"Die Akademie muss sich bewegen“

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ÖAW-Präsident Helmut Denk über Sinn und Zweck einer Gelehrtengesellschaft, bevorstehende Reformen und die niedrige Frauenquote in der Akademie.

DIE FURCHE: Der ÖAW stehen tief greifende Strukturreformen bevor. Dazu gehören eine schlanke Verwaltung und ein Entwicklungsplan. Warum kommen solche - eigentlich selbstverständlichen - Maßnahmen erst jetzt?

Helmut Denk: Die Akademie ist eine autonome Einrichtung. Wer autonom ist, wehrt sich naturgemäß lange gegen Veränderungen.

DIE FURCHE: Letzten Endes konnten Sie sich aber doch nicht gegen das Diktat des Ministeriums wehren?

Denk: Eines möchte ich klarstellen: Diktiert wurde uns nichts. Aber es wurde klar, dass die Akademie sich bewegen muss. Wir sehen durchaus selbst die Notwendigkeit, die Führung der Forschungsträgereinrichtung nach den Prinzipien eines modernen Managements zu organisieren.

DIE FURCHE: Die Finanzierung der ÖAW wird künftig nach dem Vorbild der Unis über Leistungsvereinbarungen für jeweils drei Jahre im Voraus ausverhandelt. Wie viel Basisbudget hätten Sie gerne vom Staat?

Denk: Ich kann Ihnen sagen, was wir unbedingt brauchen, um weiterhin Spitzenforschung betreiben zu können. Auf Basis unseres Entwicklungsplanes sind das etwa 120 Millionen Euro pro Jahr. Damit gehen wir in die Verhandlungen. Unabhängig von ihrer Höhe geben uns die Leistungsvereinbarungen endlich eine budgetäre Planungssicherheit für zumindest drei Jahre.

DIE FURCHE: Werden Sie Institute schließen, falls Sie diese Summe nicht bekommen?

Denk: Das wird die Evaluierung aller unserer Einrichtungen zeigen, die wir bis Ende 2012 durchführen. Einige unserer Einrichtungen haben große finanzielle Schwierigkeiten. Das betrifft besonders jene, die teure Infrastruktur benötigen. Zusätzlich gibt es Probleme mit der Baufinanzierung. An einigen Standorten müssen dringend neue Gebäude errichtet werden. Ich betone aber ausdrücklich: Eine eventuelle Schließung oder Ausgliederung bedeutet nicht notwendigerweise, dass die entsprechende Einrichtung

wissenschaftlich mangelhaft wäre.

DIE FURCHE: Die ÖAW ist neben ihrer Funktion als Forschungsträger auch "Gelehrtengesellschaft“. Ist das noch zeitgemäß?

Denk: Ich vertrete ganz entschieden die Position, dass sich aktive Forschung und Gelehrtengesellschaft im Sinne einer Symbiose gegenseitig befruchten können. Die Gelehrtengesellschaft umfasst unsere gewählten Mitglieder, die über große wissenschaftliche Expertise verfügen. Dieses Wissen, diese Erfahrung fließt in die Erstellung der Forschungsstrategie ein.

DIE FURCHE: Die Frauenquote an der Akademie ist sehr gering. Unter den Mitgliedern beträgt sie nur knapp elf Prozent. Sieht Ihr Entwicklungsplan eine Anhebung des Frauenanteils vor?

Denk: Das ist nicht nur ein Problem von uns, sondern aller Akademien. Es liegt auch an der Struktur der Universitäten, von wo die meisten unserer Mitglieder ja kommen. Professorinnen sind dort ja noch immer in der Minderheit. Wir arbeiten jedenfalls aktiv daran, den Frauenanteil in der Akademie künftig zu erhöhen. (rl)

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