Bienen am Bildschirm

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Das Bundesgymnasium "Keimgasse" in Mödling bei Wien ist eine Pilotschule in Sachen E-Learning.

Die Pausenglocke schrillt. Schülerinnen und Schüler unterschiedlichen Alters laufen die Treppe im Stiegenhaus herunter und drängen die Gänge entlang, einige von ihnen haben Notebooks unter dem Arm. Eine Lehrerin huscht als letzte in eine Klasse. Durch die offene Tür sieht man Pennäler über aufgeklappte Laptops gebeugt.

Seit dem Schuljahr 2002/2003 gibt es im Bundesgymnasium "Keimgasse" in Mödling bei Wien Notebookklassen, in denen insgesamt rund 100 Schüler sitzen. "Wir sind eine Pilotschule im Hinblick auf E-Learning", meint Direktorin Margarete Zelfel. Mit vier weiteren niederösterreichischen Schulen, die E-Learning als Methode im Unterricht integrieren wollen, nimmt das BG am "elearning Cluster NÖ" teil.

"Begonnen hat es im Sommer 2000, als die Entscheidung zur Teilnahme am Schulversuch Notebookklassen' fiel", erzählt Peter Karanitsch, Biologielehrer und mit seinem Kollegen Michael Päuerl bereits erprobter "E-Learning-Lehrer" des BGs "Keimgasse". Drei Kilometer Kabel wurden in dem noch aus dem 19. Jahrhundert stammenden Gebäude verlegt und so genannte "Acces Points" aufgestellt. Durch sie sind die Schüler im Schulareal via Funk-LAN-System vernetzt, können Daten austauschen, auf den Schulserver abspeichern und ins Internet einsteigen. Die Notebooks zahlen die Eltern. Für Schüler, deren Eltern sich die teuren tragbaren Computer nicht leisten können, gibt es pro Jahr zwei vom Unterrichtsministerium finanzierte "Sozial-Notebooks".

Universell einsetzbar

"E-Learning ist in fast allen Fächern möglich", erklärt Michael Päuerl. "In Bildnerische Erziehung kann etwa ein Layout oder eine Web-Site entworfen werden, in Religion sind Präsentationen auf Power-Point-Basis möglich". Michael Päuerl unterrichtet am BG "Keimgasse" Religion - auch mit dem Einsatz von elektronischen Medien. Die Ausbildung zum "E-Teacher" hat er schulintern nachgeholt. "Bevor man mit E-Learning im Unterricht beginnt, sollte man als Lehrer schon wissen, welche Möglichkeiten man hat - die Schüler können da oft mehr als man selbst", gesteht der Theologe. Dass die "persönliche Kommunikation" im Unterricht zu kurz kommt, befürchtet Michael Päuerl nicht. "E-Learning ist nur ein Teil des Unterrichts."

Peter Karanitsch lässt seine Schüler im Unterrichtsfach Biologie etwa zum Thema "Bodenorganismen" in Gruppen aus dem Internet recherchieren. Begeistert schwärmt der Naturkunde-Lehrer von einer Power-Point-Präsentation des "Bienenschwänzel-Tanzes".

Über die vielen Vorteile des E-Learnings sind sich die beiden Lehrerkollegen einig: Es führe zu einer sicheren Handhabung des Computers und würde die Schüler zu mehr Selbstständigkeit erziehen, da sie sich viele Lerninhalte selbst erarbeiten müssten. Auch das Arbeiten im Team würde gefördert: "Die Schüler sind vernetzt, können gemeinsam etwas gestalten und das später präsentieren", sagt Karanitsch. Generell seien die "Notebookklassler" hoch motiviert.

Schwierigkeiten hat es am Beginn des Projektes gegeben. "Die Schüler haben oft die Zeit nicht einschätzen können und für viele Dinge zu lange gebraucht", erzählt Karanitsch. Ein Problem sei auch, dass die Schüler die PCs häufig zum Spielen benützen. "Aber wenn man durch die Klasse geht, sieht man ja, was auf den Bildschirmen läuft", meint Karanitsch und auch die Direktorin Margarete Zelfel nimmt ihr Pilotprojekt in diesem Punkt in Schutz: "Früher haben sie eben Schifferl versenkt".

Nähere Informationen unter

www.bgmoedling-keim.ac.at und www.e-teaching-austria.at

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