„Nur das Geschaute hat Wahrheit — alles Ausgedachte ist gebrechlich!“ Dieses Bekenntnis, wohl ein Schlüssel, schrieb mir Othmar Spann ins Widmungsexemplar seiner 1924 erschienenen „Kategorienlehre“. Es kennzeichnet, und nicht nur erkenntnistheoretisch, in tragödien-hafter, straffer Wendung, den am 8. Juli, dieses Jahres Verstorbenen, sein Wesen, seine Wissenschaft, seine Professur für Nationalökonomie und Soziologie an der Wiener Universität von 1919 bis 1938.Spanns Werk begann mit einer statistischen Untersuchung über die uneheliche Bevölkerung in Frankfurt am Main 1905; und
Zum erstenmal war es im Herbst 1931, am letzten Oktobertag, daß ich ihn, den großen Kanzler, besuchen durfte. Im Kloster in der Keinergasse, in seinem Heim. Und wie damals, so steht er auch heute noch lebendig vor mir: mit dem klassischen Profil; mit dem Kopf eines Senator Romanus; mit den hinter goldenen Brillen sich bergenden Augen, die so seltsam leuchten konnten; mit den steinernen Lippen, die in kraftvoller Entschlossenheit und gutmütigem Spott sich schürzen, geformt zu jenem Schnitt, der wie Keilschrift wirkte. Rätselhaft für die weite Welt, bildhaft für die kundigen Freunde.Ignaz
„Operismus“ betitelt der bekannte Zisterzienserabt Dr. Alois Wiesinger sein soeben im Oberösterreichischen Landesverlag in Linz erschienenes, 248 Seiten starkes Buch. Es will eine „Darlegung der Grundsätze des Christentums zur sozialen Frage" sein. Offensichtlich gab den Leitgedanken hiezu die Vogelsang-Schule, vor allem das „Katholisch-soziale Manifest" der Orel-Runde aus dem Jahre 1932. Ausschließlich in ihren Fragen und Lösungen bewegt sich auch das Buch. Nach wie vor ist sozialtheoretischer Ansatz das „opus“, die „Arbeit“ des Menschen — als einziges Maß
Drei Kräfte, drei soziologische Systeme, ringen um die soziale Neugestaltung der Welt. Das erste System, welches die feudale Ordnung des Mittelalters ablöste und im 19. Jahrhundert seinen Mittag erlebte, war der „I n d J v i d u a 1 i s m u s”. Sein Drehpunkt ist der Einzelmensch, das „Individuum”. Das zweite System, das sich antithetisch mit dieser „individualistischen” Ordnung auseinandersetzt und seit 1918 Geschichte zu machen begann, ist der „T o t a I i s m u s”. Seine fixe Idee ist das Ganze, die Gemeinschaft allein, das „To- tum”, wovon ausschließlich ausgegangen
August Zechmeister behauptet in seiner soeben erschienenen Schrift: „Kirche und Sozialismus“ * die notwendige Einheit christlichen Glaubens und sozialistischen Hoffens. Vorherrscht die geschichtsphilo-sophische Eingebung: „Das die Geschichte transzendierende tausendjährige Reich der Apokalypse, das Reich Gottes auf Erden, wird ein sozialistisches Reich sein!“Diese Voraussicht boten zwei Quellen: die christliche Offenbarung, die Lehre von der Erlösung, und das marxistische Geschichtsbild, die Lehre von der Entwicklung des Menschen. Folglich, schließt Zechmeister, sei der wahre und
Markgraf Leopold, der Babenberger, schon bald ein Jahrtausend der Seraph unserer Heimat, trägt — nach alten Kloster-neuburger Glasgemälden — zweierlei in seinen gesegneten Händen: Zwei Kirchen und zwei Brote*! Gewiß, diese beiden Kirchen und Brote versinnbildlichen zunächst einmal die reichen Stiftungen und Geschenke dieses wundersamen Mannes. Keineswegs ist aber damit das eigentliche Sinnbild zu Ende gedeutet. Sind doch Zeichnungen eines wahren, schöpferischen Künsters — zugleich und zuerst — heilige Zeichen, symbolhafte Enthüllungen des Ewigen im Menschen und seiner