Bodenseeregion bündelt Bildungsangebot

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Erste länderübergreifende Studiengängen seit dem Wintersemester

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Erste länderübergreifende Studiengängen seit dem Wintersemester

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Auf einem Linienschiff mitten auf dem Bodensee gründeten im Juli dieses Jahres elf Rektoren die "Regio-Rektorenkonferenz". Mit der Installierung dieses Gremiums von Hochschulleitungen aus Hochschulen rund um den Bodensee, ist die zweite Etappe auf dem Weg zur Realisierung der "Internationalen Bodensee-Hochschule (IBH) erreicht. Das Projekt soll bis 2003 abgeschlossen sein.

Die Idee, ein Netzwerk der Hochschulen und Universitäten der Bodenseeregion zu schaffen, kam erstmals bei der Internationalen Bodensee-Konferenz (IBK) vor fast genau zwei Jahren zur Sprache. Die Internationale Bodensee-Konferenz ist eine Konferenz aller Regierungschefs der Bodensee-Anrainerländer und -Kantone.

Wie Peter Wieser, Vorsitzender der IBK-Kommission Bildung, Wissenschaft und Forschung - die Kommission ist Motor des Projektes Internationale Bodensee-Hochschule - anlässlich eines Symposiums in Bregenz, im Sommer 2000 ausführte, sprechen für die Bündelung der akademischen Ausbildung in der Region vor allem drei Gründe: 1. Der beschleunigte strukturelle Wandel sowohl im Industrie- und Dienstleistungssektor als auch im öffentlichen Bereich zwingt auch den Wissenschafts- und Forschungsbereich, seine Projekte kostengünstiger zu entwickeln und marktgerecht anzubieten. Dazu bedarf es neuer Kooperationsformen der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit, in denen Synergien innerhalb der Region über politische Grenzen hinaus genutzt werden können.

2. Die Wirtschaftsstruktur der Bodenseeregion wird von kleinen und mittleren Unternehmen geprägt. Die Anrainerstaaten zählen in Europa zu den innovativsten, wirtschafts- und einkommensstarken Gebieten. Zur Sicherung dieser Wirtschafts- und Arbeitsmarktstruktur sind qualifizierte Aus-, Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten für die Beschäftigten und die junge Generation weiterzuentwickeln. Dazu muss eine innovationsorientierte, grenzüberschreitende Zusammenarbeit in Forschung und Entwicklung zwischen Hochschulen und Unternehmen ermöglicht werden.

3. Die Zusammenarbeit dient auch einem politisch erwünschten Zusammenwachsen der Menschen in einer Region, die viele kulturelle und geschichtliche Gemeinsamkeiten hat.

Was bereits läuft Seit dem Wintersemester 1999/2000 gibt es die ersten gemeinsamen Studienlehrgänge. Die Fachhochschulen St. Gallen und Konstanz Partner sind Partner bei dem Master-Aufbaustudiengang "Mechatronik". Es kann nun im Vollzeitstudium oder berufsbegleitend der Titel eines "Master of Science (Mechatronics)" erworben werden.

Der Studiengang "Mechanical Engineering und International Sales Management" ist eine Kooperation der Fachhochschulen Dornbirn, Furtwangen, Ravensburg-Weingarten und Konstanz. Durch die Zusammenarbeit können diese vier Fachhochschulen ihren Studierenden einen völlig neuen Master-Aufbaustudiengang bieten.

Großen Zuspruch findet auch der Studiengang "Information Engineering", den die Fachbereiche "Wirtschaftsinformatik" der Universitäten Zürich und Konstanz in Kooperation eingerichtet haben. Dieser Studiengang kann als Bachelor- oder Master-Studium betrieben werden. Derzeit gibt es rund hundert Studierende in den genannten Studiengängen der Universitäten und Fachhochschulen. Nach erfolgreichem Start sollen weitere folgen.

Dem Kooperationsverbund sind bereits zwölf Hochschulen und Universitäten aus der deutschen und Schweizer Bodenseeregion sowie aus Vorarlberg und Liechtenstein beigetreten.

Um den Teilnehmern an den länderübergreifenden Studien einen Abschluss zu ermöglichen, der in den verschiedenen Ländern auch anerkannt wird, haben die Hochschulen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz bilaterale Vereinbarungen getroffen. An der letztendlich angestrebten vertraglichen Regelung für die Internationale Bodensee-Hochschule wird derzeit gearbeitet. Entsprechende Entwürfe sollen auf der Konferenz der Regierungschefs Ende 2003 vorgelegt werden.

Die nächsten Schritte Die Entwicklung der Internationalen Bodensee-Hochschule basiert auf einem Drei-Stufen-Plan: In der ersten Stufe arbeiten alle beteiligten Hochschulen in einem informellen Kooperationsverbund zusammen. Seit dem Wintersemester werden die ersten länderübergreifenden Studiengänge durchgeführt.

In einem zweiten Schritt werden dann auch diejenigen Hochschulen, die gegenwärtig noch nicht in die Kooperation eingebunden sind, eingeladen, an einer grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Hochschulwesen teilzunehmen. Die Bildung eines Kooperationsrates der Hochschulen und Institute soll sicherstellen, dass alle Länder und Kantone, die das Projekt unterstützen, gleichberechtigt in die Arbeit eingebunden werden.

Der Kooperationsrat soll darüber hinaus auch als eine Art "Themenbörse" fungieren, wo Gemeinsamkeiten festgestellt und Maßnahmen für die Zukunft ausgearbeitet werden. Die Erfahrungen aus der Zusammenarbeit von Hochschulen und Instituten im Kooperationsrat sollen dann in den künftigen Verhandlungen zur Ausarbeitung eines "Staatsvertrages" ihren Niederschlag finden. Die entsprechenden Entwürfe werden den Regierungschefs Ende 2003 vorgelegt werden.

Mit der Gründung der Rektorenkonferenz bündeln die Hochschulen der Bodensee-Region nunmehr ihre Interessen in Sachen Netzwerk Internationale Bodensee-Hochschule. Dabei werden sie eng mit der Kommission "Bildung, Wissenschaft und Forschung" der Internationalen Bodenseekonferenz zusammenarbeiten. Diese bereitet derzeit die zweite Ausbaustufe der IBH vor. Dabei ist der Input aus den Hochschulen sehr wichtig.

Nach der Konstituierung der Rektorenkonferenz ging man gleich ans Werk. Eine erste tetranationale Arbeitsgruppe wurde gegründet. Diese wird die Kooperationspotentiale in Lehre, Forschung und Technologietransfer erheben und bewerten. Erste Ergebnisse werden bei der im November stattfindenden "Regio-Rektorenkonferenz" vorgelegt.

In der dritten und letzten Stufe sollte die Internationale Bodensee-Hochschule dann ein beschlussfähiges Organ sein mit eigenen Kompetenzen und eigenen finanziellen Mittel. Man geht davon aus, dass ein "Staatsvertag oder eine andere zweckmäßige vertragliche Regelung spätestens am 1. Jänner 2006 in Kraft gesetzt werden könnte.

Der Präsident der Internationalen Bodenseekonferenz, Vorarlbergs Landeshauptmann Herbert Sausgruber, erwartet sich vom Projekt Internationale Bodensee-Hochschule "einen wichtigen Zukunftsimpuls für die Entwicklung der Region". Durch eine verstärkte Zusammenarbeit und eine Bündelung des Angebotes der Universitäten und Hochschulen werde der Zugang zu gehobenen Bildungseinrichtungen für alle jungen Menschen in der Bodenseeregion verbessert, ist Sausgruber überzeugt.

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