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"Das Geld von heute“

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Zu dem gleichnamigen Buch von Richard Kerschagl. Verlag für Wirtschaft und Kultur, Payer & Co., Wien 1949. 135 Seiten

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Zu dem gleichnamigen Buch von Richard Kerschagl. Verlag für Wirtschaft und Kultur, Payer & Co., Wien 1949. 135 Seiten

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Die Sozialwissenschaften haben heute neben ihrer sonstigen Bedeutung sicherlich die eine wichtige Aufgabe, gegenüber primitiver Pro- jekinemacherei und vor allem gegenüber der üblichen parteiischen Vernebelung und unmöglichen Simplifizierung brennender politischer Fragen durch die politische Propaganda auf die ganze Fülle und Weite der Probleme und auf all das hinzuweisen, was zu ihrer wirklichen Bewältigung tatsächlich berücksichtigt werden muß Die vorliegende kleine Schrift Kerschagls, der sich ja schon sei Beginn seiner wissenschaftlichen Laufbahn in besonderer Weise mit den Fragen des Geld- und Währungswesens befaßt hat, mag wohl dazu beitragen, diese Aufgabe der Sozialwissenschaft zu erfüllen.

Die Geldtheorie gehört zweifellos zu den meistumstrititenen und im allgemeinen wenigst befriedigenden Teilgebieten der Wirtschaftslehre. Sie hat nicht nur manche Wandlungen mitgemacht, die, wie der Verfasser mit Recht hervorhebt, weitgehend auf die Eigenart der jeweils herrschenden Wirtschaftsordnung — wenn auch sicherlich nicht nur darauf — zurückgeführt werden können, sie scheint Such Schritt für Schritt den Weg aus einer unlebendigen Isolierung ihres Problemkreises zur Bewältigung der großen Zusammenhänge zu finden. Es gehört zu den bedeutsamen Vorzügen der- Gedankengänge Kerschagls, daß sie die Einheit und Geschlossenheit der volkswirtschaftlichen Zusammenhänge sich immer vor Augen halten und dadurch die einzelnen Probleme in ihrer ganzen Fülle sehen. Kerschagl versteht die monetären Probleme aus der v o 1 k s wirtschaftlichen Funktion des Geldes. Das Geld ist „Geschöpf der Wirtschaft“, also Funktion der Wirtschaft — nicht bloß technisches Tauschmitel und absaz- fähigste Ware —, und daher auch iiK seinem Funktionscharakter wandelbar mit der jeweiligen konkreten Ordnung des wirtschaftlichen Lebens. Mag man auch zu Beginn bei manchen Formulierungen Kerschagls zunächst den Eindruck gewinnen, als käme er zu zu weitgehender Motorisierung. die über den Wandel der wirtschaftlichen Funktion diese selbst zu erfassen verabsäumt, so wird es doch bald klar, daß

Kerschagl sehr wohl eine VollgestiaLt, eine Vollentfaltung der Funktion „Geld" kennt, die ihm als Maßstab für ein bewertendes Urteil geld- und währungspolitiisdier Maßnahmen und Pläne der Vergangenheit und Gegenwart vor Augen steht.

Dieser Gesichtspunkt mag vor allem den Wissenschaftler interessieren, der den Gang des sozialwissenschaftlichen Denkens in unserer Zeit zu verfolgen sich bemüht. Im übrigen wird aber auch der Wissenschaftshistoriker das Kapitel über „Ein Schwundgeldprojekt vor 100 Jahren" (im Anschluß an Silvio Gesells Theorie in den Grundzügen dargestellt) als leckeren Bissen gern zur Kenntnis nehmen, und der Wirtschaftspolitiker dürfte erfreut darüber sein, daß ihm die großen Zusammenhänge, auf die bei währungspolitischen Maßnahmen zu achten ist, in den verschiedenen Abschnitten immer wieder von neuem aufgezeigt und erklärt werden. Hier seien besonders hervorgehoben die beiden Kapitel über die Quantitätstheorie, die Kapitel über Inflation und Deflation und über die Probleme einer Währungsreform, da gerade hier und heute eine Aufklärung der wirtschaftlichen Öffentlichkeit dringend erforderlich wäre, besondes soweit sie unter politischer Propaganda geistig zu leiden und trotzdem wichtige Entscheidungen zu fällen hat. Hier scheint uns neben der klaren Analyse der Funktionsminderung des Geldes in einer „Zuteilungswirtschaft“ nicht nur der nachdrückliche Hinweis auf die Zusammenhänge zwischen Geldschöpfung und Güterschöpfung bedeutsam, der den Blick von den Marktvorgängen auf die Produktionsvorgänge lenkt — was wahrhaftig nicht nebensächlich ist —, sondern vor allem auch die Ausarbeitung des Gedankens, daß die wirtschaftspolitischen Fragen der Zeit, auch die Fragen von Inflation und Deflation, von der Seitie der Wirtschaftsstruktur und nicht — wenn wir so sagen dürfen: mit den Augen eines überdimensionierten Buchhalters — von der Seite der Geld- und Geldmengenrechnung gesehen werden müssen. Über die Bedeutung der Geldlenkung im Wege der Finanz-, Steuer-, Kredit-, Tarif-, Einkommenspolitik, also über die wirtschaftlich-qualitativ verschiedene Bedeutung des Geldes je nach’ der Stelle der konkreten Aktualisierung seiner Funktion wird sich jeder, der in die Gedanken-

gänge der Schrift eingedrungen ist, selbst weitere Gedanken machen können.

F. A Westphalen

Ist das Abendland auf christlichem Wege? Von W. Reinhard. Verlag Herder Freiburg 1949. 41 Seiten.

Die in den abgedruckten Vorträgen dieses Heftchens vertretenen Thesen schließen sich eng an die päpstlichen Enzykliken an. Der Verfasser tritt gegen sittlichen Relativismus. Rechtspositivismus, Staatsabsolutismus, gegen den nur technischen Fortschritt auf und verlangt die christliche Erziehung in der konfessionellen Schule. Im Schlußteil wirft er die Frage aut, ob Anzeichen dafür vorhanden seien, daß das Kultur- und Gemeinschaftsleben des Abendlandes wieder durchchristlicht werde und wie die überzeugten und lebendigen Christen dazu beitragen könnten. Reinhard beurteilt die Situation mit vorsichtigem Optimismus, da ihm dur.ch den Zusamenbruch de: Nationalsozialismus die Wirkungsmöglichkeit des Christen gegeben scheint. Mit den Problemen Osteuropas setzt sich der Verfasser allerdings nicht und mit der sozialen Frage nicht näher auseinander. Er fordert praktisches Christentum im öffentlichen Leben, geistige Aufgeschlossenheit der Christen und in; formiertes Gewissen. Seine mit theologischer Methode formulierten Argumente sind nicht gerade zwingend vorgebracht.

Dr. Leopold Rosenmayr

Philosophie der Naturwissenschaft. Von Sir A, Eddington. Humboldt-Verlag, Wien. 288 Seiten.

Die moderne Naturwissenschaft, insbesondere die Physik, zwingt den Fachwissenschafder, sich mit den Grundlagen seines Forschungsgebietes auseinanderzusetzen, denn Relativitätstheorie und Quantenmechanik scheinen nicht nur eine Erweiterung der Physik zu bedeuten, sondern weisen auf grundlegende, für alles Erkennen überhaupt geltende Wahrheiten hin. Und so versucht Eddington unter physikalischem Aspekt eine Erkenntnistheorie aufzustellen, beziehungsweise die Verbindung zwischen Erkenntnistheorie und physikalischer Forschung aufzudecken. Bei seinen Untersuchungen kommt er zu Ergebnissen, die seiner Philosophie den Platz zwischen subjektivem Idealismus und logischem Positivismus anweisen. Die höchst unterhaltend dargestellte, wenn auch an zahlreichen Stellen nur für den Fachmann verständliche Philosophie wird allerdings vielfach zur Kritik herausfordern. So vor allem die Auffassung, daß einige Naturgesetze einen erkenntnistheoretischen Ursprung haben. Auch wird man die gewiß scharfsinnigen Untersuchungen des Existenzbegriffes nicht ganz unterschreiben können. Viele, psychologische Probleme streifende Ge-

danken sind nicht neu, werden aber durch die neue, symbolische Darstellung besonders interessant geboten. Das Werk selbst und nicht nur der vom „Institut International des Sciences Thioretiques“ in Brüssel ausgeschriebene „Ed- dington-Preis“ fordert auf zu einer „Darstellung und Kritik“ der philosophischen Gedanken dei großen englischen Physikers und Astronomen. Dr. Alfred Holländer

Tiroler Bildstöcke. Von J. Weingartner, österreichischer Bundesverlag, Wien. 117 Zeichnungen, acht Tafeln. 160 S.

An der Formung der Landschaft hat, soweit menschliche Tätigkeit sie beeinflußte, in den Alpenländern die Religion als stärkste geistige Kraft entscheidend mitgewirkt. Dorfkirchen und Kapellen Kreuze und Bildstöcke sind Zeugen davon. Diese letzteren hat Propst Weingartner herausgegriffen und gliedert sie in einige typische Gruppen, wie alte Tabernackelbildstöcke, in solche mit Nischen oder Säulen, in Maueraufsätze und Kapellenhafte. Jeder dieser Arten ist eine kurze Einführung gewidmet, die das historische und kunstgeschichtliche Moment heraushebt, worauf sich die Beschreibung der Denkmale anschlleßt, die durch die zahlreichen Federzeichnungen sehr lebendig wird. Die überaus große Mannigfaltigkeit stellt dabei dem künstlerischen Empfinden der damaligen ländlichen Steinmetze, Maurer und Maler ein glänzendes Zeugnis aus. So liefert das Buch auf einem eng abgesteckten Gebiete einen trefflichen Beitrag nach der gewohnten Art des Autors zum religiösen Volksleben und künstlerischen Fühlen Tirols. DDr Matth. Mayer, Going

An fremder Welten Tor. Von Dr. Petrus Klotz. Verlag Felizian Rauch, Innsbruck 1949. 3. Auflage,

In unseren Benediktinerabteien ist es Brauch, daß bei Tisch immer vorgelesen wird, Profanes und Religiöses, Geschichtliches und Geographisches, Biographien und anderes. Wenn ein Autor es versteht, in diesem Fall einer doppelten Tätigkeit die Aufmerksamkeit ganz auf sein Buch zu lenken, dann muß es schon besonders spannend geschrieben sein. Ich hörte mit vielen anderen das Vorlesen dies’es Buches von Dr. Petrus Klotz in unserer Abtei und muß gestehen, daß wir alle gespannt aufgepaßt haben, damit uns kein Satz des Buches entgehe. Das ist wohl der beste Beweis für die Qualität dieses Buches, das in Form’ und Inhalt so anprechend geschrieben ist. Natur und Kunst, Menschen und ihr Erleben, Denken und Fühlen anderer Welten werden uns in der so feinen Art des Verfassers in immer erneuter dichterischer Art nahegebracht.

Dr. Benedikt Reetz, Abt von Seckau

Das Nachtkastlbuch. Von E. Landgrebe.

Verlag „Das Bergland-Buch“, Salzburg.

Der Dichter und Graphiker Erich Landgrebe hat mit diesen zwei Dutzend fröhlichen Ge- schichten seiner Gemeinde ein willkommenes Geschenk gemacht, das trübe Stunden vergessen lassen kann. Kleine Geschichten, aus dem Leben gegriffen und mit feinem Humor gestaltet, halten Eindrücke aus der Knaben- und Jugendzeit fest, schildern heitere Erlebnisse und köstliche Typen. Daß hinter diesem Humor immer beseeltes Menschentum zu fühlen ist, daß hinter der fröhlichen Fassade stets ein wenig Ernst und Leid stecken, macht dieses Buch liebenswert. Die Initialen und Federzeichnungen des Verfassers erhöhen die Lebendigkeit seiner Erzählerkunst.

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