Ein Plädoyer für die Gier und die Überwindung des Denkens in Alternativen.Wenn mich meine Eltern als Kind in die Konditorei ausführten, musste ich mich entscheiden: entweder Cremeschnitte oder Schaumrolle, entweder Punschkrapfen oder Rehrücken, entweder Baiser mit Schlag oder Ischler Tortelette. Ich wollte alles haben. Einmal – das sollte eine erzieherische Maßnahme sein – durfte ich so viele Leckereien auswählen, wie ich wollte. Mein Vater hoffte, ich würde mich sosehr überessen, dass ich für alle Zeiten die Lust, wenn nicht an Süßigkeiten, so doch an der Völlerei verlöre.
"Richard III." : Claus Peymann macht sich selbst Konkurrenz.Claus Peymann lässt kein Risiko aus. Vor mehr als 20 Jahren trat er an der Burg mit "Richard III." an. Es wurde einer seiner größten Wiener Triumphe und die Geburtsstunde eines Publikumslieblings, der sogar die habituelle Abneigung der Wiener gegen die Piefkes überwinden konnte: Gert Voss spielte die Titelrolle.Jetzt hat Peymann das Stück noch einmal inszeniert, wiederum in der freien, aber modernen Übersetzung von Thomas Brasch, mit einem Schauspieler der Spitzenklasse, der allerdings weiter von Voss kaum entfernt sein könnte.
Zum Film "The End of the Neubacher Project".Es war mir vergönnt, viele Jahre meines Lebens unter dem größten Sohne zu wirken, den mein Volk in seiner tausendjährigen Geschichte hervorgebracht hat. Selbst wenn ich es könnte, wollte ich diese Zeit nicht auslöschen aus meinem Dasein. Ich bin glücklich, zu wissen, dass ich meine Pflicht getan habe meinem Volke gegenüber, meine Pflicht als Deutscher, als Nationalsozialist, als treuer Gefolgsmann meines Führers. Ich bereue nichts.(Rudolf Heß in seinem Schlusswort beim Nürnberger Prozess)Dieser Tage läuft ein österreichischer
Ein guter Roman ist Martin Prinz gelungen.Man wünscht sich manchmal die Abschaffung des Literaturfeuilletonismus. Wenn der nämlich Zeitungsspalten und Sendeminuten mit pauschalen Gemeinplätzen füllt, statt sich mit Literatur auseinander zu setzen. Da erscheinen, mehr oder weniger zufällig, innerhalb eines Halbjahres mehrere Bücher, die nur gemeinsam haben, dass ihre Verfasser Österreicher und dass sie selbst dick sind. Der Umfang suggeriert Bedeutung, und schon ist von einem österreichischen Literaturwunder die Rede. Alles Quatsch. Keiner der an dem angeblichen Wunder Beteiligten
Herbert J. Wimmers großartige Kurzprosa über tückische Objekte.Man spricht vom "naiven Leser", aber es trifft, schaut man genauer hin, auch auf einen Großteil der professionellen Literaturkritiker zu: Sie sind auf Handlung fixiert. Das kindliche Bedürfnis, sich Geschichten erzählen zu lassen, wofür einst die Großmutter zuständig war und heute Fernsehen und Hörbuch einspringen müssen, scheint auch bei vermeintlich Erwachsenen ungestillt zu sein. Die Gier nach der "Story" entspricht der Bevorzugung des Motivs gegenüber dem Ungegenständlichen in der bildenden Kunst, des Spielfilms
Der Fall Strache: Die fatale Verwechslung von Symbol und Wirklichkeit.Die Szene lässt sich so leicht nicht vergessen: Deutsche Offiziere singen, von Major Strasser dirigiert, Die Wacht am Rhein. Nach und nach stimmen die anwesenden französischen Patrioten und ihre Sympathisanten in die Marseillaise ein, bis die Deutschen zum Verstummen gebracht werden und beschämt resignieren.Das ist eine symbolische Szene. Solche Symbole haben in der Kunst ihren genuinen Platz. Sie gehören in ein Film-Casablanca, das es in der Wirklichkeit nie gab.Film und WirklichkeitIn der Wirklichkeit haben bekanntlich
Die Juden und die Östereicher - und was die Kritik an Israel damit zu tun hat.Man muss Juden nicht mögen. Wie man Adelige oder Österreicher nicht mögen muss. Kein Ressentiment freilich hat die Adeligen daran gehindert, nach ihrer politischen Entmachtung 1918 ein gut funktionierendes Netzwerk zu errichten, weiterhin Privilegien zu genießen, im diplomatischen Dienst der Republik Österreich, beispielsweise, überrepräsentiert zu sein. Kein Ressentiment von Nichtösterreichern gegen Österreicher kann mit denen eines Thomas Bernhard und anderer Österreicher gegen ihre eigenen Landsleute
Ehemalige Linke sind im Establishment angekommen, schreiben die Geschichte um und verkünden ihre neuen Gewissheiten.In seiner Jugend näherte sich Willi Hemetsberger, heute Vorstandsdirektor der BA-CA, "ganz in der Tradition von Marie Jahoda und ihrer Studien über die Arbeitslosen von Marienthal den Entrechteten in den Gemeindebauten". Was wäre daran falsch? Was war gar falsch an der Tradition einer Marie Jahoda, an die sich die österreichische Sozialdemokratie irgendwie blasser erinnert als an den wendigen Karl Renner? Dass "das Proletariat" in dem ungebetenen Besucher "partout nicht den