Einer 18-jährigen Novizin (Galatéa Bellugi) soll im Südosten Frankreichs die Jungfrau Maria erschienen sein. Der Zulauf der Pilger nimmt zu, der Vatikan setzt eine Kommission ein, um die Erscheinung auf ihre Echtheit zu prüfen. Neben Theologen und einer Psychiaterin wird in die Kommission auch der von seinem Einsatz im Irak schwer traumatisierte Kriegsberichterstatter Jacques (Vincent Lindon) berufen, der keinen Kontakt zur Kirche hat und nicht glaubt, dass es hinter dem Sichtbaren auch Mysteriöses und letztlich Unerklärliches geben kann. Er soll einen unvoreingenommenen und
Gold kommt in Fatih Akins Verfilmung von Heinz Strunks 2016 erschienenem Tatsachenroman über Fritz Honka, der im Hamburg der frühen 1970er-Jahre mehrere Frauen ermordete, nur im Titel vor. Noch so vielversprechend mag "Der goldene Handschuh" klingen, die Hamburger Kneipe, die sich dahinter verbirgt, ist eine schäbige Absteige, in der sich schwere Alkoholiker wie Doornkaat Max und der Nazi "Soldaten Norbert" sowie vom Leben schwer gezeichnete ältere obdachlose Frauen und Prostituierte treffen.Nur die Lust am Verbotenen und Abgründigen lockt zwei gutbürgerliche Teenager hierher, doch der
Während die anderen Mädchen und Jungs im Umkleideraum des Hallenbads herumtollen, sitzt die etwas pummelige 12-jährige Jessica (Ella Frey) allein in einer Ecke. Nervös zieht die Außenseiterin, die viele für einen Jungen halten, an ihren Socken und zählt halblaut vor sich hin, um die Macht von ihrer Meinung nach bösen Zahlen zu bannen. Befreit wirkt sie nur, wenn sie ins Schwimmbecken springt und darin untertaucht, förmlich vom Leben abtaucht.Ganz auf Augenhöhe und nah dran an dem von Ella Frey großartig gespielten Teenager ist Anca Miruna Lăzărescu, vermittelt einfühlsam und
Von allen gefeiert und verehrt wird der portugiesische Fußballstar Diamantino (Carloto Cotta) in Gabriel Abrantes und Daniel Schmidts gleichnamigem Spielfilmdebüt. Wenn er auf dem Platz steht und den Ball führt, sieht er nur noch rosa Wolken und Hundewelpen. Viel Ahnung von der realen Welt und ihren Problemen hat er aber nicht und versteht so auch überhaupt nicht, was los ist, als neben seiner Yacht ein Schlauchboot mit afrikanischen Flüchtlingen gesichtet wird.Diese Begegnung irritiert Diamantino aber nachhaltig, sodass er im WM-Finale statt der Hundewelpen Flüchtlinge sieht und prompt
Nicht im biblischen Kapharnaum, sondern in Beirut spielt Nadine Labakis in Cannes mehrfach preisgekrönter dritter Spielfilm. Bezeichnet wird mit dem hebräischen Wort "Capharnaum" ein Ort voller Chaos und Durcheinander. So stellt sich die Welt für den etwa zwölfjährigen Zain (Zain Al Rafeea) dar, der wegen eines Gewaltverbrechens, in das Labaki erst spät Einblick gewährt, zu fünf Jahren Haft verurteilt wurde. Wieder steht er vor Gericht, ist nun aber der Kläger, während auf der Anklagebank seine Eltern sitzen, denen er vorwirft, dass sie ihn in die Welt gesetzt haben.Grotesk wirkt
Ausgiebig gewürdigt werden Leben und Werk des Schriftstellers Victor Adelman (Nicolas Bedos) bei seiner Beerdigung, doch ein junger Autor möchte wissen, wie seine Witwe Sarah (Doria Tillier) den Verstorbenen sieht. Diese gibt ihm bereitwillig ein Interview und bietet in Rückblenden Einblick in die langjährige Beziehung.Vorgegeben ist damit die Erzählperspektive. Leichthändig kann Sarah, die sich kein Blatt vor den Mund nimmt, mit ihrem Voiceover Ereignisse zusammenfassen oder Jahre überspringen. Schwung und Esprit gewinnt diese Dramödie schon durch diese unbekümmerte und freche
Mit ethnographischem Blick schildert der Bulgare Milko Lazarow in "Nanouk" das Leben eines alten indigenen Paares in der Schneewüste Sibiriens. In grandiosen Totalen vermittelt er immer wieder eindrücklich die Weite dieser Landschaft, bietet aber in der unaufgeregten Erzählweise auch Einblick in die Gefährdung und das Verschwinden dieser Kultur. Denn einerseits sind Nanouk und seine Frau Sedna die letzten ihres Volkes, die in der Einöde geblieben sind und von Jagd und Fischfang leben, während die Nachbarn und auch ihre Tochter Ága längst in die Städte abgewandert sind. Andererseits
Eine düstere Auftaktszene lässt ahnen, dass das Gartenfest mit dem die Fernsehmoderatorin Nathalie (Léa Drucker) ihre Villa am Stadtrand von Paris einweihen will, nicht ganz harmonisch verlaufen ist, doch erst am Ende kehrt Agnès Jaoui ("Lust auf Anderes", "Schau mich an!") zu diesem Einstieg zurück. Zunächst scheint nämlich nichts die Stimmung trüben zu können. Licht und Farben evozieren Sommerstimmung und im Garten tummeln sich bei Getränken und Häppchen zahlreiche Gäste.Wie zuletzt Olivier Nakache and Éric Toledano bei der ähnlich angelegten Hochzeitskomödie "Das Leben ist
Auch heute können Filme noch einen Einblick in Welten bieten, die Außenstehenden sonst verschlossen bleiben. So nutzt der Dokumentarfilmer Joshua Z. Weinstein in seinem Spielfilmdebüt "Menashe" eine Vater-Sohn-Geschichte, um den Zuschauer mit ethnografischem Blick in Alltag und Riten der streng orthodoxen chassidischen Gemeinde von Borough Park in Brooklyn, New York zu entführen.Im Zentrum des weitgehend auf Jiddisch und mit Laienschauspielern an Originalschauplätzen gedrehten Films steht der etwas tollpatschige Supermarktangestellte Menashe, der von der Gemeinde mehr belacht als wirklich
Mit aller Macht wollte der bayerische Ministerpräsident Franz-Josef Strauß Anfang der 1980er Jahre den Bau einer atomaren Wiederaufbereitungsanlage im oberpfälzischen Wackersdorf durchdrücken. Auch dem sozialdemokratischen Landrat Hans Schuierer (Johannes Zeiler) gefiel dieser Plan zunächst, wurden doch viele Arbeitsplätze und eine saubere Industrie für diese Region versprochen, aus der nach Schließung der Braunkohlebergwerke viele abwanderten.Für junge Aktivisten, die gegen den Bau demonstrierten, hatte Schuierer zunächst kein Verständnis, doch als er sah, wie sich die bayerische
Wenn "The Rider" beginnt, ist der Traum des Indianers Brady von einer Rodeo-Karriere schon ausgeträumt. Nach einem schweren Sturz darf der junge Mann nie mehr in den Sattel steigen, doch neuen Lebenssinn zu finden, ist für ihn auch aufgrund geringer Berufschancen schwierig. Keine große dramatische Handlung entwickelt Chloé Zhao in ihrem zweiten Spielfilm, der im Pine Ridge Reservat in South Dakota gedreht wurde. Sie setzt vielmehr auf unaufgeregte dokumentarische Beobachtung. Mit präziser Bildsprache, ungekünstelten Dialogen und unterstützt von Laiendarstellern, die ihr eigenes Leben
Bewegend vermittelt Jhonny Hinestrozas Film, wie man auch bei all dieser Melancholie und der materiellen Misere glücklich sein kann, weil man den anderen hat.Der Kolumbianer Jhonny Hendrix Hinestroza versetzt den Zuschauer in seinem dritten Spielfilm "Candelaria - Ein kubanischer Sommer" ins Kuba des Jahres 1994. Ein Insert informiert über die schwierige Lage der Karibikinsel nach dem Zusammenbruch des Ostblocks und dem Wegfall sowjetischer Hilfe. Im Radio mag Fidel Castro zwar die Stärke seines Landes betonen, doch die Bevölkerung leidet unter dem Wirtschaftsembargo der USA. Betroffen
In ausgetretenen Bahnen bewegt sich der 85-jährige Oscar-Preisträger Roman Polanski bei seiner Verfilmung von Delphine de Vigans 2015 erschienenem Roman "Nach einer wahren Geschichte". Ein Spiel um Schein und Realität wird zwar schon damit eröffnet, dass die Romanautorin sich selbst zur Hauptfigur ihres Werks macht, doch weiter führt dieser Trick kaum. Nachdem diese Delphine (Emmanuelle Seigner) mit der Verarbeitung der Geschichte ihrer Mutter einen Bestseller gelandet hat, erhält sie nicht nur Schmähbriefe wegen der Vermarktung dieses Schicksals, sondern leidet auch zunehmend unter
Menzels Dolmetscher ist ein Grantler, der nie lacht, verbiestert wirkt und stets seine schwere Lebensgeschichte mit sich herumträgt.Mit sichtlichem Vergnügen, aber nie aufdringlich spielt Peter Simonischek den pensionierten Englisch-und Französischlehrer als Bonvivant.Ein Mann kommt mit dem Zug in Wien an, die Stadt ist ihm offensichtlich nicht vertraut. Wenn er im Lift eines alten Stadthauses eine Pistole aus seiner Manteltasche holt, ist eine Bluttat zu befürchten, doch statt des SS-Offiziers Graubner, der für den Tod seiner jüdischen Eltern verantwortlich ist, öffnet ihm dessen
Thomas Stubers zweiter Kinofilm "In den Gängen" zählte zu den Höhepunkten der heurigen Berlinale. Einfach und reduziert ist die Handlung dieser verfilmten Kurzgeschichte von Clemens Meyer. Im Mittelpunkt steht der junge Christian (Franz Rogowski), der in einem ostdeutschen Großmarkt seine Probezeit beginnt. Lange verlässt der Film diesen Arbeitsort nicht, konzentriert sich ganz auf die Arbeitsabläufe und die Einschulung des "Frischlings" - ebenso wie auf die langsame Entwicklung einer Freundschaft zum älteren Bruno (Peter Kurth), mit dem Christian in der Getränkeabteilung arbeitet, und
Iram Haq erzählt in ihrem zweiten Spielfilm "Was werden die Leute sagen" nach autobiografischen Erfahrungen von der in Norwegen aufgewachsenen 15-jährigen Nisha, die sich zu Hause an die Regeln der traditionellen pakistanischen Eltern hält, während sie draußen heimlich das Leben eines westlichen Teenagers führt. Als dieses Doppelleben auffliegt, entführt sie der Vater nach Pakistan, wo die Tochter in seiner Familie aufwachsen soll. Dicht und rasant erzählt Haq, versetzt den Zuschauer mit einer dynamisch und nah geführten Handkamera in die Perspektive des von Maria Mozhdah bewegend
Zwanzig Bände umfasst inzwischen Tanya Stewners Kinderbuch-Reihe um die elfjährige Liliane Susewind, die mit Tieren sprechen kann. So ein Erfolg schreit geradezu nach einer Verfilmung. Die Produzenten adaptierten nun aber für "Liliane Susewind - Ein tierisches Abenteuer" keinen der Romane, sondern entwickelten aus den Figuren und den Motiven eine eigene Geschichte, in der Liliane und ihre Freunde zu klären versuchen, wer die Tiere aus dem städtischen Zoo stiehlt. In Joachim Masannek wurde auch ein Regisseur gefunden, der mit "Die wilden Kerle" schon eine sehr erfolgreiche Filmreihe fürs
Der 1930 in Paris geborene Jean-Luc Godard gehört zu den Wegbereitern der Nouvelle Vague. Mit Filmen wie "A bout de souffle", "Vivre sa vie" oder "Le mépris" revolutionierte er die Filmsprache. Diese Meisterwerke und den Werdegang Godards spart Michel Hazanavicius, der sich schon beim Stummfilm "The Artist" sehr erfolgreich mit der Filmgeschichte auseinandersetzte, in "Le Redoutable - Godard Mon Amour" aber völlig aus und konzentriert sich ganz auf die Jahre 1967/68, die einen Wendepunkt im Schaffen Godards darstellten.Da die Grundlage die Memoiren Anne Wiazemskys sind, steht die kurze Ehe
Kristina Grozeva und Petar Valchanov zeichnen in "Glory", dessen originaler Titel "Slava" sich nicht auf Ruhm und Ehre, sondern auf die renommierte sozialistische Uhrenmarke bezieht, ein bitteres Bild gesellschaftlicher Missstände im heutigen Bulgarien. Vor Überzeichnung schreckt das Regie-Duo dabei nicht zurück, wenn es einer PR-Chefin (Margita Gosheva) des Verkehrsministers einen einfachen und dazu noch stotternden Gleisarbeiter gegenüberstellt.Dass die Karrierefrau zudem noch ein Kind will, bei den Gesprächen mit dem Gynäkologen über die künstliche Befruchtung aber stets durch
Amanda Kernell erzählt in ihrem Spielfilmdebüt "Das Mädchen aus dem Norden" am Schicksal einer 14-jährigen Samin zutiefst bewegend von der Demütigung dieser Volksgruppe im Schweden der 1930er Jahre. Wie Zirkustiere werden die samischen Schüler im Internat vorgeführt, die Verwendung der eigenen Sprache wird ihnen verboten, ihr Körper wie im NS-Rassenwahn vermessen. Nicht verwundern kann es, dass Elle Marija angesichts dieser Schikanen ihre Identität zunehmend verleugnet, sich als Schwedin ausgibt und in den Süden des Landes flüchtet.Leise, aber erschütternd erinnert Kernell gerade
Habe ich in meinem Leben das Wesentliche verpasst? Bin ich im Vergleich zu meinen nach außen hin weit erfolgreicheren Schulfreunden ein Versager? - In Mike Whites "Im Zweifel glücklich" wacht Brad Sloan (Ben Stiller) mitten in der Nacht von solchen Gedanken geplagt auf. Der Mittvierziger ist zwar glücklich verheiratet und hat einen erfüllenden Job, doch Lebenszweifel holen ihn auch an den folgenden Tagen, an denen er mit seinem Sohn mögliche Colleges besichtigt, immer wieder ein. Konsequent aus der Perspektive Brads erzählt White und lässt den Zuschauer auch mittels Voice-over in dessen
"Der Film ist ein böser Kommentar aufs amerikanische Erfolgsstreben und den Oberschichtensport Eiskunstlauf, in dem ein Unterschichtenmädchen mit selbstgenähten Kleidern deplatziert wirkt."Zweimal -1992 und 1994 -nahm Tonya Harding an den Olympischen Spielen teil, in die Schlagzeilen auch abseits der Sportseiten kam sie aber durch einen Metallstangen-Anschlag auf das Knie ihrer Konkurrentin Nancy Kerrigan. Harding bestritt jede Mitschuld, wurde aber als vermutliche Drahtzieherin mit einer lebenslangen Sperre belegt.Craig Gillespie behauptet im Gegensatz zu üblichen Biopics gerade nicht,
In unmittelbarer Nachbarschaft zu Disney World spielt Sean Bakers "The Florida Project", doch das Leben der drei sechsjährigen Kinder Moonee (Brooklynn Prince), Scooty und Jancey ist diametral entgegengesetzt zu dieser Märchenwelt. Mit ihren Müttern wohnen sie in einer heruntergekommenen Motelanlage an einer Ausfallstraße von Orlando. Väter gibt es keine, prekär sind die Lebensbedingungen. Während Scootys Mutter als Bedienung in einem Diner den Lebensunterhalt verdient, finanziert Moonees Mutter, die selbst noch ein halbes Kind und unfähig ist, Verantwortung zu übernehmen, die Miete
Anno 1966 wurde die Kärntnerin Erika Schinegger als 18-Jährige Weltmeisterin im Abfahrtslauf, doch auf den Ruhm folgte eineinhalb Jahre später die Ächtung, als Geschlechtskontrollen zu Zweifeln an ihrer weiblichen Identität führten. Zutiefst verunsichert entschloss sich Schinegger schließlich zur korrigierenden Operation der nach innen gewachsenen Geschlechtsteile und begann ein neues Leben als Mann. Nach Kurt Mayers Dokumentarfilm "Erik(A)"(2005) erzählt nun Reinhold Bilgeri im Spielfilm "Erik &Erika" diese Geschichte, doch statt in die Tiefe zu gehen, spult der Musiker,
Hautnah begleitet Hélène Angel die Volksschullehrerin Florence (großartig: Sara Forestier) durch ihren Alltag. Realistisch und ungeschönt bietet die Französin in "Die Grundschullehrerin", ihrem vierten Spielfilm, Einblick in die vielfältigen Anforderungen, die die wunderbar natürlich gespielten Schüler(innen) mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten und Problemen an die Lehrerin stellen. Weil die alleinerziehende Mutter, die mit ihrem Sohn zudem im Schulgebäude wohnt, über ihren Beruf aber ihr Privatleben vergisst, droht sie durch die permanente Belastung zunehmend auszubrennen.
Cate Blanchett spielt nicht die rund 60 Autoren der Manifeste, die im Film vorkommen, sondern sie rezitiert deren Statements als heutige Person und überträgt die Appelle damit in die Gegenwart.Auf die Definition des Begriffs "Manifest" folgt eine brennende Lunte - und bald darauf ein Feuerwerk zu Auszügen aus dem wohl berühmtesten Manifest: dem Kommunistischen Manifest von Karl Marx und Friedrich Engels. Visualisiert wird damit die Macht von Manifesten, die mit dem Vergangenen brechen, es sprengen und wie Feuerwerkskörper Funken am Firmament sprühen lassen. "Alles Ständische und
Mitten in der argentinischen Wüste wird die Reise der Mittfünfzigerin Teresa durch eine Panne ihres Busses gestoppt. Gerade der Stillstand bringt aber Bewegung ins Leben der introvertierten Frau, über deren Geschichte man erst sukzessive in fragmentarischen Rückblenden erfährt. Als Teresa nämlich in der nahen Kleinstadt, in der sie die Zeit bis zur Weiterfahrt totschlägt, ihre Handtasche verliert, stößt sie auf den fahrenden Händler "El Gringo", der ihr bei der Suche helfen will.Nichts Spektakuläres passiert und vorhersehbar ist die Handlung, doch Paulina Garcia ("Gloria") bringt
"Beiläufig geht es, wenn der Bauernhof langsam zerfällt, auch um Vergänglichkeit und in der Fokussierung auf scheinbar Banales auch um die Frage, was im Leben wirklich zählt."Von Dezember 2014 bis November 2015 haben Ann Carolin Renninger und René Frölke für ihren Dokumentarfilm "Aus einem Jahr der Nichtereignisse" den 90-jährigen Willi Detert mit der Kamera durch seinen Alltag begleitet. Weil der Aktionsradius des alten Mannes, der auf einen Rollator angewiesen ist, sehr begrenzt ist, beschränkt sich der Film auch weitgehend auf seinen Dreiseithof in Norddeutschland.Sichtlich schon
Selten finden Filme aus Luxemburg den Weg in die heimischen Kinos. Lokalkolorit und ungewohnte Sprache tragen deshalb auch einiges zum Reiz von "Alte Jungs" bei. Andy Bausch erzählt darin von vier Rentnern, die beschließen, eine selbstverwaltete WG zu gründen, weil ihre Freiheiten im Seniorenheim drastisch eingeschränkt werden. Der Plan ist schnell gefasst, doch der Weg zur Umsetzung ist weit und am Ende kommt doch alles ganz anders. Prägnant und mit trockenem Humor inszeniert ist der Beginn, besticht durch den genauen und empathischen Blick auf die Senioren und ihre Situation im Heim.
Kurz informieren Vorspanninserts über den Ötzi-Fund 1991 und, dass es sich dabei um einen vor 5300 Jahren verstorbenen jungsteinzeitlichen Jäger handelt. Nur ironisch gemeint sein kann der Satz: "Das ist seine Geschichte", denn angesichts der dürftigen Quellenlage hat Felix Randau die Handlung von "Der Mann aus dem Eis" weitgehend frei erfunden. Wie in einem Rachewestern lässt er seinen Protagonisten (Jürgen Vogel) nach dem Mord an seiner Familie aufbrechen, um die Schuldigen zu finden. Der im ausgestorbenen Rätisch gehaltene Dialog ist auf ein Minimum reduziert, dafür liefert
"Das Mitgefühl, das man zunächst für die unterdrückte Lady empfindet, schlägt dabei zunehmend in Entsetzen um, als klar wird, dass diese Frau keine Skrupel kennt."Streng komponiertIn genau kadrierten, statischen Einstellungen vermittelt der Film eindrücklich das Gefängnis, das das Leben für Katherine (Florence Pugh) als Gattin des Sohns eines Minenbesitzers darstellt.Bruchlos hat Drehbuchautorin Alice Birch Nikolai Leskows 1865 erschienene Novelle "Die Lady Macbeth von Mzensk", die schon Schostakowitsch als Vorlage für eine Oper diente, vom zaristischen Russland ins viktorianische
Fünf junge Erwachsene wollen in Mauro Borellis Low-Budget-Film "The Recall" ein Wochenende in einem Waldhaus verbringen. Bald droht dem Quintett aber weniger Gefahr von einem mysteriösen Jäger als von Aliens. Borelli und seine drei weiteren Drehbuchautoren beschränken sich darauf, aus zahlreichen anderen Filmen bekannte Versatzstücke zu einem höchst kruden Mix aus Backwood-Horror und Science-Fiction zu vermengen. Originalität sucht man ebenso vergebens wie eine stringente Dramaturgie, denn statt konsequent eine Geschichte zu erzählen, versucht Borelli seinen Film mit zunehmend absurden
Ein Paar aus WienPhilipp Hochmair und Birgit Minichmayr (li.o.) verwirren einander und die Zuschauer mehr und mehr.Schon vor elf Jahren schrieb der Österreicher Jörg Kalt das Drehbuch zu "Tiere". Nach "Richtung Zukunft durch die Nacht" und "Crash Test Dummies" sollte dies sein dritter Film werden, doch im Juli 2007 beging der in Paris geborene Filmemacher im Alter von 40 Jahren Selbstmord.Der in der Schweiz lebende Pole Greg Zglinski hatte schon damals als Mitglied der Filmkommission der Zürcher Filmstiftung das Drehbuch gelesen und war so begeistert, dass er Jahre später beschloss, es zu
Laura Israel zeichnet in "Don' t Blink -Robert Frank" kein rundes und geschlossenes Bild des schweizerisch-amerikanischen Fotografen und Filmemachers. Vielmehr bietet die langjährige Cutterin und Freundin Franks in ihrem Dokumentarfilm mit einer Collage aus Statements des 92-jährigen Künstlers und seiner Wegbegleiter, kurzen Blicken auf seine Fotografien und Ausschnitten aus seinen Filmen bewusst bruchstückhafte Impressionen. Privates wird ebenso gestreift wie zentrale Werke Franks. Vorwissen schadet angesichts dieses atemlosen 80-minütigen Trips durch ein überreiches Künstlerleben
Valeska Grisebach schickt in "Western" einen deutschen Bautrupp an die bulgarisch-griechische Grenze. Dort soll in abgeschiedener Bergund Waldlandschaft ein Wasserwerk gebaut werden. Bald kommt es aber nicht nur zu Spannungen zwischen dem Leiter der Arbeiter (Reinhardt Wetrek) und dem wortkargen Neuling Meinhard (Meinhard Neumann), sondern auch das Verhältnis zwischen den Deutschen und den Dorfbewohnern ist von Misstrauen und Feindseligkeiten bestimmt. Nur Meinhard geht offen auf die Einheimischen zu und versucht, Kontakte zu knüpfen.Der Titel von Grisebachs drittem Spielfilm ist Programm,
Der neunjährige Massimo (einfühlsam: Nicol `o Cabras) will zunächst nicht mit seiner Mutter in der Küche Twist tanzen, nimmt dann aber zunehmend begeistert deren Bewegungen auf. Zentral ist dieses Bild des unbeschwerten Glücks, mit dem Marco Bellocchio seine Verfilmung von Massimo Gramellinis autobiografischem Roman "Träum was Schönes" eröffnet. Denn abrupt ist es mit diesem Glück vorüber. Nachdem die Mutter ihn nämlich eines Abends mit den Worten "Träum was Schönes" ins Bett gebracht hat, lässt mitten in der Nacht ein Schrei des Vaters nicht nur Massimo, sondern auch den
Paris 1941: Das Leben der jüdischen Bevölkerung wird von Repressalien durch die deutschen Besatzer eingeschränkt. Als Deportationen beginnen, beschließt eine jüdische Familie zu fliehen. Um aber nicht aufzufallen, soll dies getrennt erfolgen und so müssen sich der 13-jährige Maurice und sein zehnjähriger Bruder Joseph alleine unter Verleugnung ihrer jüdischen Identität ins noch freie Südfrankreich durchschlagen.Schon 1975 hat Jacques Doillon Joseph Joffos autobiografischen Roman "Ein Sack voll Murmeln" erstmals verfilmt. Nun legt Christian Duguay ein Remake vor. Sehr konventionell
Am Vorabend des Falls der Berliner Mauer soll eine britische Agentin (Charlize Theron) eine Liste mit Namen von Agenten sicherstellen. Im Hintergrund laufen zwar Nachrichten zu den politischen Ereignissen, doch für die Handlung spielen diese keine Rolle. Schnörkellos variiert David Leitch den klassischen Agentenfilm, indem er eine Frau Männer reihenweise verprügeln, niederstechen und erschießen lässt. Härte entwickeln diese Szenen dadurch, dass Leitch nicht auf schnelle Schnittfolgen setzt, sondern die Kämpfe in langen Einstellungen inszeniert. Das verleiht "Atomic Blonde" einerseits
Anhand von drei Liebesgeschichten, die nicht nur den Blick auf drei Generationen öffnen, sondern jeweils auch von Beziehungen über nationale Grenzen und Kommunikationsprobleme hinweg erzählen, zeichnet Christopher Papakaliatis in "Worlds Apart" schlaglichtartig ein Bild des von Krisen geschüttelten Griechenlands von heute: Eine Studentin verliebt sich in einen syrischen Flüchtling, ein Büroangestellter in eine schwedische Unternehmensberaterin, die in seinem Betrieb Umstrukturierungen - respektive also Entlassungen - durchführen soll, und schließlich eine griechische Hausfrau, die sich
Es ist ein kühnes Unterfangen, die Schicksale von zwölf Personen durch die Montage so zu verknüpfen, dass die Handlung trotz häufiger Schauplatzwechsel übersichtlich bleibt. Lars Montag meistert diese Aufgabe in der Verfilmung von Helmut Kraussers Roman "Einsamkeit und Sex und Mitleid" souverän. Leichthändig wechselt er zwischen den Erzählsträngen, deckt mit schwarzem Humor, hinter dem immer wieder bitterer Ernst durchschimmert, die Einsamkeit, die Frustration und die Sehnsucht nach körperlicher Nähe seiner Protagonisten auf. Deren Bandbreite erstreckt sich dabei von Teenagern über
Juan Antonio Bayona erzählt in seinem bildmächtigen Jugenddrama
"Sieben Minuten nach Mitternacht" einfühlsam und bewegend, wie ein
Zwölfjähriger lernt, mit Krankheit und Tod seiner Mutter umzugehen.
Nach etwa 120 Jahren des analogen Filmstreifens ist im letzten Kino-Jahrzehnt das digitale Zeitalter angebrochen: Welche Auswirkungen hat dieser Umbruch auf Kino und Film? Wie verändern sich Filmrestaurierung und -archivierung durch die digitalen Möglichkeiten? Wo liegen grundsätzliche Unterschiede zwischen analogem Filmmaterial und digitalen Bildern? Einen ziemlich trockenen Film lassen solche Fragen erwarten, doch Michael Palm gelang mit "Cinema Futures" durch geschickte Auswahl von Interviewpartnern und Einbindung klassischer Filmszenen eine anregende Spurensuche.Um die halbe Welt
Nach über 40 Jahren Auslandsaufenthalt kehrt der (fiktive) erste argentinische Literatur-Nobelpreisträger Daniel Mantovani erstmals in sein Heimatdorf zurück, um eine Auszeichnung als Ehrenbürger zu erhalten. Die anfängliche Freundlichkeit der Bevölkerung schlägt aber bald ins Gegenteil um, denn der Ruhm des Autors wecken Neid und Aggression. Ganz auf den von Oscar Martínez gespielten Protagonisten fokussieren die Regisseure Gastón Duprat und Mariano Cohn. In jeder Szene ist der bei den Filmfestspielen von Venedig als bester Darsteller ausgezeichnete Schauspieler präsent. In langen,
Ein von jeglicher Zivilisation unberührtes Paradies scheint die 561 km 2 große, 2000 Kilometer östlich von Australien gelegene Südseeinsel Tanna zu sein, die dem für den Oscar für den besten nichtenglischsprachigen Film nominierten australischen Drama auch den Namen gab. Nur in der Ferne erblickt man einmal ein moderneres Holzhaus, während der Stamm der Yakel in Hütten mit Strohdächern wohnt. Die Männer gehen nur mit Lendenschurz bekleidet mit Pfeil und Bogen sowie Machete auf die Jagd, die Kinder spielen unbekümmert an einem traumhaften Wasserfall.Doch ihre Respektlosigkeit
Im Jahr 1906 bricht der britische Major Percy Fawcett nach Bolivien auf, um das Land zu kartographieren. Bei seiner Reise in den Amazonas-Dschungel stößt er auf Spuren einer untergegangenen indigenen Kultur, deren Erkundung zum obsessiven Lebenstraum wird. Ganz klassisch erzählt James Gray die auf Tatsachen beruhende Geschichte. Vor allem visuell ist der detailreich ausgestattete und von Kameramann Darius Khondji meisterhaft auf 35-mm Material gedrehte Film ein Genuss. An Gemälde erinnern die teils leicht körnigen, teils leicht unscharfen Bilder, die intensiv die Atmosphäre im Dschungel
Mit magischen Bildern erzählt der Niederländer Michael Dudok de Wit
in seinem betörenden Animationsfilm "Die rote Schildkröte" ganz ohne
Worte eine zeitlose Parabel über das Leben.
Mutant Logan (Hugh Jackman) möchte im zehnten Film zur Marvel-Comic-Reihe "X-Men" und der dritten Einzelverfilmung um "The Wolverine" ein ruhiges Leben führen. Dem Drängen einer Krankenschwester, das Mädchen Laura (Dafne Keen) von der mexikanischen Grenze nach Nord-Dakota zu bringen, will er nicht nachkommen. Doch plötzlich sitzt dieses Mädchen, das von einem Konzern genetisch manipuliert und zu einer Kampfmaschine erzogen wurde, in seinem Wagen - und die brutale Sicherheitstruppe des Konzerns beginnt das Duo zu jagen.Trotz der jugendlichen Protagonistin ist "Logan - The Wolverine"
In der Antike war die Subura das Rotlichtviertel und die Wohngegend der Armen in Rom. Viel schlimmer scheinen die Zustände freilich heute zu sein, denn Stefano Sollima legt seine Verfilmung von Carlo Boninis und Giancarlo de Cataldos gleichnamigem Roman als Countdown auf die Apokalypse hin an. Gleichsam ein Gegenstück zu Paolo Sorrentinos glanzvollem "La grande Bellezza" ist "Suburra" damit, denn wohl noch nie zeichnete ein Film ein so düsteres Bild der italienischen Hauptstadt. Statt Sonnenschein sind schwere Gewitter mit sintflutartigen Regengüssen an der Tagesordnung und mit der
Das ganze Leben der 24-jährigen Hagit scheint sich ums Heiraten zu drehen: Mit viel Liebe bastelt und bemalt sie kleine Hochzeitspuppen, tapeziert auch die Wände ihres Zimmers mit Bildern von Hochzeitskleidern und träumt natürlich auch von der eigenen Heirat. Keine Sorgen scheint man sich auf den ersten Blick um die hübsche junge Frau machen zu müssen, doch bald erkennt man, dass sie geistig leicht behindert ist.Weil sie deswegen als Kind von Spielgefährten schwer malträtiert wurde, gewährt die Mutter (stark: Assi Levi) ihr kaum Freiraum. Man spürt, dass sie für die Tochter nur das
Die Tunesierin Leyla Bouzid erzählt in ihrem Spielfilmdebüt "Kaum
öffne ich die Augen" mitreißend von jugendlichem Aufbegehren, aber
auch vom langen Arm der Diktatur.
Wenig originell ist an sich die Geschichte vom jungen Mann, der via Casting-Show den Durchbruch als Sänger schaffen will. Den besonderen Dreh bekommt "Ein Lied für Nour", der auf dem realen, kometenhaften Aufstieg des Mohammed Assaf beruht, dadurch, dass er im Gaza-Streifen spielt. Gedreht wurde zwar großteils im Westjordanland bei Dschenin, dennoch gelingt es Hany Abu-Assad ("Paradise Now"), bei der Schilderung der Kindheit des Sängers atmosphärisch dicht die bedrückenden Verhältnisse im dicht besiedelten und zerbombten Küstenstreifen zu beschwören. Tristesse lässt der
Die vierte Verfilmung von Hans Falladas Roman von 1946, "Jeder stirbt für sich allein, die auf einem authentischen Fall basierende Geschichte des Werkmeisters Otto Quangel und seiner Frau, die nach dem Soldatentod ihres Sohnes, mit regimekritischen Postkarten Widerstand gegen das NS-Regime zu leisten beginnen, wurde auf Englisch gedreht. Nur kurz hält sich der Schweizer Regisseur Vincent Pérez mit der Schilderung der unterschiedlichen Bewohner des Wohnblocks auf, verkürzt die Handlung dann auf einen Kriminalfilm, bei dem ein im Grunde apolitischer Gestapo-Beamte (Daniel Brühl) ein immer
15 Jahre lang waren Boris (Cédric Kahn) und Marie (Bérénice Bejo) ein Paar, jetzt steht die Trennung bevor. Während Boris noch versucht Marie zurückzugewinnen, hat sie einen Schlussstrich gezogen. Weil er sich momentan aber keine eigene Wohnung leisten kann, lebt er vorerst noch bei Marie und den beiden gemeinsamen Töchtern.Joachim Lafosse konzentriert sich in "Die Ökonomie der Liebe" ganz auf die Grabenkämpfe, die sich im gemeinsamen Haus abspielen. Nah dran ist die Kamera von Jean-Francois Hensgens an den Figuren, bewegt sich fließend durch die Räume, agiert als genauer und
Mitten in der Nacht wird André Bamberski (Daniel Auteuil) von der Polizei geweckt und verhaftet. Schwere Körperverletzung und Entführung werden ihm vorgeworfen, auch von Selbstjustiz ist die Rede - eine Anschuldigung, die Bamberski mit dem Satz "Ich habe nur die Feigheit der französischen Justiz ausgeglichen" von sich weist. Beliebt sind solche direkten Einstiege, wecken sie doch sofort Interesse. Auch Vincent Garenq blendet in seinem auf Tatsachen beruhenden Justizdrama "Im Namen meiner Tochter - Der Fall Kalinka" von dieser 2009 in Mulhouse spielenden Auftaktszene nach 1974 zurück.
Etwa 200.000 Patienten, darunter 5000 Kinder, wurden zwischen 1939 und 1945 in deutschen "Heil- und Pflegeanstalten" systematisch ermordet. Erfolgte die "Ausmerzung lebensunwerten Lebens" zunächst zentral in einer Villa in der Berliner Tiergartenstraße 4 (Aktion "T4"), so stoppte Hitler diese Aktion nach Protesten der Bevölkerung und der Kirche. Der Massenmord endete damit aber nicht, sondern wurde nun den einzelnen "Pflegeanstalten" übertragen, in denen Ärzte und Pfleger dafür sorgen sollten, dass die Patienten möglichst unverdächtig und unauffällig starben.Im Gegensatz zum Holocaust
Ein glückliches Leben könnten Martin (Andreas Kiendl) und Katharina (Ursula Strauss) mit ihrem Adoptivsohn Tobias (Nikolai Klinkosch) in ihrem Haus am Stadtrand von Wien führen, doch schwer lastet Martins Burnout und Tobias' Autismus auf der Kleinfamilie. Willkommene Veränderung bringen daher neue Nachbarn und die junge Nicole (Lili Epply) versteht sich auch so gut mit Tobias, dass er sichtlich aufblüht. So könnte es weitergehen, doch zunehmend stößt Martin bei dem Pärchen auf Widersprüche und Lügen.Mehr sollte über die Handlung von Michael Ramsauers "Mein Fleisch und Blut" nicht
Mit über zehn Millionen Besuchern entwickelte sich Gennaro Nunziantes Komödie "Der Vollposten" zum erfolgreichsten italienischen Film aller Zeiten. Zu verdanken ist das wohl vor allem dem Hauptdarsteller Checco Zalone, der zusammen mit Nunziante auch das Drehbuch schrieb. Der Musiker und Comedy-Star, dessen Künstlername eine Verballhornung von "Che cozzalone!" ("Was für ein Prolet!") ist, spielt einen Beamten, der seinen Posten aufgrund einer Restrukturierung der Provinzverwaltung zu verlieren droht. Doch die ihm angebotene Abfertigung lehnt er hartnäckig ab, lässt sich lieber in die
Nicht wie üblich mit einem Establishing-Shot, sondern mit der Detailaufnahme einer jugendlichen Hand, die ein braunes Fell streichelt, eröffnet Yared Zeleke sein unter anderem von ZDF und Arte koproduziertes Spielfilmdebüt. Erst danach springt die Kamera in die Totale, isoliert den Jungen und sein Lamm Chuni in einer weiten Steppenlandschaft.Der Nähe des neunjährigen Ephraim zu seinem Lamm wird so die Ausgeliefertheit und Isolation in der Weite des äthiopischen Berglands gegenübergestellt und in wenigen Einstellungen wird das Grundthema des Films auf den Punkt gebracht.Jede Bezugsperson
Ein ungleiches Ermittlerduo jagt einen Serienkiller. - Der Plot an sich ist altbekannt, doch Alberto Rodríguez' Thriller "Marshland" ist alles andere als ein billiger Abklatsch von Klassikern wie David Finchers "Se7en" oder der ersten Staffel der TV-Serie "True Detective". Perfekt und atmosphärisch dicht verankert der Spanier die 1980 spielende Handlung im südlich von Sevilla gelegenen Mündungsgebiet des Guadalquivir. Ausstattung und Kostüme versetzen den Zuschauer von der ersten Minute an in diese Zeit.Franco ist zwar seit fünf Jahren tot, doch die Diktatur ist noch nicht überwunden.
Gefährdet ist die Zukunft der Menschheit durch Klimaerwärmung, Umweltverschmutzung und Bevölkerungswachstum. Die französische Schauspielerin Mélanie Laurent ("Inglourious Basterds") und Cyril Dion wollen in ihrem Dokumentarfilm "Tomorrow" aber nicht Ängste schüren, sondern haben auf einer Reise um den Globus Lösungen aufgespürt, die die Existenz der Menschheit auch über die nächsten 50 Jahre hinaus ermöglichen sollen. Nicht als Experten präsentieren sie sich dabei, sondern als junge Eltern, die nicht nur an sich, sondern mehr noch an ihre Kinder denken.In fünf Kapiteln stellt das
Mit einem furios inszenierten Banküberfall wirft John Hillcoat die Zuseher hinein in seinen Thriller "Triple 9". Erst langsam wird man Überblick gewinnen, wird erkennen, dass hier korrupte Cops im Dienst der russischen Mafia von Atlanta am Werk sind. Persönliche Verstrickungen mit den Gangstern oder schlicht Gier hat die Polizisten erpressbar und zu Handlangern der knallharten Mafia-Patin gemacht. Für diese sollen sie einen letzten Auftrag erledigen. Doch dafür müssen alle Einsatzkräfte durch den Funkcode 999, die Info über den Mord an einem Polizisten, abgelenkt werden.Brutal und
Rafael Padilla machte zu Beginn des 20. Jahrhunderts als erster
schwarzer Clown in Frankreich Karriere, dennoch bekam "Monsieur
Chocolat" immer auch den Rassismus der Weißen zu spüren.
Langsam schwenkt die Kamera von den mächtigen Bergen Kirgisistans über ein Hochtal, bis ein Haus ins Blickfeld kommt. Daneben steht aber auch eine Jurte, in der ein alter Mann mit Frau, verwitweter Schwiegertochter und deren Tochter lebt. Traditionelles bäuerliches Leben und Moderne treffen so in Mirlan Abdykalykovs Spielfilmdebüt "Nomaden des Himmels" schon in der ersten Einstellung mit den unterschiedlichen Behausungen aufeinander. Verstärkt wird dieser Gegensatz sogleich noch, wenn der Bewohner des Hauses mit einem SUV durch das Tal fährt, während daneben der alte Mann auf einem
Nicolas Steiner begleitet in seinem Dokumentarfilm "Above and Below" eine Handvoll Menschen, die im Südwesten der USA am Rande der Gesellschaft leben, durch ihren Alltag. Der Bogen spannt sich von einem Trio, das die Abwasserkanäle unter Las Vegas zu seiner Behausung gemacht hat, über den abgeschieden in der Wüste von Utah lebenden Dave bis zur Irakkriegsveteranin April, die sich in dieser Region mit einer Gruppe Gleichgesinnter in Raumanzügen fürs Leben auf dem Mars vorbereitet. Obwohl die Protagonisten in prekären Verhältnissen leben, will Steiner kein deprimierendes Bild zeichnen,
"Der Schamane und die Schlange" erzählt anhand der Reisen zweier
westlicher Wissenschaftler zum Amazonas eindrücklich von der
Zerstörung indigener Kulturen.
In Deniz Gamse Ergüvens vielfach preisgekröntem Langfilmdebüt
"Mustang" setzen sich fünf Schwestern in der ländlichen Türkei gegen
die patriarchale Macht ihres Onkels zur Wehr.
Cesc Gays Tragikomödie "Freunde fürs Leben" war mit fünf Goyas der große Sieger bei den heurigen spanischen Filmpreisen. Im Mittelpunkt stehen Tomás und Julián, die einst Jugendfreunde waren, sich aber seit Jahren nicht mehr gesehen haben, weil Tomás von Spanien nach Kanada übersiedelt ist. Nun aber besucht er nochmals seinen Freund, der seit einem Jahr gegen den Krebs kämpft, jetzt eine weitere Chemo aber ablehnt. Dessen größte Sorge gilt seiner Dogge Truman, für die er noch zusammen mit Tomás einen Nachbesitzer finden will. Unauffällig ist diese Abfolge letzter Besorgungen und
In der Pinochet-Diktatur fungierte das 1961 vom deutschen Sektenführer Paul Schäfer gegründete Siedlungslager "Colonia Dignidad" als Folterzentrum des chilenischen Geheimdienstes. Vor diesem Hintergrund erzählt Florian Gallenberger ("John Rabe") von einem deutschen Allende-Anhänger (Daniel Brühl), der nach dem Militärputsch von 1973 in dieses Lager verschleppt wurde. Seine Freundin (Emma Watson) gibt sich mit seinem Verschwinden aber nicht ab und schleust sich als Anhängerin der Sekte ins Lager ein. - Dass alle Deutschen im Film Englisch sprechen, ist noch das kleinste Problem,
Zusammen mit Max Frisch ist der 1921 als Sohn eines Pfarrers in Konolfingen im Kanton Bern geborene und 1990 in Neuenburg gestorbene Friedrich Dürrenmatt der wichtigste Schweizer Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Stücke wie "Die Physiker" und "Der Besuch der alten Dame" gehören zu den Klassikern des modernen Theaters, seine Kriminalromane "Es geschah am helllichten Tag","Der Richter und sein Henker" und "Das Versprechen" wurden verfilmt.Querverbindungen zwischen Leben und WerkSabine Gisiger wählt in ihrem Dokumentarfilm, der auf Basis des TV-Films "Dürrenmatt im Labyrinth" entstand,
Nach "Lila, Lila", "Small World" und "Der Koch" kommt mit "Die dunkle Seite des Mondes" die dritte Verfilmung eines Romans von Martin Suter in die Kinos. Im Mittelpunkt steht der erfolgreiche Wirtschaftsanwalt Urs Blank (Moritz Bleibtreu). Dieser hat gerade wieder kaltblütig die Fusion zweier Pharmafirmen durchgezogen. Als sich der Geschäftspartner aufgrund der ruinösen Bedingungen vor Blanks Augen erschießt, gerät dessen Leben aus den Fugen. Verwirrt streift er durch den Wald, lernt die hübsche Lucille kennen (Nora von Waldstätten) und lässt sich von ihr zu einem Treffen einladen, bei
Wie Kochen und gute Speisen die Menschen verändern, sie aufblühen lassen, die Lebensfreude wecken, erzählten schon viele Filme. Im Mittelpunkt von Naomi Kawases Verfilmung von Durian Sukegawas Roman "Kirschblüten und rote Bohnen" steht nun der etwa 40-jährige Sentaro (Masatoshi Nagase). Freudlos bereitet der Alkoholiker in seiner Imbissbude die Süßspeise Dorayaki zu, für die er im Großhandel gekaufte Bohnenpaste verwendet. Kein besonderer Geschmack zeichnet folglich seine gefüllten Pfannkuchen aus. Doch dann bietet sich eine alte Frau namens Tokue (Kirin Kiki) als Gehilfin an, die
Die Familie ist das große Thema Hirokazu Kore-edas. Vier von ihrer Mutter verlassene Kinder standen im Mittelpunkt seines Meisterwerks "Nobody Knows", um Kindererziehung und unterschiedliche Vaterfiguren ging es zuletzt in "Like Father, Like Son". Litt dieser Film etwas an seinem schematischen Aufbau, so zeigt sich Kore-eda in "Unsere kleine Schwester", der nach einem Manga von Akimi Yoshida entstand, auf der Höhe seiner Kunst. Gewohnt unaufgeregt erzählt der Japaner von drei erwachsenen Schwestern, die nach dem Tod ihres Vaters, der vor 15 Jahren wegzog und eine andere Frau heiratete, ihre
Amerika -oder auf Hindi eben "Umrika" - ist Mitte der 1980er-Jahre für die Bewohner eines indischen Dorfes das Traumland. So bricht der junge Udai unter reger Anteilnahme der Bevölkerung zu seiner großen Reise auf und bald folgen auch Briefe und Postkarten, die die fremde Welt in das abgeschiedene Dorf bringen. Vor allem Ramakant ("Life of Pi"-Hauptdarsteller Suraj Sharma), der jüngere Bruder des Emigranten, ist von den Berichten begeistert und macht sich nach dem Tod des Vaters auf die Suche nach Udai.Nicht von Migration aufgrund von politischer Verfolgung oder wirtschaftlicher Not
Nur wenige Monate nach Christian Froschs "Von jetzt an kein Zurück" (vgl. FURCHE 25/2015) kommt mit "Freistatt" ein weiterer Spielfilm in die Kinos, der ein dunkles Kapitel deutscher Erziehungsgeschichte ans Licht zerrt. Im Gegensatz zu Frosch konzentriert sich Marc Brummund in seinem ebenfalls in den späten 1960er-Jahren spielenden Film ganz auf die Heimzeit seines 14-jährigen Protagonisten (stark: Louis Hofmann). An einem Einzelfall deckt er so auf, was vielen Jugendlichen damals widerfuhr und bis heute in ihnen nachwirkt. Denn bis zu 800.000 Kinder und Teenager wurden zwischen 1949 und
Schon 2003 begann Joshua Oppenheimer Angehörige der Opfer des Genozids in Indonesien, bei dem 1965/66 von der Armee General Suhartos und zivilen Todesschwadronen bis zu einer Million Kommunisten, Gewerkschafter, Lehrer und chinesische Arbeitsmigranten ermordet wurden, zu interviewen. Auf Druck der Armee mussten die Dreharbeiten aber bald abgebrochen werden. Statt auf die Opfer konzentrierte sich Oppenheimer deshalb auf die Täter, die sich gerne filmen ließen. Ergebnis dieser Recherche war der im Vorjahr Oscar-nominierte Dokumentarfilm "The Act of Killing", in dem die Mörder mit ihren Taten
Kate (Charlotte Rampling) und Geoff (Tom Courtenay) stehen mitten in den Vorbereitungen für die Feier zu ihrem 45. Hochzeitstag. Doch dann trifft ein Brief ein, in dem Geoff mitgeteilt wird, dass die Leiche seiner Jugendliebe, die vor 50 Jahren bei einer gemeinsamen Bergtour in der Schweiz bei einem Sturz in eine Gletscherspalte umkam, gefunden wurde. Mit den intensiven Erinnerungen, die bei Geoff hervorbrechen, bekommt die Ehe zunehmend Risse: Kate beginnt sich zu fragen, ob sie über 45 Jahre nur Platzhalter für die Verstorbene war.Zwei Silberne Bären in BerlinEin kleiner und einfacher
Als klassischer Western präsentiert sich David Oelhoffens "Den Menschen so fern", doch Schauplatz der Adaption von Albert Camus' Novelle "Der Gast" ist Algerien während des beginnenden Unabhängigkeitskriegs. Gegen seinen Willen muss hier ein französischer Lehrer (großartig: Viggo Mortensen) einen des Mordes angeklagten Algerier (Reda Kateb) zur nächsten Polizeistation bringen. Auf ihrem Weg durch Atlas und Wüste wird das Duo mit der Brutalität der Kolonialtruppen wie mit der der Rebellen konfrontiert, kommt sich aber auch trotz der kulturellen Differenzen näher. Konzentriert
Von Film zu Film verzichtet der Texaner Terrence Malick mehr auf eine lineare Handlung, verlässt sich zunehmend auf einen assoziativen Bilderfluss fragmentierter Szenen und ersetzt den Dialog durch inneren Monolog und Erzählerstimmen aus dem Off. Während er freilich im Meisterwerk "The Tree of Life" eine Familiengeschichte kühn mit der Evolution des Kosmos verknüpft, beschränkt sich "Knight of Cups" - der Titel bezieht sich auf eine Tarotkarte -auf die Sinnsuche des ausgebrannten Drehbuchautors Rick (Christian Bale) in der Partywelt Hollywoods.Wie Sean Penn in "Tree of Life" streift Bale
Im Stil von Alan J. Pakulas Watergate-Film "Die Unbestechlichen" lässt Christoph Hochhäusler in seinem Polit- und Wirtschaftsthriller "Die Lügen der Sieger" einen deutschen Journalisten (Florian David Fitz) gemeinsam mit einer Praktikantin (Lilith Stangenberg) über den Umgang der Bundeswehr mit invaliden Soldaten und Giftmüllentsorgung ermitteln. Doch die Wahrheit, die der Aufdecker dabei ans Licht zu bringen meint, erweist sich als trügerisch.Sorgfältig und konzentriert aufgebaut ist die Handlung. Hochhäusler verzichtet auf Dramatisierung, setzt nicht auf Tempo und Action, sondern
Ganz oben steht Boxer Billy Hope (Jake Gyllenhaal) am Beginn von Antoine Fuquas "Southpaw". Zwar muss er im WM-Kampf im Junior-Mittelgewicht schwere Treffer einstecken, kann aber den Titel verteidigen, hat eine schöne Frau (Rachel McAdams), ein süßes Töchterchen, besitzt eine Luxusvilla und fährt einen teuren Sportwagen. Seine Unbeherrschtheit führt aber bald zu einem schweren Verlust, den er nicht verkraftet und der ihn nicht nur sportlich, sondern auch privat tief stürzen lässt. Erst als ihm das Jugendamt sogar das Sorgerecht für seine Tochter entzieht, reißt er sich zusammen und
Jan-Willem van Ewijk nähert sich in "Atlantic." auf ungewöhnliche Art
einem brandaktuellen Thema: In grandiosen Bildern und mit poetischer
Erzählweise verbindet er Surferfilm und Migrationsgeschichte.
Als die New Yorker Literaturkritikerin Wendy (Patricia Clarkson) nach 21 Ehejahren von ihrem Mann verlassen wird, erschüttert sie dies nicht nur emotional, sondern zwingt sie auch, endlich auf eigenen Füßen zu stehen. Sie beschließt, den Führerschein zu machen und findet im Sikh Darwan (Ben Kingsley) einen Fahrlehrer. Ganz auf die beiden wunderbar harmonierenden Hauptdarsteller ist Isabel Coixets "Learning to Drive" zugeschnitten und von Anfang an ist klar, dass es hier nicht ums Autofahren geht, sondern um die Straße des Lebens, um die Überwindung des Stillstands und eine befreite
"Hedi Schneider sitzt fest": Mit Humor und großer Einfühlsamkeit
erzählt die deutsche Regisseurin Sonja Heiss die Geschichte der Hedi
Schneider, die unter Panikattacken leidet.
Nahe einer mächtigen Eisenbahnbrücke wuchs Eric Lomax auf, nach dessen 1995 erschienenen Autobiografie Jonathan Teplitzkys "Die Liebe seines Lebens - The Railwayman" entstand. Von Kindheit an entwickelte er sich zum Eisenbahnfan und Eisenbahnen bestimmten auch das ganze Leben des verschlossenen Briten (Colin Firth).Einerseits lernt er nämlich 1980 auf einer Zugfahrt die Krankenschwester Patti (blass und profillos: Nicole Kidman) kennen, verliebt sich und heiratet sie wenig später. Andererseits wurde er während des Zweiten Weltkriegs nach dem Fall Singapurs (1942) in japanischer
Nachts zieht ein in einen Tschador gehüllter weiblicher Vampir (Sheila Vand) durch die triste, am Rand eines Ölfelds gelegene iranische Geisterstadt Bad City. Emotionslos saugt sie Nachtgestalten wie einem Dealer, einem Obdachlosen oder einer Prostituierten das Blut aus, während sie einen kleinen Jungen eindringlich auffordert, stets brav zu sein.Bewegung kommt aber in den Alltag dieses namenlosen Racheengels, der tagsüber das Leben einer westlich gekleideten modernen jungen Frau führt, als sie auf einer Maskenparty den als Dracula verkleideten Arash (Arash Marandi) kennenlernt und sich
Nicht leicht hat es Chala, 11, der in der kubanischen Hauptstadt Havanna zum Lebensunterhalt beitragen muss, da ein Vater fehlt und die Mutter drogensüchtig ist. Stets droht die Einweisung ins Heim, doch seine kurz vor der Pension stehende Lehrerin, die noch an die Ideale der Revolution glaubt und sich von den Behörden nichts sagen lässt, setzt sich entschieden für den Jungen ein. Leicht hätte aus diesem Stoff ein tristes sozialrealistisches Drama werden können, doch Ernesto Daranas erzählt in "Conducta" schwungvoll und in farbintensiven Bildern. Er verschließt zwar nicht den Blick vor
13 Minuten entschieden am 8. November 1939 über den weiteren Verlauf der Weltgeschichte. Genau diese Zeitspanne zu früh hatten Adolf Hitler und die NS-Führungsspitze den Münchner Bürgerbräukeller verlassen und statt den Nazi-Größen tötete die von Georg Elser gebastelte und platzierte Bombe sieben andere Menschen.Wie Rainer Erler im Fernsehfilm "Der Attentäter"(1969) und Klaus Maria Brandauer in "Elser - Einer aus Deutschland"(1989) erzählt nun auch Oliver Hirschbiegel ("Der Untergang", "Diana") die Geschichte des aus Württemberg stammenden Schreiners, der im Alleingang Hitler
Geisterhafte Figuren bevölkerten vom Terrorismusdrama "Die innere Sicherheit" über "Gespenster" bis zu "Yella" immer schon Christian Petzolds Filme. In "Phoenix" lässt er eine Jüdin, die Auschwitz überlebt hat, am Kriegsende nach Berlin zurückkehren. Sie macht sich auf die Suche nach ihrem Mann, findet ihn sogar, doch dieser erkennt sie aufgrund ihrer Gesichtsoperation nicht, möchte aber, dass sie deren Identität annimmt, um an ihr Erbe zu kommen. Krud klingt die Handlung und Petzold legt auch keinen braven historischen Film vor, sondern nähert sich vielmehr im Gewand eines kühnen
Doppeldeutig ist der Titel von Christian Züberts Tragikomödie "Hin und weg". Einerseits spielt die Wendung auf die mehrtägige Radtour an, die eine Gruppe von Freunden jährlich unternimmt, andererseits aber vor allem auf den Sterbewunsch des an ALS erkrankten Hannes (Florian David Fitz). Weil er nicht langsam immer schwächer werden und schließlich nur noch dahinvegetieren will, hat er einen Termin für die Sterbehilfe in Belgien vereinbart. Eine Woche will er noch einmal mit seinen Freunden, die nichts von seiner Krankheit wissen, in Richtung Atlantikküste und Tod radeln. Als der wahre
Hirokazu Kore-eda erzählt in seinem feinfühligen Drama "Like Father,
Like Son" bewegend von zwei Familien, die erfahren, dass ihre
sechsjährigen Söhne bei der Geburt vertauscht wurden.
Paradiesische Zustände herrschen scheinbar in der postapokalyptischen Gesellschaft, in der Teenager Jonas lebt: Keinen Streit und keine Gewalt gibt es, aufgeräumt und sauber sind die Wohnungen und Parks. Als Jonas aber am Ende seiner Schulzeit ausgewählt wird, um von einem alten Mann namens "The Giver" die Erinnerungen an die untergegangene menschliche Zivilisation zu übernehmen, entdeckt er, dass das Leben ungleich reicher sein kann. Bald beginnt er, gegen die gleichgeschaltete und emotionslose Gesellschaft zu rebellieren.Von "1984" und "Brave New World" beeinflusstVon Aldous Huxleys
Überschüttete Robert Altman 1992 in seinem Meisterwerk "The Player" die Filmindustrie mit bissigem Spott, so stehen bei David Cronenberg, der erstmals Teile eines Films in den USA drehte, die Auswirkungen dieses Umfelds auf das menschliche Verhalten im Mittelpunkt.Zwar hat sich der Kanadier vom Körperhorror, mit dem er durch Filme wie "Scanners","The Fly" und "Crash" berühmt wurde, seit "Eastern Promises" weitgehend verabschiedet, doch geblieben ist der eisige Blick auf die Welt und die Menschen sowie die messerscharfe Inszenierung.In "Maps to the Stars" erzählt Cronenberg nicht linear,
In wortlosen und lakonischen Einstellungen beschwört die Mexikanerin Claudia Sainte-Luce in den ersten Minuten ihres Spielfilmdebüts "Der wundersame Katzenfisch" den monotonen und einsamen Alltag der Supermarktangestellten Claudia. Bewegung kommt ins Leben der jungen Frau erst, als sie die Aids-kranke Martha kennenlernt. Trotz ihrer Krankheit ist diese allein erziehende Mutter von drei Töchtern und einem kleinen Sohn voll Lebensfreude und Empathie und nimmt auch Claudia in ihre quirlige Patchwork-Familie auf. Männer gibt es hier nicht, denn die unterschiedlichen Kindsväter sind verstorben
In der Verfilmung seines Einpersonenstücks "Maman und ich" arbeitet der französische Schauspieler Guillaume Gallienne autobiografisch die Beziehung zu seiner Mutter auf. Weil diese sich nach zwei Buben ein Mädchen wünschte, behandelte sie ihren dritten Sohn Guillaume wie ein solches. Guillaume wiederum nahm aus Liebe zur Mutter das entsprechende Verhalten an, begann ihre Wunschvorstellungen zu erfüllen, gab sich feminin und verkleidete sich als Kaiserin Sissi anstatt Sport zu treiben.Auf einer Theaterbühne stehend erzählt Gallienne seine Geschichte, visualisiert seine Erinnerungen aber
Fünf Millionen CDs hat der walisische Tenor Paul Potts inzwischen allein in Deutschland verkauft, doch der Weg bis zum Durchbruch mit der Arie "Nessun dorma" aus Puccinis "Turandot" in der britischen Casting-Show "Britain's Got Talent" im Jahre 2007 war weit. Wie fürs Kino gemacht ist so eine Geschichte und David Frankel ("Der Teufel trägt Prada") versteht es, Potts' (James Corden) Biografie sehr filmisch zu erzählen.Mit Schwenks über das Industriegebiet des walisischen Port Talbot verankert der New Yorker Regisseur die Handlung im Arbeitermilieu, ohne freilich die Sozialschilderung zu
Der Schweizer Ramon Zürcher erzählt in seinem 70-minütigen Spielfilmdebüt "Das merkwürdige Kätzchen“ völlig undramatisch von einem Familientreffen in einer Berliner Wohnung. Vom Frühstück, übers Eintreffen des Schwagers mit Familie bis zum Abendessen spannt sich der Bogen, nur in kurz eingeblendeten Erinnerungen verlässt der Film die Wohnung. Weitgehend liebevoll gehen die Familienmitglieder miteinander um, und doch finden sich dazwischen immer wieder Momente der Aggression, nähert sich ein Fuß dem Kopf der Katze, erhält die kleine Clara wegen einer Nichtigkeit eine Ohrfeige,
Mit dem Roman "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ gelang dem Schweden Jonas Jonasson 2009 ein völlig überraschender Erfolg. In Deutschland stand das Erstlingswerk 32 Wochen lang auf Platz eins der Spiegel-Bestsellerliste, die Übersetzungsrechte wurden bislang in 35 Länder verkauft. Jonasson erzählt in seinem Bestseller vom 100-jährigen Allan Karlsson, der aus dem Altersheim ausbüxt, zufällig an einen Koffer mit Drogengeld kommt und folglich bald nicht nur von der Polizei gesucht, sondern auch von Killern gejagt wird. Eingebettet in die Gegenwartshandlung