Berichte von Amnesty international über Argentinien sprachen von Folterungen und Mißhandlungen. Zahlreiche Menschen wurden von Polizisten unter Umständen getötet, die an Hinrichtungen denken ließen. Die Welt schaut weg - vor allem, wenn die Involvierung der Geheimdienste demokratischer Staaten in solche Verbrechen erkennbar wird.Die Hauptfigur in Alberto Man-guels Roman „Im siebten Kreis” heißt Madame Berence und ist die Frau eines als Polizei-Entwicklungshelfer reisenden französischen Militärs. In Argentinien entdeckt sie durch Zufall, daß ihr Mann Folterspezialisten ausbildet.
Mit altern Büchern ist es wie mit altern Möbeln: holt man-sie Tinach 30 Jahren wieder ans Licht, so zeigt sich oft ein neuer Wert.Der Ire John McGahern, Jahrgang '34, hat sich mit „Das Dunkle“ als Dreißigjähriger damals von seiner Kindheit freigeschrieben. Das hat ihm das Verbot des Buchs in seinem Land eingetragen, und seine Entlassung aus dem Schuldienst. Der Leser heute kann sich von einem Schicksal freilesen, das aus purer Gnade nicht das Seinige geworden ist.Ein bigotter Vater tyrannisiert den Sohn und die I ochter auf einem mutterlosen Bauernhof in Irland. Seine Gewalt löst die
Wir wissen, was ein guter Lehrer ist: wenn hinter der Lehre das eigene Leben steht, wenn der Professor also wirklich Be-kenner ist.Peter Demetz, Jahrgang 1922, war 30 Jahre Professor für deutsche Literatur an der Yale University. Er ist böhmischer Abstammung, in Brünn, in Prag und Wien aufgewachsen, er hat die NS-Diktatur und dann den Stalinismus in den Knochen, er floh 1949 ins amerikanische Exil. Vom Emeritierten liegt nun ein Band mit neun Aufsätzen vor, die vom geistigen wie vom nackten Leben berichten, das diesen böhmisch-mährisch-deutschösterreichischen Raum geschüttelt hat. Man
Erklären ist ein Annäherungsvorgang. Die Philosophen überwachen diesen Vorgang und berichten gelegentlich, wie weit wir gerade sind mit unseren Erklärungen.Peter Strasser, der Grazer Philosoph, faßt in seinem neuen Buch „Das Menschenmögliche" mehrere Aufsätze zusammen, in denen er die Erklärungsmuster bei Grundfragen des Menschlichen verfolgt. „Das Böse erklären" lautet ein Titel, und ein anderer komplementär dazu: „Das Menschliche erklären".Das Böse in allen Schattierungen: der Zehnjährige beim Klauen eines Messers, der junge Hitler in Wien beim Ausbrüten
Im Umgang mit Gewalt sind wir schlecht eingeübt. Oft merken wir nicht, wie wir von ihr gefesselt sind, und dann, ohne viel zu tun, zu ihren Kollaborateuren werden.Der Untertitel „Thriller" berechtigt zu etlichen Erwartungen: Spannung, Action, Schwarzweiß von Gut und Böse et cetera. Kurz: Unterhaltung. Auch Kitsch darf sein, vermischt mit echten Gefühlen, Zeitgeschichte und Phantasie, Sachinformation und Unwahrscheinliches. Erlaubt ist, was gefällt.In diesem Sinn ist „Flug der Störche" ein vorzügliches Buch. Der Autor, Franzose, Jahrgang 1961, ist ein renommierter
Verstehen ist Annähern: auch eine Dichterin kann nur in Stufen verstanden werden, in einem fortwährenden Werben um sie. Das gilt persönlich beim Immerwie-derlesen, das gilt für die Medien, die mit ihren Rabenschnäbeln sporadisch etwas aufgreifen, das gilt auch für die Wissenschaft, die mit ihren feinen Sonden so Zartes wie Poesie auf breiter Front in Angriff nimmt.Christine Lavant (1915-1973) aus dem Lavanttal in Kärnten war zeitlebens und auch posthum eine Mauerblume der österreichischen Literatur, gemessen an den verkauften Exemplaren ihrer Bücher. Aber das Schicksal scheint sich zu
Märchen haben zu allen Zeiten etwas Erregendes. Sie sind verständlich und brauchen den Verstand weder als Schlüssel -darum sind Kinder von ihnen so angetan -, noch als Wächter, darum erreichen sie uns durch den Verstandesfilter hindurch. Wir nehmen die Rotschaften willig auf, viel müheloser als vom Prediger, Lehrer oder Therapeuten.Vom bekannten Märchenerzähler Folke Tegetthoff aus der Steiermark sind zwei neue Bücher erschienen. In „Alles Märchen. 39 Miniaturen für Erwachsene" kommt vieles vor, was man kennt: allem voran der Grimmsche Typ, mit seinen klassischen Figuren. Ein
Unscheinbare Bücher verdienen oft mehr eine eingehende Besprechung als spektakuläre. „Teufelslist..." ist so eines. Die Jugend- und Schulzeit des Mädchens Melanie, Jahrgang 1931, wird aufgezeichnet.Es ist ein kleinstädtischer Entwicklungsroman, gut denkbar irgendwo im Mühlviertel. Auf eine Kindheit fällt, unbegreiflich wie bei jedem Schicksal, das Auge des Teufels, der ihr viel Unglück beschert: ein linkisches Wesen, einen sturen Vater, lieblose Lehrer, und die Umstände der Nazizeit,, wo das Teuflische zum System geworden ist. Dabei geht das Böse ökonomisch vor: Die
Die Schwedin Kerstin Ekman erhielt 1994 den Literaturpreis des Nordischen Rates für ihren Roman „Geschehnisse am Wasser". Er wurde in Skandinavien zum Bestseller. Der Klappentext macht eher skeptisch: Zwei Leichen, ein Mörder und eine Rahmengeschichte, die Mutter und Tochter im Abstand von 18 Jahren um den gleichen jungen Mann herum verstrickt.Die Kriminalstory selbst ist spannend, aber das Faszinierende findet sich auf den Nebenspuren. Dort wuchern die Geschichten: der zufällige Blick einer Person heftet sich an eine Kleinigkeit, dann sprossen die Gedanken weiter wie ein Myzel in
Nach „Oleanna", dem Theater-^ erfolg von David Mamet (in -L 1 Wien im Akademietheater), erscheint nun vom gleichen Autor der Boman „Das Dorf. Es kommen vor der Kleinkrämer, der Trucker Henry, dem seine Frau öd wird, der Polizist mit der Staatsgewalt im Bücken und noch ein paar Stereotypen. Dazu die junge Schlampe und im Hintergrund die Waffenleidenschaft der Dörfler, die allgegenwärtige Aggressivität.Man wird in kurzen Szenen durch den Ort geführt: Tankstelle, Kneipe, Friedhof, Laden, Henrys Schlafzimmer. An den Bildrändern die grandiose Landschaft von New England. Der Text