Die Anforderungen der Wissensgesellschaft steigen

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Besorgniserregende Zahlen liefert eine Studie der Universität Linz über Jugendliche ohne Ausbildung: Rund 75.000 junge Menschen gehören zur besonders gefährdeten Gruppe der "NEETs“ (Not in Education, Employment and Training): Sie gehen nicht mehr zur Schule, sind nicht erwerbstätig und nehmen an keiner Trainings- oder Weiterbildungsmaßnahme teil. Das betrifft österreichweit 8,2 Prozent der 16- bis 24-Jährigen.

"Niedrig qualifizierte Tätigkeiten verlieren in der Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft an Bedeutung. Gerade Jugendliche stehen vermehrt unter Druck, sich an die ständig steigenden Qualifikationsanforderungen anzupassen“, sagt Studienleiter und Soziologe Johann Bacher. Das Arbeitslosigkeitsrisiko für Menschen mit maximal Pflichtschulausbildung ist mit 18 Prozent fast dreimal so hoch als für jene mit einer abgeschlossenen Lehrausbildung. Je unzureichender die Ausbildung, umso größer ist die Gefahr des sozialen Ausschlusses und der Verarmung. "Besonders auffällig ist die geringe Teilhabe von Jugendlichen mit Migrationshintergrund der ersten Generation am österreichischen Bildungs- und Erwerbssystem“, betont Bacher. Fast jeder und jede dritte Jugendliche der ersten Zuwanderergeneration verfügt nur über eine geringe Bildung. Knapp 19 Prozent von ihnen sind weder in Ausbildung, Beschäftigung noch im Training. Vergleichsweise trifft das nur auf rund 6 Prozent der Jugendlichen ohne Migrationshintergrund zu. "Vor allem Mädchen der ersten Generation sind signifikant gefährdeter von sozialer Exklusion als ihre Brüder“, so der Sozialwissenschaftler.

Einzelne Schicksale und hohe Kosten

Handlungsbedarf bestehe nicht nur wegen der einzelnen Schicksale und der hohen Kosten: "Der dauerhafte Ausschluss junger Menschen birgt gesellschaftspolitische Gefahren“, warnt Soziologe Bacher. Ungleichheiten entstünden, wenn Schulleistungen von der sozialen Herkunft und nicht von den Begabungen abhängen. "Ganztagsschulen könnten die Chancengleichheit fördern, sofern die Jugendlichen dort individuell gefördert werden“, meint Bacher. Die aktive Arbeitsmarktpolitik müsse frühzeitiger einsetzen und das gesamte Umfeld der Jugendlichen einbeziehen: "Nicht nur die Schule, sondern auch Familie, Freunde, Freizeit“, fordert Bacher. Institutionsübergreifende Lösungen könnten etwa durch regionale Netzwerke entstehen, die die Jugendlichen als Partner einbeziehen. "Anstelle eines Denkens in Zuständigkeiten soll ein Denken und Handeln in Verantwortlichkeiten treten“, so der Soziologe. (ein)

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