Ich sitze am offnen Fenster, durch das Kühlung hereinweht, da die Hauswand im Schatten liegt, blicke über die besonnten Wipfel der im Rondell stehenden Linden hinaus auf einen fernen bläulichen Höhenzug, halte mein Lieblingsbuch in den Händen, höre ein Geschnatter und ein Putt-putt-Rufen vom Ententeich her, blät-tre vor und zurück, höre das Plätschern des Zulaufs, lese bald hier einen Satz, einen Abschnitt, bald da, liege am Fluß, wo die Mücken summen, halte die Füße ins Wasser und fühle den Wind im Haar - strömendes Wasser, denke ich, strömendes Wasser, wehender
Ein Zauberwort ist „Entrevaux" - der Name einer winzigen mittelalterlichen Stadt, weitab und hoch in den französischen Alpen gelegen, an steilem Fels, wo ich mit Lissi Urlaub machte, irgendwann in den siebziger Jahren, genauer weiß ich's nicht mehr. Aber ich weiß, daß wir zuvor den Atlas studierten, und da, wo das Braun auf der Karte am dunkelsten war, die Wege nicht mehr rot, auch nicht gelb, sondern nur mehr grau eingezeichnet waren, da wollten wir hin.Aus der Ebene erhob sich, erst grau, dann schwarz vor dem abendlichen Himmel, ein monolithischer Fels, ein Tafelberg, dem Lissi
Muß das Vertraute uns langweilen, weil es vertraut ist? Ist das Bekannte bekannt? Das Gewohnte gewohnt? -Nördlich des Dorfes liegt ein Tal, an dessen Südhang ein Weg mit sanftem Gefälle hinabführt zu einem kleinen See, den er umrundet, bevor er jenseits des Tals wieder ansteigt und zwischen Gärten zurückführt ins Dorf, wo er auf dem Kirchplatz mündet zwischen dem Pfarrhaus und der alten Schule. Eine Stunde braucht's, ihn zu gehen. Kein Bauer begegnet dir dort, kein Tourist - zu steil sind die Hänge für Acker- und Weinbau, zu eng ist der Blick, zu beschwerlich das Steigen über das
Es ist dein Kindheitsmorgen. Tag des frühen Lichts im Sommer, Zeit der Ferien, Tag des Zaubers, da dir heller glänzt die Gasse, unter bloßen Füßen weiß und warm der Sand auf stiebt und von der Hainleite herab aus Din-gelstädt mit Flüchen, Peitschenhieben, Wagengerassel und Gewieher kleiner magrer Pferde die ' Gaukler Einzug halten.Sie lagern im Oberdorfe, auf dem Anger vor der Schenke, wo sogleich mit Rufen, schrillen Pfiffen, Lärmen das ganz Unerhörte, nie zuvor Gesehene beginnt, da fremde, braunhäutige Kinder aus den Wagen klettern, die du stumm und scheu betrachtest, Männer mit
Er trottete da im Regen mit seinem Handwagen die Straße lang, einer von denen, die im Sommer auf den Bänken.in den öffendicheftiGaPteB sitzen und sich im Winter in den Hallen der Postämter wärmen. • •-* mAm Rotterdamer Platz holten ihn die Frau und der Junge ein. Sie kamen von der Grenze, trugen Rucksäcke und hielten in jeder Hand eine prall gefüllte Tasche. Sie hatten geschmuggelt und bei dem Wetter Glück gehabt. Die Frau hatte eine Männerhose an, ihre Lippen waren geschminkt, über Kopf, Schultern und'Rucksack trug sie ein durchsichtiges Cape. Der Junge hatte sich eine alte