7124580-1996_50_22.jpg
Digital In Arbeit

Anpacken statt managen

19451960198020002020

Die Aussicht auf einen Job wird auch für Absolventen der Wirtschaftsuniversität immer länger. „Nur” Akademiker zu sein, genügt längst nicht mehr. Gefragt sind zunehmend Zielstrebigkeit, Leistungsorientierung und internationale Erfahrung.

19451960198020002020

Die Aussicht auf einen Job wird auch für Absolventen der Wirtschaftsuniversität immer länger. „Nur” Akademiker zu sein, genügt längst nicht mehr. Gefragt sind zunehmend Zielstrebigkeit, Leistungsorientierung und internationale Erfahrung.

Werbung
Werbung
Werbung

Von „dramatischen Verschiebungen am Arbeitsmarkt für Absolventen der Wirtschaftsuniversität” (WU) sprach Universitätsprofessor Oskar Grün anläßlich der Pressekonferenz zur „zbp-Wirtschafts-messe 1996”. Diese Berufs- und Informations-Veranstaltung vermittelte dieses Jahr rund ein Fünftel der mehr als 1.000 WU-Absolventen. Das „zbp” wurde 1983 mit dem Ziel gegründet, die Zusammenarbeit zwischen WU, Unternehmen und Absolventen zu fördern.

Dennoch wird auch für WU-Ab-solventen die Arbeitsmarktlage immer angespannter. Die Wartezeiten auf einen Job- derzeit durchschnittlichen drei Monate - werden immer länger obwohl das Interesse an Wirtschaftsmessen seitens der Unternehmen sogar steigend ist. Nach 60 Firmen im Jahr 1995 nützten heuer nahezu 90 Firmen die Gelegenheit, sich auf der „zbp-Wirtschaftsmesse” zu präsentieren. Darunter immer mehr Firmen aus Deutschland, Frankreich und England. Doch die Hauptmotivation der Firmen für die Teilnahme an einer Jobmesse ist weniger die aktuelle Personalsuche sondern die Präsentation des Unternehmens und seines Leitbildes. Das ergab eine Umfrage der Agentur „Kommunikations Impulse”.

Firmenzusammenbrüche, Fusionen, Outsourcing und Globalisierung führten zu einer Verlagerung der Stellenangebote von wenigen großen zu vielen kleinen, von alteingesessenen zu jungen, von inländischen zu ausländischen Unternehmungen, meint Universitätsprofessor Grün und: „Arbeitsplätze für WU-Absolventen werden zunehmend eine Holschuld.” So werde das Warten auf Stellenangebote zunehmend riskanter. Bei nach wie vor hohen Absolventenzahlen, jährlich mehr als tausend, sei es daher notwendig, neue Arbeitsmärkte zu erschließen. Als Beispiele wurden genannt: Finanzdienstleistungen, die Telekommunikationsbranche, Umweltmanagement, das Management von Gesundheits- und Sozialleistungen, das Kulturmanagement, das Management der öffentlichen Verwaltung und die Unternehmensgründung.

„Studienplanung mit Köpfchen”, empfiehlt der Professors den Studenten. Das heißt, nicht das studieren, was als leicht gilt oder Fächer zu wählen, die in der Praxis gerade besonders gut angesehen sind. Beide Strategien seien kurzsichtig und deshalb riskant. Krisensicher studiere der, der sich über alle Studienangebote informiere und jene auswähle, die mit seinen eigenen Stärken und Neigungen am dauerhaftesten harmonierten.

Auf die veränderten Arbeitsmarktbedingungen für Akademiker ging auch Johannes Steinringer ein. Steinringer, seit 1980 Geschäftsführer des Instituts für Bildungsforschung der Wirtschaft und seit 1996 Geschäftsführer des Vereines „Qualifikation Austria” wies darauf hin, daß „mittelfristig Beschäftigungszuwächse durch externe Hilfestellungen weder durch die Politik noch durch die wirtschaftliche Prosperität” zu erwarten seien. Die angespannte Situation erfordere daher eine „aktive Strukturierung des Arbeitsmarktes durch die Absolventen”, meint Steinringer und fordert:

■ Offenheit beim Berufseinstieg;

■ mehr Akademiker in Klein- und Mittelbetriebe und

■ Steuerung des Karriereverlaufs. Wichtig für die Karriereplanung sind zudem die Wünsche der Unternehmen an ihre zukünftigen Mitarbeiter. Dazu Ottmar Kayser, Leiter der Nachwuchsgruppen Personal, Zentrale Deutsche Bank AG, Frankfurt am Main: „Wir suchen vor allem Hochschulabsolventen, deren bisheriger Lebensweg durch Zielstrebigkeit, Leistungsorientierung und breite, möglichst auch internationale Erfahrungen gekennzeichnet ist. Das Vorhandensein bankspezifischer Kenntnisse nimmt an Bedeutung zu, je mehr der angestrebte berufliche Einstieg den Charakter eines Direkteinstiegs hat. Mobilität betrachten wir als Selbstverständlichkeit.”

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung