Eine lange Reihe von Urnengängen wird die Kräfteverhältnisse im Land 2024 neu vermessen. Ausgang und Folgen sind offen wie selten. Ein Rückblick auf die zu Ende gehende Legislaturperiode – und ein Ausblick auf das, was uns heuer ins Haus stehen könnte.
Johannes Paul II. kann für seine Kirche als Figur an einem Wendepunkt gelten: Er hat sie aus tiefster Krise wieder in die Offensive gebracht.Karol Wojtyla 1920-2005Johannes Paul II.Krakau vor der Wende: Prachtvolle Barockfassaden, überzogen von einem grauen Schmutzfilm. Die Redaktion der katholischen Wochenzeitung Tygodnik Powszechny lag im ersten Stock eines der Häuser am Rand der Altstadt. Nichts erinnerte an eine Redaktion. Ein Tisch stand in dem Raum, ein paar Sessel, eine Schultafel. Jemand hatte mit Kreide ein Layout darauf gekritzelt.Karol Wojtyla hatte oft für das Blatt
Der Papst lud Religionsführer zum Gebet nach Assisi. Viele kamen, beteten in getrennten Räumen und legten dennoch gemeinsam Zeugnis für den Frieden ab.Als Papst Johannes Paul II. 1986 zum ersten Mal Religionsführer zu einem Friedensgebet nach Assisi rief, schien in Teilen der Kirche der Teufel los. Was sucht ein Papst neben dem Dalai Lama, neben Indianern und Buddhisten, neben Schamanen und Animisten? Entweder er bekehrt sie oder er wendet sich mit Grausen.Schwer vorstellbar, dass solches vor fünfzig Jahren noch als normal galt. Der Streit um das Verhalten Papst Pius XII. im Zweiten
Vier Wochen lang berieten 250 Bischöfe in Rom zum Thema "Bischofsamt". UnmittelbareEs gibt zwei Möglichkeiten, über die eben abgelaufene Bischofssynode in Rom zu berichten. Die Frankfurter Allgemeine wendet vier Spalten auf, um ihren Lesern zu erklären, dass in vier Wochen Arbeit eigentlich gar nichts geschehen sei: Das II. Vatikanum sei noch immer so aktuell wie vor 40 Jahren, noch nicht verwirklichte Forderungen könnten allemal später umgesetzt werden, zur Eile also kein Anlass. Die zweite Variante wählt Marco Politi in der römischen Tageszeitung "La Repubblica". Allerorten wittert
In den Tagen vor Christi Himmelfahrt versammelte der Papst in Rom
die Kardinäle. Wenig von den Beratungen der Purpurträger drang nach
außen. Klar war, dass viele Teilnehmer offenere Diskussionsforen als
die derzeitigen Bischofssynoden und Kardinalsversammlungen
forderten. Und dass die Kardinäle das Treffen zum Kennenlernen
nutzten.
Das Heilige Jahr 2000 hatte in Rom zunächst zögerlich begonnen. Doch
die Millionen Teilnehmer des Weltjugendtreffens im August brachten
den Höhe- und Wendepunkt. Andere Ereignisse - vom großen
Schuldbekenntnis des Papstes bis zur SeligsprechungPius IX.
markierten Breite und Widersprüchlichkeit des gegenwärtigen
Katholizismus.
Vielleicht ist seine Rolle beim Fall des Kommunismus geringer als
angenommen. Die beiden gewaltigen Symbolakte, mit denen Johannes
Paul II. anno 2000 sein Pontifikat krönte, können hingegen nicht
überschätzt werden.
Noch bis 23. Oktober sind gut 200 Kirchenführer aus allen Ecken des
Kontinents zur Europa-Bischofssynode in Rom versammelt. Die
"Gruppendynamik" hat den Beratungen schon jetzt eine bunte Note
verliehen.
Guten Tag, Herr König, vielmehr Majestät, oder wie zum Teufel man sagt”, so hätte der italienische Gaukler und Autor Dario Fo sich gerne vorgestellt bei Karl XVI. Gustav von Schweden, hätten die Herren vom Nobelpreis-Komitee ihm schon 1975 den Preis verliehen. „Gibt's einen Preis für mich? Danke, welche Ehre für mein Land” hätte er dann sagen wollen. Aber die Gerüchte trogen damals, der Preisträger hieß Montale, Eugenio.Fos Landsmann wurde für seine hermetische Lyrik geehrt und dem König blieb der Spott erspart. Nun sind die siebziger Jahre Italiens vorbei und Fo hat seine
Die Linke sucht ein neues Profil, die Rechte streitet, das Zentrum versucht, sich neu zu formieren. Alles scheint möglich. Es war schon Abend, als kürzlich im römischen Parlament ein nicht weiter beachtetes Gesetz zum Beschluß anstand. Ein Schritt auf dem Weg zur Privatisierung der italienischen Telekommunikationssysteme, eine Routineangelegenheit, wie es schien. Doch nach der Auszählung fiel Regierungschef Romano Prodi aus allen Wolken: die verbündeten Kommunisten hatten sich der Stimme enthalten -abgelehnt.Die nachträglichen Verharmlosungen änderten nichts am quälenden Faktum: Das
Das wichtigste spirituelle Fest der Katholiken, die Liturgie, ist in bejammernswertem Zustand. Den Tatbestand wird niemand leugnen, lediglich in der Analyse der Ursachen gehen die Meinungen auseinander.Die nach wie vor scharfsinnigste Untersuchung zum Thema stammt von einem Mann, der sich selbst als Atheisten bezeichnet, dem jedoch höhnische Schadenfreude angesichts des Verfalls der Kirche fremd ist: Alfred Lorenzer. Der Frankfurter Psychoanalytiker und Soziologe aus dem Umkreis der Frankfurter Schule hat 1981 eine Polemik gegen die Liturgiereform des Zweiten Vatikanums abgefeuert und ihr den
Wenn fremde Menschen Sie unvermittelt anreden, ist entweder Frühling, Pfingsten oder beides. „Ich freu' mich", sagte die Dame, die eine Reihe vor mir im Züricher Opernhaus des Beginns der Oper „Schlafes Bruder" von Bobert Schneider und Herbert Willi harrte, „Ich hab' einfach das Gefühl, das wird was Wunderbares." Die Dame hatte offenbar das Buch gelesen oder den Film gesehen und war innerlich prophylaktisch aufgewühlt. Ob sie bekommen hat, was sie suchte?Robert Schneiders Gemeinde — und als solche kann man die Verehrer seines Romanerstlings wohl bezeichnen - das sind
Die Revolution konnte zwar ein morsches System wegfegen, an der exponierten geostrategischen Lage der Tschecho-Slowakei hat sich dadurch naturgemäß nichts geändert. Und die ist durch den Zerfall des alten Sicherheitssystems der Blöcke nicht ungefährlicher geworden. Außenpolitik ist hierzulande ein Trapezakt ohne Netz.Reiner Huber, Professor an der Münchner Bundeswehr-Hochschule, sagte es dieser Tage einem Redakteur der Tageszeitung „Mla-da fronta dnes” unverblümt ins Gesicht: „Nolens volens werden sie (die kleinen Staaten zwischen NATO und der Sowjetunion) die Rolle des