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Digital In Arbeit

Arbeit und Eigentum

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Der Walberberger Dominikaner, bekannt durch seine sozialethischen Untersuchungen, setzt mit dem vorliegenden Buch sein „Werkbuch der katholischen Sozialethik in Frage und Antwort“, dessen bisher erschienene zwei Bände auch in der „Furche“ besprochen worden waren, fort. Der vorliegende Band stellt den ersten Halbband des dritten Hauptteiles („Die Ordnung des Wirtschaftslebens“) dar und ist der Erörterung der Fragen von Eigentum und Arbeit gewidmet. Der zweite Halbband des dritten Teiles soll sich sodann mit der „Wirtschaft“ und mit der Sozialreform befassen. Wie die ersten zwei Bände ist auch der dritte Band eine pädagogische Meisterleistung sowohl hinsichtlich der Klarheit und Eindeutigkeit wie vor allem, was die Anordnung des komplexen Stoffes betrifft, der sich auch durch eine attraktive optische Gliederung geradezu anbietet. Dazu kommen die im Buch gebotenen Hilfsmittel, ein Verzeichnis bzw. eine Erläuterung der verwendeten Fachausdrücke, ein Literaturverzeichnis, das fast 30 Seiten umfaßt, und das für Werke der vorliegenden Art unentbehrliche Stichwortverzeichnis von mehr als 50 Seiten. Bei der verzeichneten Literatur gibt der Verfasser gleichzeitig eine Rezension und damit Hinweise, welche Werke jeweils einem weiteren Studium des Gegenstandes dienen können.

Dem Autor geht es mit seinem Sozialkatechismus darum, die Sozialethik aus ihrer (unvermeidbaren) abstrakten Darstellung zum Lehrgegenstand auch für den Nichtfachmann zu machen und als einen wohlabgewogenen Katalog praxisbezogener Regeln darzustellen. Daher werden die angeschnittenen Probleme jeweils durch einfachste Beispiele verständlich erläutert.

Wenn der Autor Wert auf die Feststellung legt, daß das Buch zuvorderst dem „Laien“ dienen soll, ist er zu bescheiden. Auch der Fachmann kann das Buch mit großem Gewinn lesen, vor allem, weil der Verfasser umfangreiche Materialien vorlegt und mit klaren Begriffen arbeitet. Die pädagogischen Vereinfachungen dürfen nicht Anlaß sein, im Buch eine Art „Volksbuch“ zu sehen. Es handelt sich um eine ernst zu nehmende wissenschaftliche Abhandlung. Lediglich die Art der Darstellung entspricht dem pädagogischen Anliegen des Verfassers.

Das Buch verdient aber nicht nur gelesen oder als willkommenes Nachschlagewerk verwendet zu werden, man muß es studieren! Was wird' nicht etwa beim Kapitel „Gewerkschaft“ oder in der Sache „Mitunternehmertum“ an neuen Einsichten und an Material geboten! Dabei geht der Verfasser bis in die unmittelbare Gegenwart. Gerade die Sozialwissenschaft ist zwar reich an wissenschaftlichen Werken, aber arm an Lehrbüchern. Um so dankbarer muß man dafür sein, ein Werk-Buch wie das von P. Dr. rer. pol. Welty zu erhalten.

Handbuch der Moraltheologie. Von Otto Schilling. III. Band: Spezielle Moraltheologie: Sozialer Pflichtenkreis. Schwabenverlag, Stuttgart. 365 Seiten. Preis 23.50 DM.

Nachdem der Verfasser im II. Band dieses vorzüglichen Handbuches die Pflichten hinsichtlich der eigenen Person (Selbstliebe, Gesundheit, Leben, Selbstbildung, Beruf, Arbeit und Ehre) und der Hingabe an Gott durch die theologischen Tugenden und die Gottesverehrung behandelt hat, befaßt er sich in diesem III. Band mit dem sozialen Pflichtenkreis. Dieser teilt sich in eine personale Sozialethik mit den Pflichten der einzelnen gegen den einzelnen und eine Gemeinschaftsethik, in der die Rechte und Pflichten im Rahmen der Familie, des Staates und der Kirche zur Sprache kommen. Eine sehr ausführliche Behandlung (S. 116—262) erfahren jene Pflichten, die sowohl die Civitas Dei als die Civitas ter-rena betreffen, z. B. im Zusammenhang mit Erwerbstiteln, Verträgen, Sünden gegen fremdes Gut und der Restitution. Oberflächlich gesehen, decken sich diese Themen mit jenem Traktat der früheren Handbücher, der „De Justitia“ überschrieben wurde. Aber es hat sich doch manches geändert, zuerst in der Einteilung und dann im Akzent, der verlegt wurde. Mit Recht sagt der Verfasser: „Die Caritas steht nicht im Gegensatz zur Idee des Rechtes, sondern setzt das Recht als Mindestforderung für das friedliche Zusammenleben voraus.“ Sie bestätigt, sichert, ergänzt, ja veredelt das Recht. Dieser Grundgedanke, der nicht neu ist und in den früheren Handbüchern gewiß nicht fehlte, wird,hier jedoch allen konkreten Rechtsanforderungen vorangestellt und kommt daher an geeigneter Stelle immer wieder zum Durchbruch. Besondere Beachtung verdienen in der Sozialethik die sehr aktuellen, zwangsläufig auch manchmal kasuistisch behandelten Themen über Steuerpflicht (nicht nur Pönalgesetzel), über die verwaltende und richterliche Tätigkeit, Todesstrafe, Krieg usw Es wurde und wird auch jetzt noch viel von einer Erneuerung der Moraltheologie gesprochen, aber es ist leichter, diesbezüglich einige Prinzipien aufzustellen, als ein ganzes Werk darnach einzurichten. Dem Münchener Ordinarius ist letzteres gelungen — und so liegt das fertige Werk samt einem Register über die drei Bände vor uns mit seiner bewundernswürdigen, an St. Thomas geübten Klarheit, leiner einleuchtenden Komposition, Sicherheit des fein abgestuften Urteils und in einer leicht verständlichen, niemals „akademisch“ anmutenden Sprache. Der Dank vieler Seelsorger, Theologen und Laienapostel ist dem Verfasser sicher.

Prof. DDr. Nico Greitemann

Herders Kleine Weltgeschichte. Der Weg der Menschheit. Herausgegeben von Thomas Urban. Herder-Bücherei, Bd. 5. Verlag Herder, Freiburg. 258 Seiten. Preis 1.90 DM.

Eine riesige Vorarbeit und ein Minimum an Umfang, stellt dieses Werk einen wirklichen Meistergriff und ein Kabinettstück zugleich gelehrter und schriftstellerischer Arbeit dar. Wir glauben es dem Vorwort gerne, daß außer dem Herderschen Bildungsbuche noch und noch Manuskripte hergestellt, ausgeschieden und als Grundlage verwendet worden sind. Kritische Bemerkungen im einzelnen sind gewiß möglich. Auch könnte man die Reihenfolge der alten Hochkulturen vielleicht anders vornehmen, den Begriff der Weltkulturen enger fassen, Weltreich und Weltkulturen begrifflich schärfer trennen, die neueren Perioden im Verhältnis zu den alten doch etwas breiter gestalten, wodurch manche Akzente aufgelockerter geworden und manche Kapitel weniger schematisch geraten wären; der ganze Guß ist trotz alldem so geschlossen, daß man mit Einwänden im einzelnen so sparsam wie möglich sein sollte I Das Leitmotiv (auf S. 9), welches nicht genug gelobt werden kann: „Das Ereignis hat in der Geschichte den allseitigen Vorrang vor allem, was darüber gedacht werden kann“ — wurde von der ersten bis zur letzten Seite wirklich ernst genommen. Nicht alle Leser werden ermessen können, welche Leistung darin liegt. Alles in allem: ein Buch, welches jedermann auf der ganzen Welt immer wieder lesen sollte!

Univ.-Doz. Dr. Alexander Novotny

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