Bei strahlend schönem Wetter trat das Wittgenstein-Symposion in Kirchberg am Wechsel, dem zeitweisen Arbeitsort des großen Philosophen, als er noch als Volksschullehrer tätig war, vom 19. bis 26. August in seine neunte Runde. Außer dem Thema Wittgenstein und seiner Philosophie waren, wie schon in mehreren Jahren davor, auch einzelwissen-schaftliche Probleme in Behandlung, die mit Wittgenstein manchmal nur indirekt oder gar nicht zusammenhingen. In den Plenarsitzungen und Workshops wirkten allerdings vorwiegend Fachwissenschaftler und Philosophen aus aller Welt mit, die dem „Wiener
Das Wild unserer Wälder stirbt durch einen Schuß, und oft habe ich es darum beneidet. Ein ganzes Jahr lang Herr zu sein, und keine Wölfe mehr als Gegner zu haben, und den Füchsen und den Mardern zu entgehen, wenn man zum Beispiel ein Hase ist und nur ein wenig auf der Hut bleibt, das muß ein großes Leben sein. Nur einen Feind haben, der eigentlich kein Feind ist, der nur ein kurzer Einschlag ist, über den man nichts mehr weiß, noch ehe man sichs versieht, das ist es, worum ich unser Wild beneide.Ich glaube, es gilt ein Jäger nicht viel unter seinesgleichen, wenn er das Wild nicht mit
Aus historischen Zusammenflüssen und Schnitten unterschiedlichster Kaliber, aus Entscheidungen diverser Konstellationen von Siegermächten, die in der Neuzeit ebenso wie schon im Mittelalter gefällt wurden, wuchs auf der Landzunge Europa, in der Mitte davon, der vierblättrige Klee der deutschen Sprache: die Bundesrepublik Deutschland, die Deutsche Demokratische Republik, die Schweiz und Österreich. Sie umfassen verschiedene deut-sehe Stämme, vermischt mit angrenzenden Völkern, und sie haben außer der deutschen Sprache, wie Kleeblätter eben sind, auch noch weiße Streifen anderer
Nachdem sie einander erklärt hatten, daß sie sich nicht liebten, waren sie noch mehrere Male zusarnmengekommen. Sie hatten dabei jedes Mal versucht, dem anderen die neue Lage verständlich zu machen, aber sie sprachen wissenschaftlich und kühl, und darum waren sie bis jetzt stets unerlöst auseinandergegangen. Heute aber, als Karl vorschlug, sie sollten noch einmal zärtlich zueinander sein, zum Abschied sozusagen, küßten sie sich fast wie früher, und dabei fing zuerst Maria zu weinen an, und dann bekam auch er eine ziemlich belegte Stimme.„Es ist sehr schade", sagte Maria, „daß es
Walter Toman begann als vielversprechender Erzähler, sein erster Prosaband nach dem Zweiten Weltkrieg „Die eigenwillige Kamera" erschien 1951. Danach wandte er sich der Psychologie zu und ist heute Ordinarius an der Universität Erlangen. Neuerdings schreibt Walter Toman wieder Prosa, im folgenden zwei Erzählungen aus jüngster Zeit.
Die Nachbarn der Familie Peters, die Wawras, waren schon den ganzen Tag lang durch die Wand zu hören. Zuerst hatte Frau Peters vermutet, daß sie drüben Nägel einschlagen, um Bilder aufzuhängen, denn es wurde fest gehämmert. Herr Peters hatte an dem Geräusch sofort erkannt, daß auch ein Meißel verwendet wurde; es war ein ziemlich scharfes Geräusch, auch wenn die dazwischenliegende Wand es dämpfte, und er hatte gesagt, daß die Wawras entweder Löcher schlagen, um die Nägel für die Bilder einzugipsen, oder daß sie etwas viel Schwereres als Bilder aufzuhängen haben, vielleicht ein