Bangen vor dem Papstbesuch

Werbung
Werbung
Werbung

Viele freuen sich auf den Papst, und die internationale Jugendwallfahrt nach Mariazell hat schon im Vorfeld für Stimmung und Hoffnung gesorgt. Niemandem sollen Freude und Hoffnung genommen werden. Aber wann sonst als jetzt müssen auch Fragezeichen gesetzt werden.

Benedikt XVI. wird im Hubschrauber zur Wallfahrt einschweben, ein perlenbesticktes Messkleid überwerfen und in Markenschuhen zum Altar schreiten, Bestsellerslogans ignorierend ("Der Teufel trägt Prada"), von Scharfschützen bewacht. Ob sich Jesus Christus das Auftreten seines vicarius (Anwaltschaft ist damit gemeint, mit "Stellvertreter" herausfordernd übersetzt) so vorgestellt hat?

Erst vor wenigen Monaten hat der "Vicarius Christi" mit einigen Entscheidungen Zündstoff in seine Gemeinden gestreut. Die generelle Erlaubnis des Tridentinischen Messritus hat nicht der Kirchensprache Latein wieder zu Ehren verholfen - die "neue Messe" durfte immer auch in Latein gefeiert werden! Die vom Volk abgewandte Priesterhaltung aber hat den Konflikt Kleruskirche gegen Volkskirche neu aktualisiert. Nirgendwo war das lautstark verlangt, von vielen Bischöfen ist es offen beklagt, vom Prager Kardinal als konzilswidrig demaskiert worden: Warum dann?

Gleichzeitig hat der Papst neuerlich bekräftigt, dass sich die evangelische "kirchliche Gemeinschaft" nicht Kirche nennen darf. Sieht so der Petrus-Dienst an der Einheit aus? Wird der Papst in Mariazell davon sprechen, dass die katholische Kirche gern an ihrer stark marienbezogenen Tradition festhalten, aber diese nicht allen Christen aufdrängen will? Oder wird er sagen: Ohne römischen Marienkult kann es keine wahre Kirche geben? Das wäre versuchter Totschlag in der Ökumene Richtung Reformation.

Wir beten für den Papst und den Erfolg seiner Reise. Aber auch in diesem Sinn.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung