Graf Almaviva scheitert am Herrschen und Lieben und braucht deshalb hin und wieder den Pomp des Sonnenkönigs. Aber im emotionalen Labyrinth, das Helfried Lauckner ihm baute, regieren ohnedies die Frauen. Dominique Mentha, Aufreger in den 1990er-Jahren als Intendant des Tiroler Landestheaters, kehrte nun für eine Neuinszenierung von "Die Hochzeit des Figaro" nach Innsbruck zurück. Reduziert, detail- und andeutungsfreudig, besonders empfänglich für Mozarts Tragikomik. Einige Leerläufe sind dabei. Anna Ardelius' Kostüme führen durch Zeiten und Psychen.Den Puls, die Stimmungswechsel und
Das eine Bilderflut erzeugende Mayerling wurde zum Thema der jüngsten Uraufführung des immer bildmächtigen Balletts am Tiroler Landestheater. Um Enrique Gasa Valga, den Tänzer, der in der Ära von Ballettleiter Jochen Ulrich nach Tirol kam, hier zum Choreografen, zum Idol einer Fangemeinde und neuerdings auch zum Model wurde, entstand ein Hype. Dieser trägt die Kunde übers Land hinaus, dass in Innsbruck die Sparte Tanz aufgestockt und gepflegt wird, anstatt ausgehungert und aufgelöst wie so vielfach anderswo. "Ich bin ein Tiroler", verkündet Gasa Valga.Sein neues Stück startet er mit
Zum 40. Geburtstag der Innsbrucker Festwochen der Alten Musik hat Alessandro De Marchi heuer drei Opernaufführungen angesetzt, deren Komponisten eng mit Wien verbunden sind. Er selbst wählte das Melodramma giocoso "Il matrimonio segreto" des Wiener Hofkapellmeisters Domenico Cimarosa von 1792 nicht nur um eines heiteren Jubiläums willen, sondern um seine Herkunft "aus der Barockoper in der neapolitanischen Tradition zu entschlüsseln". Der historische Ansatz tat der Oper gut, brachte Humor, Anspielung und feine Empfindung ans Licht, von De Marchi und seiner Academia Montis Regalis
Die Tiroler Festspiele Erl beginnen, seit Hans Peter Haselsteiner die Präsidentschaft und damit die jährliche Eröffnungsrede übernahm, mit seinem Europa-Aufruf und der Mahnung, sich wieder auf die EU-Grundidee eines friedlichen Miteinander zu besinnen. Es bleibt nicht bei Worten. Als vor zwei Jahren Putin die Krim besetzen ließ "und damit sein Land der internationalen Ächtung preisgab", wurde für die Festspiele 2016 ein Russland-Schwerpunkt geplant "als Antwort auf dieses Desaster und auch als Zeichen, das von einem Kulturbetrieb ausgehen kann, um gegen das Versagen der Politik zu
Wie sinnvoll ist es, hunderte Jahre zu leben, wenn man den Sinn seines Lebens nicht kennt? Warum ausdehnen durch fremde Zeiten? Mit welchem Ziel der Vergänglichkeit widerstehen? Kaiser Rudolf II. am Hof zu Prag verlangt von seinem Leibarzt Hieronymos Makropulos ein Lebenselexier. Ausprobieren muss es Elina, Jahrgang 1585, die Tochter des Arztes. Das Wunder gelang, das Mittel reicht für 300 Jahre.Karel C a peks "Die Sache Makropulos" hat in Leos Janác eks expressiv-poetischer Vertonung erstmals das Tiroler Landestheater erreicht, und nach einem schwachen "Fidelio" und einer achtbaren
Mit "Bernarda Albas Haus", der "Frauentragödie in spanischen Dörfern"
von Federico García Lorca, gelang Johannes Reitmeier eine dichte,
beklemmende Inszenierung am Tiroler Landestheater.
Der Faust-Stoff ist zum Puppenspiel verkommen: Als 1808 der Tragödie erster Teil von Goethe erscheint, kommt in Paris Gérard de Nerval zur Welt, der 19 Jahre später Faust I "frisch, neu und geistreich", wie Goethe sagt, ins Französische übersetzt. Michel Carré zimmert daraus ein Boulevardstück. Daraus wieder bastelt Jules Barbier unter Beimischung von Nerval-Szenen einen Opernstoff, und Carré macht mit. Auch so entsteht ein Libretto. Für die deutschsprachigen Aufführungen wird dieses Libretto übersetzt. Germanisten raufen sich die Haare. "Faust" heißt die Oper auf französisch,
Der Skandal bleibt unvergessen, der am Abend des 29. Mai 1913 im Pariser Théâtre des Champs-Élysées über der Uraufführung von Igor Strawinskis Ballettmusik "Le sacre du printemps" hereinbrach. Das Publikum liebte die Ballets Russes, hatte mit den früheren Stücken Strawinskis, "L'Oiseau de Feu"(Der Feuervogel) und "Petruschka" ein gutes Auskommen, wehrte sich nun aber schreiend, pfeifend und boxend gegen die Wildheit der Rhythmen, die Polytonalität und das neue ästhetische Zeitalter, das ihm da eingehämmert wurde.Kein Choreograf bringt "Sacre" aus dem Hinterkopf. Jochen Ulrich hatte
"Mut -eigene, neue Wege zu gehen, in einer Zeit des Umbruchs und gleichzeitig des Rückschritts, Mut sich durch die Flut von schnellen Informationen nicht fehlleiten zu lassen und Mut, die Zeit zu nehmen, das Andere kennen und verstehen zu lernen." Mit dem Thema "Mut" lädt das diesjährige Osterfestival Tirol von 20. März bis 5. April 2015 in Innsbruck und Hall zu Alter und Neuer Musik, Tanz, Literatur und Performance, Film und Gesprächen. Voraus gehen spontane Begegnungen an 15 Tagen: Ab 10. März wird täglich um 15 Uhr an öffentlichen Orten dem Alltag und der Zeit widersprochen, wenn
Gefeierter "Don Giovanni“Zwischen 26. Dezember und 6. Jänner lässt Festivalleiter Gustav Kuhn im Festspielhaus auch wieder Musik von Komponisten hören, die er im benachbarten, wagnergetränkten Passionsspielhaus bisher ausgespart hatte: seine Abgötter Bach und Mozart, erstmals Webern, Schuberts "Winterreise“. Dazu kommen ein Franui-Marathon mit Rezitator Sven Eric Bechtolf, mehrere Orchesterkonzerte, auch mit Neuer Musik. "Tosca“ wird noch am 5. Januar gezeigt, "Don Giovanni“ am 3. Jänner.Sein neuer "Don Giovanni“ in Erl zeigt, wie routinefern, wie tiefschürfend Gustav Kuhn an
"Mara“, die einst gefeierte Oper von Josef Netzer, ist mehr als 170 Jahre nach ihrer Wiener Uraufführung am Tiroler Landestheater zu sehen.In der Reihe "Opera Austria“ überrascht der Tiroler Landestheater-Intendant Johannes Reitmeier mit einer veritablen Wiederentdeckung. Der passionierte Repertoireschürfer ging der Oper "Mara“ des Frühromantikers Josef Netzer nach und wurde im Tiroler Landesmuseum, dessen Musiksammlung die autographe Partitur des Werkes birgt, fündig. Kein Geheimnis, aber bisher noch nicht klingend umgesetzt. Im Gegensatz zu Netzers vier Symphonien, mehreren
Das Tiroler Landestheater zeigt zum Verdi-Jahr "La forza del destino“ in einer szenisch drastischen, musikalisch überzeugenden Produktion."Und doch erlaubt dieser Pirat es sich - ich würde nicht gerade sagen, Atheist zu sein, sicherlich jedoch, kein überzeugter Gläubiger zu sein, und all das mit einer Sturheit und Ruhe, für die man ihn am liebsten verdreschen würde. Ich erzähle also weiter über die Wunder des Himmels, der Erde, der Meere usw. usf. Er lacht mir offen ins Gesicht und läßt mich mitten in meinem Ausbruch ausgesprochen göttlicher Begeisterung erstarren, indem er sagt:
Ein sinnliches WundertheaterAlfred Wopmann, der frühere Intendant der Bregenzer Festspiele, geniert sich nicht, zu den heurigen Eröffnungspremieren in einem VN-Interview den noch amtierenden Intendanten David Pountney runterzuputzen, um sich selbst und sein Werkverständnis in Szene zu setzen. Peinlich. 2015 folgt nach einigem Geholper im Intendantenkarussell Elisabeth Sobotka, derzeit Opernchefin in Graz. Der Vorstandsvorsitzende der Grazer Theaterholding heißt übrigens Alfred Wopmann.Pountneys treffliche Antwort auf die Bregenzer Querelen ist Mozarts "Zauberflöte", seine letzte
Intendant Johannes Reitmeier hat in seinem ersten Jahr am Tiroler Landestheater Glück, auch mit den letzten Saison-Premieren: Die österreichische Erstaufführung von Kay Pollaks Schauspiel "Wie im Himmel“ (kommt im November am Theater in der Josefstadt), der Selbstläufer "Anatevka“ und nun Georges Bizets Jugendwerk "Les pêcheurs de perles“ sind auf beachtlichem Niveau gelungen.Für die Szene der "Perlenfischer“ wählten Regisseur Urs Häberli und Bühnenbildner Thomas Dörfler den Blick hinter Ceylons Tourismusfassade und zeigen eine vergitterte Fabrik am Strand Ceylons, in der die
Am 20. Juni wird Felix Mitterers Stück "Jägerstätter“ am Theater in der Josefstadt uraufgeführt. Ein weiteres "Menschenstück“ des Unangepassten.Volksautor? Heimatdichter? Als erst kürzlich in seiner Heimat Tirol das Klischee wieder bedient wurde, sagte Felix Mitterer: "Ich habe nie gesagt, ich bin ein Heimatdichter oder ein Volksautor. Ich schreibe Menschenstücke.“Jetzt hat er wieder ein Menschenstück geschrieben, "Jägerstätter“, glücklich, das Bild dieses oberösterreichischen Bauern korrigieren zu dürfen, der als NS-Kriegsdienstverweigerer am 9. August 1943 hingerichtet
Musik im Riesen“, das bedeutet nicht nur ein kleines, erlesenes Festival der großen Namen und virtuosen Interpretationen. Das bedeutet vielmehr an prominentem Ort - den Kristallwelten in Wattens/Tirol - eine Woche, in der Freunde zusammenkommen, um in gelöster, offener, unprätentiöser Atmosphäre auf höchstem Niveau zu musizieren. Es ist ein Darbieten intensiv erarbeiteter Programme, ein Neu-Belichten, Ausprobieren und Vertiefen des Vertrauten. Mit unangefochtenem Selbstverständnis steht Neue Musik neben der vorangegangenen, Bach ist immer präsent. Das Publikum wird in diesem
25 Jahre Osterfestival Tirol der Galerie St. Barbara. Ein jährliches
Ereignis im Namen der Toleranz und wider die Gleichgültigkeit. Heuer
steht es unter dem Motto "massiv.ich".
Der neuen Intendanz des Tiroler Landestheaters ist nach der Einstandspremiere der "La Wally“ nun mit Erich Wolfgang Korngolds "Toter Stadt“ erneut ein großer Wurf - szenisch wie musikalisch - gelungen.Johannes Reitmeier, seit dieser Spielzeit amtierender Intendant des Tiroler Landestheaters, schätzt im Musiktheater Werke abseits des Mainstreams und will in Innsbruck noch nie gezeigte Stücke auf den Spielplan setzen. Dabei zeigt sich seine Jahrhundertwende-Vorliebe. Mit seiner Eröffnungsinszenierung, Catalanis "La Wally“ von 1892, traf Reitmeier ins Schwarze, die Oper läuft mit
Viel Prominenz war am zweiten Weihnachtsfeiertag nach Erl geströmt, um mit Salzburgs Erzbischof Alois Kothgasser und Bundespräsident Heinz Fischer die Weihe und Eröffnung des neuen Theaters der Tiroler Festspiele Erl mitzuerleben. Strabag-Chef und Mäzen Hans Peter Haselsteiner hat Gustav Kuhn und seinen Tiroler Festspielen Erl den spektakulären Bau der Architektengemeinschaft Delugan-Meissl mit finanzieller Hilfe von Bund und Land Tirol errichtet. Ein Lebenstraum für die Visionen des österreichischen Dirigenten, der sich dem herrschenden Kulturzirkus entzieht und mit Festspielen und
Mit "Il Paride“ des Monteverdi-Schülers Giovanni Andrea Bontempi gingen die Innsbrucker Festwochen der Alten Musik glanzvoll zu Ende. Beim Cesti-Gesangswettbewerb ließen Nachwuchssänger aufhorchen.René Jacobs hat bei den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik die frühe venezianische Oper zu neuer Blüte gebracht. Die österreichische Lautenistin Christina Pluhar griff nun im Vorjahr mit ihrem vorzüglichen Ensemble L’Arpeggiata in ihrer ersten eigenständigen Opernarbeit dieses Genre auf und belebte gemeinsam mit Regisseur Christoph von Bernuth und Ausstatter Oliver Helf "Il Paride“
Mit "Lohengrin“ schließt Gustav Kuhn bei den Tiroler Festspielen Erl heuer den Kreis der zehn großen Wagner-Opern. 2015, zu seinem 70. Geburtstag, wird er sie alle auf das Programm des Sommerfestivals setzen, inklusive des für 2014 geplanten neuen "Ring des Nibelungen“. Längst ist das Dorf Erl nahe Kuf-stein mit seinem markanten Passionsspielhaus eine Destination internationaler Wagner-Wallfahrer geworden. Im Wagner- und Verdi-Jahr 2013 setzt Kuhn eine Pointe und spielt nur Verdi - die trilogia popolare "Rigoletto“, "Il trovatore“ und "La Traviata“.Primat der Musik, reduzierte
Nach 13 Jahren erfolgreicher Intendanz verlässt Brigitte Fassbaender das Tiroler Landestheater. Ihre Abschiedsinszenierung von Brittens "Albert Herring“ geht 2014 an die Wiener Volksoper.Tutto nel mondo è burla“ - "Alles ist Spaß auf Erden“: Mit der Schlussfuge von Verdis "Falstaff“ schließt Brigitte Fassbaender am 8. Juli ihren Vorhang am Tiroler Landestheater. Offiziell amtiert die Intendantin bis 31. August 2012, dann wird sie von Johannes Reitmeier abgelöst. Nach 13 Innsbrucker Jahren und einem künstlerischen Höhenflug fällt der Intendantin und dem Publikum der Abschied
Musicaltexte müssen nicht banal sein, das zeigen viele auf literarischen Vorlagen basierende Stücke. Brigitte Fassbaender hat auf Shakespeares "Der Kaufmann von Venedig“ zurückgegriffen, um mit dem deutschen Komponisten Stephan Kanyar ein Musical zu kreieren. "Shylock“ wurde am Tiroler Landestheater unter dem Dirigat des Komponisten uraufgeführt.Nein, Shylock ist am Innsbrucker Rennweg nicht der große Bruder von Tevje, dem Milchmann. Sondern der reiche, intellektuelle Venezianer, bei dem sich der Handelsherr Antonio Geld für die Heirat seines Freundes leiht. Sollte er die Summe nicht
Als das "Credo“ des estnischen Komponisten Arvo Pärt 1968 in Tallinn uraufgeführt wurde, kam es zum Skandal. "Credo in Jesum Christum“, das bedeutete im damals sowjetisch besetzten Estland eine Provokation gegen die Macht des Staatsatheismus. Vor allem die Botschaft der Bergpredigt, sich im Widerstand gegen das Böse nicht zu verlieren, war ein Affront. Folge der Aufführung war Musikverbot für Pärt und den Dirigenten Neeme Järvi.Pärts "Credo“ mit seinem zentralen Zitat von Bachs C-Dur-Präludium ist in der Innsbrucker Dogana in wunderbarer Intensität von 160 Jugendlichen
Verdis "Falstaff“ am Tiroler Landestheater in der klug-hintergründigen Regie von Brigitte Fassbaender und unter Christoph Poppens blitzendem Dirigat.Keine Frage, dass Regisseurin Brigitte Fassbaender sich den besten Opern-Shakespeare für ihre finale Saison aufbewahrt hat, und außer Zweifel, dass sie Falstaff nicht als den ungustiösen vecchio John mit rotversoffenen Pausbäckchen zeigt. Ihr Falstaff im angeblich besten Mannesalter ist ein heruntergekommener Aristokrat, dessen pekuniäre und virile Nöte ihn in kleinbürgerlicher Umgebung chevalereske Restposten aktivieren lassen. Gut
Regisseur Peer Boysen und Dirigent Christoph Altstaedt zeigen am Tiroler Landestheater einen glänzenden "Idomeneo“ und beenden damit den Mozart-Zyklus der Intendantenära Fassbaender.Wenn Idomeneo ein abgetrenntes Haupt in Händen hält, hat das nichts mit dem Skandal um die Berliner Neuenfels-Inszenierung von 2006 zu tun, als die abgeschlagenen Köpfe von Poseidon, Jesus, Buddha und Mohammed gezeigt wurden. Wohl aber zitiert Regisseur Peer Boysen die Aufführung von Aischylos’ "Orestie“, die mit ihren zu vielen toten Köpfen derzeit parallel zu Mozarts "Idomeneo“ am Tiroler
Bei den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik wurde die habsburgische Hochzeitsoper "Romolo ed Ersilia“ wieder am Ort der Uraufführung gezeigt."Ich bin mehr in Innsbruck als hier. Es scheint oft, als ob ich dort wiederfinden könnte, was ich verloren habe, oder zumindest meine Ruhe“, schrieb Maria Theresia am 1. Mai 1766 an die Gräfin Enzenberg. Sie kam nie mehr nach Innsbruck. Im August 1765 war dort ihr Gatte Franz Stephan gestorben, mitten in den Hochzeitsfeierlichkeiten für beider Sohn Erzherzog Leopold mit der spanischen Infantin Maria Ludovica.Die Hochzeitsoper war beim
Die Innsbrucker Festwochen der Alten Musik bieten heuer erstmals vier Opern an. Telemanns "Flavius Bertaridus“, Hasses "Romolo ed Ersilia“, Cavallis "La Calisto“ sowie Telemanns "Pimpinone“. Der Cesti-Wettbewerb für Barockoper präsentiert internationalen Sängernachwuchs.In Innsbruck haben die Festwochen begonnen, die nach Aufgabe des vermeintlich einschränkenden Annexes "Alte Musik“ und zögerlichem Übergang wieder "Innsbrucker Festwochen der Alten Musik“ heißen. Wie ursprünglich. Das Festival präsentiert sich heuer mit einer Fülle wesentlicher Innovationen frisch,
Francis Poulencs katholisch fundierte Oper "Dialogues des Carmélites“ ist in konzentrierter Eindringlichkeit - szenisch wie musikalisch - am Tiroler Landestheater zu sehen.Als Karl Jaspers 1931 das "Zeitalter der Angst“ ausrief, erschien Gertrud von Le Forts Novelle "Die Letzte am Schafott“. Die Dichterin verlegte ihre zentrale Figur, die angstgeschüttelte Blanche de la Force, "von der Gegenwart in die Französische Revolution“. Für das psychologisch und mystisch grundierte Geschehen wählte sie authentisches Material: Am 17. Juni 1794 wurden in Paris 16 Karmeliterinnen des Konvents
Brigitte Fassbaender inszenierte Smetanas "Die verkaufte Braut“ am Tiroler Landestheater neu. Orchester und Besetzung machten ihre Aufgaben sehr gut, allen voran Christa Buffle als Marie.Das kurze Fortissimo am Beginn der Ouvertüre muss kein Jauchzer sein. Es kann von der Kraft eines jungen Paares künden, sich Zwängen zu entziehen und ihrer Liebe eine eigene Welt zu erschaffen. Friedrich Smetanas komische Oper "Die verkaufte Braut“ führt in einen Hinterhalt, wer sich trachtenseliger Kirchweih-Happy-Ends versichert. Denn unglücklich sind sie alle, die hier auftreten. Beim
Mit "Ladies and Gentlemen: Bolero!" spielt die Tanzcompany des Tiroler Landestheaters einen neuen Trumpf aus. Tanzchef Enrique Gasa Valga erobert das Publikum mit seiner Vitalität.Sechs ältere Damen in einem abgewohnten Zimmer. Sie stricken, lesen, naschen Petits Fours, kümmern sich um die Blumen und ihre Beschwerden. Sie haben eine Münze hinterlegt und wollen für sich bleiben. Max Raabe singt die Geschichten von den kleinen Fräuleins und der sinkenden Sonne. Da legt die Sechste eine Schallplatte mit Maurice Ravels "Bolero" auf. Der Rhythmus und die Unerbittlichkeit der Wiederholung
Reinhard Göber inszeniert #Urfaust# am Tiroler Landestheater und will das Zeitgeiststück von 1775 als ebensolches herüberretten. Der junge Goethe hilft ihm entscheidend mit dem Kerndialog über Margarethes Frage: #Nun sag#, wie hast du#s mit der Religion?# Faust weicht aus: #Will niemand sein Gefühl und seine Kirche rauben.# #Man muss dran glauben!#, ereifert sich Margarethe #So gut, so bekannt. Wie sehr der Zuschauer seinen #Faust# drauf hat, erkundet Mephistopheles eingangs beim Publikum, weil der Doktor in seinem Büro vor Laptop und Videowall den Monolog verweigert. Was hat er
Innsbrucks Festwochen der alten Musik zeigten Antonio Vivaldis erste Oper „Ottone in villa“ im Tiroler Landestheater. Giovanni Antonini und seinem Ensemble Il Giardino Armonico gelang mit kontrastreicher Dynamik und funkelndem Temperament, mit Witz und einer dem Übermut wie der Melancholie sich hingebenden Sinnlichkeit ein wunderbares Klangbild.Die Geschichte ist pikant, in ihren amourösen Lug-, Trug- und Verdrängungsspielen zeitlos und insgesamt von jener maliziösen Anzüglichkeit, die Liebesgeschichten so oft verbrämt und sich im Leben wie in der Oper irgendwann als stupide
Alessandro De Marchi, Nachfolger von René Jacobs bei den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik, eröffnete seine Intendanz mit Giovanni Battista Pergolesis Oper „L’Olimpiade“. Er zeichnete das Stück in feinen Valeurs, führte jedoch die Sensibilität phasenweise in die Einförmigkeit. Die Innsbrucker Aufführung wird am 24. Februar 2011 in Wien gezeigt.Alessandro De Marchi, Nachfolger von René Jacobs bei den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik, eröffnete im Tiroler Landestheater seine Intendanz mit Giovanni Battista Pergolesis Oper „L’Olimpiade“. Die Innsbrucker Produktion
Zwei Companien aus Los Angeles zeigten beim Innsbrucker Tanzsommer 2010 den menschlichen Körper in einer akrobatischen Performance und als erdigen Schicksalsträger vor dem Hintergrund der Rassendiskriminierung.Die beiden mittleren Gastspiele des Innsbrucker Tanzsommers markierten zwei gegensätzliche Positionen: Tanz als Spiegel und Bewältigung des Lebens – und Akrobatik.Als der Franzose Jacques Heim nach Los Angeles ging, riet ihm ein Freund, in eine Tanzschule zu gehen. Heim wurde Choreograf und gründete das Diavolo Dance Theatre. Seine Stücke mit ungewöhnlichem Ansatz sind
Gustav Kuhn präsentiert bei den Tiroler Festspielen in Erl eine Neuinszenierung von der „Zauberflöte“. Kuhns reife Mozarterfahrung schöpft in klassisch-humanistischem Gestus die Farben des modernen Orchesters aus und findet in der wunderbaren Passage der Geharnischten ihr Ziel. Die Musik geht dabei über das Wollen hinaus.Dass Gustav Kuhn ein Mozartspezialist ist, zeigt er nach viel Wagner erst jetzt bei seinen Tiroler Festspielen. Der Neuinszenierung der „Zauberflöte“ folgt am 17. Juli aber doch „Der fliegende Holländer“. Wie immer übernimmt der Dirigent auch die Regie.Er
Am Tiroler Landestheater ist ein neues Stück des Dramatikers und Filmemachers Händl Klaus zu sehen: „Furcht und Zittern“, ein Singspiel, befasst sich mit dem Thema Kindesmissbrauch. Für Aufmerksamkeit über Innsbruck hinaus sorgten auch die Uraufführung von „Lulu – Das Musical“ sowie eine Oper von Michael Nyman.In Innsbruck stemmt das Tiroler Landestheater gegen Saisonende noch ein Neuheitenpaket. Die Uraufführung von „Lulu – Das Musical“ hat dem Haus einmal mehr überregionale Aufmerksamkeit geschenkt, denn die imponierende Inszenierung (Pierre Wyss, Bühne Helfried
Alexander Titel und Vladimir Arefiev inszenierten Giacomo Puccinis „Manon Lescaut“ am Tiroler Landestheater neu. Die Oper entblößt, in die Gegenwart gehoben, in vier Spots erstaunlich präzise Gesellschaftsmechanismen unserer Zeit. Die Mehrfachbesetzungen der einzelnen Rollen lassen dabei neue Blickwinkel und Chancen entstehen.Ein Liebespaar rettet sich in ein unterirdisches Röhrensystem. Verzweifelter kann seine Lage nicht sein. In ein fremdes Land deportiert, gelang den jungen Leuten die Flucht. Da endet die Röhre unvermittelt. Die Frau, zu Tode erschöpft, bricht zusammen. Als der
„Arabella“ am Tiroler Landestheater: Regisseurin Brigitte Fassbaender belässt die Oper in der Mitte des 19. Jahrhunderts, auf der Gefühlsebene aber wird sie in die Zeitlosigkeit gehoben.Der alte Graf Waldner stolpert à la „Dinner for one“ über den Bärenkopf des Sofavorlegers und ist in aller Brüchigkeit des verarmten adligen Spielers samt seiner Frau Adelaide, die sich auf ihre Weise durch die Misere des familiären Scheins schlägt, komödiantisch grundiert. In der gleichermaßen durchschlagenden scharfen Gesellschaftskritik von Regisseurin Brigitte Fassbaender und den
Das Tiroler Landestheater hat eine neue „Zauberflöte“ und das Orchester einen neuen Chefdirigenten. Beides zusammen ergibt eine durchaus sehenswerte Produktion eines vermeintlich allzu bekannten Stücks. Neben Mozart und Schikaneder steht auch Antoine de Saint-Exupéry Pate bei dieser Märchendeutung.Der kleine Prinz fällt in Ohnmacht und es muss ihm nicht peinlich sein. Der geballten Erotik dreier Schlangenfrauen ist er nicht gewachsen. Vor dem sternflammenden Nachthimmel landete er mit seinem Asteroiden in fremder Landschaft, einer vom anderen Stern. Was immer ihm begegnet, ist neu,
Glanzvoller Saisonauftakt am Tiroler Landestheater: Brigitte Fassbaender gelang eine außerordentliche Inszenierung von Hector Berlioz’ „Les Troyens“. Sie begegnet der monumentalen Grand Opéra mit zwei Grundsatzentscheidungen: einem französischen Dirigenten sowie szenischer Reduktion.Es widerspricht Brigitte Fassbaenders Stil, große Opern um des Renomées willen auf die Tiroler Landestheaterbühne zu hieven. Wenn sich ein außergewöhnliches Werk aber in der Gedankenwelt und Musikalität der Prinzipalin eingenistet hat, unverdrängbar, steht das Haus vor einer Herausforderung.Zum
Mit Alessandro De Marchi beginnt ab 2010 eine neue Ära bei den Innsbrucker Festwochen. Die diesjährigen Festwochen startete De Marchi mit Haydns kleiner Oper „L’isola disabitata“, am 29. August steht René Jacobs am Dirigentenpult und präsentiert Haydns Oper „Orlando Paladino“.Es sind die letzten Festwochen, die René Jacobs verantwortet, und auch Geschäftsführerin Sarah Wilson verlässt das Festival. Sie gab ihren Entschluss nach der Veröffentlichung des Rechnungshofberichtes zu den Innsbrucker Festwochen bekannt. Jacobs, dessen künstlerische Autorität in Innsbruck zu keinem
„Trilogie der Gewalt“ bei den Tiroler Volksschauspielen in Telfs: Felix Mitterers Stück „1809 – Mein bestes Jahr“ wurde uraufgeführt. Auch dem „Briefbomber“ und der US-Soldatin Lynndie England wurde ein Teil gewidmet, ergänzt um Raimunds „Der Alpenkönig und der Menschenfeind“.Ein Romantisch-komisches Original-Zauberspiel mit Gesang in zwei Aufzügen von Ferdinand Raimund schützt nicht vor Entblößung. Wir sind nur daran gewöhnt, die Bilder der Gewalt in frontalem Realismus frei Haus geliefert zu bekommen.Die Tiroler Volksschaupiele Telfs beenden am Sonntag ihre erste
Nico – das ist die Regisseurin Nicola Hümpel, die es trotz ihres Gastspiels mit „Kain, wenn & Aber“ bei den Wiener Festwochen 2006 in Österreich noch zu entdecken gilt. Mit ihrem Lebensgefährten Oliver Proske, der seine Fähigkeiten als Industriedesigner und Installationskünstler ins Bühnenbild einbringt, gründete sie vor elf Jahren das Ensemble „Nico and the Navigators“. Mit dieser Truppe verwirklicht sie ihre auf Improvisation, Interpretation und interaktiven Assoziationserfahren basierende Theatersprache, die Fachleute und Publikum gleichermaßen fasziniert und die sie
Die Festspiele in Erl bei Kufstein zeigten auch in diesem Jahr wieder ein umfangreiches Programm. Neben Strauss’ „Elektra“ standen Wagners „Meistersinger von Nürnberg“ und Beethovens „Fidelio“ am Programm. Nebenbei erklärte Intendant Gustav Kuhn 1400 Schülern, was Oper ist.Gustav Kuhn, dieser Pygmalion der Musikszene, hat sich die Festspiele in Erl erschaffen, um Widerstand zu leisten gegen die Mechanismen des herrschenden Kulturbetriebs. Das Festival, das in dem kleinen Dorf nahe Kufstein am Sonntag nach 25 Tagen zu Ende geht, war heuer von besonderer Vielfalt. Kuhn
Kaum vorstellbar, dass sie ihren 70. Geburtstag am 3. Juli lang und rauschend feiern lässt. Sie wird sich wohl zurückziehen und dann wieder an die Arbeit gehen. Brigitte Fassbaender hat gelernt, über die Schatten zu springen, die ihr die Öffentlichkeit abverlangt, aber ein scheuer Wesenszug, die Abneigung gegenüber der Selbstdarstellung ist spürbar geblieben. Als sie 1995 überraschend ihre Weltkarriere als Sängerin beendete, Regisseurin, Operndirektorin in Braunschweig und 1999 Intendantin des Tiroler Landestheaters wurde, half ihr die Abwendung von der notwendigen Selbstzentriertheit,
Mit dem Tiroler Freiheitskampf vor 200 Jahren setzt sich das Sommertheater Hall auseinander: Autoren sollten ihren Blick auf Tirol theatralisch umsetzen.Das Gedenken an den Tiroler Freiheitskampf vor 200 Jahren verursacht im Land der Gebirge einen kulturellen Wildwuchs, der von der Landesregierung selbst gesät worden ist: Ging der Aufruf zur Aktivität doch planlos an die Vereine und Veranstalter. Aus dem Wucher, dicht und üppig wie Andreas Hofers Bart, ragen einzelne kreative Ideen, die das Zeug haben, per se zu überdauern und zunächst einmal das Bild, das die Tiroler Befreiungskämpfe
Kleine Geste mit großer Wirkung. Andres schiebt Wozzeck ein Messer hin. Wehr’ dich, sagt das Messer, wehr’ dich endlich. Wie weit lässt du es noch treiben mit dir. Der Hauptmann, der Doktor, der Tambourmajor. Wozzeck nimmt das Messer und schneidet Marie, mit der er ein Kind hat, die Kehle durch.Geschunden und gequältGregor Horres inszeniert „Wozzeck“ als Drama eines Menschen, der geschunden und gequält wird, doch es eben auch mit sich machen lässt. Gewiss beißen Wozzeck als letzten in der militärischen Hierarchie die Hunde, aber es geht – nicht zuletzt auch privat, Marie
Ehepaare, Kinder, Verwandte tummeln sich auf den Bühnen des Tiroler Landestheaters. Verdrängte Gefühle platzen, und irgendwann wird die Schamgrenze überschritten.Am Innsbrucker Rennweg herrscht die Familie: Väter, Mütter, Kinder. Ein Streit, ein Rückfall, ein Geburtstag wird ihnen zur Ausnahmesituation. Da stoßen sie Türen auf, ewig gleiche psychische Strukturen geraten außer Kontrolle, die Erkenntnis der Entwurzelung ist nicht mehr zu ertragen. Sie können keine Nähe geben, nur suchen.In Yasmina Rezas "Der Gott des Gemetzels" (Regie: Christine Wipplinger) halten sich zwei Ehepaare,
Das Land der Sehnsucht, des Aufbruchs, der sozialen Gegensätze und der Phantasie - Brasilien ist diesen Winter in Tirol zu Gast. Im Innsbrucker "aut. architektur und tirol" sind nun, korrespondierend zur Brasilien-Schau in den Swarovski-Kristallwelten, zwei Ausstellungen eröffnet worden, die bis 11. April die Repräsentation und nimmermüde Hoffnung des südamerikanischen Landes spiegeln.Vilanova Artigas, Lina Bo Bardi und Paulo Mendes da Rocha sind drei prägende Architekten Brasiliens, die mit weitgespannten, in betonter Klarheit konzipierten Betonbauten ab Mitte der 1950er Jahre in São
Man Rays Fotografie „Le violon d’Ingres“ von 1924 auf dem Vorhang verrät viel. Die 1920er Jahre gaben der Bohème reichlich Raum – ihrer provokanten Traumwelt, die mit den Werten der Bourgeoisie brach, ihren gelebten Metaphern, ihrem Aufruhr, ihrer Produktivität. In Paris feierten die Künstler den Surrealismus, und am Innsbrucker Rennweg wird das präzise übersetzt: über allem Realismus.Also liegen Bühnenbildner Pierre Wyss und Bühnengestalter Helfried Lauckner die Mansarden von Paris nicht hoch genug, und überm Realismus liegen nur noch die Wolken. Dort leben der Dichter, der
Mit Tschaikowskys "Eugen Onegin" wurde die Saison am Tiroler Landestheater eröffnet.Ablenkungsdramaturgien sind Brigitte Fassbaenders Sache nicht, auch Bühnen- und Kostümbildner Erwin Bode hat bisher in Innsbruck mit sachlichen Bildern, die Menschen Raum geben, gearbeitet. So fokussiert Regisseurin Fassbaender Tschaikowskys "Lyrische Szenen" auf die emotionale Emanzipation einer jungen Frau, auf versäumtes Leben, die Unmöglichkeit, ins Schicksal einzugreifen, und auf die Sinnlosigkeit von Kampf und Tod. In der Vergrößerung dieser Privatheit geht es freilich auch um den Wandel der Zeit
Israelische und palästinensische Komponisten beim Festival „Klangspuren“ in Schwaz.Neue Musik, die vor der Welt ihre Augen verschließt, habe auf Dauer auch nichts in dieser Welt verloren, und für ein Festival Neuer Musik gelte das Gleiche, schreibt der Neue Musik-Spezialist und Klangspuren-Dramaturg Reinhard Schulz im Vorwort seines vorzüglichen Festival-Almanachs. Konzerte im Herzen des noch bis 21. September laufenden Schwazer Festivals „Klangspuren“ öffneten die Sinne dafür, wie bestürzend im Krisengebiet die Kunst mit der gesellschaftlichen Realität verbunden ist. Der
Die diesjährigen Innsbrucker Festwochen haben unter ihrem Leiter René Jacobs die faszinierenden Wurzeln des Oratoriums entdeckt.René Jacobs, ein Wiederentfacher der italienischen Barockoper mit inniger Liebe zur Sakralmusik, widmete sein Fest heuer der Entwicklung und verschiedenen Spielarten des Oratoriums, und übernahm selbst den Löwenanteil.Im 17. Jahrhundert hatte sich in Italien das ursprünglich zur Andacht im Betsaal entstandene Oratorium ins Dramatische geweitet, und zwei "dramatische Oratorien" wurden nun im Tiroler Landestheater szenisch aufgeführt: Als Entdeckung Bernardo
Mit Charles Gounods "Roméo et Juliette" gelang dem Tiroler Landestheater erneut eine beeindruckende Musiktheaterproduktion.Das Tiroler Landestheater unter der Intendanz von Brigitte Fassbaender geht in die Schlussphase einer höchst erfolgreichen Saison. Es gab dutzende ausverkaufte Vorstellungen, insgesamt setzte die Tiroler Theater- und Orchester GmbH heuer wieder rund 200.000 Karten ab. Im Großen Haus beträgt die Auslastung 80 Prozent, in den Kammerspielen über 90 Prozent.Allerdings hat Anfang Juni die EURO-Fanzone auf dem Theatervorplatz den Kartenverkauf schlagartig gestoppt. Das
Brigitte Fassbaender feiert mit "The Turn of the Screw" einen weiteren Erfolg am Tiroler Landestheater.Brigitte Fassbaenders Erfolg als Intendantin des Tiroler Landestheaters dreht sich weiter. Sie erzielt hohe Auslastungszahlen, hat in der laufenden Saison mehrere überregional beachtete Produktionen im Reigen der mehr als 30 Premieren und verlängerte ihren Vertrag bis 2012.Zu Benjamin Brittens Werk hat Fassbaender eine besondere Beziehung und krönt ihre herausragende Britten-Serie, die sie selbst inszenierte, derzeit im Großen Haus mit "The Turn of the Screw" ("Die Drehung der Schraube"),
Am 9. März beginnt das 20. "Osterfestival Tirol": ein Forum für Musik der Religionen.Zum Jubiläum ist das Programm dicht und wesentlich wie immer. Das "Osterfestival Tirol" geht in seine 20. Saison, mit europäischer Musik vom 12. Jahrhundert bis zur Gegenwart, japanischem Puppenspiel, zeitgenössischem Tanz und der Klangwelt pakistanischer Fakire. In der Osternacht begegnen sich Juden, Muslime und Christen.Osterfestival Tirol, das bedeutet zwei Jahrzehnte einer unbeugsamen Privatinitiative, die Menschen nachhaltig beeindruckt und international Schule macht, aber von Subventionsgebern und
Überzeugende Neuinszenierung von Puccinis "Tosca" im Tiroler Landestheater.Während an der Berliner Volksbühne Floria Tosca zu einem Geschöpf kreativen Bühnenwildwuchses wurde, hielt es zeitgleich Brigitte Fassbaender, für gewöhnlich keineswegs interpretationsscheu, nicht für nötig, Puccinis brennendes Melodram umzuformulieren. Sie präferiert die Bloßlegung politischer und charakterlicher Strukturen mit ihren kausalen Zusammenhängen: Die Flucht des politischen Gefangenen Angelotti gefährdet seinen Gesinnungsgenossen Cavaradossi, dessen Geliebte Floria Tosca wiederum ist mit ihrer
Karlheinz Stockhausen blieb zeitlebens umstritten. Aus dem überheblichen, zornigen jungen Mann wurde ein im Alter seltsamer Heiliger, der selbst seine Jünger verstörte, als er die Terroranschläge vom 11. September 2001 als "das größte Kunstwerk Luzifers, das es je gegeben hat", bezeichnete.Schon Jahrzehnte davor wurde klar, dass da ein religiöser Revolutionär am Werk war, dem Realität und Kunst verschmolzen. Einer, dessen bedingungslos eigenständiges Denken in der Musik, dessen initiatives Schaffen und präzises verbales Formulieren ihn zum innovativsten und damit wichtigsten
Wer Wolfgang Rihm begegnet, ist mit ihm in Denkbewegung. Er ist einer der wichtigsten Komponisten unserer Zeit und treibt auf lustvoll hohem Niveau dem Hörer seiner Musik und dem Leser seiner Texte Gewohnheiten aus. Auch seinem Gegenüber, dem er ein überraschender, liebenswürdiger, heiterer und tiefsinniger Gesprächspartner ist.Die Furche: Herr Rihm, haben es die jungen Komponisten heute schwerer, als Sie es am Anfang hatten?Wolfgang Rihm: Nein. Es gibt heute viel mehr Förderungsmöglichkeiten. Allein die Ernst-von-Siemens-Stiftung vergibt an junge Musiker jedes Jahr mehr als zwei
Zum Tod von Luciano Pavarotti.Er wurde der "König des hohen C" genannt und wie ein König begraben. Tausende Menschen gaben dem italienische Startenor Luciano Pavarotti die letzte Ehre, als er im Dom seiner Heimatstadt Modena in einem weißen Sarg und einem Meer aus Sonnenblumen aufgebahrt wurde. Unter den Trauergästen waren Italiens Regierungschef Romano Prodi, der ehemalige UNO-Generalsekretär Kofi Annan, der Pavarotti zum "Friedenssonderbotschafter" ernannt hatte, Regisseur Franco Zeffirelli sowie die Sänger Bono und Zucchero, die mit dem Operntenor musikalische Grenzen sprengten.Die
Georg Friedrich Händels "Acis und Galatea" bei den Innsbrucker Festwochen.Paradise lost, das Bewusstsein vom verlorenen Paradies, gehört zu Britanniens Gegenwart, festgemacht ebenso in John Miltons Gedicht von 1667 wie in der Heavy-Metal-Band unserer Tage. Im frühen 18. Jahrhundert trafen sich auf einem englischen Landgut ein paar Dichter, träumten vom paradiesischen Arkadien und schrieben sich die antike Geschichte von der Nymphe Galatea und dem Hirten Acis für eine Hausaufführung zurecht.Hauskomponist Georg Friedrich Händel zauberte aus Acis und Galatea ein kleines Idyll zwischen
Szenische Antwort der Festspiele auf die Musik von Giacinto Scelsi.Er war alles eher denn ein Sauser, dieser zarte, schräge, einzigartige Scelsi. Salzburgs neuer Konzertchef Markus Hinterhäuser hat uns als Pianist Giacinto Scelsi längst nahe gebracht. Jetzt widmete er dem italienischen Komponisten (1905-1988) einen Schwerpunkt im Salzburger Konzertprogramm. Zum Abschluss des Kontinent Scelsi-Projektes gab es auf der Perner-Insel in Hallein unter dem Titel Sauser aus Italien. Eine Urheberei die Premiere von Christoph Marthalers assoziativer Annäherung."Wenn man einen Ton sehr lange spielt,
25 Jahre Volsspiele Telfs: der irische Autor John B. Keane, dazu Shakespeare und Achternbusch.Dieses Festival mit einem Minimum an Bürokratie, einem Gutteil Improvisation, aber hochprofessioneller künstlerischer Leitung hat im letzten Vierteljahrhundert das Laienschauspiel in Tirol beeinflusst: Von den Tiroler Volksschauspielen Telfs schaute man sich die ungewöhnlichen Schauplätze ab, erlebte, wie die Professionals begabte Dilettanten heranzogen und wagt sich selbst an Stücke, die den bisherigen Kontext des Volksschauspiels sprengen. Das von Kurt Weinzierl und Dietmar Schönherr 1981
Im Tiroler Dorf Erl dirigiert Gustav Kuhn Richard Wagners Spätwerk in der Chronologie seiner Entstehung.Wie Gustav Kuhn das schafft, weiß niemand: Im Passionsspielhaus des kleinen Tiroler Dorfes Erl dirigiert er derzeit en suite Richard Wagners Ring des Nibelungen, Tristan und Isolde und Parsifal - alles drei Mal hintereinander. Dazu in zwei Konzerten die vier Symphonien von Johannes Brahms. Macht inklusive Eröffnungsabend, an dem er Anton Bruckners dritte Symphonie wunderbar plastisch und transparent dirigierte, 24 Abende. Mit ihm hält sein Orchester der Tiroler Festspiele durch, besetzt
Richard Wagners "Fliegender Holländer" am Tiroler Landestheater.Das Kapitänstöchterchen schwärmt fürs Übersinnliche. Von der Ballade über den Fliegenden Holländer in seinem Geschichtenbuch kann es nicht genug kriegen, denn die erzählt von der Erlösung des deprimierten Weltenwanderers durch die Treue einer Frau. Senta versteigt sich in ihrer Phantasie, isoliert sich. Als der biedere Vater einen unheimlichen Gast heimbringt, weiß das Mädchen, wer das ist: Auch einer, der anders ist. Sie - in Gestalt eines Gothic-Girls - liebt das Dunkle, er - auch einer in dark fashion - ersehnt
Brigitte Fassbaenders und Dietmar Bernets beeindruckende Realisierung von Claude Débussys Oper "Pelléas et Mélisande" am Tiroler Landestheater.Mélisande wird von Golaud im Wald gefunden und in die bedrückende Atmosphäre des Herrscherhauses Allemonde gebracht. An ihr rankt sich der Konflikt empor, aus Eifersucht ermordet Golaud seinen Bruder Pelléas. Mélisande verlischt rätselhaft, wie sie aufgetaucht ist.Mit Pelléas et Mélisande gelang Brigitte Fassbaender am Tiroler Landestheater erneut eine bemerkenswerte Premiere. Sie inszenierte Debussys Oper in einem Fluss aus Geheimnis, Eros
Brigitte Fassbaender im Gespräch vor der Innsbrucker Premiere von Debussys Oper "Pelléas et Mélisande".Am 28. April hat Claude Debussys Oper Pelléas et Mélisande Premiere; Brigitte Fassbaender inszeniert. Das Tiroler Landestheater befindet sich unter ihrer Intendanz im Höhenflug: 2006 wurden 180.000 Karten abgesetzt, zahlreiche Produktionen des keineswegs nur populären Spielplans sind ausverkauft, mit Auftragswerken, Uraufführungen und starker Jugendarbeit wird der Kulturauftrag aus Überzeugung erfüllt, viel Infrastruktur entsteht. Die FAZ rühmte die herausragende
Doppelpremiere an der Wiener Volksoper: "Die spanische Stunde" und "Die Kluge".Für eine seiner letzten Premieren holte Intendant Rudolf Berger mit Aniara Amos und René Zisterer zwei Volksopern-Debütanten für zwei konträre Stücke an sein Haus. Die spanische Stunde von Maurice Ravel und Die Kluge von Carl Orff bedürfen keiner philosophischen Verdrehung zur Suche eines gemeinsamen Nenners. Man lässt sie am Besten in ihrer Gegensätzlichkeit nebeneinander stehen.Die Bühnen-und Kostümbildnerin Maria-Elena Amos hat sich beiden Regiekonzepten gut anpasst, ein starkes Bindeglied aber ist
Am Tiroler Landestheater wird Carlo Goldonis "Der Impresario von Smyrna" in H. C. Artmanns Übersetzung gespielt.Lustvoll wie alles, was H. C. Artmann mit Sprache anstellte, sind seine Übersetzungen ins Deutsche, besonders die fünf Goldoni-Stücke: Unmöglich, eine andere Übersetzung zu wählen. Das Tiroler Landestheater hat nun Goldoni/Artmanns Der Impresario von Smyrna angesetzt und die Regie Alberto Fortuzzi übertragen, dem aus Neapel stammenden, bei Dario Fo geschulten Schauspieler und Regisseur, dessen Biografie im Fall dieser Inszenierung von Belang ist.Denn Fortuzzi erliegt der
Mozart-Zyklus am Tiroler Landestheater: Peer Boysen, Sascha Goetzel und ein fabelhaftes Ensemble berühren mit "Cosi fan tutte".Peer Boysens Theater, das der Regisseur, Bühnen- und Kostümbildner in Personalunion nun mit Cosi fan tutte als Abschluss eines Innsbrucker Da-Ponte-Zyklus' zeigt, ist einfach in der Wahl der Mittel und anspruchsvoll in seiner Ästhetik und tiefen Menschlichkeit. Es wird geprägt von seiner Menschenbehandlung und Bildern, diese freilich nicht in l'art pour l'art-Eitelkeit, sondern frei assoziiert und die Vorlage so wörtlich nehmend, wie Kinder es tun: Wenn die
Brigitte Fassbaenders tiefenpsychologische Sicht auf Carl Maria von Webers "Freischütz" am Tiroler Landestheater.Agathe sehnt den Liebsten herbei und richtet das Brautbett. Max stellt es sich in allen Einzelheiten vor und verschließt die Ohren vor ihrem Liebesdrängen. Am Vorabend des Schusses, der über seine berufliche und private Zukunft entscheidet, ist der junge Jäger panisch. Seit Wochen bedrängen ihn männliche Versagensängste, das Böse ist omnipräsent. Max wird leichte Beute für die Verlockungen der Magie und damit für die Rache Kaspars, dem er einst Agathe ausgespannt hat.
Pierre Boulez gilt als einer der wichtigsten Komponisten der Gegenwart und trägt als Dirigent wie kein anderer zur Verbreitung der Musik des 20. Jahrhunderts bei. Er kennt keine Vorurteile und nur höchste Qualität, ist unermüdlich offen und neugierig. Ein geduldiger, liebenswürdiger Vorwärtsstürmer.Die Furche: Herr Boulez, Sie sagen, junge Komponisten müssten immer auf der Suche nach Neuem sein.PIERRE BOULEZ: Ja! Warum etwas schreiben, was schon geschrieben ist, und sicher besser? Es ist wie Olivenöl: Das erste Mal ist es sehr gut, das zweite Mal gut, das dritte und vierte Mal
Neue Musik international bei den "Klangspuren" in Schwaz.Eigentlich wollte Benedict Mason gar kein Komponist werden, er absolvierte eine Ausbildung als Filmemacher. Die fanatische Präzision in der Beobachtung ist ihm geblieben. In den 1990er Jahren fokussierte Mason seine klangliche Aufmerksamkeit auf Räume - musikalische Vermessungen entstehen. Die Österreichische Erstaufführung seiner sculptural music steht am 24. September als ein Höhepunkt der Schwazer Klangspuren, des Tiroler Festivals Neuer Musik mit internationalem Renommé, bevor. Die Aufführung wird vom Frankfurter Ensemble
Im Tiroler Ort Grinzens wird die Tradition der Passionsspiele aktualisiert.Ekkehard Schönwiese ist ein ausgewiesener Kenner des Theaters im Alpenraum und speziell der Passionsspieltradition. Diese reicht in Tirol ins 14. Jahrhundert zurück und stellt das Heilsgeschehen dar, im Gegensatz zu "Leiden Christi Spielen", in denen es um die historischen Ereignisse geht. Schönwiese sieht in der Vermischung von Heils-und politischer Geschichte ein Problem, also auch in der Vermischung von der Idee des Gottesstaates und des Reiches, das eben nicht von dieser Welt ist. In seiner Passion, die er für
René Jacobs hat Mozarts "Don Giovanni" bei den Innsbrucker Festwochen ein neues Image verpasst.Dass eine Opernaufführung szenisch von der Musik bestimmt wird, ist heutzutage selten. René Jacobs gelang dies bei den Innsbrucker Festwochen mit einer neuen Sicht auf Mozarts Don Giovanni, den er sowohl in der Prager Uraufführungsfassung als auch in der ein Jahr später entstandenen Wiener Fassung vorstellte. Und wie immer, wenn Don Giovanni von der gebräuchlichen Mischfassung mit ihrem Arienstau befreit ist, blühte Mozarts dramaturgische Überlegenheit auf.Das neue Hörerlebnis eines
Es ist schwer, sich einem Komponisten in dem Bewusstsein zu nähern, ihm unrecht zu tun. Es geht nicht um die Dimension, die man jedem wirklichen Künstler schuldig bleibt, sondern um Gleichzeitigkeiten, die sich nicht erschließen. Hans Werner Henze, der am 1. Juli 80 Jahre alt wird, hat sich zeitlebens einer ideologischen Vereinnahmung verweigert. Wie die Wogen des Meeres bewegt sich seine Musiksprache durch die neuen kompositorischen Errungenschaften und wieder weit dahinter zurück.Henze hat früh Position bezogen. Als Sohn eines konservativ eingestellten Lehrers aus Gütersloh zeigte er
Mozarts "Don Giovanni" in der eindrucksvollen Lesart von Sascha Goetzel und Peer Boysen am Tiroler Landestheater.Das Tiroler Landestheater macht mit einem dreiteiligen Mozartzyklus auf sich aufmerksam. Dirigent Sascha Goetzel und Peer Boysen als Regisseur und Ausstatter formen die Da-Ponte-Opern mit ästhetischem Wiedererkennungswert. "Figaro" ist 2005 überregional anerkannt worden, "Cosi fan tutte" folgt im Herbst 2006. Nun hatte , höchst beachtlich, "Don Giovanni" Premiere. Dass im August bei den Innsbrucker Festwochen René Jacobs ebenfalls "Don Giovanni" präsentieren wird, erhöht den
Henry Purcells "The Fairy Queen" und Jacques Offenbachs "Robinson Crusoe" am Tiroler Landestheater.Grau in grau und uniform hasten die Menschen durch den Alltag, aber nächtens, in den Träumen, erwachen ihre Empfindungen und Begierden. Das Gefolge der Feenkönigin entführt die Menschen ins Naturreich, wo die Fantasien gelebt werden dürfen und sich ähneln. So träumt die Feenkönigin, die sich in den Jüngling verliebt hat, wie Zettels Braut Daphne von der Hochzeit. Der Jüngling spürt zum ersten Mal das Glück und weigert sich, in die Realität zurückzukehren. Er stirbt, um sich mit der
Brigitte Fassbaender zeigt am Tiroler Landestheater ihre Neudeutung der Oper "Salome" von Oscar Wilde und Richard Strauss.Oscar Wilde hat eine Abendgesellschaft. Die Gäste mutieren zur Personage eines neuen Stückes, und Wildes Beziehung zu ihnen, seine psychische Disposition, seine homoerotische Neigung liefern die Motive. Regisseurin Brigitte Fassbaender verknüpft Oscar Wildes kreative Bedingungen in bruchloser Konsequenz mit seinem "Salome"-Stück, das Richard Strauss gekürzt, aber weitgehend wörtlich vertont hat. Das Denkmodell geht faszinierend auf, die Regisseurin kann es wagen, den
Elisabeth Schwarzkopf hat die Bühne beherrscht wie kaum eine andere Sängerin, wollte aber keine Primadonna sein. Mit ihrer Ausstrahlung und Ausdruckskraft, ihrer musikalischen Autorität und singulären klanglichen Differenzierungskraft schuf sie, in vielen Rollen bis heute konkurrenzlos, magische Welten. Am 9. Dezember wird die Sopranistin 90 Jahre alt.Die Furche: An der Wiener Staatsoper wurde kürzlich die Wiedereröffnung vor 50 Jahren gefeiert. Wie erinnern Sie sich an die Nachkriegszeit und das legendäre Mozartensemble?Elisabeth Schwarzkopf: Wien nach dem Krieg, das war eine große
Das Tiroler Landestheater eröffnete mit Lorcas "Yerma" und Shakepeares "Macbeth" die Saison.Zwei Tragödien an demselben Abgrund: Sowohl die spanische Yerma als auch das schottische Ehepaar Macbeth wenden das kreative Potenzial ihrer Einbildungskraft ins Negative und gegen sich selbst. Der psychische Druck entlädt sich im Töten.Mit seiner gestrafften Neufassung von Federico García Lorcas "Yerma" gelang Regisseur Ioan C. Toma und dem Bühnen- und Lichtdesigner Erich Uiberlacker eine dichte, von der Imagination Yermas getragene Aufführung. Yerma steigert ihr Leiden an der Kinderlosigkeit
Ruth Drexel inszenierte bei den Tiroler Volksschauspielen Telfs "Die Makrele" des US-Dramatikers Israel Horovitz.Die Lemons leben an der sonnigen Küste von Massachusetts, aber auf der Schattenseite des American Way of Life. Gott selbst, meint Ed Lemon, hat ihn an diesen Ort geschickt, damit er fische. Aber Ed ist, wie seine Frau Emma sagt, "ein Fischer ohne Boot, ohne Angel, ohne Schnur, ohne Haken und logisch ohne Fisch".Als im Morgengrauen ein Hurrican das Haus erschüttert, beten die Lemons um ein besseres Überleben: Der opportunistische, feige Ed, der sich fremde Leistungen anmaßt, aber
Das Tiroler Landestheater beendet eine Ära und eine besonders erfolgreiche Saison. Jüngste Premiere: Jules Massenets Oper "Chérubin".Mit Jules Massenets selten aufgeführter Oper "Chérubin" beendete das Tiroler Landestheater den Premierenreigen einer außergewöhnlichen Saison. Sie war geprägt von dreißig Produktionen, die den Ruf des Hauses festigten, unter Brigitte Fassbaenders Intendanz eine Blüte zu erleben. Reichlich pilgern deutsche Intendanten nach Innsbruck, um zu sehen, wie ein mittelgroßes Haus einen anspruchsvollen Spielplan mehr als achtbar bewältigt und dabei Zuschauer
Ihre Mama Resi aus dem "Bullen von Tölz" ist Kult. Aber von niemandem ist diese blindwütig umtriebige Fernsehfigur so weit entfernt wie von ihrer Darstellerin. Ruth Drexel war auf Deutschlands Staatstheatern zu Hause und prägte ein neues Verständnis von Volkstheater. Am 14. Juli wird die Schauspielerin, Regisseurin und Prinzipalin 75.Die Furche: Gegenwärtig entstehen mit Ihnen ein neuer "Tatort" von Felix Mitterer und neue Folgen zum "Bullen von Tölz". Welches Verhältnis haben Sie zur Mama Resi?Ruth Drexel: Die Rolle ist nicht so groß, wie man denkt. Sie ist episodisch und langweilt
"Ein Sportstück" von Elfriede Jelinek als Kammerspiel in einer starken Saison am Tiroler Landestheater.Wer sich an Elfriede Jelineks "Sportstück" macht, ufert aus, dichtet das eigene Unglück mit hinein wie Einar Schleef am Burgtheater, oder verlegt, wie in Deutschland, aus einem grotesken Missverständnis heraus die Aufführung ins Eishockeystadion oder eine Riesenkunsthalle.Dann wagt das Tiroler Landestheater das Ungeheuerliche und macht aus den endlos montierten Textflächen ein dichtes Kammerspiel. Alles Spektakuläre, jede optisch-assoziative Versuchung ist ausgeblendet. Regisseur
René Freunds "Schluss mit André" am Tiroler Landestheater.Jede Frau hat im Leben durchschnittlich 2,7 Freundinnen mit je einer Freundschaftsdauer von 7,7 Jahren. Das bedeutet multiplizierte Missverständnisse und Intrigen. Der Wiener Autor René Freund baute aus dem Gezicke dreier Freundinnen sein neues Theaterstück, uraufgeführt am Wochenende in den Kammerspielen des Tiroler Landestheaters. "Schluss mit André": Frauenhappening durch die Männerbrille.Die Arrivierte, die Flippige und ja, natürlich! die Grüne. Mutter im Hintergrund, Männer im Vordergrund. Die einen Mann hat, kriegt ihn
Wenn sich am 9. Juli im 1200-Seelen-Dorf Erl im Tiroler Unterland der Vorhang zu den Tiroler Festspielen hebt, ist Gustav Kuhn seiner Utopie nahe. Dem streitbaren Dirigenten geht es darum, mit Inhalten und leidenschaftlichem Engagement dem industriell abhängigen, aufgeblasenen Musikbetrieb eine Vision und ihre Durchführbarkeit entgegenzusetzen.Die Furche: Was bedeuten Ihnen, dem passionierten Musiker und Systemkritiker, die Tiroler Festspiele Erl im siebten Jahr?Gustav Kuhn: Dasselbe wie im ersten: Passions- und Missionsspiele. Es ist ja auch wichtig, was wir neben den Opern und
Schostakowitschs "Lady Macbeth von Mzensk" am Tiroler Landestheater.Katerina holt sich bei dem Arbeiter-Don-Juan, was sie bei ihrem Mann vermisst. Probleme löst die junge Kaufmannsfrau durch Mord. Aber seit Schostakowitsch ihre scheinbar nur über Sex and Crime möglichen Selbstverwirklichung vieldeutig entschuldigte und Katerinas Umwelt im zaristischen Russland scharf geißelte, ist dieser Frau auf der Suche nach Liebe, Würde und Freiheit die Opernwelt verfallen.Dirigent Georg Schmöhe, Regisseur David Prins, Arnold Schalks (Bühne) und Michael D. Zimmermann (Kostüme) ist am Tiroler
Gelingen und Scheitern am Tiroler Landestheater: Kammeroper von Thomas Adès, Donizettis "Liebestrank" und konzertanter Berlioz.Es beginnt mit einem süffigen Tango, der zuletzt als ausgefranste Erinnerung wiederkehrt. Doch da ist es zu spät für die Lady, da haben sich Glück und Glamour verflüchtigt wie ihre Männer und Moneten. Mit einer bewegenden Arie verabschiedet sich die letzte Diva von ihren erotischen Schauplätzen.Thomas Adès, der junge, hochgelobte britische Komponist, ist mit seiner Kammeroper "Powder her Face" am Samstag in den Kammerspielen des Tiroler Landestheater gelandet.
Musik, Tanz, Lesungen und Liturgie aus den neuen EU-Ländern sind beim Osterfestival Tirol zu erwarten.Das Tiroler Osterfestival "Musik der Religionen" ist seit 16 Jahren eine Konstante im europäischen Festspielgeschehen. Dass sich die international beachtete Veranstaltung der Vermassung entzieht, ist ihr Erfolg - und ihre Verwundbarkeit gegenüber einer verständnislosen Kulturpolitik. "Licht vom Osten/Hochzeiten" ist das Motto des Osterfestivals 2004.In drei Wochen entfalten sich Musik, Tanz, Lesungen und Liturgie von Estland, Russland und Bulgarien bis zu den Ländern des alten
Ein Gespräch mit dem russischen Theatermagneten Juri Krasovsky, der zwischen Russland und Mexiko mehr als 50 Stücke inszenierte.Juri Krasovsky leitete kürzlich ein Theaterseminar in Wien. Im Augenspieltheater in Hall in Tirol läuft seine Inszenierung von Anton Tschechows "Kirschgarten" u. a. mit Alexandra Tichy und Bruno Thost. Im Furche-Gespräch geht es um die Arbeit des Regisseurs, Tschechow, das russische Theater und die Beziehungen Russlands zu Europa.Die Furche: Herr Krasovsky, Sie lehren Schauspiel und Regie in St. Petersburg, Sie inszenieren mit einem Übersetzer in fremden
Premierenreigen am Innsbrucker Landestheater.Voriges Jahr hat Brigitte Fassbaender, Intendantin des Tiroler Landestheaters, Salieris "Falstaff" konzertant angesetzt. Vergangenes Wochenende hatte, knapp nach dem Wiener Volkstheater, Peter Shaffers "Amadeus" Premiere. Götz Burger bleibt in der Innsbrucker Inszenierung von Hans Escher Salieris Intrigenraffinesse einiges schuldig, dafür reicht ein glänzender Gerhard Kasal Mozart ans Herz. Im dichten Tiroler Premierenreigen ist "Amadeus" ein Erfolg bei der Jugend, aber nicht unbedingt ein Trumpf.Anders Fassbaenders "Fidelio" mit seiner
160 Konzerte Neuer Musik, 132 Uraufführungen, 60.000 Besucher: die Bilanz von 10 Jahren "Klangspuren" in Schwaz.Wenn Festspielstrukturen diskutiert werden, ist immer wieder von den Schwazer Klangspuren die Rede. Das Festival wird um seine fast hundertprozentige Auslastung beneidet, um sein Renommee, um das Publikum. Da wird Neue Musik vor ausverkauften Sälen geboten, internationale Stars kommen gern und eine Uraufführung in Schwaz ist wahrlich herzeigbar. Das alles ist freilich noch nicht das Geheimnis des Erfolgs.Man bekommt eine Ahnung davon, wenn man mitten drin ist. In ländlicher
Tiroler Festspiele Erl: Richard Wagners "Ring" als Gesamtkunstwerk, neu interpretiert von Gustav Kuhn.Das Haus, weiß und schneckenförmig, ist von der Autobahn aus zu sehen. Dort hat sich mitten im Grünen seit 1998 ein Festival entwickelt, in dem sich die Utopie des Musikers Gustav Kuhn mit jener Richard Wagners auffallend trifft. Was in den letzten Jahren einzeln in Erl erarbeitet worden ist, wurde heuer zum "Ring" geschmiedet und hat ein internationales Publikum zu Standing Ovations hingerissen.Der fast unschlagbare Trumpf der "Tiroler Festspiele Erl" ist das 120-köpfige Orchester,
Zwei ungewöhnliche Opernpremieren in Innsbruck: Uraufführung von Carsten Hennigs Kammeroper "Malins Heimkehr" und Benjamin Brittens "A Midsummer Night's Dream".Von den Gipfeln leuchteten die Bergfeuer, durchs Große Haus des Tiroler Landestheaters huschten in dieser Mittsommernacht Kobolde, Elfen, Geister und Liebende. Im Kräftefeld zwischen Natur und Gesellschaft des "Sommernachtstraums" entschieden sich Brigitte Fassbaender als Regisseurin und Bühnenbildnerin Bettina Munzer für beides: Ihr geschlossener Bühnenraum verweist auf gebaute Zivilisation, lässt aber in diffusem Licht ein
Seine Musik kratzt Hörgewohnheiten an: Johannes Maria Staud. Die Furche sprach anlässlich der Uraufführung seines neuen Klavierkonzertes am 11. Oktober in Wien mit dem jungen Komponisten.Johannes Maria Staud, 28, gehört zu den renommiertesten jungen Komponisten unserer Zeit. Orchester, Künstler und Festivals animieren den Innsbrucker, der sein Kompositionsstudium an der Wiener Musikhochschule absolvierte, in atemberaubend schneller Karriere zu neuer Musik voll poetischer Spannkraft. Staud nennt Iván Eröd, Michael Jarrell, Dieter Kaufmann, Hanspeter Kyburz, Brian Ferneyhough und Alois
René Jacobs stellt in seinem Festival Alter Musik dem jungen, stürmischen den gereiften und abgeklärten Georg Friedrich Händel gegenüber .Gottfried von Bouillon steht mit den Kreuzrittern vor Jerusalem. Im Juli 1099 nimmt er die Stadt: Die Christen töteten mehr als 70.000 Muslime.René Jacobs wählte für die Innsbrucker Festwochen heuer Georg Friedrich Händels Oper "Rinaldo", deren Bühnenhandlung die Eroberung Jerusalems zitiert, den politischen Rahmen aber zugunsten von Liebesgeschichten und Zaubereffekten zurückdrängt. Zuletzt wird allerdings das feindliche muslimische Paar von
Im Rahmen des „Europäischen Forums Alpbach" wurde am vergangenen Wochenende in der kleinen Kirche des Tiroler Dorfes die sakrale Oper „Der Weg nach Emmaus" uraufgeführt. Den Text zu diesem Auftragswerk schrieb Herbert Vogg, die Musik komponierte Thomas Christian David.Die 80-Minuten-Kirchenoper erwies sich als Werk von erstaunlicher Wirksamkeit und Dichte und errang einen beachtlichen Erfolg. Die Handlung spielt in Jerusalem am Tag der Kreuzigung Christi, am Auferstehungstag, am „Weg nach Emmaus" und einige Zeit nach Ostern und wurde von David in farbige, kräftige und