Der Nationalrat möge beschließen:§ 1Wer statt Thema „Thematik“, statt Problem „Problematik“ und statt Technik „Technologie“ sagt oder schreibt, wird an den Pranger gestellt und dem öffentlichen Spott preisgegeben.§ 2Wer Superlative nach der Art „meistgespieltest“, „meistverlangtest“ bildet, wird aller erworbenen Zeugnisse für verlustig erklärt.§ 3Wer den Ausdruck „verunsichern“ verwendet oder von „Gewitterbildungen“ spricht, wird zum Lesen von anerkannten Werken der Literatur nicht unter zehn Bänden verurteilt.§ 4Wer einen Satz mit „trotzdem“ (Betonung
In der Zeit des Wiederaufbaus erfreute sich eine Sorte von Witzen besonderer Beliebtheit: die Neubauwohnungswitze. Sie nahmen entweder Mängel in den Installationen auf's Korn oder machten sich über die dünnen, hellhörigen Wände lustig. Heute ist aufgrund des gewaltigen Fortschritts, den uns die Technik auch auf diesem Gebiet beschert hat, Witzeleien dieser Art jedwede Basis entzogen. Ausnahmen bestätigen nur die Regel und schaffen jenen überaus erwünschten kleinen kreativen Freiraum, der es verhindert, daß ein überzüchteter Perfektionismus in eine Versklavung an die Technik
Man hatte es erwartet. Eigentlich konnte es gar nicht anders sein: Der Staatspreisträger hieß U. Er nannte sich U. und lehnte es ab, seinen Namen auszuschreiben, weil, wie er sagte, der Name nur vom Werk ablenkt. Dieses aber sollte für sich stehen und sprechen als Repräsentant einer neuen Epoche der Kunstauffassung, ja als etwas, das in seiner Radikalität und Absolutheit eigentlich zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte dem Anspruch von Kunst im reinsten Sinne zu entsprechen vermochte.Wer war dieser U., wie war er einzuordnen, was hatte er geschaffen?Er war Autodidakt, hatte sich in
Wo rohe Kräfte sinnlos walten — da ist man als Vater einer 13j ährigen machtlos. Besagte Kräfte stellten sich meinen Erziehungsbestrebungen, die darum bemüht waren, zwischen den Extremen der Taschenbuchpädagogik eine undogmatische Mitte zu halten, in Form des Anpassungsdrucks jener Altersgruppe entgegen. Und gegen den bist du machtlos.Aber bevor mir diese Erkenntnis dämmerte, mußte ich etliche leidvolle Erfahrungen machen.Da war einmal die Sache mit den Turnschuhen. Die Erstgeborene setzte es sich nämlich in den Kopf, ausgerechnet mit diesem unpassenden Schuhwerk die Schule
Als ich noch in die Schule ging, lernten wir im Englischunterricht, daß .ßlektronengehirn" auf Englisch „Computer" heißt; wir konnten uns diese Vokabel nicht und nicht merken.Als ich noch in die Schule ging, konnte man jede beliebige Tablette ,fille" nennen, und keiner grinste dabei.Als ich noch in die Schule ging, wußten die besseren Englisch-Schüler, daß „sex" „Geschlecht" heißt, ein paar ganz Vifen war es auch im Zusammenhang „sex-appeal" begegnet. Sonst bedeutete es nichts.Als ich noch in die Schule ging, waren Drogen Chemikalien, die man in der Drogerie kaufen konnte. Unter
„Liebe Skisportfreunde, jetzt heißt es wieder Daumen drücken für unseren Erwin Fesch, der soeben die Startmaschine betritt. Uber den Kopfhörer in seinem Helm hört er in diesem Augenblick die letzten Computerdaten aus dem Großrechenzentrum der vereinigten physikalischen Institute der österreichischen Universitäten. Er unterbricht das autogene Mentaltraining und vergleicht die aktuellen Daten mit den Prognosewerten, die er vor 15 Minuten erhalten hat.Und jetzt ist es soweit — er stößt sich ab, die Skienden gehen fast im idealen Winkel von 43,7 Grad hoch, ein paar
Die Erkenntnis' traf mich wie ein Keulenschlag: ich lebte im Grunde wie ein Seiltänzer ohne Netz. Mein Wohlergehen war der Bedrohung durch die vielfältigsten Imponderabilien ausgesetzt gewesen, ohne daß mich das in die gebührende Panik versetzt hätte. Halsstarrig, wie ich bin, hatte ich mir eingebildet, das Leben schon irgendwie zu meistern.Die Erleuchtung kam mir beim letzten Besuch in meinem Buchladen. Arglos hatte ich mich von der Belletristik bis zu den Sachbüchern vorgeschmökert, und da wurde es mir plötzlich klar: niemand kam mehr ohne sie aus, alle ließen sich gern und willig
Nimmt die Kirche zuwenig Anteil an der Erforschung paranormaler Phänomene? Was bedeutet es, wenn diese Phänomene echt sind? Heikle Fragen, aber eine Diskussion wert.
Es gab eine Zeit, und sie ist noch gar nicht so lange her, da rückte man zusammen. Allenthalben regten sich Integrations bestre bungen, suchte man Gemeinsamkeiten. Es entstanden die Europäischen Gemeinschaften, und es schien, als wolle man sich ernstliche Mühe geben, allmählich zu einer weltumspannenden Menschheitsfamilie zusammenzuwachsen.Von diesem Schwung ist nur mehr wenig zu spüren. Mehr und mehr machen sich Separatismus und Partikularismus breit. Die Europäische Gemeinschaft kämpft mit permanenten Schwierigkeiten, ihr Häuflein beisammen zu halten.Nicht besser ist es um die
In früheren Zeiten — unsere Älteren erinnern sich noch daran - hatte der Mensch Sorgen. Diese waren ihm mehr oder weniger von außen auferlegt, und er trug sie daher auch mehr oder weniger ergeben.Dann wurde er die Sorgen so nach und nach los, und er bekam stattdessen Probleme. Der subtile Unterschied zwischen ersteren und letzteren: sie schließen einan der aus; Probleme kriegt man erst, wenn man keine Sorgen mehr hat. Aber das nur so nebenbei. ‘Immerhin gestattete es die Natur der Probleme, sie in den Griff zu bekommen, wie eine gängige Metapher lautet. Diesem edlen Unternehmen
Der Mann im dezenten grauen Einreiher war für die Stammgäste auf der Besuchergalerie des Parlaments ein vertrauter Anblick. Niemand kannte ihn, und niemand wußte auch, warum er so oft hierher kam. Aber er mußte an den Debatten großes Interesse haben, denn er verfolgte alles, was sich im Hohen Haus zutrug, mit offensichtlich gespanntester Aufmerksamkeit. Er fixierte die Redner, die Abgeordneten in ihren Bänken und die Regierungsmitglieder mit geradezu stechenden Blicken, und es schien, als studierte er jede ihrer Mienen, jede noch so unbedeutende Geste, jedes Fältchen in ihrem Gesicht
Es ist klar, daß jede junge Generation vieles anders sehen und auch anpacken muß als die vorangegangene. Wäre es nicht so, würde die Menschheit auf der Stelle treten. Was die junge Generation unserer Tage betrifft, so kann man wohl sagen, daß noch nie zuvor eine Jugend so viele Möglichkeiten gehabt hat, ihre Welt nach ihren Vorstellungen zu gestalten. Nur — ein großer Teil von ihr ist, wie es scheint, nicht glücklich.Es wird heute — auch von seiten der Jugend — viel über Langeweile geklagt. Alles erscheint eintönig, Grau in Grau, ohne Höhepunkte. Was ist dagegen zu tun? Das
Wir, die wir den Vorzug genießen, im Zeitalter des Fortschritts zu leben, werden tagtäglich Zeugen des Abschnei-dens alter feudalistisch-kapitalistischer Zöpfe.Dem verdienstvollen Wirken unserer Massenmedien ist es zu verdanken, daß erst unlängst wieder mit dem Ausmerzen zweier besonders ärgerlicher Relikte aus der bourgeoisen Sprachwelt ein Meilenstein im Kampf um die proletarische Bewußtseinsbildung gesetzt werden konnte.Es handelt sich um die Begriffe „Regisseur” und „Komponist”, die kein progressiver Journalist mehr in die Feder nimmt. Tatsächlich haftet diesen Worten ein
Die Anzeichen sind nicht zu übersehen: Man trägt wieder Religion. Es ist weder im Westen dem allgemeinen Wohlstand gelungen, sie überflüssig zu machen, noch im Osten der Zwangsorientierung auf die Parteiideologie, sieauszurotten. Im Gegenteil. Die Vision vom total machbaren irdischen Paradies beginnt' da und dort zu verblassen, und allenthalben brechen Sehnsüchte durch, die auch die perfekteste Bedürfnisbefriedigungsmaschinerie nicht zu stillen vermag.Der Strom des neuerwachten religiös-geistigen Interesses ergießt sich allerdings nicht automatisch in die von den großen