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Angst vor der Schule

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Für Tausende Kinder beginnt mit der Schule der „Ernst des Lebens”. Für viele ABC-Schützen ist der erste Schritt ins Schulleben aber auch gleichbedeutend mit Angst und Unsicherheit.

Angst vor dem Ungewissen, vor dem Leistungsdruck, vor der Trennung von der gewohnten Umgebung. Daß der tägliche Abschied und der Gang zur Schule nicht zu quälender Angst, sondern zur täglichen Freude wird, dazu können auch Eltern ganz entschieden beitragen.

„Schulangst” hat viele Ursachen. Leider sind nicht selten die Eltern die „Auslöser” dieser Angst, denn die Leistungserziehung beginnt schon sehr oft im Elternhaus. Lernspiele und Lernhefte werden bereits im Vorschulalter angeschafft und eingesetzt. Kinder lernen sehr früh die Kombination von Leistung und Versagen. Wenn etwas geschafft wird, dann heißt es gleich, ab zur nächsten Stufe. In der Schule ist dann auch gleich die Beurteilung da, die den Leistungsdruck für manche ins Unerträglichein die Prüfungsangst - steigert. Ein guter Lehrer wird das spüren, wenn ein Kind subjektiv überfordert ist, wird darauf reagieren und die Prüfungssituation mildern. Tut er es nicht, reduziert er die Motivation des Schülers. Für „Erstkläßler”, aber auch diejenigen, die in die Hauptschule oder die AHS übertreten, kommt die Angst vor dem Ein- beziehungsweise dem Umstieg in eine unbekannte Gruppe dazu.

Eine große Hilfe bei Schulangst ist es, den Sprößling seine Kreativität ausleben zu lassen. Das heißt, auch nicht leistungsorientiertes Tun als Alternative zulassen: malen, basteln, musizieren. Wer bei seinem Kind

Kontaktschwierigkeiten mit Gleichaltrigen beobachtet, sollte das Kind auch außerhalb der Schule in eine Gruppe bringen, in der das Kind den Umgang lernen kann.

Ein weiterer wichtiger Schritt gegen die Schulangst ist die Bereitschaft der Eltern, schon im Kindergartenalter mögliche Schwächen des Kindes zu sehen. Viele Eltern wollen diese Schwächen nicht wahrhaben: Sie lassen sich aber gerade im Vorschulalter noch leichter beheben. Gemeint sind sprachliche oder motorische Probleme. Auch Kinderärzte sind manchmal zu großzügig: Sie hoffen auf Nachreifung. Eine spätere Korrektur kann aber nicht nur schwieriger sein, sie dauert auch länger, und das Kind muß dann auch bereits erste Niederlagen erleben.

Leistung ist nicht alles

Das wichtigste für Eltern ist aber die Erkenntnis, daß man mit Überforderung umgehen lernen muß, um ein Kind aus dem Teufelskreis der Schulangst herauszuholen. Kinder müssen erleben können, daß Schule und Leistung nicht alles sind auf der Welt. Sie müssen wissen, daß Kommunikationsfähigkeit etwas Wertvolles ist, damit sich zwischen Eltern und Kind nicht nur „Schule” abspielt. Wenn nur mehr Schwächen aus der Schule das Denken der Eltern beherrschen, dann gibt es kein anderes Thema mehr, dann wird es auch für das Kind immer schwieriger, die Angst wächst und wird immer quälender.

Es wäre gut, wenn Eltern nicht nur auf die Schwächen ihres Kindes fixiert wären.

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