Für die Briten und alle die Zahllosen, denen der unsterbliche Retter seines Vaterlands, der vielbegnadete Staatsmann, Stratege, Diplomat, Parlamentarier, Redner von hinreißendem Schwung und große Schriftsteller etwas bedeutet, stellt er die reinste Verkörperung englischer Wesenheit dar:' und zwar m deren letzter aristokratischen, noch im viiktorianiischen Zeitalter geborenen Ausprägung. Zudem im Bann einer, eben nach angelsächsischer Art, nur die Abstammung in der einzigen Vaterlinie beachtenden, bewußt oder auch nur unbewußt angenommenen Betrachtensweise erblickt man in Sir Winston
Blickten von der Höhe ihres Pestsöllers eines gar nicht mehr elfenbeinenen Turms Erfolgautoren auf die Hunderttausende im literarischen Tiefland nach literarischer Massenabfütterung schnappenden Abnehmer von Produkten hinab, die, im fürchterlichsten Neuhochundeutsch ausgedrückt, ankommen oder auch ansprechen, dann hätte man in der Schar dieser auf luftiger Höhe Angekommenen und die Niedrigen, doch über die ihnen zugemutete Geisteskost gar nicht Beleidigten mit Hilfe zahlloser Lautverstärker Ansprechenden vergebens Bernard v. Brentano gesucht. Und doch war er einer der wenigen großen
Ein echter Österreicher, das war Johann Nestroy schon kraft seiner Herkunft. Die Familie seines Vaters stammt aus dem Dorfe Pogrzebin; sie war als kräftiges Bauerngeschlecht in der dortigen sprachpolnischen, politisch bis Mitte des 18. Jahrhunderts zu Österreich, dann zu Preußen und heute wieder zu Polen gehörenden Gegend sehr verbreitet. Noch zur habsburgischen Zeit wanderte ein Zweig der Nestroy, Nestruy, Niestroj, Nietsruj, Nestrog — alle dieses Schreibweisen finden sich in den Kirchenbüchern — hinüber in den nahen tschechischen Raum, in die Gegend von Troppau-Opava. Dort treffen
KIRCHE UND STAAT IN DER SOWJETUNION. Von Wilhelm de Vries. Verlag Anton Pustet, München 1959. 202 Seiten. Preis 12.20 DMDie Grundthesen des mit östlichen Dingen gut vertrauten Jesuitenpaters, der bereits vor einem Dezennium ein Sammelwerk über das Christentum in der UdSSR herausgegeben hatte, treffen durchaus zu, und es ist sehr nützlich, daß er sie, gegenüber die Wirklichkeit verniedlichenden Darstellungen, energisch verficht. Die Lage der Orthodoxen Kirche und schon gar die der anderen christlichen Bekenntnisse, ja die jeder religiösen Gemeinschaft in der Sowjetunion, ist alles andere
Sprach man in meiner Jugend den Namen Benedek aus, so erhitzten sich sofort die Geister. Von der Parteien Gunst und HaG verwirrt, schwankten nicht nur sein Charakterbild in der Geschichte, sondern 3uch die Vorgänge, die sich an seine Rolle im für Österreich und für die gesamte europäische Entwicklung so schicksalhaften Feldzug von Juni/Juli 1866 knüpften und die Bildnisse der dabei maßgebenden militärischen, politischen Hauptakteure. Nun nahen sie sich wieder, diese schwankenden Gestalten, heraufbeschworen durch das meisterhafte, gerecht wägende, überzeugende Werk des hervorragenden
Mit dem sonst so ausgezeichneten Grand Larousse encyclopedique steht es in be-zug auf alles Österreichische sehr im argen. Nicht aus kleinlicher Sucht, zu bekritteln, sondern in der Hoffnung, daß es für die weiteren, dem eben erschienenen ersten folgenden Bände nicht zu spät ist, die1 Austriaca in bessere Hut zu nehmen, seien einige der einschlägigen Artikel hier näher unter die Lupe genommen. Da erfahren wir gleich zu Beginn des Schlagworts „Autriche“, daß dieses Land 9,428.000 Einwohner zähle und daß es aus acht Bundesländern zusammengesetzt sei. Woher der Verfasser diese
Das, was für den Forscher bei Tieren und Pflanzen das Experiment als Material bietet, um das Geheimnis der Vererbung und ihrer Wege zu erspüren, gewährt ihm beim Menschen der Blick auf die Darstellungen genealogischer Zusammenhänge, diese mögen tabellarisch oder in Listen aufgezeichnet sein. Als ideale, doch schwer zu erreichende Forderung drängt sich die nach Vollständigkeit der zu untersuchenden genealogischen Tatsachen auf. Übersieht man auch nur eine einzige Verwandschaftslinie, dann kann dadurch eine Fehlerquelle entstehen, die das Ergebnis der gesamten Bemühungen in Frage
Vielen Tausenden von Lesern wird die neue, schön gebundene, vortrefflich gedruckte und vor allem nicht nur mit den berühmten Originalzeichnungen des Verfassers versehene, sondern auch durch mustergültige Reproduktionen von Bildern und Radierungen Büschs geschmückte Ausgabe seiner Werke großes und dauerndes Vergnügen gewähren. Sie bereitet der Wiederkunft eines Autors die Bahn, der von allerlei dem vorüberhastenden Zeitgeschmack huldigenden Handbüchern zur Un-person degradiert und aus der Liste der Fortlebenden gestrichen worden ist. Sehr zu Unrecht. Wenn Josef Nadler, ein allerdings
Es bedarf kaum eines langwierigen Beweises, daß Polen in vieler Hinsicht ein „Schlüssel zu Europa“, „Key to Europe“, ist, wie es der Brite Raymond Leslie Buell im Titel seines am Vorabend des zweiten Weltkrieges erschienenen Buches aussagt, der bis .beute ^seine. Gültigkeit nicht eingebüßt hat. Dennoch hat es dem westlichen und dem mitteleuropäischen Leser, er sei aus rein wissenschaftlichen, politischen, wirtschaftlichen oder kulturellen Ursachen an einer zugleich übersichtliche^ und genügenden Zusammenfassung der polnischen Tatsachen interessiert, an einem geeigneten Werk bis
STAMMTAFELN ZUR GESCHICHTE DER EUROPÄISCHEN STAATEN. Von Wilhelm Karl Prinz von Išenburg. Berichtigter lind ergänzter Abdruck der 2.» verbesserten Auflage, herausgegeben von Frank Baron Freytag von Loringhoven. Vertag J. A. Stargardt, Marburg. Band I und II, 198 bzw. 144 Tafeln. Band III 159 Tafeln. Band IV 160 Tafeln. Die beiden letzten Bände ausschließlich von Baron Freytag von Loringhoven
Friedrich Heer, Universitätsdozent, Redakteur der „Furche”, glänzender Geschichtsschreiber von stu- pendem Wissen und eigenständiger, eigenwilliger politischer Schriftsteller, den man auch einen rückwärts- und vorwärtsblickenden Moralisten nennen könnte, ist außerordentlich vielseitig. Das nehmen ihm viele Einseitige übel. Er ist aber auch sehr vielbändig und, wenn ihm Ethos samt Temperament durchgehen, unbändig. Was wiederum mühselig, wie das sprichwörtlich gewordene Eichhorn, ihre geistige Nahrung Suchende und sie noch mühsamer oder, wie man in der Schweiz sagt, bemühender
Wieder einmal kann man den Verlag Herder zu einer großen Leistung beglückwünschen, die als Frucht langer und wohlgeleiteter Teamarbeit ein schätzbares Handbuch gezeitigt hat. Der neue Atlas ergänzt das neunbändige, durch ein enzyklopädisches Bildungsbuch abgeschlossene alphabetische Konversationslexikon, das als „Der Große Herder“ einen begründeten Ruf genießt. Er verdient zunächst wegen der vorzüglichen Ausführung, der im allgemeinen guten Auswahl und des reichen Inhalts seiner Landkarten Beifall. Es ist ein Vergnügen, diese zu betrachten und dank ihrer Klarheit aus ihnen
Einst hieß es: wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Heute, in der gründlich verkehrten Welt, in der des Verkehrs, tut einer eine Reise, viele Reisen, wenn er etwas erzählen kann. Wolfgang Koeppen kann erzählen, er 'kann noch manches andere und nicht wenig Er ist ein Dichter und, in seinem magischen Realismus, ein Verdichter, dem es gelingt, in des Wortes technischer Bedeutung die von ihm geschauten Tatsachen in einen Liebig-Extrakt zu zwängen. Der ist dann würzig, nährend, bekömmlich, literaturpreiswert und erspart dem von allerlei Gedankenblässe angekränkelten
Die Genealogie hat sich allen ihren geltenden Vorurteilen zum Trotz befreit von der Verknüpfung mit einer sie irrdeutenden politischen Tendenz; sie hat sich überall in der freien Welt als echte und zeitgemäße Wissenschaft entwickelt. Genealogie wird an Hochschulen gelehrt, und viele Disziplinen schöpfen aus den Ergebnissen der „Lehre von den auf Abstammung beruhenden Zusammenhängen zwischen den Menschen“. Ja, man ist mitunter gezwungen, genealogische Tatsachen als wichtigste, wenn nicht als einzige Grundlage enträtselter Geheimnisse des Erbgangs anzuerkennen. „Die genealogische
Der Salzfürst. Von Matthias Kirschschläger. Buchgemeinde Donauland, Wien.Von Felix Dahn rühmten die Historiker, er sei ein ausgezeichneter Romanschriftt.eller, und die Literaturkritiker, er müsse wohl ein vortrefflicher Geschichtsforscher sein. Dem Verfasser dieser als Sprachkunstwerk gerade um der gewollten Schlichtheit des Stils willen sehr schätzbaren, fesselnden und vom wissenschaftlichen Standort aus betrachtet unanfechtbaren urgeschichtlichen Erzählung muß die doppelte Anerkennung gezollt werden, die dem hinter einem Decknamen sich — kaum und warum? — verbergenden
„Der Mann von Charakter verkörpert in seiner Person die dem Erstreben eigene Strenge. Seine Untergebenen müssen sie erdulden und darob stöhnen sie manchmal. Kommt es aber zum Handeln, da verstummen die Kritiker. Der Willen aller und alle Hoffnungen kehren sich ihm zu, wie das Feuer dem Magnet. Zieht eine Krise herauf, so ist e r es, dem man folgt und der die Last mit seinen Armen emporhebt, mögen sie dabei brechen ... Erringt e r den Sieg, so verteilt e r großmütig dessen Ertrag, und im Falle eines Rückschlags gestattet er nicht, daß Vorwürfe tiefer hinabsteigen als bis zu ihm. Das,
Die Kirche in der Sowjetunion. Von John Shelton Curtils. Isar-Verlag, München. Deutsche Uebersetzung des amerikanischen Originals (The Russian Church and the Soviet State) von Josef Hahn. 360 Seiten
Nun ist die erste Nachkriegsauflage dieses altbewährten Lexikons zum glücklichen Ende gelangt. Die beiden letzten Bände halten das, was bereits die ersten versprochen hatten: ein hohes-wissenschaftliches, buchtechnisches und, wenn man sich so aus- drücken darf, sittliches Niveau. Der Große Brockhaus ist bemüht geblieben, nirgends durch verletzende Formulierungen anzustoßen, sich von überheblichem Dekretieren eigener Ansichten freizuhalten, doch auch die eigene Meinung bzw. die seiner Mitarbeiter nicht zu verleugnen. Man kennt seinen Standort: den deutschen, bewußt und im Ausdruck
Hat man Wickenburgs „Salzburger Gloria”, den „Tag einer Landschaft”, mit dem Dichter in beglückender Seelengemeinschaft und darum selig, verträumt, erwacht man hernach zur grauen Wirklichkeit der Unkultur im Dienste des Kaufmanns und de Raufmanns, unter einem Himmel, in dessen Blau nicht mehr jene Orgelklänge schwingen, die aus Trakls Vermächtnis dieser zauberische Bericht ich zum Motto wählte, sondern der dumpfe Schrek- ken der atomaren Gespenstigkeit: dann fragen wir uns vergebens, warum die glockenreine Stimme eines wahrhaften Poeten und des gültigsten Zeugen aus Salzburger
Die großen Deutschen. Deutsche Biographie, herausgegeben von Hermann Heimpel, Theodor Heuss und Benno Reifenberg. Propyläen-Verlag, Berlin. X. Band 635 Seiten, 2. Band 581 Seiten
Hugo von Hofmannsthal: Oesterreichische Aufsätze und Reden. Ausgewählt und eingeleitet von Helmut A. Fiechtner. Oesterreich-Reihe Band23/24. Bergland-Verlag. 160 Seiten. Preis 18 S.
Blühdorn hebt die Untersuchung über das Herzproblem unserer Gegenwart damit an, daß unser Geschlecht von der biologischen und von der geistigen Seite her betrachtet wird. Im von tierischen Vorfahren aus unvordenklichen Urzeiten ererbten Verhalten gründen manche der Triebe, die vom vernunftbegabten Menschen so schwer zu überwinden sind. Selbsterhaltungswille, der vom Ich auf die blutmäßig und räumlich Nächsten ausstrahlt, Kampfbereitschaft, die öfter als offensive Verteidigung gegen wirkliche oder vermeinte Gefahren zu bewerten ist denn als echte Angriffslust, sind das stärkste Vermächtnis des Instinkts, des Tierischen im Leibseele-Wesen Mensch. Noch in den animalischen Bezirk gehören der Besitzwille, der Tätigkeitsdrang, der Nachahmungs- und Wiederholungstrieb, der Hang zur Gemeinschaft, der Zwang der Zahlreicheren und Schwächeren, sich Wenigen, doch Klügeren und Stärkeren zu unterordnen.
Ein Werk wie dieses herauszugeben, ist eine ebenso dankenswerte wie undankbare Aufgabe Dankenswert, weil es jedermann den gesamten Schatz einer Sprache zur Verfügung stellen will, weil es mit dazu beiträgt, die grammatikalischen Irrtümer in Schreibe und Rede zu vermeiden, weil es die richtige Definition oft falsch gebrauchter Wörter bietet; sodann — für den gebildeteren Benutzer — weil hier Alter und Herkunft, Geltungsraum und Verwandtschaft dieser Wörter gezeigt werden, nicht zuletzt im Hinblick auf 5400 Abbildungen und Uebersichten, die den Text veranschaulichen. Undankbar bleibt
Vier Jahre, nachdem der erste Band dieses repräsentativen Handbuchs des katholischen Deutschlands den Weg in die Welt angetreten hat, liegt es nun fertig vor — der zehnte Band, eine enzyklopädische Zusammenfassung unseres heutigen Wissens, war schon 1953 herausgekommen. Noch einmal drängt es den Besprecher, seine Bewunderung für die Gesamtleistung auszudrücken, an der Redaktion, Verlag und Mitarbeiter gleichermaßen Anteil haben. Die Vorzüge, die wir bereits an früheren Bänden des Großen Herder rühmen konnten, treten nun am Gesamtwerk eindrucksam hervor: Klarer weltanschaulicher
Die großen Vorzüge und die kleinen Schwächen des führenden deutschen Konversationslexikons sind zu bekannt, als daß von beiden immer wieder die Rede sein müßte. In diesem Bande ragen besonders die Zusammenfassungen über allgemeine naturwissenschaftliche Themen hervor, ferner die damit häufig verknüpften technischen Schlagworte: Periodisches System der Elemente, Perspektive, Photographie, Photogrammetrie, Photozelle, Physik — vorbildlich —, Planeten, Polarisation, Rakete, Raum, Raumfahrt — musterhafte Einführung in ein die breiten Massen fesselndes, weithin ungeklärtes Problem
Der Grete Herder. Nachschlagewerk für Wissen und Leben. Fünfte, neubearbeitete Auflage von Herders Konversationslexikon. Achter Band. Sade bis Tessin. Freiburg im Breisgau 1956. Verlag Herder.Großoktav. 4 Seiten + 1520 Spalten
Zum Buch von Lord Strang: The Foreign Office. London. George Allen & Unwin Ltd., New York. Oxford University Press Inc. 226 SeitenSeit kurzem erscheint eine Serie von Darstellungen, die den Briten und um Aufschluß über den verwickelten Mechanismus der britischen Staatsmaschinerie bemühten Ausländern ein klares Bild der Londoner „großen“ Ministerien gewähren. Aufeinen Band über das Home Office folgt nun ein zweiter über die britische Diplomatie. Verfasser ist Lord Strang, der als (Sir) William Strang seit 1919 der Carriere angehörte, während des zweiten Weltkrieges
Theodor Heuss: Würdigungen. Rainer-Wunderlich-Verlag Hermann Leins, Tübingen. 442 Seiten Preis 16.80 DMProfessoren als Staatsoberhäupter können das platonische Ideal der regierenden Philosophen ebenso ad absurdum führen wie sie es aufs schönste zu bewähren vermögen. Der Staatsrechtslehrer Wilson in den USA, der Chemiker MoScicki in Polen haben als Fachgelehrte einen besseren Ruf hinterlassen denn als Präsidenten. Der Volkswirtschafter Hainisch — der nie eine Lehrkanzel bestiegen hat, doch seinem ganzen Wesen nach professoral wirkte — und der Finanzwissenschafter Einaudi erfreuten
Unter den vielen Wandlungen, die sich in der Welt seit zwei Generationen vollzogen haben, ist ein e, die zwar dem engen Kreis der Fachkundigen wohl bewußt bleibt, doch von der breiten Oeffentlichkeit kaum beachtet wird: die Demokratisierung der Monarchie dem Blute nach. Jedem, der auch nur oberflächlich die neuere politische Entwicklung verfolgt hat, drängt sich die Beobachtung auf, daß erbliches Herrschertum auf das Aussterbeetat gesetzt ist. Regierende Könige genießen hohen Seltenheitswert. Wenigstens in Europa. Während es noch vor vierzig Jahren in unserem Erdteil nur drei Republiken
Dei Volks-Brockhaus. Jubiläumsausgabe. F. A. Brockhaus. Wiesbaden. 896 Seiten. — Hundertfünfzig Jahre F. A. Brockhaus. Von A. Hübscher. Ebenda. 308 SeitenZum zwölftenmal seitdem er 1931 bei seinem Erscheinen einen ungewöhnlichen Erfolg zu verzeichnen hatte, liegt der Volks-Brockhaus vor. Er ist das in Deutschland unübertroffene Muster eines leicht verständlichen, für die Jugend und für die breitesten Massen bestimmten knappen Nachschlagewerks. Zusammen mit dem Sprach-Brockhaus erfüllt er etwa die Aufgabe, die im französischen Raum dem Kleinen „Larousse“ zukommt. Vor dem
Selten im Verlauf seiner langen, glorreichen und wechselvollen Geschichte hat sich Frankreich in einer so schwierigen weltpolitischen Lage befunden wie heute. Es hat fremde Invasionen erlebt und sie glücklich überstanden; es hat Koalitionen gegen sich vereint gesehen und ihnen widerstanden. War die fremde liebermacht zu groß, dann vermochte die unvergleichliche diplomatische Kunst seiner Staatsmänner, von Richelieu, Mazarin und Lionne bis zu Talleyrand, Delcasse und den Cambon, das Mißverhältnis der militärischen Kräfte auszugleichen. Auch ein besiegtes Frankreich hat, nach 1815 und
Feldmarschall Conrad. Auftrag und Erfüllung. 1906 bis 1918. Von Oskar Regele. Verlag Herold, Wien-München. 611 Seiten, 80 Abbildungen. Preis 158 SDer verdiente Leiter des Wiener Kriegsarchivs, als hervorragender Historiker und als gewesener Generalstäbler doppelt zu dieser Aufgabe berufen, hat es unternommen, die Leistung des Feldmarschalls Grafen Conrad von Hötzendorf kritisch zu würdigen, die der letzte große Feldherr der einstigen Donaumonarchie in den schicksalhaften Jahren von 1906 bis 1918 vollbracht hat. In jener Zeit war der Held dieses Buches zweimal, vom 18. November 1906 bis
Unter den bisher erschienenen Bänden des seinerFertigstellung zueilenden Großen Herder ist der eben veröffentlichte siebente zweifellos der bestgelungene einer ausgezeichneten Gesamtleistung. Diesmal darf man auch mit den Länderartikeln zufrieden sein, die in den vorigen Bänden mitunter itiefmütterlich behandelt worden waren, zumal in bezug auf die Geschichte. Polen (9 Spalten und 4 über Literatur, Kunst, Kultur) ist gut, Persien (5 Spalten), Rumänien (insgesamt 9 Spalten) sind ausreichend, Rußland, einschließlich der Sowjetunion, wird ganz vortrefflich auf nicht weniger als 37
Literaturhistoriker, Geschichtsschreiber, Publizist, Dichter und Denker, einer jener wenigen zeitgenössischen Vertreter des vom christlichen Humanismus geprägten Uomo universale, hat der bedeutendste Repräsentant des heutigen schweizerischen Geistesschaffens französischer Zunge vor kurzem seinen 75. Geburtstag gefeiert. Graf Gonzague de Reynold, Professor an den Universitäten Bern und Freiburg, Träger des portugiesischen Camoen-Preises, einstiger Vizepräsident des Institut de Cooperation Intellec-tuelle, war aus diesem Anlaß Gegenstand zahlloser Ehrungen. Als dauerndes Denkmal, das die
Im hier anzuzeigenden Band sind für beides, das verdiente Lob und die, angesichts der großartigen Gesamtleistung nur ungern vorgebrachten Einwendungen, wiederum genügend Belege zu finden. Um nicht mit einem unbeabsichtigten Mißklang zu enden, beginnen wir mit dem kleinen, notwendigerweise unvollständigen Sündenregister, das sich auf die dem Rezensenten geläufigeren Stoffgebiete bezieht. Unter den Biographien vermissen wir: den französischen Naturforscher Lacepede, seine Landsleute Lakanal, Marschall Lannes, ferner den russischen Philosophen und Kritiker Lavrov, den österreichischen
Der Große Herder. Nachschlagewerk für Wissen und Leben. Fünfte, neubearbeitete Auflage von Herders Konversationslexikon. Sechster Band. Luksor bis Paderborn. Verlag Herder, Freiburg 1955. Großoktav. 4 Seiten und 1520 Spalten.
Sieburg beginnt mit einer Anleitung zur „Kunst, Deutscher zu sein“. Da soll etwas zur Kunst werden, was doch Natur ist, die, auch mit der Mistgabel des Kosmopolitismus, nicht ausgetrieben werden kann. Der Autor behandelt aber unter dem ein wenig irreführenden Kapiteltite) eher die bekannten und oft genug im Zerrspiegel betrachteten Tugenden und Schwächen seiner Landsleute; er findet gescheite Definitionen: „Deutschsein ist ein Schicksal, aber keine Lebensform“, ein Deutscher ist „bald Dämon, bald Spießbürger (am schlimmsten, wenn in den Spießbürger der Dämon fährt)“.
Dem ersten Band seiner wertenden Rechenschaft über das von ihm begründete monumentale Sammelwerk „Die Märchen der Weltliteratur“ läßt der hochverdiente greise Gelehrte nunmehr den abschließenden zweiten folgen, der — wiederum in fünf Kapiteln — Rußland und seine Nachbarn, „Die neue Welt um das Mittelmeer“, Irland und England, den germanischen Norden und endlich das deutsche Märchen behandelt. Vorzüge und geringe Schwächen sind die gleichen wie bisher. Der Autor beschäftigt sich programmgemäß nur mit den Völkern, deren Märchendichtung in seiner Reihe vertreten ist,
Bibliographie und Ikonographie der Turkenbelagerungen Wiens 1529 und 1683. Von Walter Sturminger. Verlag Hermann Bohlaus Nachfolger, Graz-Koln. (Veroffentlichungen der Kommission fur Neuere Geschichte Oesterreichs, 41.) XVI + 420 Seiten. Preis 168
Weithin bekannt als Verfasser sehr wertvoller Synthesen auf dem Gebiete der neuesten Geschichte, die unter den Titeln „Die Idee des Nationalismus“, „Propheten ihrer Völker“ und „Das zwanzigste Jahrhundert“ auch deutsch erschienen sind, Autor eines bisher noch nicht übertragenen Werks über den Panslawismus ist der Professor am City College von. New York, Hans Kohn, stets bestrebt gewesen, in den Vereinigten Staaten die Kenntnis geistiger, zumal politisch wirksamer Strömungen Mitteleuropas zu verbreiten. Er hat sich dabei durch seine Sachlichkeit und Unbefangenheit ausgezeichnet,
Wer die beiden Werke von Ludwig Reiners „Friedrich der Große“ und „Roman der Staatskunst“ kennt, wird in der vorliegenden geistvollen Ueber-schau alle Vorzüge des Autors wiederfinden: die funkelnde Sprache, den Reichtum an einprägsamen Formulierungen (deren eine diesem Referat vorangestellt ist), die Gabe, komplexe Charaktere zu entschlüsseln, kurz die Vorzüge eines Biographen von hoher Klasse.Ging es nun hier, bei der Vorgeschichte und Geschichte des europäischen Zusammenbruches, der tragischen Epoche „Deutscher Weltpolitik“ in vordringlichem Maße um charakterliche
Zur „Trilogie einer Weltenwende“, Von Franz Theodor Csokor. Paul Zsolnay Verlag, Hamburg,62, 75 und 68 SeitenCsokor, den man immer wieder als Ebenbürtigen, wenn nicht als Gehältigeren neben den mit lautesten Erfolgen gekrönten Bruckner-Tagger und Hochwälder, als einen der drei überragenden zeitgenössischen Dramatiker aus Oesterreich in Erinnerung bringen sollte, hat den in einem Band gesammelten Dramen aus dem politischen Chaos unserer Zeit — „Besetztes Gebiet“, „3. November 1918“, „Der verlorene Sohn“ — nun einen zweiten Band folgen lassen, darin der geistigen und
Der Rezensent dieses Büchleins gerät in arge Verlegenheit. Soll er aufrichtig seine Ansicht über diese „Schattenbeschwörung'' bekennen? Das sieht dann nach Byzantinismus aus, nach Huldigung an einen der Höchstbeamteten unserer Zeit. Sei’s drum, hier stehe es, ich kann nicht anders. Also klipp und klar, diese neunzehn Ausflüge in die Petite Histoire, dort, wo sie in die große Geschichte hineinmündet, sind ein einziges, entzückendes Kunstwerk, voller Scharm, Anmut, Geist und schalkhaftem Witz. Derlei gibt es nur wenig in deutscher Sprache. Friedrich Sieburg etwa oder Sigismund von
Professor v. d. Leyen, der gemeinsam mit Paul Zaunert die berühmte Reihe der „Märchen der Weltliteratur" des Diederichsschen Verlags herausgegeben hat, unternimmt es in dem hier zu besprechenden Werk, die Summe aus dem reichen Material zu ziehen, das auf seine Anregung hin in etwa vierzig Bänden durch berufene Kenner der einzelnen Sondergebiete zusammengetragen worden ist. In diesem Kreis fehlen von Märchen beachtlicher Völker nur die polnischen — grundlegend dafür Glinski „Bajarz polski", J. Krzyzanowski „Polska Bajka ludowa"; die tschechischen — vgl. Tille „Soupis českych
Margret Boveri: Die literarische Gestalt. Walter Prinzing: Bibliographie der Schriften und Reden. Friedrich-Vorwerk-Verlag, Stuttgart. 302 Seiten, Preis 14 DM
Das Neueste aus allen Wissensgebieten aus aller Welt. Von Erwin Karl Hornauer. Wilhelm Andermann Verlag, Wien. 128 Seiten.An dem Buch werden Heranwachsende und Lernbegierige ihre helle Freude haben. Es berichtet in leichtverständlicher Form über eine bunte Fülle neuester Entdeckungen und Erfindungen. Der Herangewachsene aber und der Lernbegierige mag sich zu diesem kleinen Führer durch eine Kultur im Dienste des Kaufmanns und des Techniker gewordenen Militärs (oder des Militär gewordenen Technikers), er muß sich über die mannigfachen techno-romantischen Abenteuer seine Gedanken machen.
Sechzehnte, völlig neu bearbeitete Auflage in zwölf Bänden. Zweiter Band. Ber bis Cz. Wiesbaden. Eberhard Brockhaus, 1953. 780 Seiten. Preis 39 DM.Den zweiten Band des Großen Brockhaus zieren vor allem die inhaltreichen, prall konzentrierten und doch angenehm lesbaren Artikel über Brasilien, das Britische Reich, die Bundesrepublik Deutschland, Byzanz, China und über die Chemie. Der Kundige wird sodann mit dankbarer Freude die sorgsamen — und nur in bezug auf den europäischen Osten nicht ganz hieb- und stichfesten — Ueberblicke begrüßen, die wir zur Bibliographie, vom
Vor einiger Zeit erfuhr man, eine Gruppe sowjetischer Gelehrter sei im Begriff, eine neue „Geschichte Polens“ auszuarbeiten. Nach dem Erscheinen dieses Werkes werde es ins Polnische übersetzt werden und dann den Historikern des dargestellten Landes zum Muster dienen, wie sie die eigene nationale Vergangenheit zu betrachten hätten. In der Tat sind die vor dem zweiten Weltkrieg gehegten Pläne einer großen polnischen Geschichte in mehreren Bänden, nach dem Muster des französischen Sammelwerkes von Lavisse-Ramhaud oder der englischen Synthesen, die von den Universitäten Cambridge und
Friedrich Heer, Privatdozent für Geistes-geschidite an der Wiener Universität und Redakteur der »Österreichischen Furche“, hat sich durch sein großes Werk „Aufgang Europas“ als ein Kenner und Deuter der mittelalterlichen Geschichte beglaubigt, dem es darum geht, die Wurzeln der heutigen europäischen Situation Tinter den sie verschüttenden Schichten der zwischen dem Beginn der Neuzeit und unserer Gegenwart aufgehäuften Söiuttmassen aufzuspüren. Er sieht mit Recht die jetzige Lage Deutschlands Und sein Verhältnis zum Westen, zum Süden unseres Kontinents vorbeding durch die
Festschrift zur Feier des zweihundertjährigen Bestandes des Haus-, Hof- und Staatsarchivs. Herausgegeben von Leo Santifaller. II. Band. Österreichische Staatsdruckerei, Wien.VIII und 559 SeitenWährend im ersten Band der monumentalen Festschrift des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs die historischen Hilfswissenschaften — Archivkunde, Paläographie und Diplomatik, Heraldik und Genealogie, Quellenkunde — zu Worte gelangten, 6ind im zweiten Band Rechts- und Verfas6ungsgesdiichte, Wirtschaftsgeschichte, Kirchengeschichte, dann allgemeine und österreichische politische Geschichte
Nun liegt das zweibändige Lexikon des Verlags Herder vollständig vor und wir können dem Gesamtwerk das gleiche Lob zollen, das wir auf Grund der früheren Lieferungen an dieser Stelle ausgesprochen haben. Nicht nur in Anbetracht der schwierigen Verhältnisse der deutschen Nachkriegszeit, sondern überhaupt verdient diese enzyklopädische Leistung höchsten Beifall. Unter den Artikeln, die in diesem Band Aufmerksamkeit auf sich lenken, ragt der über Österreich (Spalte 3125 ff. und Beilage) hervor. Auf gedrängtem Raum ist er prall von wesentlichen Einsichten. „Österreichs Weg“