Bonn wartet auf einen Tag, den 21. Oktober. An diesem Tag wird sich offenbaren, ob die Mehrheit der Mini-Koalition ein Traum oder Wirklichkeit ist. Sozialdemokraten und Freie Demokraten versichern, es werde bei der FDP keine Dissidenten geben. Bei der Union hingegen hofft man, daß am Ende sechs oder sieben FDP-Abgeordnete nicht für Willy Brandt als Bundeskanzler stimmen. Vereinigt Brandt, nachdem ihn Bundespräsident Gustav Heinemann dem Bundestag vorgeschlagen hat, nicht die Mehrheit der Parlamentsmitglieder auf sich, so kann der Bundestag innerhalb von vierzehn Tagen einen Bundeskanzler
Bonn segelt zur Zeit zwischen vielen Klippen. Niemand wagt vorherzusagen, wann es an irgendeiner Stelle das freie Meer erreicht.Zwei entscheidende Gespräche haben kürzlich nichts als einen schalen Geschmack hinterlassen. In beiden Fällen hatte man sich zwar in Bonn nicht viele Hoffnungen gemacht. Aber man wäre doch froh gewesen, wenn man den berühmten Zipfel gesehen hätte, den man nach Bismarcks Worten packen soll, wenn Gottes Schicksalsmantel durch die Weltgeschichte rauscht.Bei de Gaulles Besuch ist vielleicht noch ein Rest gemeinsamer Basis zu erkennen. Der General hat die
Dem deutschen Bundesprasiden- ten fiel es nicht leicht, zu entscheiden, in welcher Form er den Anschuldigungen entgegentreten solle, er sei am Bau von KZ’s beteiligt gewesen. Die Anstifter dieser Anschuldigungen sind in Ost-Berlin zu suchen. Daran ist kein Zweifel. Die Behauptungen wurden nach und nach aber auch in der Bundesrepublik aufgegriffen. Es lag nahe, daß daran die Forderung geknüpft wurde, die Sache schnellstens und genauestens aufzuklären.Die erste Welle der Behauptungen liegt schon einige Jahre zurück. Damals hat das Bundesinnenministerium eine ausführliche Dokumentation
Eine der CDU nahestehende Zeitung sprach von einem Erdrutsch in Nordrhein-Westfalen. Das entsprach der Stimmung in der Partei, die seit nahezu zwanzig Jahren, mit ein paar Jahren Unterbrechung, die Regierung in Düsseldorf geführt hat. Dabei war die CDU schon nicht mit allzu großer Siegeszuversicht in die Wahlen hineingegangen. Es herrschte eine gewisse Malaise vor, deren Ursprung aber nicht nur in den Landesverhältnissen, sondern auch im Bund zu suchen war. Daher stellte die CDU betont ein Kopf-an-Kopf- Rennen in Aussicht. Daß sie aber klar hinter der SPD Zurückbleiben würde, das hatte
In Bonn breitet sich eine sehr pessimistische Auffassung in bezug auf die Deutschlandpolitik Sowjet- rußlands aus. Die Beurteilung war nie zuversichtlich, zumindest nicht in führenden Kreisen der CDU CSU, die in allen Phasen der letzten zwanzig Jiahre der Meinung waren, die Sicherheit dürfe nicht durch unangebrachte Schritte in Richtung Moskau und Pankow gefährdet werden. Aber man hatte vor einiger Zeit geglaubt, bei dieser zweifellos richtigen Einsicht nicht stehenbleiben zu dürfen, sondern zur Offensive übergehen zu müssen. Mit der Friedensnote der Bundesregierung wurde hierzu der
Ein nationaler Gedenktag, dessen geschichtliche Tragik immer wieder die Menschen im Innersten aufwühlt, ist der 17. Juni nicht geworden. Gewiß ist 'die Erinnerung an den ostdeutschen Aufstand vom Jahre 1953 überall intensiv lebendig. Aber schon seit Jahren ist hier und da dieFrage aufgetaucht, ob es angebracht sei, an diesem Tag zu „feiern“. Vielfach wurde nämlich der 17. Juni als ein „freier“ Tag genommen, der zum Ausspannen benutzt wurde. Das Gedenken an den Aufstand der Deutschen in der Zone und sein tragisches Ende kam dabei fraglos manchmal zükurz.Demgegenüber hat das
Als die SED endlich zusagte, daß ihr Gespräch mit der SPD im Juli stattflnden soll, war dies keine Nachricht mehr, die in der Bundesrepublik eine hochgradige Spannung gelöst hätte. Das wochenlange Hin und Her hatte den Spannungseffekt genommen. Dennoch wird ganz Deutschland mit heißem Atem dabei sein, wenn die Mannschaft der SPD in Chemnitz den Leuten Ulbrichts entgegentritt.Noch immer hat man in Westdeutschland kein klares Bild, aus welchem Beweggrund die SED seinerzeit die Initiative zu dem Gespräch ergriffen hat. Die eine Überlegung geht dahin, die SED sei durch das prompte Eingehen