Aus der Situation des Jahres 1945 ist jener Hang zum Festhalten an dem, was übrig geblieben war, erklärbar. A us dem demographischen Phänomen der Dominanz der alten Generation erklärt sich die Betonung der Tradition, des Zurückgreifens auf traditionelle Werte. Daß aber das Geistesleben der Zweiten Republik weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein von den Traditionen und nicht von Versuchen von Innovationen geprägt wurde, kann nur in der Perspektive der Geschichte Österreichs, vom Charakter des österreichischen Menschen her, gesehen werden.
Carl E. Schorske, Dayton-Stqckton Professor of History und Direktor des „European Cultural Studies Seminar” an der amerikanischen Universität Princeton, New Jersey, hat ein faszinierendes Buch über das Wien der Jahrhundertwende geschrieben. Univ.-Prof. Fritz Fellner, Historiker ander Universität Salzburg, hat darin geblättert und setzt sich für die FURCHE damit auseinander.