Das globale Netzwerk sozialer Entrepreneure

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US-Wirtschaftswissenschafter und Unternehmer Bill Drayton erhält den Essl Social Prize 2010 für sein Werk „Ashoka-Globalizer“ – Auszeichnung für Netzwerk sozialer Unternehmer Bewährte Projekte von Ashoka-Mitgliedern werden für Internationalisierung vorbereitet – Erste Konferenz der Globalizer Panels im April 2010 in Wien – Austausch und Ideenbörse

In Südafrika erhalten Aids-Kranke Hilfe. In Indien werden Gruppen unterstützt, die Schranken des Kastenwesens zu überwinden. In Deutschland werden straffällige, gewaltbereite Jugendliche in Gesellschaft und Arbeitsmarkt integriert. In Bangladesch erhalten Bauern kleine Kredite etwa für Saatgut. Die Gemeinsamkeit dieser Hilfen, dieser Initiativen? Dahinter steht zumindest ein Social Entrepreneur und hinter diesem die Organisation Ashoka. Sie wird nun global vernetzt und dafür erhält ihr Gründer, Bill Drayton, den Essl Social Prize 2010. Der Kongress The Globalizer Panels von Ashoka im April 2010 in Wien in der Hofburg ist ein Höhepunkt des weltweiten Erfolgs dieser Non-Profit-Organisation, der heute 2000 Persönlichkeiten in rund 70 Staaten angehören.

Indischer Fürst als Namensgeber einer Idee

Die geistigen Wurzeln und der Name der Organisation reichen in das dritte vorchristliche Jahrhundert der indischen Geschichte zurück. Fürst Ashoka widmete sich nach Jahren kriegerischer Herrschaft der Versöhnung, der Toleranz, der Freiheit und dem Wohlstand. Er stand Pate für das von Bill Drayton 1980 gegründete Netzwerk Ashoka, dessen aus dem Sanskrit stammender Name das „aktive Überwinden von Missständen“ bedeutet.

Asien gehört die frühe Leidenschaft von Bill Drayton, dem Sohn einer aus Australien in die USA eingewanderten Cellistin und eines Forschers. An der Grundschule interessierte sich der New Yorker für Geografie und Geschichte, nicht aber für Latein und für Mathematik. An seiner Hochschule machte er die Asien-Gesellschaft zur größten Studentenorganisation. Während des Jus-Studiums in Harvard gründete er den Ashoka-Tisch, ein wöchentliches interdisziplinäres Forum verschiedener Gesellschaftswissenschaften, das Personen unterschiedlicher Denkrichtungen zu Gesprächen zusammenführte. Nach seinen Abschlüssen in Wirtschaft und Recht arbeitete er in den Siebzigern zehn Jahre für McKinsey, ab 1977 für die Carter-Administration in der nationalen Umweltbehörde Enviromental Agency (EPA). Drayton entwickelte unter anderem den Handel mit Emissions-Zertifikaten, bis er schließlich zum sozialen Unternehmer wurde. Dies trug ihm zahlreiche Ehrungen und Ehrentitel ein, etwa jenen, zu den 100 einflussreichsten Absolventen der Harvard University zu gehören.

Diese Auszeichnungen erhielt er für seine in die Tat umgesetzte Idee, den Begriff des Social Entrepreneurship zu definieren und bedeutsam zu machen. Ashoka findet und fördert weltweit sozial engagierte Unternehmer, die sich für Meinungsfreiheit, Umwelt, Bildung, Gesundheit, Menschenrechte oder wirtschaftliche Entwicklung erfolgreich einsetzen. Sie müssen vorgegebene, von Drayton definierte Kriterien erfüllen, um zum Fellow und damit Teil eines neuen, weltweiten Netzwerkes zu werden.

Aufgenommen und geförderte wird nur, wer ein innovatives Konzept, eine innovative Idee vorzuweisen hat. Diese sollte von Kreativität getragen und von unternehmerischem Geist erfüllt sein. Wesentlich sind weiters eine hohe gesellschaftliche Auswirkung des Vorhabens sowie außerordentliche Integrität und Vertrauenswürdigkeit der handelnden Personen. Rund 2.000 Persönlichkeiten haben das geschafft. Eben jene anfangs genannten in Südafrika, in Indien, in Deutschland. Sie sind Ashoka-Mitglieder.

Jährliche Entwicklungsforen in Wien

Das neue und mit dem Essl Social Prize 2010 ausgezeichnete Ziel von Drayton ist es nun, bewährte Projekte von Ashoka-Mitgliedern mit der Initiative Globalizer zur Internationalisierung vorzubereiten: Ausgewählte Projekte sollen auf andere Länder übertragen werden. Die dahinerstehenden Social Entrepreneurs werden dann mit Personen zusammengeführt, die ihnen finanziell, strategisch oder mit Know-How Unterstützung bieten können. Die Plattform dafür sind die Globalizer-Entwicklungsforen und der Globalizer-Mindshare. Die Foren sollen einmal jährlich in Wien stattfinden, debattieren und die Projekte präsentieren.

Der Essl Social Prize wurde von Martin und Gerda Essl gestiftet. Er ist nach Ansicht seiner Stifter der erste weltweite Preis für wegweisende Projekte von privaten Sozialinitiativen, wird jährlich verliehen und ist mit einer Million Euro dotiert. Die Projekte werden gemeinsam entwickelt und betreut. Martin Essl: „Wir unterstützen damit Social Entrepreneurs. Das sind Gründerpersönlichkeiten, die ein soziales Problem erkannt und erfolgreich Gegenstrategien entwickelt haben.“

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