Christopher Marlows "Edward II." am Stadttheater Klagenfurt in der Regie von Regie Martin KuÇsej.W enn diese Regiepranke zulangt, sind Erschütterungen sicher: Nun hat der aus Kärnten stammende Regisseur Martin KuÇsej Hand an Christopher Marlowes Historie "Edward II." gelegt. Das Ergebnis dieser Koproduktion von Hamburger Thalia-Theater und Stadtthea ter Klagenfurt ist eine ebenso brutale wie kompromisslose Studie von Machtmissbrauch. Umgesetzt in üppigen historischen Gemälden und Filmzitaten, mündend in einen eiskalten Kommentar. "Nie wird der König diesem Kriecher entsagen", stellt
Dem schönen Juli-Wetter sei dank: so konnten die Kärnt- ner Slowenen ihren Kultur-Beitrag zum Thema Abwehrkampf leisten. In der Naturarena von Unternar- rach bei St. Primus im Jauntal rea- lisierten Laiendarsteller in ein- leuchtend-aufwühlenden Szenen die dramatisierte Fassung des Romanes „Pozganica" (Die Brand- alm) von Prezihov Voranc. Damit hatten sie weit genug weg- und zurückgegriffen. Der Altkärntner aus dem Mießtal, der seine Betrach- tungen zum Abwehrkampf in der Rossauer-Kaserne schrieb (Zeug- nis des Zensors: „Ein unpolitischer Text"), konzentrierte sich weniger auf die
(Komödienspiele Porcia in Spittal/ Drau; „Der böse Geist Lumpazivagabundus" von Johann Nestroy) Kurz und bündig, unbeschwert heiter und mit aktuellen Couplets verbrämt - so macht inan aus einem N estroy ein Stück echten Kärntner Sommertheaters ! Die 90- Minuten-Version der Zauberposse von Regisseur Herbert W ochinz nimmtdem „Lumpazivagabundus" zwar einiges an Schärfe und kritischer Dimension, die drei liederlichen Gesellen entschädigen dafür aber reichlich. Der versoffene Schuster Knieriem ist bei Gerhard Ernst bestens aufgehoben, Reinhard Winter als Tischler Leim ein Muster an
(Komödienspiele Porcia, Spittal/ Drau; „In der Patsche" von Georges Feydeau) Diesmal ist es ein niveauvoller Lachschlager, den Herbert Wochinz zum dreißigsten Jahr der Komödienspiele Porcia anzubieten hat, Die Feigheit eines Mannes setzt das Verwirrspiel in Gang, die Handlung ist so turbulent, daß Regisseur Wochinz für die Bühne heuer offenbar eine Geschwindigkeitsbeschränkung erlassen hat. Ohne die zum Teil in Porcia übliche verwegene Rasanz bleibt Zeit für schöne Tableaus und etliche - nicht neue, aber gute - Gags:· Wie beispielsweise Porcia-Veteran Horst Edermit perfekt
(Komödienspiele Porcia in Spit- tal/Drau; „Nitt Ruhe“ von Johann Nestroy, „Der Kavalier vom Mirakel“ von Lope de Vega) Unter dem Titel „Vom Regen in die Traufe“ läßt Herbert Wochinz diese grimmig-böse Posse um einen ruhebedürftigen Ledermeister mit dem bezeichnenden Namen Anton Schafgeist als frisch-fröhliche Schnurre ablaufen. In dieser touristentauglichen Aufführung verlangt ein hemmungsloser Alexander Grill als dessen Geselle Rochus Dickfell nicht nur von den anderen Darstellern, sondern auch vom Publikum ein dickes Fell. Großartige Leistungen der anderen Darsteller,
(Komödienspiele Porcia; „Der Bürger als Edelmann“ von J.B. Moliere) Zur Unterhaltung Ludwig XIV., des „Sonnenkönigs“ schrieb Moliere diese Komödie, Trikolore und Marseillaise bemühte man in Porcia, um denBezug zum200-Jahr- Jubiläum der Französischen Revolution herzustellen - einen Bezug, den es im Stück nicht gibt, stellt es doch den (nach Rang und Adel strebenden) Bürger bloß.Herbert Wochinz hat wieder ein spiel- und trittsicheres Ensemble aufgeboten, das in altbewährtem Porcia-Stil - also mit blitzartiger Geschwindigkeit -über Dialoge und Pointen hinwegbraust. Peter Piki
(Komödienspiele Porcia, Spit-tal; „Die Hose“ von Carl Sternheim) Aus „Gründen der Sittlichkeit“ wurde Sternheims „Die Hose“ 1911 verboten, aus Gründen des Anstands kann dieses böseStück um Chauvinismus, latenten Antisemitismus und falschen Bürgerstolz allerdings nicht oft genug gespielt werden.Eine während der königlichen Parade herabfallende Damenhose nimmt Sternheim zum Anlaß, um anhand des Ehepaares Maske die Gesellschaft zu demaskieren. Nicht mit erhobenem Zeigefinger arbeitet der Autor, sondern an den gut geölten Scharnieren bereits vorhandener Mechanismen: Was
(Komödienspiele Porcia; „Protektion“ von Eugene Scribe) Diesmal klappte der Griff in den Fundus europäischer Komödien: Schon lange nicht mehr wurden die Komödienspiele Porcia so charmant und so aktuell eröffnet, wie mit Eugene Scribes „Protektion“. Freunderlwirtschaft, elitäre Clubs und politischen Druck kennt man, Scribes ironisches Schifflein der Proteges und Protektoren segelt auf der Höhe der Zeit, der Wind bläst nur dem Publikum ins Gesicht.Zwar nicht im rasanten Porcia-Tempo, aber flott, hat Herbert Wochinz inszeniert. In keiner Phase wirkt die Geschichte um einen Anwalt,
(Spittal an der Drau, Komödienspiele Porcia, „Der Spekulant” von Honore de Balzac) Schon 1978 und 1979 spekulierte Alexander Grill als Balzacs Auguste Mercadet auf der Porcia-Bühne. Wer ihn 1987 wiedersieht, der wünscht dem Schauspieler allerdings einen Regisseur, der ihn zu disziplinierterem Spiel anhält. Trotzdem wirkt Grills ungestüme Spielwut auf Ensemble wie auch Publikum anstek-kend, er hat die Lacher stets auf seiner Seite. Abgesehen davon sind Herbert Wochinz einige köstliche Regie-Gags eingefallen, die er phasenweise sogar als Choreographie durchzogen hat.In Balzacs Spiel um
(Spittal an der Drau, Komödienspiele Porcia, „Der Zerrissene“ von Johann Nestroy und „Der Gefoppte“ von Georges Feydeau) Nur Feydeaus „Gefoppter“ hielt der Rasanz, mit der Herbert Wochinz üblicherweise im Spittaler Schloßhof über die Stücke herfährt, stand, zur Eröffnung brach man in knapp 70 Minuten mit einem „amputierten Zerrissenen“ alle Geschwindigkeitsrekorde.Sprachwitz, hintergründige Pointen, aus denen die leibhaftigen Karikaturen der gesellschaftlichen Miß-Verhältnisse wachsen — all das wirft „Der Zerrissene“ unter der Regie von Herbert Wochinz ab. Was
(Spittal/Drau, Schloß Porcia, „Der Hexenmeister“ von Ludvig Holberg) Verleumdungen, Aberglaube und Gerüchte gehen derzeit im Spittaler Schloß Porcia um. Herbert Wochinz setzte als dritte Premiere der Saison Ludvig Holbergs „Der Hexenmeister“ auf den Spielplan und demonstrierte, daß derlei Inszenierungen für ihn keine Hexerei sind.Da hetzt ein spielfreudiges Ensemble über die Bühne und blödelt zum Gaudium der Zuschauer dahin, was das Zeug hält. Manchmal hält's auch nicht, aber dieser Einwand wird angesichts der im Schloßhof üblichen Rasanz bald hinweggefegt. Mit Peter Pikl,
Komödienspiele Porcia; „Der Außenseiter“ von Eugene La-biche) In Spittal ist der 26. Komödiensommer ausgebrochen. Zur Eröffnung gab's Labiches „Außenseiter“, eine Ausgrabung von Regisseur Herbert Wochinz in der Ubersetzung von H. C. Artmann. Zählt die Komödie auch nicht zu den stärksten Labiches, führte man im Renaissancehof des Schlosses Porcia doch vor, wie man mit einem Minimum an Inszenierung Wirkung erzielt. Mit Alexander Grill, Peter Pikl und Peter Ertelt stehen Komödianten auf der Bühne, die alle Register ziehen. Ensemble-Neuling Undine Brixner spielt überzeugend
(Komödienspiele Porcia Spit-tal/Drau; „Liebesgeschichten und Heiratssachen” von Johann Nestroy) Nestroys Spitzen sitzen. Auch heute noch. So bleibt in dieser Posse weder seine Abneigung gegen die Ehe als Institution verborgen, noch verhehlt er seine Sympathie für die kleinen Gauner. Daß sich derlei pikante Vorstöße gegen die Gesellschaft mittels blendend eingeschlossenem Ensemble in wonniges Gelächter auflösen, ist bei den Komödienspielen in Porcia nichts Neues. Zudem steht mit Peter Ertelt als „Nebel” eine Nestroy-Figur auf der Bühne, wie man sie sich besser kaum vorstellen
(Komödienspiele Schloß Porcia, „Wie man Hasen jagt" von Georges Feydeau) Wenn einer auf Hasenjagd geht und als Beute gleich einen Korb mit Pasteten mit nach Hause bringt, um seine Frau vom Jagdglück zu überzeugen, dann liegt der Hase bereits im Pfeffer. Und der Ehemann bei der Frau seines angeblichen Jagdkameraden. So zumindest bei Georges Feydeaus Boulevardkomödie „Wie man Hasen jagt", die in einer bekannt rasanten Wochinz-Inszenierung heuer bei den Komödienspielen Porcia in Spittal zu sehen ist. Entstanden in der belle epoque transportiert das Stück auch heute noch gültige