"Carmen" mit Nikolaus Harnoncourt und Andrea Breth bei der styriarte.Sinnlich" - wohl kaum ein Stück könnte besser zum Motto der diesjährigen styriarte passen als Carmen. Nikolaus Harnoncourt, der mit dieser Produktion seinen Weg von Monteverdi ins 19. Jahrhundert konsequent fortsetzt, weckte bewusst Erwartungen auf Neues: "Wenn man weiß, wovon ein Stück handelt, und das wird nicht beachtet und umfunktioniert, dann bleibt einem gar nichts anderes übrig, als es selbst zu machen."Carmen hat vielfach zu Interpretationen angeregt. In seiner berühmten Lossagung von Wagner schrieb Nietzsche
Amüsante Aufführung von Peter Shaffers "Amadeus" in Graz.Gespenstisch bahnt sich in blaugrünem Licht eine dunkle Gestalt zwischen leblosen Körpern den Weg. Schließlich ein markerschütternder Schrei: "Mozart!" - Es ist Antonio Salieri, längstgedienter Hofkapellmeister Wiens, der sich des Mordes an seinem größten Konkurrenten anklagt. "Amadeus", jüngste Premiere am Grazer Schauspielhaus, greift die romantische Legende um angeblich mysteriöse Umstände von Mozarts Tod auf, um daraus eine Mischung aus Kriminalgeschichte und Charakterstudie zu destillieren.Seit 1984 ist Peter Shaffers
Dieter Hildebrandt legt zum Schiller-Jahr ein Buch über Beethovens "Neunte Symphonie" vor.Pünktlich zum Schiller-Jahr hat Dieter Hildebrandt sein Buch über "Die Neunte" vorgelegt. Geplant als Rettung des Anteils des Dichters am Weltruhm der Beethovenschen Symphonie, will das Buch den "widerständigen Gehalt" des Werkes rekonstruieren. Dazu bietet der Autor eine Fülle an Materialien. Das Buch ist eine wahre Fundgrube an Zeugnissen der Entstehungsgeschichte des Werks bis hin zu seiner globalen Rezeption. Auch die Vereinnahmungen durch die Nazi-Diktatur und der Fall Furtwängler kommen zur
Hans Werner Henzes Oper "Boulevard Solitude" in einer gelungenen Aufführung in Graz.Nicht umsonst avancierte der 1731 erschienene Roman des Antoine-François Prévost Die Geschichte des Chevalier des Grieux und der Manon Lescaut zu einer der beliebtesten Libretto-Vorlagen. Tragisch endet die leidenschaftliche Liebe des unerfahrenen Studenten Armand und der lebenslustigen, vom Luxus unwiderstehlich angezogenen, zwischen Treue und Leichtfertigkeit schwankenden Manon. War bei Prévost die fatale Opposition von Gefühl und Verstand, Tugend und Leidenschaft ein Novum, das in Rousseaus Philosophie
Ingo Metzmachers lesenswerte und informative Einführung in die Musik des 20. Jahrhunderts.Ingo Metzmacher, weltweit gefragter Dirigent und Spezialist für neue Musik, stellte eine Hamburger Konzertreihe unter das Motto "Who is afraid of 20th Century Music?". Sein jüngst erschienenes Buch über die Musik des 20. Jahrhunderts bildet nun quasi das verbale Pendant dazu. Es will "Türen aufstoßen" und "Schlüssel verteilen". All jenen, die der Meinung sind, über Musik lasse sich mit Worten nur wenig ausrichten, hat Metzmacher das Gegenteil bewiesen. Das Schöne an dem Buch: dass man es, einmal
Bachmanns literarische "Arbeit am Frieden" im Literaturhaus Graz.Es ist Krieg. Du kannst nur diese kurze Pause haben, mehr nicht". "Dann will ich nicht mehr leben, weil ich den Krieg nicht will ... Ich will, daß der Krieg ein Ende nimmt." Dieses Gespräch zwischen Malina und dem weiblichen Ich in Bachmanns letztem Roman, dem einzigen vollendeten der Todesarten-Trilogie, spricht ein Thema an, das sich quasi als roter Faden durch das ganze Leben und Werk der Schriftstellerin zieht. "Schreiben gegen den Krieg" nennt sich dann auch die im Grazer Literaturhaus gezeigte Ausstellung über Ingeborg
"Psalm", das interkulturelle Musikfest zum Frühlingsbeginn, von 19. bis 28. März in Graz.Nunmehr zum dritten Mal belebt das multikulturell inspirierte Festival "Psalm" die Grazer Osterzeit. Insgesamt elf Veranstaltungen gruppieren sich nach der Idee von styriarte-Intendant Mathis Huber um die Karwoche, um "aus sehr verschiedenen Blickwinkeln das Geheimnis des wiedergeborenen Lebens und der wiedererwachenden Natur zu beleuchten". Dank der sich heuer ergebenden terminlichen Koinzidenz kann die innere Verbindung von Ostern und Frühlingsbeginn 2005 besonders deutlich gemacht werden. Das
Bravouröse Aufführung in Graz: Prokofjews "Romeo und Julia" in der modernen Tanzsprache von Darrel Toulon.Die berühmteste Love-Story der Literatur zu Klängen des wohl populärsten russischen Komponisten des 20. Jahrhunderts: Dass Sergej Prokofjews Bühnenversion von Shakespeares "Romeo and Juliet" nicht eine durchschlagende Erfolgsgeschichte schreiben konnte, ist zu keinem geringen Teil auf die Schwierigkeiten zurückzuführen, mit denen das Werk die Ausführenden konfrontiert. Obwohl 1935 im Auftrag des Bolschoi Theaters komponiert, fand die Uraufführung des als "untanzbar"
"Der Rosenkavalier" an der Grazer Oper.Liebe, Lust, Intrige, nach vielerlei Verwirrungen ein Happy End, und dies alles eingebettet in Walzerklänge. Betrachtet man ausschließlich den Plot und die Oberfläche der Musik, ist die Nähe von Rosenkavalier und Wiener Blut, beide derzeit am Spielplan der Grazer Oper, schlagend, und doch könnte der Unterschied nicht größer sein. Trotz Strauss' Nähe zur Operette ist die Leichtigkeit seiner Musik nicht unmittelbar, sondern als musikalisches Pendant zu Hofmannsthals Kunstsprache bewusst herbeizitiert, stilisiert und vielfach gebrochen. Es mischen
Puccinis Tosca, die Frauenfigur zwischen Wildheit, Naivität, Gläubigkeit und Künstlertum, ist in der Männerwelt zum Untergang verurteilt. Notizen zur Grazer AufführungSeit der Uraufführung am 14. Jänner 1900 in Rom waren die Reaktionen der Kritiker auf Puccinis wohl extremstes Werk, die Geschichte der frommen, leidenschaftlich liebenden und schließlich mordenden Primadonna, geteilt. Was hat es nun tatsächlich mit der Gestalt der Floria Tosca auf sich?"Als Künstlerin ist sie unvergleichlich, aber erst die Frau! Ach, die Frau!", ist in Victorien Sardous mit Sarah Bernhardt in der
"... ce qui arrive..." von Olga Neuwirth: als Uraufführung beim "steirischen herbst" und zur Eröffnung von "Wien Modern".Seit Olga Neuwirth 1995 ihr Debüt bei den Donaueschinger Musiktagen gab, gilt sie als Shooting-Star der österreichischen Musikszene. Nach den letzten beiden großen Musiktheaterprojekten Bählamms Fest (Libretto von Elfriede Jelinek, Uraufführung 1999 bei den Wiener Festwochen) und Lost Highway (nach dem gleichnamigen Film von David Lynch, UA 2003, beim "steirischen herbst") ist nun ihr neuestes Werk ... ce qui arrive... beinahe zeitgleich bei den zwei wichtigsten
Thomas Bernhards "Macht der Gewohnheit" in Graz.Immer wieder bildete die Kunst den Ausgangspunkt für Thomas Bernhards Suche nach einem Ausweg aus der Verzweiflung. Auf dem Weg vom Künstler zum Lebenskünstler spielt die Musik eine besondere Rolle. So steht im Stück "Die Macht der Gewohnheit" Schuberts "Forellenquintett" im Zentrum. Seit mehr als 20 Jahren zwingt hier der Zirkusdirektor Caribaldi Neffen, Nichte und zwei seiner Artisten tagtäglich zur Probe, um eine perfekte Aufführung zu realisieren. Doch vergeblich. Der Lebenstraum wird zur Besessenheit: "Die Wahrheit ist / ich liebe das
Erich Wolfgang Korngolds Oper "Die tote Stadt" bei den Salzburger Festspielen und in der kommenden Saison an der Staatsoper.Der Sohn des bekannten Wiener Musikkritikers Julius Korngold galt als musikalisches Wunderkind. Keine Geringeren als Gustav Mahler und Giacomo Puccini bewunderten sein immenses Talent. Sein erstes Bühnenwerk, die Ballettpantomime Der Schneemann, komponierte Erich Wolfgang mit zwölf. Wohl nicht zuletzt aufgrund seiner stupenden Begabung eignete Korngolds Leben und Schaffen von Beginn an ein Zug von Unzeitgemäßheit. Im öffentlichen Musikleben galt er bereits in jungen
Sibylle Zehles neueste Biografie von Minna Wagner.Die Schauspielerin Minna Planer (1809-1866), erste Ehefrau Richard Wagners, geriet nicht zuletzt durch die Propaganda Cosimas und deren redigierenden Eingriff in die Memoiren des Komponisten in schlechtes Licht, ja beinahe in Vergessenheit. Das Buch der ehemaligen "Zeit"-Redakteurin, freien Publizistin und Wagner-Kennerin Sibylle Zehle ist der zweite Versuch, dieses Bild zurechtzurücken. Ähnlich wie die Musiksoziologin Eva Rieger hat die Autorin mit Akribie zahlreiche Quellen ausgewertet, Selbstzeugnisse Wagners und Briefe der Eheleute
Kluge Programmgestaltung und erstklassige Qualität: Das Anton-von-Webern-Fest der Wiener Festwochen erschloss einen noch immer wenig bekannten Klangkosmos.Wenn sich um den Meister des dreifachen Pianissimo kein Lärm erhebt, so mag das in Ordnung sein; die zuverlässige Hoffnung aber, daß er in hundert Jahren entdeckt, verstanden und glorifiziert werde, darf keine Ausrede dafür abgeben, daß man ihn heute vergißt." Was Theodor W. Adorno 1933 über Anton von Webern bemerkte, deckt sich mit der Intention des Webern-Fests der Wiener Festwochen, realisiert als Abschiedsfest für den
Drei selten gespielte Einakter in der Grazer Oper.Drei Einakter, drei voneinander völlig unabhängige Geschichten, verbunden zu einem abendfüllenden Zyklus: Puccinis "Il trittico" ist derzeit in Originalgestalt am Grazer Opernhaus zu sehen. Der lang gehegte Plan zu dem ungewöhnlichen Werk, dessen Realisierung sich aufgrund der Skepsis des Verlegers Giulio Ricordi lange verzögerte, fand 1918 seinen Abschluss. Der Erfolg gibt dem Komponisten recht. So verschieden die Sujets auf den ersten Blick auch sein mögen, es verbindet sie eine wirkungsvolle Dramaturgie.Erinnerungen und Träume, die
Wege der neuen Musik am Beginn des 21. Jahrhunderts.Das Neue ist die Sehnsucht nach dem Neuen." Die Tragweite dieses Satzes, den Theodor W. Adorno Ende der sechziger Jahre in seiner Ästhetischen Theorie niederschrieb, zeigt sich heute noch deutlicher als vor 30 Jahren. Im Rückblick ist die gesamte Kultur des 20. Jahrhunderts vom Gedanken umfassender Innovation geprägt. Zunehmende Spezialisierung und eine Vielzahl von Brüchen war die Folge bis hin zur emotionsgeladenen Postmoderne-Diskussion. Dass die Moderne nicht abdanken will, ist letzte Konsequenz ihrer engen Bindung an das
Zum zweiten Mal bringt das Festival "Psalm" in Graz zur Osterzeit die Weltreligionen zum Klingen.Ein mehrfacher Brückenschlag prägt das Programm des Festivals Psalm, das ab 3. April mit zehn Veranstaltungen in Graz die Osterzeit künstlerisch belebt: zuerst zum Kulturhauptstadtjahr, das die Initialzündung zu dieser Begegnung der Religionen bildete. Diese auch im vieldiskutierten "Jahr danach" fortzusetzen, steht Graz nicht schlecht an. Immerhin hat der Dalai Lama das Kala Chakra, das große buddhistische Friedensfest, in der steirischen Landeshauptstadt gefeiert.Für das Programm zeichnet
Tänzerisch und musikalisch ein Glanzstück: Strawinskys "Le sacre du printemps" in Graz.Mit seinen Balletten schrieb Igor Strawinsky Theater- und Musikgeschichte, die seit Beginn der Moderne auch eine des Skandals ist. "Le sacre du printemps" wurde im Mai 1913 in einem neuen Saal ohne Patina gespielt. "Dieser luxuriöse Saal symbolisierte im ersten Augenblick den Irrtum, der darin bestand, daß man ein kräftiges und jugendliches Werk mit einem dekadenten Publikum konfrontierte...", so Jean Cocteau über die turbulente Pariser Uraufführung. Mehr als neun Jahrzehnte später ist die Kluft
Jens Malte Fischer zeigt Gustav Mahler inmitten seiner damaligen Lebenswelt.Gustav Mahlers komplexe Persönlichkeit findet sich als Leitmotiv in zahlreichen Schriften über den Komponisten. Diese Sichtweise fortführend, hat der Theaterwissenschaftler Jens Malte Fischer seiner Biografie den Untertitel "Der fremde Vertraute" gegeben. In Fischers an die 1.000 Seiten umfassendem Opus Magnum stehen 18 chronologisch geordnete, die verschiedenen Lebensabschnitte und Wirkungsstätten ausführlich beschreibende Kapitel elf kürzeren gegenüber, die ausschließlich einzelnen Werken, den Liedern und
"Ikonen des 20. Jahrhunderts": Im Mittelpunkt des Abschlusskonzertes stand Beat Furrers Violinkonzert "Andere Stimmen", ein Auftragswerk von Graz 2003.Vielfach ist das am letzten Wochenende zu Ende gegangene Kulturhauptstadtjahr kommentiert worden, durchaus zu Recht auch kritisch ob der Vordergründigkeit vieler Ereignisse. "Graz darf alles, nur nicht unbemerkt bleiben" - Hauptsache spektakulär, Qualität und Nachhaltigkeit interessieren, falls überhaupt, erst, wenn die Besucherquoten stimmen.So berechtigt die Kritik auch sein mag, es bleiben unter den Events herausragende Programmpunkte.
Olga Neuwirth, eine der faszinierendsten Künstlerpersönlichkeiten der Gegenwart, hat ein neues Musiktheater komponiert."Lost Highway" wird am 31. Oktober beim "steirischen herbst" uraufgeführt.Als freischaffende Künstlerin einer zuversichtslosen Generation muss man sich als Mensch und Künstler jeden Tag neu hinterfragen. Was kann man aufoktroyiertem, leerem Flimmern von Bildschirmen, auf denen komplexe Gedankengänge nicht zugelassen werden, entgegensetzen? Ich bin zwar ein Kind unserer Zeit, aber zu alt für die Snowboard-Jugendkultur. Meine taumelnde Generation kommt immer zu spät,
"Parsifal" in Graz: faszinierende Musik, problematische Regie.Tosender Applaus und nicht enden wollende Begeisterung für die musikalische Darbietung von Wagners "Parsifal" bei der diesjährigen Saisoneröffnung am Grazer Opernhaus. Und das zu Recht. Bereits mit dem ersten Takt des Vorspiels zogen die Klänge die Zuhörer magisch in ihren Bann. Souverän verwirklichte das Orchester unter Maestro Philippe Jordan die Details der vielschichtigen Partitur, die von Einfachheit und Komplexität, Diatonik und Chromatik, statischen und dramatisch bewegten Zonen lebt. Dank gekonnt gestalteter
"Die Bakchantinnen" von Egon Wellesz im Rahmen des Schwerpunktes "Exilkomponisten" bei den Salzburger Festspielen.Die immense Bedeutung von Egon Wellesz für die Musik nicht nur des 20. Jahrhunderts zeigen bereits die biografischen Eckdaten: Als Sohn ungarischer Eltern wurde Wellesz 1885, im selben Jahr wie Alban Berg, in Wien geboren. 1908 dissertierte er in Musikwissenschaft an der Universität Wien bei Guido Adler über den italienischen Opernkomponisten Giuseppe Bonno, einen Zeitgenossen Glucks. Mit "Studien zum Wiener Operntheater" erwarb er 1913 die Dozentur. Durch die Entzifferung der
Der Musiktheater-Schwerpunkt beim kommenden steirischen herbst.Im steirischen herbst 03 ist dem Musiktheater ein Programmschwerpunkt gewidmet. Dabei verspricht das Festival - treu seinem avantgardistischen Anspruch - spannende Einblicke in die aktuelle Produktion, die sich in unorthodoxer Vielfalt präsentiert: vom amerikanisierend postmodernen Mix divergierender Sparten und Mittel, zwischen Ernst und Unterhaltung changierend, bis hin zu Uraufführungen neuesten Musiktheaters. Im Kulturhauptstadtjahr will man europäische Themen verhandeln. Dies äußert sich vor allem in der politisch
Großer Erfolg seiner Oper "L' pupa" bei den Salzburger Festspielen.D unkles Rauschen schwillt an bis zum Dröhnen, kulminiert im rhythmischen Wirbel hölzerner Klopfzeichen. Geheimnisvolle Vogelrufe hallen wie ein fernes Echo durch den Saal. Immer wieder bricht Natur ein in Salzburgs Kleines Festspielhaus, gleichsam als Erinnerung an den Ursprung der Klänge, der Geschichte ... Mit L'Upupa hat Hans Werner Henze ein arabisches Märchen in Musik gesetzt. Auch das Libretto stammt aus seiner Feder. Der Kern der Geschichte: drei Söhne, drei Wege, drei Tore, drei fremde Reiche und drei Schätze,
Der Vorarlberger Komponist Richard Dünser zur Uraufführung seines Werkes "The Waste Land" bei den Bregenzer Festspielen: Über Kunst, Religion und Inspiration.Die Furche: Am 28. Juli wird ein Werk Richard Dünsers bei den Bregenzer Festspielen uraufgeführt. Was bedeutet eine Uraufführung für den Komponisten?Richard Dünser: Für mich ist es eine unglaublich tolle Sache, die dritte Uraufführung eines Orchesterwerkes mit den Wiener Symphonikern zu erleben. Ich habe gewusst, für welches Orchester ich das Werk schreibe, es ist auch ein Orchester, das ich wirklich gut kenne. Das ist schon
Sylvain Cambreling und das Südwestfunk-Sinfonieorchester zelebrierten drei abendfüllende Werke Olivier Messiaens im Rahmen von Graz 2003.Naturlaute, Vogelstimmen, die Farbigkeit des Regenbogens und der Sterne - die kraftvolle Bildlichkeit der Werke Olivier Messiaens ist durch zahlreiche, äußerst heterogene Einflüsse inspiriert. Der Natur abgelauschte Klangkombinationen verbinden sich mit phantasievoll konstruierter modaler Tonalität und außereuropäisch inspirierten rhythmischen Mustern. Zentrum des Schaffens des ebenso individuellen wie einflussreichen Franzosen, der über sechs
Zur Uraufführung von Michael Radulescus Passion im Grazer Dom.Kann man nach Bach heute noch den neutestamentlichen Passionsbericht vertonen? Soll der Bericht gar nur gesprochen werden wie bei Krzysztof Penderecki? Soll man einen Gegenwartsbezug herstellen? - Die Fragen, die den in Wien lebenden Michael Radulescu während der Arbeit an seiner im Auftrag der Gesellschaft der Domchorfreunde Graz komponierten Passion bewegten, charakterisieren treffend das Spannungsfeld, in dem sich zeitgenössische Passionsmusik bewegt: Als Wiederbelebung einer der frühesten Traditionen der abendländischen
Eine Konzertreihe von Graz 2003 widmet sich ausschließlich der Musik des 20. Jahrhunderts.V ielgestaltigkeit prägte die Kunstmusik des 20. Jahrhunderts, die bis heute einer breiteren Öffentlichkeit großteils unbekannt geblieben ist. Die Konzertreihe Ikonen des 20. Jahrhunderts, kuratiert von Peter Oswald, hat sich zum Ziel gesetzt, zentrale Positionen der Moderne zu Gehör zu bringen, schmackhaft gemacht durch herausragende Interpreten und einen neuen, architektonisch reizvollen Veranstaltungsort: die Helmut List-Halle am westlichen Murufer. Ein Konzept, das angesichts des ungebrochenen
Benjamin Brittens "Peter Grimes" am Opernhaus Graz: Szenische Eintönigkeit und Leuchtkraft des Klangs.Grau in Grau die Bühne. Klippen wie Beton. Kein Stückchen Himmel in Sicht. Wäre da nicht Brittens vielgestaltige Partitur, vom Grazer Philharmonischen Orchester unter Chefdirigent Philippe Jordan subtil zum Leuchten gebracht ...Mit seiner ersten Oper, "Peter Grimes", begründete Benjamin Britten seinen Weltruhm. Das Werk zählt zu den erfolgreichsten Opern des 20. Jahrhunderts. Inspiriert von einer Ballade des Dichters George Crabbe entwarf Britten gemeinsam mit seinem Lebensgefährten,
Bestechender Steve Reich-Abend beim Musikfest "Psalm 2003" in Graz.Erfolgsrezept der styriarte war von Anfang an eine auf ein zentrales Thema ausgerichtete Programmkonzeption. Dementsprechend folgt das von Intendant Mathis Huber rund um das Osterfest konzipierte Musikfest "Psalm", Koproduktion von styriarte und Graz 2003, einer Dramaturgie, die das gesungene Gebet, den Psalm, als "gemeinsame Quelle der Musik im Judentum, im Christentum und im Islam" ins Zentrum stellt.Wie sehr sich gerade bei einer solchen Konzeption veranstalterischer Mut zum Zeitgenössischen lohnt, zeigte der Abend mit
"Ariadne auf Naxos" im Grazer Schauspielhaus.Sektempfang im Foyer, statt Haushofmeister eine Eventmanagerin (resolut verkörpert von Martina Stilp), ein Luxusgefährt als Bühnenstaffage: Fontheims erste Operninszenierung setzt auf radikale Aktualisierung, um die prekäre Situation der Kunst zwischen Markt, Rentabilität und Vision zu Beginn des 21. Jahrhunderts darzustellen. Mutet der gewitzte Gag - der steirische Autocluster ist ja vielbeschworenes Erfolgssymbol der Landespolitik - mitunter auch etwas zwanghaft an, stiehlt er dem Stück doch nicht die Show. Natürlichkeit ist dabei der
Mit einem Feuerwerk des Dunklen und Leisen beeindruckte Beat Furrers Musiktheater "Begehren" in der neu adaptierten List-Halle zur Eröffnung von Graz 2003.Nicht nur als anerkennenswertes Verdienst um die Neue Musik, sondern als fulminanter Erfolg erwies sich die Entscheidung, Beat Furrers Musiktheater "Begehren", bereits vergangenes Jahr beim steirischen herbst uraufgeführt, zur Eröffnung des Kulturhauptstadtjahres Graz 2003 nochmals, und nun szenisch zu realisieren: Wurde doch die mehrdimensionale Auffächerung dem vielschichtigen Werk in weit höherem Maße gerecht als die letztjährige
Grazer "Don Carlo" lässt viele Wünsche offen.Als Auftakt zu ihrer zweiten Saison am Grazer Opernhaus hat Intendantin Karen Stone mit "Don Carlo" eines von Verdis stärksten und originellsten Werken auf den Spielplan gesetzt. Wie die lautstarken Bravo- und Buhrufe verdeutlichten, konnte die Premiere die Erwartungen des Publikums allerdings nur teilweise erfüllen. Dominiert bei Schiller die historisch-politische Dimension, fokussiert Verdis Version des Dramas die menschlichen Leidenschaften. Die Grazer Inszenierung scheint sich mehr an Schiller zu orientieren - aufgrund der plakativen
"Enrico" von Manfred Trojahn im Opernhaus Graz.In-Frage-Stellen der Realität durch Konfrontation mit dem Wahnsinn ist seit dem 19. Jahrhundert ein zentrales Thema der Kunst. In seiner dramatischen Komödie "Enrico" nach Luigi Pirandellos "Heinrich IV." setzt sich der 1949 geborene Manfred Trojahn mit dieser Thematik auseinander: Durch einen Sturz vom Pferd bei einem Maskenzug hat der Titelheld sein Gedächtnis verloren und ist in eine historische Scheinwelt geflohen. Diese erhält er auch aufrecht, als nach zwölf Jahren sein Gedächtnis zurückkehrt. Mithilfe von zwei Bildern, die ihn selbst
Zweimal Graz: Josef Haslingers "Vaterspiel" und Georg Friedrich Händels "Semele".In Zeiten boomenden Crossovers gehört es für ein Theater heute beinahe schon zum guten Ton, mitunter auch einen Roman zu inszenieren. Dass dem Grazer Schauspielhaus dieses per se nicht unproblematische Unterfangen mit der szenischen Uraufführung von Josef Haslingers Bestseller "Das Vaterspiel" theatertechnisch misslungen wäre, kann nicht behauptet werden.In der Regie von Deborah Epstein und Marcus Mislin, von dem auch die Theaterfassung des Textes stammt, bot man mit funktionell versenk- und drehbarem
Terence McNallys "Meisterklasse" am Grazer Schauspielhaus.In den Jahren 1971/72 gab Maria Callas Gesangsunterricht an der Juilliard School of Music in New York. "Master Class" (1995) des amerikanischen Erfolgsautors Terrence McNally greift dies auf, um dem Geheimnis des Erfolgs der großen Sängerin in dramatischer Form nachzuspüren. Besonderer Clou des Stückes: Nicht nur den angehenden Opernstars, auch dem Publikum werden Lektionen erteilt. So moniert la Divina gleich zu Beginn des Abends, dass Kunst eine ernste Sache ist und vor allem harte Arbeit bedeutet: Konzentration, Devotion und
"Im weißen Rößl" am Grazer Schauspielhaus.Wider Erwarten weniger radikal rebellisch als amüsant komisch erwies sich Kurt Palms Inszenierung von Ralph Benatzkys Erfolgsstück von 1930 "Im weißen Rößl" bei der Premiere am Grazer Schauspielhaus. Palms Neufassung des Stückes vermischt in aktualisierender Gleichzeitigkeit Anspielungen an die politische Realität der Entstehungszeit mit karikierenden Gegenwartsbezügen. So geistert der Kunstmaler Adolfus Schicklgruber alias Adolf Hitler als Dorftrottel in braunen Lederhosen, bravourös verkörpert von Franz Solar, permanent durch die Szene,
Bemerkenswertes auf Grazer Bühnen: "Lulu" im Schauspielhaus, "Eugen Onegin" im Opernhaus.Statt noblem Theatersamt das obszöne Flair eines Pariser Nachtclubs: Live-Musik, schummriges Licht, leicht gekleidete Damen. Während auf der Bühne en miniature der Eiffelturm glitzert, werden Gänge, Logen und Parterre zum Schauplatz rasanter Aktion. Matthias Fontheims Inszenierung von Frank Wedekinds "Lulu" am Grazer Schauspielhaus sprengt jedoch nicht nur die Grenzen zwischen Bühne, Vor- und Zuschauerraum. Dem Publikum wird in vielerlei Hinsicht einiges zugemutet: Slapstick, Groteske, exzessive