Der Literaturwissenschaftler Wendelin Schmidt-Dengler hätte am 20. Mai seinen 70. Geburtstag gefeiert. - Ein gekürzter FURCHE-Essay vom 5. Mai 2005 zum Wiederlesen und Erinnern."Ja, / Der Österreicher hat ein Vaterland, / Und liebts, und hat auch Ursach es zu lieben.“ Die Österreicher haben Schiller dieses Wort (es wird allerdings oft bei Grillparzer vermutet) gedankt: Die Aufnahme seines Werks in Österreich seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts ist ein Stück Kultur- und Literaturgeschichte, das über den Autor wie über dieses Land einiges aussagt. Trotz der Zensur, die mitunter
Die Mehlspeise ein furchtbares Missverständnis und die Wirtsstuben düster: O. P. Zier geht mit hässlichen Details präzise um. Fatal, was dem Schriftsteller und Journalisten Werner Burger passiert: Er wird des Mordes an der ebenso erfolgreichen wie verhassten Salzburger Kulturpolitikerin Barbara Lochner verdächtigt. Vom obersten Stockwerk eines in Bau befindlichen Hauses, in dem sie eine Wohnung beziehen wollte, habe er sie hinuntergestoßen. Für den Untersuchungsrichter wie für die Medien ergibt sich eine lückenlose Indizienkette: Hatte dieser Werner Burger doch als investigativer
Peter Truschner entwirrt in seinem Roman "Die Träumer" den Knäuel nicht, den er zuvor wickelte.Peter Truschner vermag als Erzähler zu packen; das hat er mit seinem Debütroman Schlangenkind (2001) bewiesen. Auch mit Die Träumer bringt er das zuwege - doch Vorsicht ist geboten.Ein spannendes Buch, zugegeben. Es beginnt mit dem Tod der Hauptfigur Robert. Gewalttätiges muss zuvor geschehen sein: "Robert ging nicht auf im großen Ganzen wie eine Prise Salz im süßen Brei. Verlöschen war kein Akt himmlischen Augenzwinkerns. Der Tod nahm es sehr genau, er war geradezu detailversessen, dabei
Vor 125 Jahren wurde Stefan Zweig geboren. Zu lesen gibt es nun den Briefwechsel mit seiner ersten Frau sowie eine Biografie von Oliver Matuschek.Es steht außer Zweifel: Stefan Zweig war und ist Österreichs weltweit berühmtester Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. In China hat sich sein Werk durchgesetzt, nachdem dessen Aufnahme immer wieder unterbunden worden war. In der Sowjetunion galt er mit geringen Retuschen, die manche für das System bedenkliche Stellen beseitigten, als glaubwürdiger Vertreter des Humanismus. In Südamerika war er schon in den dreißiger Jahren der bekannteste
Vom überzeugten Kommunisten zum scharfen Kritiker des Stalinismus: Manès Sperber zum 100. Geburtstag. Sie waren Jahrgangskollegen, Elias Canetti und Manès Sperber: Beide wurden 1905 geboren, beide entstammten einer jüdischen Familie, für beide waren Wien und Berlin entscheidende Lebensstationen, beider literarisches Hauptwerk ist ein Roman, beide begannen fast zur selben Zeit - Sperber ab 1974, Canetti ab 1977 - ihre Autobiografie zu veröffentlichen, beide mussten in das Exil, beide hielten für ihr literarisches Werk an der deutschen Sprache fest und die Stimmen beider waren im
Schillers Werk in Österreich. Der Superklassiker Friedrich Schiller, dessen Todestag sich am 9. Mai zum 200. Mal jährt, ist nicht nur im "Land der Dichter und Denker" (Bundes-präsident Horst Köhler über sein Deutschland) ein National-Heroe, seine Spur zieht sich auch durch die österreichische Theater- und Geistesgeschichte. Aber wozu ihn heute noch lesen und spielen? Was ist noch aktuell an dieser einstigen Gallionsfigur der Bürgertums? Und was taugen die vielen Bücher, die in diesem Schiller-Jubiläumsjahr erscheinen? Redaktion: Cornelius Hell und Brigitte Schwens-Harrant
Wieland Schmied, Kunstkritiker und Schriftsteller, zum 75. Geburtstag.Es ist unmöglich, eine Vorstellung der Leistungen Wieland Schmieds im Bereich von Literatur und Bildender Kunst auf engem Raum zu geben. Das wird schon daraus ersichtlich, dass der Katalog der Nationalbibliothek allein 213 Items unter dem Namen Wieland Schmied aufweist, von denen lediglich eine Veröffentlichung von 1941 mit Sicherheit auszuscheiden ist, und zwar Adolf Lehnert: "Waffenschmied des deutschen Volkes. Von Wieland dem Schmied bis Krupp." Der Name ist gewiss belastet, und dem Spiel mit der mythologischen
Man - und das heißt in diesem Falle die beamtete Literaturkritik, die Germanisten und auch das Publikum — hat Heimito von Doderer und sein Werk, oft wider besseres Wissen, nicht gut behandelt. Man meinte, Doderer in die Nische der Konser-vativität als bedingt interessantes Schaustück abstellen zu können. Gewiß, eine Literaturwissenschaft, deren Anliegen eine radikale Aufarbeitung der Vergangenheit, im besonderen der Ära des Nationalsozialismus war, konnte keinen Gefallen an ihm finden, obwohl sich in seinen erzählerischen Texten zumindest unmittelbar nichts auffinden ließ, was diesem
„Sudelbücher” nannte Georg Christoph lichtenberg die Hefte, in denen er seine ungeordnet aneinandergereihten Einfälle zu Papier brachte; ähnliche Beiläufigkeit in bezug auf die Konzeption seiner Aphorismen soll Lee’ Titel „Unfrisierte Gedanken” ausdrücken. Dabei sind weder Lichtenberg noch Lee oberflächlich oder gar harmlos. Lee’ Aphorismen sind souverän gefertigte Momentaufnahmen seiner Gedanken. Er macht darin die Kehrseite der Dinge sichtbar („Der Sargdeckel ist auf der Seite des Verbrauchers schmucklos”), er desillusioniert („Sein Gewissen war rein. Er benutzte es
Adornos Satz, nach Auschwitz wäre Lyrik so gut wie unmöglich, hat wie kein anderer unser Verhältnis zur modernen Lyrik bestimmt. Demgegenüber steht als Paradox die Lyrik Paul Celans, in der Auschwitz zum Thema wurde. Die „Todesfuge“, entstanden 1945, ist wohl die bekannteste lyrische Schöpfung nach dem Krieg. Dieses Gedicht lesen und interpretieren heute schon alle Gym nasiasten im deutschen Sprachnaum, und solange die historische Dimension in der Erziehung eine Rolle spielen wird, soll die „Todesfuge“ einen Platz in den Lesebüchern haben: Nachvollzug einer Vergangenheit durch
Auch wenn es der sonst einfallslose Klappentext sagt, so steht doch fest: Artmann „ist ein Phänomen, das sich in keiner Gruppierung der Schriftsteller der fünfziger und sechziger Jahre unterbringen läßt”. Und um das zu bestätigen, erscheinen laufend Publikationen, unter anderem diese, die sein Werk, das nicht in Mundart geschrieben ist, auch popularisieren soll. Der Titel selbst weckt ja unzweideutige Assoziationen an die Digest-Literatur. Wer Artmann leidlich kennt, kennt auch die meisten der hier veröffentlichten Texte. Es findet sich allerdings auch einiges bislang Unbekanntes und