichen angedeutet und die auf der Bühne mit den entsprechenden Gesten und Handlungen auszufüllen gewesen wären.In
Unter einer meiner Schularbeiten stand einmal: Ein Aufsatz wird nicht dadurch besser, daß zehnmal das Wort Gott darin vorkommt! Es stimmt, ich wollte mich mit dem Hinweis auf Höheres aus der Affäre ziehen. £ur Sendung „Der Weg entsteht beim Gehen“ (Do. 28. 5.,20.15 Uhr, FS2)fielmirdieser Schwindel wieder ein. Denn ein Film muß zuallererst ein guter Film sein, egal mit welchem Thema. Das Dilemma von Jörg Eggers ist, daß sein Thema zwar wichtig und engagiert, die Durchführung jedoch selten aufregend ist. Wären die Predigten Jesu so umständlich verlaufen wie dieser Film, er hätte
Schön, wenn das Fernsehen nicht Selbstzweck ist, sondern Hinweis auf ein Ereignis in der Wirklichkeit. Das Leben ist das Original, Filme nur Surrogat.Schön aber auch, wenn das Fernsehen zu eigenen Gedanken und Unternehmungen anregt. Zum Beispiel: Die Muppets- Show ist liebenswert und köstlich. Ein blitzgeschwinder, oft blitzgescheiter Spaß.Zusätzliche Dimension erhielten die chaotischen Puppen für mich durch die Erkenntnis, daß ihre geistige Mutter vielleicht eine Wienerin ist: Die Kabarettistin, Tänzerin, Artistin Cilli Wang, die in den dreißiger und fünfziger Jahren bei uns
„Es gibt Autoren, die nur in einer bestimmten Landschaft gedeihen können. Und dazu gehören, genau genommen, fast alle“, schreibt David Axmann in seinem schönen Buch „Waldviertel - Porträt einer Kulturlandschaft“.Zu den stimmungsvollen Bildern von Franz Hubmann schrieb der junge Wiener Kulturpublizist einen tiefgreifenden Text. Er hat sich seine Aufgabe nicht leicht gemacht.Denn „der Einfluß der Geographie auf die Poesie ist nicht so einfach zu erklären“, raisonniert er stimmig, erhält darauf aber von Wilhelm Szabo, der „an der dunkelgrünen Wirklichkeit des Waldviertels
Sind die imponierenden Leistungen der Menschheit immer Einzelleistungen? Ist es immer ein einzelner, der bis an die „Grenzen der Menschlichkeit“ denkt, forscht, körperliche Leistungen erbringt?Reinhold Messner ist sicher in ganz besonderer Weise ein Mann dieses Jahrzehnts. „Mount Everest - Alleingang zum Dach der Welt“ (Do, 14.5., 21,05, FS 1) war ein sehr beeindruckender Film, bei all seiner (sympathischen) Amateurhaf- tigkeit. Großartig die Bergaufnahmen, großartig die Informationen über Ausrüstung, Proviant, Vorsorge.Doch trotz allem am großartigsten der zentrale Satz,
Offensichtlich ist - und das wurde anhand des Fernsehprogramms vom Muttertag noch offensichtlicher -, daß das Bewußtsein der TV-Macher hinter dem der Bücherschreiber nachhinkt.Sind nämlich in den letzten Jahren en masse Bücher erschienen, die sich kritisch mit dem Begriff der „Mütterlichkeit“ - in diesem Zusammenhang wird auch vom „Muttermythos“ gesprochen - auseinandersetzen, die etwa das Sohn-Mutter- oder das Tochter-Mutter-Verhältnis psychoanalytisch untersuchen, so liefert das Fernsehen ein Muttertagsbegleitprogramm wie üblich in Art eines Melodrams.Schon am frühen
Traudl Brandstaller hat sich kein gutes Geburtstagsgeschenk gemacht, indem sie Erika Plu- har, diesen Profi des Show-Feminismus als Paradefigur befreiten Frauentums ausgerechnet am 5. Jahrestag ihrer Sendung „Prisma“ (Die, 28.4., 20.15, FS 1) vorführte.Was ist an dieser Burgschauspielerin schon nachahmenswert? Das Lachen? Die Stimme? Das Vulgäre? Der Blick? Sie wirkt doch eher wie die Agentin einer Kosmetikfabrik. Auch wenn sie nun Narben statt Haut auf den Markt zu tragen beliebt.„Narben“ nennt sie ihre jüngste Platte und meint damit die Furchen im Frauenantlitz, die die Zeit
In der Wiener Innenstadt gibt es keinen einzigen Kassen- Kinderfacharzt. Jetzt soll auch das Kinderambulatorium gesperrt werden. Eltern laufen gegen diese A bsicht der Wiener Gebietskrankenkasse Sturm: Sie zweifeln an der sozialen Gesinnung der Bürokratenklasse.
Ein Kunstsammler fragte Milena eines Tages, was sie beruflich denn mache, ob sie nicht vielleicht in der Wiener Werkstätte mitarbeiten wolle, er sei mit dem Gründer und Leiter, Professor Josef Hoffmann bekannt.Der Kunstfreund gab ihr ein Brieflein an Professor Hoffmann, damit solle sie sich in der Döblergasse im 7. Bezirk vorstellen, wo Hoffmann Werkstätte und Büro besaß. Schüchtern wagte Milena sich beim ersten Mal nur bis zum Haustor, das zweite Mai schon ins Stiegenhaus vor. Schon wollte sie wieder umdrehen, als sie ein freundlicher junger Mann fragte, wohin sie denn wollte? „Zu
Meine Tochter hat sich rechtschaffen bemüht, die hohe Technik des Pfeifens zu lernen. Als sie es endlich beherrschte, kam sie dennoch betrübt zu mir: „Mädchen dürfen nicht pfeifen, weil dann die Himmelmutter weint", hat ihr jemand gesagt.Wie ihr erklären, daß die Himmelmutterganz anderes zu tun hat? Wie ihr nun sagen, daß Regeln und Sprüche, die man früher für großartig hielt, längst nicht mehr gelten?Diese wichtige Frage soll nun ein A utorenwettbewerb beantworten helfen, der über Inititative von Frau Staatssekretär Dohnal vom Verlag Jugend und Volk veranstaltet wird:
Der 1. Mai ist ein ganz besonderes Zeitereignis: Ruhetag der Arbeit, Gedenktag des heiligen Josef und 100. Geburtstag von Teilhard de Chardin. Dieser Theologe, Jesuitenpater, christliche Mystiker war wie kein anderer in der Lage denkend und schreibend Gegensätze zu überwinden, zwischen Christentum und Naturwissenschaft einerseits, aber auch den Gegensatz zwischen den Generationen.So erinnerte ich mich anläßlich der „Welt des Buches“(Mi., 22.4., 21 Uhr, FS 2), welch überragende Rolle Teilhard de Chardin in meiner Jugend gespielt hat. Statt einer (wohlverdienten) Strafpredigt hat mir
Wie bei Kinderbüchern gilt auch für Kindersendungen, daß ihre Beurteilung schwer fällt. So auch bei der Marionettenserie „Jakob und Elisabeth“, die als achtteilige Serie in Kar- und Osterwoche jeweils um 19.25 Uhr in FS 2 läuft. Pädagogische Spots zwischen Werbung und Nachrichtenblock.Der Erwachsene grübelt: Ist diese Serie auf dem Niveau von Vierjährigen auch für Achtjährige fesselnd? Sind diese überaus langsamen, teilweise hölzernen Dialoge für Kinder, die beim Tempo einer Muppet-Show mitkommen, ansprechend? Kurzum, während ich mir statt vieler solcher gutgemeinter
Bis wohin ist Christus gekommen? An vier Abenden rund um den Palmsonntag waren wir mit dieser Frage konfrontiert. Wie kam er im allgemein-gesellschaftlichen, wie weit im individuell-ethischen Bereich? Wie aber präsentieren sich heute unsere Priester, die Vermittler zwischen den Gläubigen und Gott?Der „Club 2“ vom Donnerstag, 9. April, zum Buch von Pfarrer Schermann. „Woran die Kirche krankt“ (siehe auch Leserbrief auf Seite 2) krankte daran, daß der vehement vorgebrachten Kritik am innerkirchlichen System der entsprechende Widerpart fehlte. Die Verteidigung fiel schwach aus. So daß
Ein Schwarzer, der zur Zeit der weißen Regierung in Rhodesien 18 Jahre im Gefängnis saß, sagte: „Gerade wir müssen uns für das Prinzio der Versöhnung einsetzeh, wir müssen Beispiel sein“. Heute sitzt er in der Regierung. Mit den Gegnern von einst, den Weißen, will dieser ehemalige Partisane eine friedliche, auf dem Prinzip der Gleichheit und Toleranz basierende Koexistenz.Einer der weißen Minister des gegenwärtigen Kabinetts bekannte: „Wegen meiner Hautfarbe bin ich noch nie auf Ablehnung gestoßen“. Ein Satz, den früher die schwarzen Bewohner nicht hätten behaupten
Unter den dramatischen Szenen während des Putsches im spanischen Parlament war eine die dramatischste: Ein Abgeordneter stellte sich den bewaffneten Militärs in den Weg, er wollte sie mit bloßen Händen abwehren.Dieser einzelne Couragierte erinnerte an die jungen Menschen, die in Prag 1968 mit ihren Tennisschuhen gegen die Ketten der sowjetischen Panzer stießen - verzweifelte Gesten der Ohnmacht. Die Frage war aufgeworfen, was würde man selbst in einer solchen Situation tun.Die 116. Ausgabe von Claus Gatterers ,,Teleobjektiv“„(FS 1, Mi.. 25. 3., 10.15 Uhr) war dem
Mit großer Freude ist zu registrieren, daß Verlage im ausufern- den Angebot von stets Neuem (nicht immer Besserem) hin und wieder auch wahre Schätze von gestern bieten. Mechtilde Lichnowskys Roman „Delaide“ ist ein solcher. 1935 erstmals erschienen, galt dieser Roman sofort als der beste der Autorin.Es ist die stilistisch brillante und eigenständige Schilderung einer Ehe in adeligem bis großbürgerlichem Milieu der Jahrhundertwende. Schauplätze sind vorwiegend die Städte Florenz, Rom und Venedig, die mit eingehender Liebe geschildert werden.Die Ehe, die vor dieser feinsinnig
Der Vortrag Professor Edwin Hartls-über .Josef Weinheber im Zwischenreich" im PEN-Club war „schlechterdings" lein Lieblingswort Weinhebers) fulminant. E. H. - ein (weit und breit einsamer) Kenner und Analysator der Kulturepoche Österreichs, die noch im dunkeln liegt. Inhaltlich wie stilistisch faszinierend bewältigte er die so heikle Thematik des vielgerühmten Dichters im nationalsozialistischen Reich.War Weinheber, der beim Einmarsch der russischen Truppen 1945 Selbstmord verübte, Gesinnungsgenosse, Mitläufer, poetus laureatus einer Blu-Bo-Auftragsli- teratur? „Als
Sarah Kirsch erhielt vor kurzem den österreichischen Staatspreis 1980 für europäische Literatur. Damit ist gewiß eine beachtenswerte Lyrikerin ausgezeichnet, die 1935 in der DDR geboren ist und heute in West-Berlin lebt. Einige Kritiker attestieren ihr große Verwandtschaft mit Anette von Droste-Hülshoff.Ihr jüngstes Bändchen „La Pagerie" läßt die lyrischen und romantischen Qualitäten dieser Autorin freilich mehr ahnen, als daß es sie zur Gänze offenbart. Fast scheint es, als würde Schriftstellern mit Namen von ihren Verlegern alles taufrisch aus ihren
Zehn Jahre nach ihrer Gründung blickt die Interessengemeinschaft (IG) österreichischer Autoren auf einen langen mühsamen Weg zurück. Außer einigen Teilerfolgen auf dem Gebiet des Tantiemenrechtes blieben die meisten der gewichtigen Forderungen nach dem diesem Berufsstand in anderen Ländern längst Zustehenden bisher unerfüllt. Österreich - das Land der reproduzierenden Kunst (Bundestheater)!Vor allem ist die Forderung nach dem in der Bundesrepublik Deutschland längst selbstverständlichen Bibliotheksgroschen immer noch unerfüllt. Er würde den heute den Autoren
Joyce Carol Oates ist eine großartige Erzählerin. Ihre Geschichten, sind mit überraschenden Schwenks und Phantastereien angereichert, sie scheinen im Alltag, in dem sie spielen, nur scheinbar gut aufbewahrt. Ihre weibliche Feinsinnigkeit, die den dünnsten menschlichen Regungen nachzuspüren vermag, verschont weder ihre Gestalten noch den Leser vor so mancher Brutalität, in der sich allzuoft die tatsächliche Wahrheit verbirgt.In dem umfangreichen Band sind viele Erzählungen zu diesem ewigen Thema aneinandergereiht, blendend geschriebene wie auch manche nur fragmentarisch ausgereifte, die
Seit diesem Roman steht für mich fest, daß es Marlitts und Courths-Mahlers auch unter Män- Neue Bibelausgabe, 10 Bände, mit Kirchen- und Religionsgeschichte, reich ausgestattet, gün-stigeSubskriptionsersparnis! Band 1 kostenlos anfordern bei Andreas & Andreas, Verlagsbuchhandel, Mayrwies 385,5023 Salzburg (siehe beiliegenden Prospekt mit Bestellkarte).nern gibt. Wenn der Titel Alterswerk zutreffend ist, so hier im unguten Sinn. „Louise" ist ein Schmachtfetzen, der den schwülen Phantasien eines alten Mannes entspringt, mag sich das Thema noch so sehr hinter dem Vorwand eines
Ein Großteil der „typischen" Vaterfunktionen der Vergangenheit - Geldverdienen, Ernähren, Erziehen, Beschützen - haben längst die Frauen gut übernommen, und dies nicht erst seit des heutigen Frauenrechtsrummels. Man denke nur an die vielen Kriegswitwen * nach 1945.Heute mehr denn je entscheiden kinderliebende Frauen, daß sie ihre Sprößlinge lieber alleine, das heißt ohne Mann, haben wollen. Nur zur Erzeugung benötigen sie ihn'noch, aber später nicht mehr. Der Mann wird als der unbrauchbare, zusätzlich belastende Dritte im Bunde oft gar nicht erst akzeptiert. Ist diese
Beat Brechbühl haben wir als leidig aufhorchen lassenden jungen Romancier aus der Schweiz kennengelernt. Vor allem sein kaltschnäuziger, heiter-satirischer Ton, vor dem nichts standzuhalten schien, trug ihm den Ruf eines forschen jungen Talents ein.Nun liegt eine kleine Auswahl seiner Gedichte aus zehn Jahren vor, deren Banalität geradezu erschreckt. Diese willkürliche Verkettung nicht zusammenpassender Bilder und Begriffe verpaßt jegliche Abstrahierung, ja stellt sich als holprige Mischung schöngeistig sein wollender Gedanken dar - ohne Poesie, ohne Spannung, ohne Verweis ins Poetische
Margarethe Herzele stellt sich als malende Dichterin oder dichtende Malerin vor. Jedenfalls lernen wir sie als sehr musische, sehr sensible Künstlerin kennen, ob sie nun zeichnet oder Gedichte macht.Sie ist eine Frau, die an die Kraft der Liebe glaubt, an die immer neue Geburt aus Erde. Sie ist gefühlvoll, ohne allzu süß zu sein, dazu weiß die Dichterin von der Schwere des Lebens zu viel. Ihre „Carinthian Love Songs" sind weniger Liebeslieder aus ihrer Kärntner Heimat, als vielmehr lyrische Bilder aus Träumen oder in weichen, sehr schonenden Farben gezeichnete Impressionen.Sehr
Der Literaturpreis, der zum zehnjährigen Bestehen der Zeitschrift „profil" ausgeschrieben wurde, ging an eine noch ziemlich unbekannte Autorin: an die in Wiener Neustadt lebende 39jährige gelernte Bilanzbuchhalterin Annemarie Moser.Bisher hat sich Annemarie Moser, die mit der gleichnamigen Skikönigin weder verwandt noch verschwägert ist, als zarte, schwermütige Lyrikerin im engsten Kreis der Liebhaber einen Namen gemacht. Im Badener Grasl-Verlag erschien in diesem Frühjahr ihr erster Gedichtband „Anreden". Daß sie auch mit Prosa aufhorchen läßt, steht nicht erst seit der
Botho Strauss kann als Senkrechtstarter in der deutschen Literaturszene betrachtet werden. Er ist ein begabter, einfallsreicher Dramatiker und ein starker, eigenwilliger Erzähler, der sich die Sprache neu nach seinen Bedürfnissen formt.Thematisch sind seine Werke jedoch so, daß man sich ihnen am liebsten entziehen will. Sie haben die Gesellschaft der BRD heute im Visier, sie summieren mitleidlos deren Negativseiten. Kritik an den Zuständen wird je nach Bedarf zum reinen Zweckzynismus, so auch in der passageweise faszinierenden größeren Erzählung „Rumor".Ein Enddreißiger will an
Was war Anais Nin nun wirklich? Die Muse, Freundin, Beraterin vieler großer Männer wie Artaud, Dali, Durrell, Ernst, Huxley und Miller (wie der Klappentext jubelt), oder war sie bedeutend durch sich selbst? Die Frage kann bei dieser Dame nicht eindeutig beantwortet werden.Aus den Vorträgen und Interviews die unter dem bezeichnenden Titel „Sanftmut des Zorns - Was es heißt, Frau zu sein" im Scherz-Verlag herausgekommen sind, geht ihre Bedeutung als Ruferin auch nicht klar hervor. Ich fürchte, die Antworten, die sie auf die Frauenfragen der Zeit findet, tragen den Keim in sich
(Festspiele Carnuntum; „Die beiden Veroneser” von William Shakespeare) Bei den Spielen im stimmungsvoll römischen Rund von Carnuntum wären die Voraussetzungen für Qualität durch den seriös-anspruchsvollen Regisseur Peter Wolsdorff gegeben. Er versteht es, die Gebüsch- und Steinkulisse liebenswürdig zu nutzen, die Auf- und Abtritte gekonnt zu raffen. Dazu ein ambitioniertes Ensemble, in dem manches Talent aufblitzt.Gut gefielen Albert Fortellni und Walter Schreiber als die beiden zwischen Mut und Minne zerrissenen Edelmänner. Fürdiezauberhaft-launische, später kühn-treue Edelfrau
Schloß Porcia in Spittal an der Drau ist eine kleine mediterrane Enklave in den Alpen. Erstens durch den Baustil, zweitens durch die dort heuer zum 20. Ma| in den Sommermonaten gebotene romanische Stücke- und Spiellust, der das Ensemble der Komödienspiele Porcia frönt.Dieses Ensemble rund um Theaterdirektor Herbert Wochinz gibt es dabei größtenteils schon länger als zwei Jahrzehnte. Wochinz gehörte schon in den ersten Stunden des nach dem Krieg wiederbeginnenden Kunstlebens zu den ganz ersten. Mit Becketts „Endspiel”, Genets „Dienstboten” (später „Zofen” genannt) gelangen
Das Aschenputtel unter Österreichs Landstrichen ist das Weinviertel. Es war Aufmarschplatz vieler Heere, Durchzugsland ungezählter Soldaten und Flüchtender. Ein Land, über das schon Grillparzer seinen Rudolf von Habsburg sagen läßt: „Ein Schlachtfeld, doch auch ein Erntefeld, Gott sei gedankt!” Hoffentlich bleibt es in Zukunft allein hei der Ernte. Denn fruchtbar ist dieser Lösboden, den das Ur-meer hier hinterließ: Es bringt Getreide, Erdäpfel, Rüben, vor allem aber Wein.Nun hat das Land endlich Zeit, sich seines Eigenen, seiner bäuerlichen und weinhauerischen Tradition zu
Jean Paul Sartre hat durch seine Philosophie des „Existenzialismus” einige Jahrzehnte geprägt. Sein Tod hat ein ebenso eigenwilliges wie faszinierendes Leben beendet. Seine Gefährtin, Simone de Beauvoir, stand ihm an Fleiß überhaupt nicht, an geistiger Ausstrahlung nur geringfügig nach.Wie aber haben es die beiden geschafft, ohne Trauschein, ohne je eine gemeinsame Wohnung bewohnt zu haben, ohne je auf andere „Abenteuer des Lebens” verzichtet zu haben, bis zum Tod, ja Uber den Tod hinaus ein Paar zu bleiben?Die vorliegende Doppel-Biographie hat in einfühlsamer und angenehm
Dieser Preis und diese Jury sind zu verteidigen. Vor allem gegen jene Publizisten und Autoren, die (ob-wohl sie oft gar nicht dagewesen Sind) immer wieder kundtun, es handle sich um „Menschenab-schlachten”, „unwürdiges Wettlesen” und so.Autoren, die längst bessere Publizitätsmöglichkeiten haben, müssen ja nicht hingehen und wer sich zu sensibel vorkommt für ein hartes Urteil, auch nicht. Der Andrang an den 100.000-Schilling-Preistrog (oder auch nur an den Spaß, dabei gewesen zu sein) ist so groß, daß bereits abgewiesen werden muß.Nein, diese Form des offenen Pro und Contra,
Mit der vorzeitigen Eröffnung des Schönbrunner Schloßtheaters sind alle glücklich. Die Hochschule für Musik und darstellende Kunst wegen der wiedergewonnenen Proben- und Vorführräume. Die Bundestheaterverwaltung, die den lästigen interimistischen Probenbetrieb der Schauspiel- und Operettenschüler am Akademietheater los wird. Die Kammeroper, die ebenfalls im Sommer nun in Schönbrunn vorsingen darf. Frau Minister Hertha Firnberg, weil dieses zauberhafte Barocktheater nun doch noch zu „ihrer” Maria-Theresien-Ausstellung besichtig- und bespielbar geworden ist. Unterrichtsminister
Aus dem Kreis um die Zeitschrift „manuskripte” hat sich vor 20Jahren der .jteirische herbst” entwik-kelt. Sollte dies auch der Weg sein, der sich aus den Initiativen rund um die niederösterreichische Kulturzeitschrift „morgen” abzeichnet?Das I. Treffender Literaten, Maler, Bildhauer, Musiker, Architekten, die in dieser Zeitschrift des Niederösterreichischen Kulturfonds schreiben (oder über die geschrieben wird), befaßte sich in Drosendorf vom 1.-7. Juli speziell mit den Problemen des kulturellen Geschehens (bzw. Nichtgeschehens) im Grenzland. Geistig stimmte darauf schon Josef
In Lemberg 1921 geboren, hat sich Stanislaw Lern zu dem prominentesten Science-fiction-Autor Osteuropas entwickelt. Die Gattungsbezeichnung Science-fiction lehnt er wegen des ihr anhaftenden Beigeschmacks von trivial und reißerisch zwar ab, und er hat sich in seinem Werk auch stets vehement dagegen gewandt, daß im Mittelpunkt von Science-fiction die Technik und nicht der Mensch stehe.Er hat Science-fiction tatsächlich in den Rang von anspruchsvoller Literatur gehoben.Im Hörsaal I der Universität Wien sollte Lern am 19. Juni darüber reden, wie ein phantastisches Kunstwerk entsteht. In
Kaffeehaus und Literatur haben eines gemeinsam- es gibt sie immer noch trotz widriger Umstände. Wenn sich Sieder und Literaten zu einer Notgemeinschaft zusammenschließen, entsteht aus dieser Solidarität die erfreuliche Wiener Initiative „Literatur im Cafe”. Begrü-ßenswert, nicht größenwahnsinnig, sondern angemessen intim, neues Publikum erreichend, da und dort sogar in den Verkaufsergebnissen (der Bücher und Kaffeeportionen) beachtlich. Bei Ilse Tieisch's 30-Kopf-Publikum im Eues wurden 14 Bücher an den Mann gebracht, Alfred Gesswein war über die Nachfrage nach seiner Lyrik
Bruno Kreisky sagte zur Eröffnung des Robert-Musil-Symposi-ons in Wien, daß er überall in der Emigration, wo er Musil las. die Heimat bei sich wußte. Wie kein anderer hätte es Musil verstanden, die Identität dieses Staates zu definieren. Daß Musil 1942 in Genf und nicht in Wien starb, verband sein Schicksal mit dem anderer Emigranten.Nichtsdesiotrolz ging es unter dem Titel „Stadt und Urbanität im Werk Musils” munter darum, ob Musil sich als Wiener gefühlt hat oder nicht. Die Antwort darauffiel je nach der Beziehung des Redners zum Patriotismus aus. Die lokalen Germanisten (vor
Vom 13. Mai - dem Geburtstag der Kaiserin - bis zum 26. Oktober - Nationalfeiertag - wird im Schloß Schönbrunn in Wien die große Maria-Theresien-Ausstellung offenstehen. Dieser Zeitraum entspricht ungefähr der tatsächlichen Aufenthaltsdauer der kaiserlichen Familie im 18. Jahrhundert. Im Winter waren nämlich die nur schwer heizbaren Prachträume so gut wie nicht benutzbar.Hofrat Walter Koschatzky ist Organisator der gesamten Schau. Er hat sich selbst zur Aufgabe gestellt, mit ihr Jenes Bild zu entwerfen, das die Menschen des 21. Jahrhunderts von dieser bedeutenden Politikerin
Der Dichter Alois Vogel hat sich aufs Land zurückgezogen. In Pulkau bei Retz bewohnt er jetzt ein kleines Landhäuschen, ohne Auto, mobil nur durch ein Fahrrad. Die Gedichte, die dort oben entstehen, sind eins mit dem Weinviertier Land. Vogel hat das Land an sich genommen. Heim- und Einkehr in einem.„Landnahme" heißt der neue Gedichtzyklus mit ebenso kargen wie typischen Zeichnungen des jüngst verstorbenen Graphikers Anton Wichtl. Von Kellergassen, Erde, Grillenbeinen, Ackerstreifen, Kopftüchern ist die Rede. Besonders schön: „Wieder am Bahndamm liegen / umzingelt von den
Auf „die Stör", das heißt, in die . Häuser der Kunden gingen im Mittelalter die Handwerker, die keiner Zunft angehörten. Sie „störten" die Zunftordnung; den Bauern und Bürgern, deren Zeugs sie am Ort reparierten, waren sie willkommene Gäste.In Rauris lebte heuer zu den Literaturtagen (12. bis 15. März) dieser Brauch wieder auf. Den 100 Germanistikstudenten aus Salzburg und Innsbruck ließ man Hildesheimer, Hoffer, Degner, Vogt, Hofmann, Herbert u. a. für ihre akademischen Arbeitskreise.Die Bauern luden sich ihre Dichter unter Ausschluß der Öffentlichkeit ein. Nur
Er hielt durch einige Monate die Spitze in amerikanischen Bestsellerlisten. Wie man sich nun in der hervorragenden deutschen Ubersetzung überzeugen kann, zu Recht. Der Roman „Garp und wie er die Welt sah" ist ein erzählerisches Meisterwerk voll Spannung und Sinnlichkeit, von so enormer Kraft, daß man als Europäer nur neidvoll nach Amerika blicken kann. Mit Faulkner und Hemingway sind die Vollblutschreiber also drüben nicht ausgestorben.John Irving ist Jahrgang 1952. Sein Held Garp ist zwar ein Kraftlackel, aber einer mit sehr viel „femininen" Qualitäten wie Fürsorglichkeit
Der 1935 in Materada/Istrien geborene, in Triest lebende Italiener Fulvio Tomizza erhielt den österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur. Für seinen Roman „Eine bessere Welt", für den er 1977 schon die höchste literarische Auszeichnung Italiens, den „premio strega", bekam. Wer ahnt, was hier auf einer ideellen Österreich-Italien-Achse geschah! Der Roman ist die Chronik eines Dorfes auf der Halbinsel Istrien, in dem seit 300 Jahren Italiener und Slawen nebeneinander und gegeneinander leben. Sie beginnt zur Zeit der Habsburger, folgt dem Wechsel von politischen
Der kostbare und kostspielige Band „Niederösterreich" läßt nicht recht schwelgen. Zu viel kann oft auch zu wenig sein. Gewiß ist das Layout prächtig, gewiß hat der Altmeister der Fotografie, Franz Hubmann, dieses Land unter der Enns wieder in stimmungsvollen Impressionen gebannt. Und doch wirken die Landschaften und Häuser, die Innenräume und Architekturdetails wie in akademischer Schönheit erstarrt. Auch der an sich gute Gedanke, Kurztexte aus dem Fundus von Reiseberichterstattern des 19. Jahrhunderts, von Dokumenten, Inschriften und literarischen Zeugnissen anzuführen, wirkt
Am Tag vor der Eröffnung der Maria-Theresien-Ausstellung in Schönbrunn -13. Mai 1980 - wird der Verein ehemaliger Theresianisten im Redoutensaal der Wiener Hofburg zu einer Gala einladen. Nach der Eröffnung durch die Gardemusik der Militärakademie Wiener Neustadt (eine Gründung Maria Theresias) werden die Wiener Sängerknaben das „Te deum" Haydns singen, eine Sängerin der Wiener Staatsoper wird Partien der Oper zum besten geben, die anläßlich der Eröffnung der Mailänder Scala (eine Gründung Maria Theresias) dargeboten wurden, vice versa wird eine Sopranistin der Mailänder
Über ein halbes Jahrhundert währt die Freundschaft, die die große alte Dame des Burgtheaters, Rosa Albach-Retty, mit Kammerschauspieler Fred Hennings verbindet. Sie ist mit ihren 105 Jahren ein Phänomen, er feiert am 23. Jänner seinen 85. Geburtstag. Wenn den beiden nicht wie jetzt eben das Schneewetter zu schaffen macht und sie ins Bett zwingt, so finden regelmäßig Besuche, Telefonate statt.Sie. die „Retty" war es, die den jüngeren Kollegen 1923 mütterlich ins Ensemble am Ring einführte. Als Sohn des Kärntner Bezirkshauptmannes Alexander Rittervon Pawlawsi hatte Hennings, um
Karl Sonnleitner, Sohn der Provinzkleinstadt Bruck an der Mur, kommt nach Wien, wo er noch während des Studiums an der Akademie seine Freundin zu würgen beginnt. Er endet vorläufig am Steinhof. Warum? Der Titel verrät es schon: Weil niemand ihm die Zärtlichkeit entgegengebracht hat, die er als Heranwachsender verdient. Tyrannischer Vater, dümmliche Mutter, ungerechte Lehrer - wie gehabt. Es geht um die Einsamkeit eines Kleinstadtgeschädigten, um die Abrechnung mit der grausamen Umwelt. Daß der Versuch, „sich am Eis zu wärmen", von dem Jungen gar nicht unternommen wird, stört
Er gewann die vielleicht bedeutendste Schlacht des christlichen Abendlandes, bei der gleichzeitig am wenigsten Blut vergossen wurde: Jan HI. Sobieski, König von Polen, der im September 1683 dem von Türken umlagerten Wien zur Hilfe eilte. Mit seinem Namen wird die Rettung des christlichen Abendlandes vor den Muselmanen immer in Verbindung bleiben. Wenn Österreich 1983 zu einer großen 300-Jahr-Gedenkfeier rüstet, dann wird vor allem auch dieses Mannes zu gedenken sein.Die Sobieski-Kapelle am Wiener Kahlenberg ist schon renoviert. Jetzt wird auch an die Errichtung eines Sobieski-Denkmals
In der Marktnische, die auf dem Gebiet des handwerklich wertvollen Buches entstanden ist, hat sich die David-Presse („klein wie David“) mittlerweile einen guten Platz erobert. Der Verleger Hermann Gail wählt bisher unveröffentlichte Texte meist vielverleg-, ter Autoren, der gelernte Setzer Hermann Gail füllt händisch Buchstabe für Buchstabe in ein Bleischiff, der Drucker Hermann Gail stellt schließlich auf einer Handpresse die Seiten seiner schönen Büchgr her, die nur zum Binden außer Haus kommen. Nun wurden einige der 60 handnumerierten bibliophilen Kunstwerke aus der
Am Germanistischen Institut der Universität Wien kam im Seminar „Erlebte Literaturgeschichte“ kürzlich der Lyriker, Herausgeber und langjährige Rundfunkfachmann Ernst Schönwiese zu Wort. Zwar hatten sich nur 20 (!) Studenten eingefunden, die jedoch mit Sicherheit von dem sehr bewegten Lebensbericht „Wie ich zur Literatur kam“ profitierten. Da tauchten die Namen von Waldinger, Kramer, Pollitzer, Mitterer auf einmal aus der Dunkelheit des Vergessens wieder auf, da wurde von Broch und Musil erzählt, als diese noch „newcomer“ waren, und natürlich von dem damals alles in seinen
Die Novembertage in Budapest waren sehr frostig; die Bäume sind niedrig in Warschau; die Möwen, die früher immer an der Salzach waren, sind ausgeblieben; der Winter in Dalmatien sieht nicht aus wie ein Winter,hat Peter Daniel Wolfkind wohl gedacht, als er in all den Jahren immer wieder in Budapest, Warschau, Salzburg oder Dalmatien gewesen ist. Als Musikkritiker und Schriftsteller ist der gebürtige Grazer montenegrinischerAbstammung viel herumgekommen in der europäischen Welt, seine Phantasie hatte er auf allen Spaziergängen stets bei sich. Die Ernte dieser Wanderungen liegt nun in dem
Gottlob handelt es sich bei dem nüchternen, sachlichen Bericht über die leidenschaftliche Beziehung zweier Menschen um eine Erinnerung. Auf den ersten Blick ist man geneigt, dieses Spiel der Herrschaft undUnterwerfung, über Sadismus und Masochismus für ein gültiges Dokument gegen die Verirrungen des Eros zu halten. Eine Fräu beschreibt verdächtig flott, wie sie durch eine Bindung der Hörigkeit an Selbstidentität undIndividualität allmählich verliert. Das wäre interessant. Immerhin ist die Berichtende diesmal eine Frau, so daß Henry Miller ein weibliches Gegenstück erhielt.Aber
Einem Prachthaus folgte der gebührende Prachtband: Das naturhistorische Museum gibt es ab nun nicht mehr nur am Ring, sondern - hundert Jahre nach seiner Errichtung - auch in Buchdek- keln gebunden. Was dort in Vitrinen steht, zeigen hier 260 bunte und schwarzweiße Abbildungen; was dort an Beschriftungen abzulesen ist, sagt hier der Bildtext. Und viel mehr als das. Die Leiter aller Abteilungen und ihre Mitarbeiter haben engagierte Beiträge verfaßt: Prähistorie, Geologie, Paläontologie, Zoologie, Mineralogie, Petrographie, Botanik und Anthropologie werden mit dem Feuer liebender
Graziella Hlawaty hat vor einem Jahr mit ihrem Erzählband „Endpunktgeschichten“ viele Erwartungen geweckt. Mit ihrem Romanerstling hat sie sich eine große Aufgabe gestellt. Er basiert auf einer faszinierenden Idee: Ein Regisseur will das Leben des mittelalterlichen Malers Hieronymus Bosch verfilmen, mit dem er seit einiger Zeit gewisse Ähnlichkeiten verspürt. Wie dieser ist auch er zwischen zwei Frauen unentschieden, wie dieser fühlt er sich von Fratzen, Masken, Lastern, Obszönitäten, Heucheleien umringt. Die Bosch-Biographie und die Lebensumstände des zeitgenössischen Regisseurs
In der Generaldirektion der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) gibt es Falken und Tauben. Die staubtrockenen Technokraten und die Ingenieure mit musischästhetischem G’spür. Für den Umbau der Otto Wagnerschen Verbindungsbahn in Wien zwischen Heiligenstadt und Penzing haben sich nun die Tauben durchgesetzt.Erst unter dem Druck der Medien (auch der FURCHE vom 26. September) und derer, die nicht mitansehen können, wie Wien Stück für Stück sein weltstädtisches Äußeres verliert, bremste die Demolierwut der ÖBB-Falken sich ein. Auf einmal geht es auch anders: Die Brücken über
Geschrieben wurde diese Erinnerung anläßlich des Entschlusses des Styria- Verlages, Alfons Petzolds Roman „Das rauhe Leben“ in der Reihe „Wiedergefunden“ herauszubringen. Der Roman'ist jetzt erschienen.
Aus Mistelbach rekrutieren die meisten Wiener Polizisten. Diese Schul- und Handelsstadt des Weinviertels hat bisher noch keinen anderen Ruf. Dies soll anders werden. Ab nun sollen in Mistelbach - so wie Graz mit dem steirischen herbst, Forchtenstein mit Burgspielen - die Marionettenspiele aufmarschieren.Heuer erstmals werden vom 14. bis 18. November Puppentheatergruppen aus den Ländern CSSR, BRD, USA, Rumänien, DDR, Italien, Polen, Indien, Israel und Österreich ihre Puppenkünste darbieten. Alle Säle der Stadt stehen zur Verfügung, von Wien werden eigene Buslinien ab Autobusbahnhof
Dankbar wird verzeichnet, daß Jeannie Ebner im Styria-Verlag einen Partner gefunden hat, der zu ihr paßt und der ihr Werk pflegt. Wieder legt der Verlag einen Erzählband der Österreicherin vor, der eine Reihe kleinerer und größerer Geschichten enthält: Emailmalereien aus der Werkstätte einer Sprachmeisterin.„Tagebucherzählungen“ nennt Jeannie Ebner die Novellen dieses Bandes, die keine üblichen, geschlossenen Geschichten sind, sondern Notizen, Gedankensplitter, aufgeschriebene Beobachtungen und Erlebnisse. Mit dem Wanderstab der Wahrheitssuchenden geht Jeannie Ebner durch
„Historisches Handwerk und moderne Technologie“ war das Thema des 4. Seminars des Zentrums für praktische Altstadtsanierung und Ortsbildpflege in Krems. Es hörte sich an, als stünde das neue Zeitalter der Steinmetz-, Tischler- und Malerzünfte vor der Tür. Der Landesbaudirektor von Niederösterreich, Karl Kolb, erteilte der uniformen, schabloni- sierten, aus wirtschaftlichen Rücksichten fabrizierten Vorfertigungsbauweise. eine einzige Abfuhr. Sie sei an Jugendverwahrlosung, Kriminalität, Ängsten und Depressionen schuld. Er plädierte für die kurvig-organische, naturgemäße,
Daniel Spitzer ist einer der ersten Wiener Meister des feinen, witzigen Feuilletons. Geboren wurde er 1838 als Sohn mährischer Juden in Wien, nach kurzer Beamtenlaufbahn wußte er, wem sein Leben gehörte: Der Satire. Aus seinem Werk wurde vor kurzem im Cafė Sperl gelesen.Als Pressefreiheit und Ringstraße noch jung waren, erfand er, in erster Linie für die Neue Freie Presse, die wöchentliche Kolumne „Wiener Spaziergänge”. Verwandt also den Peripatetikem unter den Philosophen wandelte er durch die zweite Hälfte des vorigen Jahrhunderts und bedachte, was ihm so vor die Füße geriet:
Als Helmut Zilk, Kulturstadtrat von Wien, Mitte Septeinber erfuhr, daß der Denkmalschutz der Wiener Vorortelinie aufgehoben worden war, soll er bis zur Decke gesprungen sein vor Wut. Sinngemäß schnaubte er: „Es geht doch nicht, daß wir am Karlsplatz zwei Otto-Wagner-Bauten als Zuckerl renovieren, am anderen Stadtende Wagner-Monumente aber zerstören. Die Bauarbeiten müssen sofort eingestellt werden.”Was war geschehen? Tatort der jüngsten Spitzhacke wider den Urbanen Geist, den diese Stadt um die Jahrhundertwende erhielt, ist die Vorortelinie zwischen Heiligenstadt und Penzing, die
Daß die Zeitung große ,Macht” habe, konnte die FURCHE dieser Tage erfahren. In ihrer Nummer31 vom 1. August 1979 stand, wie es zum Skandal um das Schönbrunner Schloßtheater kam. Daß es infolge von Renovierungsarbeiten, die schon seit zehn Jahren mehr als fällig gewesen waren, zu keiner Wiedereröffnung im Maria-Theresien-Jahr 1980 kommen kann. Genau zum Ende der großen Ausstellung wäre das Theater nämlich erst wieder zu eröffnen gewesen. Nun erfährt man, daß es auf Grund des FURCHE-Appelles nun doch „nicht ausgeschlossen” sei, daß das Schloßtheater zusammen mit der
„Die Eisheiligen” ist der Titel des Romanerstlings von Helga M. Novak, die Eismänner im Mai sind damit ebenso gemeint wie die frostig-lieblosen Götzen der Kindheit. Die Eisheiligen sind es, die unter Umständen das Erblühen und Entfalten verhindern. „Kaltesophie” nennt das junge Mädchen seine scheußliche Adoptivmutter, die sie durch alle Phasen des kindlichen Wachsens hindurchdrischt.Neu an diesem Entwicklungsroman sind Sprache und Hintergrund der Story. Sprache: Diese 1934 in Berlin-Köpenick zur Welt gekommene Autorin bietet eine Vielfalt von Sprachfacetten an.
Kaum steht um den Neusiedler See die Feldfrucht so hoch, daß die Mähdrescher äusfahren müssen, ist auch schon die „Wortmühle” mit ihrer Sommerernte da. Die neue Nummer dieses von Günter Unger herausgegebenen „Literaturblattes aus dem Burgenland” bezeugt wie schon die vorigen Hefte: Hier wird nicht leeres Stroh gedroschen. Dieses Heft steht im Zeichen Theodor Kramers. Was dieser schmerzhaft-getriebene Sänger an zeitloser Landschafts-, Stimmungs- und Menschenpoesie hervorgebracht hat, steht meines Erachtens nicht unter Josef Weinheber. Theodor Kramer, Arztsohn aus