Anekdoten und Geschichtchen, Liebeleien und Affären, Träume und Sehnsüchte einer Madrider Hinterhof-Gesellschaft: Zum Spanien-Schwerpunkt zeigen die Wiener Festwochen „Zarzuela!"- Spaniens Operette, zurechtgemacht und aufgeputzt als Arbeitersaga. Musikalische Anleihen holten Alita Baldi und Jean-Claude Carriere für ihre Revue bei den großen Zarzuela-Komponisten Gimenez, Breton, Serrano. Und Regisseur Alain Maratrat zwängte menschliche Leidenschaften, Freuden und Sehnsüchte in die schwüle Atmosphäre des „Patio", des Innenhofs und Zentrums spanischen Familienlebens. Aber
Ko waljoff, der Kollegienassessor, hat Pech: Er verliert seine Nase! Was sich bei Nikolai Gogol als brisante Satire mausert, kratzt in Dimitri Schostako-witschs 1930 uraufgeführter Oper „Die Nase" heute kaum noch an bürokratischen Verkrustungen. Auch dann nicht, wenn ein Russe aus der umbruchgeschüttelten GUS das Werk inszeniert: Vadim Milkov, Leiter der Musikkomödie in St. Petersburg, stellt Schostakowitschs rhythmisch wuchtiger, prall-aggressiver Musik eine eher blasse Abfolge von Bildern gegenüber, denen der Biß fehlt. Und Frank Philipp Schlößmanns altmodische Bühnenbilder
Fast ein halbes Jahr lang hat Elena Tschemischova, Wiens neue Ballettchefin, für Ludwig Minkus' „Don Quixote", die einzige Staatsopernballett-Premiere der Saison, geprobt. Robert E. Luther erarbeitete dafür eine neue musikalische Fassung: Sie klingt dick und pappig. Der russisch-amerikanische Maler Paul Strizhov malte die Bühnenbilder und Zwischenvorhänge: Ein geschmackloserStilpantsch zwischen Picasso, Zadkine, Lipchitz und Leger, der von Ray Recht auf die Bühne übertragen wurde. Eduard Er-likh entwarf dazu die Kostüme, die weder zu den Bühnenbildern noch zu-einanderpassen.
Von Zar Boris, wie wir ihn an der Wiener Staatsoper bisher kannten, muß man Abschied nehmen. Claudio Abbado brachte - als einzige Premiere der Saison und zum Gedenken an den weltberühmten russischen Filmregisseur Andrej Tarkowskij - dessen Londoner „Boris"-Inszenierung nach Wien. Und gemeinsam mit Stephen Lawless, Tarkowskijs früherem Assistenten, dem Ausstatter Nicolas Dvi-goubsky und dem Lichtdesigner Robert Bryan rekonstruierte er diese acht Jahre alte Produktion, die Rims-ki-Korsakows Historiendrama „Boris" eine gründliche Absage erteilt.Tarkowskij geht aufs Ganze: Er
Wieder einmal haben die Salzburger Festspiele ein Erbe der Osterfestspiele angetreten: „Le nozze die Figaro" ist wohl der Schwachpunkt im heurigen Reigen der Mozartopern. Hat doch Regisseur Michael Hampe Da Pontes Spiel um Liebe und Verführung weder mehr komödiantischen Witz noch sozialkritischen Biß gegeben.In John Gunters Pseudo-Rokoko-Bühnenbild mit aufgerissenen Wandteilen (Kostüme: Carlo Diappi) arrangiert er humor- und bedeutungslos die Protagonisten. Beaumarchais' kunstvolle Figuren, der frauenhaschende Graf Almaviva und seine schmachtende, unglückliche Rosina, das
Die einzige Opernpremiere der Salzburger Festspiele, Mozarts „Zauberflöte" im Großen Festspielhaus, brachte das Salzburger Comeback SirGeorg Soltis als Operndirigent des Festivals. Solti ist nun der Doyen unter den Salzburger Dirigenten und beschert Mozart im alte Stil. Solti liebt breite Tempi, voluminöses Fließen der Musik und schöne Klänge. Dabei werden Mozarts und Schikaneders sprudelnde Ideenvielfalt, die Kontraste zwischen Altwiener Zauberspiel und der hehren Welt der Erleuchteten des Sarastro-Reichs eingeebnet und ein Gutteil der Spannung geht verloren.Unterschiedliche
Der neue Intendant des Opernfestivals der Arena von Verona, Maurizio Pulica, hat es geschafft: Nach Jahren tristen Lavierens feiert die Arena Publikumstriumphe. Mit Verdis „Rigoletto" in der Inszenierung des Avantgardekomponisten Sylvano Bussotti (Dirigent Ricco Saccani) und Verdis „Nabucco" (Regie Gianfran-co De Bosio, Dirigent Daniel Oren) beschert die Arena zwei Inszenierungen von üppiger Pracht: „Rigoletto" als romantisches Schauermärchen rund um den herzoglichen Wüstling, „Nabucco" als pompöses Schauvergnügen in bengalischem Licht; Machtspiele rund um
Ein trister Beitrag zum Wiener Mozart-Fest ist diese „Entführung aus dem Serail". Während im Theater an der Wien „Figaros Hochzeit" als intelligente Liebesintrige abschnurrt, machen sich in der Staatsoper Ursel und Karl-Emst Herrmann mit trok-ken-deutschem Regietheater breit. Diese „Entführung" wirkt schwerfälliger und weniger heiter denn je, laute Gags und verquere Psycho-Spielerei-en wurden wieder aufpoliert. Und Hilmar Thates unerotischer, narzißtisch schmachtender Bassa Selim sorgt wieder mit Endlosmonologen für fatale Längen.Dirigent Fischer bemüht sich
Was Wien zu Beginn unseres Jahrhunderts versäumte, als die Hofoper Franz Schrekers Oper ,;Der ferne Klang" zwar annahm, aber dann doch nicht aufführte, holt jetzt der scheidende Staatsopernchef Claus Helmut Drese nach: Ein Rückblick zu den Anfängen der „modernen" Psycho-Oper mit neunzigjähriger Verspätung. Schre-ker zwischen Wagners „Tristan"-Liebestod und Bergs „Wozzeck" und „Lulu".Freilich, was einst einen Schock auslöste, klingt heute wohlvertraut. Und erntete jetzt spektakulären Erfolg. Regisseur Jürgen Flimm, dem Ausstatterehepaar Rolf und
(Wiener Kammeroper; „Rigolet-to" von Giuseppe Verdi) Sensationell war der „Don Giovanni", den der junge Engländer John Lloyd-Davies inszenierte, nun legt er Hand an „Rigoletto". Doch der blieb eine blaße Verdi-Aktualisierung ohne Schlüssigkeit. Ein geschniegelter Herzog, Autoverkäufer und Besitzer eines Unterweltschuppens, und sein Strizzi-Gefolge sorgen für Aufregung bei Vätern und Töchtern.Die Bühne, schwarze Spiegelwände mit raffinierten Rotlichteffekten und einer leuchtenden Hand als Symbol für den Fluch, der über Rigoletto und seiner Familie lastet,
(Staatsoper, Wien; „La Clemenza di Tito” von Wolf gang Amadeus Mozart) Staatsoperndirektor Claus Helmut Drese komplettiert das Mozart-Repertoire und legte gemeinsam mit seinem Lieblingsbühnenbildner Hans Schavernoch und Kostümausstatterin Lore Haas Hand an „Titus”. Ein Team im Zwiespalt. Mißtrauten die drei doch offenbar dem kaiserlich-römischen Historiendrama von Metastasio und Mazzola, das von Mozart zur Krönung Leopold II. komponiert wurde. Drese wendet bei seiner Regie einen Trick an: Was mit Leopolds Krönung auf einer gigantischen roten Prunktreppenanlage beginnt, wird Szene
(Staatsoper, Wien; „Arabella” von Richard Strauss) An die dreißig Jahre alt ist dieses Inszenierungs-Wrack, bei dem alle Wiederbelebungsversuche vergebliche Liebesmüh' bedeuten. In der verstaubten Pappendeckel-Szenerie eine attraktive Besetzung - und vor allem Felicity Lott als Arabella - debütieren zu lassen, grenzt an Zumutung. Dennoch, Felicity Lott gefiel durch perfekte Phrasierung, warmes Timbre, noble Gesangskultur. Patricia Wise ist eine temperamentvolle, liebenswerte Zdenka, John Broechelers Mandryka und Paul Freys Matteo ließen ihr Temperament vermissen. Auch wenn sich
(Staatsoper, Wien; „Manon” von Jules Massenet) Sternstunden dieser Art ereignen sich allzu selten. Mit Leontina Vaduva, rumänische Debütantin in Jean-Pierre Ponnel-les feinsinniger Massenet-Inszenierung, wurde ein Star geboren. Ihr geschmeidiger, wohlklingender Sopran ist hochdramatischer Ausbrüche wie verhaltener Lyrik fähig, gefällt durch samtige Mittellage und strahlende Höhe. Eine ideale Besetzung für dieses zerbrechliche Geschöpf zwischen kindlicher Naivität, hemmungsloser Koketterie und tragisch Liebender. Denes Gyulas war ein nobler Des Grieux, Kurt Rydl ein imponierender
(Staatsoper Wien; „Lucio Silla" von Wolfgang Amadeus Mozart) Jean-Pierre Ponnelles für Zürich entstandene „Lucio Silla"-Insze-nierung, 1981 ein Erfolg von Graden, wurde für Wien von Grischa Asagaroff und Ponnelles Mitarbeiter und Kostümbildner Pet Halmen rekonstruiert. Das noble Konzept wirkt freilich ein wenig angestaubt: Ponnelles römische Palast- und Ruinenveduten sind ein wenig vergilbt, seine behutsame Zeichnung der Charaktere und seine Führung der Personen ist gleichsam eingefroren. Die Produktionist ohne szenische Pointen.Arnold Oestman steht erstmals am Pult der
(Staatsoper, Wien; „Samson und Dalila" von Camille Saint-Saens) Als dramatischer „Reißer" hat sich Saint-Saens' in Wien zuletzt in der Zwischenkriegszeit gespielter „Samson" nie erwiesen. Ein Drei-einhalbstundenkoloß voll kühl schimmernder, irisierender Regenbogenmusik, die nur durch ein exklusives Staraufgebot zur Attraktion wird. Diese Aufgabe erfüllen Agnes Baltsa und Placido Domingo in den Titelpartien mit Bravour: Sie als Mädchen, dem die Rache am politischen Gegner eine perfide Lust ist; die Baltsa spielt und singt Dalila katzenhaft verführerisch, genau im
(Staatsoper, Wien; „Macbeth" von Giuseppe Verdi) Im Orchestergraben stand Placido Domingo, Star der kommenden „Samson und Dalila"-Premiere, am Dirigentenpult, und bescherte ein Luxusspektakel. Domingo hat an der Arbeit mit Sängerkollegen und Orchester Spaß und ist weit besser als mancher Dirigentenimport aus Italien. Wohl hat Verdis zündender Melodienreigen da und dort scharfe Kanten, wohl fehlt mitunter dramatisch zugespitzte Atmosphäre. Aber Domingo beweist Geschmack: Beinahe liebevoll begleitet er die Sänger und bemüht sich, das Drama um Machtgier und Mordlust des
(Staatsoper, Wien; "La Boheme" von Giacomo Puccini) Ein letztes Puccini-Fest mit Ileana Cotrubas, der gefeierten rumänischen Sopra-nistin, die an allen großen Opern-häusern und bei den großen Festi-vals wie Salzburg Jahrzehnte lang Triumphe gefeiert hat. Als Mimi in "La Boheme" verabschiedete sie sich vom Wiener Publikum, zu dessen Lieblingen sie seit mehr als fünfundzwanzig Jahren zählte.Wiens Opernpublikum hat sie als Violetta, Gilda und Amelia in "Simon Boccanegra", als Mimi, "Figaro"-Susanna, Pamina und "Giovanni"-Zerline, als Nedda im " Baj azzo ", Charlotte in "Werther", Tatjana in
(Wiener Kammeroper; "DonPas-quale" von Gaetano Donizetti) Sie war einst selbst eine berühmte Norina und feierte in Wien, London, an der "Met" und bei den Salzburger Festspielen Triumphe. Nun inszeniert Grazielle Sciutti vor allem. Ihren Wien-Einstand zelebrierte sie in der Kammeroper mit " Don Pasquale". Leider ist ihr nicht mehr als ein anspruchsloses Intermezzo in dem sonst so attraktiven Reigen der Kammeroper-Produktionen geglückt. Sie macht die Dreiecksgeschichte um die lustige Witwe Norina, ihren Liebhaber Ernesto, den alten Schwerenöter Pasquale und den gerissenen Mala-testa zum
(Salzburger Festspiele, Kleines Festspielhaus; „Cosi fan tutte" von W. A. Mozart) Nun hat man die Produktion Michael Hampes wie- der hervorgeholt und völlig erneu- ert. Wieder begeistern Hampes kapriziöse Tändeleien und die lu- xuriös-verspielten Bühnenbilder Mauro Paganos. Allerdings ver- deckt die kapriziös tändelnde In- szenierung das grausame Spiel geplanten Partnertausches um der männlichen Eitelkeit willen. Ric- cardo Muti, einer der brillantesten Mozart-Dirigenten, zeigt sich mit den Wiener Philharmonikern als bestechender Analytiker, der in Mozarts Musik zugleich Charakter,
(Staatsoper, Wien; „Die Italiene- rin in Algier“ von Gioacchino Ros- sini; „Luisa Miller“ von Giuseppe Verdi) Die Staatsoper trainiert Repertoireauffrischung: So wurden nun die „ Italienerin in Algier“ unter Ion Marin und „Luisa Miller“ unter Pinchas Steinberg neu geprobt. Jean-Pierre Ponnelles detailreiche, verspielte Rossini-Regieköstlich- keit funkelt wieder und Sänger wie Agnes Baltsa, Frank Lopardo, Simone Alaimo und der Erzkomö- diant Enzo Dara betören das Publi- kum mit Stimmkultur und Spiel- laune.Verdis „Luisa Miller“ in der Regieüberarbeitung Elmar Otten-
(Staatsoper, Wien; „Die Meister- singer von Nürnberg“ von Richard Wagner) Im Besetzungskarussell internationaler Opernhäuser wer- den die Wagner-Sänger immer ra- rer. Das zeigt die Wiederaufnahme der „Meistersinger“-Aufführungin der Staatsoper, in der letztlich nicht nur Junker Stolzing einiges „ver- sungen und vertan“ hat. Die Mei- ster fallen nicht vom Himmel. Nach der Absage von William Johns wurde in Josef Hopferwieser ein neuer Stolzing gefunden, der viele Wünsche offen ließ, auch wenn er sich tapfer durch die Partie kämpf- te. Seine Eva Helen Donath pro- duziert zwar
(Staatsoper, Wien; „Boris Godu-now“ von Modest Mussorgski) Nach ihrer Japan-Tournee bescherte die Staatsoper einen „Boris Godunow“, bei dem im längst verstaubten Postkarten-Moskau von Günter Schnei-der-Siemssen auch von der Inszenierung Otto Schenks nur noch Relikte vorhanden sind. Der dramatische Lebenslauf des gewalttätigen Zaren Boris, der im Wahn endet, und der Aufstieg des falschen Prinzen Dimitri gerieten so zur spannungsarmen, langatmigen Historie.Auch Woldemar Nelsson, der Rußland-Spezialist am Pult, kam kaum über eine Grau-in-Grau-Zeichnung der Partitur hinaus. Und das
(Wiener Konzerthaus; Festival „Wien modern“) Von Wiens Generalmusikdirektor Claudio Abbado „erfunden“ und betreut, präsentiert das Festival „Wien modern“ in diesem Jahr Werke von Sofia Gu-baidulina (UdSSR), Bruno Maderna (Italien), Friedrich Cerha (Österreich) und Karlheinz Stockhausen (BRD). Der ers'te Höhepunkt des Avantgarde-Spektakels war die Aufführung von Friedrich Cerhas „Spiegel I-VII“ mit dem ORF-Symphonieorchester. Zum letzten Mal dirigierte Cerha sein effektvolles Klangmonument, das in den Jahren 1960/61 entstanden ist. Das achtzig Minuten dauernde Werk besticht
(Wiener Staatsoper; „Salome“ von Richard Strauss) Vor dem großen Japangastspiel (mit „Wozzeck“, „Viaggo a Reims“, „Parsifal“ und„Zaüberflöte“) startete die Wiener Staatsoper eine Aufführungsserie von „Salome“ in der etwas blaß gewordenen Inszenierung von'Bo-leslaw Barlog und im prachtvollen Bühnenbild von Jürgen Rose. Klangzauberer wie Karl Böhm und Zubin Mehta hatten mit Strauss' schillernder Opernschöpfung in Wien für unvergeßliche Abende gesorgt. Nun steht Leif Segerstam am Pult und kommt an diese Vorbilder nicht heran. Er inszeniert ein dröhnendes,
(Staatsoper, „Don Carlo“ von Giuseppe Verdi) Die Weltelite der Verdi-Sänger war angetreten, um unter Claudio Abbado den „Don Carlo“ zu singen. Und Mirella Freni (Elisabeth), Agnes Baltsa (Eboli), Ruggero Raimondi (Philipp IL), Luis Lima (Don Carlos), Renato Bruson (Posa) und Anatolij Kotscherga (Großinquisitor) feierten in der fünf aktigen Fassung von 1886 mit dem selten gespielten Fontaine-bleau-Akt ihren Belcanto-Triumph. Die Wiener Philharmoniker lasen Abbado jeden Wunsch von den Augen ab: Eine Wiedergabe voll Feuer, Innigkeit, Melancholie und Schmerz, in der Abbado bald in
(Staatsoper, „Chowanschtschina“ von Modest Mussorgski) Eigentlich verdankten Wiens Opernfreunde und die vielen ausländischen Gäste diese Wiederaufnahme einer Plattenproduktion: „Chowanschtschi-na“, die international gerühmte Paradeproduktion der Staatsoper, wurde von Claudio Abbado für eine Gesamtaufnahme zum Teil neu besetzt. Und erneut bestätigte Alfred Kirchners Regiekonzept in Erich Wonders Bühnenbildern seine dramatische Wirkungskraft.Abbado steht ein Ensemble prachtvoller Stimmen zur Verfügung, Sänger, die nicht nur Partien souverän singen, sondern ein homogenes Ensemble
(Staatsoper, „Elektro“, „Lucia di Lammermoor“, „Fidelio“) Glanzvoller könnte man sich diesen Saisonstart in der Wiener Staatsoper kaum wünschen. Claudio Abbado dirigierte Richard Strauß' „Elektra“, die er bei den Salzburger Festspielen mit triumphalem Erfolg gezeigt hatte. Mit einem Unterschied: Hatte dort die Amerikanerin Cheryl Studer die Partie der Chrysothemis neben „Elektra“ Eva Marten und „Kly-tämnestra“ Brigitte Faßbaender gesungen, so war in Wien die junge Wienerin Gabriele Lechner zu hören, ein jugendlich frisch leuchtender Sopran von erstaunlicher Kraft,
(Salzburger Festspiele, Konzerte) Halbzeit bei den Konzerten der Salzburger Festspiele, deren Konzept heuer etwas beiläufig wirkt. Als hätte man sich mit der Devise „Große Namen, große Werke“ begnügt. Zum imponierendsten des Konzertangebots zählt Claudio Abbados Aufführung von zwölf Liedern aus „Des Knaben Wunderhorn“ von Gustav Mahler, denen der schwarze Mezzo Jessey Norman und der Bariton Thomas Hampson romantischen Stimmungszauber mit reichen elegischen Zwischentönen geben. Mit einem merkwürdigen Mozart-Allerweltsprogramm begnügte sich James Levine bei seinem TV-Konzert
(Salzburger Festspiele; Felsenreitschule: „Monumentum“ von Friedrich Cerha) Cerha ist das Aushängeschild der Avantgarde Österreichs. Wenn er jemandem ein Werk widmet, ist das etwas Besonders: Friedrich Cerha komponierte sein Stück „Monumentum“ zum 65. Geburtstag des Bildhauers Karl Prantl und Michael Gielen, ORF-Orchester und -Chor und Schönberg-Chor betreuten die Uraufführung bei den Salzburger Festspielen neben der Aufführung von Schönbergs Oratorium “Die Jakobsleiter“ und Francis Burts Liederzyklus “Unter der blanken Hacke des Mondes“.Das „Ständchen“ Cerhas ist
(Salzburger Festspiele, „Tosca“ von Giacomo Puccini) Nicht gerade ein Prunkstück aus dem künstlerischen Erbe Herbert von Karajans, erlebte „Tosca“ nun seine Wieder^ aufnähme unter Georges Pretre. Er bereitet mit den Wiener Philharmonikern ein keineswegs packendes Opernereignis auf: Puccinis ideenreiche, hochdramatische Miv; >: spräche geht bei seiner Liebe zu breitem Zelebrieren der Musik und plötzlichen Knallentladungen unter. Spannungslosigkeit ist die Folge. Der Reiz des „Opemfaimis“ mit seinen kunstvollen Steigerungen bleibt auf der Strecke.Auch szenisch ist die
(Salzburger Festspiele: „Unballo in maschera“ von Giuseppe Verdi). Karajans Vermächtnis an die Festspiele 1989 wurde zwar zum Publikumstriumph für den Einspringer, Sir Georg Solti, ein glanzvolles Ereignis war die Premiere dennoch nicht. Zu sehr verrannte sich der britische Filmregisseur John Schlesinger in seine Vision eines operet-tenhaften Inszenierungsrummels.Bühnenbildner William Dudley nützte die große Festspielbühne bis zum Rand: Erzeigt eine prachtstrotzende Barockbibliothek König Gustafs HL von Schweden, düstere Ruinen, in denen die Magierin Ulri-ca haust, ein verschneites
(Schönbrunner Schloßtheater; „Die Hochzeit des Figaro“ und „Die Entführung aus dem Serail“ von W. A. Mozart) Sommertheater soll unterhalten, keine Frage. Manche Regisseure halten diesen Umstand allerdings für einen Freibrief, selbst die Meisteropem Mozarts mit sinnlosen Regiekinkerlitzchen so aufzuputzen und umzukrempeln, daß Mozart in Spaß und Klamauk beinahe untergeht.Die WienerKammeroper-Produk-tionen des „Figaro“ von Bruno Bergerund der „Entführung“ vonLoujs Gentile liefern dafür Paradebeispiele. Bevorzugt der eine grelle Persiflage, lauten Klamauk und handfeste
(Arena von Verona; „Nabucco“ von Giuseppe Verdi) Wolkenbrüche und Landregen ohne Ende beeinträchtigten das Eröffnimgsspekta-kel in der Arena von Verona. Immerhin war Vittorio Rossis „Nabuc-co“-Konzept sehr wohl zu erkennen, er setzt auf lauten Goldglanz \md üppigste Pracht. In den „hängenden Gärten der Semiramis“ zeigt Nabucco mit seiner goldglänzenden Soldateska die Machtspiele eines Märchenkönigs, die Sklaventochter Abigail spiimt im kobaltblauen Kachelbad ihre Intrigen.Ein wenig enttäuschend sind die pompösen Auftritte und großen Opemgestenohne Denkanstöße \md
(Wiener Festwochen, Messepalast; "Bremer Freiheit" von Adriana Hölszky) Das "Singwerk auf ein Frauenleben" erzählt die wahre Geschichte der 1828 in Bremen hingerichteten Geesche Gottfried, der Rainer Werner Fassbinder 1971 einen szenischen Epitaph widmete. Nevm Giftmorde, teils aus Rache am männlichen Geschlecht inszeniert, teils, um die lästige Verwandtschaft aus dem Weg zu räumen, bilden den Inhalt des Werkes, mit dem die Stuttgarter Oper bei den Wiener Festwochen gastierte.Adriana Hölszky, Schülerin des Komponisten Milko Kelemen, schrieb eine effektvolle Musik für Streicher,
(Staatsoper, „La Forza del Destino“ von Giuseppe Verdi) Giancarlo del Monaco inszenierte diese nicht gerade populärste Oper Verdis in der kritisch strengen Fassung von 1889 fast ohne Striche. Die brüchige Dramaturgie wird in ihr noch deutlicher spürbar, die ausladenden Kriegsszenen sind unerträglich lang. Er arbeitet dabei ohne großen Aufwand, kultiviert, sehr konservativ, „leicht angestaubt“. Die grau-schwarz marmorierten Wände von Josef Svobodas Büh- nenbüd ergeben dafür ein eher trostloses Ambiente.Del Monaco legt sein Hauptaugenmerk auf die schicksalhafte Verknüpfung der
(Volksoper, Wien; „Die Zauberflöte“ von W. A. Mozart) Jerome Savary, der Zaubertheaterkünstler und Showmagier, produzierte nun seinen Bregenzer Hit in der Volksoper. Die Materialschlacht, die er gemeinsam mit seinem Ausstatter Michel Lebois inszenierte, ist nicht recht gelungen: zu laut, zu grell und zu drastisch wirken viele Gags, zu häßlich manche Ausstattungseinfälle. Auch Revuegirls und herzige Löwchen, die bei Umbauten Pausenfüller spielen, können Ratlosigkeiten nicht kaschieren.Konrad Leitner am Pult sorgt für temperamentvolle Szenen, wobei allerdings das ruhige Musizieren,
(Staatsoper, Wien; „Der Besuch der alten Dame“ von Gottfried von Einem) Mit viel Fingerspitzengefühl und Geschmack wurde die 18 Jahre alte Inszenierung von Einems vierter Oper neu einstudiert. Die Mühen der Auffrischungsarbeiten haben sich gelohnt. Dirigent Alfred Walter, der schon 1977 die Wiederaufnahme betreute, versteht es, die bitterböse Satire über die erkaufte Gerechtigkeit packend und wirkungsvoll aufzubereiten.Walter inszeniert in erster Linie Einems effektvolle Musik: Wie drohendes Wetterleuchten taucht das Stampfen der Eisenbahnzüge im ersten Akt auf, wird der
(Volksoper, Wien; „Don Giovanni“ von W. A. Mozart) Auch der zweite Premierenabend im Mozart-Zyklus des Regisseurs und Bühnenbildners Marco Ar-turo Marelli und des Dirigenten Bruno Weil zeigt jugendliche Frische und Originalität und den Mut zu Unkonventionellem. Marelli setzt auf einen sehr jungen Giovanni, den Dänen Boje Skov-hus, der alle Eigenschaften mitbringt, den gewissenlosen, smarten Verführer glaubhaft zu machen: Eine kraftvolle, schöne Baritonstimme, blendendes Aussehen und die Dreistigkeit des Weiberhelden.Rund um ihn gruppierte Marelli junge Sänger, die zwar nicht immer
(Kammeroper, Wien; „Don Giovanni“ von Wolfgang Amadeus Mozart) Hausherr Hans Gabor setzt seinen Mozart-Zyklus nach „Cosi“ mit einer spektakulären Inszenierung und Ausstattung des jungen Briten John Lloyd-Davis fort. Mozarts Frauenheld stirbt durch das rachsüchtige Damentrio Donna Anna, Donna Elvira und Zerlina. Der Komtur bleibt Handlanger beim nächtlichen Ritualmord. Lloyd-Davis spart nicht mit Gags: Da Pontes Welttheater findet auf einer dreieckigen Mini-Plattform mit Säulenstumpf in einer silbernen Grotte statt. Die geschickte Verknüpfung der Gestalten scheitert an der
(Mozart-Fest, Wiener Konzerthaus) Mozart als strahlenderFixstern der Musik des 18. Jahrhunderts, und daneben all die Meister, von denen er gelernt hat oder die in seinem Bann standen: Das ist das anspruchsvolle Thema des diesjährigen Mozart-Fests des Wiener Konzerthauses. Spektakuläre Ereignisse zum Auftakt: Charles Mackerras führte mit dem exklusiven Solistengespann Ann Murray, Sona Ghazarian, Kathleen Kuhlmann und Adelina Scarabelli und dem ORF-Symphonieorchester Johann Christian Bachs „Adriano in Siria“ auf, eine Oper um Partherkriege und Liebesaffären Kaiser Hadrians; und Charles
(Volksoper, „Mignon“ von Am-broise Thomas) Volksoperndirektor Eberhard Waechter hat es sich mit dieser Premiere leichtgemacht. Man nehme Toni Busingers einst sehr geschmackvolle Bühnenbilder, löse daraus ein Bild heraus, verfremde es mit schwarzem Efeu und spiele darin modernes Regietheater. Praktikabel nennt Waechter diese Lösung. Und zeigte einst Spiros Evangelatos eine kultivierte Produktion, so modelt nun Regisseur Robert Herzl das Werk zu einer Traumgeschichte um, in der Wilhelm Meister die rührende Geschichte seiner Affäre mit Mi-,gnon lediglich nachliest.Ernst Märzendorfer
(Arena von Verona, „La Gio-conda“ von Amilcare Ponchielli) Venedig im Monte-Carlo-Kitsch-barock, das ist der erste Eindruck Von Jean-Claude Auvreys Neuinszenierung der Ponchielli-Historienoper. Denn Auvrey, seine Ausstatter Mario Carbuglia und Jakob Jost und der Choreograph Mario Bistoni verwechselten die Kunst- und Theatergeschichte Europas offenbar mit einem Selbstbedienungsladen.Der Markusdom erinnert an eine bayrische Wallfahrtskirche des Barock, der Palazzo Ca' d'Oro an ein Gartenschlößchen des Prinzen Eugen...Christian Badea, Italiens junge Dirigentenhoffnung, kommt in der Arena
(Messepalast; „Klangtheater“ von Thomas Pernes) Weiße Objekte, Kugeln, Quader, eine Bank, ein Tisch mit einem Federarrangement füllen die Bühne. Dazwischen spaziert ein altes Ehepaar, ein Zeitungsjunge sprüht Graffiti, ein Tänzer und eine schwarze Dame wandeln durch die Traumszene. In dieser Auftragskomposition der Wiener Festwochen versuchen Thomas Pernes, die Librettistin Friederike May-röcker und der Papierkünstler, Maler und Objektemacher Tone Fink, die Bühne in einen Skulpturengarten der Träume, Sehnsüchte und Ängste zu verwandeln, in dem sich die Phantasie des Zuschauers
(Wiener Konzerthaus; „Le Grand Macabre“ von György Li-geti) Die bizarr-phantastische Oper „Le Grand Macabre“, die György Ligeti nach Michel de Ghelderodes Groteske komponierte, kam nun endlich nach Wien, freilich nur in einer konzertanten Aufführung. Anläßlich der Eröffnung des Konzerthaus-Fests „Österreich heute“ wurde sie vom Dirigenten Elgar Ho-warth, von Dieter Weller in der fulminanten Partie des Sensenmannes und von einer Reihe solider Gesangsolisten sowie dem ORF-Symphonieorchester und -Chor auch hohen Qualitätsansprüchen entsprechend aufbereitet.„Le Grand
(Volksoper, Wien; „Die Regimentstochter“ von Gaetano Do-nizetti) Der neue Volksoperndirektor Eberhard Waechter eröffnete seine Direktionszeit mit einem Remake von Donizettis „Regimentstochter“, Robert Herzl übertünchte dick und pappig die 15 Jahre alte, für New York konzipierte, dann von Wien übernommene Inszenierung Natha-niel Merrills, Humor und Witz fehlen.Die junge Griechin Jenny Dri-vala in der Titelpartie hat mit ihren leuchtenden Sopranspitzentönen genug Durchschlagskraft, um den lauten, undifferenzierten Wogen aus dem Orchestergraben Paroli zu bieten, obwohl ihre
(Salzburger Festspiele; Gastspiel des Harlem Dance Theatre) Arthur Mitchells 1969 gegründetes Dance Theatre of Harlem gastierte erstmals bei den Salzburger Festspielen. Es ist ein farbiges Ensemble, jugendlich frisch und wohltrainiert. Neben einem modernen Galaprogramm — interessantester Choreograph John Taras — präsentierten die Harle-mer im Kleinen Festspielhaus Georges Balanchines „Allegro brillante” (nach P. I. Tschai-kowsky), eine funkelnde, aber merkwürdig kühle Bewegungsstudie, und Adolphe Adams „Gi-selle”, die in einer Neufassung der Petersburger Choreographie von
(Salzburger Festspiele; „Fürst von Salzburg - Wolf Dietrich” von Gerhard Wimberger) Was der Komponist Gerhard Wimberger mit Regisseur Wolfgarig Glück und Bühnenbildner Imre Vincze da zum Wolf-Dietrich-Jahr auf die Bretter der Felsenreitschule stellte, ist gründlich danebengegangen. Mit viel Getöse und Getrampel zieht Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raite-nau in Salzburg ein, nichts ist zu spüren von der Pracht, der feinen höfischen Kultur, der bizarren Phantasie des Fürsten, Kunstliebhabers, großen Bauherrn und Begründers des barocken Salzburg. Dilettantische und peinlich
(Arena von Verona, 65. Opernfestspiele) Drei Premieren, aber keine Sensationen! Die 65. Opern- festpiele der Arena von Verona hinterlassen den Eindruck eines Festivals auf Sparflamme. Jose Carreras, als Alfredo das Zugpferd in der Eröffnungsvorstellung von Giuseppe Verdis „La Traviata“, mußte aus gesundheitlichen Gründen absagen; Franco Bonisolli, der Retter der Produktion, enttäuschte ebenso wie das neue Stimm wunder, die Rumänin Nelly Miricioiu, als Violetta. Dirigent Alfred Weikert bot kaum mehr als routiniertes Handwerk.Bei Verdis „Aida“ setzte Intendant Ernani auf die
(Kammeroper Wien; „Das Ehepaar“ von Herbert Lauermann) Nachkriegsdeutschland: Ein elegantes deutsches Ehepaar wird von einem amerikanischen Leutnant verhört: „Entnazifizierung“ . Der Soldat und die Frau nähern sich auf geistiger Ebene, durch die Liebe zu Van Gogh, Proust und Verlaine. „Das Ehepaar“ , Herbert Lauermanns psychologisches Kammerstück nach einer Novelle von Francisco Tänzer, w%-de im Studio K der Kammeroper uraufgeführt.Herbert Lauermann, in Stockerau lebender Komponist, hat das vor Jahren entstandene Hörspiel für eine szenische Aufführung adaptiert. Das merkt
Carlo Maria Giulini mit Bruckners VIII. Symphonie, Herbert von Karajan mit Beethovens Sechster“ und anläßlich Maurice Ravels 50. Todestag seine Orchesterfassung von Mussorgskis ,Pildern einer Ausstellung“ und schließlich mit Schuberts „Unvollendeter“, und Richard Strauss’ ,JDon Quixote“ — Allerweltsprogramme bei den Konzerten der Salzburger Osterfestspiele, sozusagen der ,JLbfall“ der Plattenproduktionen. Originell war das nicht.Die Qualität der Aufführungen, besonders des ersten Karajan- Konzerts, zeigte den Dirigenten und seine Musiker, die Berliner Philharmoniker, als
Sie sind zwar nicht gerade sang- und klanglos, aber in aller Stille, ohne große Ereignisse und Entdeckungen über die Bühne gegangen: Die Haydn-Tage, die seit ein paar Jahren zur — fast schon lästig gewordenen? — Verpflichtung des Wiener Musikvereins zählen, hatten diesmal das Schaffen Michaels, des jüngeren Bruders Joseph Haydns, in den Mittelpunkt gerückt. Nur, wer da große Momente oder gar Werke erwartete, die man in Hinkunft sofort in Programme der Konzertveranstalter integrieren würde, wurde enttäuscht. Ein nobler Musiker, mit Phantasie und Gespür für reizvolle Melodik
(Staatsopern-Studio im Wiener Künstlerhaus, Werke von Igor Strawinski und Kurt Schwertsik) Wie gewonnen, so zerronnen. Das ehrgeizige Musikprogramm, das die Staatsoper rund um die Erfolgsproduktion von Udo Zimmermanns „Weißer Rose“ im Künstlerhaus gruppiert hatte, begann mit Erfolg, wird aber wegen drastischer Einsparungsmaßnahmen eingestellt. Die beiden ersten Abende, Peter Keuschnigs reizvolle „Hommage für Strawinski“, eine brillante Parade des Ensembles „Kontrapunkte“ mit kleinen musikalischen Geniestreichen (Suiten I und II, Deux Poemes, Trois Poe-sies), und vor allem Kurt
(Konzerthaus Wien, Musikfest „Österreich - heute“) Statt nach geistigen Zusammenhängen und Leitlinien hat die Wiener Konzerthausgesellschaft ihr Musikfest „Österreich — heute“ kreuz und quer durch Tendenzen und Entwicklungszonen programmiert. Da dürfen sich die Veranstalter denn auch nicht wundern, wenn nur die Abende der großen Zugpferde, etwa das Festkonzert Friedrich Cerhas, vom Publikum „angenommen“ wurden.Gerade das Konzert Peter Burwiks und seines Ensembles des 20. Jahrhunderts hätte mehr Publikum verdient, wurde doch Ernst Kreneks Streichquartett von 1920
(Wiener Konzerthaus, Friedrich Cefha-Festkonzert) Was er eigentlich schon zum „50er“ verdient hätte, bekam Friedrich Cerha heuer zu seinem 60. Geburtstag: den Großen österreichischen Staatspreis für Musik. Cerha hat als Komponist großer Musiktheaterwerke („Baal“, „Netzwerk“) wie als Dirigent und Mitbegründer des Ensembles „die reihe“ unermüdlich wie kaum ein anderer Musiker in den letzten zwei Jahrzehnten Wiens Ruf als Stätte moderner Musik verteidigt.Anläßlich der Ubergabe des Staatspreises dirigierte er nun zwei Werke, die sein Schaffen der sechziger und der
(Salzburger Festspiele, Kleines Festspielhaus, „Die schwarze Maske“ von Krzysztof Penderec-ki) Polens prominentester Komponist hat sich mit seiher 1984 bis 1986 komponierten Oper „Die schwarze Maske“ auf ein brisantes Thema eingelassen. Ein vertuschter Mord, bei dem die schöne Bürgermeisterin Benigna die Auftraggeberin war, Erpressung durch einen entsprungenen Negersklaven, der schließlich als schwarzer Killer in schwarzer Maske durch das Haus der Bürgermeisters schleicht, ein Bankett, bei dem es schließlich zur Katastrophe kommt: der Neger begeht wieder einen Mord, das
(Salzburger Fest in Hellbrunn) Ein sieben Stunden dauerndes Riesenspektakel bei sommerlichen Höchsttemperaturen ist Salzburgs traditionelles „Fest in Hellbrunn“ und reich an Oper, Theater, Literatur, Überraschungen. Intendant Gerhard Töt-schinger hat H. C. Artmanns Neufassung der Ruzante-Komödie „La Moscheta“, Salzburger Hausmusik, Vivaldi — gespielt und getanzt -, ein Programm „Goethe in Italien“, eine Grill-parzer-Montage und viele Kleinkunstbeiträge zusammengestellt.Höhepunkt war Josef Haydns Oper „La fedeltä premiata“, ein turbulentes Schäferspiel mit
(Salzburger Festspiele, „Die Hochzeit des Figaro“ von W. A. Mozart) Weltberühmte Sänger und kostbare Stimmen bestimmten 1972 bis 1980 den Stil dieser Produktion unter Herbert von Karajan und in Regie und Ausstattung Jean-Pierre Ponnelles. Nach sechsjähriger Pause hat Ponnelle nun sein einstiges „Gesamtkunstwerk“ für die Salzburger Festspiele erneuert, ja neuinszeniert.Aber wo einst Beseeltheit, Geist und Ironie, die Kunst opti- . scher Überraschung den Ton angaben, beschert diese Erneuerung eine Aneinanderreihung lauter Gags, eine überfrachtete Szene, in der jedes Rezitativ, jede
(Schönbrunner Schloßtheater; „Ariadne auf N-axos" von Richard Strauss) Von den Opernproduktionen der Wiener Hochschule für Musik war diese „Ariadne" wohl die anspruchsvollste, eine, die Persönlichkeit und Gesangstechnik der jungen Sänger am meisten forderte. Dirigent Norbert Scherlich bot auch dafür eine imponierend heroische, warmherzige Ariadne mit großem Volumen (Gertraud Schmid), einen soliden Bacchus mit strahlender Mittellage (Volker Horn), eine temperamentvoll-kapriziöse Zerbinetta (Antonia Lin) und einen sympathischen Komponisten (Masumi Onishi) auf.Allzu konventionell
(Wiener Kammeroper, „Der Barbier von Sievering“ von Adolf Müller) Wenn einer Oper gar so spektakulärer Erfolg beschieden war wie Rossinis „Barbier von Sevilla“, so war das für die privaten Theaterunternehmer des 19. Jahrhunderts die sicherste Garantie, daß auch die deftige Parodie mit viel Klamauk mit Publikumsinteresse rechnen konnte. Nun grub Fritz Muliar den „Barbier von Sievering“ aus (Text Karl Meisel), bearbeitete ihn gemeinsam mit dem DirigentenErnst Barthel und Kurt Huemer und führte Regie.Die Aufführung ist ziemlich aufdringlich und laut geraten, politischer Schmäh