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Digital In Arbeit

Ab 50 nur mehr schwer zu vermitteln

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In allen Industrieländern treten Beschäftigungsprobleme auf. Besonders betroffen sind die älteren Menschen - auch in Osterreich, wie der „Seniorenbericht” feststellt.

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In allen Industrieländern treten Beschäftigungsprobleme auf. Besonders betroffen sind die älteren Menschen - auch in Osterreich, wie der „Seniorenbericht” feststellt.

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Altere Menschen sind in der Arbeitswelt und im wirtschaftlichen Beziehungsgefüge mit einer Reihe von Risken konfrontiert, die oft erst im Zuge von Konjunktureinbrüchen sowie rasanten technologischen Entwicklungen deutlich zum Vorschein kommen und von der Öffentlichkeit wahrgenommen werden.

So stieg die Zahl der in einem Jahr von Arbeitslosigkeit betroffenen Personen im Alter über 50 Jahre zwischen 1988 und 1993 um beinahe das Doppelte (von 50.000 auf* 93.000). Die Zunahme der Betrof-fenheit von Arbeitslosigkeit und der starke Anstieg der Dauer hatten eine hohe Arbeitslosenquote zur Folge: Zwischen 1988 und 1993 erhöhte sich die Arbeitslosenquote der 50-bis 54jährigen von 5,3 Prozent auf 9,9 Prozent, der 55- bis 59jährigen von 5,1 Prozent auf 11,1 Prozent.

Altern wird von einem erheblichen gesundheitlichen Verschleißprozeß begleitet. Das kommt nicht nur durch das erhöhte Arbeitsmarktrisiko, sondern auch durch den nahezu kontinuierlichen Anstieg der Invaliditätspensionen zum Ausdruck. Deren Zahl stieg von 1980 bis 1992 um 29 Prozent (von 240.000 auf 310.000). Ihr Anteil am Gesamtzugang aller Direktpensionen betrug 1992 bereits 41 Prozent. Davon entfielen fast zwei Drittel auf Arbeiter. Generell ist ... ein verstärkter Zustrom in die Frühpensionierungssy-steme zu beobachten.

Sowohl der Anstieg der Arbeitslosigkeit als auch die steigende Zahl von „Frühpensionen” (Invaliditätspensionen, vorzeitige Alterspensionen) haben zur Folge, daß die Erwerbsquote von älteren Menschen in Österreich im internationalen Vergleich äußerst gering ist. Dafür ist neben den genannten Ursachen auch das weitgehende Fehlen altersadäquater Arbeitsplätze verantwortlich. Zudem orientiert sich das betriebliche Rekrutierungsverhalten zusehends - vor allem auch in konjunkturellen Abschwungphasen - an der Belastbarkeit jüngerer Arbeitnehmer.

Obwohl die demographische Entwicklung in den nächsten Jahrzehnten eine deutliche Erhöhung des Bevölkerungsanteils älterer Menschen erwarten läßt, wird sowohl von der Wirtschaft als auch von (Zeitgeist-)-Medien der junge, flexible, mobile und hochqualifizierte Arbeitnehmer als wünschenswerter Prototyp propagiert.

Daher ist in letzter Zeit immer häufiger zu beobachten, daß Menschen in einem Lebensalter um die Vierzig für den Arbeitsmarkt praktisch „abgeschrieben” werden. Für die Wirtschafts- und Sozialpolitik ergibt sich in diesem Zusammenhang auch ein bewußtseinsmäßiger Handlungsbedarf, um den propagierten Jugendlichkeitswahn zu relativieren und die Bedürfnisse, Fähigkeiten und Neigungen „älterer” arbeitswilliger Menschen zu berücksichtigen.

Die demographische Entwicklung (zwischen 1988 und 1993 starker Anstieg der 50- bis 54jährigen und Rückgang der 55- bis 59jährigen sowie der 15- bis 24jährigen Wohnbevölkerung) schlägt sich natürlich auch in einer veränderten altersmäßigen Zusammensetzung der Beschäftigung nieder.

Zwischen 1988 und 1993 gab es an den Rändern der Alterverteilung deutliche Beschäftigungsrückgänge (bei den 15- bis 24järhigen um rund 74.000 und bei den über 55jährigen um etwa 18.000). Während der Rückgang bei den 15- bis 24jährigen auschließlich demographisch bedingt ist, spielen bei den über 55jährigen deren verschlechterte Arbeitsmarktchancen eine wesentlich-te Rolle...

Nach jahrzehntelanger - meist körperlich anstrengender - Arbeit sind vor allem bei Arbeitern gesundheitliche Verschleißerscheinungen zu beobachten, die sich in einem kontinuierlichen Anstieg der Invaliditätspensionen manifestieren. Ihr Anteil an den Neuzugängen von Direktpensionen bewegte sich 1992 zwischen 59 Prozent (Bauern) und 28 Prozent (Angstellte). Der Großteil der Neuzugänge an Invaliditätspensionen ist auf Krankheitenheiten des Bewegungs- und Stützapparates, des Skeletts und der Muskeln zurückzuführen. Stark im Ansteigen sind auch psychische Krankheiten.

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