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Das neue „Österreichische Wörterbuch“

19451960198020002020

Herausgegeben im Aufträge des Bundesministeriums fOr Unterricht. Mittlere Ausgab , österreichischer Bundesverlag, Verlag für Jugend und Volk, Wien 1951. 274 Seiten

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Herausgegeben im Aufträge des Bundesministeriums fOr Unterricht. Mittlere Ausgab , österreichischer Bundesverlag, Verlag für Jugend und Volk, Wien 1951. 274 Seiten

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Das seit geraumer Zeit in Öffentlichkeit und Presse diskutierte neue „Österreichische Wörterbuch ist nun da. Es präsentiert sich in einem gediegenen Einband und ist, was Drude und Papier betrifft, gut. Das Format (15:21 cm) ist das von Schulbüchern. Das vorliegende Wörterbuch tritt an die Stelle der aus unserer Schulzeit bekannten „Regeln für die deutsche Rechtschreibung nächst Wörterverzeichnis“ und bildet, wie es im Vorwort heißt, „nunmehr die Grundlage der Rechtschreibung in den Schulen und Ämtern Österreichs“ Es i6t also zunächst keine Grundlage für Setzer und Druckereikorrektoren. Weiter ist festzustellen: die Gerüchte von einer amtlichen Kodifizierung des letzten Rotwelsch den Vermerk, aus welcher Sprache diese 6tammen Es ist somit fraglich, ob der Schüler einer höheren Schule mit diesem Wörterbuch sein Ausiangen findet. Man möchte 6agen, daß da6 aufgenommene Wortmaterial in einer nächsten Auflage einer Erweiterung bedürftig 16 t.

Es liegt in der Natur eines solchen Buches, daß es nicht nur dem Benützer zur Selbstkontrolle dient, sondern selbst unter ständiger Kontrolle der Öffentlichkeit 6teht. Daher wurde die Wörterbuchstelle des Österreichischen Bundesverlages, Wien I, Schwarzenbergstraße 5, eingerichtet, die neue Anregungen sichten und bearbeiten 6oll. Es mag hier gern festgestellt werden, daß dieses „österreichische Wörterbuch“ für das Niveau unterer Schulklassen und breiter Bevölkerungs- schichten ausreicht. Jedenfalls bedeutet die Ausweitung der alten „Regeln für die deutsche Rechtschreibung …“ zum neuen Wörterbuch für die Belange der Schule einen gewaltigen Fortschritt.

in jenen Einzelheiten zu erklären, in denen von der Naturwissenschaft etwas zu erwarten ist. Bei diesem Vorgehen 6teht auf der einen Seite die selbstverständlich völlig zeitunabhängige Offenbarungswahrheit, auf der anderen Seite die weitgehend entwicklungsbedingte naturwissenschaftliche Erkenntnis. Die Folge ist, daß bei der gleichen Offenbarungswahrheit die Methode von Thomas, wenn 6ie 6ich der heutigen naturwissenschaftlichen Einsichten bedient, zu anderen Ergebnissen in der Erklärung der vom Dogma betroffenen Wirklichkeit führen kann, als sie Thomas mit Hilfe der alten naturwissenschaftlichen Anschauungen zu erreichen vermochte. Angesichts des heutigen Standes der Biologie sind, um nur ein besonders auffallendes Beispiel hervorzuheben, zum Beispiel die Vorstellungen von Thomas hinsichtlich der Größe und des Wachstums Christi nach der Empfängnis sehr befremdlich: er nahm an, Christus habe nach der Empfängnis schon vom ersten Augenblick an die volle menschliche Gestalt im Umfang der kleinsten Menschen gehabt: Thomas hatte aber dann die größten Schwierigkeiten, zu erklären, wie Christus die normale Zeit von neun Monaten im Mutterleib verbringen konnte. Unsere heutigen biologischen Einsichten lassen die erste Annahme gar nicht zu, so entstehen dann auch nicht die damit verbundenen Schwierigkeiten Wenn Mitterer dabei die moderne Naturwissenschaft heranzieht, so befindet er sich in Gefolgschaft einer großen Autorität. Kein anderer als Pius XII. hat sich nämlich in 6edner Ansprache vom 22. November 1951 (siehe „Wissenschaft und Weltbild“, Jänner 1952) zur modernen Physik bekannt: man beachte, wie er dabei einerseits den alten Gottesbeweis des hl. Thomas aus der Bewegung auf neue Grundlagen stellt, andererseits die Deutung des biblischen Sechstagewerks völlig von (teilweise bis in die jüngste Zeit festgehaltenen) Berechnungen alter Exegeten befreit, indem er die heutige naturwissenschaftliche Errechnung eines Weltalters von fünf Milliarden Jahren unbedenklich übernimmt.

Professor Mitterer erörtert in vier Kapiteln die erb6ündelose Empfängnis Christi und Mariä, die heilige Menschwerdung Christi, die heilige Mutterschaft Mariä und die übernatürliche Vaterschaft de6 heiligen Joseph.

Daß an dem Buch Mitterers kein Dogmatiker unserer „entern (übrigens nicht enthalten — und mit Recht!) Gründ“, ebenso wie von rücksichtsloser orthographischer Angleichung der Fremdwörter an den praktischen Sprachgebrauch, entbehren der Grundlage. Es 6oll also mit dem „österreichischen Wörterbuch“ weder diktiert noch reformiert, sondern das gute Gemeindeutsch, die „gute, richtige deutsche Gemeinsprache“ (Vorwort) schriftlich — vor allem zum Zwecke des Unterrichts — festgelegt werden. Niemand kann im Ernste bestreiten, wie wichig und bedeutend ein solches Unternehmen ist. Der furchtbaren Verwilderung des Sprechens und Schreibens unserer Zeit muß endlich einmal gesteuert werden. Gerade vom erzieherischen Standpunkt aus wird daher ein solches Wörterbuch begrüßt werden. Natürlich muß man sich darüber im klaren sein, daß die hier aufgenommenen mundartlichen Wörter eben durch ihre Aufnahme ein Gewicht bekommen, das ihnen nicht immer zukommt.

Von dem pädagogischen Charakter her erklärt sich die Wiedergabe von Fremdwörtern zunächst in phonetischer Transkription (dschip = Jeep). Uber die Erklärung einzelner Begriffe kann man verschiedener Meinung 6ein, manche erklären Unbekanntes durch Unbekanntes (Molch als Lurch), manche sind zu weit oder zu eng gefaßt (zum Beispiel steht das Wort Interpellation für .Anfrage von Abgeordneten“, während man dieses Wort ja auch in anderen Fällen verwenden kann, dergleichen zum Beispiel intervenieren, wie es überhaupt nicht vorteilhaft i6t, Fremdwörter nur an einem einzigen Satzbeispiel zu erklären). Dabei sei gerne die große Schwierigkeit dieser Aufgabe zugegeben. Die Tatsache, daß die Zeichenerklärung als Beispiel für zweifache Betonbarkeit (die im Wörterverzeichnis durch fehlenden Betonungspunkt gekennzeichnet ist), das Wort l6lam angibt, das dann dennoch mit einem Betonungspunkt versehen wurde, scheint wohl auf einem Flüchtigkeitsfehler zu beruhen. Die Grundsätze, nach denen die Wörter aufgenommen oder weggela6sen wurden, sind nicht ganz klar: so fehlen viele Begriffe, die unmittelbar zum Wortschatz der gehobenen Umgangssprache gehören, wie zum Beispiel solche aus der humanistischen Bildungswelt. „Hemisphäre“ i6t enthalten, auf der gleichen Seite vermißt man jedoch das Wort „Hellas“. Vergebens sucht man ferner Imperialismus, Improvisation, Impressionismus, intuitiv. Bei den Fremdwörtern vermißt man sehr ges zusammenstoßen läßt: überall dieselbs fruchtbare Phantasie, der zuchtvolle präzise Aufbau und eine „beßtürzende Schau in die Tiefe der menschlichen Seele“ R. H.

Stella. Roman. Von Jan de Hartog. Aus dem Holländischen übersetzt von Nico Greite- mann. Rohrer-Verlag, Wien. 278 Seiten.

Die Geschichte eines holländischen Kapitäns, der während der deutschen Besetzung nach England flieht und Kommandant eines Schleppers wird, der Wracks zu bergen hat. Das besondere Kennzeichen dieses Romans ist, daß er ohne Haß gegen den Feind, aber mit Haß gegen den Krieg geschrieben ist; daß er kein falsches Heldenpathos, wohl aber echte Menschlichkeit preist, die alles versöhnt. Hervorzuheben wäre noch (positiv) die ausgezeichnete Übersetzung und (negativ) der leider nicht sehr geglückte Einband und Schutzumschlag. W. L.

Petrus. Das Leben eines Fischers. Erzählung mit 15 Bildern. Von Richard Seewald. Verlag Otto Walter, Ölten. 138 Seiten.

Während über den hl. Paulus unzählige Bücher existieren, ist die Literatur über den hl. Petrus recht spärlich. Das Werk von Seewald faßt die Stellen der Heiligen Schrift, welche sich mit dem ersten der Apostel befassen, zu einer Erzählung zusammen, die in ihrer ruhigen, getragenen Sprache einer „Vita“ gleicht. Der Text wird durch 15 Bilder ergänzt, die den heiligen Petrus nicht in der bisher üblichen Barodemanier zeigen, sondern versuchen, dem Problematischen dieser Persönlichkeit mit den Mitteln der heutigen Kunst gerecht zu werden. Besonders hervorgehoben sei die bibliophile Ausstattung des gesamten Werkes. W. L.

(Kurzbesprechungen von Robert Mühlher, Hans M. Loew, Hanns Salaschek, Friedrich Walli6ch, Roman Herle, Willy Lorenz. nur nüchtern und klar die Gefahr für ganz Österreich vor Augen geführt werden, die sich aus dieser verzweifelten Situation ergibt.

Von nicht geringerer Bedeutung ist, daß unsere Bauernschaft nicht nur einer wirtschaftlichen, sondern auch einer seelischen Krise ausgesetzt ist; eine Bedrängnis, die von der Großstadt kommt und das moralische Fundament der Landbevölkerung zerstört: Sonntagsmesse und Tischgebet geraten ebenso in Vergessenheit wie der Auftrag: „Im Schweiße deines Angesichts sollst du die Erde bebauen.“ Kino und Illustrierte, Rundfunk und Presse und Schundliteratur, sie helfen alle zusammen, um die Landjugend zu vergiften. Scheu vor der schweren Bauernarbeit, Genußsucht, Kinderlosigkeit sind die Folgen dieser „Erziehungsarbeit“. Viele einzige Söhne verlassen die Scholle und vergrößern damit die wirtschaftliche Krise. Das ist heute die Situation auf dem Lande.

In die leergewordenen Gebiete werden unaufhaltsam andere, gesündere Völker einströmen. Ein gesunder Bauernstand war noch immer das festeste Bollwerk eines Staates. Daher haben alle Gutgesinnten — die in der Stadt und die auf dem Lande — die heilige Pflicht, alles zu tun, um unseren Bauernstand gegen die wirtschaftliche und die geistige Bedrängnis zu schützen.

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