Von der konstruktiven Aggression zur destruktiven Gewalt ist es oft nur ein kleiner Schritt Die Wissenschaft hat ihn vermessen - und wüßte, wie der Gewalt vorzubeugen wäre.Aggression als solche ist nicht negativ zu bewerten. Doch welches Aggressionsmaß kann in Hinblick auf die Beziehungsfähigkeit und Selbstbejahung als gesund, als normal eingestuft werden? Der Kriminologe Jens Weidner bietet dazu eine Formel der Verhältnismäßigkeit: "Der Richtwert lautet, 80 Prozent der Persönlichkeit sollten einfühlsam, teamorientiert und solidarisch sein. Die restlichen 20 Prozent sollten aus
Körper und Seele entwickeln Mechanismen, um sich vor gewaltätigen Übergriffen zu schützen. Die Folgen für die Opfer sind vielfältig, können tief sitzen und lange anhalten. Eine Therapie kann Lösungen anbieten.Joachim Bauer ist Hirnforscher, Arzt, Psychotherapeut und Hochschullehrer am Uniklinikum Freiburg im Breisgau. Im Interview mit der FURCHE spricht er über die Konstellationen von möglicher Abhängigkeit, die sich zwischen Täter und Opfer entwickeln können und von Schutzmechanismen seitens der Opfer. Er geht zudem der Frage nach, welche Auswirkungen die Erfahrung von Gewalt auf
Aggressives Verhalten ist verpönt, doch Aggressionen sind eine Triebfeder des Menschen. Im Umgang mit ihnen geht es wengier um das Prinzip als um die angemessene Dosierung."Die Aggression ist das Pendant der Depression“, so Dr. Edmond Richter, deutscher Gestalttherapeut, Seminarleiter und Managementtrainer. Keine Frage, dieses zweifelsfrei gewagte Argument ist durchaus diskussionswürdig. In seiner Kernaussage untermauert es jedoch auf nachdrückliche Weise den positiven, förderlichen Aspekt von, in diesem Kontext wesentlich, "kontrollierter“ Aggression. Denn anders als es allgemeine