Freundschaftliche Warnungen erreichen mich, es bestehe gewissen Ortes die Absicht, meinen Besuch in Wien parteipolitischen Sonder-, zwecken dienstbar zu machen. Zwar sehe ich kaum, wie solch ein Plan — gesetzt, er existierte — irgend ausführbar wäre. Zweimal in Wien spreche ich unter den Auspizien des PEN-Clubs, einer betonter- und bekannterweise un-, über-, ja antipolitischen Organisation. Und in größerem Rahmen, sozusagen auf eigene Faust, mich ein drittes Mal hören zu lassen, habe ich erst zugestimmt, als eine erhebliche Anzahl von Interessenten im Mozartsaal keine Unterkunft
Die Welt ist unendlich überall, wo man ansetzt, und alles Werk, das kritische so gut wie das künstlerische, ist eine schöpferische Form des Verzichtes.Man weiß nicht, was man war, und weiß nicht, was man sein wird, aber man wird dessen inne, daß man lebt. Zwischen zwei Pforten ein Gang, der alle Mühe lohnt.Ich halte es für das kleinere Übel, übers Ohr gehauen zu werden, als knurrend mit gefletschten Zähnen durchs Leben zu gehen.Im Zustand der Krankheit merken wir, daß wir nicht allein existieren, sondern an ein Wesen ganz anderer Ordnung gefesselt sind, von dem uns Abgründe
Zwei Jahre vor seinem Tod, vom 20. bis 30. April 1953, weilte Thomas Mann, der damals im 78. Lebensjahr stand, zum letztenmal in Rom. Anlaß dieser Reise war sein Wunsch, der Academia Nazionale dei Lincei für die Verleihung des Antonio-Feltrinelli-Preises zu danken. Die Akademie gab, ebenso wie die beiden Verleger Thomas Manns, Giulio Einaudi (der Sohn des italienischen Staatspräsidenten Luigi Einaudi) und Mondadori, zu seinen Ehren festliche Empfänge. Der Adressat des ersten der hier abgedruckten Briefe, die aus dem bei S. Fischer erschienenen Band „Briefe 1948 bis 1955“ stammen, ist
An BordWir haben gedacht, wir wollten zunächst einmal in der Bar einen Wermut trinken, und das tun wir nun, in stiller Erwartung der Abfahrt. Dies Heft und eines der vier orangefarbenen Leinenbändchen des „Don Quijote“, der mich begleitet, habe ich aus der Handtasche genommen; mit dem weiteren Auspacken hat es keine Eile. Wir haben ja neun bis zehn Tage vor uns, ehe wir bei den Gegenfüßlern aussteigen; es wird wieder Sonnabend werden und Sonntag wie morgen, dazu noch Montag und Dienstag, bis dieses gesittete Abenteuer zu Ende geht — schneller tut der behäbige Holländer es nicht,
Ich wurde geboren im Jahre 1875 in Lübeck als zweiter Sohn des Kaufmanns und Senators der Freien Stadt Johann Heinrich Mann und seiner Frau Julia da Silva-Bruhns. Während mein Vater Enkel und Urenkel Lübecker Bürger war, hatte meine Mutter in Rio de Janeiro als Tochter eines deutschen Plantagenbesitzers und einer portugiesisch-kreolischen Brasilianerin das Licht der Welt erblickt und war mit sieben Jahren nach Deutschland verpflanzt worden. Sie war von ausgesprochen romanischem Typus, in ihrer Jugend eine .vielbewunderte Schönheit und außerordentlich musikalisch. Frage ich mich nach der