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Bruderdienst in Übersee

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Vielleicht ist man über diesen Titel verwundert. Er hat aber seine Berechtigung, wenn man die Weltsituation und die vielfältigen Bemühungen sogenannter Hilfen betrachtet. Das Motiv der Hilfe ist mindestens so interessant wie die Hilfe selbst. Wer nämlich gibt, um wieder zu bekommen, handelt zwar nicht schlecht, aber jedenfalls nicht selbstlos.

Welches Motiv hat die kirchliche Entwicklungshilfe? Sie will selbstlos sein, ganz im Dienste der Menschen stehen, denen geholfen werden soll, und sie erwartet nichts für das, was sie getan hat. Sie kommt aus den geistigen Prinzipien der christlichen Nächstenliebe, die ihre Verwirklichung fordern. Sie fand schon durch Jahrhunderte ihre unermüdliche Verwirklichung; noch ehe das Wort „Entwicklungshilfe” gefunden war, haben Ordensleute der ganzen Welt in Verbindung mit der Verkündigung des Glaubens Hilfe für den materiellen Aufbau der bedürftigen Völker gebracht. Sicherlich ist nicht alles so gelungen, wie man es sich vorgestellt hat, aber das Motiv war: Nächstenliebe.

Dieses Motiv drängt zur Verwirklichung der Hilfe in Form des materiellen Einsatzes von verschiedensten finanziellen Mitteln und Spenden oder durch die direkte personale Hilfe. Beide Punkte finden wir schon Jahrhunderte hindurch in der Geschichte der Kirche, aber nie zuvor war dies so klar ausgesprochen. 1952 wurde von den Vereinten Nationen das Wort der Entwicklungshilfe und der Sorge um die Entwicklungsländer geprägt. Heute, wo man jede Zurücksetzung anderer Nationen verhindern möchte, spricht man fast nur mehr von Wirtschaftshilfe oder wirtschaftlicher Zusammenarbeit; ja man sagt als Entwicklungshelfer viel besser noch „Mitarbeiter in Übersee”. Wie immer man aber die Worte formuliert, es können nur starke Motive uns dahin lenken, daß wir die richtige Vorstellung von Entwicklungshilfe als natürlichen Bruderdienst in Übersee verstehen lernen.

Entwicklungshilfe der Diözese Linz

Alle großen Aktionen brauchen einen Anstoß und zugleich die Befürwortung der leitenden Personen. Es kann für Oberösterreich der Diözesanbischof selbst, Dr. Franz Salesius Zauner, als der große Förderer bezeichnet werden, der sich mit wirklichem Interesse für alle Aktionen im Sinne der Entwicklungshilfe, wip sie von der Katholischen Aktion, ihren Gliederungen und anderen Einrichtungen durchgeführt wurden, einsetzte, diese immer wieder begrüßte und zu weiteren Hilfsaktionen ermunterte.

Zahlen allein würden kein wahres Bild geben, was gerade in der Diözese Linz geleistet wurde; was in der Vorbereitung jeder brief aus Übersee eine Seltenheit war, ist er heute fast alltäglich geworden. Durch diese Aktionen sind innige Bande in alle Erdteile hin geknüpft worden. Das Schicksal der Menschen der ganzen Weit wurde in Stadt und Land hineingetragen. Kinder, Jugendliche und Erwachsene werden ständig mit den großen Aufgaben der Entwicklungshilfe konfrontiert und letztlich wird damit ein Band im Sinne des Bruderdienstes geknüpft.

Sammelaktion an positiver, bildender Information an das gesamte Volk weitergegeben wurde, ist vielleicht eben so viel wert. Viele Überlegungen, Planungen, Informationsschriften, Reden, Gespräche, Diskussionen, Vorträge, Beratungen und Kontakte schriftlicher und persönlicher Art mit Österreichern in aller Welt, mit Menschen verschiedenster Sprachen und Rassen oder Erdteile wurden gemacht. Wo vor fünf Jahren ein Luftpost-

Eine kurze Übersicht der finanziellen Hilfen sei hier gegeben, wobei die großen Summen, die für reine Missionshilfe gespendei wurden, nicht erwähnt sind.

„BRUDER IN NOT”, durchgeführt von der Katholischen Männerbewegung. Sie hat diözesan in der Aktion „Flores”, in der Mithilfe zum Afro-Asiatischen Institut in Wien, zum Bau verschiedenster Schulen in Indien, Bolivien usw. von 1959 bis 1963 einschließlich die Summe von 5,410.000 Schilling gesammelt.

„FAMILIENFASTTAG” — Aktion der Katholischen Frauenbewegung im Rahmen der gesamtösterreichischen Aktion für Korea und Ostasien.

Das diözesane Sammelergebnis von 1958 bis einschließlich 1964 beträgt: 11,880.000 Schilling, die für die vielfältigen Projekte der Entwicklungshilfe Verwendung gefunden haben. Außerdem wurde von der KFB für die Studentenaktion für 34 Studenten aus Ostasien und Afrika von 1959 bis 1964 die Summe von 1,000.000 Schilling hiefür gespendet.

Die Katholische Jugend führt seit vielen Jahren ihre Aktionen durch und versucht, durch interne Zusammenarbeit mit ihren internationalen Vereinigungen der Weltbünde der Katholischen Studierenden Jugend, der Arbeiterjugend und der Katholischen Landjugend Mithilfe zu leisten.

Die Katholische Arbeiterjugend (KAJ), die im Zusammenhang mit internationalen Aktionen zirka 440.000 Schilling sammelte, gab davon ungefähr 200.000 Schilling für Entwicklungshilfeprojekte aus.

Die Katholische Studierende Jugend hat 35.000 Schilling gesammelt.

Die Katholische Landjugend (KLJ) hat besonders durch die Mithilfe am großen Projekt: Schulzentrum Matai in Ostafrika und durch die Spendenaktion für den Entwicklungshelfereinsatz ihre Sammlungen durchgeführt und seit 1958 mehr als 750.000 Schilling aufgebracht.

Dazu kommen viele Hilfeleistungen, die durch Kolping, Marianischer Kongregationen und vieler anderer Vereinigungen, die im diözesanen Bereich tätig sind, durchgeführt wurden. ..

MITARBEITER IN ÜBEEEEEE”: Eine besondere Leistung für den firüderdienst in Übersee stellen die Entwicklungshelfer dar, die einige Jahre ihres Lebens für die Entwicklung und den Aufbau anderer Völker zur Verfügung stellen. Eine Einsatzgruppe steht in der Diözese des oberösterreichischen Missionsbischofs Exz. Rosenhammer in Bolivien: Frau Dr. Irmgard Kern, Frl. Irmtraud Kern (beide aus Unterweißenbach i. M.), die Lehrerfamilie Christian Jessen (Mühllacken), Hubert Lammerhuber mit Familie (aus dem Kolpingwerk Linz), Hans Pum (Eferding).

Eine Gruppe von drei Schwestern des Kinderkrankenhauses Linz: Sr. Marietta Köppl (Aschach/Donau), Sr. Ria Hinterberger (Grieskirchen) und Sr. Karola Furtner (Liriz- Ebelsberg) sind im Einsatz im Missionskrankenhaus Ifakar/Tanganjika.

Die größte Einsatzgruppe bilden die Entwicklungshelfer der Katholischen Landjugend. Von den 36 jungen Leuten, die von der KLJÖ ausgebildet wurden, kommen 15 aus Oberösterreich: Fanni Payrhuber (aus Dietach bei Steyr) in Korea, Ludwig Brand- stötter (Ort i. I.), Leopold Liebletsberger (Rohrbach i. M.), Norbert Peinbauer (Rohrbach i. M.), Waltraud Jessen (Bad Schaller- bach) in Bolivien, Hans Maxwald (Ohlsdorf) in Guatemala, Hans Hammerl (Mondsee) in Nigeria, Alois Mayrhofer (Unterweißenbach) in Neuguinea, Josef Hötzmanseder (St. Peter/ Wbg.) in Brasilien, Maria Dobelhofer (An- drichsfurt) in Morogoro/Tanganjika, Johanna Pichler (Steyr), Hannelore Wendtner (Frankenburg), Karl Narzt (Neumarkt i. M.), Josef Lintner (Zell bei Zellhof), Karl Mitter- mayr (St. Peter/Wbg.); alle fünf in Matai/ Tanganjika.

Diese personale Hilfe stellt ohne Zweifel eine der intensivsten Formen für die Entwicklung anderer Nationen dar, da sowohl da christliche Vorbild, der Unterricht, die .upbildung und der Aufbau in anderen Län- dern hiedurch noch,, besser gefördert werden kann. Diese Hilfe läßt sich allerdings nicht mit Schillingen berechnen.

Die Sorge der Diözese Linz wird es auch in Zukunft sein müssen, im großen Plan der Entwicklungshilfe als Bruderdienst in Übersee tätig zu bleiben.

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