Die Übernahme der aus Westeuropa stammenden parlamentarischen Einrichtungen warf in Österreich außer den überall vorhandenen auch noch besondere Probleme auf, die es allein schon ausreichend erklären, daß das schon während der Revolution von 1848 einmal erreichte Ziel einer „Konstitution des Vaterlandes“ noch einmal in weite Ferne gerückt wurde. Ganz allgemein erschienen parlamentarische Einrichtungen als Schutz gegen Fürsten- und Beamtenwillkür, insbesondere auf dem Gebiet der Finanzen und der Polizei, als Sicherung des persönlichen Freiheitsraumes, aber auch der wirtschaftlichen und sozialen Anliegen des Bürgertum^, das seine ökonomischen Leistungen endlich politisch honoriert sehen wollte, wünschenswert. Von Seiten des konservativen Adels und der konservativen Beamtenschaft wurde den liberalen Befürchtungen sachlich durchaus mit Recht entgegnet, daß in Mitteleuropa monarchische oder bürokratische Übergriffe kaum zu erwarten waren. In diesem Klima fanden 1873 — also vor hundert Jahren — die ersten direkten, wenngleich nicht dem Gleichheitsgrundsatz entsprechenden Wahlen statt.
Die gewaltige Gottesburg des Magdeburger Doms birgt den wuchtigen Sarkophag eines Herrschers, der die Bezeichnung als „der Große“ wahrlich in besonderem Maße verdient: Ottos I., des zweiten ostfränkischen Königs und ersten Kaisers aus dem Hause der Liudolfmger.Die deutschnationale Geschichtsschreibung des vorigen Jahrhunderts hat es erkannt und nur zuwenig betont: Trotz der stückweisen Eroberung des Weströmischen Reiches durch ostgermanische Heerkönige war der römische Reichsgedanke in seiner verchristlichten Form nicht nur in Byzanz bewahrt worden, sondern auch im Westen als
Im Frühling 1972 verschied Else Wohlgemuth, eine der bedeutendsten Darstellerinnen des Wiener Burgtheaters, fast ein halbes Jahr nach ihrem 91. Geburtstag. Trotz dieses wahrhaft biblischen Alters kam die Nachricht für ihre Freunde schmerzlich überraschend, denn außer der Last der Jahre selbst war sie bis wenige Wochen vor ihrem Tod ohne Beschwerden. — Die jüngere Generation des Burgtheaterpublikums hat wohl ihr Porträt als Orsina in „Emilia Galotti“ in der Galerie des Theaters gesehen, sie und ihre Kunst aber nicht mehr erlebt. Kam sie doch 1910 nach Wien, in einer Zeit, die uns unendlich fern zu liegen scheint, in einer Epoche allerdings, die für ein aufstrebendes Talent besondere Entfaltungsmöglichkeiten bot.
Es gibt kaum eine Maßnahme Kaiser Karls von Österreich, die so sehr im Meinungsstreit stand, wie seine Verfügung vom 2. Juli 1917, welche die aus politischen Gründen von Militärgerichten Verurteilten begnadigte und die noch anhängigen Verfahren niederschlug. Es liegt in der Natur der Sache, daß später einfach alles, was der Kaiser während seiner kurzen Regierungszeit unternahm, im Licht der abschließenden Katastrophe gesehen und daher jedenfalls als Beweis seiner Schwäche oder wenigstens Hilflosigkeit betrachtet wurde.Für die Donaumonarchie stand das Frühjahr 1917 im Zeichen