Die Bereitschaft zum Dialog und eine glaubhafte Verteidigungsbereitschaft schließen einander nicht aus. Über das Recht der Ukraine auf bewaffneten Widerstand gegen die russische Invasion.
Als ich 1975 mein Theologiestudium begann, war der Einfluss Karl Barths und seiner Schüler noch ungebrochen, auch wenn sich bereits neue Denkrichtungen an den theologischen Fakultäten formierten. In Göttingen hörte ich Dogmatikvorlesungen bei Hans-Joachim Kraus (1918-2000), der als "Linksbarthianer" galt und von 1982 bis 1990 Moderator des Reformierten Bundes war.Die ersten Bücher Barths, die ich mir während des Studiums zulegte, waren die zweite Auflage seines "Römerbriefs" (1922) und seine Vortragssammlung "Theologische Fragen und Antworten", die den berühmten Briefwechsel zwischen
"Vielleicht kehrt nach der Franziskus-Begeisterung, die es auch unter Evangelischen gab, endlich wieder die Nüchternheit ein, welche die Ökumene braucht."Im Jahr des Reformationsjubiläums 2017 wurden weltweit hohe ökumenische Erwartungen geweckt. Viele Hoffnungen richteten sich namentlich auf Papst Franziskus. Der aber hat den hoch gespannten Erwartungen kurz vor seiner "ökumenischen Pilgerreise" zum Weltrat der Kirchen nach Genf gleich mehrere gehörige Dämpfer versetzt. Bei einer Audienz mit Vertretern des Lutherischen Weltbundes sprach er sich für ein langsameres Tempo in der
Werte allein begründen keine zündende Vision einer gemeinsam
bewohnten Welt. Die EU hat nur dann eine Zukunft, wenn es gelingt,
eine gemeinsame Geschichte zu schaffen. Anmerkungen eines Theologen
und Ethikers zum Brexit.
Während sich "neue" Atheisten gegen die Religion(en) positionieren,
wollen andere gar "Kirche" sein. Allgemein geht es darum, wieviel
(Zivil-)Religion die Gesellschaft braucht. Und wieviel sie verträgt.
Am 4. September jährt sich Albert Schweitzers Todestag zum 50. Mal.
Ein Buch will mit der Mär vom guten Urwalddoktor aufräumen, kratzt
aber kaum an seinem Denkmal.
Der Berliner Theologe Notger Slenczka vertritt die These, das Alte
Testament sollte in der Kirche nicht mehr als Teil des Kanons der
Bibel betrachtet werden. Mittlerweile formiert sich scharfer
Widerspruch dazu. Eine evangelisch-theologische Kontroverse.
Das 500. Jubiläum der Reformation rückt näher. Die protestantischen Kirchen bereiten sich weltweit auf das große Ereignis vor und laden auch die anderen Kirchen dazu ein, das Jubiläum ökumenisch zu begehen. So auch in Österreich. In ihrem bereits vor einem Jahr veröffentlichten Aufruf "Evangelisch Kirche sein" betonen die Evangelische Kirche A.B., die Evangelische Kirche H.B. und die Evangelisch-Methodistische Kirche, dass die ökumenische Dimension unbedingt zum bevorstehenden Reformationsjubiläum hinzugehört. Ihre Einladung richtet sich nicht nur an den Bund der Baptistengemeinden
Das Evangelium ist eine Botschaft der Freiheit. Das jüngste katholisch-lutherische Dokument nimmt diesen Aspekt, den die Reformation so betonte, gar nicht in den Blick."Die Reformation war ein kirchlich-gesellschaftlicher und geistiger Aufbruch mit weltweiter Ausstrahlung und Wirkungen bis heute.“ So sieht es jedenfalls die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE), die auf ihrer Vollversammlung 2012 in Florenz über Konfessionsgrenzen hinweg zur gemeinsamen Feier des Reformationsjubiläums 2017 aufgerufen hat. Die Bewegung, die sich mit Luthers Kritik am Ablasswesen und seinen 95
Der Rücktritt des Papstes verdient Respekt, nicht nur als persönliche Gewissensentscheidung, sondern auch, weil Benedikt XVI. künftigen Päpsten als Vorbild dienen könnte. Gewiss ist das Papstamt keine Führungsposition wie jede andere, weil Beruf und Berufung, Amt und Person eng miteinander verwoben sind. Doch Benedikts Gründe wiegen schwer: Er habe nicht mehr die körperlichen und geistigen Kräfte, die man seiner Überzeugung nach braucht, um heutzutage die katholische Weltkirche leiten zu können. Diese für ihn zweifellos schmerzliche Einsicht führt ihn dazu, das Amt über die
Unsere Gegenwart wird entscheidend vom Wissen um die Zukunft bestimmt. Damit versorgen uns Seher, Propheten und Zukunftsforscher. Gedanken über Sinn und Unsinn von Prognosen.Soviel ist gewiss: Die Zukunft ist ungewiss. Doch schon immer hat der Mensch versucht, die Ungewissheit der Zukunft in Gewissheit zu überführen oder sie wenigstens zu verringern. Schließlich lebt er nicht bloß im Heute und im Gestern, sondern auch im Morgen. Er hat nicht nur eine Zukunft, sondern er weiß um sie, und sein Leben wird entscheidend von seinem Wissen um die Zukunft bestimmt. Doch was sie bringen mag,
"Martin Walsers ‚Über Rechtfertigung, eine Versuchung‘ gehört zu den aufregendsten theologischen Texten, die ich in letzter Zeit gelesen habe", meinte der refomierte Theologe Ulrich H.J. Körtner 2012 in einem Essay. Nun ist Walser 96-jährig gestorben. Anlässlich seines Todes bringen wir nochmals Körtners Text aus dem FURCHE-Navigator.
Naturkatastrophen und von Menschenhand herbeigeführte Gefahren fördern Endzeitfantasien. Apokalyptik ist auch in der Gegenwart unheimlich modern.Wieder einmal naht das Ende, dieses Mal nicht nach christlicher Zeitrechnung, sondern nach dem Kalender der Maya: Der endet am 21. Dezember 2012. Regisseur Roland Emmerich hat das Publikum schon vor zwei Jahren mit seinem Film 2012 auf die bevorstehende Katastrophe eingestimmt. Sage niemand, man habe uns nicht gewarnt!Die Handlung des Films ist einigermaßen vorhersehbar und dennoch in mehrfacher Hinsicht interessant. Einerseits liefert der Streifen
Protestantische Kirchen veröffentlichen europäische Orientierungshilfe zu ethischen Fragen am Lebensende. Diese bildet einen der Bausteine einer gesamteuropäischen protestantischen Soziallehre.
Vor 125 Jahren wurde Karl Barth geboren. Der bedeutendste evangelische Theologe des 20. Jahrhunderts harrt in vielem einer aktuellen Wiederentdeckung.Vor 125 Jahren kam Karl Barth zur Welt. Er war einer der größten Theologen des 20. Jahrhunderts und gilt mit Recht als der bedeutendste evangelische Theologe seit Friedrich Schleiermacher. Wie kein anderer Theologe seiner Generation hat er die theologische Diskussion seit dem Ersten Weltkrieg geprägt, auch dort, wo er auf Kritik und entschiedene Ablehnung stieß. Sein Werk hat eine ökumenische Wirkung entfaltet und inspiriert nach wie vor die
Die tragischen Zwischenfälle in den japanischen Atomreaktoren sollten der Menschheit ein Zeichen und Mahnmal dafür sein, sich von der Kernkraft zu verabschieden. Doch aus dem Atomzeitalter gibt es wohl keinen endgültigen Ausstieg.Als wären das starke Erdbeben und der Tsunami in Japan, denen mehr als 10.000 Menschen zum Opfer gefallen sind, nicht schlimm genug, droht von den beschädigten Atomkraftwerken im Norden Japans zusätzliches Unheil. 25 Jahre nach dem Unglück von Tschernobyl sind die außer Kontrolle geratenen Reaktorblöcke in Fukushima ein weiteres Menetekel für die friedliche
Was der biblische Beter (Psalm 31,9) längst weiß, wird von der Theologie neu entdeckt: Räume und Orte spielen in der zeitgenössischen Spiritualität eine große Rolle.In jüngster Zeit wird in den Kultur- und Sozialwissenschaften intensiv über die Kategorie des Raumes diskutiert. Man spricht bereits vom spatial turn oder vom topographical turn. Auch die Theologie ist dabei, das Thema des Raumes neu zu entdecken. Dabei geht es nicht nur um die Dimension des Raumes im physikalischen Sinn, sondern auch um die Bedeutung des Raums in übertragener Bedeutung. Raumerleben und seine Ambivalenzen
Ein Plädoyer für eine neue demokratische Kultur auf Grundlage einer soliden politischen Theorie und Praxis. # Kritische Anmerkungen zu Jeremy Rifkins #Die empathische Zivilisation#.2010 # das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen. Nach langer Odyssee im politischen Weltraum stoßen wir auf eine neue Spezies: den Menschen. Während manche noch auf der Suche sind, glauben ihn manche bereits gesichtet zu haben: den neuen Menschen, Hoffnungsträger einer neuen demokratischen Kultur und Retter des von Energieverschwendung und Klimakatastrophe bedrohten Raumschiffs Erde.Jeremy Rifkin, Trendforscher,
In der Bibel begegnet man auf Schritt und Tritt der Erfahrung, dass Gott auch Leiden zufügt. Doch Gott leidet selbst: Nachfolge heißt für Christen, dass sie bei Gott in seinem Leiden stehen.Weshalb lässt Gott leiden? Warum lässt er Erdbeben und Kriege zu, wenn doch angeblich Krieg nach Gottes Willen nicht sein soll? Sind ihm denn etwa die 200.000 Erdbebentoten auf Haiti, die verwaisten Kinder und die Überlebenden, die alles verloren haben, gleichgültig? Manche wenden ein, dass Gott das Leiden nicht will, sondern lediglich zulässt. Aber muss man nicht sagen, dass Gott auch Leiden
Wir hatten recht und machten es richtig! Davon sind Marlene Streeruwitz und Andreas Khol noch heute gleichermaßen überzeugt, wenn sie an ihre politische Rolle vor zehn Jahren zurückdenken. Die eine war Wortführerin der Donnerstagsdemonstrationen gegen die erste schwarz-blaue Regierung, der andere einer ihrer Architekten. Doch dies ist, was den Kampf gegen den Rechtspopulismus in unserem Land betrifft, nicht die Stunde des Rechthabens, sondern der Ratlosigkeit.Schüssels Wagnis, mit einer Partei zu koalieren, deren Vorsitzender vom Europäischen Parlament wegen ausländerfeindlicher und
Die Geschichte der Medizin wird als permanente Fortschritts- und Heilsgeschichte erzählt. Es ist aber nötig, die Heilsversprechen und Utopien der modernen Medizin auf den Prüfstand zu stellen.Ist die moderne Humanmedizin noch eine humane Medizin? Oder bleibt der Mensch bei all den Fortschritten, von denen beinahe täglich in den Medien berichtet wird, auf der Strecke? Im Kern aller medizinethischen Diskussionen geht es um grundlegende Fragen unseres Menschenbildes. Hinter der häufig gestellten, allerdings viel zu vordergründigen Frage, ob die Medizin darf, was sie kann, steht die
Der Reformator von Genf hat die Moderne nachhaltig beeinflusst. Zu seinem Erbe gehört das Ringen um soziale Gerechtigkeit. Und Calvin wusste um die Wichtigkeit des Dialogs.Johannes Calvin ist eine umstrittene Gestalt der Kirchengeschichte. Der Reformator von Genf hat die Moderne nachhaltig beeinflusst. Doch gilt er bis heute nicht gerade als Sympathieträger. Calvin war ein Mann des Widerspruchs, sein Charakter eine Mischung aus Härte und Milde. Er selbst hielt sich für schüchtern, sanft und zaghaft. Zeitgenossen beschreiben den stets schwarz gekleideten Genfer Reformator dagegen als
Die Mehrheit der Bioethikkommission des Bundeskanzleramts sprach sich jüngst für die Forschung an embryonalen Stammzellen aus. Ein Mitglied dieser Kommission erklärt seinen Standpunkt.Nach mehr als einjährigen intensiven Beratungen hat die Bioethikkommission im März ihre Stellungnahme zur Forschung an embryonalen Stammzellen verabschiedet. Eine Zweidrittelmehrheit - darunter übrigens die Vorsitzende und alle übrigen weiblichen Kommissionsmitglieder! - spricht dazu ein klares Ja. Die Forschung an embryonalen Stammzellen ist nicht nur wissenschaftlich relevant - auch wenn in der
Besonders die Geburt von extrem unreifen Kindern ist begleitet von ethischen Gratwanderungen. Lebensanfang und Lebensende prägen ähnliche Fragen."Wer geboren wird, ist alt genug zu sterben", lautet ein altes Sprichwort. Nirgendwo wird die Wahrheit dieses Satzes greifbarer als in der Neonatologie. Glücklicherweise haben Geburtshilfe und Neugeborenenmedizin in den vergangenen Jahrzehnten erhebliche Fortschritte erzielt. Zusammen mit Verbesserungen der allgemeinen Lebensbedingungen und gezielten sozialen Maßnahmen ist die Säuglingssterblichkeit in unseren Breitegraden dramatisch
Spiritualität, Religion und Kultur am Krankenbett: Seelsorge geht heute über die individuelle Begleitung des einzelnen Kranken hinaus, und zwar als Begleitung des ganzen Systems Krankenhaus.Die Kulturgeschichte von Krankheit und Gesundheit ist bis in die Moderne weitgehend auch Religionsgeschichte. Erst die naturwissenschaftlich begründete moderne Medizin führt zu einer Trennung von Medizin und Religion, damit aber auch von Heil und Heilung.Gegen das vorherrschende biomedizinische Paradigma wenden sich unterschiedliche Modelle einer ganzheitlichen Medizin. Das Spektrum reicht von der
Die eigentliche Ökumene beginnt dort, wo sich die Kirchen als Kirchen im Sinne des gemeinsamen Glaubensbekenntnisses anerkannt haben. Zur Zeit kann davon keine Rede sein.Dass das ökumenische Klima rauer geworden ist, ist bekannt. Die Stolpersteine auf dem Weg zu größerer Annäherung der Kirchen sind schnell aufgezählt: Nach wie vor gibt es kein gemeinsames Abendmahl für Protestanten und Katholiken. Trotz gemeinsamer Erklärung zur Rechtfertigungslehre ist Rom weiterhin nicht bereit, die evangelischen Kirchen als Kirchen anzuerkennen, und auch in der Frage von Ordination und geistlichem
Anmerkungen zu Kardinal Schönborns Kampf gegen den "Neodarwinismus".Kardinal Schönborn lässt nicht locker. Vor einem Jahr hat der Wiener Kardinal Schönborn mit einem Aufsehen erregenden Artikel eine neue Diskussion über die Evolutionstheorie entfacht. Zuletzt hat er seine Kritik am "Neodarwinismus" beim Europäischen Forum in Alpbach erneuert. Neues in der Sache hat er zwar nicht zu sagen. Doch kann der Schüler Joseph Ratzingers als weiteren Erfolg verbuchen, dass der nunmehrige Papst Benedikt XVI. das Thema der Evolutionstheorie am kommenden Wochenende in der päpstlichen Sommerresidenz
Interkulturelle Medizinethik: Ein Beitrag zur aktuellen Integrationsdebatte.Darf die moderne Medizin, was sie kann? Und welche Rolle spielen religiöse Normen und Werthaltungen im medizinischen Alltag wie im bioethischen Diskurs moderner Gesellschaften? Um solche Fragen geht es heute einer interkulturellen Medizinethik. Auch wenn die moderne Medizin längst ihren globalen Siegszug angetreten hat, handelt es sich doch zunächst um ein westliches Konzept: Jede Medizin, auch die moderne Schulmedizin, ist in einen kulturellen Kontext eingebunden, in Werte-und Symbolsysteme, die sich historisch
Die Fortschritte in der Zusammenarbeit der Kirchen können nicht über die verbleibenden Unterschiede und Differenzen hinwegtäuschen.In der Ökumene vollzieht sich seit mehreren Jahren ein Paradigmawechsel, der sich als Übergang von der Konsens- zur Differenzökumene beschreiben lässt. Die Anfänge der ökumenischen Bewegung reichen in das ausgehende 19. Jahrhundert zurück. Nach dem II. Vatikanischen Konzil (1962-1965) öffnete sich auch die römisch-katholische Kirche dem ökumenischen Dialog. Wie Papst Benedikt XVI. kürzlich bekräftigte, ist das ökumenische Engagement der katholischen
Ethische Reflexionen über die Gebrechlichkeit.Gebrechlichkeit (englisch "frailty") gehört zu den Merkmalen, die man mit dem Alter verbindet. Nach wie vor überwiegen in unserer Gesellschaft negative Bilder des Alterns und Altseins. Auch die demografische Zunahme der absoluten Zahl von älteren Menschen über 65 Jahren und alten Menschen über 75 Jahren löst in der öffentlichen Diskussion negative Gefühle aus. Das populistische Buch des Herausgebers der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Frank Schirrmacher über das "Methusalem-Komplott" (2004) ist ein Bestseller. Man spricht von
Religiös sein bedeutet, nicht nur für Gott oder irgendeine Transzendenz, sondern auch für die Welt und die Mitmenschen besonders aufmerksam zu werden. Die einen entdecken religiöse Spuren im Alltag auch fernab der Religionsinstitutionen. Die andern orten unseliges Ausbreiten von Religion bei politischen Gewalttaten: "Religion" schwirrt unversehens und weltweit durch den Diskurs. Die furche hat den katholischen Theologen Rainer Bucher, seinen evangelischen Kollegen Ulrich Körtner sowie die Religionspädagogin und Jugendforscherin Ilse Kögler eingeladen, diesen Fragen nachzugehen, und
Kontroverse um "Megatrend Spiritualität": Wiens Katholisch-Theologische Fakultät setzt sich damit auseinander (furche 38). Der evangelische Theologe ulrich h. j. körtner hält dagegen.Glaubt man gewissen Religionssoziologen und Pastoraltheologen, dann liegt Religion voll im Trend unserer Zeit. Im Jargon moderner Trendforscher sprechen sie gar von einem "Megatrend Religion" bzw. einem "Megatrend Spiritualität". Die These von der Säkularisierung Europas scheint passé. Einziger Wermutstropfen: Von der Hausse am Markt der neuen Religiosität konnten die Kirchen bislang nicht recht
Nein zum Weltethos: Sowohl Ulrich Körtner als auch Gerd Neuhaus üben an Hans Küngs Projekt heftige Kritik - aus höchst unterschiedlichen Gründen.Was ist es, das die globalisierte Welt im Innersten zusammenhält? Woraus entstehen die notwendigen "Ligaturen" (Ralf Dahrendorf) der religiös und weltanschaulich pluralistischen Gesellschaft, die tendenziell eine "Konfliktgesellschaft" (Paul M. Zulehner) ist? Hans Küng sucht sie in einem zivilreligiösen "Welt-Ethos". Unbeschadet der Konkurrenz ihrer Weltdeutungen und Heilserwartungen hält Küng die Religionen für die Entwicklung eines
Träume spielen in Weihnachtserzählungen häufig eine Rolle, auch in den biblischen Geschichten von der Geburt Jesu.Als Josef Verdacht schöpft, seine Frau könnte von einem anderen schwanger geworden sein, klärt ihn ein Engel im Traum über die tatsächlichen Zusammenhänge auf.Die Weisen aus dem Morgenland werden im Traum vor Herodes und seinen Machenschaften gewarnt, und auch Josef wird von einem Engel, der ihm im Traum erscheint, zur Flucht nach Ägypten geraten. Jahre später wird es wiederum ein Engel sein, der Josef im Traum zur Rückkehr nach Israel auffordert.Wie kommt es, dass uns
Ein Jahr nach den ökumenischen Turbulenzen, die durch das Dokument der römischen Glaubenskongregation "Dominus Iesus" ausgelöst wurden, hat die Evangelische Kirche in Deutschland eine Stellungnahme über "Kirchengemeinschaft nach evangelischem Verständnis" veröffentlicht.Dieses neue Dokument spricht Klartext. Die Wurzel aller theologischen Differenzen zwischen den Kirchen in Einzelfragen - so lautet die Diagnose - liegt in einer unterschiedlichen ökumenischen Zielvorstellung.Die Evangelische Kirche in Deutschland beruft sich auf das Modell der Kirchengemeinschaft der Leuenberger
Von einer Kirchengemeinschaft sind die evangelische und die römisch-katholische Kirche nach wie vor weit entfernt.Die theologischen Lehrgespräche der vergangenen Jahrzehnte haben zwar manche Annäherung gebracht, aber zu keinem substanziellen ökumenischen Durchbruch geführt. Manche Hoffnungen richten sich darum auf die Ökumene in ethischen Fragen.Gern verweist man auf das gemeinsame Engagement der Kirchen für die Menschenrechte und gegen Fremdenfeindlichkeit oder auf das Projekt eines gemeinsamen Sozialwortes.Wie rasch freilich auch auf dem Feld der Ethik die Grenzen ökumenischer
Freiheit, so lautet die gewöhnliche Meinung, heißt tun und lassen können, was man will.Sogleich regt sich moralischer Widerspruch gegen eine schrankenlose Freiheit, die sich um keine Regeln schert.Nun ist es leicht, Klage über den allgemeinen Verfall der Sitten und moralischen Werte zu führen und gegen den libertinistischen oder hedonistischen Zeitgeist, der nur das persönliche Glücksverlangen oder, noch banaler gesagt, die Lust am Spaß als oberste Maxime kennt.Dabei enthält gerade dieses vermeintlich so oberflächliche Freiheitsverständnis, das offenbar keinen Unterschied zwischen
Die evangelischen Kirchen Österreichs bestimmen ihr Verhältnis zur Demokratie. Eine Ringvorlesung an der Evangelischen Fakultät in Wien hilft bei dieser Standortsuche.Im April 2000 hat die Evangelisch-Theologische Fakultät der Universität Wien angeregt, im Bereich des österreichischen Protestantismus das Verhältnis von Kirche und Demokratie zu bearbeiten. Seitens der Evangelischen Kirchen in Österreich wurde die Anregung aufgegriffen und ein zweijähriger intensiver Synodaler Studienprozess in Gemeinden, Bildungseinrichtungen und kirchlichen Gremien initiiert. An dessen Ende wird sich
Vielleicht kennen Sie den folgenden Witz: Ein Urlauber besichtigt eine kleine Dorfkirche und kommt mit dem Pfarrer ins Gespräch. "Sagen Sie, Herr Pfarrer, gehen denn alle Gemeindeglieder in so eine kleine Kirche hinein?" "Ja, wissen Sie", antwortet der Geistliche, "wenn alle hineingingen, gingen sie nicht alle hinein. Aber weil sie nicht alle hineingehen, gehen sie alle hinein."Dass alle hineingehen, weil eben nicht alle hineingehen, kann man in unseren Kirchen heute oft erleben. Kirchenleitungen führen Klage über die sinkende Zahl der Gottesdienstbesucher und haben Erklärungsbedarf.
AKH: Die menschliche Größe" - mit diesem Slogan wirbt die Universitätsklinik Wien. Betrachtet man nur die räumlichen Ausmaße dieses Spitals, das zu den größten Europas gehört, seine riesigen Bettentürme, die 2.200 Patienten aufnehmen können, wird die menschliche Größe in der modernen Hightechmedizin, ihr menschliches Maß und ihre Menschlichkeit zu einer ernsthaften Frage. Schon allein die Architektur des Wiener AKH lädt dazu ein, über Größe und Elend des Menschen nachzudenken."Im Mittelpunkt der Mensch" - das ist zumeist nur die Rhetorik von Sonntagsreden. Selbst wenn sie
Im Jahre 1525 veröffentlichte Martin Luther seine Schrift "Dass der freie Wille nichts sei". Darin erteilte er seine Antwort auf die ein Jahr zuvor erschienene Abhandlung "Vom freien Willen" des Humanisten und katholischen Gelehrten Erasmus von Rotterdam. Die Debatte zwischen Erasmus und Luther stellt nicht nur den Höhepunkt der Auseinandersetzung zwischen Humanismus und Reformation dar. Sie ist auch für das kontroverstheologische Gespräch zwischen evangelischer und katholischer Theologie über die Rechtfertigungslehre von grundlegender Bedeutung. Bis zur "Gemeinsamen Erklärung zur
In der Kathedrale zu Palma de Mallorca sind zwei siebenarmige, aus Silber gefertigte Leuchter zu bewundern. Die Schäfte der beiden Kandelaber erinnern an die Wolken- bzw. Feuersäule, die dem Volk Israel durch die Wüste voranzog. Die Kerzen werden von sieben Engeln gehalten. Am Fuße der Leuchter aber sind Teufel zu sehen, gebeugt und geknechtet.Die Botschaft dieser liturgischen Geräte scheint einfach und klar. Dargestellt wird der Gegensatz von Licht und Finsternis, Gut und Böse. Das Böse ist entmachtet und Gott unterworfen.Doch haftet dieser Darstellung, genauer besehen, eine tiefe
In Gelsenkirchen wurde vergangene Woche Europas modernstes Fußballstadion eingeweiht. Es gehört dem Traditionsverein Schalke 04. Der Fußball hat im Ruhrgebiet eine große Tradition. Schalke aber verkörpert den Ruhrgebietsfußball schlechthin.Dieser Verein war immer schon eine Art Religion. Zwischen Mannschaft und Fans besteht seit jeher eine besondere Schicksalsgemeinschaft, in guten wie in schlechten Zeiten.Als in der vergangenen Saison die deutsche Meisterschaft nur knapp verfehlt wurde und wieder einmal an Bayern München ging, flossen "auf Schalke" Tränen. Trainer und Vereinsführung
Urlaubszeit - Reisezeit. In den Abendnachrichten sind die gewohnten Bilder von kilometerlangen Staus auf den Autobahnen zu sehen. Auf Urlaubsinseln wie Mallorca starten und landen die bis auf den letzten Platz ausgebuchten Chartermaschinen im Minutentakt, und das rund um die Uhr bis spät in die Nacht hinein. In einigen Wochen werden wie erfahren, wie die heurige Saison für den österreichischen Tourismus gelaufen ist, nicht zu vergessen der Städtetourismus.Was treibt die Menschen im Urlaub in die Ferne? Ist es wirklich nur das Bedürfnis nach Ruhe und Erholung? Dafür bräuchten wir doch
Die gesundheitspolitische Diskussion wird zunehmend durch die Frage nach der Finanzierbarkeit des Gesundheitssystems, durch den Streit über die Zukunft des Solidarsystems und die gerechte Verteilung der zur Verfügung stehenden Ressourcen sowie der finanziellen Lasten beherrscht.In diesem Streit werden gewichtige Grundsatzfragen leicht übersehen. Die ganze Diskussion greift zu kurz, solange lediglich nach der Effizienz, nicht aber nach dem Sinn der Medizin gefragt wird, das heißt nach ihrem Wozu.Nur wenn die elementare Frage nach dem Selbstverständnis der Medizin, das heißt aber auch nach
Vor 25 Jahren verstarb der evangelische Theologe Rudolf Bultmann, dessen "Entmythologisierung" des Neuen Testaments die Theologen seiner Zeit entzweite und/oder beflügelte.
Haben Sie schon eine Urlaubslektüre? Die Bibel vielleicht? Die würden sogar manche Prominente auf eine einsame Insel mitnehmen. Immerhin handelt es sich ja um das Buch der Bücher! Ein echter Bestseller, meist verkauft! - aber auch meistgelesen? Vielleicht ist es für den Urlaub doch nicht so ganz das richtige?Schon die Bibel selbst erzählt von einem Reisenden, der mit diesem Buch seine liebe Mühe hatte. Es handelte sich um einen äthiopischen Finanzminister, der seine Ferien zu einer religiösen Bildungsreise nach dem fernen Jerusalem nutzte. Zum Andenken erstand er eine Schriftrolle des
Neulich im Gottesdienst. Der Pfarrer hat eben gerade die Kanzel bestiegen und will den Predigttext verlesen, als im Kirchenschiff ein Handy zu läuten beginnt. Es dauert eine ganze Weile, bis der Gottesdienstbesucher, den ich nicht ausfindig machen kann, sich bequemt, das Gerät abzuschalten. Dann endlich kann der Gottesdienst fortgesetzt werden. Unglaublich, aber wahr: Es vergehen keine fünf Minuten, als das nächste Mobiltelefon die andächtige Stille stört.Was in jedem Theater oder Konzertsaal selbstverständlich ist, nämlich das heute offenbar unvermeidliche Handy auszuschalten, hat
In Deutschland sorgt die Ankündigung des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Clement für Aufregung, er wolle eine Lücke im Embryonenschutzgesetz ausnutzen und embryonale Stammzellen zu Forschungszwecken importieren. Mit diesen Stammzellen will ein international angesehenes Forschungsteam der Universität Bonn experimentieren, das an der Entwicklung neuer Therapieverfahren für die Behandlung neuronaler Erkrankungen wie der Multiplen Sklerose arbeitet.Importiert werden sollen die Stammzellen aus Israel. Vor zwei Wochen hat Ministerpräsident Clement bei einem Staatsbesuch in Israel
In den letzten Jahren entdeckte die Theologie viele Berührungspunkte
zur Literaturwissenschaft. Kein Wunder, ist das Christentum ja eine
Religion des Buches.
Der Würstelstand in meiner Nachbarschaft wirbt mit einem ausgefallenen Slogan. "... denn der Mensch lebt nicht vom Brot allein", lautet der am Dach angebrachte Werbetext. Manchmal darf es eben auch eine Burenwurst oder eine Käsekrainer sein.Wer von denen, die sich hier ihre Wurst schmecken lassen, wohl noch weiß, dass es sich bei diesem Werbespruch um ein Bibelwort handelt? Als Jesus in der Wüste vom Teufel verführt wurde, Steine in Brot zu verwandeln, um seinen bohrenden Hunger zu stillen, konterte er mit besagtem Zitat aus dem Alten Testament (Dtn 8,3). Das Bibelwort hat bekanntlich
Bundeskanzler Schüssel hat die Gründung einer Bioethik-Kommission
angekündigt. Die Vorstöße des designierten Vorsitzenden Johannes
Huber gefährden aber Reputation und Unabhängigkeit der neuen
Kommission.
Homo faber" lautet der Titel eines 1962 erschienenen Romans von Max Frisch. Der Titelheld ist ein Techniker, dessen rationale Weltsicht durch tragische Verwicklungen aus den Fugen ge-rät. Auch andere Romanfiguren des 20. Jahrhunderts waren Ingenieure, zum Beispiel Ulrich, der Mann ohne Eigenschaften in Robert Musils gleichnamigem Roman. Der Techniker gilt als Inbegriff der Moderne. Nicht nur die Literatur, auch die Philosophie des 20. Jahrhunderts hat sich intensiv mit dem Wesen moderner Technik auseinandergesetzt. Besonders radikal fällt die Technikkritik bei Martin Heidegger aus, der vor
Die "Charta Oecumenica", die am Sonntag nach Ostern im Beisein von mehr als 100 Kirchenvertretern aus ganz Europa unterzeichnet wurde, soll ein neues Kapitel in den ökumenischen Beziehungen der Kirchen Europas eröffnen. Kritiker sehen in dem Dokument lediglich eine Auflistung von wohlmeinenden, aber unverbindlichen Absichtserklärungen. Die Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich, Oberin Christine Gleixner, spricht dagegen von einem "ehrlichen Dokument", das vorhandene Konflikte nicht verschleiert.Positiv ist jedenfalls zu verzeichnen, dass die Kirchen das moderne
Wär er nicht erstanden, so wär die Welt vergangen", heißt es in dem bekannten alten Osterlied. Aber die überlieferten Worte lösen heute Verlegenheit und Ratlosigkeit aus, obwohl Hoffnung über den Tod hinaus ein Grundelement aller Religionen ist. "Die Botschaft hör' ich wohl, allein mir fehlt der Glaube", gestand schon Goethes Faust.In der Neuzeit ist die Vorstellung einer allgemeinen Totenauferstehung und eines Jüngsten Gerichts wie überhaupt jede sinnliche Hoffnung auf ein Jenseits oder ewiges Leben ins Wanken geraten. Inzwischen wagen es selbst die kirchliche Verkündigung und die
Alle Religionen suchen nach einer Antwort auf die Frage nach dem Sinn menschlichen Leidens. Doch es ist die Besonderheit des Christentums, dass das Leiden eines Menschen im Zentrum seines Glaubens steht und als Quelle des Heils gedeutet wird, aus welcher Menschen die Kraft gewinnen, eigenes Leiden zu ertragen, und zugleich die Motivation, fremdes Leiden zu lindern. Der christliche Glaube deutet alles menschliche Leiden im Lichte des Todes Jesu.Die Passionszeit erinnert uns freilich daran, dass dieser Tod seinerseits auf Deutung angewiesen ist, weil sich sein Sinn keineswegs von selbst
Glauben, so eine gängige Redewendung, heißt nicht Wissen. Aber die Entgegensetzung von Glauben und Wissen ist ebenso vordergründig falsch wie hintergründig richtig. Zu fragen ist ja nicht nur, was "Glauben", sondern auch, was "Wissen" heißt.Nach evangelischem Verständnis ist Glauben der biblische Begriff für Gewissheit. Die Gewissheit des Glaubens betrifft nicht unser Wissen über die objektiv beschreibbare Wirklichkeit, sondern die Frage nach dem Sinn, dem Grund und der Bestimmung dieser Wirklichkeit und unseres Daseins. Wir können auch sagen: der Glaube betrifft das Gewissen, das um
Vor 450 Jahren, am 1. März 1551, starb Martin Bucer. Der Reformator von Strassburg stand lange Zeit im Schatten der anderen Reformatoren Luther, Zwingli, Melanchthon und Calvin.Bucer verdient jedoch nicht nur deshalb Erwähnung, weil auf ihn die Praxis der evangelischen Konfirmation zurückgeht. Vor allem gilt Bucer als großer Ökumeniker.Im 16. Jahrhundert fand sein ökumenisches Engagement weniger Verständnis als heute. Dabei hat sich Bucer für die Aussöhnung nicht nur zwischen Lutheranern und Zwinglianern, sondern auch zwischen Protestanten und Katholiken eingesetzt. Das war allen
Im Anfang war das Wort - oder sollte ich besser sagen: der Code? Seit einer Woche ist das menschliche Genom, also die Gesamtheit der im Zellkern gespeicherten Erbinformationen, komplett entschlüsselt. Die alte Metapher vom Buch der Natur bekommt einen neuen Sinn. Leben heißt Lesen, und wer zu lesen versteht, kann möglicherweise das Leben selbst neu schreiben. "So ist es", heißt es im himmlischen Prolog, mit dem Harry Mulischs Roman "Die Entdeckung des Himmels" beginnt. "Sie haben unser ausgefuchstestes Konzept entschlüsselt, nämlich dass Leben letztendlich Lesen heißt. Sie selber sind
Ö3 - das Leben ist ein Hit!" steht auf Plakaten zu lesen und ist ständig im Radio zu hören. Das Leben - ein Hit. Diese Botschaft kommt gut an in der Spaß- und Erlebnisgesellschaft. Freude am Leben - was kann es Schöneres geben? Und entspricht diese "Message" nicht zutiefst der biblischen Botschaft, das Leben sei ein Geschenk Gottes?Zwischen Hit und Geschenk besteht freilich ein gewisser Unterschied. Wer ein Geschenk macht, will nicht nur Freude bereiten, sondern auch Wertschätzung und vielleicht sogar Zuneigung ausdrücken. Beim Hit geht es um das große Geschäft. Hitlisten sind wie
Wo steht die Ökumene am Beginn des dritten Jahrtausends? Darüber nachzudenken, lädt die gerade zu Ende gehende Gebetswoche für die Einheit der Christen ein. Das "Jahrhundert der Ökumene" hat die Kirchen näher zueinander geführt, aber die Spaltungen nicht überwunden. Es endete vielmehr mit deutlichen Misstönen.Das Motto der diesjährigen Gebetswoche stammt aus dem Johannesevangelium und lautet: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben." Welchen Weg geht die Ökumene? Der mühsame Weg der Versöhnung ist offenbar weiter als gedacht. Inwiefern befinden sich die Kirchen gemeinsam auf
Ohne große Spektakel, anders als das Jahr 2000, hat das neue Millennium begonnen. Vergessen ist der Medienrummel vom Vorjahr, das Theater um drei Nullen - und was nun? Andere Religionen wie das Judentum oder Islam haben bekanntlich eine andere Zeitrechnung.Dass dennoch weltweit die christliche Zeitrechnung gebräuchlich ist, könnte zunächst so gedeutet werden, als sei das Christentum die einzig wahre Welt-Religion, sozusagen der Globalisierungsgewinner der Religionsgeschichte. Wie aber steht es nach 2000 Jahren tatsächlich um das Christentum?2000 Jahre - das klingt nach einer Erfolgsstory.
Was fällt Ihnen zu Weihnachten ein? Richtig, wir feiern Geburtstag. Alle Jahre wieder streichen wir uns nicht nur den Geburtstag Jesu, sondern auch unseren eigenen rot im Kalender an. Den eigenen Geburtstag zu feiern, ist eine zutiefst christliche Angelegenheit.Die Menschwerdung Christi, seine wundersame Geburt, heiligt auch unsere eigene Geburtlichkeit. Mit dem Begriff der Geburtlichkeit hat die Philosophin Hannah Arendt die Eigentümlichkeit bezeichnet, dass Menschsein wesenhaft Geborensein heißt. Ebensowenig wie unsere Geburt ist auch das Kindsein nicht eine irgendwann abgeschlossene
Am 10. Dezember begehen wir den Tag der Menschenrechte. Auf den Tag genau vor 52 Jahren verabschiedete die in Paris zusammengetretene Generalversammlung der Vereinten Nationen die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. An ihrer Erarbeitung haben seinerzeit auch Vertreter der Kirchen mitgewirkt. Seither gehört der Einsatz für die Menschenrechte zu den zentralen Themen der Ökumene.Das war nicht immer so. Auch wenn die Menschenrechtsidee vom Christentum beeinflusst wurde, haben die Kirchen sie doch in der Vergangenheit weithin als antichristlich bekämpft. Sie vertraten die Überzeugung,
Zeit ist heute das, was man nie hat. Galt früheren Epochen Zeitlosigkeit als Inbegriff der Ewigkeit und Seligkeit, so ist die Zeitlosigkeit unserer Tage das genaue Genteil von Transzendenz, nämlich die schlechte Unendlichkeit einer permanenten Zeitknappheit.Zeit ist heutzutage knapp - wie Geld, denn Zeit ist Geld. Die Konvertierbarkeit von Zeit und Geld führt freilich zur Vergleichgültigung der Zeit wie der in ihr existierenden Gegenstände und Werte. Ist alles gleich gültig, so wird es eben auch gleichgültig. Langeweile, Zynismus und Hoffnungslosigkeit sind neben der Unrast die Folgen
Am 31. Oktober, dem Reformationsfest, wurde in allen lutherischer Kirchen dieses Landes eine Erklärung der evangelischen Synode A.B. verlesen, die zur Lage und Zukunft der Ökumene Stellung bezieht. Der "angemaßten Definitionsmacht" und dem "Ausschließungsanspruch der römischen Kirche", wie er einmal mehr in der Erklärung der Glaubenskongregation "Dominus Iesus" erhoben wird, erteilt die Evangelische Kirche eine klare Absage. Sie kommt zu dem nüchternen Ergebnis: "Der bisherige Weg der ökumenischen Bemühungen ist an eine Grenze gestoßen."Am selben Tag war einer gemeinsamen Antwort des
Erinnern Sie sich an folgende Margarine-Werbung? "Ich will so bleiben, wie ich bin." - "Du darfst". Da sage noch einer, die Menschen von heute verstünden nicht mehr, worum es in der biblischen Lehre von der Rechtfertigung des Sünders geht!Bei näherem Hinsehen handelt es sich freilich um ein bloßes Surrogat der biblischen Heilsbotschaft. Die Werbung klingt täuschend echt. Wo Rechtfertigung draufsteht, ist freilich nicht Rechtfertigung drin.Zielgruppe sind diejenigen, die Angst haben, zu dick zu werden und damit heutigen Schönheitsnormen nicht zu genügen.Hinter jeder Schönheitsdiät
Sonntags arbeiten? Die Frage ist umstritten. Argumenten für die Sonntagsruhe werden ökonomische Argumente entgegengehalten. Eine Ethik des Sonntags schließt nicht nur ein bestimmtes Verständnis von Arbeit ein. Sie gehört in den weiteren Kontext einer Ethik der Freizeit und unseres Freizeitverhaltens.In einer Epoche der Unrast und Umtriebigkeit ist nicht nur die Langsamkeit, sondern auch die Muße neu zu entdecken. Es ist eine Ironie der Geschichte, dass ausgerechnet der Schwiegersohn von Karl Marx, Paul Lafargue, 1883 in einer gleichnamigen Schrift nicht etwa das Recht auf Arbeit, sondern
Die Fortschritte auf dem Gebiet der Biologie und der Biomedizin haben zur Etablierung eines neuen Zweiges der Ethik geführt, nämlich der so genannten Bioethik. Sie befasst sich mit den ethischen Problemen, welche die neuen Erkenntnisse über die Grundbausteine des Lebens und ihre Anwendungsmöglichkeiten aufwerfen. Dem Namen nach handelt es sich um die "Ethik des Lebens". Bei genauerem Hinsehen zeigt sich freilich, dass der Begriff des Lebens vieldeutig und ungenau ist. Zu beklagen ist ein geradezu inflationärer Gebrauch des Wortes "Leben".Der ethischen Urteilsbildung ist dieser Umstand
Expedition Robinson" lautet die Antwort des ORF auf die Reality-Show "Big Brother", die seit Anfang September zu sehen ist.Ähnlich wie bei "Big Brother" werden Menschen wie du und ich gezeigt, die auf engstem Raum miteinander auskommen müssen, da-bei gegeneinander und um die Gunst des Fernsehpublikums kämpfen, um nach harter Auslese als alleiniger Sieger und um 700.000 Schilling reicher die Arena zu verlassen.Anders als "Big Brother" ist der Ort des Geschehens jedoch kein Wohncontainer, sondern eine malerische Insel vor der Küste Thailands.Alles nur Spaß und Unterhaltung? Man kann diese
Expedition Robinson" lautet die Antwort des ORF auf die Reality-Show "Big Brother", die seit Anfang September zu sehen ist.Ähnlich wie bei "Big Brother" werden Menschen wie du und ich gezeigt, die auf engstem Raum miteinander auskommen müssen, da-bei gegeneinander und um die Gunst des Fernsehpublikums kämpfen, um nach harter Auslese als alleiniger Sieger und um 700.000 Schilling reicher die Arena zu verlassen.Anders als "Big Brother" ist der Ort des Geschehens jedoch kein Wohncontainer, sondern eine malerische Insel vor der Küste Thailands.Alles nur Spaß und Unterhaltung? Man kann diese
Die heutige religiöse Landschaft zeigt ein zwiespältiges Bild.Zwar bezeichnen sich noch immer viele als gottgläubig. Doch gedeihen einerseits vielfältige Formen einer neuen Religiosität, die nach Spiritualität, nicht aber unbedingt nach einem persönlichen Gott oder Kirche fragt.Andererseits gibt es einen massenhaften Gewohnheitsatheismus, der mit dem Christentum jede Religion überhaupt verabschiedet.Gott droht in unserer Gesellschaft verloren zu gehen, so oder so.Der Verlust Gottes oder die Gottesfremdheit werden von vielen Menschen gar nicht als solche empfunden.Die Frage nach Gott
Der gentechnische Fortschritt löst Hoffnungen wie Befürchtungen aus. Zu den Hoffnungen gehört eine verbesserte Bekämpfung von Krankheiten, zu den Befürchtungen ein eugenisches, behindertenfeindliches Denken bis hin zur Idee der Menschenzüchtung. Bleibt das christliche Menschenbild auf der Strecke?Der amerikanische Philosoph Ronald Dworkin wendet sich jedenfalls gegen "die falsche Angst, Gott zu spielen". Fragwürdig sei nicht die Gentechnik, sondern die herrschenden, vom Christentum geprägten Moralvorstellungen.Es bedarf nicht erst einer theologischen Begründung, um die Haltlosigkeit
Die Schatten der Vergangenheit sind länger, als manche wahrhaben wollen. Nun hat sich herausgestellt, dass auch in der evangelischen Kirche und ihrer Diakonie in Deutschland während der Nazizeit Zwangsarbeiter beschäftigt gewesen sind. So hatte zum Beispiel die evangelische Kirche in Berlin von 1943 bis zum Kriegsende ein Zwangsarbeitslager eingerichtet, dessen Insassen vorwiegend zum Ausheben von Gräbern eingesetzt wurden. Neben 26 evangelischen sollen auch drei katholische Gemeinden von dieser Ausbeutung Gebrauch gemacht haben.Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in
Tesa - ein Stück heile Welt." Die Welt, in der wir leben, ist wahrlich kein Paradies. Auch das einzelne Leben ist nicht frei von Brüchen und Schicksalsschlägen. Die Tesa-Werbung verspricht mehr als einen wirksamen Kleber. Sie macht sich die Sehnsucht nach Heil zunutze. Ihre Botschaft lautet: Alles wird wieder gut.Religion in der Werbung beschränkt sich keineswegs auf das ironische Spiel mit religiösen Symbolen wie Priestern oder Nonnen. Werbung enthält vielmehr religiöse Botschaften, weil auch der Konsum, den sie ankurbeln soll, Züge von Religion trägt. "Ewige Jugend kann man kaufen -
Millionen haben am vergangenen Sonntag das Finale der Fußballeuropameisterschaft verfolgt. Wahrscheinlich saßen mehr Menschen vor dem Fernseher als morgens in der Kirche. Der Fußball, so behauptet jedenfalls der Sportphilosoph Gunter Gebauer, sei die einzige wirkliche Weltreligion.
Jugend ohne Gott - dieser bekannte Romantitel Ödön von Horvaths könnte auch über der jüngsten Shell-Jugendstudie stehen. Ihr zufolge befindet sich der christliche Glaube unter den Jugendlichen in Deutschland auf dem Weg des Niedergangs. Erschreckend ist nicht nur die steigende Zahl derer, die keiner Religionsgemeinschaft mehr angehören. Laut Shell-Studie bekunden selbst unter den Kirchenmitgliedern nahezu zwei Drittel der Befragten evangelischen und katholischen Jugendlichen, nicht mehr zu glauben. Sie haben nicht nur mit Gott nichts mehr im Sinn, sondern mit Religion und Kirche
Spiritualität ist der Leitbegriff postmoderner Religiosität. Beobachtet man die bunte religiöse Landschaft der Gegenwart, insbesondere in den urbanen Zentren, dann muss man die Post- oder Spätmoderne als Zeitalter des Geistes bezeichnen.Aber welcher Geist ist der Herr dieses Zeitalters? Der Geist des Wassermanns, der große Geist der Hopi-Indianer, das Tao der Physik - oder der Heilige Geist des jüdischen und christlichen Gottes?Erleben wir in der neuen Religiosität die Wiederkehr des Heiligen Geistes oder seine Verdrängung? Viele werden die Alternative gar nicht verstehen. Doch sollten
Nicht an ihren Worten, sondern an ihren Taten will die neue Regierung gemessen werden. Schon Goethes Faust weiß, wie schwierig es ist, das Verhältnis von Wort und Tat richtig zu bestimmen. "Im Anfang war das Wort", so beginnt das Johannesevangelium. Genauer gesagt: Im Anfang war der göttliche Logos, durch den alles geschaffen ist und der in Jesus Christus Mensch wurde.Wie aber das griechische Wort "Logos" richtig übersetzen? Faust entscheidet sich schließlich für folgende Deutung: "Im Anfang war die Tat." Heißt das, dass auch Gott nicht nach seinen Worten, sondern allein nach seinen
Seit Wochen macht eine burgenländische "Plattform evangelischer Christen" von sich Reden, die inzwischen Nachahmer in anderen Bundesländern gefunden hat. Auf ihrer Internet-Homepage kritisiert diese Gruppierung evangelische Pfarrer und Amtsträger in Österreich, die - dem angeblich "unrühmlichen Beispiel der EKD (Evangelischen Kirche in Deutschland, Anm.) folgend" - ihren Auftrag zur Verkündigung des Evangeliums vernachlässigen und "politische Ermessensfragen, die jeder Einzelne für sich entscheiden sollte, in anmaßender Weise ... dogmatisieren."Abgesehen davon, dass es - gelinde
Fremdenfeindlichkeit ist auch in Österreich ein brisant-aktuelles
Thema. Christen nehmen dabei klare Positionen ein. Dennoch: Das
Fremde und die Fremden machen auch angst.